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Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Donnerstag, 17. Juli 193».

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Ablehnung der Reichswirtschaftsrats- Vorlage

Berlin, 16. Juli. Der Reichstag hat den Gesetzentwurf betreffend den endgültigen Reichswirtfchaftsrat mit 234 ge­gen 162 Stimmen abgelehnt. Gegen die Vorlage stimm­ten außer den Kommunisten die Deutschnationalen. Die Christlich-Nationale Bauernpartei, die Nationalsozialisten, die Wirtschaftspartei und die Bayerische Volkspartei. Letztere beide sind Regierungsparteien im engeren Sinn.

Der vorläufige Reichswirtschaftsrat war Anfang Juli 1920 auf Grund des Artikels 165 durch Regierungs­verordnung gebildet worden. Er sollte das Spitzenorgan eines ständigen sachverständigen Parlamentarismus sein und hätte in dieser Eigenschaft wirtschaftlich wirklich Gutes leisten können. Bald aber hielt das Parteirvesen sei­nen Einzug in den Reichswirtschaftsrat und drohte ihn schließlich immer mehr zu überwuchern. Seit Jahren machte das Reichswirtschaftsministerium Anstrengungen, um eine Vorlage für einen endgültigen Reichswirtschaftsrat fertigzustellen. Die nun endlich zustande gekommen« Vorlage war aber wenig glücklich und bot nicht genügende Gewähr für die Beseitigung der Mißstände. Dies hat die bürger­lichen Parteien veranlaßt, gegen die Vorlage zu stim­men. Die Wirtschaftspartei und die Bayer. Volkspartei war überdies verärgert, weil die übrigen Regierungsparteien ihre Forderungen, daß das Reichskartell des gewerblichen Mittelstands bezw. der Hausfrauenverband je einen Sitz im neuen Reichswirtschaftsrat erhalten sollten, abgelehnt hatten.

Es ist noch nicht bekannt, ob nun der vorläufige Reichswirtschaftsrat w e i te r b e st e h e n, oder ob er a u f- elöst werden soll und ob die Regierung eine neueVor- age einbringen wird- Wenn ein neuer Rat geschaffen werden soll, dann müßte in der Vorlage darauf Bedacht genommen werden, daß er nicht mehr die Rolle zu spielen hätte, dem Reichstag gewissermaßen als Rückver­sicherung gegenüber der öffentlichen Kritik zu dienen, hinter die sich der Reichstag nach Bedarf verschanzen kann. Der Reichswirtschaftsrat soll, wie ursprünglich gemeint, ein brauchbares Gutachkerorgan und eine Kammer wirklicher Sachverständiger in Wirtschaftsfragen sein, unabhängig und möglichst losgelöst von dem Streit der Parteien. Sollte der Rat aber ausgehoben werden, was eine jährliche Ersparnis von 757 000 Mark im Haushalt des Reichswirtschaftsw.ini- steriums bedeuten würde, so wäre allenfalls zu erwägen, ob nicht durch eine Hebung des Sachverständnisses im Reichs­tag selber ein Ersah für die Arbeit des Reichswirtschafts- rats geschaffen werden könnte.

Die Pensionskürzung

höchstbetrag 12 000 Mark

Berlin, 16. Juli. Der Haushaltausschuß des Reichstags hat gegen die Stimmen der Deutschnationalen und der Deutschen Volkspartei den sozialdemokratischen Antrag zum Pensions kürzungsge.setz angenommen, daß der Hoch st betrag einer Pension 12000 Mark sein solle. Artikel 1 wurde in folgender Fassung angenommen: 1. Bezieht ein Ruhegehaltsempfänger, der nicht im Reicks­oder in einem sonstigen öffentlichen Dienst verwendet wird, neben seinen Versorgungsgebührnissen ein weiteres steuerbares Arbeitseinkommen, so wird das Ruhegehalt

um die Hälfte des Betrags gekürzt, um den das Arbeits­einkommen den Betrag von 6000 Mark jährlich übersteigt. '2. Den Ruhegehaltsempfängern stehen versorgungsberech-, ftigte Hinterbliebene gleich. An Stelle des Ruhegehalts trist das Witwen- und Waisengeld-

Dies gilt sinngemäß für die Wartegeldempfänger und die Beamten, die unter Belastung des vollen Gehalts vom Amt enthoben sind, sowie für die. nach den Ofsi- zierspensionsgesetzen versorgter Personen und endlich für dir Ruhegehalts- und Wartegeldempfänger bei der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft und der Deutschen Reichsbank. Die Versorgungsbezüge für die. Ruhegehalts- und Wartegeldempfänger der Län­der, der Gemeinden, der Gemeindeverbände und der sonstigen unter staatlicher Aufsicht stehenden Körper­schaften des öffentlichen Rechts dürfen nicht günstiger geregelt sein als die der Reichsbeamten.

