stag, 24. Januar 19LS
Nr. 29
Ragolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Donnerstag, 24. Januar 182«
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anderen Quellen an- besonders kräftige Ber-, fwendungen entstehen- tlinien bringen, werden len begrüßt werden.
intagsruhe. In ihrem 'chenleituna das Gesetz zemeinen (bürgerlichen)
taatsministeriums über fest- und Feiertage bete: „Die Befreiung des die ihn heute weithin rhebung werden lassen, n allein nicht zu errei- rchengenossen und Kir- n christlichen Vereinen ie Erhaltung des christ- chlichen Sitte eintreten n, was der Heiligung
bstdanksesl. Veranlaßt sich aus der uneinheitherbstdankfestes in den des mehrfach ergeben eOberkirchenrat mntag im Oktober als die bisherige Freiheit nte- und Herbstdankfest h nahegelegt, in einem lich den gleichen Sonn-
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»end des Kirchenchors.
eben einer Gemeinde, er am letzten Sonntag undene Familienabend er sehr starke Besuch hiesige Gemeinde ihrem Nach einem einleitende begrüßte Hauptleh- die Gäste, sowie die in er des gemischten Chorzen Ansprache ermun- ren zum Zusammenhalt schrittenen Wege und lnfang an dem Verein lerkennung aus. Nun geführtes Märchenstück: lbe machte durch seine einen starken Eindruck eisall belohnt. Mit den n Patimo, Heimat und n schönes Können und t. Der Einakter: „Das ch gewählter Schwank, ste ausgezeichnet paßte, s nach der Stadt ins' rn, dem's daheim nicht „Herrenleben" in der rbe Belehrung die Au- Stücklein: „Der Dorf- Weise die Klatschsucht, Dorf in gleicher Weise n gaben auch hier ihr fall. Herr Schultheiß n Worten einen Riick- dem Chor und seinem n den Dank der Anwedas Schlußlied: „Ab- d in allen Teilen har-
everpachtung. Die hie- itherigen Besitzer Karl von 825 -K verpachtet, ch auf 725 -tl.
ehende Rosse. Gestern ing vor dem Schulhaus ind rannten in wildem Norgengottsdienst kom- n Fuhrschlitten sitzende n aber glücklicherweise Die wilden Rosse wü- oon Kaufmann Miller >fe des Schreiners Müs- L
n werden. Leicht hätte '
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raufführung. Die Auf- en im Schwesternhaus r unser Dörfchen. Die ms Eeigerkind unserer Höhe. Zur Verschöne- ctspfarrers wurde es und seltener Einfüh- n ihre schwergestellte rndina Schach) rührte cs Spiel der Ahne Walin Meisterwerk feinster Einige lustige Einak- Herrn Pfarrer Glück >er Saal war dicht beer möge der Leiterin, ie allen Spielerinnen sondern auch Anreiz zu Zusammenhalt sein.
An den Folgen eines ehrer Albert Schwärzet belsschule.
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ls aller Vell
Zm Verlag für Kultur- des ehemaligen Kaisers er den Gesamleindruck ivn den Persönlichkeiten en empfangen have und Laus der Zeit zu jesten
Dr. ZUchner erkrankt. Der bekannte Forscher Dr. Wilhelm Fi Ichner ist in Berlin an einem Darmleiden erkrankt und wurde in das Westsanatorium verbracht.
Schwere Vorwürfe gegen Berliner Rechtsanwälte. Die preußische Justizverwaltung und die ehrengerichtliche Behörde der Berliner Anwaltschaft beschäftigen laut „Tempo" tMgenblicklich schwere Vorwürfe, die gegen einzelne Ber- .iner Anwälte erhoben sind. Diese Rechtsanwälte sind angeschuldigt, sich auf unlautere Weise die Beiordnung als Armenanwalt in Ehe- und anderen Zivilprozessen verschafft zu haben. Für die Tätigkeit der Armenanwälte zahlt bekanntlich die Staatskasse. Es soll festgestellt sein, daß die auffallenden Bevorzugungen einzelner Anwälte offenbar auf unlautere Weise erfolgt sind. Den bevorzugten Anwälten sind für die Vertretung von Armensachen außerordentlich hohe Summen zugesprochen worden.
