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^tzindenburg

Die Aufnahme in Deutschland. Die Rechtspresse. Reue Verzögerung der Räumungsfristen. Der Inhalt der fran­zösischen Rote. Vriand zu den deutschen Sicherheitsvor- /Wägen. Der Kampf gegen die Anschlutzbewegung. Die Trümpfe Moskaus. Das Problem her französischen Schul­dentilgung.

. Berlin. 13 Mai. Die Aufnahme der gestrigen Rede . Hindenburgs ist im Inland überaus günstig, weil sie die Par­teien stark versöhnte, die bei der Wahl gegen ihn gestimmt hatten. Er hat eine Lücke in der gestrigen Rede, die vielfach .ausgefallen war, nachträglich ausgefüllt, und beim Abschieds-, «ssen des stellvertretenden Reichspräsidenten Dr. Simons mit herzlichen Worten des verstorbenen Reichspräsidenten Ebert gedacht. Im allgenreinen begnügt sich die Presse der Rechten Damit, die Kundgebungen Hindenburgs wiederzugeben. Eine 'einzige Ausnahme inacht die ganz rechtsstehendeDeutsche Heilung", die in ihrer nicht mißzuoerstehenden Enttäuschung schreibt, daß nun erst recht ihre Gruppe das Nötige zu tun habe, was nur als Mißtrauensvotum bezeichnet werden kann. Am merkwürdigsten verhielt sich derBerliner Lokalanzek« -er", der wie sein SchwesterblattDer Tag" die Reii^tags- rede Hindenburgs zensiert und einige der wichtigsten Stellen ausmerzt. An ein Versehen ist dabei deshalb nicht zu glauben, weil die Uebergänge zwischen den einzelnen Sätzen künstlich geschaffen wurden. Mit diesen Einschränkungen wird man be­haupten können, daß der gestrige Tag zur Versöhnung erheb­lich beigetragen hat. ^

Leider liegen die außenpolitischen Dings nicht ganz so gün­stig. Wenn am Freitag di« Boischafterkonferenz sich mit der Kölner Jone und der Frag« der Militürkontrolle besaßt, ist die Lage für uns nicht sonderlich günstig. Wir wissen nicht, wie weit derNem-Uork-Herald" gut unterrichtet ist, wenn er be­hauptet, daß zur Erfüllung der Deutschland gestellten Be­dingungen ein Zeitraum von K12 Monaten erforderlich ist, um den die Räumung der Kölner Zone erneut hinausgezö­gert werde. Die französische Note bestehe aus drei Tellen, ein­mal aus der Schilderung der französischen Auffassung, ferner aus einer Erklärung, warum Frankreich die neuen Forderun­gen stelle und schließlich aus einer Aufzählung der deutschen Verfehlungen. Doch bemerkt das Blatt ausdrücklich, daß eine vollständige Einigung nicht erzielt wurde und erst für. Frei­tag zu erwarten ist. ' '

Nach Pariser Meldungen sagt« Briand eine genau« Prü­fung der deutschen Sicherheitsvorschläge zu. Sie werden nicht von vornherein glatt abgelehnt werden. Dann aber kommt Der Pferdefuß zum Vorschein. Ts heißt, die deutschen Aus­führungen enthielten eine Lücke, die unbedingt ausgefüllt werden müsse, nämlich den Anschluß Oesterreichs und die Frage der vstgrenzen. Außerdem müsse vorher der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund erfolgen. Der Sichecheitapakt habe zur Voraussetzung die Aufrechterhaltung des Versailles Vertrages in vollem Umfange. Da wir unseren eigenen Standpunkt dazu wiederholt dargelegt haben, sind weiter«! Kommentare nicht vonnöten. Wenn die Dinge so laufen, ist ein Sicherbeitspakt ausgeschlossen.

rguiy aus einem imlerview Panuevös mir dem rmnaniscye^ BlattLupta" geht ähnliches hervor. Aach dort heißt es, es Dürfe kein Unterschied zwischen den Ost- und Westgrenzen ge- ,macht werden. Der Sicherheitspakt müsse ganz Europa um­fassen und die kleine Entente werde den Besitzstand Polens garantieren. Die Verhandlungen über den Sicherheitspakt würden fortgesetzt, Frankreich nehme ihn aber nur unter den genannten Bedingungen an. In diesen Zusammenhang ge­hört übrigens auch eine Meldung derMorningpost", . o- Mch Benesch seine Reise nach Wien nur plane, um die An- fchlußbewegung zu verhindern.

