Nr. 25/Seite 2

Amtsblatt für den Kreis Calw

Samstag, 20. Juni 1953

muster vor. Aber auch in Unitönen ist Ever- glaze erhältlich,

Seinen Verwendungsmöglichkeiten ist keine Schranke geseßt. Er ist in lebhaften Dessins am Strand ebenso angebracht wie in ausdrucks­vollen Drudemustern in der Stadt. Man sieht ihn als Fähnchen verarbeitet, aber auch als Sommer­mantel, Morgenrock und sogar als Festkleid. Selbst für dasstarke Geschlecht gibt es neuerlich sommerliche Hemdblusen aus uni­farbenem Everglaze.

Man sieht also: Everglaze ist sozusagen ein Allround-Schlager. Aber trotjdem ein Tip: Wenn sie nicht ganz die Linie besten, die sie sich wünschen, und trogdem Everglaze für ein Sommerkleid verwenden wollen, dann lassen sie sich den Rock nach Möglichkeit nicht zu

weit arbeiten. Everglaze gehört nämlich zu den abstehenden Materialien, die bei weiter Machart die Figur der Trägerin unvorteilhaft zur Geltung bringen.

Wie wird Everglaze gewasdien ?

Gewaschen wird Everglaze ausschließlich mit milder Seife oder Feinwaschmitteln, die in lauwarmem Wasser aufgelöst werden. Nicht reiben und nicht wringen - nur ausdrücken. Nach dem gründlichen Ausspülen in klarem Wasser ausdrücken, in ein Frottierhandtuch einwickeln, flach ausbreiten oder im Schatten trocknen. Nicht stärken und nach Möglichkeit nicht bügeln. Wenn Bügeln nötig ist, dann nur von der linken Seite mit nicht zu heißem Eisen.

Der vielseitige Wert der Sonnenblume

Geringe Mühe - vielfältiger Ertrag, - es gibt wenig Pflanzen, die so anspruchslos und doch so reich lohnend sind wie die Sonnenblume. Sie nimmt mit jedem Boden vorlieb; sie be­darf geringer Pflege. Wenn die jungen Pflan­zen fußhoch sind, soll man sie behäufeln. Verwendbar ist von der Sonnenblume beinahe alles: Stengel, Blätter, Früchte. In China schält man die Sonnenblume sehr. Nicht nur der Früchte wegen, die wertvolles Oel liefern, sondern auch als Gespinstpflanze. Der Sten­gel nämlich erhält eine sehr feste und dabei solch feine Faser, daß man sie - zur Ver­fälschung der Seide benutjen kann. Die Sonnen­blumenstengel werden genau so behandelt wie die des Flachses; sie sind sehr gut zu Gespinsten und Bindegarnen geeignet. Weiter­hin besifeen die Stengel einen ziemlich großen Gehalt an Pottasche, die durch Verbrennen gewonnen wird. - Die grünen wie auch die im grünen Zustande getrockneten Blätter geben unter Beimengung von Mehl ein vorzügliches Futter für Michvieh. In ihrer Blütezeit ist die Pflanze eine sehr geschälte Bienenweide. Darum sollten um jeden Bienenstand Sonnen­blumen gepflanzt werden, sie sind hervor­ragende Honig- und Wachsspender. - Ihr wert­vollstes Erzeugnis ist der Same. Die Sonnen­blumenkörner verwendet man entweder als Viehfutter, oder man verarbeitet sie zu Mehl und Oel. Für die Haushühner sind sie ein treffliches Mastfutter, und - mäßig verabreicht - steigern sie den Eierertrag. Auch Tauben, Puten, Fasanen, Papageien schälen Sonnenblumen­kerne sehr. Ferner schätjt sie der Kaninchen­züchter zur Mast seinerStallhasen, die da­von rasch fett werden. - Auch bei der Mast von Schweinen sind sie eine wertvolle Futter­beigabe, und auch an Ziegen und Schafe ver­füttert man sie gern. Aus den geschälten Samen läßt sich ein feines Mehl bereiten, aus dem ein sehr gut schmeckendes Teegebäck hergestellt wird. Das Sonnenblumenöl endlich, das aus den Samen gepreßt wird, findet vielseitige Verwendung. Gut gereinigt, dient es als Speiseöl und ist ebenso gut wie Mohnöl. Es ist ferner ein vorzügliches Brennöl. Der Seifen­sieder benugt es zurHerstellung von Rasier- und

Hautwaschseifen, auch in der Oelmalerei findet es Anwendung. Die ausgepreßten Kerne geben Oelkuchen, die man an Milchvieh verfüttert, und die den Leinsaatkuchen vollkommen gleichwertig sind.

