14. Juli 1951

Nr. 28 / Seite 5

Amtsblatt für den Kreis Calw

Aus der Geschichte von Gräfenhausen-Obernhausen

Die Gemeinde Gräfenhausen besteht mit dem Ortsteil Obernhausen aus zwei Ortsteilen. Diese liegt 4,5 km nördlich von Neuenbürg am Dach- trauf des nördlichen Schwarzwaldes in dem freundlichen Tal des Endelbaches und des Gräfenhäuser Baches. Die Tannenwälder und der Buntsandstein lenken unseren Blick zum Schwarzwald hin, der Muschelkalk dagegen mit den fruchtbaren Äckern, den Obstanlagen und den sonnigen Weinbergen erinnern uns an das milde Unterland.

Unser Rathaus liegt 275 m ü. d. M. und damit tiefer als das Enztal. Heute zählt die Gesamt­gemeinde Gräfenhausen - Obernhausen 1536 Einwohner. Neben der alten unter Denkmal­schutz stehenden Kelter erhebt sich das neue Schulhaus, in dem 5 Klassenzimmer, 1 Festsaal, eine Badeeinrichtung und 1 Turnraum ein­gerichtet sind.

Am Rande des unbewohnten Eichenurwaldes entstanden einst die ersten Siedlungen. Durch Funde ist erwiesen, daß schon vor dem Jahre 268, wo in Pforzheim eine römische Garnison be­stand, bei uns römische Offiziere als Pensionäre siedelten. In den Marküngsteilen Endelbach, Dautenach und Kettelsbach sind Reste römi­scher Landhäuser entdeckt worden. Der Vier­götterstein mit der Figur des Herkules und der Minerva, sowie das Bild der Göttin Juno sind in unserem Kirchturm eingemauert. Ein Römer­weg zwischen Pforzheim und Baden-Baden berührt Obernhausen.

Die heutige Siedlung geht auf die Franken zurück und unsere Kirche wurde dem Franken­heiligen, dem Erzengel Michael, geweiht. Erbaut wurde die Kirche im Jahr 1108. Ursprünglich waren hier nur uralte Herrenhöfe mit kleinen Lehen. Später wurde das kleine Dorf mit einem Palisadenzaun umfriedet und die Kirche durch eine hohe Mauer mit Schießscharten umschlos­sen. Als Besitzer hat das Geschlecht der Strau­benhardt hier eine große Rolle gespielt. Auf die Beziehung zu den Grafen von Calw deutet der Name Gravenhusen. Gräfenhausen war der Ausgangspunkt für die Besiedlung und die Mis­sionierung des Waldgebietes, das zu dem Pfarr- sprengel gehörte. Seit 1335 brachte Württem­berg den Ort allmählich an sich.

Der Dreißigjährige Krieg hinterließ auch hier große traurige Spuren. 54 von 105 Bürgern sollen damals ihr Leben durch Hunger, Seuchen und Mord eingebüßt haben. Im Jahre 1692, zu der Zeit Ludwig XIV., überfielen französische Eroberer unser Dorf. Es steht geschrieben, daß drei Glocken gestohlen wurden und daß das Rathaus und die WirtschaftZum Ochsen in Flammen aufgingen.

Auch der Weltkrieg 1914/18 hat in unserer Gemeinde tiefe Wunden geschlagen. Das ein­drucksvolle Kriegerdenkmal zwischen Kelter und Schulhaus gibt mit seinen 61 in Stein ge­meißelten Namen der Gefallenen davon Zeugnis.

Im Weltkrieg 1939/45 hat die Gesamtgemeinde 50 Tote und 38 Vermißte zu beklagen.

Das im Jahre 1936 zu Ehren des genialen Musikers Joh. A. Sixt beim Rathaus errichtete Denkmal erinnert daran, daß ein großer Mei­ster in unseren Mauern geboren wurde. Sixt wurde am 3. Januar 1757 als Sohn eines Schul­meisters in Gräfenhausen geboren. Er kam später nach Donaueschingen und wirkte dort als fürstlich fürstenbergischer Kammermusiker. Seine Kompositionen fanden seinerzeit außer bei der Fürstin Maria Antonia von Fürstenberg wenig Gehör. Erst der Musikforscher Dr. Erich Fischer brachte die bisher unbekannten Kom­positionen an die Öffentlichkeit. Prof. Dr. Gysi, Zürich, bezeichnete Sixt als ebenbürtigen Mei­ster neben Mozart, Beethoven und Schubert. Im Jahre 1797 ist Sixt in Donaueschingen ver­storben.

