Seite 2/Nr. 17

Amtsblatt für den Kreis Calw

Samstag 25. April 1953

vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger wider­spricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls sie bei der Feststellung der geringsten Gebote nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachge- seßt werden.

Diejenigen, welche ein der Versteigerung

entgegenstehendes Recht haben, werden auf­gefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt.

Herrenal b, den 16. April 1953

Kommissär Wörz, Notariatsverweser

Nichtamtlicher Teil

Die ganze Wirtsdiaft hängt am Leim

Seit 2000 Jahren tierisdie Leime « nodi heute unentbehrlich

Wenn der Laie in irgendeinem Zusammen­hang das WortLeim hört, dann denkt er normalerweise an den Tischler, der Möbel ver­leimt, wobei er einen Leimkessel entweder im Wasserbad oder vollbeheizt stehen hat, um dann mit dem Pinsel den Leimauftrag vorzunehmen. Nur wenig Menschen aber sind sich darüber im klaren, daß Leime und Kleb­stoffe Artikel sind, ohne die der Produktions­prozeß der gesamten Industrie bei dem heu­tigen Stand der Technik weitgehend zum Stil­stand kommen würde. Ein Streik in der Leim­und Klebstoffindustrie müßte wahrscheinlich unsere Wirtschaft ebenso automatisch zum Er­liegen bringen wie ein Streik im Bergbau.

Ungeahnte Verwendungszwecke

I I Denn Leime, und zwar in der Hauptsache tierische Leime, werden nicht nur in den ver­schiedensten Sparten der Holzverarbeitung be­nötigt, sondern z. B. auch in der Schleifmittel­industrie, die damit speziell Schmirgelpapiere und -gewebe fabriziert. Ueber den Sektor

Schmirgel ist also die ganze eisenverarbeitende Industrie weitgehend von Leim abhängig. Ein weiterer lebenswichtiger Bedarfsträger ist die Zündholzindustrie, die den tierischen Leim zur Befestigung des Streichholzkopfes benötigt. Selbstverständlich ist, daß die Klebstoff- und Klebrollenindustrie nicht auf die Verwendung von Leim verzichten können. Für Tapeten und Papier ist Leim ein ebenso unentbehrliches Bindemittel wie bei der Herstellung von Schlichtemitteln für die Textilindustrie. Hoch­wertige Leimqualitäten braucht man für be­sonders anspruchsvolle Verleimungen, z.B. für die Verleimung des Tennisschlägers, der ja heftigen Schwingungen ausgesetjt ist, so daß die Leimfuge sich jeweils elastisch den starken Beanspruchungen anpassen muß. Auch die Lederwarenindustrie ist aus ähnlichen Grün­den auf das Bindemittel Leim angewiesen.

Es würde zu weit führen, hier sämtliche Industriegruppen aufzuzählen, die ganz oder teilweiseam Leime hängen. Aber es ist erstaunlich, daß die tierischen Leime trots ihres Alters von rund 2000 Jahren immer noch in unserem modernen Wirtschaftsgefüge unent­behrlich sind.

U 46 - ein wirkungsvolles Mittel für die Unkrautbekämpfung

Auf dem wichtigen Gebiet der Unkrautbe­kämpfung im Getreide und auf dem Grün­land wurde in Deutschland durch die Einfüh­rung des von der BASF in verschiedenen Formen hergestelltenU 46 ein neuer Weg eingeschlagen. Aus diesem Grunde hatte sich die Landwirtschaftliche Abteilung entschlossen, i zur Unterstütjung ihrer Aufklärungsmaßnahmen | einen FarbtonfilmHerr über das Unkraut herzustellen, der die Landwirtschaft über das Wesen der Wuchsstoffe, deren Wirkung und Anwendungsmöglichkeiten zur Unkrautbe­kämpfung unterrichten soll. Dieser Film wurde auf der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Limburgerhof und draußen in der landwirt­schaftlichen Praxis gedreht und ist soeben fertiggestellt worden.

