Seite 4 — Nr. 126
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter*
Mvurag, 2. Juni 193V
BcziMckMtiig M Whrigcs ZobilöM des VerciiS themslizn Lnr-n «yd Kriegsteil«eh«cr i« k«ltli«M
Mit Tannengrün bekränzte Häuser, Girlanden und Schilder mit „Herzlich Willkommen", schwarz-rote und schwarz-weiß-rote Fahnen, junge Mädels in neuen Kleidern, Schärpen und mit einem Strauß frischer Blumen in den Händen, der Herr Schultheiß und all die anderen Prominenten im Eehrock und mit der „Angströhre", auch Zylinder genannt, und schließlich Reiter in schmucken Frie- dcnsuniformen unseres alten Heeres — dies alles heißt: Kriegersest, Zusammenkunft alter Kameraden aus der Friedens- und Kriegszeit, Wiedersehen von Männern, die Freud und schweres Leid gemeinsam auf starken Schultern getragen haben.
Für dieses Jahr war Eiiltlingen zum Bezirkskriegertag ausersehen worden, weil es damit das Jubelfest seines eigenen Vereins verbinden sollte. Der Verein hatte mit seinem Vorstand, Herrn Schultheiß Wiedmann an der Spitze, auch wirklich alle Vorarbeiten aufs Beste durchgeführt und gab der Tagung einen störungsfreien u. freudevollen Verlauf. Mit einem feierlichen Festgottesdienst, an dem sich der Verein geschloffen mit seiner Fahne beteiligte und in dem der amtierende Geistliche insbesondere auch auf die sittlichen Aufgaben des Kriegervereins hinwies, begann der Festtag für unsere Nachbargemeinde. Anschließend wurden am Kriegerdenkmal Kränze niedergelegt. Schultheiß Wiedmann gedachte dabei der gefallenen Brüder in dem Gelöbnis, der Toten Opfer und Taten nicht zu vergessen. Während die Musik das Lied vom guten Kameraden spielte, die Gemeinde mit entblö- stcm Haupt das hohe Lied der Kameradschaft mitsang und die Böller ihren ehernen Mund ertönen ließen, mag so manchem weh ums Herz gewesen sein und so manche ehrliche Träne wurde von einer harten Männerfaust verstohlen aus dem Auge gewischt. Bezirksobmann I. Raas- Nagold gedachte auch der Toten und mahnte Kämpfer im Kampfe um die Zukunft und den Aufbau unseres geliebten Vaterlandes zu sein.
In der Vorstiindeversammlung wurde u. a. der Bericht über den Stand der Bezirkssterbekasse (1805,05 und der Bezirksverbandskasse (727,82 -ll) gegeben. Zu Ehren der im letzten Halbjahre verstorbenen 12 Kameraden erhob sich die Versammlung von den Sitzen. Die Statuten sollen in der nächsten Vorständeversammlung neu beraten werden und ebenso wird dort eine Besprechung über eine evtl. Neuorganisation der Sterbegeldversicherung zu fin- dtzi, sein. Bezirksschießleiter R u p p-Untertalh'eim gab ausführlichen Bericht über die Entwicklung des Schießwesens innerhalb des Bezirks, erinnerte die Kameraden daran, daß das Kulturbauamt beim Entwerfen der Pläne für neue Schießanlagen zur Hand gehen würde, Schietingen und Ebershardt im letzten Jahre zum Kriegerbund übergetreten seien und verwahrt sich schließlich gegen die Machinationen des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten, die nachgewiesener Maßen den Mitgliedern des Kriegerbundes eine Unterstützung in der Beratung um Rentenfragen usw. versagen wolle. Den Jungschützen sollen pro Schießtag 10 Patronen unendgeltlich zur Verfügung gestellt werden. Als Interimskassier und Bezirksfürsorge-
Anwalt wurde Otto K a p p l e r-Nagold gewählt. Von Bern eck aus ergeht Einladung zu dem 3üjiihrigen Jubiläum am 28. Juni. Schultheiß Wiedmann entbot der Versammlung die herzlichste Begrüßung, insbesondere auch den in der Sitzung anwesenden Oberstleutnant Schu- mach er vom Präsidium und dem Vertreter der Nagolder Presse, Redakteur Köll. Für das Vertrauen bei der Wahl dankte Kamerad Kappler und bat zugleich die Beiträge pünktlicher zu zahlen und die Stammrollen zu ergänzen.
