Seite 2 — Nr. 204
Nagoldcr Tagblatt „Der Gesellschafter«
Dienstag, 2. September 1930
Grotzfeuer auf dem iSüterbahnhof Hannover
Hannover, 1. Sept. Am Samstag nachmittag geriet, wie ! vereits kurz berichtet, in einem 300 Meter langen massiven : Schuppen des Güterbahnhofs ein Stückgutwagen mit Oel- j ladung in Brand. Da man dcn brennenden Wagen nicht s schnell genug aus der Halle bringen konnte, griff das Feuer § rasend schnell um sich und zerstörte weitere rund 200 Güter- ! wagen, die mit etwa 18 000 Zentnern Stückgut beladen j waren, nur 30 Wagen konnten gerettet werden. Auf dem s nahegelegenen Bahnsteig mußten Güterzüge umrangierr wer- s den. Wahrend des Brands gingen viele Säurebshälter in - die Luft. Bei dem herrschenden starken Wind war dis Gefahr für Sie Häuser der Umgebung, namentlich für die nur durch vier Gleise von der Brandstelle getrennte Continenra!- Gummisabrik, groß. Durch eine explodierte Stickstofflatche wurde in dis Wand der Fabrik ein Loch geschlagen- Der Echch.u wird auf 4—5 Millionen Mark geschätzt.
Generaloberst Heye zu seinem Rücktritt
Berlin, 1. Sept. Gegenüber von Zeitungsartikeln, die von „Politik in der Reichswehr" zu melden wußten und den Rücktritt des Chefs der Heeresleitung damir in Zusammenhang brachten (angeblich sollte es sich namentlich um Abmachungen mit Rußland handeln) übermittelt Generaloberst Heye der Öffentlichkeit folgende Erklärung:
Um den Gerüchten, die sich um meinen bevorstehenden Rücktritt gebildet haben und die sich allmählich zum Schaden des Reichsheers auswirken, ein Ende zu machen, sehe ich mich zu folgender Erklärung veranlaß::
1. Anfangs Juni d. 3- habe ich aus eigenem Entschluß heraus den Herrn Reichspräsidenten und den Herrn Reichs- wehrminister um Zustimmung gebeten, nach Abschluß der großen Rahmenübung 1930 mein Abschiedsgesuch einreichen zu dürfen. Diese Zustimmung habe ich erhalten.
2. Den Zeitpunkt meines Ausscheidens aus dem Dienst
habe ich daraufhin, den Belangen des Reichsheers entsprechend, Uebergabe der Geschäfte usw., auf den 30. November d. 3. festgesetzt. s
3. Wer, wie ich, über 42 Jahre im Heer gedienr bat,
davon 20 Jahre in schweren und verantwortungsvollen Steilungen in Krieg und Frieden, wird meinen Wunsch verstehen, die Führung des Reichsheers einer jüngeren Kraft ! zu überlassen. Mit polnischen Fragen hat mein Rücktritt : nicht das geringste zu tun. !
4. sich habe mich über den Rahmen meines Amts hinaus nie mit Parteiporitik beschäftigt und beabsichtige auch zukünftig nicht, dies zu tun- sich habe stets versucht, lediglich als Soldat, dem das Vaterland weit über allen Parteien steht, meiner Lebensaufgabe, dem Heer zu dienen.
5. Für das, was während meiner Amtszeit als Chef der Heeresleitung von mir unterstellten Offizieren gesagt oder getan wurde, trage ich allein die Verantwortung. Die Zeitungsangriffe gegen solche Offiziere sind deshalb sachlich unrichtig und wirken daher schädlich.
6. Ebenso stehe ich dafür ein, daß die Führung des Reichsheers nach Len Richtlinien des Reichswehrminisiers als dem verantwortlichen Mitglied der Reichsregierung erfolgt ist. Bon einer .Sonderpolitik" des Heers oder einzelner Offiziere zu sprechen, kommt deshalb bewußt oder unbewußt einer Irreführung der öffentlichen Meinung gleich.
