Mittwoch, 21. November 1828
Seite 3 — Nr. 274
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter*
Mittwoch, 21. November 1928
rrmietungen herangezogen wür» ! ußerdem einen neuen Einheits» ' ere Anfahrt bei Tag und Nacht.
Lag) für 350 Meter Wegstrecke 50 Meter 10 Pfg. vorsieht. In Nacht, 3—5 Personen am Tag)
;r 70 Pfg., weitere 200 Meter Personen bei Nacht) kosten die , weitere 125 Meter 10 Pfg. ist, daß bei seiner Genehmigung ein Zuschlag für leere Rückfahrt tarkung nicht mehr erhoben
askurm. Der zur Zeit noch im des Stuttgarter Gaswerks wird ^ ) Metern erreichen, bei einem id 300 000 Kubikmeter Nutz- : Größe gibt es nur noch einen Amerika allerdings noch weit t. die von der Maschinenfabrik liert sind, besitzt. Die Grund- Eisenbetonpfählen, hat einen ern und eine Grundfläche von Der Blechmantel des Stuttgar- lierundzwanziqeck dar. Der Bern Jahres fertig sein.
on der Universität. Zur ie Emeritierung des Geh.-Rats tholischen-theologischen Fakultät igten Lehrstuhls der Kirchen- - Ordinarius Dr. theol. et pH,!, dingen ergangen. Prof. Bihl- ren und wirkt seit 1907 in Tu-
w. Studenten und prak- !0 Studenten der evang. Theo- wfessor Dr. Faber und Stadt- »ingen haben vergangene Woche verschiedene Besuche ausgeführt.
Haste in einige industrielle Be- Walcker, G. W. Barth, um in en Fabriken und besonders auch n einen Einblick zu bekommen. Karlshöhe besichtigt, wo Direk- Vortrag von der Brüderanstalt man zur Landesstrafanstalt.
' berichtete interessant von dem .führung des Strafvollzugs. —
! auf diese Weise die Studenten rt eingeführt werden, wodurch auch für das theoretische Stu-
Nov. Hofackerfeier in 18. November beging die Ge- l Todestag Ludwig Hofackers, eines Lebens dort gewirkt hak. lrrer Schulz den gewaltigen r Zuhörerschaft plastisch vor berbrackte die Grüße des Kirchenrats. Den Mittelpunkt des ldete der Bortrag von Dekan >, der ein lebendiges Bild vom Mannes zeichnete. Den Höhe- >ete seine Tätigkeit an der t, in der oft 30Ü9 Hörer seine In einem eindrucksvollen Ge- icker seiner Gemeinde gegen-
r Biehmarktplah. Die i Itlm waren schon längst un- rband ein Gesuch um Schaffung ies einreichle. In der letzten ourde beschlossen, in der Nähe . Bscheid einen Viehmarktplatz n Halle, Kantine, Gleisanschluß Mosten werden auf 311 000 ,N nt, Landwirtschaftskammer und ag von 60 000 erwartet. Der dion wird zu einem öffentlichen Frage der Errichtung einer rtenmarkt wurde zurückgestellt.
g. Schwind beobachtete die inung wandelten sich in Enterung. Die Komtesse nestelte ihr Tuch. Dann warfen alle rdetes Feuer. Schwind schien ere Wangen als zuvor. Aber t zum Feuer, als wäre nichts : schwören mögen, ihr sei das Schuberts Bild in die Hand
gezogen? — Man sah sich ingerglied um das Eeheimms Nun war es plötzlich, als er- sch. Der Scherz, der so lustig Wendung ins Schicksalhaft nd. So war es gut, daß dre an küßte sich noch einmal auf rtlich Abschied und bestieg die :r warmen Sommernacht?r- ngkeit; singend und scherzend
alten Gang. Aber der ver- asikgesellschast nicht zur Ruhe ugier, zu erfahren, wer das tärker als die Bindung durv uplaudern und nach der we- Wo zwei oder drei Sängers i sie von der Landpartie,
»aß sie ein weißes Blatt g - e das gleiche von dresn, die jede schwor, daß sie d'eWahr-
d zusammenrechnen, daß alle
ch'wne^der Freundinnen z»
länge auf den Kuß warten, -ine die Wahrheit nicht gesagt net. um nicht verlacht ,1« wer- rlbst verraten," dachte fede lin rmutungen hin und her, oh« Fortsetzung foigr.,
Ans Stadt und Laad
Nagold, 21. November 1928.
