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Reichsrvehrminister und der Reichspräsident gestanden habe (gr. Lärm rechts). Der Reichswehrminister Grüner mag stehen, wo er will, wenn aber Hindenburg, dem wir im Kriege alle zugejauchzt haben, dahinter gestanden haben sollte, wäre das schmerzlich. (Stürmische Kundgebungen auf allen Seiten des Hauses.)

Reichskanzler Dr. Brüning: Abg. von Oldenburg- Icnuschau habe den Namen und die Autorität des Herrn Reichspräsidenten in die Debatte hineingezogen. Er habe bewußt oder unbewußt versucht, eine Differenzierung zwi­schen der Haltung des Herrn Reichspräsidenten und der des Reichsmehrministers herbeizuführen. Dagegen muß ich Ein­spruch erheben. Der Reichswehrminister hat das Vertrauen des Herrn Reichspräsidenten. Er wird die beste Gelegenheit benutzen, um eingehend auf die erhobenen Angriffe zu ant­worten. Ich kann mich nicht entsinnen, von seiten eines so­zialdemokratischen Abgeordneten eine solche Verhöhnung bei Fahneneids gehört zu haben, wie sie der Abg. Schmidt aus­gesprochen hat. (Stürmische Zustimmung in der Mitte.) Wenn Herr von Oldenburg das Zeugnis des Grafen von Schlieffen gegen den jetzigen Reichswehrminister aufgerufen hat, dann muß ich sagen, daß Sie, wie ich annehme, wider Willen, aber in der Tat der alten Tradition des preußischen Heers hier den stärksten Abbruch getan haben. (Stürm. Zu­stimmung in der Mitte, großer Lärm rechts.)

Da die Abgeordneten in erregten Gruppen zusammen­stehen. unterbricht der Präsident für einige Minuten die Sitzung. Nach Wiedereröffnung der Sitzung erklärt Aba Bausch (Christlich-Sozial), seine Freunde hätten zu der Regierung Brüning Vertrauen. Abg. Drewitz (Wirt- schaftspcrtei) betonte, seine Partei werde trotz schwerster Be­denken dem Ueberbrückungskredit im Interesse vo.n Staat und Wirtschaft zustimmen, bringe damit aber kein Ver­trauensvotum für die Regierung zum Ausdruck.

Abg. Oldenburg-Ianuschau (Dnat.): Daß der Herr Reichskanzler in der Lage ist. mit seinen Bemerkungen

Nagoldcr TagblattTer Gesellschafter*

auf mich Eindruck zu machertz wird er selbst nicht glauben. Ich habe mich nur zum Wort gemeldet, um ihn zu dem Bei­fall zu beglückwünschen, den er bei den geborenen Hütern der preußischen Tradition, den Kommunisten und Sozial­demokraten, gefunden hat. (Lebhafte Zustimmung rechts.)

Darauf folgen die (bereits gemeldeten) Abstimmungen.

Abg. Straffer (Nat.-Soz.) erhebt gegen den Antrag Esser (Ztr.), den Reichstag bis 3. Dezember zu vertagen, Einspruch-, die Ausschaltung des Reichstages in diesem Augenblick könnte einen Staatsstreich begünstigen.

Im Hammelsprung wird nach Mitternacht mit 300 gegen 225 Stimmen die Abhaltung einer Nachtsitzung beschlossen. Dafür stimmt die Opposition, die Wirtschaftspartei und die Volkspartei. Der Amnestieantrag der Regierungsparteien (Straffreiheit auch für politische Tötungsvergehen) wird mit 395 gegen 147 Stimmen bei einer Enthaltung, also mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit angenommen (Stür­mischer Beifall der Rechten), nachdem zuvor ein Antrag den Schiedsspruch für die Berliner Vielallindustrie nicht für verbindlich zu erklären, mit den Stimmen der Sozialdemo­kraten, Nationalsozialisten und Kommunisten angenommen worden war.

Der Reichstag vertagte sich bis 3. Dezember.

Einspruch gegen die Reichstagsverkagung

Die Fraktion Deutsches Landvolk hat erneut gegen die Vertagung des Reichstags Einspruch erhoben und beim Reichspräsidenten sofortige Einberufung des Reichstags gefordert. In persönlicher Aussprache des Fraktionsvorstands mit dem Reichskanzler und dem Reichspräsidenten soll der Einspruch begründet werden. Die Fraktion sieht sich hierzu insbesondere dadurch veranlaßt, daß der Reichstag eine Reihe wichtiger Forderun­gen der Landwirtschaft zur Behebung der Agrar­not unerledigt gelassen hat.