Der Kunstgärtner nennt die Sonnenblumen Bahnwärterblumen und läßt höchstens einige Zierarten gelten, Dabei ist dieganz ge­wöhnliche Sonnenblume neben all ihrer Nützlichkeit auch eine schöne Blume. Die mächtige Blütenscheibe inmitten des Kranzes goldfarbener Blütenblätter gewährt einen wunderschönen Anblick. Schönheit mit hoher Nütjlichkeit gepaart - wir sollten die Sonnen­blume noch weit höher schälen als bisher!

Kunststoffe aus Fettabfällen

Tierische Fette und Pflanzenöle, die für die menschliche Ernährung nicht geeignet sind, können nach einem neuen Verfahren als Weich­macher für die Kunststoffindustrie verwendet werden. Es handelt sich dabei vor allem um die als Abfallprodukte in den Schlachthöfen übrigbleibenden großen Mengen von Schweine­fett und Rindertalg sowie um die Pflanzenöl­rückstände bei der Sojabohnenverarbeitung. Diese Fette eignen sich besonders zum weich- inachen chlorhaltiger Kunststoffe.

Die Einwirkung von Sonnenlicht oder Wärme führte bisher bei einer Reihe dieser Stoffe zur Entstehung von Salzsäure und da­durch zu Verfärbung oder Brüchigwerden des Materials. Bei Verwendung der neuen Weich­macher tritt dieser Mangel nicht auf. Die Kunststoffe bleiben gleichmäßig klar.

Der Jahresbedarf der amerikanischen Kunst­stoffindustrie an Weichmachern allein für die Verarbeitung chlorhaltiger Kunststoffe liegt etwa bei 70 000 Tonnen. Die volkswirtschaft­liche Bedeutung des neuen Verfahrens wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, daß 1952 z. B. etwa 315 000 Tonnen Fett in den großen amerikanischen Fleischfabriken anfie­len, für die man bisher keine Verwendungs­möglichkeiten hatte.

Pflanzen-Ersatjbeet im Gemüsegarten

In jedem Gemüsegarten sollte ein Pflanzen- Ersaßbeet angelegt werden. Auf diesem muß immer ein bestimmter Vorrat an Pflanzen aller Art vorhanden sein, um eingegangene Gemüse­pflanzen sofort ersehen zu können. Die Größe eines Pflanzen-Ersajjbeetes richtet sich nach der Größe des Gartens. Es sei lieber etwas zu groß als zu klein, denn die Pflanzen dürfen auf ihm nicht zu beengt stehen, wenn sie sich kräftig entwickeln sollen. Ratsam ist es, die Pflänzchen erst auf einem Saatbeet vorzuzie­hen, um sie nach Entwicklung von zwei bis drei Blättern mit dem erforderlichen Abstand auf das Ersatjbeet zu pflanzen.

Für das Pflanzen-Ersatjbeet kommen alle Kohlarten, Kohlrabi, Kopfsalat, Endivien und dergleichen in Frage. Um nicht mit Ersatj- pflanzen in Verlegenheit zu geraten, empfiehlt

es sich, lieber eine Aussaat zuviel zu machen, als die abgeernteten Beete tage- oder wochen­lang unbestellt liegen zu lassen. Das Pflanzen- Ersafebeet, auf das die kleinen Sämlinge ver­pflanzt werden, wird an einem sonnigen Plag angelegt. Dadurch sind die Pflanzen gleich in der vollen Sonne abgehärtet und beim späte­ren Verpflanzen hieran gewöhnt. Das Anwach­sen wird dadurch wesentlich erleichtert.

Die Ersagbeete müssen sich in bestem Zu­stand befinden. Sie werden durch Beimischung von verrottetem Dünger oder nahrhafter und kalkhaltiger Komposterde verbessert. Nach dem Umgraben kann man auch 25 bis 30 Gramm Volldünger je Quadratmeter streuen, der leicht untergeharkt wird. Zu dichter Pflanzenstand ist auf alle Fälle zu vermeiden. Nur dann ent­wickeln sich die Pflanzen zufriedenstellend und lassen sich besser herausnehmen. Einige Tage

vor dem Auspflanzen auf den eigentlichen Be­stimmungsort wird das Beet gründlich durch­gegossen, damit die Pflanzen beim Heraus­nehmen was mit der Pflanzkelle geschehen sollte einen guten Wurzelballen halten und gleich wieder flott weiterwachsen.

