Seite 3 — Nr. 184
Aus Stadt und Land
Nagold, den 8. August 1929.
Irdisches Jammertal, — jämmerlich Wort! Die es hier rufen, jammern auch einmal dort an des Ewigen
Stufen. Bierbaum.
*
Erntebetstunde
Die Ernt ist da,
es winkt der Halm
dem Schnitter in das Feld; "
laut schalle unser Freudens'spalm
dem großen Herrn der Welt!
In Lob und Dank gegen den Schöpfer und der Bitte um seinen Segen gipfelte der Inhalt der feierlichen Morgenbetstunde, die heute beim Erntebeginn zahlreiche Andächtige versammelte. Auch wir wünschen unfern Landleuten gutes Wetter für die arbeitsreichen Tage und besten Ertrag der Ernte.
Die älteste Mitbürgerin
unserer Heimatstadt, Frau Margarete Wiedmaier, feierte gestern in verhältnismäßig gesundheitlicher Frische ihren 95 Geburtstag. Der Greisin, der wir in den letzten Jahren unsere Glückwünsche zu übermitteln nicht versäumten, wollen wir auch Heuer alles Gute und wärmende Sonne erbitten. Bei ihr hat sich in einem harten Kampf des Lebens Ibsens Wort bewahrheitet: „Das heißt Lebenskunst verstehen auf die rechte Art: das ihr, was auch mög' geschehen, jung das Herz bewahrt, noch im Herbstessonnenstrahle eure Frühlingsideale glanzvoll, keck als Banner schwingend, so den Sieg erringend!"
Württ. Bolkstheater
Man schreibt uns: Morgen Freitag geht die weltbekannte und weltberühmte Operette „Die Försterchristl" von Jarno über die Bretter. Die im Jahre 1785 zur Zeit Kaiser Josefs II. in Wien und im Wiener Wald spielt. Im Raimundtheater in Wien hat diese reizende Operette allein über 300 Aufführungen erlebt. Wer kennt nicht die schöne Szene „Herr Kaiser, Herr Kaiser, du liebe Majestät. Herr Kaiser, Herr Kaiser, die Christel vor dir steht", oder: „Gebt mir die Geigen der ganzen Welt", sowie das Tanzduett der Christi und des Walzerl, „So ergreift man rasch die Zügel, einer Frau fällt das nicht schwer" usw. Die schönen Rokokokostüme, sowie die hübsche Ausstattung geben dem ganzen ein farbfrohes Kolorit.
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Eine Wiederholung findet nicht statt, da am Dienstag Schluß ist. und die Direktion unserer Stadt nun bald den Rücken kehren will. — Hoffentlich werden die zwei letzten Vorstellungen gut besucht. *
Alke 10- und 2v-7Nark-Stücke sind gültige Zahlungsmittel. Es kommt immer wieder vor, daß Geschäftsleute und Pri- vatpersonen der Entgegennahme von Reichsgoldmünzen (10- und 20-Mark-Stücke) als Zahlungsmittel ablehnend gegen- überstehen und fälschlicherweise annehmen, die Geldstücke — da aus der Vorkriegszeit stammend — hätten einen geringeren Kaufkraftwert als ihr Nennwert beträgt. Demgegenüber wird ausdrücklich bemerkt, daß die 10- und 20-Mark- Stücke in Gold von allen Banken ausgegeben werden und ihrem vollen Nennwert entsprechend als Zahlungsmittel zu bewerten sind.
Vorsicht beim Gekreideausdrusch. Jahr für Jahr ereig. nen sich beim Ausdreschen des Getreides Unfälle bei der Bedienung der Dreschmaschinen. Als Heizer oder Einleger sollen nur nüchterne und verlässige Personen eingestellt wirken, die eine sichere Gewähr für einen ordnungsgemäßen Verlauf des Dreschens bieten. Eine anscheinend nicht auszurottende Unsitte beim Dreschen ist auch das Rauchen. Die Verabreichung geistiger Getränke außerhalb der für die Einnahme der Mahlzeiten und der Vesper vorgesehenen Ruhezeit während des Dreschens ist ein Mißstand, der schon schwere Unfälle zur Folge hatte. Die Landwirte, die ohnehin zu der landwirtschaftlichen Unfallversicherung schon recht ansehnliche Beiträge zu leisten haben, werden in ihrem eigensten Interesse zur Mithilfe an der Behebung solcher Unsitten und Mißstände ermahnt.