Neueste Nachrichten

Amerika und die Kriegsschuldfrage

Berlin, 20. Okt. Der Senator der Bereinigten Staaten, Ehipstead, hat bereits am 3. Mai 1928 einen Ent- schliehungsantrag zurAufhebungdesArtikels231 der Versailler Vertrags (Kriegsschuldbekenntnis) rm amerikanischen Senat eingebracht und am 19. Januar 1929 den Antrag auf Veröffentlichung von Auf­sätzen über die K r i e g s v e r a n t w o r t li ch ke i t gestellt. Am 18. Juni 1930 hat er erneut eine Entschließung im Senat eingebracht, die dem Auswärtigen Ausschuß des Senats zur weiteren Erledigung überwiesen worden ist. Danach erhalten die Auswärtigen Ausschüsse des Senats und des Abgeordnetenhauses Ermächtigung und Auftrag, eine Untersuchung zum Zweck der Feststellung anzu­stellen, ob angesichts des neuen Tatsachenmaterials, das dis Entschließung anführt, und weiterer amtlicher Unterlagen nicht die Zeit geeignet ist, daß die amerika­nische Regierung, vom Geist der Gerechtig­keit und Anständigkeit beseelt, den verbün- deteü Mächten vorschlagen soll, entweder ohne weiteren Verzug den Artikel 231 zu ändern, oder diesen Mächten einzeln bekannt zu geben, daß für die amerikanische Regierung dieser Schuldparagraph hinfällig geworden sei. Die Regierung schlage den Mäch­ten vor, die Frage der Verantwortlichkeit für den Welt­krieg einem Ausschuß von Neutralen zu unter­breiten und über das Ergebnis dieser Untersuchung dem Kongreß bis spätestens 4. Mai 1931 zu berichten.

Auf Grund diefes Vorgehens eines amerikanischen Senators hat die deutschnationale Reichstagsfraktion eine Große Anfrage eingebracht, welche Schritte die deutsche Reichsregierung getan habe, um die in dem amerikanischen Vorgehen sich ausdrückenden Regungen des Weltgewissens zu unterstützen und die Rechtsgrundlage der Tributlast zu beseitigen.

Volkspartei und Staalspartei

Berlin, 20. Okt. Die Verhandlungen zwischen der Deut­schen Volkspartei und der Staatspartei (Demokratische Par­tei) über eine Vereinigung sind abermals gescheitert. Fraktionsführer Dauch (D.Vp.) verlangte, daß die 14' Mit­glieder der Staatsparteigruppe sich einzeln als Hos­pitanten bei der Volkspartei anmelden sollen, was Dr. Weber (Staatsp.) ablehnte.

Gehalksabbau der Bürgermeister?

Berlin, 20. Okt. Im preußischen Ministerium des Innern haben Verhandlungen mit Vertretern der Stadt Berlin stattgefunden, daß die übersteigerten Gehälter des Ober­bürgermeisters und einer Reihe ander->r städtischer Be­amter herabgesetzt werden sollen. Die Meldung eines Blatts, daß auch mit anderen größeren Städten in Preu­ßen verhandelt werden solle, wird bis jetzt nicht bestätigt.

Amerikanische Vorbeugemaßnahmen gegen Kriegsgewinnler

Washington, 17. Okt. Der stellvertretende Kriegsjekretär Payne machte heute in einer Ansprache vor dem Iahres- kongreß der amerikanischen Industrie-Ingenieure Angaben über die Schritte, die vom Kriegsamt in Verfolg des vor kurzem vom Bundeskongreß gefaßten Beschlusses über die Mobilisierung sämtlicher Industrien und die Verhütung vonK r iegsgewinnen" im Fall eines Kriegs unternommen worden sind. Bei etwa 14 000 Fabriken sei eine Rundfrage gemacht worden, die sich auf die Fähigkeit der Fabriken bezog, sich bei Kriegsausbruch bis zu 50 Prozent ihrer Produktionsfähigkeit auf Kriegs­bedarf umzustellen, und bei der auch die H ö h e d e r V o r- räte an Rohmaterialien, wie Gummi, Zinn und Mangan, fest ge stellt wurde. Dies sei eine rein tech­nische Maßnahme, damit man bei etwaigem Ausbruch eines Kriegs die Verwirrung und die übermäßigen Ge­winne, die 1917 zu beobachten waren, nicht wieder zu erleben brauche. Im Auswärtigen Amt wurde zur Rede Paynes bemerkt, die Zusammenfassung aller pri­vaten Firmen unter einer straffen Organisation, die vom Präsidenten selbst, sowie von einem Direktorium von Arbeit-

