Leite 2 Nr. 101

Nagolder Tagblatt «Der Gesellschafter"

Mittwoch, 1. M^i 182g.

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Spitzenverbände, des neuen Reichsmilchgesetzeiuwurss, über Maschinenprüfungen, Felderbegehungen, über die Hebung der Bauernwaldwinschast und die Behebung der großen fifchereilichen Schäden.

Gebirgstruppentag. Am 4. und 5. Mai versanuneln sich in Stuttgart anläßlich der Enthüllung des Gedenksteins für die württ. Gebirgstruppen auf dem Waldfriedhof die ehemaligen Gebirgsschützen von der württ. Schnseschuh- kompagnie, der Gebirgskompagnie, dem württ. Gebirgs- bataillon und -Regiment, ferner alle früheren Gebirgs- artilleristen und Angehörige der Gebirgs-Maschinengewehr- abteilung. Die Gebirgler treffen sich am Samstag beim Begrüßungsabend im St. Vinzenzhaus, Friedrichstraße, die Geba-ler im Blumensaal des Charlottenhofs, Charlot­tenstraße 22. Die Gefallenen-Gedächtnisfeier findet am Sonntag, den 5. Mai. vom. 11 Uhr statt. Anmeldungen nehmen entgegen: Kamerad Paul Nanz, Stuttgart-Gablen- berg, Neuestraße 17, für die Gebirgsschützen, Kamerad Bücher i. Fa. Bücher u. Mai,er in Cannstatt für die Geba- Leute und Kamerad Weippert, Stuttgart, Herzogstraße 3, für die MG.-ler.

Selbstmord durch Einatmen von Gas verübte in einem Haus der Gutenbergstraße eine 51 Jahre alte Frau. In einem Haus der LiUtraße wurde ein 60 Jahre alter Mann tot aufgefunden. Es liegt Selbstmord durch Gasvergiftung vor. In einem Haus der Augustenstraße verübte eine 48 Jahre alte Frau durch Einatmen von Gas einen Selbst­mordversuch. Sie wurde nach dem Katharinenhospital ver­bracht.

Ein Räuber. Am 15. März überfiel der 20jährige Dienstknecht Joseph Ziegler von Cannstatt vermummt den Kaufmann Josef Lieoen in dessen Geschäftsräumen im Stöckach in Stuttgart, indem er ihm Pfeffer in die Augen streute und ihn mit einem Dolch bedrohte. Ziegler raubte «inen größeren Geldbetrag und flüchtete, konnte aber als­bald festgenommen werden. Er hat sich früher schon einmal einen Fahrraddiebstahk zuschulden kommen lasten, und war in die Fremdenlegion geflüchtet, aus der er aber bald entlasten wurde, weil er schwerhörig ist. Das Schöf­fengericht verurteilte ihn zu IX- Jahren Gefängnis. Sein 16jähriger Bruder Eugen, der als Laufbursche bei Lieoen beschäftigt war und den Ziegler auf die Gelegenheit auf­merksam gemacht hatte, kam mit vier Monaten davon, außerdem wurde seine Strafe ausgesetzt und Fürsorge­erziehung für zulässig erklärt. .

Ludwigrburg. 30. April. Eigenartige Arbeits­gemeinschaft. In der Vorstadt Oßweil haben sich der landwirtschaftliche Ortsverein, der Handels- und Gewerbe- »rein und der Arbeiterverein (Soziald. Partei) zu einer beitsgemeinschaft zusammengeschlosten. Außerdem wurde h ein Bürger als Vertreter derjenigen, die keinem der ^genannten Vereine angehören, in die Arbeitsgemrin- t einbezogen. Es handelt sich dabei um eine Gemein- . di« bezweckt, Fragen, die sich aus den örtlichen Ber­sten ergeben, von einer Stelle aus zu behandeln und füttern, was für die Gemeinde notwendig ist.

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'nang. 30. April. Aus der Kommunistische» i. Gemeinderat Weiß wurde aus der Komm, ausgeschlossen, während Frau Gemeinderat Weil» warnung erhMt.

gen, 30. April. Römische Funde werden g bei den Grabarbeiten zu einem Neubau zwi- lerstraße und Pfaffenmühlweg wieder in ziem- ang gemacht. Außer vielen Gefäßrestsn und aus terre sigillata wurden auch Teile einer stei» rfigur gefunden.

