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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Samstag, 1. Dezember 1928

Besondern Nachdruck legt die ArbeitSgem-m,chasl oer geschädigten Verbände darauf, daß bei den kommenden Entschädigungsvcrhandlungen mit den Ver­bandsmächten nicht wieder wie im Sommer 1924 die An­sprüche der Liquidationsgeschädigten unerörtert bleiben. Es hätte manche Enttäuschung erspart, wenn die deutschen Vertreter auf der Londoner Entschädigungskonferenz :m August 1924 diese Frage zur Sprache gebracht hätten. Die Verhandlungen vor dem Sauger Gerichtshof wären für Deutschland vermutlich anders ausgegangen. Die Geschä­digten fordern, daß bei der endgültigen Bemessung der deutschen Enlschädigungsbelastung die im Versailler Frie- densvertrag ausgesprochene Pflicht des Reichs zur Ent­schädigung der Liquidationsopfer deutlich ausgesprochen und

berücksichtigt werde. ^

Es ist in der Tat unbedingt erforderlich, daß hier Klar­heit geschaffen wird und daß die Reichsregierung erklärt, wieweit sie die deutschen Entschädigungsansprüche bei den internationalen Verhandlungen vertreten will. Das im Weltkrieg von England geraubte deutsche Privateigentum sollte angeblich zur Befriedigung von Schäden, die britische Staatsangehörige im Krieg erlitten hätten, verwendet wer­den. Aber über die reichliche Entschädigung der Briten hin­aus sind noch mehrereHundertMillionenMark frei. Ministerpräsident Baldwin hat kürzlich erklärt, die englische Regierung denke nicht daran, den Ueberschuß herauszugeben, die deutsche Reichsregierung wird aber nicht umhin können, bei den be­vorstehenden Verhandlungen auf den Raub und den völ­kerrechtswidrigen Eingriff in private Vermögensverhältnisse mit allem Nachdruck hinzuweisen unter Berufung darauf, daß alle andern Verbandsländer das beschlagnahmte deutsche Privatvermögen inzwischen herausgegeben haben.

Ueberlastung der Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung

Berlin. 30. Nov. Bei der Reichsanstalt für Arbeitsver­mittlung und Arbeitslosenversicherung besteht seit einiger Zeit eine finanzielle Spannung. Nach einer halbamtlichen Mitteilung ist aber die Blättermeldung, daß die Reichs­anstalt vor dem Zusammenbruch stehe, unbegrün­det. Allerdings habe der Notstock angegriffen werden müssen. Von der bevorstehenden Neureglung der Saison­arbeiterunterstützung erwarte man eine Entlastung der Reichsanstalt.

Einigung im Lhorzowstreik

Berlin, 30. Noo. In dem Streit um das von Polen ge­raubte Stickstosfwerk der Oberschlesischen Stickstoffwerke A.-G. (Verfahren Frank-Caro) ist zwischen der Reichs­regierung und der polnischen Regierung ein Vergleich zustande gekommen. Die riesigen Stickstoffwerke, deren Wert samt den Patentrechten aus 90 bis 100 Millionen Mark beziffert wurde, wird von Polen nicht heraus­gegeben und bleibt in polnischem Besitz. Polen zahlt dafür eine Entschädigung von insgesamt 30 Millionen Mark, in Jahreswechseln von 15 Millionen. Davon erhalten die Bayerischen Stickstoffwerke für ihre Patente eine Abfindung von 6 Millionen.

Der sächsische Kultusminister

Dresden, 30. Nov. An Stelle des in das Banksirch übergetretenen bisherigen Volksbildungsministers Dr. Kai­ser hat die Deutsche Volkspartei den Vizepräsidenten des Landtags, Professor l). H i ck m a n n - Leipzig in Vorschlag gebracht. Die demokratische Fraktion des Landtags hat gegen den Vorschlag Einspruch erhoben, weil Hickmünn in den Bestrebungen der evangelischen Landeskirche stark her- oorgetreten und für den Keudellschen Schulgesetzentwurf eingetreten sei.

Gesprengte Versammlung

Frankfurt a. M., 30. Nov. Eine von der Deutschen Volks­partei einberufene öffentliche Versammlung, in der Reichs- tagsabg. Dr. Cremer - Halle überDiktatur oder Parla­mentarismus?" sprechen sollte, wurde von den in großer Zahl anwesenden.Nationalsozialisten gesprengt und mußte geschlossen werden.