Wie kurzsichtig die Westmächte dabei sind, geht aus einer Siede hervor, die Stalin, einer -er russischen Machthaber, ge­halten hat. Ihr zufolge wird die internationale Lage durch hie Spannung zwischen Rußland und dem Angelsachseutnm .bestimmt, Di« Hoffnung auf eine Weltrevolution könne ,ich Mur stützen auf eine Verschärfung der Gegensätze zwischen den .einzelnen kapitalistischen Staaten, auf die Klassenkämpf« Innerhalb der Staaten und auf die Kolonialvölker. Die Trümpfe des Bolschewismus seien der Versailler Vertrag, Segen den Deutschland stets ankämpfen müsse, die Aufteilung Des chinesischen Marktes zwischen England, Japan und ^Amerika und di« revolutionären Wellen in Aegypten, Indien «nd Jndochina.

Und nun zu den inneren Vorgängen in Frankreich, soweit sie mit Amerika Zusammenhängen. Es bestätigt sich, daß Amerika an Frankreich wegen der Schuldentilgung herange­treten ist. Der amerikanische Botschafter Herrick wird heute Caillaux noch einmal seine Auffassung darlegen. Es macht den Eindruck, als ob Amerika nicht ganz abgeneigt wäre, die Reparationszahlungen von Deutschland für französische Rech­nung anzunehmen, wenigstens indirekt, indem di« französi­schen Zahlungen von denen Deutschlands abhängig gemacht werden. Herrick hat weiter vorgeschlogen, daß Frankreich so­fort eine Kommission zu Verhandlungen nach Washington sendet. Doch wird Caillaux kaum darauf eingehen, weil er zu­erst das Budget in Ordnung bringe» will.

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Zum Amlsantrllt Hindenburgs.

U. Berlin. 13. Mai. Zur Verabschiedung des bis­herigen Stellvertreters des Reichspräsidenten Dr. Simon s, Der am Dienstag nachmittag 4 Uhr nach Leipzig zurückkehrte, batten sich am Bahnhof etngefunden Reichskanzler Dr. Luther, ReichstagMUident Löbe, Reichswehrminister Dr. Eeßler, die Htaatssekr^c« Kempner und Dr. Meißner, sowie di« Refe- «nten des Bureaus des Reichspräsidenten. Staatssekretär Dr. Meißner überbrachte Dr. Simons die Abschiedsgrüße des Reichspräsidenten.

Unter den zahllosen Glückwunschkundgebungen» Die im Hause des Reichspräsidenten eingegangen sind, be­findet sich auch eine solche desFrankfurterOberbür« - erm« isters Landmann, der die rm Vorjahr« an Ebekt «richtet« Einladung wiederholt, d«r Reichspräsident Möge, um die Brrbinduna mit Hem Welten und Hüben enger

zu gestatte"arrj«hk15ch für bestimmte Zeit Auf- enthalt in Frantfurk. dem früheren Sitz des Prüsi- Diums des Deutschen Bundes, nehmen.

Bon den Glückwunschtelegrammen auswärtiger Staatsoberhäupter seien erwähnt die des Bundes- präsidenten Dr. Hainisch von Oesterreich, des Kaisers von Iapan. der Könige Gustav von Schweden und Christian von Dänemark, des Reichspräsidenten Relander .von Finnland, des Präsidenten de Alvear von Argen­tinien und des ungarischen Reichsverwesers vonHorty.

"' Dos Empfangs prog ra m in des Reichspräsidenten für Mittwoch Linen Besuch einer Abordnung des Reichsrats vor, bestehend aus dein preußischen Staats­sekretär Dr. Weihinann, dem bayerischem Gesandten Dr. von Pr eg er und dem braunschweigischen Gesandten Boden. Darauf folgt ein Besuch des preußischen Minister­präsidenten Braun und des Staatssekretärs Weißmann? Am Donnerstag nachmittag wird der Reichspräsident seinen Gegenbesuch beim Reichsrat machen. Er wird zu diesem Zweck beim preußischen Ministerpräsidenten Bra u n tm preußischen Staatsmmistenum erscheinen und hiebei die sämtlichen stimmberechtigten Mitglieder ReiKsrates .DegrMk^

hindenburgs Dank.

