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Seite 2 Nr. 81

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

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meerunterflützung Frankreichs einigen können. Die Fran- zosen lehnten es aber ab. sich auf eine Zahl festzulegen In Überredung mit Anderson und Mac Donald erhob ^ italienische Vertreter Grandi scharfen Ein- daß die eigentliche Aufgabe der Konferenz. ^ ""enabrüstung. durch derartig« Ge- vereitelt werde. Italien werde unter kei- L S°-d-rm,« t-r

Amerikas Geduld ist erschöpft London, 6. April. Die amerikanische Abordnung zur lottenkonferenz erklärt, die Verhandlungen seien an einem unkt angelanat, wo die noch zur Verfügung stehende Kurie

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Zeit für die Größe der unerledigt gebliebenen Fragen nicht mehr ausreiche. Man könne nicht unbegrenzt weiter ver­handeln. Staatssekretär Stimson beabsichtige am 27. April abzureisen.

Der Italiener Grandi hat in seiner Unterredung mit Mac Donald offen erklärt, es sei geradezu unmoralisch, wenn England und Frankreich betreffs der .Si­cherheit' Frankreichs über die Auslegung des Locarno­vertrags verhandeln wollen, ohne daß Deutsch­land zugezogen werde, das doch der Hauptbeteiligte an die­sem Vertrag sei. Italien mache dies jedenfalls nicht mit. Grandi will am 15. April abreisen.

Sie SkUttMlsainlnW der GewerkieliM Nagold e.S.w.S.H

fand am 5. April nachm. 4.30 Uhr im Easthof zurKrone" statt. Herr Kaufmann Paul Schmidt begrüßte die erschie­nenen Genosse« und eröffnete um 5 Uhr unter gleichzeitiger Uebernahme des Vorsitzes die Versammlung.

Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte Herr Schmid des infolge Todes so unerwartet ausgeschiedenen Auisichtsrats- mitglicds, Herrn Rechtsanwalt Huber und seiner Verdienste um die Genossenschaft, worauf sich die Versammlung zu dessen Ehren von ihren Sitzen erhob.

In seinen Ausführungen zu Punkt 1 der Tagesordnung:

Bericht und Rechnungslegung über das Jahr 4929 er­wähnte Herr Dolmetsch zunächst, daß die im vergangenen Jahre da und dort erfolgten Vankzusammenbrüche auch die Frage nach der Sicherheit und Leistungsfähigkeit der Kre­ditgenossenschaften ausgeworfen hätten, was ihn veranlasse auf das Wesen der Kreditgenossenschaft näher einzugehen.