Die Verhaftung von Angehörigen des Reichsvermvgeusamls

Mainz

Mainz, 30. Noo. Gestern wurden durch die Franzosen Angehörige des Reichsvermöaensamts Mainz verhaftet, und zwar der Verwaltungsoberinspektor Kratz, der Hauswart Schilling und die Arbeiter Schmidt. Seegräber und Wocker, denen Verstoß gegen die Ordonnanz 71 zum Vorwurf ge­macht wird. Die Untersuchung wird von der französischen Besatzungsstelle geführt.

Bauernunruhen in Schleswig-Holstein

Neumünster» 30. Nov. Unter der Bauernschaft der Pro­vinz Schleswig-Holstein macht sich eine tiefgreifende Gärung gegen den Steuerdruck und die rücksichtslose Beitreibung der Steuern sowie gegen die übermäßige Agrareinfuhr, die Handelsverträge und die Gesetzgebung geltend. Die Er­bitterung richtet sich namentlich gegen die Finanzbehörden und die neuen A m t s v o r st e h e r, die jetzt von den Be­hörden bzw. der preußischen Regierung ernannt werden, während sie früher von den Bauern aus ihren Kreisen und den Gutsbezirken gewählt wurden. Verschiedentlich ist es schon zu Gewalttaten gekommen. In Massenversammlungen wird gegen diebauernfeindliche Politik" protestiert, und in verschiedenen Versammlungen wurde zur Steuerverweige­rung aufgefordert.

Wr!k. Landrag

Stuttgart, 30. November.

Beamtengesetz

Die heutige Beratung des Landtags über das Beamten­gesetz bewegte sich in ruhigen Bahnen und machte erhebliche Fortschritte. Hervorzuheben ist ein gegen die Stimmen der Bürgerpartei und des Bauernbunds gefaßter Beschluß, r o- nach die Beamten mit Ausnahme der Mini st er mit dem 67. Lebensjahr wie bisher zwangs­läufig in den Ruhestand treten. Die Regierung hatte aus Ersparnissen «ne solche Bestimmung nicht in den Entwurf hereingenommen, wollte als» dem Beamten die Möglichkeit geben, je nach Leistungsfähigkeit auch länger de« Staat zu dienen. Abg. Körner (BB.) führte gegen die Zwangspensionierung ins Feld, daß man sonst auch bestimmen könnte, daß. wer 67 Jahre alt ist, nicht mehr Landtagsabgeordneter sein kann. Es sei für den

wlaak rverlvoU. viele Beamte zu haben, die aus der Fi Oe ihrer Erfahrungen und Lsbensweishet schöpfen können Die Abg. Poll ich (Z.). Winker iS.) und Kling (Ehr. V.) betonten indessen, daß man mit der Zwangspensionierunggute Erfahrungen" gemacht habe, und daß die älteren Beamten hohe Vertretungskosten ver­ursachten.

Angenommen wurde ein Ausschußantrag, wonach P o - lizei beamte des Außendienstes und Landjäger auch dann in den Ruhestand versetzt werden können, wenn sie das 60. Lebensjahr vollendet haben. Sie sollen nach einer Erklärung des Staatspräsidenten Dr. Bolz nach Möglichkeit i m i n n e r e n Di e n st Verwendung finden. Bezüglich der Hinte rbliedenenversorgung wurden komm, und soz. Anträge abgelehnt, wonach auch uneheliche Kinder die Hinterbliebenenversorgung bekommen sollen.

Zum Schutz gegen die sog.Ehen auf Abbruch" wurde beschlossen, daß, wenn die Witwe mehr als 20 Jahre jünger ist als der Verstorbene, ihre Versorgung für jedes on- gefangene Jahr des Alterunterschieds über 20 Jahre bis einschl. 30 Jahre um ein Zwanzigstel gekürzt wird. Morgen hofft man den Rest des Gesetzes erledigen zu können.

Württemberg

Stuttgart, 30. Nov.

Verbot von Fasknachtslustbarkeiten. Durch eine Verord­nung des Innenministeriums vom 7. November ist für das Jahre 1929 jedes Fastnachtskreiben auf öffentlichen Straßen und Plätzen verboten worden.

