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ksde« Wrrkt«ge. verbreitetste Zeitung im O.-A.-Vezirk Nagold. Echriftlettung, Druck »nd Berlag » T- W. Zaiser (Karl Zaiser) Nagold

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Donnerstag, den 18. Mai 1829

Fernsprech«: Nr. W

ISS. Jahrgang

Verworrenheit in der Reparationsfrage

Paris, 15. Mai. Die Berichte über den Stand der Reparationsverhandlungen lauten verschieden, je nachdem sie aus dem französischen, englischen oder deutschen Lager kommen. Sicher ist nur das eine, daß die Franzosen und Belgier möglichst viel für sich herausschlagen wollen und dabei immer die höchsten Trümpfe ausspielen. Die Deut­schen sagten bis zu denVorbehalten" entschieden Nein, haben sich aber nach der Reise Dr. Schachts »ach Berlin zr weitgehenden Zugeftändnisien herbeigelassen. Der Amerikanei Owen Poung hält die Vsrbandsforderungen für unmög­lich, suchte aber mit Erfolg die Deutschen für seinen Vor­schlag zu gewinnen. Es hat sich also im Grund in der nun fast 14wöchigenVerhandlung" so gut wie nichts geändert Auch über den Bericht des englischen Vertreters Stamp ist der Redaktionsausschuß entgegen einer anderen Pariser Meldung von gestern noch nicht einig geworden. Stamp ist am Dienstag nachmittag nach London abgereisi, um die Meinung der englischen Regierung über die Fassung ge­wisser Stellen des Berichts einzuholen. Der PariserMa­tin" sagt, es sei nicht wahrscheinlich, daß, wenn der Unter­ausschuß zu einem den Standpunkt der Verbündeten und der Deutschen zusammenfassenden Bericht kommen sollte, dieser von den Franzosen, Italienern und Belgiern nicht

gebilligt werde. Aber woher sollen die 100 Millionen Mark kommen, die über den Vorschlag Pörings hinau- jährlich verlangt werden. Diese 100 Millionen würden an England gehen, aber Belgien halte seine Forderung aus Bezahlung der im Krieg von den Deutschen in Belgien ausgegebenen Geldnoten aufrecht.

Die deutschen Vorbehalte seien, so schreiben die Pariser Blätter auf höhere Weisung übereinstimmend, unannehm­bar. nämlich 1. Aussetzung des Transfers für die Hälfte des ungeschützten Teils der Jahreszahlungen im Fall deut­scher Währungsschwierigkeiten bis zu 2 Jahren. 2. Aus­setzung der Zahlungen überhaupt auf 2 Jahre im Fall ernster Wirtschaftsstörungen. 3. Einsetzung eines Aus­schusses in der Internationalen Zahlungsbank, der erforder­lichenfalls die gänzliche Abänderung des Zahlungsplans fordern könne. 4. Verwendung des Nutzens der Inter­nationalen Zahlungsbank für die Schuldenzahlungen vom 37. bis 54. Zahlungsjahr.

In dem Bericht Stamps wird ausdrücklich bemerkt, daß sich bei den Verhandlungen nicht nur wirtschaftliche Er­wägungen, sondern auch politische Rücksichten als notwen­dig erwiesen hätten.

Neueste Nachrichten

Die Brannlweinnovelle vom Reichstag angenommen

Berlin, 15. Mai. Der Reichstag hak die Gesetzesnovelle zum Branntweinmonopol mit den Stimmen der Regierungs­parteien in zweiter Lesung angenommen. Dagegen stimmten die Deutschnationalen, die Nationalsozialisten, die Mirt- schaftspartei, die Christlich-nationale Boidspartei, die Deut­sche Bauernpartei und die Kommunisten.

Der scharfe Einspruch der deutschen Kleinbrenner gegen die Novelle ist demnach erfolglos geblieben.

Vorschüsse auf die Aeichsanleihe

Berlin. 15. Mai. Da die neue Reichsanleihe erst gegen Mitte Juni aufgelegt werden kann, für Ende Mai aber zur Auszahlung der Gehälter usw. Mittel gebraucht werden, ist das Reichsfinanzministerium mit verschiedenen Banken wegen eines Vorschusses auf die Anleihe in Verhand­lungen eingetreten.

