Seite 3 Nr. 251

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter*

Freitag, 25. Oktober 1929.

Schweres Eisenbahnunglück in Nürnberg

4 Tote und 1v Schwerverletzte

Nürnberg, 24. Oktober. Am Donnerstag vormittag 10.45 Uhr fuhr bei der Ausfahrt aus der Station Reichelsdorf bei Nürnberg der D-Zug 39 München Berlin dem durchfahrenden D-Zug 389 FrankfurtMünchen in die Seite. Wahrscheinlich hat D 39 das Haltezeichen nicht beachtet. Der Zusammenstoß war furchtbar. Bis 4 Uhr nachmittags waren 4 Tote und 10 Schwerverletzte gebor­gen. Unter den Toten befinden sich die Postassistenien Auer und Obermeier und der Postschaffner Stachel, alle drei aus München. Schwer verletzt sind u. a. der Loko­motivführer und der Heizer, sowie ein Spanier namens Marno Ferrat. Die Schwerverletzten wurden in ein Krankenhaus in Nürnberg verbracht.

Die Maschinen sind fest ineinandergefahren und stehen mit den Vorderrädern etwa 40 Zentimeter über den Schie­nen. Die Maschinen sind stark demoliert. Der dem Pack­wagen folgende Personenwagen zweiter Klasse hat sich zur Seite gelegt. Bei dem von Nürnberg kommenden Zug wurde der Gepäckwagen in den Tender hineingeschoben.

Die Freiwillige Sanitätswache von Nürnberg und die Arbeitersamariter von Nürnberg, Zürndorf, Schwabach und Roth trafen alsbald an der Unglücksstätte ein. Im Münche­ner Postwagen hatten sich zurzeit des Unglücks acht Beamte gefunden, von denen drei getötet worden sind. Die Leicheil weisen starke Verstümmelungen auf. Die anderen Beamten wurden sämtlich verletzt. Die Verletzten Joseph Nichte- rich und Rau aus Heilbronn haben Armbrüche und Kopfverletzungen erlitten. Der in der Lokomotive des Frankfurter Zugs eingeklemmte Führer Hans Bär konnte nach etwa halbstündigen Bemühungen unter Anwendung von Schweißapparaten aus dem zusammengedrückten Füh­rerstand geborgen werden. Als man ihn auf der Tragbahre davontragen wollte, starb er. Der Lokomotivführer des Münchner Zugs soll neben dem Zug gestanden haben und, als man ihn nach der Ursache des Zusammenstoßes fragte, kopfschüttelnd davongegangen sein. Er befindet sich angeb­lich jetzt im Krankenhaus. Die genaue Zahl der Schwer- und Leichtverletzten war noch nicht festzustellen. Da der Münchener Zug nur mit 10 Kilometer Geschwindigkeit fuhr, wurde der Zusammenstoß abgeschwächt. Der hinter dem Packwagen des Münchener Zuges folgende Wagen zweiter Klasse RomBerlinAnhalter Bahnhof war mit nur vier dis fünf Personen besetzt. Der Münchener Zug bestand aus einer Lokomotive, einem Packwagen, einem Speisewage» und sechs Personenwagen.

Der D-Zug 389 MünchenFrankfurt bestand nur aus einem Packwagen, zwei Personenwagen und einer Loko­motive. Nach Beobachtungen an der Unglücksstelle läßt sich feststellen, daß der Nürnberger Zug freie Einfahrt in die Station hatte. Es dürfte lange Zeit dauern, bis die Trümmerstätte geräumt sein wird. . Zur Zeit müssen die Züge umgeleitet werden. Die Reisenden der beiden Züge wurden durch Hilsszüge eine halbe Stunde nach dem Unfall nack^ Nürnberg gebracht.

MS zum Adeno sind N-'r Toke und 5" Be-st'bke s-'c. gestellt. Um 2 Uhr' nacl-miitags mar der Bel'ueb eug'e'/g wieder im Gang. Der Lokomotivführer des D39, der das Unglück verschuldet haben dürfte, ist leicht verlebt.

Generaldirektor Dr. Dorpmüller hat seine Dellch- tigungsreise im Bezirk der Reicbsbahndirektton Nürnberg unterbrochen und sich sofort an die Unfallstelle begeben.

§ Der Fahrdienstleiter von Reichelsberg in Haft genommen.

