Seite L — Nr. 182
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter
Dienstag, 6. August 1929.
Aus aller Welt
Lansdowne über Deutschlands Einkreisung
Der Londoner „Daily Telegraph" veröffentlicht zurzeit Ausschnitte aus den Lebenserinnerungen des im vorigen Jahr verstorbenen Lord Lansdowne, die von Lord Newton zusammengestellt worden sind und demnächst im Buchhandel erscheinen werden. Lord Lansdowne war der Minister des Aeußern des britischen Reichs in der Zeit von 1906 bis 1905, wo sich die deutsch-englischen Beziehungen in verhängnisvoller Weise zuspitzten. Die bisher veröffentlichten Ausschnitte zeigen bereits, soweit sie sich auf diese Jahre beziehen, daß wir von dem Buch mancherlei neues Material zur Kriegsschuldfrage zu erwarten haben. So stoßen wir in den Ausschnitten, die der Daily Telegraph am 29. ds. Mts. veröffentlicht, gleich auf zwei bezeichnende Mitteilungen. Es werden da die Ereignisse der Jahre 1905 und 1906 besprochen, in denen die englische Politik eine offen deutschfeindliche Haltung einschlug, und es wird darauf hingewiesen, daß der persönliche Gegensatz zwischen Kaiser Wilhelm und König Eduard hierbei keine kleine Rolle spielte. Lord Lansdowne beruft sick dabei «ruf allerlei Bemerkungen, die Kaiser Wilhelm damals geäußert haben soll, aber er fügt wörtlich hinzu: „Die Schuld lag jedoch nicht nur auf seiner Seite, denn der König sprach und schrieb über seinen Neffen den Kaiser in Ausdrücken, die einem die Haut schaudern machten, und die amtlichen Schriftstücke, die ihm zugesandt wurden, kamen, wenn sie sich auf den Kaiser bezogen, regelmäßig zurück mit allen möglichen Anmerkungen, die einen höchst aufreizenden Charakter trugen."
Es ist dies eine Bemerkung, die man im Auge behalten sollte, wenn man sich der Randnoten des Kaisers erinnert, die durch die deutsche Aktenoeröffentlichung bekannt geworden sind.
Noch bedeutsamer ist eine weitere Aeutzerung Lansdow- nes. Er schildert im einzelnen den Versuch des Kaisers, im Jahr 1905 bei seiner Zusammenkunft mit dem Zaren ein deutsch-russisches Bündnis zustande zu bringen!, und stellt mit sichtlicher Befriedigung fest, daß dieses Bündnis, wenn es auch bereits in den Grundgügen vereinbart worden war, doch schließlich von beiden Seiten preisgegeben werden mußte. Als Ergebnis stellt er fest, daß „am Jahresende 1905 Deutschland fast vollkommen isoliert war, wogegen die russisch-englischen Beziehungen freundschaftlicher geworden waren, als sie seit einem Jahrhundert gewesen
Lakehurst, 5. August. Das Luftschiff »Graf Zeppelin" erreichte am Sonntag um llS Uhr abends (deutsche Zeit) Kap Henry am Eingang der Ehesapeake-Bucht das amerikanische Festland. Mit Rücksicht auf die Wetterlage wurde der Kurs nicht auf Washington gerichtet, sondern das Luftschiff flog nordwärts der Küste entlang weiter. Um 7.38 Uhr abends Neuyorker Zeit (12.32 Uhr nachts d. Z.) erschien es über dem Landungsplatz Lakehurst, von zahlreichen zur Begrüßung aufgestiegenen Flugzeugen umkreist. Wegen starker Bodenwinde nahm Dr. Eck euer jedoch noch nicht die Landung vor, sondern steuerte auf Neu- york, das um 8.30 Uhr (1.30 d. Z.) in einer Höhe von 800 Meter in einer großen Schleife überflogen wurde Ueber New Jersey zurücksliegend, traf dann das Luftschif!
mn 9.28 Uhr abends (2.28 d. Z.) wieder über Lakehurst ein, mußte aber 20 Minuten lang über dem Flugplatz kreisen, ehe es die Landungstaue abwerfen und am kleinen Ankermast festgemacht werden konnte.