Es stehe fest, daß die Kreditgenossenschaften aller Richtun­gen sich jederzeit bewährt und auch da standgehalten haben, wo vorübergehend ein stärkerer Andrang der Gläubiger hervor­getreten sei. Zahlungseinstellungen' von Kreditgenossenschaf­ten seien innerhalb des ganzen deutschen Reiches nur in we­nigen Fällen bekannt geworden und dann handelte es sich meistens nur um kleinere oder solche Genossenschaften, die keinem Revisionsverband angehörten. Bei genauer Prüfung werde man überhaupt finden, daß die Kreditgenossenschaften unter allen Gesellschaftsformen verhältnismäßig. die wenig­sten Konkurse und Vergleiche aufweisen. Die Fälle, daß Ein­leger einer Kreditgenossenschaft zu Schaden gekommen seien, bilden in der ganzen Eenossenschaftsgeschichte eine Selten­heit. Dies hänge im wesentlichen mit dem rechtlichen Auf­bau der Genossenschaften zusammen, der einen weitgehenden Schutz der Gläubiger in sich schließe. Den Gläubigern haste zunächst das eigene Vermögen der Genossenschaft, bestehend aus den Rücklagen und den Geschäftsanteilen der Mitglieder, d. h. den von den Mitgliedern auf die Geschäftsanteile gelei­steten Einzahlungen, für die im Statut gewisse Richtlinien gegeben seien. Einen weiteren Rückhalt für die Gläubiger bilde die Haftpflicht der Mitglieder. Der weitaus größte Teil der Schulze-Delitzschen Kreditgenossenschaften führe heute die beschränkte Haftpflicht, bei der durch das Statut eine Haftsumme bestimmt sei, für die die Mitglieder neben ihren Pflichteinzahlungen aus den Geschäftsanteil aufzukommen ha­ben. Laut gesetzlicher Vorschrift müsse diese statutenmäßige Haftsumme mindestens die Höhe des Geschäftsanteils errei­chen. Habe ein Mitglied mehrere Geschäftsanteile erworben, wie dies auch bei der Eewerbebank Nagold zulässig sei, so sei auch für jeden weiteren Eeschäftsant. eine weitere Haftsumme zu übernehmen. Interessieren dürfte, daß diese Haftsumme aber nur im Falle des Konkurses der Genossenschaft also nicht bei Bestehen der Genossenschaft, auch nicht in einem Vergleichsver­fahren eingezogen werden könne.- In dieser gesetzlichen Vor­schrift liege ein Schutz der Mitglieder, so daß die mitunter be­stehende Scheu vor der Haftpflicht jedenfalls bei Genossen­schaften mit beschränkter Haftpflicht unberechtigt sei. Bedenken gegen die Haftpflicht lägen umsoweniger vor, je mehr Reser­ven eine Genossenschaft aus dem jährlichen Reingewinn an­sammele. Aus diesem Grunde könne es den Mitgliedern einer Genossenschaft nur erwünscht sein, wenn die Verwaltung den Reserven größte Aufmerksamkeit schenke. Die Haftpflicht biete demnach eine weitere und nicht zu unterschätzende Sicherheit für die Einlagen. Auch die Berufsmischuna der Mitglieder fei von gewisser Bedeutung. Handwerker. Kausleute, Unter­nehmer, Beamte und freie Berufe, alle feien vertreten. Ne­ben den soeben besprochenen Earantiemitteln spiele natürlich auch die Liquiditätsfrage eine Rolle. Je mehr flüssige Mit­tel (wie Kasse, Bankguthaben, Wechsel) eine Genossenschaft bereit halte, um so mehr sei dieselbe in der Lage, aus eige­ner Kraft den Anforderungen der Gläubiger zu genügen, außerdem könne als Rückhalt der jeder gutfundierten Genos­senschaft zur Verfügung stehende Kredit angesehen werden; der erfreulicherweise aber nicht in Anspruch genommen wer­den müsse.

Spekulationen der Kreditgenossenschaft für eigene Rech­nung und ihrer Beamten feien ausgeschlossen. Die Depotver­waltung unterliege der Kontrolle durch berufene Organe.

Letzten Endes komme es bei einer Genossenschaft auch auf eine solide Geschäftsführung an, namentlich in Bezug aus die Kreditgewährung. Die genossenschaftlichen Einrichtungen seien so getroffen, dag niemals eine einzelne Person nach eigenem Gutdünken schalten und walten könne. Die Geschäftsführung des Vorstandes werde überwacht, einerseits durch den Auf­sichtsrat, andererseits durch den Revisionsverband. Unter allen Gesellschaften des privaten Rechts sei die Genossenschaft die einzige Form, für die laut Gesetz eine regelmäßige zweijährige Revision vorgeschrieben sei. (Der Bericht über die im letzten Jahre stattgefundene Revision wurde nachher zur Kenntnis gebracht). Die gesetzlichen Bestimmungen verlangen weiter, daß die Genossenschaften alljährlich ihre Bilanz veröffentli­chen und der Generalversammlung unterbreiten. Der Aufsichts­rat müsse sich über das Ergebnis der Bilanzprllfung äußern. Jedes Mitglied habe das Recht, Fragen zu dem Geschäftsbe­richt und anderen Vorlagen zu stellen. Ueber die vorerwähn­ten Revisionen hinaus haben die Schulze-Delitzschen Kredit­genossenschaften sowohl ihrem Verband wie dem Statistischen Reichsamt in Berlin alle zwei Monate eine Zwischenbilanz einzureichen. Die Gesamtergebnisse dieser Zwischenbilanzen würden jeweils veröffentlicht. Alle diese Einrichtungen ver­folgen den Zweck, die Geschäftsführung der Genossenschaft in weitgehendem Matze der Kontrolle der eigenen Mitglieder und Gläubiger wie überhaupt der Öffentlichkeit zu unter­stellen. Man dürfe wohl sagen, daß heute in Deutschland keine Kreditinstitute bestehen, die in so ausgedehntem Maße Re­chenschaft über' ihre Tätigkeit und Vermögenslage ablegen wie die Kreditgenossenschaften. Dazu komme noch, daß die Kre­ditgenossenschaften überwiegend lokalen Charakter tragen, und daß nach der Eigenart der Genossenschaft die Kreditnehmer und Kunden der Genossenschaft gleichzeitig die Träger des Unternehmens seien, daß ebenso auch jeder Einleger auch Mitglied weiden könne, sodaß die Kunden durch ihre Ver­bindung mit der 'Genossenschaft steten Einblick in die Ver­hältnisse erhalten.