Vier Schifahrer unter einer Lawine. Nördlich der Krieger- alpe im Gemeindebezirk Lech (Vorarlberg) ging am 23. Januar mittags eine Lawine nieder, die vier Schifahrer oer- chüttete. Eine Rettungsexpedition ist sofort abgegangen.
Brand. Das Zentralhaus „für Kunst in Moskau ist durch ine Feuersbrunst zerstört worden, wobei Skulpturen und ünstlerische Dekorationen verbrannten. Die Gemälde bedeutender russischer Künstler konmen gerettet werden.
Dampfer in Seenot. Bei schwerem Sturm sandten der amerikanische Dampfer «Dannedmrre" (3500 To.) und der gleich große Dampfer „Florida" (letzterer hat das Steuer verloren) 800 Seemeilen von Kap Hatteras (Florida) drahtlose Hilferufe aus. Der deutsche Lloyddampfer „Neuyork" und ein amerikanisches Schiff sind zu Hilfe geeilt
Die Zahl der Geistlichen in Deutschland beträgt nach den kirchlichen Berichten insgesamt 36 654. Davon sind 16 244 evangelische und 20 410 katholische Geistliche.
Der Storch als Trauzeuge. In Katzental (bei Mosbach) and eine Trauung statt, bei der die Braut am Altar einem gesunden Knäblein das Leben schenkte,
Ein MuslerzuchlhmlS
In der Kirche des Zuchthauses von Sonnenburg (Mark Brandenburg), die zum Gerichtssaal umgewandelr wurde, finden gegenwärtig Verhandlungen des Schöffengerichts Frankfurt a. Oder gegen 21 Beamte der Justiz und der Schutzpolizei statt. Die Anklage lautet auf Diebstahl, Unterschlagung, Hehlerei, Verleitung zum Meineid und Verschleuderung von ehemaligem Heeresgut. In Sonnenburg waren seinerzeit auch viele politische Gefangene, wie Max H ö l z, untergebracht, im übrigen fast lauter Schwerverbrecher. Dis letzteren konnten Tabak und Alkohol in jeder Menge bekommen. Von Ordnung war in dem Zuchthaus keine Spur mehr vorhanden. Ein Aufsichtsbeamter traf einmal in einer Wirtschaft außerhalb des Zuchthauses zwei Zuchthausauf- ieher mit mehreren Gefangenen bei einer Zecherei, und als er einschreiten wollte, wurde er hinausgeworfen. Als im Sommer Hölz und die übrigen politischen Gefangenen durch die neue Reichsregierung begnadigt wurden, verlangten euch die Verbrecher ihre Freilassung und es kam zu bösen Auftritten, die von fünf lebenslänglich Verurteilten geleitet wurden. Ein anderer Schwerverbrecher, der unter der „Gewaltherrschaft" der Fünf zu leiden hatte, machte schließlich einer Zeitung in Sonnenburg brieflich Mitteilung von den Zuständen im Zuchthaus. Der Zuchthausdirektor Lübecks wurde versetzt und unter dem neuen Direktor von Nor - mann wurde wieder eine straffere Ordnung eingeführt. Die Folge war, daß nun die Gefangenen eine lange Liste von Straftaten der Anstaltspolizei aufsetzten und dem Direktor übergaben. 40 Beamte wurden der obengenannten Vergehen bezichtigt und gegen 21 hat sodann die Staatsanwaltschaft die Anklage erhoben, nachdem die Voruntersuchung die Beschuldigungen größtenteils bestätigt hatte.
Letzte Nachrichten
Berliner Besprechungen über die finanzielle Streitfragen zwischen Reich und Ländern.