TU. Berlin, 13. Mai. Amtlich wird gemeldet: Da es dem Herrn Reichspräsidenten zu seinem Bedauern nicht möglich ist, für die zahllosen Glück- und Segenswünsche, die ihm aus Aulasj seiner Wahl und seines Amisanlritts aus alle» Teilen der Be­völkerung zuaegangen sind, in jedem einzelnen Fall zu danken, spricht er allen, die ihm an diesem Tage das Zeichen eines freundlichen Gedenkens übersandt haben, auf diesem Wege für die erwiesene Aufmerksamkeit und das durch sie bekundete Ver­trauen seinen herzlichen und aufrichtigen Dank aus.

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Berlin, Mitte Mai. Mit dem Tode des Patriarchen Tichon ist eine einzigartige Gestalt dahingegangen, die einen Markstein in der Entwicklung der griechisch-katholischen Kirche in einer ihrer dunkelsten Epochen bedeutet. Das Bild dieses Mannes wird von den Anhängern der alten Kirche, wie von ihren Feinden aus politischer Voreingenommenheit falsch ge­zeichnet. Daher ist die öffentliche Meinung Westeuropas nicht in der Lage, sich eine Vorstellung von dem Werk des Kirchen­fürsten im bolschewistischen Rußland zu machen.

Im Metropoliten Tichon lebte das von Peter dem Großen im Jahre 1700 aufgehoben« Patriarchat wieder auf, zu dem er vom Kirchenkonzil in Moskau im Revolutionsjahr 1917 berufen wurde. Die griechisch-katholische Kirche, die über zwei Jahrhundert« unter der Herrschaft des Staates gestanden hatte, indem sie vom Heiligen Synod und dessen Oberpro- kureur geleitet wurde, kam 1917 in der Person Tichons wieder zu ihrer Selbständigkeit. Ein von den Gläubigen lang ersehntes Ziel! Zugleich brach eine Zeit blutigsterVer- solgung für die Kirche herein, wie sie di« Geschichte kaum zu verzeichnen hat.

In dem in deutscher Sprache erschienenen BuchDie Er­stürmung des Himmels" weist Professor Struwe aus das eigenartige Wesen dieses Kampfes in Rußland hin, in dem die Sowjetregierung nicht, wie es sonst geschehen ist, eine Kirche oder Religion zum Besten einer anderen verfolgte, sondern di« Religion und die Kirche an sich mit allen Mitteln unge­hemmter Macht auszurotten suchte. In den ersten Jahren der bolschewistischen Regierung wurde dieser Kampf mit Feuer und Schwert geführt, bildete aber freilich nur einen Teil des Klaffenkampfes gegen die Bourgeoisie und verfolgte in den Geistlichen die Konterrevolution. Hierfür sprechen die Hin­richtungen und gnadenlosen Verstoßungen ins Elend von un­zähligen Geistlichen. Es richtete sich also in den ersten Jahren der Kayrpf weniger gegen di« Kirche als solche. Nach bolsche­wistischer Doktrin ist die Religion Privatsache und nur Kom­munisten verschlossen. Die Kommunisten bilden aber eine win­zige Minorität im Volke. Es wird von den Kommunisten ruhig zugegeben, daß das russische Volk als solches noch heute religiös und kirchlich ist. In der MoskauerPrawda kann man Sätze lesen wie folgenden:Die Menschen, die in unserem Lande in irgendeiner Weise an Gott glauben, bilden auch heute noch nicht weniger als 95 Prozent der Gesamtbevölke­rung". Daher entschloß sich di« Sowjetregierung auch nur zögernd zum Hauptschlage gegen die Kirche als solche und ihre Führer. Sie tat es, weil sie einsah, daß die Kirche die Macht über das Volk in Händen hatte und fürchtete, diele Macht könne sich gegen die Sowjetregierung richten. Ansätze hierzu sind unzmeiselhast vorhanden gewesen: doch hat es der Kirche an einer bewußten, organisierten Beteiligung am Kampf gegen die Sowjetregierung gefehlt, und gerade von ihrem Oberhaupt, dem Patriarchen Tichon, liegen schon aus den ersten Jahren der Sowjetberrschaft Kundgebungen gegen die politische Einstellung der Kirche vor. >