! Nürnberg, 25. Okt. Der Polizeibericht meldet zu dem ' Eisenbahnunfall als wahrscheinliche Ursache unrichtige oder unklare und mißverständliche Vefehlsausgabe des Fahrdienstleiters von Reichelsdorf. Dieser wurde vorläu­fig in Haft genommen. Von den Leichtverletzten konnten bereits sechs wieder aus dem Kranhenhaus entlassen wer- i den.

j Die Reichelsdorfer Unglücksstätte. Falsche Weichenstellung l die Ursache?

I Nürnberg, 25. Okt. Tausende von Menschen drängen j sich um die Ungliicksstelle bei Rerchelsdorf, die ungefähr ! 300 Meter vor der Station liegt. Dem Beschauer bietet ! sich ein Bild grauenhafter Verwüstung. Die beiden Loko- Motiven sind ineinandergefahren. Die Gleise sind stark j verbogen und in die Erde gedrückt. Der Tender, -er von j München kommenden Lokomotive hat das Dach des Post- wagens weggerissen. Der Packwagen des Münchener Zu-

> ges ist völlig zertrümmert. Der hinter dem Packwagen des Nürnberger Zuges sich befindende Personenwagen 2. Kl.

! wurde teilweise einegdrückt. Die folgenden Wagen sind we- ' Niger beschädigt. Es war ein großes Glück, daß die Züge ! nicht in voller Fahrt fuhren. Der Münchener Schnellzug j batte in Schwabach Verspätung erlitten und fuhr bei dem i Unglück in einer Schnelligkeit von etwa 10 Stundenkilo- ! Metern. Der von Nürnberg kommende Zug fuhr schneller.

^ Nach dem Zusamenstoß brach unter den Reisenden eine ! furchtbare Panik aus. Alles suchte so schnell wie möglich ! ins Freie zu gelangen.

An dem Retlungswerk beteiligten sich zunächst die un­verwundet gebliebenen Mitreisenden und die Reichelsdor­fer Bevölkerung, die in Scharen an der Unglücksstelle ein­getroffen war. Die erste ärztliche Hilfe wurde von den zu­fällig mitfahrenden zwei Aerzten geleistet.

Wie derAbendkurier" meldet, erklärte einer der bei­den mitfahrenden Aerzte, Dr. Spatze-Erlangen, er habe den Eindruck gehabt, das Vahnpersonal habe völlig den Kopf verloren. Niemand habe gewußt, was zu tun sei. In

> höchster Erregung habe man das notwendigste zu tun ver- , gessen. Erft das Zugreifen von geistesgegenwärtigen Fahr- ' gästen und Reichsdorfer Einwohnern habe die erste Hilfe j ermöglicht.

Eßlingen, 24. Oktober. Zur Stadtvorstands- wahl. Um den hiesigen Stadtvorstandsposten hat sich außer Oberbürgermeister Dr. Lang von Langen (Schwen­ningen) noch Landrat Rüger (Maulbronn) beworben.

Zuffenhausen, 24. Oktober. Zur Eingemeindung. Das Stadtschultheißenamt teilt mit: Der Gemeinderat be­schäftigte sich in einer nichtöffentlichen Sitzung eingehend mit den schwebenden Eingemeindungsfragen. Er hat den von Stuttgart übergebenen Vertragsentwurf gutgeheißen und weiter beschlossen, raschmöglichst die mit Feuerbach noch zu führenden Verhandlungen aufzunehmen, um sie unter Beachtung des auf 10. November dieses Jahres fest­gesetzten Abstimmungstermins zu einem normalen Abschluß zu bringen-

Rieger, Gärtner bei der Fa. Schmid Söhne, hat einen Rettich gezogen, dessen Länge 1,60 Meter beträgt, was gewiß eine Seltenheit ist. u, was

, Unkerboihfngen OA, Nürtingen. 24. Okt. Weg^. laFSrör. Em iunger Mann wurde von einem Stranen- helden unter Bedrohung mit dem Messer angehalten. Da er sich weigerte, ihm Zigaretten oder Geld zu geben, kam es zu Tätlichkeiten, bei denen es dem Angegriffenen aelana den Angreifer in großem Bogen den Bahndamm hinunter^ zuwerfen. Ein anderer Wegelagerer kam seinem Genossen zu Hilfe. Da erschien ein Stuttgarter Arzt, der sein Auto anhielt und dem Streit ein Ende machte, indem er dm Angreifer festhielt und ihm seine Papiere abnahm.