Rach der Landung verließen die Fahrgäste sofort das Luftschiff. Die Zuschauermenge, etwa 10 000 Personen und einige tausend Autos, wurde im Gegensatz zum letzten Herbst in guter Ordnung gehalten, auch die Zollabfertigung usw. wickelte sich diesmal glatt ab. Um 1.52 Uhr nachts (8.52 Uhr Montag morgens d. Z.) wurde das Luftschiff in die Halle gebracht, nachdem der starke Wind sich gelegt hatte. Der »blinde Reisende" wurde gleich nach der Landung durch einen Einwanderungsbeamten verhört und in das Untersuchungsgefängnis nach Gloucester (New Jersey) gebracht, bis der Dampfer ihn nach Deutschland befördern wird. Es soll sich um einen gewissen Buschoff oder Bujchkopp aus Dortmund handeln.
Vorbereitungen zur Landung ''
Schön am Samstag 11 Uhr wurden an Bord' des Luftschiffs Vorbereitungen zur Landung getroffen. Gepäck- erklärungen wurden ausgefertigt und die Unterkunft im Hotel geregelt. Das Wetter war herrlich. Da keine Brenn- stvffersparnis mehr nötig war, wurde auch der fünfte Motor in Gang gesetzt. Alle Motoren arbeiteten tadellos. Das Luftschiff flog in 300 Meter Höhe mit einer Geschwindigkeit von 115 Kilometer. Im Meer sichtete man Walfische und Golfstromkraut. Aus Neuyork kam ein Funkspruch, der besagte, daß am Sonntag überall Dankgottesdienste abgehalten werden. Abends gab es an Bord ein Fest; die Stimmung war, wie auf der ganzen Reise, glänzend. Dr. Eckener bemerkte, er habe auf keiner Fahrt so viel geschlafen wie dieses Mal.
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Nach einer Meldung des „Neuyyork World" aus Washington werden die für das Luftschiff benötigte Landungsmannschaft und das Material von den Vereinigten Staaten nicht kostenlos zur Verfügung gestellt, sondern von der Zeppelingefellschaft bezahlt.
Dr. Eckener über die Fahrt
Pressevertretern teilte Dr. Eckener in Lakehurst mit, die Reise sei sehr interessant gewesen. Anfangs nach dem Abflug seien die Stürme so heftig gewesen, daß man sogar schon gezögert habe, die Fahrt fortzusetzen. Bei dem gewählten Weg über Gibraltar sei das Wetter dann längere Zeit gut, in den letzten 40 Stunden aber wieder abscheulich gewesen. Der Flug von Friedrichshafen bis zum ersten Ueberfliegen Lakehursts habe 93 Stunden (Donnerstag früh 3 30 Uhr bis Nacht auf Montag 12.30 Uhr), der Flug von Gibraltar bis zum amerikanischen Festland 67 Stunden 30 Minuten gedauert. Auf der ganzen Strecke von 5003 Seemeilen (9005 Km.) betrug die Durchschnittsgeschwindigkeit 55 Knoten (rund 101,85 Km., der Knoten zu 1,85 Km. gerechnet. Er sei von dem Ergebnis des Flugs so befriedigt, daß sofort die Weltreise angetreten werden könnte, wenn schon alles bereit wäre.
waren." Wir haben hier also von englischer Seite eine Bestätigung. daß in jenen Iahren die Einkreisung Deutschlands vollzogen wurde, die, wie heute niemand mehr bestreitet, die haupturfache des Weltkriegs gewesen ist.
Im allgemeinen ist zu bemerken, baß der sittenstrenge Kaiser Wilhelm II. gegen seinen Onkel Wuard VII. (Bruder der Mutter des Kaisers) immer eine Abneigung wegen dessen unsagbar liederlichen Lebenswandels hatte. ^
Der deutsche Generalkonsul in Marseille vom Auto überfahren. Der deutsche Generalkonsul in Marseille Reuter wurde in der Sonntagnacht von einem Auto überfahren. Schwer verletzt wurde er in seine Wohnung verbracht. Die Nummer des Autos, das, ohne sich um den Ueberfahcenen zu kümmern, seine Fahrt fortsetzte, konnte von Zeugen des Unfalls festgestellt werden.
Neuer Kommandeur der Heilsarmee. Nach Blätkermel- dungen soll die bisherige Kommandeurin der Heilsarmee in Deutschland Mary Booth, von dem Kommandeur Bruno Friedrich abgelöst werden. Friedrich ist in Chemnitz ge- baren. Er war längere Zeit in den Bereinigten Staaten und Kanada und leitete später die Heilsarmee in der Tschechoslowakei, in Ungarn und in Oesterreich.