Während schon früher als Initiator wird Trotzkt genannt der Plan, gegen Tichon und di« Hierarchie einzujchreiten, erwogen wurde, entschloß sich die Sowjetregierung erst zu diesem schweren Schritt, als sie durch die Hungersnot Dies? Jahres 1921 und den in ihrem Anlaß schlau erdachten Plan Der Fortncchme der Kirchenschätze ein« geeignete Handhabe zu besitzen glaube. Durch die Fortnahme der Ktrchen- schätze sollten nicht nur dem leeren Staatsbeutel Mittel zu­geführt werden, sondern auch ein vernichtender Schlag dem Kirchenbewußtsein des Volkes beigebrncht und die zum Widerstande gereizte Kirchenhierarchie beseitigt werden. '

Es ist bekannt, wie dieser teuflische Plan gelang. Obgleich der Patriarch Tichon in einem .Hirtenbrief an das Volk di« Geistlichen und Gemeinden dazu aufgerufen hatte, die nicht beim Gottesdienst verwandten Wertgegenstände der KiAe zum Besten der Hungernden zu opfern, wurde er und mit chm die der Kirchenberaubung widerstrebenden Geistlichen ange­klagt, Gold und Silber über das Leben der.hungernd«« Bevölkerung zu stellen. Während es der bewaffneten Macht der Regierung im allgemeinen leicht gelang, di« Kirchen zu erbrechen, fanden doch an einzelnen Stellen Zusammenstoß« mit Blutvergießen statt. Auch das wurde der höheren Geist- lichtest zur Last gelegt. Hierzu wurden noch Anklagen wegen konterrevolutionärer Tätigkeit kon-, jtrutert. So soll Patriarch Tichyn «cht.Dem monarE

haben, was er selbst immer geleugnet hat. Di« Presse eröffne auf dieser Grundlage eine ungeheure Propaganda.

'>-Man kann sich die Stellung der Gesanstkirchs und ihr Oberhauptes im Jahre 1922 und i» den ersten Monaten d Jahres 1923 nicht schwer genug . ^stellen. Die Kirchen wi den geschlosse.i, die Geistlichen aus ihren Wohnungen v« trieben und zu Zwangsarbeit verurteilt. Als Mitglieder d parasitären Klasse wurden sie entrechtet und voZ, einer re' gionsfeindlichen Beamtenschaft mit allen Mitteln verfall Roch gefährlicher als die Bedrückung außen, die durch Märlyrcrschast das religiöse Gefühl ! weiten Kreisen weckte, war aber derZersa: l - m eigc entstand dis sogenanme ,.v e b e n t " Häupter die Schuld am Wid.una > - aem die Kirchenberaubung und das hierfür vergossene B!nt de Patriarchen T lchon zuschoben und ihn am 12. Mai l!)22 einer R u ck t r l t ts e r k l ä r u n g veranlaßten. Zuglei wurde auf die Einberufung eines Kirchenkonzi l s hing arbeitet. Diese Versammlung von Laien und Geistlichen, b könnt unter dem Namendas Rote Konzil", trat unter de Protektorat der Sowjetregierung im Mai 1923 zusamme setzte den Patriarchen ab und erklärte sich für die Sowst regierung. Das Ende der Kirche schien endgültig gekomme da die neue Kirchenoerwaltung nicht den geringsten Boden An breiten Schichten des Volkes hatte, die Führer der alt Kirche aber von der neuen Kirchenobrigkeit ihres Amtes ei jetzt und der Sowjetregierung ausgeliefert wurde». Au Tichons Schicksal, dessen Prozeß bevorstand, schien besiegt und erregte die öffentliche Meinung Europas. Es drohte vol kirchliche Anarchie.

' Da,»als am 26. Juni 1923 hat Patriarch Ticho durch sein politisches Reuebekenntnis und die E klürmig, daß ervon nun ab kein Feind der Sowjetregieru: mehr sei und sich endgültig und entschieden von der auslä, dischen und innerrussischen monarchistischen Beivegung lo sagte", die Freiheit erworben. Wenn man bedenkt, daß d>. altgläubige Kirche, die stets streng monarchisch und reaktionc gewesen war, schon viel früher mit der Sowjetregteruu Frieden gemacht hatte, versteht man den Schritt des P tciarchen leicht. Er ist weder aus Zwang, noch aus Fri. geschehen, sondern stimmt vollkommen mit dem Hau tzic des Patriarchen überein: dieKirchezurette». Ticho sah ein, daß der gefährlichste Feind i m Lager der Kirche sitz Schon anz Tage nach der Haftentlassung hielt er als Patriarc Gottesdienst ab und donnerte gegen seine kirchlichen Gegne Diese schäumten und forderten kirchliches Gericht über de abgesetzten" Patriarchen, nachdem das weltliche versagt Hab Der Kampf der alten Kirche gegen die verschiedenen neue revolutionären Kirchen wurde nun mit aller Kraft ausg- nommen.