Neueste Nachrichten

Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit in England

Spaltung in der Arbeiterpartei

London, 16. Juli. Die Regierung wird einen Gesetzent­wurf einbringen, wonach die Verschuldung für die Arbeitslosenversicherung, die am 12. Juli 866,6 Millionen Mark betrug, auf eine vorläufige Höchstgrenze von 1200 Millionen Mark erhöht werden soll. Diese Grenze würde, wenn sich die Zahl der Arbeitslosen in England auf der bisherigen Höhe hält, im März n. I.' bereits erschöpft sein. Die Unabhängige Arbeiterpartei hat dagegen einen eigenen Plan eingebracht, der fordert: Einführung der 40- stündigen Arbeitswoche, Erhöhung des Schulentlastungs­alters, Pensionen für alle Arbeiter mit 65 Lebensjahren, Einfuhrverbot von Waren, die nicht unter anerkannten Ar­beitsbedingungen hergestellt sind, und Einsetzung eines Cin- und Ausfuhramts. Dieser Vorschlag unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von den Plänen des zurückgetretenen Arbeitsministers Mosley. Innerhalb der Arbeiterpartei bestehen nun also drei verschiedene Richtungen zur Be­kämpfung der Arbeitslosigkeit.

Die Gesamtzahl der Arbeitslosen in England betrug am 7. Juli 1 935 500; sie ist seit 1- Juli um 42 925 angewachsen.

Französische Kämpfe in Marokko und Algier

Paris, 16. Juli. DemEcho de Paris" wird aus Casa­blanca gemeldet, daß französische Truppen Kämpfe mit Ein­geborenen zu bestehen hatten. Der erste Kampf wurde in Marokko mit dem Stamm Ait Moghrad geführt, der einen Handstreich zwischen der französischen Postenkette ausge­führt hatte.

Die französischen Truppen sollen dem Stamm große Derluste zu gefügt, die Geiseln befreit und die geraubte Beute wieder abgejagt haben. Französischerseits seien ein . Offizier, ein Unteroffizier und ein europäischer Soldat ge­tötet und elf eingeborene Soldaten getötet oder verwundet worden.

Der andere Kampf sei gegen eine Abteilung von 400 Ein­geborenen geführt worden, die in Südalgerien vorstießen. Auch hier hätten die Eingeborenen große Verluste gehabt. Französischerseits seien zwei Legionäre und zwei eingeborene: Soldaten gefallen und vier verwundet rcwrden.

Blutbad in Alexandria

Kairo, 16. Juli. Gestern morgen hatten die Nationalisten als Antwort auf die Parlamentsauflösung einen zweistün­digen allgemeinen Streik angekündigt. Auf dem Mahomek- Ali-Platz kam es zu einem Zusammenstoß mit der Polizei, die angeblich angegriffen worden sein soll. Die Polizei (und Militär) gab Salven ab. 14 Personen, darunter acht Euro­päer, wurden getötet, einige hundert verwundet. Die Un­ruhen dauern an.

Württemberg

Stuttgark. 16. Juli.

80. Geburkskag. Der bekannte Stenograph und Erfinder des Stolze-Schrey-Systems, Ferdinand Schrey, begeht am 19. Juli seinen 80. Geburtstag. Schrey war auch der erste Pionier für die Einführung der Schreibmaschine in Deutsch­land.

