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jrtze« Werttage. Verbreitetst« Zeitung im O.-A.-Bezirk Nagold. Echriftleitung, Druck und Berl«, ». G. W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold s

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L«l«gr.-Adresse: Gesellschafter Nagold. In Fällen höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung »der Rückzahlung de, Bezugspreise». Postsch.-Kt«. Stuttgart «N«

Nr. N5

Gegründet 1827

Samstag, den 18. Mai 1829

Fernsprech«» Nr. 2»

103. )abraans

Isgerspiegel

Der Leiter der Gewerbekunfiabkeilung am bayerischen Rakionalmuseum in München, Prof. Dr. Sehr. v. Pechmann, warde znm künstlerischen Direktor der staatlichen Preuhi- sche» Porzellan Manufaktur in Berlin ernannt.

Der badische Landtag wurde am Donnerstag geschlossen. Der Präsident Dr. Baumgartner mahnte, daß der neue Wahlkampf ritterlich geführt werde.

Der Rotfrontbund ist in Hessen und in Mecklenburg- Schwerin verboten worden.

Die Verschmelzung des Bundes der Kolonialfreunde und der Gesellschaft für koloniale Erneuerung ist am 17. Mai >n Berlin vollzogen worden.

Die Zahl der Giftgas-Todesopfer bei der Explosion in de« Krankenhaus in Eleveland (Ohio) ist auf 127 gestiegen. Die Explosion sott auf Selbstentzündung von Zelluloid der Röatgenplakken infolge von lleberheizung des Vorrats rmnns durch ein undichtes Dampfrohr zurückzuführen sein.

DaS preußische Staatsmimsterium hak den Konkordalsent- wurf ferkiggesteltt, der nun auf diplomatischem Weg nach Rom geht; er dürfte in 34 Wochen dem Slaatsrat bzw. Landtag vorliegen. Sollte -er Papst den Entwurf ablehnen, so käme eine Borlage an das Parlament nicht in Frage. Bei Zustimmung des Papstes, wäre im Landtag eine Zweidrit­telmehrheit (weil verfafsungändernd) erforderlich. Mit der evangelischen Kirche hak die preußische Regierung noch keine Bmchandlungen geführt.

Politische Wochenschau" stehe Seite 9.

Las große Anmzprogramm

Mit knapper Mehrheit ist die Hilferdingsche Anleihe- vorkrge vom Reichstag angenommen worden (197 gegen 173 Stimmen bei 11 Enthaltungen), ein Zeichen dafür, daß die Reichsanleihe fast bei keiner Partei gebilligt worden ist. Nur die äußerste Koalitionsnotwendigkeit hat die Regie­rungsparteien auf dem Boden des Entwurfs Zusammen­halten können. Von der Deutschen Volkspartei haben sich sechs Abgeordnete, von der Bayerischen Volkspartei und der Hannoverschen Partei fünf der Stimme enthalten, Dr. Pfleger (B. Vp.) stimmte gegen das Gesetz. Die sozial­demokratische Fraktion gehorchte ebenfallsmehr der Not als dem eigenen Triebe", wie die merkwürdige Fraktions­abstimmung gezeigt hat. Nur die sozialdemokratische Frak­tion erklärte ihre volle Zustimmung zum Anleihegesetz. Die Kritik, die Abg. Dr. Bang an der Anleihe übte, mag in der Form zu scharf gewesen sein: der Entwurf sei die Angst- anleihe einer ratlos gewordenen Finanzwirtschaft. Die Steuerbefreiung mache die Anleihe zu einem neuesten Welt­wunder, zu einer sozialistisch geborenen und zugleich über­kapitalistischen Mißgeburt, gewissermaßen ein Kreuzungs- produkt zwischen Moskau und der Neuyorker Börse. Aus dem SchlagwortProletarier aller Länder, vereinigt euch!" fei längst geworden:Bankiers aller Länder, vereinigt euch!"