Auer s. Der Erfinder des Auer-Glühlichts und der Osmiumglühlampe, Dr. Karl Auer-Welsbach, ist auf Schloß Welsbach in Kärnten im 71. Lebensjahr gestorben.
In München ist der frühere bayerische Kultminister Dr. Franz Matt nach langem Leiden im Alter von 68 Jahren gestorben.
Ausschluß der deutschen Pfadfinder vom inkernationalen Pfadfindertag in England. Die englische Leitung des Weltpfadfindertreffens, das in den letzten Tagen in Birkenhead bei Liverpool stattfand, hat es für richtig gehalten, die großen deutschen Pfadfinderbünde von der Teilnahme an der Tagung auszuschließen, weil diese Bünde auf den selbstverständlichen Zusammenhang mit ihren Gruppen jenseits der jetzigen Reichsgrenzen, besonders in Oesterreich und in Danzig nicht verzichten wollen, wie es von ihnen verlangt worden war. Eingeladen wurde nur der kürzlich auf englische Anregung in Deutschland gegründete „Deutsche Scoutverband", der nicht einmal 1000 Mitglieder zählt. — Die deutschen Pfadfinder werden die englische „Freundlichkeit" wohl richtig zu würdigen wisjen und in Zukunft darnach handeln.
Ein deutsches Denkmal in Amerika. Am 3. August machte die Deutsche Zentrale aus Cleveland (Ohio), die gegenwärtig zu Besuch in Deutschland weilt, einen Ausflug zum N i e d er w a l d d e n k m.a l bei Binoen am Rhein.
Die zweite Amerikafahrt des „Graf Zeppelin" beanspruchte einschließlich des Umwegs über Neuyoyrk 95)1 Stunden. Auf der ersten Fahrt im vorigen Herbst wurden 111 Stunden gebraucht. Das an Amerika 1924 ausgelieferte Luftschiff LZ. 126 (jetzt „Los Angeles" genannt) wurde von Dr. Eckener bei durchweg günstigen Witterungsbedingungen in 71 Stunden über das Meer geführt.
Glückwunsch des Reichspräsidenten an Dr. Eckener
Reichspräsident v. Hindenburg hat an Dr. Eckener folgendes Telegramm gesandt: „Meine herzlichsten Glückwünsche zum erfolgreichen zweiten Amerikaflug des Luftschiffs „Graf Zeppelin". Ich wünsche auch weiterhin guten Erfolg. Mit freundlichen Grüßen v. Hindenburg, Reichspräsident."
Der Fortschritt kommt von Deutschland
Das Neuyorker Blatt „Herald and Tribüne" schreibt im Leitartikel, der „Graf Zeppelin" sei diesmal mit der gleichen gespannten Erwartung begrüßt worden wie im vorigen Jahr. Wenn man auch nicht sagen könne, daß ein jährlicher Transozeanflug die Einrichtung eines regelmäßigen transatlantischen Flugverkehrs bedeute, so führe auch die Wiederholung des Zeppelinflugs näher ans Ziel. Ob das Luftschiff den regelmäßigen Ozeanverkehr zustande bringen könne, oder ob man die Vervollkommnung riesiger Flugboote, wie der neueste Dornierwal, abwarten müsse, bleibe noch zu entscheiden. Die Rekordfahrt der „Bremen" fordere unwillkürlich zum Vergleich beider Reisewege heraus und gebe eine Vorstellung von dem Wettbewerb, wie er sich zwischen dem Luft- und Wasserweg in wenigen Jahren ent- wickeln könne. Es sei indessen interessant, festzustellen, daß „Graf Zeppelin", „Bremen" und Dornierwal deutschen Ursprungs seien.