Praktische Erbsenbeete

Jedes Jahr Erbsenreiser beschaffen zu müssen, ist eine wenig angenehme Arbeit. Daß dann das spätere Pflücken ebenfalls manches Unbe­queme mit sich bringt, lehrt die Erfahrung. Viel einfacher dagegen und praktischer ist ein Gerüst aus Stangen, wie sie beim Pflanzen von Tomaten benugt werden. Dieses Gerüst wird mit dünnem Eisendraht bespannt. Die Anlage erfolgt so:

In die beiden Eckpfähle der Schmalseiten des Beetes schlägt man in Abständen von etwa 15 cm kleine Nägel. Der unterste Nagel soll etwa 20 cm Bodenabstand haben. Ungefähr 20 cm vom oberen Ende bringt man eine Ringschraube an. Dann schlägt man in die beiden Querstäbe zu den Eckpfählen am Hirn­holz einen stärkeren Nagel, der sich gut in die Ringschraube stecken lassen muß. Die restlichen Pfähle, die alle 180 cm lang sein sollen, er­halten gleichfalls in den genannten Abständen Nägel als Auflage für die Drahtbespannung. Diese Stangen werden nun in Abständen von rund zwei Meter in den Boden gesteckt. Will man nur Ringschrauben benugen, müssen sie etwas aufgebogen werden, damit man den Draht hineinlegen kann.

Jegt wird der Draht an einem Eckpfahl unten angelegt und zum anderen Eckpfahl gezogen und von hier zum nächsten Nagel hoch. Den zweiten Draht zieht man parallel zum ersten. So geht es fort bis zum Schluß. Man achte darauf, daß der Draht nicht abgeschnitten wird, sonst leidet die Spannung, und die ganze An­lage wird leicht wackelig. Man verwende auch keinen Maschendraht. Zu bemerken ist noch, daß der Draht nach dem Anhäufeln der Erbsen gespannt wird. Die Stangen soll man besser vor dem Legen der Erbsen einstecken. Nach der Ernte wickelt man den Draht auf eine Rolle auf, die Stangen werden herausgezogen. Beides kann man Jahr für Jahr wieder ver­wenden. Eine derartige Anlage sieht immer sauber aus und hat sich in der Praxis gut bewährt.

Wie sind Sämereien anzukeimen?

Das Ankeimen kleinerer Sämereien bereitet oft Schwierigkeiten, weil sie beim Bewässern leicht eingeschlämmt oder fortgespült werden können. Durch das Bewässern wird aber auch die Erdoberfläche leicht zu hart und dadurch das Aufgehen kleiner Sämereien erschwert. Das läßt sich vermeiden, wenn man feine Samen nicht in Holzkästen, sondern in etwa acht Zentimeter tiefen Tonschalen keimen läßt. Die Tonschalen werden zunächst mit Moos ausgelegt. An einer Ecke läßt man Plat? für ein Glasröhrchen, das bis auf einen halben Zentimeter an den Boden heranreicht. Die Moosschicht wird ausreichend bewässert, bis sie kein Wasser mehr aufnimmt und dann mit Gartenerde und Sand, zu gleichen Teilen gemischt, etwa vier Zentimeter hoch bedeckt. Der Samen wird darauf so dünn wie nur möglich eingebracht und mit feinem Sand überdeckt. Bis auf die Stelle, an der das Glas­röhrchen herausragt, wird die Tonschale mit einer Glasscheibe überdeckt und an einem warmen Ort aufgestellt. Wenn das Moos zu trocknen beginnt, wird durch das heraus­ragende Glasröhrchen gewässert. Von der an- gefeuchteten Moosschicht geht dann die Feuchtigkeit auf das Erdreich über. Da die Feuchtigkeit von unten kommt, wird eine Verkrustung der Oberfläche, wie sie bei sonstigen Bewässerungen immer auftritt, ver­mieden. Sofern sich an der Unterseite der Glasscheibe Wassertropfen ansammeln, müssen diese abgetrocknet werden, damit sie nicht abtropfen und die Pflanzerde verkrusten.