Berlin, 24. Jan. Am Freitag werden in Berlin Vorbesprechungen zur Bereinigung sämtlicher finanzieller Streitfragen zwischen dem Reich und den Ländern stattfinden. An den Besprechungen nehmen von den Ländern Preußen, Bayern, Württemberg, Sachsen, Baden, Heften, Mecklenburg-Schwerin und Oldenburg teil. Die Länder werden durch ihre Ministerpräsidenten sowie durch ihre Finanzminister vertreten sein.
Zusammenstoß zwischen Sozialdemotraten und Rational- sözialisten im preußischen Landtag.
Berlin, 24. Jan. In den Wandelgängen des preußischen Landtags kam es am Mittwoch nachmittag zu einem Zusammenstoß zwischen einigen Mitgliedern der sozialdemokratischen Fraktion und Nationalsozialisten. Die Sozialdemokraten riefen Nationalsozialisten, als diese das Plenum verließen, in der Wandelhalle zu, sie sollten sich während der Sitzung ruhiger verhalten. Es kam zu Androhungen von Tätlichkeiten, als der Abgeordnete Haake (Nat. Soz.) den Sozialdemokraten eine scharfe Antwort zurief. Die Ncktionalsozialisten richteten an den Landtags- Präsidenten Bartel ein Schreiben, in dem sie erklärten, zur Selbsthilfe gezwungen zu sein, wenn sie nicht genügend Schutz fänden. Voraussichtlich wird sich der Aeltesten- rat mit der Angelegenheit beschäftigen.
Ei» englisches Bombenflugzeug bombardiert irrtümlich eigene Truppenteile. — Elf Tote, viele Verwundete.
London, 24. Jan. Ein Bombenflugzeug der britischen Luftstreitkräfte in Indien warf nach Berichten aus Peschawar drei Bomben auf ein Gebiet ab, das von oben wie ein weißer Zirkel erschien. In Wirklichkeit waren auf dem beworfenen Gebiet Truppen angesammelt, die eine weiße Kopfbedeckung trugen. Drei indische Offiziere und acht Soldaten wurden getötet, eine große Anzahl verwundet
Masjeuhiurichtungen in Guatemala.
London. 23. Jan. Eine größere Anzahl der Führer der Revolution in Guatemala ist hingerichtet worden. Die Regierungstruppen verfolgen den Teil der Rebellen, der sich bisher nicht ergeben hat.
Handel und Verkehr
Berliner Dollarkurs, 23. 3<i7i, 4.203 G. 4,211 B.
k o. H. Dt. Reichen leihe 1927 : 87.
Dt. Abl.-Anl. 53,50,
Dt. Abl.-Anl, ohne Ausl. 14,
Franz. Franker 124.08 zu 1 Pfd, St„ 25.5850 zu 1 Dollar,
Berliner Geldmarkt. 23, Jan. Tageszeit» 5,50—6 v. tz„ Monatsgeld 7—8.5 v, H,, Warenwechsel 6,25 v, H.
Privatdiskont: 5.625 o, H. kurz und lang.
Die Vorarlberg-All-Werke G. m. b. h. in Brezen,z, an denen Vorarlberg, der Staat Württemberg, die Oberschwäb. Elektrizitätswerke, das Großkraftwerk Württemberg (Lahmeyergruppe) und das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk beteiligt sind, hat mit dem Bankhaus Rothschild und Söhne in London eine sechsprozen- !ige, auf 30 Jahren beruhende Anleihe von 2 Millionen Pstind Sterling (40 Mill. Mark) abgeschlossen.
Frühjahrsmesse in Stuttgart. In der Zeit vom 19.—22. April findet im Stuttgarter Mehhof die 5. Landesmastoiehschau statt, hochwertiges Schlachtvieh kommt zum Preisbewerb und Verkauf, aber auch geschlachtete Tiere und Fleisch, und Wurstwaren sind angemeldet. Mit der Schau wird eine Messe für Masckinen, Gräte und andere Bedarfsgegenstände für di« Landwirtschaft, das Fleischergewerbe und Molkereiwesen abgehalten. Die Geschäftsstelle der Schau befindet sich vorläufig in Stuttgart. Marienstraße 33. SA, 70157.