Scheitern der Lisienverbindung. Die Deutsche Volks­partei hat noch einmal den Versuch gemacht, die bürgerlichen Gruppen zu einer Listenverbindung zu veranlassen, die in­dessen erneut gescheitert ist.

Hugenberg in Stuttgart. Der neue Vorsitzende der Deutschnationalen Volkspartei, Reichstagsabg. Geh.-Rat Dr. Hugenberg, sprach vergangenen Dienstag in einer ge­schlossenen Versammlung der Württ. Bürgervartei im großen Saal des Restaurants Gremer im Hindenburg-Bau zu sei­nen Parteifreunden in Württemberg. Der Landesvorstand und Landsausschuß, die Mitglieder der Partei in der Regie­rung, die Fraktion des Landtags, sowie dje Vertreter der verschiedenen Parteiausschüsse hatten sich hierzu eingefunden.

Warenskreik auf dem Großmarkt. Nach einer Mitteilung der Früchtegroßhändlervereinigung Württembergs ist die Beleuchtung des Großmarkts auf dem Dorotheen- und Karlsplatz derart mangelhaft, daß es ganz unmöglich ist, vor Tagesanbruch Geld und Waren zu unterscheiden. Zum Protest gegen den bestehenden Zustand soll morgen ein Warenstreik veranstaltet werden. Die wiederholt beantragte Verlängerung der Verkaufszeit bis K-11 Uhr (statt 10 Uhr) hat das städtische Marktamt beharrlich abgelehnt. Es findet also am 1. Dezember auf dem genannten Platz kein Groß­markt statt.

Tübingen, 30. Noo. Zur Gemeinderatswahl. Deutsche Volkspartei, Deutschnationale Partei und Zsn- trumspartei haben eine Listenverbindung beschlossen. Die Demokratie hat abgelehnt.

Urach, 30. Nov. Schneeverwehungen. Dis Pest- Kraftwagen der Linie LaichingcnUrach konnten gestern in­folge starker, oft meterhohen Schneeverwehungen nur m:t mehrstündiger Verspätung verkehren Ein Wagen mußte mit gebrochener Kette bei Zainingen abgeschleppt werden. Ein zweiter Wagen kam mit vierstündiger Verspätung hier an.

Münsingen, 30. Noo. Erdbeben st öße. Mittwoch früh gegen 3.30 Uhr haben Hausbewohner in den Schloßmesen erdbebenartige Erschütterungen wahrgenommsn. Dem Beben, das oiemal sehr deutlich wahrgenommen wurde, ging ein gewaltiger Sturm voraus.

Neresheim, 30. Nov. Der neue Landrat. Der Staatspräsident hat den beim Oberamt Besigheim planmäßi­gen Regierungsrat Bareth bei der Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung zum Landrat in Neresheim ernannt.

Ietkenhausen. OA. Tetknang, 30. Nov. Eine uralte Kelter. In dem Schuppen des Landwirts Eberle hier am Fußweg nach Berg befindet sich eine sehenswerte uralte eichene Kelter. Das Stuttgarter, Ulmer und Friedrichshafener Museum, die wegen des Ankaufs angegangen wurden, muß­ten wegen Platzmangels absagen. Die Kelter soll nun an einen Holzhändler verkauft werden.

Von der bayrischen Grenze, 30. Nov. Vom Sturm erfaßt und schwer verletzt. Der Gemüsehändler Grober aus Treuchtlingen wurde, als er mit seinem Last­wagen Geflügel zur Ausstellung in Heidenheim bringen wollte, bei Oberhochstadt von einem Sturmwirbel am Ver­deck erfaßt und mit großer Wucht an einen Baum geschleu­dert. Er wurde zwischen Baum und Wagen eingequetscht und ihm der rechte Arm an der Achselhöhle herausgerissen. Der Windstoß riß auch den Führersitz und das Verdeck weg.

Aus Stadt uud Laub

Nagold, den 1. Dezember 1928.

Man behauptet gern, daß es so wenig Dank­barkeit auf Erden gäbe. In Wirklichkeit fehlt die Gelegenheit dazu noch viel mehr.