Hinter die volle Lebensweisheit kommen wir erst, wenn uns nur noch wenig Zeit bleibt, sie auszukosten.
Die Poskmiiformen. Die Reichspostverwaltung hat in einem Erlaß vom 24. Oktober bestimmt, daß di« zum Tragen von Dienstkleidung verpflichteten Beamten vom 1. April 1929 an nur noch die neue Dienstkleidung tragen sollen. Diese Verfügung hat unter dem Post- und Telegraphen- persvnal starken'Unwillen erregt und der 12. Verbandstag der Post- und Teleqraphenbeamten hat gegen den Erlaß Einspruch erhoben. Die meisten sind noch im Besitz brauchbarer alter Uniformen. Wenn die Beamten gezwungen sein würden, diese Kleidung abzulegen, bevor sind abgenützt ist, so würde ihnen ein schwerer Schaden entstehen, da die Beamten zur Beschaffung der Dienstkleidung selbst zwei Drittel der Kosten beizutragen haben.
Obertalheim. 20. Nov. Eemeinderatswahl. In der hiesigen Gemeinde findet die Eemeinderatswahl am Sonntag. den 9. Dez. von vormittags 10 Uhr bis nachmittags 2 Uhr statt. Der letzte Termin zur Einreichung von Wahlvorschlägen ist der 24. November abends 7 Uhr. Die Wahlperiode ist für nachfolgende Mitglieder, die aber wieder wählbar sind, abgelaufen: Martin Ade, Gipser, Josef Joachim, Josef Kreidler und Josef K u o n.
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Bollmaringen, 20. Nov. Jubiläum. Heuer wurden es 50 Jahre, daß unser Schulhaus eingeweiht wurde. Eine schlichte Feier wird dieses freudige Ereignisses noch besonders gedenken.
Bollmaringen, 20. Nov. Gemeinderatswahl. Mit Ablauf des Monat Dezember scheiden folgende Herren aus unserem Eemeinderat aus, bezw. können wieder gewählt werden: Valentin Fischer. Bauer, Andreas Müßig- man n, Zimmermann, Leonhard Müßigmann, Wagner, und Lorenz Weiß, Bauer. Da für die beiden verstorbenen Eemeinderatsmitglieder Anton Graf, Maurermeister, und Johannes Weiß, Bauer, keine Nachfolger in den Gemeinderat einrückten, sind 6 neue Männer in den Eemeinderat zu wählen. Die Wahl findet am 22. Dezember statt.
Bollmaringen, 19. Nov. Herbstversammlung des landwirtschaftlichen Ortsvereins. Der alte Kämpe für die Bauernsache in unserem Bezirk, Herr Clemens Weiß, hatte Sonntag nachmittag seine Landwirte in die Wirtschaft zur „Krone" zur Herbstversammlung gerufen. Und es mußte ihm eine Freude sein, die Versammlung zu eröffnen und zu leiten, denn das Lokal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Tagesordnung war reich. Zuförderst mahnte Herr Weiß zu felsenfestem Zusammenhalt. Die Wahlen brachten ein langes Hin und Her. Herr Weiß wird das Amt des Vorstandes weiterführen. Kassier wurde Felix Teufel, und in den Ausschuß wurden Joh. Graf, I. Schiebel, K. Teufel und A. Fischer gewählt.
Der Beitrag wurde auf 5.20 Mark festgesetzt und durch Neueinzeichnung erfuhr unser Verein schönen Zuwachs. Nachdem in mannigfacher Rede und Gegenrede noch mancher Punkt geklärt und beleuchtet worden war, konnte der Vorstand die Versammlung schließen, die gezeigt hatte, daß reges Leben in unserem Ortsvereine quillt und daß nur Zusammenschluß unserer Bauernschaft Segen bringen kann.