Aus aller Welt
Das"„zahlunasfähige" Deutschland!p! — K
o. welche Lust, Reichsbankdirektor zu sein! Bekanntlich stehen die Mitglieder des Direktoriums der Reichsbank außerhalb der Reichsbesoldungsordnung. Sie erhalten einschließlich der Zuschläge usw. ein Iahresgehalt von 130 000 Mark; der Präsident bezieht 340 000 Mark jährlich. Scheidet ein Mitglied des Direktoriums ohne Verschulden aus, so erhält es den achtfachen Jahresbetrag seines Einkommens als Abfindung. Jedes Mitglied des Direktoriums erhält also beim Ausscheiden 1 Million 440 000 Mark, der Präsi- dent etwa 2,75 Millionen Mark. Ungefähr die gleichen Verhältnisse bestehen bei der Hauptverwaltung der Reichsbahn.
Donnerstag, 8. August 1929.
Die Auffindung Vombes. Die Untersuchung hat ergeben, daß der an einem Waldrand bei Zechlin in einem Getreidefeld tot ausgefundene Landgevichtsdirektor Dr. Bombe sich durch einen Kopfschuß getötet hat. Der Revolver lag noch neben der Leiche. Die Leiche wurde von der Staatsanwaltschaft freigegeben und zur Beerdigung nach Berlin übergeführt. Bombe war, wie aus einem bei ihm Vorgefundenen Brief hervorgeht, schwer gemütskrank und er befürchtete, in eine Irrenanstalt verbracht zu werden.
Erlrunken. In Neckarsteinach ist beim Baden im Neckar der 22 I. a. Johann Horn aus Mundenheim ertrunken. Weiter wurden aus dem Rhein zwei männliche Leichen gelandet, deren Personalien bisher nicht festgestellt werden konnten. Der eine Tote ist etwa 50, der andere über 50 Jahre alt.
Im Rhein ertrank der 17jährige Josef Bauer von Rheinsheim. Er wollte sein Pferd baden und ritt mit ihm in der Nähe der Fähre in den Rhein. Plötzlich wurde das Tier unruhig und warf den Reiter gerade an einer ziemlich tiefen Stelle ab. Bauer sank sofort unter und ertrank.
Im Nordseebad ertrunken. Beim Baden während eines hohen Wellengangs der Nordsee sind aus der Insel Bal- trum der Professor der Kunstgewerbeschule Bayer aus Elberfeld und der Reichsbahnoberinspektor Haupt und Frau aus Köln ertrunken.
Aremdenlegionswerber. In Altona bei Hamburg wurden zwei zugereiste Arbeiter verhaftet, die junge Leute für die Fremdenlegion zu werben suchten.
Letzte Nachrichten
Graf Zeppelin gestartet
Lakehurst, 8. Aug. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" ist Donnerstag früh 0.40 Uhr amerikanische Zeit (5.40 Uhr MEZ) zu seiner Weltreise gestartet.
Kranzabwurf des „Graf Zeppelin" über Sibirien. Die Bres- lauer Vereinigung ehemaliger Kriegsgefangener in Sibirien hat sich anläßlich des Weltrundslugs des Luftschiffs „Graf Zeppelin" an Dr. Eckener gewandt und von ihm die Zusage erhalten, M er einen Kranz mit entsprechender Widmung über einem sibirischen Ort abwerfen werde. In einem beigefügten Schreiben werden die russischen Behörden gebeten, den Kranz auf dem nächstgelegenen deutschen Friedhof niederzulegen.
Präsident Hooocr an Dr. Eckener.
Newyork, 7. Aug. Präsident Hoover sandte an Dr. Eckener ein Telegramm, in dem er ihm glückliche Reise wünscht.
Einladung der Reichsregierung an Eckener zum Berfassungstag.
Berlin, 8. Aug. Die Reichsregierung hat durch das Reichsverkehrsministerium an Dr. Eckener und seine Mannschaft in Lakehurst die Einladung ergehen lasten, den Verfassungstag mit dem Luftschiff Graf Zeppelin in der Reichshauptstadt zu feiern.
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Auch Amerika meldet Forderungen an?
Berlin, 8. Aug. Wie der Haager Sonderberichterstatter des „Berliner Börsenkouriers" aus guter Quelle erfahren haben will, soll der amerikanische Beobachter beabsichtigen, vor der Finanzkommission schon in den nächsten Tagen die Forderung zu erheben, daß 40,8 Millionen Mark des ungeschützten Teils der deutschen Jahresleistungen zur Sicherung der Kriegsschadenersatzansprllche amerikanischer Bürger verwendet werden.