Aichhalden OA. Oberndorf, 24. Oktober. Der Wein ausgelaufen. Engelwirt Hübner hier entdeckte in seinem Keller, als er Wein ablassen wollte, daß ein Faß mit 700 Litern vollständig ausgelaufen war. Der Wein hatte zu gären begonnen und den unteren Kork, der zu leicht saß, aus dem Faß gejagt.

Verbands Württ. GewerbLvereine und Handwerkervereini- gungen wurde dem Schmiedmeister Georg Daniel Straub hier eine Ehrenurkunde überreicht, die an Handwerksbetriebe verliehen wird,, die sich mindestens 100 Jahre in ein und derselben Familie befinden. Die Schmiodewerkstätte befin- det sich be.reits 121 Jahre im Besitz dieser Familie und jeder Inhaber hatte bisher den gleichen Vornamen Geb?g Daniel.

Aus Stadt und Lan^

Nagold, den 25. Oktober 1929.

Warum wir so kraftlos nach außen sind? Nicht aus Mangel an Kraft, allein, weil wir sie uns untereinan­der wegdebattieren.

Gedanken im Raum

Württemberg

Skukkgark, 24. Okt- Die Besetzung des Landes- flnanzamts. Auf die kleine Anfrage der Abg. Dr.

""ö Dr. Hi eher wegen Besetzung der Prasidentenstelle beim Landesfinanzamt Stuttgart hat das A^m^erium folgende Anwort erteilt: Nach Paragraph Abs-3 der Reichsabgabenordnung wird der Präsident des Landesfinanzamks im Benehmen mit der obersten Landes- finanzbehörde ernannt. Die Württ. Staatsregierung ver- tritt mit aller Entschiedenheit die Forderung, daß die Stelle m einem hervorragenden Fachmann auf dem

Gebiet der Reichsfinanzverwaltung, der mit den württem- verglichen Verhältnissen auf das genaueste bekannt und Württemberg» ist. Die Verhandlungen mit dem Reichs- stnanzministerium schweben noch.

Zurückhaltung der Minister gegenüber dem Volks­begehren. Im Aeltestenausschuß des Württ. Landtags er­klärte am Dienstag lt. Schw. Tagwacht Kultminister Dr. Bazille, daß er und Finanzminister Dr. Dehlinger Zurückhaltung üben und in den Kampf um das Volks­begehren nicht eingreifen würden, nachdem der Staatsprä­sident seinerseits so große Zurückhaltung zeig«.

Zur Berufung des Ministerialrats Dr. Löffler nach Ber­lin. Ein Teil der Presse sucht aus der Berufung des Mini- sterialsrats Dr. Löffler in das Reichsinnenministerium politisches Kapital zu schlagen. Auf den ersten in dieser Richtung erschienenen Artikel eines Berliner Blattes hat Ministerialrat Dr. Löffler diesem folgende Berichtigung ge­sandt:Es ist nicht richtig, daß der Herr Kultminister Dr. Bazille auf meine weitere Verwendung in Württem­berg keinen Wert gelegt und dafür einen deutschnationalen Parteifreund in sein Ministerium berufen hat. Richtig ist vielmehr, daß ich von der Württembergischen Regierung auf Ersuchen des Reichsministeriums des Innern zur Dienstleistung bei diesem Ministerium be­urlaubt worden bin. daß Herr Kultminister Dr. Bazille wiederholt den Wunsch ausgesprochen hat, ich möge im württembergischen Kultministerium bleiben und daß als mein Stellvertreter ein Beamter der Unterrichtsverwaltung bestellt worden ist. der keiner politischen Partei angehört."

Nunmehr wird in einem anderen Blatt behauptet, Mini­sterialrat Dr Löffler sei nach Berlin gegangen,weil er mit der Denkschrift des Kultministeriums über die Lehrerbildung nicht einverstanden" gewesen sei. Diese Mitteilung ist e b e n- falls unrichtig. Hätte man Herrn Ministerialrat Dr. Löffler im Württ. Staatsdienst eine ähnliche Stellung geben können, wie er sie im Reich hat, so wäre er auch im württ. Staatsdienst geblieben. Im übrigen ist er bis jetzt auf seinen Wunsch lediglich beurlaubt worden.

Japanischer Besuch in der Ausstellung für Ernährung »ad Körperpflege. Gras AkiraToki, Mitglied des japa­nischen Oberhauses, machte in dieser Woche an der Spitze einer Abordnung der Ausstellung für Ernährung und Kör­perpflege einen Besuch. Mit großem Interesse verfolgten die Herren das ihnen Gezeigte. Sie beabsichtigen, in Ja­pan eine ähnliche Ausstellung durchzuführen.

