Aus Stadt und Land

Calw, den 28. August 1930.

Nur" noch 22 Parteien.

Man kann sich bereits jetzt ein ziemlich ausführliches Bild machen, wieviele Parteien bet der Reichstagwahl am 14. Sep­tember aufmarschieren. An unterrichteter Stelle rechnet man mit etwa 22 Vorschlägen gegenüber 38 im Mai 1928, so daß eine erhebliche Verminderung eintreten wird. Das bedeutet erfreulicherweise, daß die Stimmen diesmal nicht in so großem Umfange zersplittert werden wie damals.

Tie Ernte ist eingebracht.

Vom Gän wird geschrieben: Die vergangenen warmen Tage haben das Letzte einbringen lassen. Späthafer und der noch liegende Weizen sind dieser Tage vollends unter Dach und Fach gebracht worden. Die Erntezeit Hat Heuer länger denn sonst gedauert. Mancher Schnitt ist ausnahmsweise lange gelegen und durch die wiederholten Regenfälle über die Zeit dem Unwetter preisgegeben gewesen. Ernstliche Verluste durch Auswachsen der Frucht sind jedoch nicht ent­standen. Im ganzen ist das Getreide befriedigend ausgefal­len. Von einer Vollernte allerdings darf nicht berichtet wer­den. Dafür hätte es unter besseren Witterungsverhältnissen während demSchuß in den Halm" aufwachsen müssen. Das lange Negenwetter in den Frühjahrsmonaten hat doch be­trächtlich geschadet. Das Neberhandnehmen des Unkrautes bringt immer und auch diesmal da «nd dort einen nennens­werten Ausfall, wenn auch durch das fleißige Ausjäten das Schlimmste abgewendet wird. Nach Lage und Güte der Fel­der ist auch die Ergiebigkeit der Fruchtarten recht unter­schiedlich. Die Lagerung des Getreides hat Heuer am mei­sten den Hafer betroffen. Aber im großen und ganzen doch nicht so schwer, - der Rost größere Verluste durch Rost­befall Hätte verursachen können. Tierische Schädlinge wie Fritflicge und Drahtwürmer sind diesmal, wie mau hört, nur schwach aufgetreten.

Die Wolke als Barometer.

Mit bangem Fragen blicken viele morgens und abends zum Himmel, ob die Wolken Sonnenschein verheißen oder Regen. Im allgemeinen dürfen folgende Regeln aufgestellt werden: Grelles Morgen- und Abendrot mit vielen Ab­stufungen von Rot und Orange, die durcheinanderziohen und ihre Farbenpracht innerhalb kurzer Zeit wechseln, zeigen Sturm und schlechtes Wetter an. Dagegen verkündet ein gleichmäßiges, ruhig verlaufendes Rot am Abenöhimmel die Fortdauer, des guten Wetters. Je gleichmäßiger der Abend­himmel gefärbt ist, um so sicherer läßt er eine Wettervor­aussage zu. Vielfach herrscht die irrige Meinung, daß schmale, ruhigliegende Wolkenstreifen, die von der unter- gchenden Sonne rot beleuchtet sind, keine guten Anzeichen seien. Diese stillen roten Wolken mit den leuchtenden Rän­dern sind aber im Gegenteil ein Zeichen von andauernder

Trockenheit. Die gelbrötliche Färbung aufziehender Gewit­ter ist immer ein schlechtes Zeichen,' je intensiver diese un­heimlich anmutende Strahlung ist, um so schwerer wird das Unwetter. Die zarten rosa Zirruswolken find besonders dann sichere Regenbringer, wenn sie sich in verschiedenen Richtungen des Windes übereinanderschteben. Das gleiche gilt von den sogenannten Schäferwolken. Ein leuchtend tief­blauer Himmel ist in unseren Zonen kein gutes Zeichen, ebenso jene grünliche Färbung, die besonders nach einem raschen Aufklären zu beobachten ist. Dagegen bedeutet ein zartblauer Himmel anhaltend schönes Wetter, und auch die an heißen Sommertagen aufsteigenüen Sommerwolken ha­ben nichts zu sagen, wenn sie sich nicht im Laufe des Mittags auffallend verbreitern, ineinanderfließen und so zur Basis eines Hitzegewitters werden, das aber in der Regel keine Wetterstörung zur Folge hat.

Wetter für Freitag und Samstag.

