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meister, der Mitglieder des Kreistags und Kreisrates, seiner Mitarbeiter des Landratsamtes und der Kreisverbandsverwaltung, sowie schließlich der ganzen Bevölkerung des Kreises. Trotz der manchmal unpopulären Maßnahmen, die hätten getroffen werden müssen sei er überall auf freundliches Entgegenkommen und größte Hilfsbereitschaft gestoßen.
Landrat Wagner wies darauf hin, daß er neben 3 anderen Landräten, die auch aus der Industrie kamen, die altehrwürdige Tradition der Landratsamtsverwaltung durchbrochen habe. Es sei damit ein interessantes Verwaltungsexperiment durchgeführt worden. Diese 4 Landräte seien in ein Chaos hineingestellt worden, in dem es keine Regierung, keine Minister und keine Gesetze mehr gab und die ganze Macht in den Händen der Gouverneure der Besatzungsmacht vereinigt war. Gerade die Anfangsarbeiten, Errichtung von Brücken, Wiederherstellung des Verkehrs, Herbeischaffung von Lebensmitteln usw. seien wahrscheinlich robusten und entschlossenen Geschäftsleuten mehr gelegen als den Berufsbeamten. Die Verhältnisse hätten sich schneller wieder konsolidiert als man gedacht hätte. Damit seien auch die Aufgaben andere geworden. Es seien heute nur noch Aufgaben vorhanden, die von erfahrenen Verwaltungsleuten wahrzunehmen seien und für deren Lösung es keiner Männer aus der freien Wirtschaft mehr bedürfe. Rückblickend dürfe er sagen, daß das Experiment im Kreis Calw gelungen sei. Dies habe auch die Anerkennung des Innenministers bestätigt. Wenn er aber prüfe, warum es gelungen sei, so würde der Hauptgrund darin liegen, daß er sich auf die Treue, den Charakter, das Pflichtbewußtsein und die Kenntnisse der leitenden Beamten und Angestellten habe verlassen können. Die Selbständigkeit, die er allen gegeben habe, habe sehr gute Wirkungen gezeitigt. Er habe auch die Verwaltung mehr im Stile wie es der Unternehmer zu tun pflege ausgeübt. Es sei möglich, daß er dadurch heilige Prinzipien der Verwaltung mißachtet hätte, jedoch glaube er recht gehandelt zu haben.
Vom Standpunkt der freien demokratischen Auffassung aus scheine ihm das Subordinationsverhältnis, das bisher traditionell war, überholt. Der Staatsbeamte, der Freund und Helfer der Bevölkerung sein sollte, müsse, um seinen Aufgaben gerecht zu werden, mehr Freiheit und mehr Selbständigkeit haben und insbesondere müßten die Anliegen der Bevölkerung möglichst rasch erledigt werden.
Der Geist, der auf dem Landratsamt und dem Kreisverband geherrscht habe und sich in den Ausdrücken „Landratsamtsfamilie und Kreisverbandsfamilie“ dokumentiert habe, sei überall gut gewesen. Man habe auch über die manchmal auftretenden Grotesken des Alltags ein befreiendes Lachen anstim- men können. Er glaube, daß eine Verwaltung in diesem 'Sinne, verbunden mit der sprichwörtlichen Verwaltungskenntnis der württembergischen Landräte, wie sie durch seinen Nachfolger repräsentiert werde, zu bester Leistung führen würde.
Am Schluß seiner Ausführungen kam er noch auf den Art. 6 der Kreisordnung zu sprechen und bat, daß man die Koordinierung der staatlichen Verwaltungsstellen im Kreise nicht zu weit treiben möge. Es bestünde sonst die Gefahr, daß dadurch ein ehrgeiziger und herrschsüchtiger Landrat zum Kreisleiter werde und den anderen Behördenvorständen würde die Freude und Lust zur Arbeit in weitem Maße genommen.
Er kehre nunmehr in das Leben eines Calwer Bürgers zurück. Die 4 Jahre Landratsarbeit gehörten zu den schönsten und interessantesten Jahren seines Lebens. Sie hätten ihm eine reiche Erfahrung gebracht und ihm Einblick in das Beamtentum und den Staatsapparat gegeben. Er sei stolz darauf, daß er am Werden des neuen Staates habe mitarbeiten dürfen Seinem Nachfolger Herrn Landrat Geissler wünsche er, daß er viele Jahre zu Nutz und Frommen
der Bevölkerung in guter Gesundheit wirken dürfe.
Als letzter Redner ergriff Herr Land- rat Geissler das Wort. Er dankte insbesondere dem Herrn Minister, daß er seine Amtseinsetzung mit so liebenswürdigen Worten vorgenommen habe. Seine Worte seien fif5r ihn Verpflichtung, er werde sich bemühen, die Hoffnungen und Erwartungen zu erfüllen. Er dankte dann Herrn Oberst Blanc, der in sehr herzlicher Weise ihn begrüßt habe und versicherte, daß er stets bestrebt sein werde, mit den Dienststellen der Besatzungsmacht aufs engste zusammenzuarbeiten, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.
Er dankte sodann Herrn Bürgermeister Klepser für seine freundlichen Worte, sowie Herrn Reg.-Rat Neerforth. Es werde ihm ein besonderes Anliegen sein, mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut zusammenzuarbeiten. Er widmete schließlich noch einige kurze Worte dem verstorbenen Landrat Dr. Haegele, der für den Kreis 80 viel bedeutet habe.