Eine Mlchzenlrale für das würlt. Oberland. Am Samstag ?am in Ravensburg eine große Anzahl von Vertretern der Landwirtschaft und Industrie, der staatlichen und städtischen Behörden, Vertreter der Handelskammern und der Zentralstelle für Landwirtschaft, von Vorständen wissenschaftlicher Forschungsanstatte» und von Winterschulen zusammen, um einen Bericht des Frei- lierrn Schenk v. Stauffenberg und des Güterdircktors Stöffler vom Riedlehos Friedrichshafen über den Fortschritt aer Verhandlungen zur Gründung einer Oberland - Milchvenver- lungsgesellschaft m. b. H. enigegenzunehmen. Nach längerer Aussprache wurde einstimmig der Erstellung der Oberland-Milchoer- wertung Ravensburg zugestimmt. Als Gesellschafter kämen in Befracht die Amtskörperschaft Ravensburg, die Städte Ravensburg und Weingarten, die Milchversorgung Stuttgart und die Z e p p c l i n - W o h l s a h r l.
Ermäßigung des Musterkofsertarifs. Der Verband reifender lausleute hat 'bei der Reichsbahngesellschaft um eine Ermäßigung des Frachttarifs für Musterkosser ersucht, wie sic in letzter Zeit j. B. in Oesterreich und in der Schweiz erfolgt ist. Die Ent- 'cheidung steht noch aus.
Die Arbeitszeit- und Lohnverhandlungen im Kali-Bergbau haben zu einem vorläufigen Abschluß geführt. Die endgültige Stellungnahme beider Parteien hierzu erfolgt am 30. Januar.
Konkurs: Max Zeller. Mehlhändler, Schvamberg.
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Der hapagdampser „Albert Ballin", am 11. Januar 1629 in Tuxhaven weggefabren. ist am 21. Januar 1929 in Neuyork nn- zekommen.
Der Passagierdampser „Lleveland", am 9. Januar 1929 von Hainburg abgefahren, ist am 19. Januar in Neuyork angekommen.
Rückstrahler an Fahrrädern. Die preußische Regierung hat angeordnet, daß bis 1. April d, I, auch alle Fahrräder mit einem „Rückstrahler" zu versehen sind, der einsallende Lichtstrahlen in gelbroter Farbe deutlich zurückwirft.
Unkultiviertes Moorland besitzt Deutschland noch 411 861 Hektar, außerdem 1 464 706 Hektar Oed und Nn'-nü. Auf Hannover entfallen davon 203 714 bzw. 505 228 Hektar.
Märkte
lllmer Schlachlviehmarkt, Zutrieb: 5 Ochsen, 8 Farren. 18 Kühe 11 Rinder. 151 Kälber. 247 Schweine, Preise: Ochsen 1, 44-48, Farren 1. 38—40. 2. 34—36. Kühe 2,28-32, 3. 16—26. Rinder 1, 46—48, 2, 42—44, Kälber 1. 6?—64, 2. 58—60, Schweine 1 , 72—74, 2. 66—70. Marktverlanf: in allen Gattungen langsam.
Heilbronn. 23. Jan. Schlachlviehmarkt. Zufuhr: 79 Jungbullen, 13 Kühe 27 Kälber, 287 Schweine. Preise: Jungrinder 1. 50—52, 2. 45-47, Kühe 1. 29—33. 2, 23—26. Kälber 1. 66—69, 2. 60-63, Schwer,re 1. 67—78, 2. 71—73. Marktocr- laus: Großvieh lebhaft, Kälber und Schweine mäßig belebt.