Die kaufstelle der landwirtschaftlichen Genossenschaften- A. G., Stuttgart hat die sämtlichen Immobilien und Mobi­lien der in Liquidation getretenen Landw. Bezugs- und Absatzgenossenschaft Blaubeuren käuflich erworben. Der Be­trieb wird von der Kausstelle unverändert weitergeführt.

Aenderungen im neuen Adreßbuch. Das Adreßbuch 1930. das Mitte Dezember erscheint, enthält gegenüber dem Stand von Ende des Vorjahrs 27 000 Wohnungs- und 13 000 Ge­schäftsänderungen, ferner 900 Hausbesitzeränderungen und rund 1000 neue Häuser.

Noch ein Aeberfall. Außer dem gemeldeten Raubüberfall ist in den letzten Tagen noch ein Ueberfall auf einen Auto­führer in der gleichen Gegend ausgeführt worden. Am Samstag morgen nach 2 Uhr, so wird derSchwäbischen Tagwacht" berichtet, stiegen zwei 27jährige Männer bei der Eberhardswache in ein Auto und verlangten, nach Kaltental geführt zu werden. Gegen 2.30 Uhr wollten sie beim Waldeck in Kaltental das Auto verlassen, ohne die Fahrt bezahlt zu haben. Da noch ein anderer Autoführer hinzu­kam, konnten die beiden festgehalten und wieder in den Wagen gedrängt werden. Der Autoführer wollte jetzt zur Polizeiwache fahren. Ihm wurde gedroht, wenn er nicht sofort halte, schlage man ihm denHärtling" (Stilettmesser) in den Leib. Der Führer fuhr trotzdem weiter, worauf die Burschen die Scheiben zum Führersitz zertrümmerten. Einer wollte mit dem Kopf durch die Scheibe, erlitt aber. starke Schnittwunden im Gesicht. Auch als ein Schutzmann kam, gingen beide noch einige Male auf den Autoführer los und schlugen mit einem harten Gegenstand auf ikm ein. Es gelang, die Namen der beiden festzustellen. Es handelt sich um Ortsansässige.

Der eingeschlagene Feuermelder. Bor dem Amts­gericht 1 hatte sich ein junger, als Vonlontär in einer hie­sigen Merkzeugfabrik beschäftigter Techniker, der in stark angetrunkenem Zustand am 13. September dieses Jahres in der Bahnhofstraße einen Feuermelder mit dem Fuß ein­gestoßen hatte, wodurch damals die Feuerwehr zum Aus­rücken veranlaßt worden war, zu verantworten. Der Ver­treter der Staatsanwaltschaft beanttagte wegen gemein­gefährlicher Sachbeschädigung und falschen Notrufs eine Freiheitsstrafe von 3 Wochen. Das Gericht führte aus, daß! bei diesen Sachen grundsätzlich Freiheitsstrafen am Platze seien, im vorliegenden Fall jedoch aus ganz besonderen Milderungsgründen, da durch eine Freiheitsstrafe in das fernere Fortkommen des Täters aufs schwerste eingegriffen würde, der Strafzweck auch durch Verhängen einer empfind­lichen Geldstrafe erreicht fei. Das Gericht sprach die Geld­strafe von 250 Mark aus; außerdem hat der Angeklagte die durch das Ausrücken der Feuerwehr entstandenen Kosten Mit ungefähr 200 Mark zu tragen.

Aus dem Lande

Beenhausen a. d. F., 24. Okt. Vermißt. Der Sohn des Hauptlehrers Schumacher von hier ging am Mon­tag wie gewöhnlich nach Stuttgart, wo er in der Lehre ist, traf jedoch in seinem Geschäft nicht ein. Seither fehlt jegliche Spur von ihm.

ep. Eßlingen, 24. Oktober. Singtreffen und Abendfingen. Stadtpfarrer Schieber-Ulm, der mit dem Abendsingen der Singgruppen von Ulm und Um­gebung im Ulmer Münster den Kirchengefangstag so ein­drucksvoll abgeschlossen hatte, wird mit seiner Ulmer Sing­gruppe am kommenden Sonntag, 27. Oktober, 6.30 Uhr abends in der Stadtkirche in Eßlingen dieses Abendsingen mit demselben Programm wie in Ulm wieder­holen. Am Samstag abend 8 Uhr und am Sonntag nach- i mittag 3 Uhr wird demselben in der Südkirche in Eh- i singen ein Singtreffen mit den Eßlinger und den be- ! nachbarten Singgruppen vorangehen.