Der amerikanische Sozialist Viktor Berger gestorben.
Newyork, 8. Aug. Am Mittwoch starb hier der Vor. kämpser des amerikanischen Sozialismus, Viktor L. Berger. Viktor Berger wurde am 28. Februar 1860 in Nieder Rehbach geboren. Er besuchte die Universitäten von Budapest und Wien und siedelte mit seiner Familie 1878 nach Amerika über. 1897 gab er den „Milwaukee Daily Vorwärts" heraus, später die „Wahrheit" und den „Social Demokratie Herold". Vom Jahre 1911 ab war er Herausg. des "Milwaukee Leader,,, einer soz. Tageszeitung. An den Organisationsarbeiten der amerikanischen Sozialistischen Partei hat er hervorragenden Anteil gehabt. Verschiedentlich wurde er in den amerikanischen Kongreß gewählt. Wegen „Mangel an Loyalität" wurde er am 10. November 1919 mit 309 gegen 1 Stimme aus dem Kongreß ausgeschlossen.
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18 gefüllte Scheunen niedergebrannt.
Berlin, 8. Aug. Nach einer Meldung des „Lokalanzeigers" wütete am Mittwoch nachmittag in dem märkischen Dörfchen Dahme ein Riesenbrand, dem 18 große, mit Getreide gefüllte Scheunen zum Opfer fielen. Der Schaden wird auf einige 100 000 Mark geschätzt und soll nur teilweise durch Versicherung gedeckt sein. Zahlreiche Wehren der Umgebung bekämpften das Feuer, konnten aber nach vielstündiger Arbeit nur die übrigen Scheunen retten. Das Feuer entstand in einer dieser Scheunen, in der das Getreide mittels einer Dreschmaschine ausgedroschen wurde.
Spiel und Sport
Do. X hat seine Probeflüge über dem Bodens« wieder ausgenommen.
Deuischlandsahrt de, Kleinlustschiff-. Das Seddiner Klein- luftschiff, das in den Besitz der Deutschen Luftschiffgesellschaft ubergegangen ist, hat am Mittwoch früh in Berlin seine Deutschlandrundfahrt angetreten. Der Start des Kleinlustschiffs erfolgte um 5.35 Uhr früh auf dem Tempelhofer Flughafen nach Dresden, wo es gegen 10 Uhr auf dem Flugplatz Dresden-Heller landete. Von hier geht die Fahrt zunächst weiter nach Chemnitz und Leipzig.
Beginn de, Luropa-Rundslugs. Don den 44 am Mittwoch in Orly zum Curoparundflug gestarteten Teilnehmern sind die ersten um die Mittagszeit auf dem Flugplatz in Basel eingetrosfen, wo eine außerordentlich große Zuschauermenge sie erwartete. Um 11.50 Uhr landete als Erster der Irländer Carberry aus seiner Raab-Katzenstein-Maschine. Ihm folgten in kurzen Abständen: um 12.09 Uhr Mehring (Deutschland), um 12.13 Uhr Gelmetti und Guazetti (Italien), um 12.15 Uhr Lemerre (Frankreich) und Banas Watti (Italien), um 12.16 Uhr Brod (England), um 12.20 Uhr Castaldo (Italien), um 12.23 Uhr
An der Spitze ihrer Truppen
Wie deutsche Führer vor Lüttich fielen — Zum 8. August Von Major a. D. Rudolf Ab leiter.
Am 8. August, als wir —im Grenzschutz um Diedenhofen verwendet — bei Sierck und Mallingen die Mosel bewachten, ward uns durch Fernsprecher am Abend die lakonische Meldung übermittelt: „Die Festung Lüttich ist genommen!" Wir stutzten sahen uns verwundert an. Na nu! Gibt es denn überhaupt deutsche Truppen, die noch früher als wir marschbereit waren, die noch eher ihre Klingen mit den Feinden kreuzen sollen? Wir, die wir bereits am 1. Mobilmachungstag unsere Festungsstadt an der Donau verlassen hatten, hatten doch wahrlich ein Anrecht, den ersten Sieg zu melden. Und unn sollten uns die Kameraden im Norden diesen Sieg weggeschnappt haben?