7. sich darf erwarten, daß durch diese Erklärung der Zeitungskampf gegen das Reichsheer und einzelne Offiziere abgeschlossen ist, zum mindesten sich nur gegen dis Person richtet, dis die Verantwortung trägt, also gegen mich-,
8. Hierzu darf ich noch folgendes Allgemeine' bemerken:. Bei meinem Ausscheiden nehme ich als feste Ueberzeugung mit, daß das Retchsheer in allen seinen Gliedern selbstlos' und treu seinen Dienst an Land und zu Wasser ausübk. Wenn diese Tatsache bei öffentlicher sachlicher Kritik mehr als bisher gewürdigt würde, wäre nicht nur dem Heer, sondern auch den sinteressen des Ganzen bester gedient.
SolirSmMiM
(Nachdruck verboten).
(Fortsetzung 6)
Besondere Umstände schienen die auf Finkenschlag allesamt nicht zu machen.
Und wie der kleine, dicke Herr die Einladung zum Eintreten nicht abgewartet hatte, hielt er auch einen Gruß nicht nötig, taxierte Sohr vielmehr von oben bis unten, genau wie das die „Gnädige" auch getan und sagte:
Ich heiße Voigt und bin der Hofmeister".
Das kam Sohr so spaßig vor, daß es mit einem Male hell in ihm wurde. Er stand auf, verneigte sich tief und antwortete:
„Ich heiße Sohr und bin der jüngste Knecht auf dieser Klitsche. Ich freue mich, daß Sie mich willkommen heißen wollen".
„Das — das — das will ich ganz und gar nicht", stotterte der andere, „ganz und gar nicht, im Gegenteil —"
„Oho", machte Sohr, „im Gegenteil — das klingt wie laues Master schmeckt".
„Ich komme von der gnädigen Frau —"
„Kann ich mir denken, Herr Voigt, woher sollten Sie sonst wissen, daß gerade ich heute meinen Einzug auf Finkenschlag gehalten habe."
Der Hofmeister setzte sich und Sohr tat das gleiche, dabei vergrub er die Hände in den Hosentaschen und streckte die Beine weit von sich. Das war zwar ungezogen, aber was tat das. Was der Hofmeister konnte, konnte der Knecht schon lange.
„Und was läßt mir die gnädige Frau bestellen?" fragte Sohr liebenswürdig.
Sohrs Art war dem Hofmeister nicht sehr bequem. Er fühlte, daß man mit diesem Menschen, auch wenn er bettelnd ins Haus geschneit war, doch wohl anders reden müsse, wollte man zum Ziele kommen. Die gändige Frau hatte schon recht, der Kerl paßte nicht auf Finkenschlag. , der war zu schwierig zu behandeln. Auf Finkenschlag I wurden keine Extrawürste gebraten. Er mußte weg, wenngleich eine Arbeitskraft zur Ernte bitter nötig war.
Aus Württemberg
Stuttgart. 1. September. j
Verleihung der Rettungsmedaille. Der Staatspräsident hat dem Landwirt Alfons Weißin Steinen,bach Gde. Blön- ried OA. Saulgau die Rettungsmedaille verliehen.
Zur Reichskagswahl. Der Kreiswahlausschuß und der Berbandswahlausschuß sind auf Dienstag, den 2. September 1930, nachmittags 5 Uhr in den Sitzungssaal des Württ. Innenministeriums einberufen worden. Auf der Tagesordnung steht ein Einspruch des Christlich-Sozialen- Bolks- dienstes gegen die Zulassung des Kreisrvahlvorschlags mit dem Kennwort: Christlich-Soziale Volksgemeinschaft und die Zulassung der Berbindungserklärungen.
Die Nationale Volksgemeinschaft hat folgende Wahlkreisliste ausgestellt: Kultminister Dr- Wilhelm Bazille. Malerobermeister Richard Vetter-Stuttgart, Prokurist Albert N e h e r - Stuttgart, Oberlehrer a. D. Friedrich H o f fm a n n - Herrenberg, Fabrikant Erwin Sann- w al d-Calw, Frau Maria L a m p a rte r-Stuttgart.
Wahlrede hugenbergs. Der Kartenvorverkauf für die Wahlversammlung, in der Dr. Hugenberg am 4. September, abends 8 Uhr, sprechen wird, war so stark, namentlich von auswärts, daß der ursprünglich in Aussicht genommene Festsaal der Liederhalle nicht ausreichend erschien. Die Versammlung findet nunmehr m der Stadthalle statt, die etwa 5000 Personen faßt.