Ellwange», publikschu ^ druckereibesitzer Völkischen Hera fetz zum Schutz« Tragung der Kosk angesehen, daß sn Justiz gerichtet » nur nebenher erfaß

30. April. Vergehen gegen das Ne­ige s e tz. Das Schwurgericht hat den Buch- Karl Rohmin Lrrch, den Herausgeber des ld", wegen eines Vergehens gegen das Ge- der Republik zu 50 ^ Geldstrafe und zur m verurteilt. Als Milderungsgrund wurde h der Artikel in erster Linie gegen die ind daß die Beschimpfung der Republik zte.

Heidenheim» 30. 1 Halle. Ein Werk zur Zeit auf dem Ind «m Werden begriffen: u. a. eine Riesendrchbr Stellung finden soll. 4 Säulen zum Himmel e» weithin sichtbar.

'lpril. Die neue Großturbine n- moderner Eisenkonstruktionstechnik ist ustriegelände der Firma I. M. Voith die neue Großturbinenhalle, in der mk von gewaltigen Ausmaßen Auf- Jchon ragen wuchtige Träger und npor, und der gewaltig« Kran ist

Nürtingen. 30. April. 400 000 Mark Brand- schaden. Während bei dem Brand in der Möbrl- schreinerei der Firma Schmid Söhne AG. der größere Teil der fertigen Möbel aus dem Branüobjekt geschafft werden konnte, fiel der größte Teil des Materials dem Feuer zum Opfer-, ferner wurden die wertvollen Maschinen zum Teil zerstört, zum Teil schwer beschädigt. Der Ge­bäudeschaden wird auf 200 000 Mk., der Materialschaden auf 150 000200 000 Mark geschützt.

Dettingen a. Erms, 30. April. Alemannengräber. Bei den Grabarbeiten für den Weberei- und Kraftwerk­neubau der Firma G. M. Eisenlohr hier wurden in den letzten Tagen wieder in einer Tiefe von etwa zwei Metern verschiedene Alemannengräber freigelegt. Sie enthielten 3 Skelekte, 1 Schwert, eine vergoldete Gürtelschnalle und verschiedene zum Teil noch gut erhaltene Tongeschirre.

Urach, 30. April. Arbeitsjubiläum. Die seltene Feier des 50jährigen Arbeitsjubilüums konnte am Samstag der Schlichter Ernst B a u r, bei der Firma Gebrüder Groß A.G. hier begehen. In einer einfachen Feier im Arbeitssaal an seiner von den Angestellten der Firma festlich geschmück­ten Schlichtmaschine, wurde ihm von der Direktion mit einem Geldgeschenk ein Bild der Fabriken der Firma überreicht. Im Namen der Angestellten der Firina übergab Webmeister Koch eine Uhr mit herzlichen Glückwünschen. Stadtschnlt- heiß Gerstenmaier beglückwünschte den Jubilar namens der Stadtgemeinde und übergab ihm Glückwunschadressen des Reichspräsidenten und des württ. Staatspräsidenten mit einem Glückwunschschreiben des Oberamtsvorstands.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 1. Mai 1929.

Noch nie war einer glücklich, welcher unrecht tat; des Heiles Hoffnung blühet den Gerechten nur.