Die BASF beschäftigt sich auch eingehend mit der Schädlingsbekämpfung: vor allem wird Perfektan zu diesem Zweck gern in der Landwirtschaft angewandt. Ueber einige der wichtigsten Schädlinge wie Apfel blattläuse, Kohlerflöhe, Himbeerkäfer und eine Pilzerkran­kung, die Fruchtfäule, wurden von der Shell AG hervorragende Filme auf dem Dritten Inter­nationalen Kongress ,für Phytopharmazie (- Pflanzenheilmittelkunde) in Paris im Sep­tember 1952 vorgeführt. Eine Anzahl dieser Filme wurde der BASF leihweise zur Verfü­gung gestellt. Diese Farbtonfilme, die zum Teil mit Zeitraffer aufgenommen wurden, zeigen in bisher nie gesehenen Bildern ein- ehend und sinnfällig das Verhalten der chädlinge.

Kunststoff-Film als Wundverscbluß

Anstelle eines kleinen Verbandstofflagers | wird man künftig auf Unfallstationen usw. viel­leicht nur noch zwei 15 cm hohe Kännchen aufzubewahren brauchen. In Amerika ist näm­lich mit bestem Erfolg ein neues Verfahren ausprobiert worden: Der antiseptische Wund­verschlussfilm. Man träufelt oder sprüht dabei eine Flüssigkeit auf die Wunde, das Lösungs­mittel verdunstet und ein plastischer, d. h. nach­giebiger Film verschließt sicher die Wunde, j Der Vorteil des Verfahrens liegt einmal im sehr erleichterten Anlegen von Verbänden auch! an sonst schwer zugänglichen Stellen. Zum anderen tragen solche Verbände nicht so stark auf wie Binden. Insbesondere im Unfall- und Katastropheneinsatj können auf engem Raum große Mengen Verbandsmittel mitgeführt wer­den. Chemisch gesehen handelt es sich dabei um Nitratcellulose und mit Harnstoff stabili­siertes Wasserstoffsuperoxyd, die mit einem Lösungsmittel zusammengebracht werden.

Der Plastik-Ueberschuh ist da

Je^t ist es auch in Deutschland gelungen, I einen Ueberschuh aus Kunststoff in Serie auf' den Markt zu bringen. Es handelt sich um I eine durchscheinende zarte Plastikfolie, die | nicht altert und äusserst strapazierfähig ist. Selbst Säuren und Laugen können ihr nichts I anhaben. Der Ueberschuh, dessen Sohle etwas 1 verstärkt ist, ist so zugeschnitten und verar­beitet, daß er absolut wasserdicht bleibt. Zur | Befestigung am Fuß dient ein kleiner Spangen- Verschluss, der bei jedem Schuhwerk, auch beim Stöckelschuh, einen einwandfreien Sife des Ueberschuhes garantiert. Das Gewicht des Plastikmaterials ist so gering, daß der Ueber­schuh - nach Gebrauch in eine federleichte, saubere Plastikhülle verpackt - bequem in jeder Damenhandtasche untergebracht werden kann.

Der Plastikschuh macht einen durchaus eleganten Eindruck. Er läßt den Blick frei auf

Hinweis: Unserer heutigen Ausgabe liegt ein Wett­schein des Württemberg-Badischen Totos im West-Süd- Block bei. Wir empfehlen die Beilage Ihrer besonderen Aufmerksamkeit. Die 12 er-Wette brachte bisher die höchsten Quoten, die leichte 10 er-Wette viele lohnende Gewinne.

Torf im Garten erspart viel Zeit und Arbeit

Macht man einmal den Versuch und streut zwischen frisch pikierte Setjlinge etwas fein zerriebenen Torfmull. Gießen wir dann die jungen Pflanzen, werden wir staunend beob­achten, wie schnell die Arbeit getan ist. Na­türlich darf die Torfschicht nicht zu sparsam sein. Sie soll etwa 2 Zentimeter betragen. Die Arbeitserspamis ist im Hinblick auf die sich ständig mehrenden Aufwendungen im Garten recht groß, selbst wenn man die zum Aufstreuen des Torfes benötigte Zeit in Anrechnung bringt.