DieSlerbehilfe" im neuen Strafrecht

Berlin. 15. Mai. Der Strafrechtsausschuß des Reichs­tags behandelte gestern den Paragraph 247 des neuen Strafgesetzentwurfs. Danach soll mit Gefängnis bestraft werden, wer einen anderen auf dessen ausdrückliches Ver­langen tötet. Unter diese Bestimmungen würde auch ein Arzt fallen, der einen Sterbenden von seinen letzten qual­vollen Schmerzen erlöst. Abg. Strathmann (Dnat.) meint, es gebe Fälle, wo man sehr zweifelhaft sein könne, ob eine solche Sterbehilfe strafbar sei. Sie dürfe aber nicht bei unheilbaren Krankheiten, sondern nur zur Abkürzung von gegenwärtigen Todesqualen auf das ausdrückliche Ver­langen des Sterbenden gewährt werden. Abg. Dr. Kahl (DVp.), Emminger (Bauer. Vp.) und Bell (Ztr.) äußern Bedenken gegen die straffreie Sterbehilfe, mährend Abg. Rosenfeld und Dr. A l e x a n d e r sie befürworten. Der Ausschuß nahm nach längerer Aussprache den Para­graph 247 nach der Regierungsvorlage unverändert an, nachdem der Regierungsvertreter, Ministerialdirektor Schäfer erklärt hatte, die Frage sei für eine bestimmte gesetzliche Lösung noch nicht genügend geklärt, die Gefahr des Mißbrauchs sei durch die verschiedenen Vorschläge nicht zweifelsfrei beseitigt. Es bestehe übrigens bei Tötung auf Verlangen für die Strafverfolgungsbehörde die Mög­lichkeit, gemäß Paragraph 153 der Strafprozeßordnung von der Erhebung der Anklage abzusehen. In den Fällen, in denen der Arzt einem unheilbar Kranken, der ernstlichen Todeswillen habe, Gift reiche, soll Straflosigkeit konstruier­bar sein, wenn Beihilfe zum Selbstmord angenommen werde.

Bürgerliche Einheitsliste für die Wahlen in Mecklenburg

Schwerin. 15. Mai. Die Vertretertagung des Landes­verbands der Deutschnationalen Volkspartei beschloß, d i e bürgerliche Einheitsliste für die kommende -andtagswahl zu unterstützen. Im gleichen Sinn zustimmend erklärten sich bereits die Deutsche Volkspartei die Deuksch-Völkische Freiheitspartei. Dadurch kann die Einheitsliste als gesichert angesehen werden.

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Der Mord in der Zitadelle von Verdun

Paris, 15. Mai. Die Blätter berichten, daß der Vorfall in der Zitadeila von Verdun seine Aufklärung gefunden zu haben scheine. Der Nachtposlen sei höchstwahrscheinlich von seinen eigenen Kameraden erschossen worden, die in Zivil- Kleidung die Nachk außerhalb der Zitadelle verbringen woll­ten, anscheinend aber von dem Posten am Verlassen verhin­

dert worden seien. Nach demJournal" kommen zwei Un­teroffiziere als Täter in Frage.

Der Lateranverlrag von der italienischen Kammer angenommen

Rom. 15. Mai. Die italienische Kammer hat den Ver trag mit dem Vatikan nach einer 3stündigen Rede Musso linis einstimmig angenommen.

Württemberg

Stuttgart. 15. Mai 1929.

Das süddeutsche Rokfronktreffen soll nach der S.A.Z. in Eßlingen stattfinden.

Pflngslverkehr der Reichsbahn. Aus Anlaß des Pfingst­festes werden Sonderzüge und zu zahlreichen fahrplan­mäßigen Schnell-, Eil- und Personenzügen Vorzüge aus­geführt. Ihre Verkehrstage, sowie die Abfahr- und An­kunftzeiten werden durch Anschlag auf den Bahnhöfen bekanntgegeben.

Die süddeutschen Manöver abgesagt. Die im kommen­den Herbst im Raum MergentheimWürzburg geplanten Truppenübungen der 5. Division (Stuttgart), der 7. Divi­sion (München) und der 3. Kavalleriedivision müssen wegen Geldmangels ausfallen.