Darin ist die große Mehrheit des Reichstags jedenfalls einig, daß ein solches Anleiheaesetz nicht wieder kommen darf, denn die Schäden, die das Gesetz der deutschen Wirtschaft fraglos bringen wird, sind in ihrem Umfang und in ihren Folgen noch gar nicht abzusehen. Der Reichsfj'nanz- minister suchte die schweren Bedenken, die in der Reichstags­sitzung vom 15. Mai fast von allen Seiten vorgebracht wür­den, durch die Versicherung zu besänftigen, daß er ein «rohes Zinanzprogramm bringen werde, das alle Schwierig­keiten der Reichskasse beseitigen und ihre Wiederkehr für all« Zeit verhindern solle. Auf verschiedene Anfragen, auf welchen Grundlinien dieses Programm aufgebaut und in welcher Richtung sich die wesentlichen Reformgedanken be­wegen werden, schwieg der Minister, vielleicht, weil er sich selbst noch im unklaren darüber befindet, wie es zu machen und wo das Heil zu suchen sei. Wie weit Hilferdings Kraft reichen wird. Machtproben zu bestehen, die ihm vielleicht mich mit der eigenen Partei und Fraktion bevorstehen, wird erst die Zukunft erweisen können. Bis jetzt hat man im Reichstag vielfach den Eindruck gewonnen, daß er es bis­her an der nötigen Erfinderkraft in der Aufspürung an­derer und besserer Sanierungsmittel habe fehlen lassen.

DieKöln. Ztg." richtet ferner an den Reichsfinonz- minister die Frage, ob er bereit sei, Sicherungen gegen ein Weitergreifen der unsoliden Finanzwirtschaft der Büro­kratie zu treffen und damit auch vor der eigenen Bürokratie nicht halt zu machen. Die knappe Reichstagsmehrheit, die sich schließlich mit seinemSchnellprogramm" abgefunden habe, sollte ihn darüber aufgeklärt haben, daß der Reichs­log, die Regierungsparteien nicht ausgenommen, von dem Minister andere Taten erwarten, wenn sie seine Amtsführung weiterhin mit Vertrauen begleiten sollen. An de« versprochenen Finanzprogramm, das spätestens im Herbst vorgelegt werden müßte, werde Dr. Hilserding zei­ge» müssen, aus welchem Holz er geschnitzt sei und ob er, »er Kinderarzt, die Kraft aufbringe, der gegenwärtigen un- okiden Finanzgebarung im Sinn der Wirtschafts- und fi­nanzpolitischen Vernunft ein Ende zu machen.

Die Beratung der deutschen Vorbehalte

Paris, 17. Mai.

DerMatin" will wissen, die Sachverständigen der Verbündeten haben, zuerst jede für sich, in ihrer gestrigen gemeinsamen Beratung nachmittags zu den deutschen Vor­behalten folgende Stellung eingenommen:

1. Vielleicht könne gegebenfalls eine Zahlungsausfehung (Moratorium) für die transfergeschiihken Jahreszahlungen in Betracht kommen, keinesfalls aber für die in Deutschland erfolgenden Zahlungen. Denn: Deutschland sei von allen Ländern am wenigsten durch Wiederaufbau­arbeiten belastet, einSteuerproblem" sei für Deutschland nicht gegeben.

Darüber, ob besondere Ereignisse eine Aenderung des neuen Zahlungsplans nöt!<z mack'n. gäbe nicht Deutsch­land, sondern Amerika zu bestimmen, das heißt nach dem Echo de Paris": Solange die Vereinigten Staaten nicht ihre Schuldansprüche an die Verbandsstaaten streichen oder herabsetzen, kann eine Verminderung der Ansprüche der Verbündeten an Deutschland nicht in Frage kommen.

3. Bezüglich der von den Deutschen geforderten Auf- Hebung der wirtschaftlichen und finanziellen Aeberwachn g derPfänder" könne ein Verzicht der Gläubiger auf diese Pfänder nicht in Frage kommen, wohl aber AUl- derungen. Wenn z. B. Deutschland die Reichsbahn mit Hypotheken belasten wolle, könne es das unbedingte Vor­zugsrecht der Gläubiger selbst mildern. DasEcho de Paris" dagegen glaubt sagen zu können, daß die Kon­ferenz die deutsche Forderung berücksichtigen würde, wenn die Konferenz in dieser Sitzung ein neues System Vor­schlägen würde.