Infolge des östlichen Hochdrucks ist für Freitag und Samstag immer noch vorwiegend heiteres und trockenes Wetter zu erwarten.

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Fünsbroun, 27. Aug. Zum Gemeilrdepfleger wurde Adam Theurer, Gemeinderat und Oberholzhauer, einmütig ge­wählt.

SCB. Stuttgart 27. Aug. Wie dieSüddeutsche Zeitung" hört, sind die Verhandlungen der Stadtverivaltung mit den vier Gemeinden Münster, Schmiden, Oeffingen und Roten­berg soweit gediehen, daß die Stadt Stuttgart mit ihrer Einverleibung auf 1. April rechnet.

SCB. Bronnweiler OA. Reutlingen, 27. Aug. Das lei­dige Anhängen an Lastwagen hat ein Menschenleben gefor­dert. Der ledige 28 Jahre alte Fabrikarbeiter Ernst Glaun- stnger von hier wollte sich abends auf dem Heimweg dem Lastauto der Tuffsteinwerke Gönningen mit seinem Rad an- hängen. Da dieses Auto einem entgegenkommenden Last­wagen rechts ausweichen mutzte, scheint Glaunsinger keinen Platz gehabt zu haben und von dem schwer beladenen ent­gegenkommenden Auto erfaßt worden zu sein. Glaunsinger stürzte direkt unter das Auto. Das Hinterrad drückte ihm den Schädel ein. Er war sofort tot.

SCB. Apfelstetten OA. Münsingen, 28. Aug. Landwirt Brändle und sein 17jährigcr Sohn waren mit Getreidemtlhen beschäftigt, wobei es eine Störung am Maschinenmesser gab, die der Sohn beseitigen wollte. Als er vor dem Messerbalken stand, liefen die Pferde weiter. Er wurde von dem Messer erfaßt, sodaß ihm der Fuß völlig abgeschnitten wurde. Der Verunglückte wurde sofort ins Münfinger Bezirkskranken­haus «ingeliefert.

Senden Sie das »Lalwer Tagblatt" Ihren Angehörigen ins Ausland!

SCB. Heuchlingen OA. Heidenheim, 27. Au«. Die Arbri» ter des Maurermeisters Baur waren damit beschäftigt, in einem Bau eine Zimmerdecke mit Gebälk hochzuwinden. Un­glücklicherweise lösten sich die Sprießen, so daß die Deck« zusammenstürzte. Dabei wurde der 51 Jahre alte Maurer Christian Frei von Gerstetten durch einen Balken gegen den in dem Raum befindlichen Kochherd gedrückt, so daß der Bedauernswerte zwei Rippenbrüche und einen Achselsteg­bruch erlitt. Die übrigen Arbeiter konnten sich durch recht­zeitiges Betseitespringen retten.

Geld-, Volks- und Landwirtschaft

Berti«« Briefkurse.

100 holl. Gulden 168,84

100 franz. Franken 16,49

100 schweiz. Franken 81,46

Börsenbericht.

SCB. Stuttgart, 27. Aug. An der Börse gab es heute wenig Geschäft bei im allgemeinen behaupteten Kursen.

Produktenbörse und Marktberichte des Landwirtschaftlichen Hauptverbaudes Württemberg und Hohenzollern E.B.

L.C. Berliner Produktenbörse vom 27. August.

Weizen, märk. 241248,- Roggen, märk. 179,' Braugerste 204222,- Futtergerste 183198,- Hafer, märk., alt 184194' d'to. neu 158171,' Weizenmehl 28,7536,75,' Roggenmehl 24,90-27,76: Wcizenklcie 9,509,75: Noggenkleie 99,25: Biktoriaerbsen 3094,- Futtererbsen 1920: Peluschken 21 bis 22: Ackerbohnen 17-18,50,- Wicken 2123,50,- Rapskuchen 10,6011,60: Leinkuchen 18,2018,60: Trockenschnitzel 88,60: Sojaschrot 14,7015,60. Allgemeine Tendenz: schwankend.

Tettnanger Hopseumarkt.

Am Hopfenmarkt war der Einkauf sehr lebhaft. Es wur­den 6075 M. erlöst. Es ist ziemlich viel trockene Ware vor­handen.

Schivcinepreise.