In uns geboren umschweben sie uns, bleiben zurück, eilen voraus, verharren und warten, bis wir sie rufen. Zahllos eilen sie durch die Unendlichkeit, zu Blumen und Blüten, durch alte Räume, über verlassene Wege und blei­ben und warten. Seele werden sie von scheinbar Erstarr­tem, von leblosen Dingen, werden zu aufstrebender Kraft für des Schöpfers gewaltige Gebilde und zu zerdrückender Wucht ihrer Niedrigkeit, wenn sie uns wieder begegnen.

Gedanken im Raum. Erinnerung nennen wir sie, wenn sie die Vorzeit gebar.Hier stand", rufen sie noch, wenn das Haus, in dem sie entstanden, längst nicht mehr ist. Hier warst du glücklich als Kind, hier als Mensch. Die Zeit ist gestorben, die Gedanken leben, auch dann noch.

, wenn ihr Schöpfer wirklich Schöpfer und der Gedanke groß genug war, um nicht von anderen erdrückt zu werden. Nicht der Ort ruft in uns die alten Wächter wieder wach. Die Gedanken selbst sind es, die uns zurückkehren auf kurze Sekunden. Sie sind es, die uns zeigen, was war. die immer getreulich warten, bis wir uns ihnen nahen. Nur zuwei­len in der Dämmerstunde sind sie alle um uns, ungerufen. Sie tragen uns durch Mauern über Wolken, dorthin, wo sie immer sind. Wenn wir dann erwachen, ists wie ein Traum und wir waren doch nur Gäste unserer eigenen Gedanken im Raum.

Niemals verfliegen Gedanken, wie man sagt und Ee- ' schriebenes allein bleibt. Kein Gedanke erstirbt, wenn wir mit ihm irgend etwas verbinden, das uns nicht verloren gehen kann. Nur in uns halten können wir ihn nicht im­mer. Die Gedanken im Raum sind an den Raum gebun­den, von dem wir selbst nur ein winziges Staubkörnchen sind.

Simmersfeld, 25. Okt. Abschied. Am letzten Sonntag feierte man im Easthof zurSonne" den Abschied von Herrn Forstmeister Röhm, der leider Simmersfeld ver­läßt und nach Bietigheim zieht. Der Saal war dicht be­setzt. Die große Beliebtheit kam in den Reden der Herren Schultbeiß Metzger, Pfarrer Rehm, Förster Botzen- hardt, des Vertreters des Schwarzwaldvereins, Ge­meindepfleger Schaible, Schultheiß Kübler von Ettmannsweiler und anderen zum Ausdruck.

Berneck, 25. Okt. Angefahren. Mittwoch vormittag wurde der Milchhändler Hauser von hier, als er mit seinem Fuhrwerk auf dem Heimweg war, von einem Eß­linger Personenauto von hinten angefahren und von sei­nem Fuhrwerk geschleudert. Während das Auto nur leicht beschädigt wurde, scheint Hauser innere Verletzungen da­vongetragen zu haben, so daß er ärztliche Hilfe in An­spruch nehmen mußte.

Freudenstadt, 25. Okt. Eine anrüchige Sache. Eine ganz besondere Abnormität treibt nun schon seit einigen Zäh­ren in hiesiger Stadt ihr Unwesen. Vermutlich eine Man­nesperson hängt in der Nacht Wäsche ab, in der Hauptsache hat er es auf Frauenwäsche abgesehen, verunreinigt Die­selbe in eckelerregender Weise und läßt sie dann am umt- ort oder in dessen Nähe liegen. Es mußte ein zeitrauben­der und aufreibender lleberwachungsdienst eingerrwtel werden und Polizeioberwachtmeister Schadenfroh ist der Glückliche, der den Täter in letzter Nacht gegen 3 Uhr aus frischer Tat ertappen, vorläufig festnehmen und sich sonnt die erst vor wenigen Tagen vom Eemeinderat ausgesetzte namhafte Belohnung verdienen konnte. Es handelt ncy bei dem Täter um einen ortsansässigen Mann, der oie Taten auf dem Wege von und zu seiner Arbeitsstelle (Nachtschicht) begangen hat. auf den die von Anfang an bestehenden Vermutungen (sexuelle Verirrung) in vollem