Zum Adoentsfest

Advent! Das bedeutet für Kinder Lichtlein und Vorfreude. Einleitung der Weihnachtszeit mit all ihrem geheimen Zauber. Möge diese Freude von reckt vielen aus­gekostet werden, in der Kinderkirche bei so viel Vorbereikung. in der Kinderstube bei gesteigertem Gehorsam gsgen Vater und Mutter, in der Dämmerabendstunde, wo man durch Fenster und Vorfenster dem Schneegewirbel zuschaut mit der stillen Hoffnung, das Christind möchte doch an keiner Hütte vorübergehen.

Advent! Es bedeutet den Beginn eines neuen Kirchenjahrs. Das ist freilich den allermeisten Zeit­genossen völlig uninteressant und unbekannt, auch vielen im Kirchenvolk. Bismarck war da anders. Er kannte und ver­wendete den kirchlichen Kalender. Er schrieb einen Brief mit dem Datum:Varzin, Trinitatis 1872" oder einen an­dern:Friedrichsruhe. Rooate 1884". Unter un« wissen die wenigsten, wann Roaate ist. Und doch ist das Kirchenjahr,

der kirchliche Kalender mit der feinen Symbolik und An­lehnung an die biblische Geschichte und an Natursorqänae gewiß wert, ein Element allgemeiner Bildung zu sein.

Advent! Es bedeutet für den Nichtmaterialisten die immer wieder erneuerte Hoffnung, daß es Ideale gibt und daß sie vorwärts liegen. Es bleibt nicht alles einfach rwe es ist, sondern es geht vorwärts und aufwärts- es kommt etwas Besseres. Reineres und Höheres. Dies wird etwas Göttliches sein.

Advent! Für den Christen bedeutet es. daß sein Herr kommt. Einst kam er in diele Welt, sie zu er­lösen; einst kam er in seine Stadt, sein Lebenswerk ,m voll­enden. Noch immer kommt er täalich und sonntäglich, mit seinem Geist und seinen Gaben, m-t Wort und Sakrament unsere Seelen zu sich zu ziehen. An den großen Wende- punkten der Weltgeschichte und Kirchengeschichte kam er mit oft handgreiflicher Gegenwart. So wird er immer wieder kommen. Denn erist nun und nimmer nicht von seinem Volk geschieden". Und so wird er das letzte Wort haben bis an das Ende der Geschichte und wird wiederkommen- es wird ein Tag der Freude und des Gerichts sein. Das ist sein großer Advent. Wie werden wir ihn emofangen? Andererseits: wie wird er uns empfangen und wie wird er uns begegnen? ^ K

Besinnliches über den Adventskranz

Vis in die feinsten Verästelungen unseres Volkes hin­ein haben sich Geschmacklosigkeiten aller Art geschlichen ge­schmacklos deshalb, weil ihr Sinn nicht mit unserem We­sen übereinstimmt. Und so hat uns das Anbeten der Mode das Mitgehen mit der Zeit auch schon dazu gebracht, den Adventskranzhaben zu müssen", so, wie man heute ein Radio oder seine Kinovorstellung haben muß, ohne daß ir­gend ein leiser Gedanke dem nachzuspüren gewillt ist was ihn uns brachte.

Man will sein Adventsvergnügen, wie man vier Wo­chen spater seinWeihnachtsamüsement" hat, und so hängt man als gedankenloser Mitläufer am 1. Advent einen Tannenkranz in seineschöne Stube", bewundert ihn selbstgefällig, läßt ihn von Freunden bestaunen, fühlt sich außerordentlich fortschrittlich und läßt zum Beweis dafür das Grammophon, Weihnachtslieder spielen.