Als ihn Herr Minister Renner aufgefordert habe, sich um die in Calw freiwerdende Stelle des Landrats zu bewerben, habe er sich nicht sofort zu einer Zusage entschließen können, weil er im Hinblick auf sein Alter (60 Jahre) Bedenken hatte. Das Vertrauen jedoch, das Minister Renner ihm bewiesen habe, sowie seine langjährige Verwaltungserfahrung, die ihn befähige, auch die neuen Aufgaben zu bewältigen, haben ihn veranlaßt, sich zu bewerben. Zwar hätte sich manches auf dem Gebiet der Verwaltung in den letzten 4 Jahren verändert. Aber diesen Veränderungen
f ewachsen zu sein und mit der Entwicklung chritt zu halten, sei gerade ein wesentliches Merkmal der Verwaltung. Ein Programm könne er heute nicht aufstellen, da er den Kreis noch zu wenig kenne, und außerdem die Dinge noch zu sehr im Fluß seien. Er müßte sich darauf beschränken, einige allgemeine Gesichtspunkte besonders
hervorzüheben. Nach seiner Ansicht sei der Landrat nicht der höchste Beamte, sondern der erste Diener des Staates im Kreis, der die größte Verantwortung trage und dem die größten Pflichten auferlegt seien. Er stehe im Blickpunkt der ganzen Bevölkerung und man müßte von ihm erwarten, daß er jeder sachlichen Kritik standhalten könne. Ein Mehr an Rechten stehe ihm aber nicht zu. deshalb müsse er es auch ablehnen, daß dem Landrat andere staatliche Dienststellen unterstellt werden sollten, wozu der Art. 6 der Kreisordnung evtl. Veranlassung geben könnte, auf Grund dessen der Landrat ermächtigt ist, Weisungen an andere Dienststellen zu geben
In dem Verhältnis zwischen Staat und Selbstverwaltung hätte sich auch ein gewisser Umschwung vollzogen. Er sei willens, sich mit seiner ganzen Person, seinem Wissen und Können und seinen Erfahrungen auf die Seite der Selbstverwaltung zu stellen, obwohl er sich durchaus bewußt sei, daß er in erster Linie Staatsbeamter sei. Wir müßten uns darüber im klaren sein, daß durch die unglücklichen Verhältnisse wir alle und auch insbesondere der Kreis Calw bettelarm geworden seien. Oberster Grundsatz müsse daher für alle Verwaltungen die Sparsamkeit sein. Wie jeder Hausvater und jeder Betriebsinhaber den Pfennig mehrmals umdrehen muß, ehe er ihn ausgibt, so müßte dies erst recht bei der Verwaltung öffentlicher Gelder geschehen. In einem Privatbetrieb sei es so, daß sich die Ausgaben nach den Einnahmen richten, während bei der öffentlichen Verwaltung die Einnahmen sich nach den Ausgaben richten müssen Deshalb müsse man feststellen, was unbedingt nötig sei und nur hierfür öffentliche Mittel aufwenden.
Es sei ihm ein besonderes Anliegen, an den Sorgen und Nöten der Bevölkerung teilzunehmen und er bitte die Bürgermeister. ihn auf dem Laufenden zu halten. Unsachliche Kritik, Denunziationen, anonyme
Lebensmittelversorgung
Zucker für Monat November
Für Monat November 1949 erhalten sämtliche Verbrauchergruppen und Altersklassen
1500 g Zucker
und zwar
Verbrauchergruppe
Alters
klasse
Menge
e
Abschnitte
Normalverbraucher
0-1 J.
je 500 g
1 und 2
je 250 g
5 und 6
Normalverbraucher
TSV in Brot
1—6 J.
je 500 g
1 und 2
TSV in Butter
500g
L 14/205, bzw.
TSV Butter u. Brot
L 24/205, bzw.
TSV Butter u. Fleisch
L. 34/205
TSV Fleisch
TSV Fleisch u. Brot
über 6 J.
je 500 g
1, 2 und 3
Vollselbstversorger
1—6J.
je 500 g io 250 g je 500 g je 250 g
1 und L 44/206
9 und 10
Vollselbstversorger
Werd. u. still. Mütter
über 6 J.
1, 7 und 8 Zuckerabschnitte
der November-Lebensmittel- und Zulagekarten.
Es ist darauf zu achten, daß nur die L-Abschnitte mit dem Länderaufdruck Wtirt- temberg-Hohenzollern beliefert werden dürfen.
Auf die Abschnitte L 16/205, L 11/205, L 21/205, L 31/205 und L 41/205 sowie auf den Zuckerabschnitt 4 darf kein Zucker ausgegeben werden.
Weiterer Fleischaufruf für Monat November Normalverbraucher und die in Frage kommenden Teilselbstversorger über 1 Jahr erhalten für den Monat November 1949 weitere
500 g Fleisch und zwar auf folgende Abschnitte:
Normalverbraucher TSV Brot TSV Butter TSV Butter u. Brot
der Noyember-Lebensmittelkarte.
Calw, den 11. 11. 1949 Kreisernährungsamt.
1—6 J. über 6 J.
J je 250 g
Fleischabechnitte 6 und 7