Was war geschehen? Mir erfuhren es tags darauf in seinen Einzelheiten. Nach einem leider nicht voll geglückten Handstreich auf die belgische Maasfestung Lüttich hatten 6, den nordwestlichen Erenzkorps entnommene immobile Jnfanterie- brigaden mit wenig Kavallerie und Artillerie unter Führung des Kommandierenden Generals des 10. Armeekorps, General der Infanterie von E m m i ch, Festung und Stadt in ihre Gewalt bekommen.Zu einer Zeit, da noch mit kurzerZugsfolge die Transporte nach den Grenzen rollten. Wer vollbrachte das Wunder, eine der stärksten Festungen der Welt im Sturm genommen zu haben? Wir erfuhren es bald. Das Fort Lon- cin lag in Trümmern. Seine Panzertürme waren durch ein paar vohlgezielte Granaten zerfetzt, seine Besatzungen unter ihren Vetonstücken begraben. Zum ersten Male hörten wir von der Existenz jener sagenhaften 42cm-Mörser, die so fleißige Arbeit geleistet haben sollen. „Lieb Vaterland magst ruhig sein" — mit diesem gläubigen Gebet auf den Lippen krochen wir in unsere Zelte und träumten von Kämpfen und Siegen, von der Heimat und von grünendem Lorbeer. Der schmückte bereits die Stirnen der tapferen Kölner und Aachener Regimenter; er wand sich aber auch um die Schläfen der ersten Toten, die, noch den Scheidekuß auf den Lippen, in die Barrikaden Lüttichs gestürmt waren. Und rasch ward es bekannt: unter den Gefallenen befanden sich auffallend viel Truppenführer, mehrere Regimentskommandeure, mancher Brigadekommandeur, viele Bataillonskommandeure. Das Gedächtnis an diese ersten Helden heute, als dem Tage der 15. Wiederkehr ihres Opfertodes, wieder zu erwecken, möge der Zweck meiner Zeilen sein. Sie sollen jedoch auch kundtun, daß die gehässige Behauptung von feiger Schonung unseres deutschen Offizierskorps eine gemeine böswillige Lüge ist. Daß der deutsche Truppenführer an dem Platze, auf den ihn sein Eid und seine Führerpflicht hinstellte, auch zu sterben gewußt hat. Ein Vorbild seiner Leute, der Stolz seines angegriffenen Vaterlandes, nun aber der Märtyrer einer kleinen und saftlosen Gegenwart.
Die Natur des ganzen überraschenden Unternehmens gegen Lüttich brachte es mit sich, daß die Kämpfe und Erstürmungen meist bei Nacht durchgefochten werden mußten. Daß die Dunkelheit und die sich aus ihr ergebenden Schwierigkeiten das rücksichtlose Einsetzen der Führerpersönlichkeit forderten, daß also auch die höheren Truppenführer, — die Regiments- und Brigadekommandeure — in allervorderster Linie stehen mußten, um den Truppen die Bahn zum Siege zu weisen, Ueber- raschungen entgegentreten, rasche Befehle rasch und unmitel- bar den Sturmkolonnen geben zu können. Mit entladenen Gewehren, aufgepflanztem Bajonett, fliegenden Fahnen ging es in den Tod. der in so mannigfacher Gestalt hinter den Barrikaden, den Draht- und Astverhauen, in den Eewehrschlitzen der Festungsmauern und den dunklen Gängen der Forts lauerte und der nicht zuletzt auch in dem Franktireurkrieg mit seinem feigen, hinterlistigen Morden einen gemeinen Helfershelfer finden sollte.
„Denken Sie an die Fahne!"
waren die letzten Worte des Obersten Friedrich Wilhelm Prinz zur Lippe. An der Spitze des 1. Hannoverschen Infanterieregiments Nr. 74 war er anmarschiert, hatte im Verband der 38. Infanterie-Brigade den Vormarsch auf Lüttich von Süden her angetreten und war in dem unübersichtlichen Gelände bei seinem tollkühnen Vorwärtsstürmen von der belgischen Uebermacht umstellt worden. Um die Kameraden auf die Lage des Regiments aufmerksam zu machen, befahl er dem neben ihm fechtenden Fahnenträger seines 1. Bataillons die
neben chm fechtenden Fahnenträger seines 1. Bataillons oie Fahne zu schenken. Nachdem der Fahnenunteroffizier gefallen und weitere Träger des Feldzeichens der Reihe nach verwun
det waren, gelang es dem prinzlichen Kommandeur endlich, die Verbindung mit den anrückenden Verstärkungen herzustellen. Kaum war dies geschehen, sank der Prinz, von mehreren Geschossen in Hals und Brust tödlich getroffen, zu Boden. „Denken Sie an die Fahne!" — ein deutscher Prinz hatte als erster bewiesen, daß die Schicksalsgemeinschaft eines angegriffenen Volkes keinen Unterschied zwischen hoch und niedrig, zwischen Kommandeur und Musketier kannte.