Als Neuigkeit wurde noch ergänzend nachgetragen, daß die württ. Kreditgenossenschaften in einer am 26. März 1830 in Stuttgart stattgesundenen Versammlung eine Garantiegemein- schast mit RM. 2 800 000 zur gegenseitigen Unterstützung in Notfällen gebildet haben, damit ist den Sparern für ihre Ein­lagen gewissermaßen ein der Mündelfichcrheit gleichkommender Faktor geschaffen.

Rehme man die Haftsumme der Genügen mit 1152 000 Reichsmark und die Stammanteile mit 330 900 RM. wovon 189 819 RM. bereits einbezahlt sind, noch hinzu, dann sehe man. daß genügend Vorsichtsmaßregeln getroffen seien, um jedermann vor Schaden zu bewahren. (Eoldmark-Erund- schuldbriefe).

Auch der Umstand, daß die eigenen Gelder nur in- eigenen Bezirk ausgeliehen werden, bleibe zu berücksichtigen, sei doch damit eine Einsicht in die Verhältnisse unserer Schuldner ge­boten.

Der Vortragende gab der Hoffnung Ausdruck, daß vor­stehende Ausführungen geeignet seien, jedermann davon zu überzeugen, daß eine Genossenschaft das in sie gesetzte Ver­trauen rechtfertige und die Interessen sowohl der Gläubiger wie Schuldner in gleicher Weise wahrnehme.

Erfreulicherweise durfte die Gewerbebank auch im vergan­genen Jahre dieses Vertrauen genießen und diesem Umstände verdanke sie in der Hauptsache die weiter günstige Entwick­lung. Die Mitteilung, daß die der Genossenschaft anvertrau­ten Spargelder Ende 1928 RM. 1564 000 betrugen, während dieselben Ende 1929 die Höhe von 1 976 000 RM. erreichten, bestätige das vorher Gesagte. Der wirtschatflichen Lage ent­sprechend könne bei einer Zunahme von monatlich durch­schnittlich 35 000 RM. von einem normalen Michstum ge­sprochen werden. Ende Februar 1930 hätten die -Spareinla­gen den Betrag von 2 000 000 RM. schon beträchtlich über­schritten. Dieser Neuzuflutz von Mitteln hätte es ermöglicht, ohne Inanspruchnahme von Bankgeld auszukommen und alle an uns gestellten berechtigten Kreditgesuche zu befriedigen. Besonders günstig habe sich dies im Mai-Juni vergangenen Jahres ausgewirkt, als die Reichsbank plötzlich die Annahme von Diskonten ganz erheblich .einschränkte. In welche Verle­genheit wären unter Umständen die Mitglieder gekommen, wenn die eigenen Mittel nicht ausgereicht hätten, um das an- aebotene Wechselmaterial selbst aufzunehmen? Da und dort hörte man von Krediteinschränkungen. Solche- Maßnahmen zu ergreifen, die wohl kaum angenehm empfunden worden wären, blieben hier erspart und so sei diese Periode im wahr­sten Sinne des Wortes spurlos an den Mitgliedern vorüber gegangen. Darauf wurde besonders hingewiesen.

Inzwischen habe sich diese Lage glücklicherweise geändert. Im November 1929 ermäßigte außerdem die Reichsbank den Diskont-Satz von 7jz; Prozent auf 7 Prozent, weitere Ermäs- sigungen folgten bereits in diesem Jahre und betrage heute 5 Prozent.

So erfreulich diese Erscheinung sei, so dürfe sie leider doch nicht die Hoffnung erwecken, als ob sie eine allgemeine Zins­senkung nach sich ziehen würde. Diese Senkung sei auf inter­nationale Einflüsse zurückzuführen und Reichsbankpräsident Schacht selbst führte in seiner Begründung zur letzten Sen­kung aus, daß die deutsche. Öffentlichkeit sich klar darüber sein müsse, daß ein Satz von 5 Prozent den inneren Geld- und Kapitalverhältnissen Deutschlands nicht entspreche, und daß es nicht zum wenigsten der von den niedrigen Auslands­raten ausgehende Zwang (Eoldzufuhr usw.) sei, der uns nö­tige, uns nach den ausländischen Geldmärkten zu richten.