Beamtenschaft und ortsansässiger Handel. Auf ein Schreiben des Württ. Industrie- und Handelstags hat der Württ- Beamtenbund u. a. ausgeführt: „Wir haben unsere Mitglieder sowohl schriftlich als mündlich schon oft, auch in diesem Jahr, wiederholt darauf hingewiesen, daß sie die Musterausstellungen auswärtiger Firmen nicht besuchen sollen, und daß wir der Beamtenschaft empfehlen, nur beim ortsansässigen Handel zu kaufen."
RUlitärdienstjubiläum. General der Artillerie a. D. Ulysses v. Tognarelli konnte am 29 Aug. sein 60. Dienstjubiläum feiern. Er war vor dem Krieg zuletzt Kommandeur der 14. Feldart.Brigade, wurde 1912 als Generalleutnant zur Disposition gestellt und war dann im Krieg Chef der Waffenabteilung im Württ. Kriegsministerium. Der Jubilar kann am 14. Oktober seinen 75. Geburtstag feiern. Er hat sich um die Ausrüstung und Bewaffnung der württ. Truppen große Verdienste erworben.
Lebensmüde. In einem Haus der Sickstraße verübte ein 34 I. alter Mann durch Einatmen von Gas Selbstmord.
Herbstflugplan. Am 1. September tritt mit Rücksicht aus die kürzeren Tage der Herbstflugplan in Kraft, der bis zum 31. Oktober Gültigkeit hat. Die Nachmittagsverbindung mit Berlin ist in Wegfall gekommen. Sämtliche übrigen im Sommer beflogenen Linien haben nur in bezug auf den Flugplan Aenderungen erfahren. Leider wird, wie wir von zuständiger Stelle in Erfahrung bringen, am 31. Oktober der Flugverkehr auf dem Landesflughafen Stuttgart-Böblingen wiederum stillgelegt, diesmal nicht wegen der Hochspannungsleitung, sondern wegen der sehr einschneidenden Abstriche, die der Gemeinderat an dem Städtischen Haushalt nachträglich vargenommen hat.
Dahlienschau. Wie berichtet, veranstaltet die Gartenbaugesellschaft Flora in Stuttgart vom 6. bis 9. September in den Ausstellungshallen bei der Gewerbehalle eine große Ausstellung von Dahlien, früher nach Humboldt, der sie nach dem deutsch-russischen Gelehrten Georgi benannte, auch Georginen geheißen. Die Dahlie (benannt nach dem schwedischen Botaniker Dakill stammt aus Meriko und wurde Ende
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Der Hofmeister räusperte sich, dabei hielt er die Hand > vor den Mund und sagte unvermittelt: !
„Die gnädige Frau bedauert, Sie engagiert zu haben". !
„O," antwortete Sohr, ,',wie außerordentlich mir das leid tut. Wollen Sie das bitte der gnädigen Frau bestellen". i
„Ja, die gnädige Frau hat Ihre Papiere —" !
„War nur ein Personalausweis, Herr Voigt". '
„Also Ihren Ausweis zu spät geprüft und fürchtet, j daß Sie als Kaufmann —" !
„Waaas? — als Kaufmann. — Wieso?" i
„Sie sind doch Kaufmann?"
„Ach so — ja, natürlich". !
„Kurzum, fürchtet, daß Sie die Arbeit nicht werden leisten können, die Sie hier zu leisten haben. Sie erkennt, einen Fehler gemacht zu haben und würde das Engagement gern rückgängig machen".
„Bedaure aufrichtig, Herr Hofmeister. Da, schauen Sie. hier liegt der Miettaler noch, womit sie mich allen Rechtens erworben hat, gekauft gewissermaßen, als ein Stück lebendes Inventar. Das sei nämlich hier von al- tersher so Brauch, hat sie mir verraten, verehrter Herr Hofmeister. Für Fehler, die man macht, steht man gerade. Ich tu' es auch und die Gnädige wird es müssen".