Herrenberg, 20. Nov. Neues von Meister Reineke. Bei der letzten Treibjagd der Herrenberger-Nufringer Jagdgesellschaft im Nufringer-Herrenberger Stadtwald erlegte einer der Jagdpächter, Herr Fabrikant Carl Reichert-Cann- ftatt, mit einer Dublette, einen Fuchs und einen Hasen,' das wohl Einzigartige war, daß der Fuchs den Hasen im Fang hatte. — Vor einiger Zeit erlegte Herr Franz Kil- j gus hier im gleichen Jagdrevier einen kapitalen Bock mit drei Stangen 8er). '
kleine MchrWen aus aller Wett
Der Erreger des Gelbfiebers enldeckk. Im Verein für innere Medizin in Berlin berichtete Prof. Dr. Kuc- zinski, daß er den Erreger des Gelbfiebers entdeckt habe. Durch Einimpfung der von ihm gezüchteten Bakterien seien er und seine Assistentin an Gelbfieber erkrankt. Das aus den Bakterien hergesiellte Serum habe die Wirkung des Schutzes gegen die Krankheit, wie er an Versuchstieren durch Einspritzungen festgesiellt habe.
Auch Schweden kauft Radium. Zur Bekämpfung der Krebskrankheit hat der schwedische Staat auf Veranlassung des Königs Gustaf bei der Firma Radium Belge 6 Gramm Radium, lieferbar bis Ende dieses Jahrs, angekauft. Der Preis beträgt 50 Dollar für ein Tausendstelgramm, also für 6 Gramm 300 000 Dollar oder 1,26 Millionen Mark. Das Geld wird der vor kurzem aus Anlaß des 70. Geburtstags des Königs gegründeten Jubiläumsstiftung entnommen. Schweden verfügte bisher über drei Gramm Radium. Auch Dänemark hat kürzlich bei der Firma Radium Belge 6 Gramm Radium gekauft.
17 Schiffbrüchige gerettet. Das Motorrettungsboot „Hin- denburg' der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hat am 17. November bei Borkum bei schwerem Seegang 17 Schiffbrüchige des gestrandeten deutschen Dampfloggers Al 11 gerettet.
Die Kuhmagd als Prinzessin. Vor dem Großen Schöffengericht in Erfurt wird sich am 27. November die' Kuhmagd Martha Barth aus Bad Berka wegen zahlreicher Hochstapeleien zu verantworten haben. Die Angeklagte spielte drei Jahre lang die Rolle der Prinzessin Margarete von Preußen mit so großer Sicherheit, daß sie selbst in ersten Gesellschaftskreisen für ernst genommen wurde und man ihr jede gewünschte Summe vorstreckte. In Wirklichkeit war die Angeklagte längere Zeit als Kuhmagd im Haushalt des Prinzen August Wilhelm beschäftigt gewesen und daher über die Familienverbältnisse einigermaßen unterrichtet. Erst durch einen Zufall kam man auf den groß angelegten Schwindel. Martha Barth batte zwei Erfurter Damen, die sie ebenfalls um ihr ganzes Vermögen gebrockt hatte, erzählt, daß sie zu ihren Verwandten nach Potsdam reisen müsse. Ais dis beiden Deinen ihr aus purer Neugier folgten, um die „Prinzessin" einmal in einem richtigen Königshause besuchen zu dürfen, landen sie sie im Kuhstall des Palais des Prinzen August Wilhelm wieder und l'eßen sich von anderen Angestellten über d'e wahre Tätigkeit !wr Hochstaplerin nnterrickten, Zu d"in P-ozeß sind etwa 36 Zeugen und zahlreiche medizinische Sachverständige geladen.
Letzte Rachrichte«
Die Wiederwahl Harnischs gescheitert.
Wien, 21. Nov. Eine Sitzung der sozialdemokratischen Nationalräte und Bundesräte hat die vom Bundeskanzler Dr. Seipel dem Nationalrat gestellten Anträge auf Verfassungsänderung und die dadurch ermöglichte Verlängerung der Amtszeit des Vundespräsidenten Dr. Hainisch einstimmig abgelehnt. Durch diese Stellungnahme der Sozialdemokraten ist also die vorgeschlagene Verfassungsänderung gefallen und die Wahl ein,es neuen Vundespräsidenten notwendig geworden.