Keine Handwerkskammerwahlen in Württemberg. Bei

den Wahlleitern für die Handwerkskammerwahlen in Würt- tembera sind nur ie ein Wablvorschlaa aus jedem der vier

je blonder Ibr blssr umso nötiger

§ Zandwerkskammerbezirke eingegangen. In den Sitzungen ! der von den Mahlleitsrn gebildeten Wahlausschüssen haben ! diese einstimmig die obengenannten Wahlvorschläge zu- j gelassen und festgestellt, daß es einer Wablhandlung nicht : bedarf, weil für jeden Wahlbezirk nur ein Wahlvorschlag zu- > gelassen ist. Es gelten daher gemäß Paragraph 18 der Wahlordnung die in diesen Wahlvorschlägen aufgeführten Bewerber als gewählt.

Verschiebung der Sommertaguna der württembergichen Demokraten. Die für kommenden Sonntag, 20 Juli, in Ludwigsburg geplante Sommertaguna und Vertrauens­männerversammlung d.r Deutsch-Demokratischen Partei Württembergs wird mit Rücksicht auf die ungeklärte Laae im Reichstag verschoben

Stuttgart, 16. Juli. Die N e ck a r st a u u n g. Die für Dienstag abend angesagte Neckarstauung ist nicht erfolgt jedenfalls war am Mittwoch morgen von einer Stauung des Wassers noch nichts zu bemerken, dagegen konnte man, wie derSchwäbische Merkur" berichtet, in Höh- des Leuzebads in der Nähe der Ufermauer feststellen, wie stark die alte, jetzt im Neckarbett liegende Jnselquelle wieder fließt. Kein Wunder, wenn die andern Cannstatter Quellen mehr und mehr versiegen. Ein starker Quellstrom quillt an die Wasseroberfläche, es gurgelt und schäumt wie in einem Quelltopf. Und dieser starke Mineralwasserausbruch soll nun durch den Neckarstau zurückgedämmt werden? Die Neckar­korrektion scheint mit dem drohenden Verlust ^ ^"»llen sehr teuer erkauft zu sein.

Ehrenvolles Angebot. Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus hat die an der Universität Mün­chen durch den Rücktritt des ordentlichen Universitätspro- j fessors Geheimen Rats.Dr Max Endres erledigte ordent- i liche Professur zur Forstpolitik. Forstverwaltungslehre und Geschichte des Forst- und Jagdwesens dem Oberforstrat Dr. j Dieterick in Stuttgart angeboten

Gesetzliche Gehilfenprüfung ist notwendig! Leider gibt es noch immer gewisse Kreise, die eine gesetzliche Regelung der kaufmännischen Gehilfenprüfung im kommenden Bervjsaus- bildungsgesetz zu verhindern suchen. »Wie wenig sachlich berechtigt diese Versuche sind, lehren die übereinstimmenden Urteile der Gewerbeaufsichtsömter, in deren Bezirk bereits freiwillige Gshilfenprüfungen vorgenommen werden. Be­reits in über 40 Städten Deutschlands werden Eehilfen- prüfungen am Schluß der Kaufmannslehre abgehalten. Da­mit sind außerordentlich günstige Erfahrungen gemacht wor­den. Das badische Gewerbeaufsichtsamt stellt in seinem Jah­resbericht fest, daß die Prüfungen unverkennbar auf den Pflichteifer in der Schule eingewirkt haben. Sogar die Lehrherrn selbst sahen sich genötigt, der Ausbildung ihrer Lehrlinge größere Aufmerksamkeit zu widmen, damit diese bei der Prüfung nicht schlecht abschneiden. Auch die säch­sische Gewerbeaussicht anerkennt die Erfolge der Gehilsen- prüfung und befürwortet im Hinblick auf die dringend not­wendige Ausbildung eine gesetzlich vorgeschriebene Gehilfen- prüsung.

ep Im Kampf um die christliche Liebesarbcil. Der Evang. Volksbund veranstaltet vom 25. bis 28. August in Tü­bingen für seine Mitglieder einen Kurs mit dem Thema: Im Kampf um die christliche Liebesarbeit". Diesem Gegen­stand kommt heute, wo die Werke der Inneren Mission be­sonders heiß umstritten und befehdet werden, besondere Be­deutung zu.

Unterrichkskurse im Hufbeschlag. Im Fall genügender Beteiligung finden an den Lehrwerkstätten für Hufschmiede in Heilbronn, Reutlingen und Ulm Unterrichtskurs e vuN etwa viermonatiger Dauer statt, die am 6. Oktober 1930 voraussichtlich ihren Anfang nehmen.