40 Jahre treue Dienste

Heute sind es 40 Jahre, daß der Faktor Herr Karl Rei­chert in der Buchdruckerei von E. W. Zaifer und der Verlagsdruckerei des Nagolder Tagblatts »Der Gesellschafter" tätig ist. Eine lange Zeit treuer, ern­ster und gewissenhafter Pflichterfüllung, eine Dienstzeit, die, ausgeübt in Freude am Beruf, volle Aufopferung des Willens u. Könnens erforderte, zumal wenn man an den großen, auch die Buchdruckerei Zaiser vernichtenden Brand vor der Jahrhundertwende und vor allem an die schwere Kriegszeit denkt. Allein der selbstlosen Arbeit unseres Ju­bilars vom frühen Morgen bis in die späte Nacht muß es verdankt werden, daß die Zeitung uneingeschränkt heraus­gebracht werden konnte in einer Zeit, in der die Mensch­heit mehr wie je dem Weltgeschehen lauschte. Und heute ist es noch eine Freude dem Jubilar in seiner ihm eigenen geistigen Frische und Umsichtigkeit auf seinem Posten zu sehen. All die Jahre versah er auch im Auftrag der Hand­werkskammer da Amt eines Prüfungsmeister und gar mancher Jünger der Buchdruckerzunft und mancher heute selbst alte Meister mußte vor ihm das Zeugnis des Kön­nens oblegen. Es soll nicht versäumt sein, Herrn Reichert auch an dieser Stelle für seine der Firma geleistete Arbeit und Treue aufrichtigst und herzlichst zu danken, aber auch ihm das allseitige Vertrauen seiner Mitarbeiter auszu­sprechen in der Hoffnung, ihn noch lange Jahre seiner Fa­milie und der Firma glücklich und gesund erhalten zu sehen.

Heute früh fand an dem mit Tannengrün und Blumen geschmückten Arbeitsplatz des Jubilars eine kleine interne Feier statt, bei der Firma und Angestelltenschaft zu Worte kamen und bei welcher Gelegenheit von der Firma ein an­sehnliches Geldgeschenk und ein Gutschein zu einem Ferien­aufenthalt für Herrn Reichert und seine Frau, vom Deut­schen Buchdruckerverein das goldene tragbare Ehrenzeichen nebst Urkunde, von der Handwerkskammer Reutlingen u. der Handelskammer Calw je Ehrenurkunden, von weiteren Mitgliedern des Hauses ebenfalls Geschenke und von der Angestellten- und Arbeiterschaft ein Ruhesessel überreicht wurden.

Herrn Reichert's Ehrentag wird für die Firma ein Tag der Freude und für Arbeiter und Angestellten ein Vorbild zur pflichttreuen Nacheiferung sein.

Dienftnachrichten.

Der Herr Staatspräsident hat je eine Lehrstelle an der evanglischen Volksschule in Birkenfeld OA. Neuenbürg dem Hauptl. Lang in Wildentierbach OA. Kerabronn, und dem Hauptlehrer Scheuen st uhl in Pfinsweiler OA. Neuenbürg, Vondors OA. Herrenberg dem Hauptleh­rer Ostertag in Ellhofen OA. Heilbronn, Calw dem Hauptlehrer Eßlinger in Saulgau OA. Oberndorf, Ludwigsburg dem Hauptlehrer Weller in Göttelfingen OA. Freudenstadt, Neckarweihingen OA. Ludwigsburg dem Hauptlehrer Sieb in Jgelsberg OA. Freudenstadt übertragen.

Jagd und Fischerei im Mai -

Hoch-, Dam- und Rehwild, sowie das Gamswild ver­färben und es ist rätlich, diesen kräfieenkziehenden Pro­zeß durch reichliche Salzgaben zu fördern. Die Sehzeit die­ser Wildarten beginnt. Der Hirsch schiebt sein neues Ge­weih, der Rehbock fegt sein fertiges Gehörn. In Preußen/ Baden, Lippe, Schaumburg-Lippe, Braunschweig, Lübeck und Anhalt setzt die Schußzeit mit dem 16-, in Oldenburg (Bir- kenfeld) bereits mit dem 1. des Monats ein, doch dürste Heuer auch dort allenthalben, des wildmordenden Winters wegen, eine entsprechende Verzögerung eintreten, oder we­nigstens eine solche dringend zu empfehlen sein. Der zweite Hasensatz fällt. Die Balz der Waldhühner erreicht ihren Höhepunkt und flaut Ende des Monats ab. Auch die Fasa­nen balzen noch. In Bayern endet die Schußzeit für Auer- und Birkhähne mit dem 25. Mai. In Preußen sind Auer-, Birk-, Has.l- und Fasanenhähne während des ganzen Mo­nats, in Sachsen und Württemberg die ersten drei, in Ba­den und Hohenzollern nur die beiden ersten noch frei, wäh­rend in Oldenburg, Bremen, Schaumburg-Lippe, Braun­schweig, Lübeck und Anhalt Auer-, Birk- und Fasanen-, Hähne, in Lippe nur Birkhähne und in Thüringen Auer-' Hähne, in Lippe nur Birkhähne und in Thüringen Auer- Hähne bis 15-, Birkhähne dagegen bis Monatsende erlegt werden dürfen. Mecklenburg, Strelih und Waldeck haben in diesem Monat absolute Schonzeit für sämtliche Ruh- wildarken. Die Hennen aller Flugwildarken brüten: die Wildenten führen zum Teil schon junge Schofe. Haarraub­wild und namentlich Krähen und Elstern, sowie Hunde und^ Katzen sind möglichst kurz und das Revier, in dem während der Brut- und Sehzeit tunlichst Ruhe walten muß, vo» ihnen frei zu halten. Waller, Blei, Karpfen, Schied, Aitel, Barsch und Barbe laichen. Huchen, Zander, Hecht haben als Folge überskandener Laichzeit minderwertiges Fleisch. Aesche, Forelle, Bachsaibling, Seeforelle und Seesaibling gewähren guten Fang. Aale und Karpfen beißen an war­men Abenden. . '