Die belgische Presse zur Stresemannrede.
Brüssel, 21. Nov. Die belgische Presse bespricht die Rede Stresemanns ausführlich. Die sozialistische „Peuple" sagt, die Rede Dr. Stresemanns hätte in Paris, London und Brüssel keine Begeisterung hervorgerufen, denn man hätte erwartet, daß die Erklärungen, angesichts der bevorstehenden Verhandlungen entgegenkommender seien. Außerdem hätte man als Gegengabe für die Zugeständnisse der Alliierten in den Fragen der Besetzung, der Revision des Dawesplanes und der Abrüstung (!) auch deutsche Zugeständnisse erwartet. Dr. Stresemann habe allein, auf alte Rechtsansprüche hingewiesen, deren Erfüllung allein die Verhandlungen günstig beeinflußen könne. Der Reichsaußenminister scheine nicht zu wißen, daß sich seit seiner Erkrankung in der internationalen Politik allerhand ereignet habe.
Sport
Die Deulsche Turnerschast. Nach dem neuesten Stand vom 1. Januar 1928 hatte die Deutsche Turnerschaft insgesamt 1 624 367 Vereinsangehörige, von denen 1044 503 Männer waren. Die Zahl der Frauen in der Deutschen Turnerschaft ist 225 529, die der Knaben 204 311 und die der Mädchen 150 024. 12 772
Vereine gehörten insgesamt der Deutschen Turnerschaft an, die sich auf I1183 Vereinsorte verteilen.
Handel und Verkehr
Berliner Dollarkurs. 20. Nov. 4.193 G„ 4.201 B.
6 o. H. Dt. Reichsanleihe 1927 87,
Dt. Abl.-Anl. 51.10.
Dt. Abl.-Anl. ohne Ausl. 15.
Franz. Franken 124.13 zu 1 Psd. St., 25.59 zu 1 Dollar.
Berliner Geldmarkt, 20. Nov. Tagesgeld 5—7 v. H., Monatsgeld 7,75—8,75 v. H., Warenwechsel 6,625 v. H. "
Privaldiskonk: 6.25 v. H. kurz und lang.
Konkurse: Nachlaß des oerst. Max Villinger, Bäckermeister, Rottweil. — Fa. Geb r. Himmelsbach. Offset- druckerei, Schwenningen. — Nachlaß des oerst. Karl Stein» wandt. Schuhmacher, Dornhan, OA. Sulz a. N.
Märkte
Stuttgarter Schlachtviehmarkt, 20. Nov. Dem Markt waren zugetrieben: 36 Ochsen, 40 Bullen, 320 Jungouilen, 329 Jung, rinder, 240 Kühe, 1361 Kälber, 2000 Schweine. 5 Schafe und 2 Ziegen. Davon blieben unverkauft: 10 Ochsen. 20 Iungbullen, 25 Jungrinder, 25 Kühe, 61 Kälber und 100 Schweine. Verlauf des Marktes: Großvieh und Schweine langsam, Ueberstand, Kälber schleppend, Ueberstand.
Ochsen:
ausaemaste:
oollfleischig
fleisch'«
Bullea: ausge mäste: oollfleischig fleischt«
Jungrinder:
ausgemästei
oollfleilchig
kleitchi«
oering genährte «LH«
ausgemäsre:
oollfleilchig
20 11.
16. 11
«ah«
29 11.
16. 11
47-62
_
fletscht«
19-24
29-28
41-45
—
gering genährt«
l4-18
15-18
«älbee:
feinst, Mast- und
44-45
43-45
beste Saugkälbei
67-72
73-75
40-42
40-42
mint. Mast, und
37-38
37-39
guk» Saugkälbei
58-65
63-7«
geringe «Slder
48—55
52-80
49-53
59-54
Schweine:
43—48
44—48
über 89« Pfd.
81—82
82-83
38-41
39-41
249—399 Pfd.
89-81
81—82
299—249 Pfd.