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung 45)

In einem grauenvollen Einerlei gingen die Tage hin. Der Staatsanwalt schien vergessen zu haben. Sohr fühlte sich lebendig begraben und verbrachte in dumpfem Hinbrüten seine Zeit. Aber eines Morgens pochte doch das Draußen an seine Tür. Ein kurzer Brief von Fräu­lein Kerst wurde ihm in die Zelle gereicht. Sie schrieb:

Nicht verzagen! Es ist immer noch nach einem Winter ein Frühling gekommen. Man denkt Ihrer in Liebe und Ächtung. Clausimann spricht den ganzen Tag von Ihnen und kann sich mit Voigt, der wieder hier ist, gar nicht be­freunden. Ich finde es übrigens sonderbar, daß

. man ihn wieder anstellt, heut umsomehr, als ich im Vorbeigehen, hörte: Familie Kaden wolle Sie durch einen Besuch erfreuen".

Diese kurzen Zeilen, die Sohrs Hand entglitten flat­terten zu Boden. Sie brachten ihm erst wirklich zum Bewußtsein, wo er sich befand und was er war.

Durch einen Besuch erfreuen! Nur das nicht! Nur keinen Besuch. Lieber Zuchthaus ein ganzes Leben lang als auch nur eine einzige Sekunde Bretterverschlag im Beisein anderer!

Viel hatte er im Leben gesehen. Grausiges und mehr als das. Er hatte ja vier Jahre Krieg hinter sich. Er hatte eine Frau verloren, seinen Besitz und seine Hei­mat. Es gab nicht viel Schlimmes mehr, das ihn noch treffen konnte aber das Bild von heute vormittag, das sich ihm bot, als er vom Arzte kam, war doch das Erschütterndste gewesen bisher:

Hinter der graugestrichenen brusthohen Bretterwand des Besuchszimmers hatte ein Gefangener gestanden und diesseits dieser Wand eine Frau, die hatte ein Mädel- chen auf dem Arm getragen und einen größeren Kna­ben an der Hand gehalten. Das waren Vater, Mutter und Kind gewesen. Und der Knabe hatte mit einem Gesichte zu diesem seinem Vater aufgesehen, das

Sohr sein Lebtag nicht vergessen würde. Angst und Er­barmen und Schmerz und Ettäuschung und hundert an­dere Gefühle und Empfindungen hatten auf diesem Ge­sichte gestanden. Ueber die Wangen waren dem Kleinen die Tränen getropft. Sein Weinen war lautlos gewe­sen, nur um den Mund hatte es gezuckt im bitteren Weh.

Und bei diesem Besuche hatte das unerbittliche Geschick ein Bild des Vaters in die Seele seines Kindes gezeich­net, das in alle Ewigkeit nicht wegzuwischen war. Frau Justitia, die Strenge, die diesen Besuch gestattet hatte, hatte aus Menschlichkeit ein Verbrechen an diesem Kna­ben begangen, wie es der Vater folgenschwerer nicht be­gangen haben konnte.

Und als Sohr an den Vieren vorübergegangen war, ! hatte der Mann, der hinter der Wand stand, in Zerknir­schung sein Gesicht abgewendet und die Frau aus Scham den Blick gesenkt. Da hatte Sohr dem Manne zugerufen: Du solltest deine Sehnsucht erschlagen und wenn du dein Herz zertreten müßtest" und der Frau:Nie mehr soll­ten Sie in dieses Haus kommen, nie mehr, wenn Sie Ihre Kinder lieb haben".