Festschrift der Technischen Hochschule. Zur Vollendung ihres 1. Jahrhunderts 18291929 hat die Technische Hoch­schule Stuttgart als Festschrift ein Buch von 475 Seiten her- ousgegeben, das im Auftrag des Senats von Prof. Gram- m e l unter Mithilfe von Prof. Veesenmeyer und seines Assistenten Tränkte bearbeitet wurde.

Jubiläum des Verbands Württ. Konsumvereine. Der Verband Württ. Konsumvereine veranstaltet am 25. und 26. Mai im Konzertsaal der Liederhalle zur Feier seines 25jährigen Bestehens in Verbindung mit dem 65jährigen Bestehen des Spar- und Consumvereins Stuttgart eine Jubiläumstagung. Die Zahl der Mitgliederfamilien be­trug im Jahr 1928 206 000 gegen 41126 im Jahr 1904. In 25 Jahren betrug der Warenumsatz 793135 370 Mark, die Eigenproduktion 121 456 645, der Rabatt- und der Rein­ertrag 57 307 725 Mark und die Summe aller Steuern 11 987144 Mark.

Unterrichtskurse über Obst- und Gemüseverwerkung. Die Württ. Landwirtschftskammer wird voraussichtlich im Au- gust an der Weinbauschule in Weinsberg und an der Hohenloheschen Frauenschule Kupferzell viertägige Obst- und Gemüseverwertungskurse abhalten. Es werden alle wichtigen Verfahren zur Haltbarmachung von Obst und Gemüse besprochen und praktisch vorgesührt. Gesuche um Zulassung sind bis 20. Juni bei der Württ. Landwkrtschafts- kammer in Stuttgart einzureichen.

Aussteuernähstuben. Nach dem Vorbild anderer Städte werden von den Eoang. Frauenarbeitsschulen in Stuttgart e. V., Furtbachstraße 10, dem Kath. deutschen Frauenbund, Zweigverein Stuttgart, Bismarckstraße 5, der Arbeiterwohl­fahrt Stuttgart, Friedrichstraße 13. und dem Schwäbischen Frauenve,rein, Silberburgstrahe 23, mit Unterstützung der Stadt Aussteuernähkurse für Frauen und Mädchen aus minderbemittelten Kreisen eingerichtet. In diesen fertigen die Teilnehmerinnen eine Aussteuer an Bett-, Leib, und Tischwäsche unter sachkundiger Leitung an. Die Stoffe dazu werden einheitlich beschafft und durch regelmäßige wöchent­liche Beiträge der Teilnehmerinnen von etwa 2 RM. be­zahlt. Außer einer geringfügigen Vergütung für N8H- moschinenmiete erwachsen keine besonderen Kosten.

. Tagesspiezel -

Der Haushallsausschuß des Reichstags hak die «ei» Anleihevorlage mit Stimmenmehrheit angenommen.

Nachdem das Rotfronttrefsen der Wasserkante in Ham­burg verboten worden war, sollte es auf Pfingsten «ach Oldenburg verlegt werden. Die oldenburgische Regierung hat nun aber den Rokfronlbund ebenfalls aufgelöst. Auch in Auhalt wurde der Luud aufgelöst.

Die Freistadt Bremen hat den Rotsrontbund verboten.

In Lraunschweig ist der Rotsrontbund verboten worden.

In Dresden wurde die 8. Jahresschau deutscher Arbeit Reisen und Wandern" im Ausstellungspalast eröffnet.

In Wien wurde ein Paßfäischerbüro von Kommunisten aus Ungarn ausgehoben, das mit dem Kommunisten Beta Kuhn in Verbindung stand.

König Georg von England ist nun soweit wieder her­gestellt. daß er Bognor verlassen und aus sein Schloß Wind­sor reifen konnte.

DieChicago Tribüne" meldet, Präsident hoover sei gegen eine Beteiligung der Vereinigten Staaten an der von der Pariser Sachverständigenkonferenz vorgeschlagenen internationalen Zahlungsbank. Die kanadische Regierung lehnt eine Herabsetzung der kanadischen Reparationsforde­rungen an Deutschland ab.