Drei Fünftel der Bevölkerung sind heute in der Landwirtschaft und zwei Fünftel in der Industrie beschäftigt. Mehrere Omnibusse brin­gen täglich die in der Schmuck- und Uhren­industrie beschäftigten Arbeiter in das nahe Pforzheim.

Gräfenhausen-Obernhausen ist in erster Linie bekannt durch seinen köstlichen würzigen Rot­wein, den sogenanntenSchwarzriesling. Auch ist der Ort alsKirschengäu im weiten Umkreis unserer Heimat bekannt. In alten Aufschriften ist festgestellt, daß es nicht verwunderlich ist, daß die hiesigen Einwohner als sehr emsiges und sparsames Völklein bekannt sind. Die letz­teren Eigenschaften hätten ihnen den Namen Klemmer eingetragen. Es heißt auch, daß sie in der Hauptschaffenszeit nur ins Bett knien.

Arbeitskräfte gesucht

Hauptamt Nagold

Männlich: 1* techn. Zeichner, 4 Steinbruch­arbeiter, 1 Maurer, 2 Zimmerer, 3 Maler, 4 Gipser, 2 Kfz.-Mechaniker, 3 Möbelschreiner, 1 Schneider für Lederbekleidung, 1 jüngerer Sattler und Tapezier, 1 Baggerführer, 1 Herren- und Damenfriseur, meh­rere Dienst- und Pferdeknechte.

Weiblich: 1 perf. Friseuse, 1 Köchin, 1 Bei­köchin, 2 Hotel-Zimmermädchen, 3 Mädchen für Hausarbeit und Bedienung, eine Anzahl Haus- und Küchenmädchen für Saison- und Jahresstellen, sowie Hausgehilfinnen für Privathaushalte, mehrere Mäd­chen für Haus- und Landwirtschaft.

Nebenstelle Calw

Männlich: 1 Gärtner, ledig, für Erholungsheim der LVA., 1 Gärtnergehilfe (1822 Jahre), 1 Pferde­knecht, 27 landwirtschaftliche Arbeiter, l Kunststein­macher (Terrazzomacher), l Gipserhandlanger, meh­rere Maurer, mehrere Bauhilfsarbeiter nach Calw, 5 Maler, 1 Möbellackierer, 1 Möbelschreiner für Etuis­fabrik, der nach Zeichnung arbeiten kann, 2 Bau- und Möbelschreiner, 2 Möbelschreiner, 1 Autolackierer, 1 Autosattlermeister als Abteilungsleiter, 2 Sattler für Autofabrik, 1 Schweizerdegen, 1 Bautechniker,

1 Bauingenieur (mit Abschlußprüfung für den mitt­leren Baudienst) für Kreisbaumeisterstelle, 1 Heizer für Fabrikbetrieb (gelernt. Schlosser oder Elektriker) bis 40 Jahre, l Bäckergeselle.

Weiblich: 2 perfekte Stenotypistinnen, 2 per­fekte Kontoristinnen, 1 Etuismacherin, 7 Hilfsarbei­terinnen für Fabrikbetrieb in der Nähe von Calw,

2 Köchinnen für Sanatorien, 1 Beiköchin, 1 Servier­fräulein, mehrere Küchenmädchen für Hotels, meh­rere Hausgehilfinnen für Geschäfts- und Privat­haushalte.

Nebenstelle Neuenbürg

Männlich: Zimmerleute, Maurer, Malergehilfen, Werkzeugmacher, Schleifer (gelernte Kraft), Kraft­fahrzeugmechaniker, Schneidergehilfe, Jungkauf­mann a. Holzbranche o. Kenntn. in Lohnbuchhaltg., Hausbursche.

Weiblich: Schneiderin,Bedienungen/Serviererin, Schneiderin, Hausgehilfinnen, Hilfsarbeiterinnen.