Und der Mann hinter der Wand hatte geantwortet: Hast recht Kamerad. Geh heim, Jda, geh' und laß mich allein". Und die Augen waren ihm feucht gewor­den und mit seinen zerarbeiteten Händen hatte er dem kleinen Ding, das die Mutter auf dem Arme trug, lieb­kosend über das blonde Haar gestrichen.

Nein, keinen Besuch! Hier nicht! Niemals, und wenn Herzen in Schmerzen zerbrechen müßten. Die hier sind, stehen jenseits jeder Gemeinschaft.

Und Sohr schrieb an Fräulein Kerst:

Vielen Dank für Ihr freundliches Gedenken aber um Gottes willen keine Besuche! Sagen Sie bitte Fa­milie Kaden, ich würde mich weigern sie zu sehen. Ich könnte mich nicht selbst entehren und wolle nicht in einem Raum gesehen werden, in dem das Mittelalter wieder le­bendig geworden sei. Ich könne einen Besuch nicht als Eh­rung betrachten, sondern müsse ihn als Demütigung an- sehen. Ich will und muß bis zur Entscheidung tot sein für alle, Fräulein Kerst! Das werden Sie^ verstehen, die Sie mich kennen. Grüßen Sie Clausimann von mir und den alten Hannjörg. Den alten Hannjörg! Herz- ! lichst Ihr Sohr".

* *

Dienstag, 21. Oktober 193g

gevern und Arbeitnehmern und von zivilen und militärischen Sachverständigen geführt werde, bilde eines der besten Mit­tel, um den Kriegsgewinnlern ihr Handwerk zu legen und ihnen das Interesse an ihrer verhetzenden Tätigkeit zu nehmen.

Die Amerikaner haben demnach eingesehen, daß der Ein­tritt der Vereinigten Staaten in den Weltkrieg bzw. das Hereinfallen auf die diesbezügliche englische Wühlarbeit das Werk der amerikanischen Kriegsgewinnler ist. Aber den- nochReparationen"!

Württemberg

Stuttgart, 20. Oktober.

Reichskanzler Dr. Brüning und Reichsfinanzminister Dr. Dietrich werden voraussichtlich am Dienstag zu kurzem Aufenthalt in Stuttgart eintreffen und sich mit den Ministern von Württemberg, -Baden und Hessen über Fragen des Finanzausgleichs und der Gestaltung der Finanzen von Reich, Ländern und Gemeinden besprechen. Empfänge finden nicht statt.

Neuregelung der krtsenfürsorge. Der Neichsarbsiis- MlNister hat neue Vorschriften für die Krisenfürsorge er- lassen, die am 3. November 1930 in Kraft treten. Mit Rücksicht auf die allgemeine Verschlechterung des Arbeits­markts soll die Krisenfürsorge in Zukunft wieder den An­gehörigen aller Berufsgruppen gewährt werden und zwar in Gemeinden mit über 10 000 Einwohnern ohne besondere Zulassung, in den übrigen Gemeinden nach Anordnung der Vorsitzenden der Landesarbeitsämter. Ausgeschlossen sind nur die Verufsgruppen Landwirtschaft undhäusliche Dienste". Arbeitslose unter 21 Jahren können n ie bisher keine Krisenunterstützung erhalten. Sie wird :n Zukunft nur Personen gewährt, die aus der Arbeitslosenversicherung ausgesteuert sind, und zwar muß bei Neuzugelassenen die Aussteuerung nach dem Inkrafttreten der neuen Vorschrif­ten erfolgt sein. Die Höchstdauer der Unterstützung beträgt 32 oder bei über 40 Jahre alten Pe^onen 42 Wochen. Nur wirklich Bedürftige sollen Unterstützung erhalten. Im übrigen ist Vorsorge getroffen, daß sich der Uebergang zur Neuregelung nach Möglichkeit ohne Härten vollzieht.

Der Durchstich des Neckarkanals bei Döckingen. Sozial­demokratische württembergische Abgeordnete haben, wie die Schwäb. Tagw. berichtet, mit dem Reichsfinanzminister Dr. Dietrich Rücksprache genommen wegen der beschleunigten Inangriffnahme des Neckarkanal-Durchstichs von Neckar­gartach bis Böckingen. Minister Dr. Dietrich hat sich bereit erklärt, für den vom Reich zu tragenden Kostenanteil in Höhe von 2ls Millionen Mk., der vertragsmäßig erst 1934 fällig werden würde, von jetzt ab bereits die Zinsen zu über­nehmen, falls die württ. Regierung den Kapitalbetrag auf­bringe.