^ Es ist das Verdienst des Patriarchen Tichon, die Kirche vo> läufig gerettet zu haben, indem er sich auf den Boden dr bestehenden Staatsgewalt stellte. Wenn auch der Kampf tu Sowjetregierung gegen die Religion un allgemeinen niä ausgehört hat, wenn er auch zeitweise in den gräßlichen Bei Löhnungen durch die Jugen-verbänd« besonders ^bstheulich Formen annahm und neuerdings äußerlich weniger brulc war, dafür aber systematischer fortgeführt wurde und Dun wirtschaftliche Beschränkung der Geistlichkeit vielleicht noch a< fiihrlicher war, so war dennoch durch den Schritt des Pc Märchen Tichon die Kirche aus der schwersten Not befrc und hat seitdem den neuen Kirchen gegenüber an Ansehe gewonnen. Die Kirchenverwaltung mutzte sich entschließe viele gemaßregelte Bischöfe und Priester zurückzurufen. Di alte Kirche hatte wieder ein anerkanntes Oberhaupt, um da sie sich sammeln konnte.

Co ist auch das T e" t a m " n i ^ : PatcIar ch c Tichon zu verstehen, daß er,durch die Gnade Gottes vo einer Krankheit genesen" am Tage vor seinem Tode geschrie ben hat. Er ermahnt mit aller Eindringlichkeit, die hohen un niederen Vertreter der Kirche sich des p o l i ti s che n K am p feszuenthalten, derder göttlichen Kirche fremd sei. Ic er geht so weit, für die Sowjetregierung als wirkliche Volke regierung die Hilfe Gottes zum allgemeinen Wähle herabz flehen. Dagegen soll die Kirche alle ihre Kraft auf die Stäi kung des Glaubens verwenden,denn di« Feinde -er heilige- Rechtgläubigksit di« Sektierer. Katholiken, Protestanten Erneuerer, Gottesleugner und ihresgleichen suchen jed Schwäche der Kirche zu deren Schaden auszunutzen". Nac schärfster Verurteilung aller konterrevolutionären Bsstrebur gen und in« besonderen auch des Konzils von Karlowitz, na Bedrohung der widerspenstigen Bischöfe und Priester m Amtsenthebung und Kirchengericht schließt der Patriarch mi den scheinbar bescheidenen Wünschen, deren Erfüllung e keinerseits von der Sowjetregierung erwartet:wir spreche' die feste Zuversicht aus. daß di« Herstellung reiner und ans richtiger Beziehungen zu unserer Regierung sie veranlasse, wird, uns volles Vertrauen zu schenken; daß sie uns die Mög lichkeit gewähren wir-, den Kinder» unserer Herde, Gotte Wort zu lehren, Seminare zur Vorbereitung von Priester« zu unterhalten und Bücher und Zeisschriften zum Schuß d« wahren Glaubens herauszugeben".

Wie man sieht, tritt auch im Testament des Patrlarche' derselbe Standpunkt hervor, den er bis zu seinem Bekenntm tm Juni 1923 ^wankend, von da ab mit voller Sicherh« eingehalten hat. Er rettet sich zum Worte aus dem Römer brief:Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewal über ihn hat. Denn es ist kein« Obrigkeit ohne von Gott; w aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet." Er hofft au Diese Weiß, den inneren Aufbau der Kirche lm Sowjesstac bewerkstelligen zu können. Man kann darüber streiten, o dieser Ausbau unter der atheistischen, reltgionsseindlichen Sow jetregierung überhaupt möglich ist. Doch war es augenschein lich der einzige Weg, den der Patriarch sah. Wenn sein Tol die Abschaffung des Patriarchats und einen weiteren Versal der Kirche bringen sollte, so werden die Urheber diese Schrittes jedenfalls im Lager derLebenden Kirche" sitzen Insofern hatte der Patriarch recht, als alle Bedrängunge seitens der Sowjetregierung nicht so tief in das innere Wese der Kirche einzugreifen vermögen, wie die Kirck enreoolu tzMre« Bestretzungen seiner Gegner lm eigenen Lager.

" E. v. Küael - er,