Auch Generalmajor von Hülsen, der den Befehl über die 38. und 43. Infanterie-Brigade übernommen hatte und der bei dem schwierigen Nachtmarsch im dichten Walde immer an der Spitze der Truppen marschierte war durch einen Bajonettstich schwer verwundet worden. 'In den Morgenstunden des folgenden Tages fiel bei der Erstürmung einer vom aktiven 14. belgischen Regiment verteidigten Barrikade im Dorfe Romsee an der Spitze seines Wittenberger 20. Infanterie-Regiments Oberst Schultze. Er brach im wohlgezielten Maschinengewehrfeuer des Verteidigers zusammen, kurz ehe es der leichten Feldhaubitzabteilung des Feldartillerie-Regiments 39 gelungen war, das Hindernis mit einigen ausgiebigen Treffern hinwegzufegen.
Ueberhaupt hielt der Tod gerade
im Häuser- und Straßenkamps
unter den tapferen Führern furchtbare Ernte. In Herstal waren Teile des Füsilierregiments 90 und das 3. Bataillon des Grenadierregiments 89 eingedrungen. Mit einer großen Anzahl seiner neben ihm fechtenden Offiziere fiel Major von Arnim am Eingang des Dorfes unter dem vernichtenden Maschinengewehr- und Kartätschenfeuer der Belgier. Beim Sturme auf Cheratte fand, bei dem Versuche, als erster ins Dorf ein- zuüringen, Hauptmann von Weltmann vom Infanterie- Regiment von Üützow, den Heldentod. Auch der Kommandeur dieses Regiments, Oberst von Strintz, wird hier schwer verwundet. In der von eingebauten Feldkanonen furchtbar bestrichenen Straße der Ortschaft Retinne fällt, seiner tapferen 14. Infanterie-Brigade voranstürmend, der unerschrockene General von Wussow, kurz darauf der heldenmütige Kommandeur des Halberstädter Infanterie-Regiments 27 Oberst Krüger. Ehre machend dem Namen des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, den das Regiment, das er zum Siege geführt hatte, trug.
Aber auch
die Reiterführer
ließen die Fanfare blasten. Auch sie beseelte die eine Losung: „Vorwärts! ran an den Feind, koste es, was es wolle". An der Spitze seiner 9. Kavalleriedivision starb der Bruder des ehemaligen Reichskanzlers, Generalmajor von Vülow, den Reitertöd. Ein General hatte somit die lange Reihe der toten von Bülows eröffnet, von denen nicht weniger als 93 im Weltkrieg ihr Lehen dem Vaterland geopfert haben! Auch diese Wahrheit möge die Lüge entwaffnen, der deutsche Adel habe sich feige geschont. Die Tatsachen sprechen. Sie allein werden Recht wieder einmal Recht werden lassen.
Aber nicht nur der Toten sei heute gedacht. Auch die Ueberlebenden schmücke heute der Lorbeer. Jenen Adjutanten des Jnf.-Reg. 57, der sich trotz des heftigen Eranatfeuers an das Fort de Flenalle heranschlich und unter den Worten: „den Säbel des Kommandanten" zur Uebergabe ailfforderte. Den heldenmütigen Kommandeur der 14. Infanterie-Division, Generalmajor Fleck, den Erstürmer des Fort d'Embourg, und olle, die damals ihren Soldatenwahlspruch: „was tät es, wenn wir stürben, wenn Deutschland nur lebt" in die Tat umgesetzt haben. An der Spitze der Tapferen aber stand auch Generäl Ludendorff, der durch seine persönliche Tapferkeit und Unerschrockenheit die ihm unterstellten Sturmtruppen zum Siege führte, und der seinem tapferen Kommandierenden General von Emmich in der Zitadelle von Lüttich Hundert von gefangenen Belgiern als Siegesgeschenk übergeben konnte.
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8. August 1914 und 8. August 1929! Heute zanken wir uns mit Flaggenfragen und Nationalfeiertag. Vor 15 Jahren aber haben wir einen Nationaltag gefeiert, wie nie einer einiger und entschlossener von einem 70-Millionen-Volk ge-
->.— —— r:-^--ßenden Anfang eines
men vertrauen- Leben geopfert
haben.