Radioanlagen in siädt. Neubauwohnungen. Am Mon­tag kam der Reichssporkommissar mit seinem Stab ins Stuttgarter Rathaus und dürfte wohl auch das Konto Städt. Wohnungsbau" besonders unter die Lupe nehmen. Dieser städt. Wohnungsbau erfordert nach der Süddeutschen Zeitung eine jährliche Zuschußsumme von rund 2 Millionen Mark. Größte Sparsamkeit wäre unter solchen Umständen wohl selbstverständlich. Aber in der letzten öffentlichen Sitzung der Bauabteilung wurde, wie das genannte Blatt erfährt, der Antrag eingebracht, für die städt. Nsubau-

> Wohnungen in der Siedlung Wangen Radioanschlüsse ein­zurichten, die 13 000 Mark kosten. Eine solche Ausgabe, wenn sie auch nicht groß ist, läßt sich, weil durchaus nicht absolut notwendig, bei der schweren wirtschaftlichen Notlage und bei der schweren finanziellen Lage der Stadt nicht recht- fertigen.

Verlreterverfammlung der Würtk. Gemeinde- und Sör- perschafisbeamten. In der Vertreterversammlung des Ver­bandes der Württ. Gemeinde- und Körperschaftsbeamten unter Vorsitz von Oberrechnungsrat Einsele wurde nach

> einem Bericht von Verbandsdirektor Nuding eine Ent-

> schließung gegen die geplante Gehaltskürzung der Beamten

Vierzehn endlos lange Tage saß Sohr nun schon in sei­ner Zelle. Da wurde er wieder einmal zur Untersuchung geführt. Diesmal aber schritt mandrüben" nicht zwei Treppen empor, sondern blieb im Erdgeschoß.

Ihre Sache liegt jetzt beim Untersuchungsrichter", sagte der Wärter,, nun geht es schneller".

Auf dem bekannten kleinen Türschild las Sohr:Dr. von Baumann". Von, dachte er und Doktor? Der wird ^ noch arroganter sein, als jener andere war, sah sich aber angenehm enttäuscht, als er dem Dr. von Vaumann ge­genüberstand.

Der bat ihn sogar, entgegen RUler Vorschrift, Platz zu nehmen. Er sprach leise in seiner Stimme lag ein wohltuende Wärme und sprach wie ein Freund zum Freunde.

Immer wieder kam die Rede auf Feuerzeug und Brief­tasche. Aber immer wieder zuckte Sohr die Achseln. End­lich riß dem Doktor doch die Geduld.

Menschenkind, da gehen Sie doch aus sich heraus", rief er ihm zu.Ich will Ihnen doch nicht übel. Ich stelle Aussage gegen Aussage und bemühe mich, die Wahrheit zu finden. Wenn Sie bei Ihnen ist, dann hel­fen Sie mit, daß ich sie sehe. Wir können keinem Men­schen auf bloße Versicherung hin glauben". ,

Das weiß ich, Herr Doktor, und deshalb schweige ich lieber".

Und die Gegenseite macht halb Finkenschlag gegen Sie mobil. Bis jetzt stehen acht oder neun Belastungs­zeugen, zwei Entlastungszeugen gegenüber und zwischen beiden liegen die Korpus delicti. So sagen Sie doch wenigstens, wen Sie in Verdacht haben. Der Sache wird dann schon nachgegangen werden".

Nachgegangen würde der Sache doch nur werden durch den Gendarm, und das eben möchte ich vermieden sehen. Einmal halte ich den Herrn für keine besondere Leuchte, das Recht dazu habe ich ja, denn er hat die Anzeige er­stattet, und zum anderen dürfte er froh sein, daß er mich hat. Daß ich aber ernstlich bemüht bin, den Täter zu finden, kann Ihnen Herr Rittergutsbesitzer Kaden bestäti­gen Wenn Sie so freundlich sein wollten, ihn nochmals zu Befragung zu laden er wird gern kommen".

Das will ich tun".

Darf ich dann um Papier und Feder bitten?"

Wozu?"

Ich möchte ein paar Zeilen schreiben".

(Fortsezmn, folgt.»