Buchau a. F.: Milchschweine 8235 M. Riedlingen: Milchschweine 2535, Mutterschwcine 156186 M. Tctt- nang: Ferkel 2236 M. Göppingen: Milchschweine 32 bis 42 M. Niederstetten: Milchschweine 3040 M. Schwen­ningen: Milchschweine 1828, Läufer 45 M. Spaichingen: Milchschweine 2037 M. Tuttlingen: Milchschweine 20 bis 37 M.

Frnchtpreife.

Riedlingen: Haber 9 M. Tuttlingen: Weizen 15, Gerste 10, Haber 9 M.

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Ae örtlich«» Klelnhmidekssreffe dürfen seldftveistiindllch nicht an den Liefen- und GrodhandeNpretfen gemessen werden, da für iene n»ch dte fog. wirtschaftlichen Ber- lehrslosten ln Zuschlag kommen. Die Eichristltg.

Am Freitag, 2S. August abends 8 Uhr findet im » ß 1 e" in Laiw eine sehr wichtige

MgliedermsWinliilig

statt. Wir bitten unsere Mitglieder um vollzähliges Erscheinen.

Senischnnlimle VMWtei

Ortsgruppe Calw.

PsllS-BlkW»»!

dLntt» Ulmer Pflügen

in Liebelsberg

am F««11a g. den >9. August, 1 Uhr «ach«, aus Grundstücken de, Herr« Schultheiß Brau».

Die Vorsührung geschieht durch einen Fachmann au» der Fabrik. E» werden di» neuesten Modell», be­sonders di« bewährten Wechselbrabanterpsliigr gezeigt und erklärt.

Wir bitten die Landwirt« um reg« Beteiligung an der Pflugprobe.

Die Bezirksoertreter:

Fr. Hubel Carl Herzog

Eisenhandlung Eisenhandlung

Gechingen Calw

Heute Donnerstag Fahrt nach Wildbad zur

EnzalillW-VelelllhlW

Fahrpreis Mk. . Abfahrt 7 Uhr am Eafs. Anmeldungen erbeten.

Autozentrale, Wilhelm Wurster.

Iavelstein, den 27. August 1930.

Todes-Anzeige

Verwandten, Freunden und Bekannten die schmerzliche Nachricht, daß meine innigstgeliebte, treubesorgte, herzens­gute Frau

Regine Essich

geb. Keppler, verw. Rothfuß

nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 53 Jahren heute früh sanft im Herrn entschlafen ist.

3n tiefem Leid namens der trauernden Hinterbliebenen:

der Gatte: Hermann Essich, Gasthof zumLamm".

Beerdigung Freitag nachmittags 2 Uhr in Zavelstein.

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aus dem Wiasamveg «ach Htrsm». Der ehrliche Finder wird gebeten, ihn gegen Finderlohn abzugeben auf der Srsch.-St. dr. Bl.

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Antwort auf da» Flugblatt d. Christi. Bolkodienste»:

.Kndendrenr »der ShriNenlirenr?"

Der "allerchristlichste" Flugblattschreiber gefällt sich darinnen, den Nationalsozialismus als unchristlich zu brand­marken. Eine Fülle von Zitaten aus der völkischen Literatur, durchweg au» dem Zusammenhang gerissen, sollen die 10 Andlagepunkte stützen. E» wäre überflüssig, sich zu diesem Flugblatt zu äußern, denn ein objektiv denkender Mensch wird durch dirBeweisführnng de» Herrn Fluadlattschreiber» kaum überzeugt werden können. Der Geist dieser Zeilen erinnert allzu stark an eine gewisse Sekte, die zur Zeit Jesu in Jerusalem ein« große Nolle spielte. Wir gehen über diese langatmigen Auseinandersetzungen ruhig hin­weg, denn dem au» tausend Wunden blutenden deutschen Volk wird dadurch nicht geholfen. .Was nicht znr Tat wird, dar ist wettlos" (Gustav Werner).

Nach Punkt 24 unsere, Programm» steht unser« Partei ans dem Boden des positiven Christentums, da» hindert uns aber nicht, deutsch zu fühlen und zu denken. Wir haben den Mut, für Freiheit und Lebensrecht unserer Volksgenossen zu Kämpfen »nd glaube» deshalb kein« schlechteren Christen zu sein als diejenigen, dl« sich schützend vor die Zerstörer unsere» Volke« stellen.

Karl Greiner.

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