Die Polarfahrt des „Graf Zeppelin*
Bekanntlich soll das Luftschiff im Auftrag und für die Internationale Studiengesellschaft zur Erforschung der Arktis drei Polarfahrten unternehmen, deren erste für nächstes Frühjahr vorgesehen ist. Die Mittel werden von der amerikanischen Hear st-Presse aufgebracht in der Weise, daß sie für das Monopol der Herstellung und des Verkaufs von Filmen, Buchbeschreibungen und Pressenachrichten über die Reisen eine bestimmte Summe bezahlt. Dieses Monopol bezieht sich auf die ganze Welt mit Ausnahme des europäischen Festlands, also auch auf England, das Bild- und Filmmonopol sogar auf alle Länder ohne Ausnahme. In Fairbank (Alaska), von wo die Polarfahrten ausgehen, soll im Herbst ein Ankermast errichtet werden. An die amerikanischen Militärbehörden ist das Ersuchen gerichtet worden, die Beschaffung und die Beförderung der 8000 Gasflaschen zu übernehmen, die zur Nachfüllung der Ballone des Luftschiffs benötigt werden.
Die deutschen Pläne für die Einrichtung eines regelmäßigen Transatlantikdienstes mit Flugschiffen.
London, 6. Aug. Der Vertreter des Luftschiffbaus Zeppelin in den Vereinigten Staaten v. Meister hat nach Meldungen aus Lakehurst mitgeteilt, daß Pläne für die Errichtung einer Luftschiffstation in Nachmond (Virginia) durch den Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichshafen ausgearbeitet werden. Die Station soll den Endpunkt eines regelmäßigen Transatlantikfluges bilden, für den vier lenkbare Luftschiffe, doppelt so groß wie der „Graf Zeppelin" und einer um ein Drittel höheren Geschwindigkeit sowie dreifachen Tragfähigkeit für bezahlte Last gebaut werden sollen. Meister fügte hinzu, er hoffe, daß im Frühjahr 1931 der Transatlantikflug ausgenommen werden könne. Der Flug soll zunächst sechsmal monatlich betrieben werden und soll 70 Flugstunden in Anspruch nehmen.
Unter dem überwältigenden Eindruck des'Germaniad'enk- mals faßte die Gesellschaft einstimmig folgende Entschließung: „Wir Vertreter der Deutschamerikaner geloben angesichts des Niederwalddenkmals, ein ähnliches Denkmal in Amerika zu errichten. Es soll die großdeutscheKulturgemeinschaft aller Deutschsprechenden und aller deutsch Fühlenden verkünden." Die Urkunde wurde mit den Unterschriften der 83 Vertreter am Denkmal niedergelegt.
Rormalgrößen für Plakate. Auf dem Weltreklame- Kongreß, der vom 11. bis zum 15. August in Berlin abgehalten wird, wird von der Fachgruppe „Das Plakat" die Einführung von Normalgrößen der Plakate im internationalen Anschlagwesen besprochen und die Bildung einer internationalen Arbeitsgemeinschaft für den Plakatanschlag in die Wege geleitet werden.
20 000 Gafilokale in Berlin. Die Zahl der Gastlokale in Groß-Berlin beträgt rund 20 000 und sie nimmt ständig zu. Auf 275 Einwohner kommt ein Gastwirksbetrieb. Dielen, Bars, Likörstuben, Schlemmer- und Luxuslokale gibt es 156» die Bars usw. zeigen aber in letzter Zeit eine ständige Abnahme, während die alkoholfreien Betriebe in dauernder Zunahme begriffen sind: zurzeit gibt es deren rund 1100. Znkeressant ist, daß das Berliner Gast- und Schankwirtsgewerbe im letzten Jahr etwa 360 Millionen, Mark Umlatz st e u e r entrichtet hat.
Skarkstromanschlöge auf der Landstraße. In der Nähe von Korneuburg bei Wien spannten unbekannte Täter quer über die Straße einen Kupferdraht, der mit der Starkstromleitung in Verbindung stand, so daß die Berührung mit dem gespannten Draht tödlich wirken mußte. Tatsächlich berührten im Verlaufe der Nachk drei Personen den Draht und sanken tot zu Boden.