Torf hat die Fähigkeit, etwa 18mal soviel Wasser, wie sein Gewicht beträgt, aufzu­saugen, und zwar sehr schnell. Die Menge gibt es aber nur langsam an die Pflanzenwurzeln ab. Das sonst beobachtete Abfließen, wie es besonders nach starken Regenfällen erfolgt, wird also vermieden. Für Besiger von Erd­kästen ist das wichtig. In ihnen sammelt sich bei Nichtanwendung von Torfmull das Wasser gern an der Unterseite an und die Oberseite trocknet dann bald wieder ab. Ähnlich vermag auf Freilandbeeten das Wasser besonders bei trockener Witterung nur langsam ein- zusickem. Entweder ist der Boden zu trocken und nimmt daher kein Wasser an oder er ist vom vielen Gießen zu fest geworden. Auf Bee­ten, die in der Neigungsebene liegen, läuft es ebenfalls mehr oder weniger schnell ab. Hier wie dort erfüllt es ebenfalls nicht den ihm zugedachten Zweck.

Noch günstiger macht sich die Anwendung von Torfmull bei Aussaaten bemerkbar. Alle Sämereien bedürfen gerade zum Keimen be­sonders vieler Feuchtigkeit. Trockenes Wetter schadet ihnen beim Auflaufen. Streuen wir aber gleich nach der Saat, ganz gleich, ob im Früh­beet oder im Freiland, etwas Torfmull (etwa ein cm hoch) und gießen sofort gut an, ist der Wasserbedarf für den Anfang gesichert. Bei großer Hi^e genügt er immerhin für etwa einen Tag. Die krümelige Beschaffenheit des Torf­

mulls läßt noch genügend Luft an die Samen bzw. an die Jungpflanzen gelangen. Keimung und Spieen wird auch bei Trockenheit be­schleunigt. Muß später umgepflanzt oder ein­gestopft werden, finden wir stets gut ausge­bildete Wurzelballen vor, so daß diese Pflanzen bedeutend schneller anwachsen als die von unbehandelten Beeten. Daß die unter der Torf­mullschicht befindliche Erde feucht und locker bleibt und infolgedessen auch fruchtbarer ist, soll nur der Vollständigkeit wegen noch er­wähnt sein.

Rasenpflege im Frühjahr

Nachdem der Rasen im Herbst kompostiert worden war, wird je^t mit einer kräftigen eng- zähnigen eisernen Harke die ganze Fläche ge­harkt. Die Masse des nahrhaften Humus wird dabei fein verteilt. Größere Teile werden jedoch vom Rasen heruntergeharkt. Zum Schluß fegen wir die ganze Rasenfläche mit einem festen Reisigbesen ab. Anschließend wird die Rasen­fläche ausgebessert. Eine Aussaat soll jedoch nicht erfolgen.

Nur dort, wo sich Vertiefungen zeigen oder die Oberfläche verändert werden soll, kann man jegt an die Arbeit gehen. Der Rasen wird in Streifen gestochen, abgelöst und die Erde da­runter entweder ausgehöhlt oder entfernt. Auf die geebnete Oberfläche werden die Rasensoden dann wieder aufgelegt und mit einer Walze festgedrückt.

Es empfiehlt sich auch,schon jetjt gegen Unkräu­ter zu Felde zu ziehen; denn im Frühjahr wird das Wachstum verschiedener Unkräuter schon als störend empfunden. Mit einem spieen Mes­ser steche man alle diese Unkräuter mit den Wurzeln aus. Das Wiesenschaumkraut, die Kuckucks-Lichtnelke und das Maßliebchen las­sen wir aber auf der gewöhnlichen Rasenfläche getrost stehen.