Kunstauktion im Wilhelmspalast. Infolge Räumung des Wilhelmpalastes, m den bekanntlich das Luftfahrtmuseum einziehen wird, kommt am 18. Juli im Auftrag der Privat­erben des letzten Königs die gesamte künstlerische Einrich­tung zur öffentlichen Versteigerung. Es handelt sich um zahlreiche Gemälde, eine reichhaltige Sammlung von Aqua­rellen, sowie Marmorfiguren, Bronzen, einige Möbel ufw.

Die Schankverzehrsteuer. Der Ausschuß des Württ. Weinbauoereins hat in einer Entschließung die Einführung abgelehnt. Die Schankverzehrsteuer war von der Demo­kratischen Partei beantragt, der Antrag ist aber auf den Widerspruch anderer Parteien zurückgezogen worden

Clara Diebig

Zu ihrem 70. Geburtstag am 17. Juli 1930.

Von E. S ch e u f f l e r-Erfurt.

Selten hat eine Frau in der Dichtung ihren Rang so sicher behauptet wie Clara Viebig. Als 1896 ihr erster Ro­manRheinlandstöchter" erschien, befand sich der Natura­lismus, der wie ein Sturmwind die Poetenstllbchen durch­lüftet hatte, schon wieder im Abklingen. Und doch waren dieRheinlandstöchter" als naturalistisches Werk im be­sten Sinne ein Erfolg. Diese erste literarische Wirkung kennzeichnet das Schaffen der Dichterin bis auf den heu­tigen Tag. Sie war niemals richtig Mode und wurde doch inimer gelesen. Unermüdlich ist ihr Dichten gewesen, bis in die letzten Monate. Die Tatsache, daß sie mehrere Stil­perioden, die ja heute schnell wechseln, sieghaft überstand, beweist deutlich genug, daß in ihren Büchern etwas kraft­voll Persönliches wirken mutz, das jederRichtung" spot­tet.

In der Tat haben sowohl in ihren Romanen als auch in ihren Novellen (die dramatischen Versuche rechnen nicht) verschiedene Stilelemente eine originelle Zusammenfas­sung gefunden. Clara Viebig kann man nicht als Natu­ralisten bezeichnen; eher darf man sagen, daß sie Realistin in jenem für alle großen Gestalter zutreffenden Sinne ist, daß die Wirklichkeit die Kraftquelle der Beobachtung, die Grundlage des Schaffens, die erste und die letzte Orien­tierung darstellt. Wer im dichterischen Schaffen die Wirk­lichkeit mit dem wie immer gearteten Ich in die Gleichge­wichtslage bringt, also das, was das Ich in der Umwelt wahrgenommen hat, mit möglichst kritischem Blick dem in­nersten Wollen und Sehnen gegenüberstellt, der gerät bei einfacher und kraftvoller Gestaltung kaum in Gefahr, gleichzeitig mit Eintagsstilmarotten unterzugehen; für den trifft Zolas berühmtes Wort zu, daß ein Kunstwerk dann vorliegt, wenn ein Stück Natur durch ein Temperament ge­sehen ist. Dieser Treue gegen sich selber verdankt Clara Viebig ihre nun schon mehr als 35 Jahre anhaltende Akua- lität.

Das Temperament, mit dem die Dichterin dieNatur" zu erfaßen sucht, ist vielseitiger, als man auf den ersten Blick, der im Eesamtschaffen zunächst eine fast unüberseh­bare, äußerlich gleichförmige Reihe von Romanen wahr­nimmt, annehmen möchte. Die Welt- und Menschendarstel­