Wie lange sich der jetzige Zustand halten werde, lasse sich nicht Voraussagen, aber jedenfalls bedeute es für die Ge­schäftswelt momentan eine Erleichterung, wenn sie ihre Kundenpapiere zu einem billigen Satz unterbringen könne.

Das Wechselgeschäft, sowie der Konto-Korrent-Verkehr wurde als befriedigend bezeichnet, dies auch hinsichtlich der Zunahme der Konto-Zahl.

Die Debitoren wurden per Ende 1929 mit rund 2 200 000, die Creditoren per Ende 1929 mit rund 400 000 RM. angege­ben.

Bedauerlicherweise hätten auch auswärtige Insolvenzen den hiesigen Bezirk in Mitleidenschaft gezogen und die Ar­beitslosigkeit beweise deutlich eine rückgängige Konjunktur, der Industrie fehlen genügende Aufträge und die einheimische Kaufkraft lasse nach. Diesen Umstande sei es auch zuzuschrei­ben, daß das Kreditbedürfnis etwas Nachlasse, außerdem müsse sich jedermann prüfen, ob sein Betrieb eine weitere Bela­stung zulasse.

Um die Mitglieder auf die Einrichtungen der Eewerbe­bank noch besonders hinzuweisen wurden 2 geeignete Schrift- chen verteilt.

Das Sorten- und Devisengeschäft entspreche den Verhält­nissen, ebenso das Effektengeschäft.

Die Zahl der Mitglieder hat sich nicht wesentlich vermehrt, dafür erfuhren die Eeschäftsguthaben eine Erhöhung.

Alles in allem genommen dürfe sowohl die Entwicklung als auch das Ergebnis des vergangenen Jahres als gut bezeichnet werden, habe sich doch einerseits die Bilanz-Summe auf RM. 2 770 000 rund erhöht, während es andererseits ge­lungen sei, einen Reingewinn von 37 491.73 RM. zu erzielen.

Zum Schlüsse dankte D. im Namen der Bankverwaltung für das der Eewerbebank seither entgegengebrachte Vertrauen und bat die Genossen, sich auch fernerhin der Pflichten der Genossenschaft gegenüber bewußt zu sein, wie auch die Ver­waltung sich stets bemühen werde, die Interessen der Mit­glieder und Nichtmitglieder nach bestem Wissen und Gewissen wahrzunehmen.

Zu Punkt 2 der Tagesordnung:

Beschlußfassung über die Verwendung des Reingewinns, sowie über die dem Vorstand und Aufsichtsrat zu erteilende Entlastung" ergriff Herr P. Schmid das Wort und schlug die Verteilung des Reingewinns in der bereits von Herrn D. vorgetrage'nen Weise vor, die auch einstimmig genehmigt wurde und ebenso erhielt Vorstand u. Aufsichtsrat Entlastung.

Zu Punkt 3 der Tagesordnung:

Bericht über die im vergangenen Jahre durch Herrn Ver­bandrevisor Neune rdt vorgenvmmene gesetzliche Revi­sion" erstattete Herr Johs. Schüttle, Kaufmann, Ebhausen, ebenso wurde das Resultat der von der Kontrollkommission statutengemäß durchgeführten Revisionen bekanntaegeben, die­selben gaben zu keinerlei Beanstandungen Veranlassung. Die Geschäftsführung wurde als eine geordnete bezeichnet und den Vorstandsmitgliedern für ihre Umsicht und Hingabe die An­erkennung im Namen der Genossenschaft ausgesprochen.

Punkt 4 der Tagesordnung'

Antrag zur Abänderung und Ergänzung der Statuten sowie der Sparkasienlatzungen." . ^ ^ ^

Obwohl die Eewerbebank von leher den Eparkassenverkehr pflegte und dieser Zweig zu dem Geschäftskreis der Genossen­schaften gehört, ist es aus steuerlichen Gründen notwendig, so­wohl in'den Statuten, sowie den Sparkassensatzungen beson­ders zum Ausdruck zu bringen, daß die Genossenschaft eine Sparkasse unterhält. Der diesbezügliche Antrag wurde ein­stimmig genehmigt.