Notfclden, 30. April. Evangelisation. Eine andächtige Hörerschaft lauschte seit Sonntag, den 21. ds. Mts. jeden Abend in unserem Gotteshaus den wuchtigen, markigen und herzbewegenden Worten des Evangelisten, des Herrn Missionars Lohß aus Fellbach. Gleich am ersten Abend schon öffneten sich ihm die Herzen seiner Zuhörer, denn je­der, mochte er eingestellt sein, wie er wollte, auch der, der derartigen Veranstaltungen bisher immer skeptisch gegen­überstand, spürte es in seinem Innersten, daß hier ein Mann auf der Kanzel stand, der das Wort Gottes blutig­ernst, bitterernst nahm, der Gott, der Jesus nicht bloß aus der Bibel kannte, sondern in seinem Innersten erlebt und sich ganz zu eigen gemacht hatte. Außerdem berührte aufs angenehmste die vornehme,zurückhaltende, nicht pharisäisch anmutende Denkungsart gegenüher anders Eingestellten. Jede Mittagsstunde beim Bibelkurs und jede Abend­stunde bei den Evangelisationsversammlungen konnte so allen Besuchern zu einem Erlebnis, zum tiefen Erleben Gottes und des Heilands werden. Und viele wird die letzte Stunde gestern abend tief bewegt und ihnen ans Herz ge­griffen haben. Wie herzbewegend waren doch die Ab­schiedsworte des Prediger, die er an unsere Gemeinde rich­tete! Wir möchten auch an dieser Stelle Herrn Missionar Lohß unfern herzlichsten Dank aussprechen für die Se­gensarbeit, die er hier geleistet hat. Möchte er doch bei uns kein Prediger in der Wüste oder vor tauben Ohren gewesen sein, sondern möchten seine Worte in den Herzen aller seiner Zuhörer Wurzel gefaßt haben und nun wei­tertreiben und kräftig ausschlagen.

Horb, 30. April. Die neue Autolinie ist einstweilen nur für die Stecke Horb, Nordstetten, Empfingen vorgesehen. Hier wird am 1. Juni der Fahrplan mit je

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treten. Die andern Mosten erwartungsvoll einen Rre.s um die beiden und schraubten die Hähne wieder an ihre Gewehre an.

«Zuvörderst," begann der Hauptmanu,wer ist das Frauenzimmer, das sich sür einen Junker ausgegeben hat?"

Das weiß niemand besser als ich!" rief Duly vorlaut, aus dem Kreise heraustretend.Die Feddricho hat mir's endlich anvertraut, wenige Augenblicke, ehe wir überfallen wurden."

Nun," sagte Hannikel zu ihm gewendet.Wer ist sie und warum hat sich der Herzog persönlich in ihre Ange­legenheiten gemischt?"

Sie ist sein Schatz!" antwortete Duly.Sie hat mit ihm getrutzt und ist ihm mit unsrer Hilfe durchgegangen. Jetzt werden sie wieder gut Freund miteinander sein."