Wenn der Adventskranz diesem Geist entsprungen wäre dann hätte er uns nichts gebracht, als ein weiteres Stück­chen unseres fahrigen oberflächlichen Zeitgeistes. Die aber, die ihn zuerst bewundert haben, waren verlangende, sich zur Tiefe zurücksehende Menschen, vor allem junge. Wie­der Kranz, so hat auch das Ewige nicht Anfang, nicht Ende. Und sich beim flackernden Kerzenschein darauf zu be­sinnen, wieder einmal für kurze Stunden in Andacht und Sammlung still zu stehen und voll Sehnsucht nach den Mannigfaltigkeiten der Adventszeit Ausschau zu halten, das wars was ihn uns brachte. Feiern wollte man in jc- das wars, was ihn uns brachte. Feiern wollte man in je­ner stillen Selbstbesinnung, die das immer lauter wer­dende Weihnachten unmöglich gemacht hat. Die heimlich trauten Studenten im kleinen Kreis beim matten ge­dämpften Lichk weniger Kerzen sollten die Herzen öffnen und den Lippen die Worte geben, die der rastlose Alltag sonst verdrängt; die sehnsüchtig offenen Seelen sollten Freude und Kraft aus diesen Dämmerstunden hinausneh­men in die Vorweihnachtswochen bis hin zum Fest.

Wer also den Grundgedanken des die Adventswochcu schmückenden Sinnbildes nicht richtig zu deuten und finden vermag, der lasse die Hände vom Kranz und mache sich nicht lächerlich mit einem Zeichen, das Erneuerung von rn- nen heraus ankündet. Wo aber verklärte Augen leuchten, wenn er von nun an allsonntäglich feiernde Seelen um sich sammelt, die im trauten Zwiegespräch den letzten und tief­sten Fragen nachspüren, um wieder Boden zu gewinnen dort, wo ewige Quellen in verborgenen, Tiefen rauschen, -da ist der Geist, der sich mit dem Adventskranz eint. Da ist Echtes, Wertvolles, über die Zeit Hinausschauendes, es ist ein stilles frohes Warten auf das, was auch zu unserem Volke wieder kommen wird. H. K.

25. Jubiläum

In diesen Tagen konnte Franz Schmollinger aus Nagold sein 25-jähriges Dienstjubiläum beim Württem- bergischen Landestheater in Stuttgart begehen. Anläßlich dieses Jubiläums wurde er von Seiten seiner Vorgesetz­ten, sowie Kollegen reichlich beschenkt und geehrt.

Tuberkulosesprechstunde

Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Sprech­stunde der Tuberkulosenfürsorgestelle im Krankenhaus am Montag diesmal ausnahmsweise vormittags von halb 9 ab stattfindet, (siehe Inserat in der heutigen Nummer).

Winterreise

Liederkreis von Franz Schubert. Konzert am 6. Dezember, abends 8.30 Uhr imTraubensaal" in Nagold. Schubert hat zwei solcher Liederkreise hinterlassen,Die schöne Müllerin" und dieWinterreise". Nachdem Her­mann Achenbach im vorigen Jahre den, ersten Zyklus mit gutem Erfolge hier vorgetragen hat, wird er uns dies­mal den zweiten singen. Achenbach verfügt über eine außerordentlich schöne Stimme, die zugleich von solcher Kraft ist, daß sie dem stärksten Fortissimo des Flügels ge­wachsen ist. Damit verbindet sich eine seltene musikalische und seelische Begabung, namentlich für das Dramatische, die das gewöhnliche Maß bei Sängern in erfreulichster Weise übertrifft. Rasch gewann der Name des jungen Sängers in Württemberg und weit darüber hinaus in Deutschland und in der Schweiz einen guten Klang.

Wir haben also allen Grund, anzunehmen, daß es sei­ner Gestaltungskraft gelingen wird, ein lebenvolles Bild der Musik Schuberts in die Wirklichkeit hineinzuzaubern, das Herz und Sinne gewinnt. Von Anfang nächster Woche an Kartenvorverkauf in der Zaiserschen Buchhand­lung.

10 Jahre Republick Württemberg

Ein schmerzlicher Gedenktag.

Der 30. November 1918 ist in der Geschichte des Uim sturzes in unserer engeren, württembergischen Heimat noch ein wehmütiger Tag; brachte er doch die Abdankung des Königs, der am 9. November mit seiner Eemahlrn sich nach Bebenhausen zurückgezogen hatte. War diese Erklä­rung des 70jährigen Königs , deren Wortlaut heute noch die innere Bewegung verrät und innerlich bewegt, auch keine Entscheidung mehr, so hat sie doch den Schlußstein hinter die Entwicklung gesetzt und die republikanische Staatsform für Württemberg bestätigt. Der König ist seinem Wesen bis zu diesem ihn bitter schmerzenden Ende treugeblieben; er hat seine Person nie rn den Vorder-