Punkt 5 der Tagesordnung:

Wahl von Auffichtsratsmiigliedern:

Die ausscheidenden Aufsichtsratsmitglieder die Herren Ehr. Schwarz, Kaufmann, Johs. Schüttle, Kfm., Wilh. Harr, Fabrikant, wurden wiedergewählt und an Stelle des verstor­benen Herrn Rechtsanwalt Huber Herr Prokurist Baumann in die Verwaltung berufen. ^ ^ ^

Um 6.30 Uhr schloß der Vorsitzende die Versammlung und gab seiner Freude Ausdruck, daß dieselbe sich eines so regen Besuches erfreuen durfte, ferner ermahnte er die Mitglieder zum Zusammenhalt in der gegenwärtigen ernsten Zeit, damit die Genossenschaft sich auch weiterhin gut entwickeln könne.

Montag, 7. April 193V

Aus Stadt und Land

Nagold, den 7. April 1930.

Wohl dem Lehrer, der seinen Schüler, der ihn über­flügelt, neidlos bewundern kann. Die Ehrfurcht wird der

Schüler ihm nie versagen. -

Dienftnachrichten

Der Herr Staatspräsident hat ernannt: zu Oberleh­rern der Er. 7b, Vinder in Mpirsbach, Faude in Al- pirsbach, Fortenbacher in Rohrdorf OA. Nagold

Im Bereich der RBO. Stuttgart wurde Bahnhofsin­spektor Bäuerle in Reutlingen Hbf. zum Reichsbahn­oberinspektor unter Versetzung nach Horb als Vorsteher des Bahnhofs ernannt.

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Aprilbeginn

Hallo! Hallo! Hier Monat April! ... so kündet der Kalender seit 6 Tagen, doch wäre dies garnicht vonnöten, der April hat uns schon genug an der Nase herumgeführt, sodaß wir wissen, wer er ist. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickte er in die Werkstatt der Na­tur, wo alles wirkt und schafft, das Frühlingsgewand gar bald fertig zu bekommen. Mit vollen Backen blies er durch die dürren Laubbäume und zichelnd gaben sie ihre letzten Blätter her, während junge Knospen zu schwellen begin­nen, andern Tags zauberte der wankelmütige Monat das schönste Frühlingswetter hervor, jetzt verführt er die Da­menwelt zur neuesten Frühjahrsrobe. im nächsten Au­genblick macht er sich einen diebischen Spaß, sozusagen aus heiterem Himmel mit einer Regendusche recht kräftiglich einzuweichen. Ob wohl die alte Bauernregel recht hat, wenn sie sagt:April- und Fxauensinn sind veränderlich von Anbeginn?" Um den gestrigen Sonntag mußte man sehr mißtrauisch sein, denn der Morgen mit seinen Nebeln und der typisch die Feuchtigkeit saugenden Sonne ließ nichts Gutes ahnen und deswegen wurde es schönes Wetter . . . eben weil es April ist und der es immer an­ders macht, als man denkt. Die Spaziergänger traf man in der Nähe der Ortschaften recht zahlreich, bei uns meist so, wie man sie sehen will, die den stillen Wald als hei­ligen Tempel erachten und nicht wie meist dort, wo Großstadt herrscht, wo reißende Vandalen gepflückte Blu­men achtlos wegwerfen, grölend und jolend durch die Wälder ziehen, Zigaretten rauchen, Waldbrände verursa­chen, in Wald und Wiese Hausen, als ob nur sie allein auf Gottes Erde, weilten. Dort, wo unser gesunder deutscher Sinn noch herrscht ... ein Jesuslied auf den Lippen wayderten da vier junge Mädels mit ihren Gebetbüchern langsam dankend durch den Waldtempel, nebenher trot­tete folgsam ein junges Osterlam. Und . . hoppla kommt da so ein Junghäslein aus dem Walde heraus, stört sich in seiner kindlichen Unschuld nicht an kommenden Men­schen, wartet schier bis man nach ihm greifen will heißa juchhei erst jetzt gehts in Deckung. Und dann knarrt die Eiche unter dem aufkommenden Abendwind, daß der Specht verwundert umherschaut . . . und . . . und, 'und noch so viel Schönes.