Im Slaatsrat der Nationalregierung in Nanking er­klärte Präsident Tfchiangkaischek. die Regierung werde bi, 1. Infi alle Aremdenvorrechte in China ausheben.

Aus der Provinz Schantung wird gemeldet, daß di« Japaner die Truppen im Gebiet der Schanlungeifeubaha nunmehr zurückgezogen haben, worauf chinesisch« Truppe» die Standorte wieder übernahmen.

Die Ueberbauung des Wasengeländes. Die Stadtver­waltung hat zur. Ueberbauung des Wasengeländes ein Preisausschreiben veranstaltet, an dem sich über 50 Archi­tekten und Firmen beteiligt haben. Am Dienstag ist in Stuttgart das Preisgericht zusammengetreten, das in zwei Tagen mit der Prüfung des eingelaufenen Materials fer­tig werden will.

Aus dem Lande

Fellbach, 15. Mai. Schwerer Unfall. Bon einer Motor-Bodenfräsmaschine wurde am Montag in den Mit­tagsstunden dem Gärtnereibesitzer Mayer auf seinem Grundstück bei der Funkerkaserne der Fuß abgerissen. Der Bedauernswerte mußte warten, bis Nachbarsleute aus seine Hilferufe aufmerksam wurden und ihn in das nahe Krankenhaus brachten.

Korntal, OA. Leonberg, 15. Mai. Ueberfall. Am Samstag arbeitete der Briefträger Schütze auf dem Feld. Er hatte seinen Sjährigen Sohn bei sich, der in der Flur herumstreifte und dabei an den Waldrand kam. Hier ver­sperrte ihm plötzlich ein Bursche den Weg, packte ihn am Hals und würgte ihn. Der Vater, der den Sohn schon einige Zeit vermißt hatte und nach ihm suchte, kam gerade zu rechter Zeit, um größeres Unheil zu verhüten. Der Bursche sprang davon. Vater und Sohn waren am Sonn­tag in Zuffenhausen. Da erkannte der Junge in einem der Vorübergehenden den Burschen, der ihn gepackt hatte. Briefträger Schütz ging sofort auf ihn los und konnte ihn der Polizei überliefern.

Zuffenhausen, 15. Mai. Schießerei mit töd­lichem Ausgang. Der Täter, der mit einer Mauser­pistole während eines Streits vier junge Leute verletzte, davon, wie bereits berichtet, den 29 I. a. Eugen Wild aus Kornwestheim tödlich, ist der 25 I. a. Landwirtssohn Gust. Brust von Kornwestheim. Die allgemeine Auffassung geht dahin, daß Brust stark angetrunken gewesen sei. er habe sich aber im übrigen normal bewegt.

Marbach a. N.. 15. Mai. Tierfrevel. In den kalten Tagen des Februar haben in Oberstenfeld Erwin Haag und Karl Schäfer zwei hungernde Ohreulen, die sie für Uhus hielten, mit einer Zimmerflinte abgeschossen. Das Oberamt Marbach hat die beiden Täter zu 25 bz. 20 Mark Geldstrafe verurteilt und die Zimmerflinte sowie die in- zwischen ausgestopften Eulen eingezogen. Die Eulen sind bekanntlich sehr nützliche Vögel und stehen unter Jagd- schutzgesetz. Noch schlimmer wäre es gewesen, wenn die Jagdfrevler Uhus erlegt hätten, die in den letzten Jahren m Württemberg mit großer Mühe wieder anqesiedelt wor- den sind.

Gmünd, 15. Mai. Gmünder Heimatspiele 1929. Auf der Freilichtbühne im Taubental gehen an den beiden Pfingstfeiertagen, am darauffolgenden Samstag und Sonn­tag und am Fronleichnamsfest die Passionsspiele über die Bühne, deren Christusdarsteller Wilhelmy überall in Süddeutschland bekannt ist, ebenso werden noch die einhei­mischen Spieler aus demGeiger von Gmünd" Mitwirken. Im Laus des Monats August werden Märchenspiele und alte Tänze aus der Freilichtbühne aufgesübrt werden, eben­so werden die beliebten Abendfeiern eingeschaltet werden.