Vforzheimer Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 10 Ochsen. 16 Kühe. 31 Rinder, 16 Farren, 19 Kälber. 413 Schweine. Preise: Ochsen
I. 51—53, 2. 46—50. Farren 1. 49, 2. und 3. 47—44. Kühe 2. und 3. 38—28, Rinder 1. 52—54, 2. 47-50, Schweine 1. 78—80. 2. und 3. 79, 4. 72—74, 7. 65—69 -6. Marltoerlauf: Großvieh langsam, Schweine mäßig belebt.
viehpreise. Rottenburg: Kälber 250—350, Schlachtkühe 190 bis 320. Kalbinnen 400—620, Jungrinder 180—350, Ochsen 425 bis 615 Mark.
Schweinepreise. Aalen: Milchschmeine 26—35, Läufer 40—60. — Bernloch: Milchschweine 31—37. — Roktenburg: Milchschmeine 15—20 -4t.
Fruchtpreise. Aalen: Kernen 12, Weizen 12.40, Roggen 10.50, Gerste 11.50—12, Hafer 10.60—11.30. — Heldenheim: Kernen
II. 50—12.10. Weizen 10.50—11.20, Roggen 10.50—10.60. Hafer 10.60—11. — Rördlingen: Weizen 11.10—11.20, Roggen 10.50 bis 10.70, Gerste 11.60—11.70. Hafer 11.50—12. Bohnen 11 bis 11.40 Mark.
Würlt. holzverkaussergebnisfe. Neulich erlöste die Stadtgemeinde Leutkirch für 850 Fm. Nadelstammholz aller Klassen durchschnittlich 103.3 v. H. der Landesgrundpreise und die Ho- N'talverwaltung Gmünd für rund 1100 Stück Nadelholzstangen (Gerüst- Bau- und Hopfenstangen) 120 v. H., sowie für 28 Rm. Nadelholzbrennholz (Prügel) 11.45 pro Rm. oder 104 v. H. der Landesgrundpreise.
Befihwechsel. In Wiesonstetten OA. Horb verkaufte Direktor Walz sein Wohn- und Geschäftshaus samt Inventar an Schneider Ignatz Hellstern um 16 000 Mark.
Weiter
Infolge der westlichen Depression ist für Freitag und Samstag mehrfach bedecktes, auch zu vereinzelten Niederschlägen geneigtes Vetter zu erwarten.
Sendefolge der Süd«. R««»s««r A^G. Stuttgart
I Lonncrrtag, 24. Januar:
I0.M SchoNpIoltenkonzert. ll.OV: Nachrichtendienst. IL lä: Echallplaitkn- konzrrt. I2U-ä: Nauener Zeitzeichen. 18.00: Wetterbericht, Schallplattenkonzert. 18.48: Nachrichtendienst. I6.I8: Nachmittagskonzert. 18.00: Zeitangabe, Wetterbericht. 18.1S: Portrait: Reiseeindrückc in Irland. I8.4L: Aerztevortrag: Dt« Nervosität, eine Zeiterscheinung. I0.IL: Bortrag: Die technische Assistentin. 1S.45: Vortrag: Störungen der Rundfunks durch elektrische Anlagen und Geräte. LO.Ni: Ol-Ol, Szenen aus dem Studentrn- leben. 21.48: Konzert der Funkwerbung. Anschließend: Humoresken, Nachrichtendienst
Die neueste „F»»k.Jllustrierte" (2« 4 !) stet» vorrätig bei G. W. Zaiser-Ragoli».
Die heutige Nu««er umfaßt 8 Seite, einschließlich »er Beiu^e »-«»»., Garte«, »u» Luuduttrtfchaft".