Mit zahlreicher Beteiligung war am Mittag auch der Schwarzwaldverein zu seinem angesagten Ausflug Ber- neck- Station Teinach ausgerückt. Gut durchgeführt und von schönem Wetter begünstigt ließ diese erste Unterneh­mung des Schwarzwaldvereins im Jahre 1930 die Hoff­nung keimen, daß die heurigen Ausflüge unter einem günstigeren Stern denn im vergangenen Jahre stehen. Am Abend hielt unter Gesang, Vorträgen usw. der C. V. j.M. einen Konfirmandenabend im Vcreinshaus.

Altensteig, 7. April. Gemeinderatssitzung am 3. April. Zu Beginn begrüßt der Vorsitzende den Eemeinderat Zimmermann, welcher nach langer Krankheit wie­der in der Sitzung erschienen ist und spricht den Wunsch aus, daß er in Bälde soweit hergestellt sein möge, daß er sich ganz seinem Beruf und dem öffentlichen Le­ben wiederum widmen könne. In der Altensteig-Dor- ferstraße, oberhalb des Malthanerschen Gebäudes an der Einmündung des alten Dorferwegs, soll an dem bestehen­den Masten eine elektrische Straßenlampe angebracht wer­den, desgleichen am Treppenaufgang zu den Wohnungen im neuen Kraftwerk. Wilhelm Helle, Kraftwagen­vermieter hier, beabsichtigt, seine Kraftwagenfahrt nach Nagold an Sonn- und Festtagen auf die ganze Woche aus­zudehnen und außerdem auf den Zug, Nagold ab 19.03 Uhr, (Pforzheim-Horb) Verbindung herzustellen. Es ist vorgesehen, um 18.15 Uhr in Altensteig nach Nagold weg­zufahren (Ankunft in Nagold 18.55 Uhr). Die Rückfahrt in Nagold beginnt um 22.15 Uhr und endet in Altensteig und 22.50 Uhr. Helle sucht um die Genehmigung der beab­sichtigten Kraftwagenlinien nach. Das Gesuch wird befür­wortet und die Straßenunterhaltungslast, soweit sie die Stadt betrifft, übernommen. Das Vitanzbuch mit Ge­winn- und Verlustrechnung und den weiteren Unterlagen für das Jahr 1929 der städtischen Sparkasse sind dem Ge­meinderat zur Durchsicht vorgelegt. Ferner hat die Letztere ihren Geschäftsbericht für das Jahr 1929 zur Einsicht­nahme übergeben. Nach demselben war 1929 ein kritisches und unruhiges Jahr. Die gewaltigen Erschütterungen des gesamten Wirtschaftslebens baben' sich auch bei der städt. Sparkasse fühlbar gemacht. Das finanzielle Ergebnis des Jahresabschlusses ist befriedigend ausgefallen. Für die Hauswirtschaftsschule wird eine Säuglingsausstattung zu Lehrzwecken, sowie Eindünstgläser um zusammen 158 RM. beschafft. Wegen zur Verfügungsstellung eines Lehr­gartens für Gartenbaulehre sollen noch weitere Verhand­lungen gepflogen werden. Die Freie Turnerschaft hier stellt den Antrag, auf Ueberlassung eines 2. Uebungs- abends in der Turnhalle. Nach langen Verhandlungen wird beschlossen, eine endgültige Entscheidung zurückzustel­len bis weitere Erhebungen angestellt sind. Der am 19. März ds. Js. abgehaltene Stangenverkauf mit einem Durchschnittserlös von 74,4 Prozent 5 498 RM., sowie einige Grundstllcksverpachtungen (Pachtdauer 3 Jahre) werden genehmigt. Der Deutsche Turnverein hier bit­tet um Ueberlassung der städt. Turnhalle für nächsten Sonntag, an welchem die Eeriitemannschaftswettkämpfe des unteren Schwarzwald-Nagoldturngaues stattfinden sollen. Dem Gesuch wird entsprochen. Das Vorsteher­amt der Latein- und Realschule sucht um die Erhöhung des Lehrmittelfonds von 300 auf 600 RM. nach, da nach dem neuen Lehrplan eine erhöhte Lehrmittelanschaffung erforderlich werde. Es wird beschlossen, den Fond ab 1. April 1930 auf 400 RM. zu erhöhen.

Ernst Schmid, Silberarbeiter beabsichtigt, an seinem Garten der Straße entlang eine Mauer aufzuführen,