Kurz nach der Mittagszeit setzte sich der stattliche Festzug in Bewegung, dem nicht weniger denn 30 auswärtige Vereine und 33 Fahnen folgten. Einzelne Orte hatten ihre Trommler und Pfeifer, andere wieder ganze Musikkapellen mitgebracht. Der Festplatz, nicht weit vom Ort entfernt, lag idyllisch an einem Hang, eine Tribüne bildete den Mittelpunkt des Ganzen, Tische und Bänke, dazu ein gutes Glas Bier luden ein zur fröhlichen Gemütlichkeit. Rach einem schneidigen Marsch der Wildberger Kapelle „Zu Sedan auf den Höhen" und einem Chor des Gesangvereins hielt Schultheiß Wiedmann die Festrede. Im Namen des festgebenden Vereins rief er allen Kameraden ein herzliches Grüß Gott zu. In der heutigen Zeit der bitteren Not und. der innerlichen Zerrissenheit sei es notwendig, einen Rückblick auf die stolze Vergangenheit unseres Vaterlandes zu werfen. Der Redner entwik- kelte darauf kurz das Werden des Vereins in der Zeit, in der man nur ein Vaterland kannte, das Deutschland hieß. Heute sei leider die Zahl, die dem Kriegerbund glcichglltig gegenüber stünden noch sehr groß. Auch die Nachkriegszeit, die in den Kriegervereinen so manches Kriseln hervorrief, sei auch bei ihnen nicht spurlos vorüber gegangen. Kamerad Ehr. Holzinger sei der gewesen, der die Zügel wieder straff in die Hand nahm. Ihm gebühre dafür besonderer Dank. Dank sage er auch dem Ee- meinderat für die Stiftung einer schönen Fahnenschleife. Das Werk im Kriegerbundswesen zu erhalten, sei unsere hohe Pflicht, dadurch würden wir auch das Recht erwirken, das Jubelfest zu feiern in Kameradschaft und gemeinsamem Erinnern, das über alles Brücken zu schlagen vermag. Einigkeit und Kameradschaft würden uns heute vor allem fehlen und darum habe sich auch ihre Pflege der Kriegerverein auf seine Fahne geschrieben. Auch in der Unterstützung und Beratung der Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen würde der Bund seine hohen und hehren Pflichten sehen und mit all diesen Zielen vorwärts und aufwärts streben für Deutschlands Wohl. Deutschland über alles! Oberstleutnant a. D. -Schumacher entbot die Grüße des Präsidiums, insbesondere des Bundespräsidenten Generalleutnant a. D. Dr. von Mau r. Eültlin- gen, Effringen und Sulz erhielten für 50 und noch mehrjährige Zugehörigkeit zum Bunde die goldene Fahnenspange. Es sei nun das 6 . Mal, daß er im Nagolder Bezirk auf einer Kriegertagung anwesend wäre und einer sei immer wieder schöner als der andere. Die Kriegertagungen würden, so wie auch 8 Tage vorher in Wildbad, immer wieder das eindrucksvolle Bekenntnis zur Kriegerbunds
sache sein, durch die sich die Kameraden im Geist des ehemaligen Soldaten im feldgrauen oder blauen Rock auch heute noch eng verbunden fühlten. Der Württ. Bund umfasse 160 000 Mitglieder, 500 000 -N seien im letzten Jahr für Fürsorge-Zwecke ausgegeben worden. Es sei ein Zeichen, daß der Kriegerbund in mustergültiger Weise für die Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen sorge. Dies sei auch von maßgebender Seite bestätigt worden. Bezirksobmann Raaf überbrachte dem Jubelverein und allen anderen die Grüße des Bezirks und dankt denen, die zu gutem Gelingen des Tages beigetragen haben. Der Gültlinger Verein sei ein würdiges Glied im Verbände und wenn man nun überlege, für wen die viele Arbeit im Verein einst und heute geleistet worden wäre, und auch in Zukunft geleistet würde, so müsse man erkennen, daß alles aus reiner Vaterlandsliebe geschehe. „Ans Vaterland, ans teure schließ' dich an, das halte fest mit deinem ganzen Herzen!" Einigkeit und Eottesglaube seien die führenden Richtlinien zu einer Gesundung unseres Vaterlandes und der Weg zu einem deutschen Frühling. Mit einem Hoch auf die Kameradschaft im Kriegerbundswesen, schloß er die, wie auch die vorhergehenden Ausführungen, mit freudigem Beifall aufgenommene eindrucksvolle Kundgebung. Nachdem Fräulein Gretel Schultheiß mit einem Gruß der Gültlinger Damen eine Schleife am Banner befestigt hatte, überbrachte Bezirksobmann Küchle die besten Wünsche des Calwer Bezirkes. Seine Ausführungen klangen aus in einem Hoch auf Oberstleutnant a. D. Schumacher und den Bundespräsidenten Generalleutnant a. D. Dr. v. Maur.
Kaum hatte man sich nun zum kameradschaftlichen Treiben gemütlich niedergelassen, da störte einer der bisher im Jahre 193.0 obligatorischen „Nassauer" die schöne Harmonie und die Lokale im Orte mußten wieder ihre Pforten den Kriegerbiindlern öffnen. Hier erklang Gesang, dort Musik, wieder wo anders fröhliches Lachen und als es gegen den Spätnachmittag ging, rückten die Vereine ab frohen Mutes und dankbar gegenüber den Gastgebern für den schönen Tag, der wiederum ein Markstein in der Kriegerbundsgeschichte des Bezirks ist.
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Die heutige Nummer umfaßt I Seiten.
Stadtgemeinde Nagold.
Nächsten Donnerstag, den 5. 3uni 1830
findet hier
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statt, wozu eingeladen wird.
Der Fruchtmarkt am 7. Juni 1S30 fällt aus. Nagold» den 30. Mai 1930.
1933 Stadtschultheißenamt.
Schopfloch. *
Der kalendermäßig am 3. Juni stattfindende
Vieh- und Schwelnemarkl
wird aus
Mittwoch» den 4. Juni
laut Genehmigung des Innenministeriums verlegt. Zu zahlreichem Besuch ladet ein
Gemeinderat.
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Nr. 127
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