Briefkasten der Schriftleitung
Das „Schwarzwälder Bolksblatt" in Horb veröffentlichte in den letzten Tagen von katholischer Seite ein Eingesandt, das wegen des Aushanges der satyrischeu Zeitschrift ..Simplizissimus die Buchhandlung Zaiser und die Zeitung „Der Gesellschafter" angreift. Diese Nummer des Simplizissimus enthielt u. a. einen katholischen Geistlichen, der seine Hand segnend über den vor ihm knieenden Poincare halt. Die Ueber- schrift lautet: „Poincare — der unbekannte Soldat". Die Unterschrift hieß: „Schäme Dich nicht Deiner Kanonen, wir beten für den Frieden, aber wir segnen auch den Krieg." Man fühlte ^^^kidigt und schrieb reichlich aggresiv. Wir antworten mit nachstehendem Schriftsatz, den man aus vorgeschobeneen Gründen, die uns nur allzu klar find, nicht anzunehmen beliebt. Wir geben sie dann in den Spalten unserer Zeitung nieder und überlasten es unserer Leserschaft, besonders dem katholischen Teile zu bedenken, wie sehr solche, resp. wie wenig solch unverantwortliche Hetze dem konfessionellen Frieden dienlicher ist.
Engstirnigkeit
„T aktoligkeit war in der Nr. 18 des Schwarzwälder Volksblattes vom Dienstag, den 22. ds. Mts. ein Artikel gegen die Buchhandlung Zaiser in Nagold mit angeblichem Zwangsläufigem Rückbezug auf das Nagolder Tag blatt „Der Eesellschaf- t e r" überschrieben. Als Schriftleiter dieser Zeitung möchte ich doch nicht ganz schweigen und Ihre „Taktlosigkeit", lieber Anonymus — Ihre Meinung kann ich Ihnen ja doch nicht nehmen —, mit „Engstirnigkeit" parieren, eine Eigenschaft, die gegenüber der ersten heilbaren m. E. unheilbar ist.
Lieber Anonymus, — Ihr Gesicht glaube ich übrigens hinter einem Berg von Korrespondenz und einer Reihe von bereits auf unsere Firma ausgeführten Angriffen wohl zu erkennen —, Sie fühlen sich also durch den Aushang des Simplizissimus gekränkt, beleidigt, in den Schmutz gezogen usw. usf. Die protestantischen Pastoren, die so oft wie die katholischen Geistlichen in dem alles
— heute Politik, morgen Kirche, Schulen, Staatsmänner. Kinderreiche, Kinderarme, Nationalisten, -Pazifisten usw.
— verhöhnenden, in unserer und allen anderen Buchhandlungen immer ausgehängten Simplizissimus herhalten müssen — ihre Anfrage ist somit bejaht —, haben noch nie eine Beschwerde losgelösten oder sich noch nie betroffen gefühlt. Genau so wenig ist eine solche Beschwerde in
ein rein katholischen Rheinland oder in der überwiegend katholischen Vaterstadt des Simplizissimus, in München von katholischer Seite möglich, in Gegenden und Städten, wo jede Buchhandlung jede Nummer dieser „Schmutz- zeitung" ihren Käufern durch Aushang anpreist. Sie, sehr geehrter „Taktlosigkeit"-Schreiber haben anscheinend sehr, sehr viel Zeit, wenig Sinn für Humor und Satyre, keine Ahnung vom geschäftlichen Leben und noch weniger Verstand für die Belange der katholischen Kirche. Würden Sie dies haben, dann müßten Sie wissen, Laß Ihr Artikel erfahrungsgemäß einen viel höheren Absatz des Sim- plistimus durch die katholische Bevölkerung bezweckt, und daß der konfessionelle Frieden dadurch gefährdet werden kann. Prominente Vertreter der katholischen Konfession haben bezeugt und bestätigen noch heute die neutrale Einstellung unserer Zeitung auf religiösem Gebiet und sind stolz auf das gute Einvernehmen zwischen den beiden Konfessionen im hiesigen Bezirk, ein schönes Verhältnis, das seinen Spiegel in der