Ein Gerichtssaal gestürmt. Das Me Kriminalgericht in Berlin-Moabit war am Donnerstag nachmittag der Schauplatz zweier stürmischer Austritte, wie man sie dort bisher noch nicht erlebt hatte. Vor dem Großen Schöffengericht Berlin Mitte stand nach der M-tagspause eine Verhandlung gegen die Güterräuberbande Schulz und Genossen. Schon vorher hatte sich an den Eingangstüren und auf der Treppe zum Zuhörerraum eine aus den zweifelhaftesten Elementen bestehende Menge eingefunden. Als der diensttuende Justizwachtmeister die Türen zum Zuhörerraum öffnete, wurde er zur Seite gestoßen und eine nahezu hundertköpfige Menschenmenge, unter der sich in überwiegendem Teile der recht verwegen aussehende Anhang der Angeklagten befand, stürmte den Saal. Ein zweiter Justizwachtmeister wurde ebenfalls ,-u'iickgcdrängt und beiseite gestoßen. Die Massen machten sogar Arllalt, über die Schranke des Zuhörerraums zu l'tzen und in den Sitzungssaal einzudringen. Auf die Alarmü rale hin stürzten von allen Seiten sämtliche Zuskizwachtmeister des Außenkriminalgerichtsgebäudes herbei- Es entspann sich ein erbitterter Kampf mit der Menge, unter der einige junge Burschen Revolver in den Händen gehabt haben sollen. Schließlich gelang es den Beamten, denen noch zwei anwesende Reichswehrsoldaten zu Hilfe kamen, unter Benutzung ihrer Gummiknüppel die tobende Menge aus dem Gerichtssaal und von der Treppe zu drängen. Nachdem Beruhigung eingetreten war, konnte das Gericht in die Verhandlung eintreten.
Letzte Nachrichten
Die amtliche Verlautbarung über die erste Besprechung der sechs Mächte.
Haag, K. Aug. Die Besprechung der sechs Abordnungsführer dauerte am Montag von )L8 Uhr bis fast X-1V Uhr. Nach Schluß der Besprechung gab der französische Wirtschastsminister Loucheur der internationalen Presse folgende amtliche Verlautbarung über die Besprechung bekannt.
Die Abordnungsführer der K zur Konferenz einladenden Mächte sind heute abend in dem Salon der französischen Abordnung zusammengetreten, um die Bedingungen zu prüfen, unter denen die Arbeit der Konferenz verlaufen wird. Es ist beschlossen worden, daß die Eröffnungssitzung am Dienstag vormittag um 11 Uhr stattfinden und daß sie öffentlich und allgemein sein wird. Briand ist von seinen Kollegen ersucht worden, dem holländischen Außenminister auf seine Begrüßungsansprache zu antworten. Die erste tatsächliche Sitzung der Konferenz findet dann am Dienstag nachmittag 4 Uhr statt. Sie wird geheim sein.
In letzter Stunde
Ein Notruf der besetzten Gebiete.
Koblenz, 6. Aug. Der Wirtschaftsausschuß für die besetzten Gebiete faßte in seiner Sitzung am Montag folgende Entschließung, die der deutschen Abordnung im Haag telegraphisch übermittelt wurde:
„Der Wirtschaftsausschuß als die Eesamtvertretung von Industrie, Handel, Handwerk und Landwirtschaft des besetzten Rheinlqndes hält sich angesichts der von Tag zu Tag sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage für verpflichtet, von der Reichsregierung zu verlangen, bei den kommenden politischen Verhandlungen im Haag darauf zu bestehen, daß die sofortige Räumung des besetzten Gebietes und die Wiedervereinigung des Saargebietes mit seinem Mutterland zur Vorbedingung der Annahme des Poungplans gemacht wird, der für die deutsche Wirtschaft eine kaum tragbare Belastung bringen wird.
Die Rheinlandräumung darf nicht von irgendwelchen wirtschaftlichen oder politischen Zugeständnissen abhängig gemacht werden; insbesondere muß die Einsetzung einer Feststellungs- und Vergleichskommission abgeiehnt werden, weil sie der Ausdruck eines die endliche Befriedigung gefährdenden Willens ist. Das Saarland bildet mit dem deutschen Mutterland eine untrennbare wirtschaftliche Einheit. Die unnatürliche Grenzziehung beeinträchtigt insbesondere die Grenzgebiete auf das schwerste. Die Wiedervereinigung des Saargebiets mit Deutschland ist um so notwendiger, als Deutschland die ihm auferlegten ungeheuren Lasten des Poungplanes nur dann wird tragen können, wenn es seine gesamten wirtschaftlichen Kräfte, zu denen die Wirtschaft des Saarlandes von jeher gehört hat, wieder einheitlich gestalten wird und in voller Freiheit entfalten kann".
Ein deutscher Teilnehmer des Enropa-Rundflugs tödlich abgestürzt.
Paris, 6. Aug. Bei den Flugprüfungen in Orley ist der deutsche Flugzeugbauer Hoffmann töd-
Zur Mhasten Adrt „Gras Melins"