Der Hofmeister wurde rot im Gesicht und auf seiner Stirn war eine Ader deutlich sichtbar. Lauter wie -wr- her fragte er:
„Also gutwillig gehen Sie nicht?"
„Nein, Herr Hofmeister", antwortete Sohr, „das kann man nicht gut von mir verlangen. Zudem gefällt mir's hier. Lauter liebenswürdige, freundliche^ nette Leute".
„Dann nehmen Sie sich in acht, daß Sie nicht stol
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„Es wird meine vornehmste Ausgabe sein. Wenn ich ergebenst bitten darf, wollen Sie das der gnädigen Frau, die sich mir, beiläufig bemerkt, namentlich bekanntzumachen vergessen hat, liebenswürdigerweise ausrichten. Wenn Sie der gnädigen Frau gleichgültig auch noch sagen wollten, wie unendlich glücklich ich mich schätze, ihr dienen zu dürfen, machen Sie mir gegenüber das Maß Ihrer Güte voll und verbinden mich zu aufrichtigem Dank".
Der Hofmeister, den die Ironie in Sohrs Worten in Helle Wut versetzte, sprang auf.
„Herr —", rief er, aber Sohr siel ihm in die Rede.
„Sie irren. Herr Hofmeister, Knecht, gewöhnlicher Knecht, der sich bemüht, Ihr und der gnädigen Frau
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des 18. Jahrhunderts in Europa eingeführt. Durch Veredelung, besonders in den letzten 20 Jahren, ist sie die schönste Herbstblume geworden mit zahlreichen Arten und Farben Die zehn schönsten Sorten sollen auf der Ausstellung gezeigt werden.
Vom Tage. Am Samstag abend stieß Ecke Silberburgund Rotebühlstraße ein Personenauto mit einem Lastkraftwagen zusammen. Der Lastwagen drückte das Personenauto auf den Gehweg. Ein gerade Vorübergehender wurde von dem Auto erfaßt und so schwer verletzt, daß er im Krankenhaus starb. Die beiden Fahrzeuglenker erlitten nicht unerhebliche Verletzungen. Die Wagen wurden schwer beschädigt.
Cannstatt, 1. September. Leichenländung. Ein seit vergangenen Dienstag vermißter Geschäftsmann wurde am Sonntag vormittag beim neuen Walzenwehr an der König-Karlsbrücke als Leiche aus dem Neckar gezogen. Der Tote hatte bei der Autobörse auf dem Wasen noch Geschäfte getätigt und war seitdem nicht mehr gesehen worden.
In der Nacht zum Sonntag stießen an der Brücken- und Hallstraße zwei Personenautos mit voller Wucht zusammen. Das eine wurde ganz zerstört, das andere schwer beschädigt. Die Insassen des ersteren, ein Herr und ein Fräulein, erlitten ernste Verletzungen, der andere Fahrer kam mit leichten Schnittwunden davon.
Die Gegend des Veirlsbrünnele von den Zigeunern ge- caumk. Am Samstag morgen in aller Frühe rückte eine Abteilung Polizei zum Wasen aus, um die am Beiels- brünnele angesiedelten Zigeuner auszucuartieren. Ohne viele Worte wurden an die Wagen Pferde vom städtischen Fuhrark gespannt und dann gings los. In Begleitung eines Polizeiwachtmeisters wurde eine Wegen nach dem andern abgefahren. Im alten Steinbruch im Hungcrbühl wurden alle untergebrachi.
Äus dem Lande
Fellbach, 1. September. Zertrümmerte Weinflaschen. Freitag nachmittag wollte auf der Schornüorfer- straße ein Lastauto ein Pferdefuhrwerk überholen. In diesem Augenblick bog dieses links ein. Der Krastwagenlenker mußte, um einen Zusammenstoß zu vermeiden, so stark aus- weichen, daß er über den Straßengraben in einen Acker einfuhr. Das Auto selbst wurde hierbei nicht beschädigt, aber 150—200 Flaschen W->in von der Ladung gingen in Trümmer.
Vrackenheim, 1. September. Tödlicher Sturz. Glasermeister Meistert, der vor einigen Tagen die Treppe hinabstürzte, ist an schwerem Schädelbruch gestorben.