Heimatzeitung findet, die gar viele die katholischen Leser auch nur im geringsten verletzen könnende Artikel konsequent zurückgewiesen und ausgleichend gewirkt hat. Sie sind auf dem besten Wege dazu, das Gegenteil heraufzubeschwören. Es muß nur immer schön von Ihrer Seite aus, lieber unbekannter Schreiber, das Geschäftliche mit der Religion verknüpft werden, damit die „Religion gerettet" ist, Sie müssen immer weiter hdtzen und schüren, dann beweisen Sie im hiesigen Bezirk Ihre eigenen Worte aufs beste, daß die katholische Kirche "im mer für den Frieden" einzutreten bemüht ist! Ich glaube, es gibt in Ihrem Berufsleben wichtigere und andere Dinge zu tun, als gegen gut geführte Buchhandlungen, deren Inhaber gegen Andersgläubige stets tolerant ist, in dieser Weise Verdächtigungen auszusprechen. Im übrigen verrät Ihre Schreiberei eine große Unkenntnis der Sach läge, sonst könnten Sie nicht die Tätigkeit eines angestell- ten Buchhändlers, der in diesem Falle den Simplizissimus zum Verkauf aushängt, mit der Schriftleitung der Zeitung in Verbindung bringen. Buchhandlung und Zeitung haben nur ein Gemeinsames und das ist der Besitzer, die Leitungen sind, wie schon oft betont, völlig getrennt. Neu ist uns auch Ihre zwischen den Zeilen zu lesende Behauptung über die politisch-zentrümliche Einstellung des Schwarzwälder Volksblattes, das in allen Registrierungen und Zeitungskatalogen als „parteilos" läuft und tatsächlich die gleiche Einstellung wie unsere Zeitung hat. Wenn die Horber Zeitung hier und da einmal die päpstliche Fahne heraushängt, so spielt das maßgebend keine Rolle, so viel und so wenig, wie wir nach jeder Richtung hin völlig ungebunden und neutral sind. Bei ihrer Bemerkung über Ludendorfs gestatten Sie mir die Frage: Sind Sie neidisch, daß er im Nagoldtal und nicht bei Ihnen war? — Etwas haben Sie auch noch vergessen zu bemerken, nämlich, daß neben der „Schmutzzeitung" die gut katholisch-zentrümliche Kölnische Volkszeitung und andere katholische Familienschristen ausgehängt waren, und denken Sie sich nur .... sie alle haben keine Händel angefangen! Und nun, wenn Sie wieder einmal zu uns kommen und der Simplizissimus hängt selbstverständlich auch wieder da, dann schlagen Sie Ihre Aeuglein nieder und schauen Sie sich ein anderes harmloseres Bild an. „In meines Vaters Hause gibts der Wohnungen viele" und in der Zaiser'schen Buchhandlung. . große Auswahlen! Sollten Sie sich trotzdem nochmals bewogen suhlen, die Buchhandlung in der Oeffentlichkeit anzugreifen, dann denken Sie immer daran, daß der Schriftleiter einer Zeitung nicht auch noch für eine Buchhandlung verantwortlich ist (umgekehrt selbstverständlich das gleiche Verhältnis), der hat an seinem Restort genug.
Wir haben uns nun einseitig-unbekannt unterhalten. Ich hielte es doch für viel schöner und männlicher, mit offenem Visier zu kämpfen. Nehmen Sie sich einmal das Schwarzwälder Volksblatt vom 15. ds. Mts. vor, wo der Schriftleiter solch trefsende Worte über einen Anonymus findet: „Wer verbirgt sich dahinter? Ein alter Philister oder eine verwelkte Jungfrau? Wir fürchten uns vor dem Drachen — wer er auch sei — nicht!" Es ist dann noch die Rede von Hohlköpfen und feigen Kreaturen usw. Zum Schluß heißt's dann: „Also — Farbe bekennen!" Sehr gut. tun Sie das und Sie steigen in meiner Achtung!
Hans Köll
Schriftleiter des Nagolder Tagblatts „Der Gesellschafter".