lung bei Clara Viebig, obwohl immer sachlich und unge­schminkt, erscheint niemals ätzend, eher verstehend und da- ! mit leicht ironisch. Doch das, was im Ausdruck schwingt, ! ist, bei ständiger Bewegtheit, nach dem besonderen Anlaß ' und dem gerade herrschenden Wellenschlag desTempe- > raments" äußerst verschieden. Mag man den ersten Ro- ! man und eine Handvoll Novellen als streng naturalistische ^ Erzeugnisse ansehen, die anderen Bücher sind es bestimmt > nicht. Visionär- gesteigerte Symbolik durchsetzt den Ost- s markenromanDas schlafende Heer". Die Art, in der die j Dichterin den Schäfer Kuba Dudeck seine Phantasien aus- j drücken läßt, ist rhythmisch erhitzt und stark deklamatorisch, z In dem großen DienstmädchenromanDas tägliche Brot", , zolaartig im selbständigen Sinne, werden die Phantasien i eines Kindes stilistisch in märchenhafter Steigerung, ähn­lich wie die Träumereien von HauptmannsHannele", ge- ! meistert. In demFreiheitsbaum", der leicht und interes- j sant das Räuberleben von Schinderhannes ,darstellt, blüht sogar prächtige Romantik.Der einsame Mann,,, diese wehmütige Schilderung eines alternden, alleinstehenden Offiziers, ist mit Impressionen gefüllt, die an Thomas Manns Art entfernt erinnern. Die Kriegsbücher, die gleich nach dem Krieg erschienen (Die Töchter der Hekuba" und Das rote Meer"), sind, wenn man will,expressionistisch", weil die Stimmungen, Gefühle und Gedanken nur mit dem nötigsten Aufwand eindringlichausdrücken".Die Pas­sion", die aufwühlende Leidensgeschichte von Kranken, könnte man den Realismus der Seele nennen, weil hier die gewaltige Kraft seelischen Mitleidens mit der hilflo­sen Kreatur den Stil bestimmt. !

Wache Aufgeschlossenheit machte die Dichterin von einem begrenzten Stoffgebiet unabhängig. Sie fing mit Eifelgeschichten an. Als Tochter eines Regierungsrats in Trier geboren, verlebte sie ihre Jugend in jener herben Landschaft, die ihr für das ganze Leben ans Herz wuchs. Die stark biographischenRheinlandstöchter" geben Auf­schluß, wie das junge Mädchen durch den Besuch bei Ver­wandten die Eifeldörfer kennen lernt. In tiefster Liebe hat die Dichterin später ihre Kindheitseindrücke verarbei­tet. Sie wurde die Dichterin der Eifel und der Mosel. Noch vor wenigen Jahren gab ihr der Winzeraufstand Gelegen- ! heit, mit dem wie eine sonnendurchbräunte Traube reifen ! RomanDie goldenen Berge" für die Heimat ihrer Kind­heit zu zeugen. Ihre Heimatliebe aber ist nicht eng. Sie tonnte davon auch anderen Landschaften schenken. Sie

lernte Deutschland kennen, verbrachte in Berlin Sucher­jahre, hielt sich auch länger in Posen auf, wohin ihr Va­ter verfetzt worden war. Alle diese Aufenthalte fanden dichterischen Niederschlag. Das Eroßstadtproletariat wurde so gut wie das Gutsbesitzermilieu Objekt ihrer Gestaltungs­kraft.

Man würde aber das Werk der Dichterin verkleinern, wollte man es ausschließlich als Landschaftsschilderung oder gar alsHeimatdichtung" werten. Das Geheimnis, daß ihr jeder Boden, jede Landstrecke, jede Handvoll Erde etwas gab, liegt in ihrer wahrhaften Mütterlichkeit be­gründet. Clara Viebig ist die Dichterin der Mütter, der Frauen, des Weibes schlechthin. Sie beschönigt nicht. Sie stellt nur liebevoll dar. Sie sieht die Mutter als Mittel­punkt, sie sieht die Leidensstationen der Frau, sie sieht Bangen, Hoffnung, Glück und Enttäuschung, kummervol­les Erleben beim Mädchen. Man suche in der neuen Li­teratur Schilderungen, in denen uns die Mutter so le- benswarm und doch männlich gefprmt wie bei Clara Vie­big entgegentritt' Man suche eine Schilderung, in der das verlangende Weib eine so wahrhafte Gestaltung gefunden hat wie inDas Weiberdorf", das zugleich als Milieu­schilderung eines von der Industrie abgeriegelten Dorfes einen hervorragenden Platz einnimmt! Aus dieser allum­fassenden Mütterlichkeit erhebt sich die Dichterin zu einer Hohe, die ihr die Schau über weite Räume, ja die Gestal­tung von Geschichtsepochen gestattet, wie etwa in den wertvollen Romanen., Die Wacht am Rhein" (Erzeugnisse von 1848),Das Eisen im Feuer" (Berlin 1840 bis 1870) undDie vor den Toren" (Das Wachsen der Reichshaupt­stadt). In der Bändigung von Massenschicksalen schürfte sich ihr Auge für die 'Massenbewegung überhaupt, so daß die Fülle ihrer Einzelbeobachtungen eine beachtenswerte Psychologie der Masse ergibt.