Nebenstelle Wildbad

Männlich: 2 landwirtschaftl. Arbeitskräfte für Metzgerei mit Landwirtschaft, 1 landwirtschaftlicher Arbeiter für Gasthaus, der auch die Hausdiener­geschäfte miterledigt (Familienanschluß), 1 16-I8jähr. Jungen zum Anlernen als Fischereigehilfen, mögl. Ausgewiesener oder elternlos, 3 Maler, davon l mit Kost und Wohnung beim Arbeitgeber, 20 Bauhilfs­arbeiter, 1 technischer Zeichner, 2 Polsterer und Ta­pezierer Dauerstellen, 1 Konditormeister, nur erstklassige Kraft, 2 Alleinköche, 4 Beiköche,

1 Garagen-Jungen aus Wildbad, 1 Laufburschen (1617 Jahre), 1 Kohlenausiader, 1 Herrenfriseur,

2 jüngere Hausburschen, l Hausdiener, mehrere ju­gendliche Hilfsarbeiter zum Anlernen in Schmuck­warenbetrieb.

Weiblich: 1 landwirtschaftl. Kraft bis 35 Jahre, muß melken können, 1 Gartenhilfsarbeiterin, 2 Bei­köchinnen, 13 Haus- und Küchenmädchen, 15 Hilfs­kräfte für Küchen- und Zimmerdienst für französ. Kinderheim, aus Wildbad, 4 Hilfsarbeiterinnen für Fabrikbetrieb, 3 Bedienungen, 10 Hausgehilfinnen, 2 Stundenhilfen, 7 Zimmermädchen, 2 Bürokräfte, davon 1 mit Buchhaltungskenntnissen.

Standesamtlidie Nachrichten

Stadt Nagold Juni 1951

Geburten:

Ernst Reutter, Polizeiwachtmeister, Nagold, 1 S.; Walter Raisch, Fernmeldebauhandwerker, Nagold, 1 T.; Oswald Meier, Weber, Nagold, 1 T.; Manfred Schwaibert, Feinmechaniker, Nagold, 1 S.; Ernst Roller, Bäckermeister, Nagold, 1 T.; Otto Kappler, Dipl.-Ing., Uberberg, 1 T.; Friedrich Waidelich, Land­wirt, Fünfbronn, 1 T.; Oswald Derdau, Gipser und Maurer, Altensteig, 1 S.

Eheschließungen:

Gustav Geyer, Schneidermeister, Nagold, und Hedwig Humm, Näherin, Nagold; Ernst Albert Rostock, Hilfsarbeiter, Nagold, und Elsa Barth, Näherin, Nagold; Hans Schlipf, Reg.-Vermessungs- assessor, Plochingen, und Emma Gertrud Jeggle, geb. Arzt, Nagold; Willy Friedrich Sattler, Mechaniker, Nagold, und Charlotte Henne, Hausgehilfin, Nagold; Wilhelm Friedrich Gutekunst, Karosserieflaschner, Nagold, und Brigitte Herta Hildegard Holz, Näherin,

Iselshausen; Hermann Rauser, Metzgermeister, Na­gold, und Hildegard Emilie Martini, Haustochter, Stuttgart-Feuerbach.

Sterbefälle:

Ernst Schittenhelm, verh. Oberlehrer, Nagold, 47 J.; Viktor Herdt, gesch. Flaschnermeister, Altensteig, 58 J.; Helmut Schwidurski, Kaufmann, Altensteig, und Annemarie Krauskopf, Hilfsarbeiterin, Nagold.

Marktberichte

Stuttgarter Schlachtviehmarkt

Auftrieb am Dienstag, 10. Juli 1951: 847 Rinder,

1270 Kälber, 2531 Schweine, 17 Schafe.

Preise je Pfund Lebendgewicht: Ochsen: a 9099, b 8088; Bullen: aa 101103, a 95100, b 8593; Färsen; aa 105109, a 95103, b 8492; Kühe: a 7583, b 6875, c 5867, d bis 55; Kälber (Sonderklasse über Notiz): a 117125, b 110116, C 98108, d bis 90. Schweine: a und b 1 112115, b 2 und c 113116, d und e 110113, g 1 102107, g 2 bis 100. Schafe: nicht notiert.