Jst's wahr?" fragte Hannikel den Gefangenen.Doch was brauch' ich lang zu fragen?" setzte er hinzu.Der Schuß, den Er gekriegt hat, ist die kürzeste Antwort. Jst's nicht so?"

Ich denk' es auch," erwiderte Heinrich. Obgleich er durch den Schlag, der ihn betroffen hatte, wie zerschmettert war, so besaß er doch noch so viel Besinnung, um dem Mär­chen, das die Zigeuner-n aus Irrtum oder aus List aufge­bracht hatte, nicht zu widersprechen; denn ein dunkles Ge­fühl sagte ihm, daß der Eindruck desselben manche gefähr­liche Frage für den Augenblick abschneiden werde.

So war es auch, Hannikel warf einen scheuen Blick nach dem Dickicht, als ob der Herzog, der inzwischen mehr er­fahren. schon wieder aus dem Walde hervorgebrochen käme. Wir brechen auf!" rief er.Der da muß uns jedenfalls etliche Tage begleiten, damit er unsre Spur nicht verraten kann, wenn es ihn gelüsten sollte, sich wieder wohl dran­zumachen."

Der Abzug, der eher einer Flucht glich, wurde unver- weilt angetreten. Hannikel schickte sein Söhnchen mit dem Schimmel auf einen besonderen Weg, wo es seiner Schlau­heit überlassen blieb, sich durchzuschlagen; er selbst aber , machte sich mit einem Teil der Bande aus den engsten I Waldsteigen davon; einen anderen stellte er unter Dnlvs

Führung: der Gefangene wurde dem Stammler und eini­gen handfesten, wohlbewaffneten Zigeunern anvertraut.

Morgen früh in der Wolfsschlucht!" befahl der An­führer, während die Bande sich trennte.

Nach einer Stunde angestrengten Wanderns kam Hein­rich mit seinen Begleitern auf einen ausgehauenen Platz heraus, wo ein einsames Vrünnlein durch eine hölzerne Röhre murmelte. Die dünne Mondsichel ging eben unter und nahm Abschied von der waldumgebenen Stelle. Hier machten die Zigeuner halt, um ihrem Gefangenen, der sich ermüdet fühlte, eine kurze Ruhe zu gönnen. Dann ging cs eilig weiter, bis sie den Wald hinter sich hatten und in die Ebene Hinabstiegen, wo abermals ein wenig gerastet werden mußte. Der Neckar rauschte durch die dunkle Ge­gend. Sie gingen eine Strecke aufwärts, bis eine Brücke sie hinüberführte. Dann kamen sie an schlummernden Ort­schaften vorbei, wo manchmal ein Hund mit kurzem Bellen die Nachtgestalten begrüßte. So ging es stundenlang in stummer Eile fort, die nur von Zeit zu Zeit durch einen Augenblick des Ausruhens unterbrochen wurde. Endlich erstiegen sie waldige Hügel und näherten sich einer langen, schattenhaften Wand, die zuletzt als eine Vergreihe kennt­lich aus dem Dunkel trat. Durch Wald und Heide erreich­ten sie den Fuß des Gebirges. Schon begannen die Gipfel der Berge sich Heller zu färben, als die Wanderer in eine kleine Schlucht Hinabstiegen, die ihnen noch rabenschwarz entgegengähnte: ein Waldbach floß in ihrem Grunde und verriet sich durch sein Geräusch. Heinrich sah in die Finster­nis hinein und blieb zaudernd stehen; seine Begleiter faß­ten ihn an den Händen und zogen ihn mit freundschaftlicher Gewalt hinab. Er fühlte sich bis ins Mark durchfröstelt und drängte sich mit ihnen zu dem Feuer, das bereits lustig brannte und die versteckte, überbuschte Vertiefung schaurig beleuchtete. Der Schlupfwinkel lag ganz im Walde ver­borgen, einsam, gespensterhaft, zu unheimlichen Werken auffordernd, ein Aufenthalt der Unken, die ihren eintö- »igen Ruf durch die Nacht erschallen ließen.

(Fortsetzung folgt.)