Wir haben es hier also mit einer durchausmännli­chen" Autorin, einer der wenigen führenden Dichterinnen zu tun. Der BegriffFrauenliteratur" hat in seiner ein­engenden Bedeutung für das Schaffen von Clara Viebig keine Berechtigung. Vielmehr gilt von ihr auch heute noch das, was schon um die Jahrhundertwende ein Kritiker schrieb:Klara Viebig, so weiblich sie ist, steht dem Leben gegenüber wie ein reichbesähigter Mann, den Dingen der Welt in die Augen sehend und in das Herz, in freier, siche­rer Kunst alles gestaltend, was sie für ihr Weltbild für nötig erachtet".

Tübingen, 16. Juli. Na btnger Studentenhi Studentenhilfe" ist inTüb worden. Im bisherigen Auf tritt durch die Namensiinde

Tödlicher Ausgang. An bau des Fernheizwerkes ! Monteur von einem heral Kopf getroffen. Eine Schiit tige Verbringung in die ch er nun an den Folgen de:

Sulz a. N.. 16. Juli, wurde der etwa 4 I a. Kni der Horber Straße von ein Der Knabe erlitt einen sch: sorgnis Anlaß gibt. Den K

Oberndorf a. N., 16. Jul Paul Mauser feierte gef tor Mauser nimmt noch re: der Stadt, namentlich im Jahren angehört. Dem Ü stand er seit dem Ableben : Jahr 1914 vor. Seit 190( Gewerbebank an und ist h war auch lange Jabr- Vo 19231929 Mitglied der f ist er ein warmer Fördere Schützengelellsckast und be ämtern. Der Liederkranz Wohnung ein Ständchen.

Schwenningen, 16. Juli, für Rußland. In de Handelsdelegation in Berli reist, um Uhrenarbeiter Uhrenindustrie zu suchen i genüber einem schon frühl such soll der jetzige von b fein. Aus Schramberg mehrere Arbeiter auf Gr pflichtet haben

Grunbach OA Schorn Am Dienstag vormittag schweres Gewitter, das vo prächtig stehenden Weinbe Drittel des Weinertrags d trägt der Schaden bis zu Feldfrüchten wurde erhebt Weingarten, 16. Juli. Hofeinbrecher. Zw: Kriminalbeamte aus Rar länger gesuchten Pfarrhos der Hans und Martin nehmen. Bei der Verhaft: denes Einbrecherwerkzeug, haben die beiden Einbre Württemberg begangen

l Aus Stai

Der Gnädigste vo

Zur Einstellung ir

Ilm zu verhindern, da Einstellung in die Wärt vermeidbare Kosten entf entfernter wohnenden Be lung Weingarten zu ein« tag, den 31. Juli 1830 i a. Neckar schriftlich bestel nicht vergütet. Ueber die der Hauptuntersuchung ii

Bei der Voruntersuch Werbungen entgegengeno

Eignungsprüfung

Die Handwerks! uns mit, daß der Facha im Kammerbezirk Reutli in Reutlingen nochmals junge Leute abhält, die wollen. Es kommen hief tracht, welche an der ers teilgenommen haben, od> entschlossen hat, einen Lehrlingsordnung für daß jeder Lehrling, der nungsprüfung zu mache: sind an Herrn Buchdruck sitzender des Fachausschu

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Ein Doppelständcher nigte Lieder- und Säng stand, Herrn Präzeptor! ten Dirigenten, Herrn auf die schönen Erfolge es eines jeden Sängers und rührigen Führern Lied zu zollen, was in Braun auch durch da brachte. Sowohl der Vo: über diese Ehrung erfre ihrerseits, ihre ganze K dem Verein zu widmen mit den beiden Herren schöne Lied anstimmte, rigkeitsgefühl zum Aus! schen Liede eint.

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Gestern mittag kam Wohlgenannt aus Firma unterwegs war, ling und bat, mit einer ren zu werden. Der L Sohn Erwin Rillin ihm in der Werkstatt und fuhr mit seinem f Fahrtkosten bezahlt hat