Pforzheimer Obst- und Gemüsemarkt

in der Woche vom 2. bis 8. Juli 1951

Die angegebenen Verkaufspreise stellen lediglich die auf den jeweiligen Märkten festgestellten Ver­kaufspreise dar und verstehen sich, wenn nicht anderes vermerkt, in Pfennigen für ein Pfund:

Obst: Äpfel 100, Bananen 120, Aprikosen 75120, Erdbeeren 100110, Johannisbeeren 2528, Himbeeren 7580, Heidelbeeren 5560, Johannisbeeren schwarz 3850, Kirschen 3855, Orangen 110, Pfirsiche 100HO, Pflaumen 8090, Stachelbeeren 3540, Rhabarber 12 bis 15, Zitronen St. 2025.

Gemüse: Blumenkohl 6070, Bohnen 90120, Erbsen 3540, Gurken Stück 5090, Gurken 6065, Kartoffel 1013, Karotten Bd. 2022, Kopfsalat St. 10 bis 18, Kohlräble St. 15, Knoblauch St. 1517, Rettiche Bd. 2530, Rettiche St. 1020, Rotkraut 3034, Spinat 35, Weißkraut 1520, Wirsing 1825, Zwiebel 2530, Zwiebel Bd. 20.

Molkereibutter 310, Markenbutter 317, ein Vier­tel 79, Landbutter.280, Trinkeier St. 2225, Frischeier deutsche Stück 17,523, Rehrücken 280, junge Mast­hahnen 280, Rehragout 120, Wildschweinbraten 140 bis 160.

Aus der grünen Apotheke

Wiesensalbei-Tee verwendet man bei Nachtschweißen Lungenkranker, bei Leber­und Nierenleiden. Wegen seiner desinfizieren­den Wirkung verwendet man den Aufguß auch als Gurgelwasser und zum Mundspülen.

Schlehdornblüten-Tee wird gern we­gen seiner blutreinigenden Wirkung ange­wandt. Eine Abkochung der Rinde ist bei Was­sersucht, Asthma und Durchfall zu empfehlen. *

Kühle Wohnräume bei großer Hitze

Zunächst halte man die Sonne möglichst von den Zimmern fern. Man lasse Fenster, Vor­hänge und Jalousien solange geschlossen, wie die Räume von der Sonne beschienen werden. Dafür öffne man nachts die Fenster recht weit. Zugluft erhöht die Wirkung dieser Maßnahme. Verdunstung erzeugt Kälte. Große, flache Becken mit frischem Wasser in den Zimmern (unter Schränken und Stühlen) aufgestellt, ver­mindern die Zimmertemperatur. Dazu tut ein großes, in Wasser getauchtes Leinentuch, breit im Zimmer aufgehängt, ein übriges. Auch wie­derholtes Aufwischen des Bodens erfrischt die Zimmerluft.

Sehr .einfach und sehr wirksam ist auch fol­gendes Mittel: Man öffne die oberen Fenster­flügel und gleichzeitig die Feuerungstüren der Öfen. Durch den Zug des Schornsteins wird die Zimmerluft abgesaugt, und frische Luft kommt herein.

Filmvorschau Höllenfahrt nach Santa F6 W Der Film blendet zurück auf das Jahr 1857 und schil­dert die Gefahren, denen die Vorfahren der heutigen amerikanischen Generation ausgesetzt waren, als sie in den wilden Westen kamen. Er zeigt in erregenden Bildern den Überfall eines Indianerstammes auf die Reisenden einer Postkutsche. Gekämpft wird von beiden Seiten im Glauben an ihr gutes Recht, wenn auch dieses Recht mit den ungeschriebenen Gesetzen der Prärie verteidigt wird. Die rauhe Realistik des Kampfes wird durch humorvolle Einstreuungen und durch eine Liebesgeschichte gemildert. John Wayne und Claire Trevor spielen die Hauptrollen dieses mit zwei Akademiepreisen ausgezeichneten Films, der am Mittwoch und Donnerstag imVolkstheater läuft.