Verwendung des Nutzens der Zahlungsbank

Die Sachverständigen-Abor-nungen der Verbündeten haben nach den Pariser Blättern auch die Verteilung der von Owen Doung vorgeschlagenen Jahreszahlungen in Be­ratung gezogen. Man sei einig, den Verteilungsschlü;stl von Spa (nach dem z. B. Frankreich 52 v. H. erhält) bei­zubehalten. Diejenigen Länder, die bei dieser Verteilung zu kurz kommen würden, sollen aus dem Gewinn der zu gründenden Internationalen Triduk-Zahlungsbank ent­schädigt werden, an der sich Deutschland mit einem stärke­ren Kapital, als bisher vorgesehen, zu beteiligen hätte. Von deutscher Seite wird bekanntlich gefordert, daß dieser

Neueste Nachrichten

Der Reichsbahnschlichter ^ "

Berlin, 17. Mai. Der Reichsarbeitsminister hak den Schlichter für Niedersachfen Dr. Völker mit der Schlich­tung des Lohnstreits bei der Reichsbahn beauftragt. Die Verhandlung hat heute bereits stattgeflknden.

Der Braunfchrveiger Landtag wird nicht aufgelöst.

Braunfchweig, 17. Mai. Im Landtag wurde der Air­trag der Gemeinschaft der Mitte auf Auflösung des Land­tags und Anberaumung von Neuwahlen mit 24 gegen 24 Stimmen abgelehnt. Der Mißtrauensantrag der Rechten wurde mit 24 gegen 18 Stimmen abgelehnt, da die Ge­meinschaft der Mitte sich der Stimme enthielt. Der Landtag beschloß, die Zahl der Abgeordneten künftig von 48 auf 40 zu verringern.

Kulturkampf um die italienische Jugend?

Rom, 17. Mai. Viel bemerkt wird der scharfe Gegen­satz, der zwischen der faszistischeu Auffassung über die Erziehung der italienischen Jugend und dem Standpunkt des Papstes dieser Tage in Erschei­nung getreten ist Mussolini hatte in seiner Kammerrede erklärt, die Erzi: : der italienischen Jugend sei Sache des faszistischen Staats, um sie zu tüchtigen Staats­bürgern und Eroberern zu machen. In einer Ansprache an Zöglinge der Iesuiten-Erziehungsanstalt in Montragon« sagte Papst Pius XI. aber unter Anspielung auf die Rede Mussolinis mit scharfer Betonung, die Erziehung der Ju­gend sei c allem und über alles Aufgabe der Kirche, der Familie und der Eltern, die ganz unersetzbar seien. Die Kirche habe nicht, wie Mussolini sagte, den Staat zu ergänzen, sondern der Staat habe die Kirche zu ergänz»».

Aman Allah im Hintertreffen

Peschawar. 17. Mai. Habib Ullah kann in seinem Kamps gegen Aman Ullah einen beträchtlichen Erfolg ver­zeichnen. Nach Meldungen aus Afghanistan ist die Stadt He rat, die durch eine Landstraße mit dem Endpunkt der turkmenischen Eisenbahn in Verbindung steht, in die Hände seiner Truppen gefallen. Damit hat Aman Ullah di« Möglichkeit verloren, die so dringend benötigten Waffen- und Munitionslieferungen ans Rußland zu erhalten. Außerdem konnte Habib Ullah seinen Kriegsschatz durch reiche Beute, die ihm in Herat zufiel, bedeutend vergrö» stern. Er ist nunmehr in finanzieller Beziehung seinen Gegnern, die sich in Geldnöten befinden, wett überlegen.

Bankgewinn bei der Bezahlung der §7. bis 58. Jahre»,! leistung verwendet werde.

Am Freitag fanden wieder Beratungen der Verbands­zachverständigen statt, vormittags getrennt nach Abord­nungen, nachmittags gemeinsam. Einigen sie sich auf ein Veryandlungsprogramm, so soll am Samstag eine Voll­sitzung unter Beiziehung der Deutschen stattfinden und dann »ine kurze Pause eintreten.

Was sagt Berlin dazu?

Halbamtlich wird in Berlin mitgeteitt. an den deutsche« Vorbehalten dürfen unter keinen Umständen Abstriche ge­macht werden. Auch die Forderung, daß sämtliche Konträl- pfänder verschwinden müssen, sei eine unerläßliche Bedin­gung. Wie wenig stichhaltig die wiederholte gegnerische Be­hauptung sei, Deutschland sei am wenigsten durch den Wie­deraufbau belastet, ergebe sich daraus, daß die aus den Re- parationslasten erwachsenden Ausgaben fast drei viertel der tatsächlichen Ausgaben des Reichs ausmachen. Der­artige Behauptungen mästen anss schärfste zurückgennese« werden.