Maulbronn, 1. Sept. Tragisches Ende eines Kriegsopfers. Der seit einigen Monaten hier wohnende Hauptmauer Manderscheid litt an den Folgen schwerer Kriegsverletzungen: Bauchschuß, Kieferzertrümme- rung, Verschüttungspsychose derart, daß er am Samstag seinem Leben im Wald beim Scheuelberg durch Schuß ein Ende setzte. Tragisch ist, daß er zu diesem Entschluß kam, trotzdem er vor der Heirat stand.
Bernloch OA. Münsingen, 1. Sept. Kircheneinweih ung. Im vergangenen Jahr ist die Kirche abgebrannt. Am Sonntag wurde nun die Einweihung der neu erstellten Kirche vollzogen. Vormittags bewegte sich ein stattlicher Festzug mit Gästen aus nah und fern durch die festlich geschmückten Straßen zum Kirchhofplatz. Nach der Schlüsselübergabe begann in der neuen Kirche der Fsst- gottesdienst. An das Weihegebet von Dekan Seitz aus Münsingen schloß sich die Festpredigt von Prälat Dr. H o ff- mann aus Ulm. Nach einer Ansprache des Kirchenpräsidenten O. Wurm wurde von Pfarrer Müller- Bernloch das Gebet gesprochen. Gemeindegesang, Orgelspiel und Vorträge des hiesigen Gesangvereins umrahmten die Feier. Nachmittags fand ein liturgischer Gottesdienst statt.
Wohlwollen zu erwerben. — Aber — um die Sache kurz zu machen: Wenn Herr Hofmeister nun so freundlich sein wollen, mich in meine Obliegenheiten einzuweihen, vorausgesetzt, daß Herr Hofmeister nicht erst nötig haben, sich höheren Ortes hinsichtlich meiner Person Weisungen holen zu müssen, stehe ich zur Verfügung".
Sohr erwartete eine Antwort, eine unflätige, grobe, der Hofmeister schwieg aber, weil es ihn auf die Sprache verschlagen hatte, auch auf das Denkvermögen und weil es ihm war, als ob ihn alle guten Geister verlassen hätten. Er schnappte dreimal nach Luft. Das half aber nichts. Er brachte doch kein Wort heraus.
Und Sohr erfaßte eine diabolische Fxeude.
„Herr Hofmeister leiden am Asthma", begann er todernsten Gesichtes von neuem. „Scheußlich unangenehm das, kenne es von meinem Großvater her. Wenn sich Herr Hofmeister setzen werden, wird es vorübergehen. Bitte, Herr Hofmeister", — und mit einem Griff, unter dem eine Wagendeichsel gestöhnt hätte, drückte er den vor Wut krebsrot gewordenen Herrn Voigt auf den Stuhl.
„So, und nun gestatten Herr Hofmeister, daß ich das Fenster öffne. Frische Luft tut immer gut".
Als Sohr das Fenster öffnete, sah er die Knechte und Mägde wieder an den Stalltüren stehen. Offenbar erwarten sie sein seliges Ende. ,
„He, du dort!" schrie er über den Hof „bring' Wasser! Eurem Hofmeister ist übel".
„Waas?" entfuhr es dem — „sind Sie verrückt geworden! Mir übel?"
Aber das „waas" hatte er noch nicht heraus, da war Sohr schon wieder neben ihm und hielt rhn auf semem
^^Eewiß. Herr Hofmeister, todübel ist Ihnen. Wenn Eie sich sehen können! Purpurn sind Sie im Gesicht, als ob Sie die Kopfrose hätten und Ihre Glieder zittern. Sie bekommen keine Luit, konnten vorhin nicht sprechen — es geht jetzt kaum und nur mit Aufbietung aller Ihrer Kraft. Herr Hofmeister müssen sich schonen, nicht erregen, wie leicht kann da ein Echlanganfall kommen und dann ist es aus mit aller Herrlichkeit auf Finkenschlag. — So, sehen Sie, Herr Hofmeister, da ist auch schon Wasser" — und jetzt erst angesichts des gaffenden Gesindes, das in der Tür stand, ließ er Voigts Schultern los — „bitte, Herr Hofmeister, einen Schluck, es wird Helsen".
(Fortsetzung folgt.)
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