Die Gerüchte über angeblicheUnstimmigkeiten" in der deutschen Sachverständigen-Abordnung und die Behauptung. Generaldirektor Dr. Bögler habe seinen Auftrag nieder - geleg-t, werden als ganz unzutreffend bezeichnet.

Die Verpflichtungen der Nachfolgestaaten

DasJournal" bezeichnet als schwierigsten der Vor­behalte der deutschen Abordnung die Frage -er Ausglei­chung der Schulden des alten Oesterreich. Der Vertrag von St. Germain bestimmt, daß di« Nachfolgestaaten Oester­reichs, also die Tschechoslowakei, Polen, Rumänien, Jugo­slawen und Italien im Verhältnis an der Rückzahlung der alten österreichischen Schulden, die auf 10 Milliarden Gold­kronen geschätzt werden, sich beteiligen. (Sie haben aber noch keinen Pfennig bezahlt.) Der Versailler Vertrag hob» bestimmt, daß Deutschland für diese Verpflichtungen haste. Von den deutschen Sachverständigen werde nun, so schreibt Journal" weiter, verlangt, daß die Nachfolgestaaten ihrer­seits ihre Schulden bezahlen müßten und daß diese Zah­lungen für die Bereinigung der erstlichen 21 Jahreszah­lungen zu verwenden seien. Man brauche nicht zu er­wähnen, daß es unmöglich sei, diesen Weg einzuschlagen.

Demokratische Partei und Konkordatsfragc.

Berlin, 18, Mai. Wie die Possische Zeitung meldet, ist die Vorstandssitzung der Deutschen Demokratischen Par­tei vom 30. Mai auf den 3. Juni verschoben worden. Als neuer Punkt der Tagesordnung wird auch die Konkor­datsfrage in Preußen aus dieser Sitzung behandelt wer­den.

Das preußische Konkordat ohne Einbeziehun- der Schule

Berlin. 17. Mai. Der S.P. meldet, das preußische »a- binett werde den zwischen Vertretern der preußischen Re- gierimg und des Vatikans vereinbarten Konkordats- entwurf in der Form verabschieden, daß die Schule m em Vertragsentwurf nicht einbezogen ist. Der Ent­wurf hat dem Papst zur Kenntnisnahme Vorgelegen und ist auf dessen Wunsch in Uebereinstimmung mit der preußischen Staatsregierung in einzelnen Punkten geändert worden. Die Verabschiedung des Konkordats durch das Kabinett dürfte unmittelbar darauf dessen Paraphierung durch den preußischen Ministerpräsidenten und den Nuntius Pa» celli erfolgen. Die Vorlage wird dann zunächst dem Stwtts- rat und später dem Landtag zugehen, der sich voraussicht­lich «xsl nach den Svmmerferien mit ihm beschäztigen wir».

Erlaß des Kultminifteriums über den Berlra- von Versailles

Stuttgart, 17. Mai Das Kultministerium veröffentlicht in seinem Amsblatt folgenden Erlaß:Am 28. Juni jährt sich zum zehnten Mal der Tag, an dem Deutschland z»r Unterzeichnung des Vertrags von Versailles gezwunge» wurde. Die furchtbaren Bestimmungen dieses Vertrags wurden mit der Behauptung gerechtfertigt, Deutschland habe den Weltkrieg in der frevelhaften Absicht herbeigeführt, am- dere Völker unter seine Botmäßigkeit zu bringen und mit Waffengewalt seine Weltherrschaft zu begründen. Die Ge­schichtsforschung der letzten zehn Jahre hat erwiesen, daß diese Behauptung v ö l li g u n w a h r ist. Je mehr die Auf- klärung über diese Kriegsschuldlüge verbreitet wird, desto mehr wird dem Vertrag von Versailles seine falsche Grund­lage entzogen.

Ich bestimme daher, daß am 28. Juni d. I. im Rahmen des ordentlichen Unterrichts in sämtlichen Schulen auf die Bedeutung des Versailler Vertrags, auf feine Entstehung, seinen Inhalt, seine Folgen hing^ wiesen und in einer dem Verständnis der verschiedenen Al­tersstufen angepaßten Weise Stellung gegen die Kriegsschuldlüge genommen wird."