77-79
77-89
169-299 Pfd.
74-76
75—77
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79-73
72-77
37-42
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Schubertfeier im Seminar
Als etwas Besonderes in der Reihe der Vorspielabende des Musikvereins darf und mutz wohl die Feier anläßlich des hundertsten Todestages Franz Schuberts, vor allem auch hinsichtlich der Zusammenstellung und der Durchführung gewürdigt werden. Die heutige Zeit verlangt Wirklichkeitsmenschen und dazu gehört auch, daß die Menschen mit den, Eeistesheroen unseres Volkes verbunden werden. In diesem Sinne möchten wir den Montagabend im Seminar auffaßen. Und siehe,... der Seminarsaal war einmal (Filmvorführung natürlich ausgenommen) voll besetzt. Ob man nun gekommen war, um einen Mann seiner selbst und seiner Werke willen von, ganzem Heizen zu ehren, der vor 100 Jahren nach einem Leben mit vielen Enttäuschungen starb, als er vielleicht — wenigstens im größeren Kreis — nur durch einige Lieder bekannt war u. auch heute schließlich bei den meisten nur im Liede lebt, oder ob man sich zu einem Besuch des Schubertabends verpflichtet fühlte, «eil man diesen Franz Schubert heute in der ganzen Welt feiert und aus diesen Feiern in vielen Fällen leider eine Rode gemacht hat, das alles soll uns gleich sein. Die Hauptsache ist, man war zahlreich da und die Besucher haben wohl das alles mitgenommen, was die Veranstalter geben wollten, die Empfindung, daß Schuberts Musik verkörperte Jugend, frei und voll natürlicher Feierlichkeit des uneifttäuschten Idealismus ist. Wir haben einen feinen und sinnvollen Ausschnitt aus den unsagbar schönen Werken des Wiener Meisters, den wir so herzlich lieben, erleben dürfen.
Eingeleitet wurde der Abend durch die Sonate für Violine und Klavier in D-Dur (Herren E. Roth und K. Hoffmann). Freuen mußte man sich, wenn man, Herrn Roth spielen Härte und beobachten durfte, mit welch Riesenschritten zwischen seinen Nagolder Gastrollen sein Können vorwärts geht. Sicher die Themen beherrschend, versteht seine ganze, aller Künstelei abholde, vornehme Vortragsweise die Zuhörerschaft zu feßeln. Bei einem Meister wie Schubert, der soviel Wärme des Spieles und seelisches Ausströmen verlangt, war E. Roth unbedingt am richtigen Platz. Als sicherer, ruhiger, zurückhaltender Be
gleiter, als ein seine Partien glänzend beherrschender Pianist wirkte durch musikalische und geschmackvolle Behandlung des Klaoiersatzes ein ebenfalls uns alter Bekannter vom Seminar, Herr K. Hoffmann. Er war es auch, der ! uns mit Schubertschen Liedern erfreute: Litaneien auf das Fest „Aller Seelen", Der Wanderer an den Mond, ein Lied wunderbarer Fülle des Klanges aus Schuberts Jugendzeit, Vor meiner Wiege, ergreifend in Melodie und Text, und schließlich „Der Pilgrim" des „unkomponierbaren Schillers, in dem es Schubert gelungen ist, das Gedankenhafte und Rhetorische durch die Gewalt des musikalischen Unterbaues zu zwingen. An Herrn Hoffmanns Stimme kann man wohl eine bedeutend beßere Technik gegen, früher bemerken, aber das Weiche und Ungezwungene seines Tenors haben wir dieses Mal vermißen mäßen. Und doch war es eine Freude, dem. jungen Sänger wieder einmal zu begegnen. Es folgten dann noch der reiche Variationen-Zyklus über das Lied: „Die Blümlein alle, die sie mir gab" für Klavier und Geige und die Lieder: „An die Leier", „Allinde", „Das Lied im Grünen", und auf den stürmischen Beifall hin als Zugabe „An die Laute". Die Gesangvorträge wurden von Meister Schmid in bekannter Weise begleitet. — Was dann geschah, ist uns eigentlich etwas unverständlich: Ueber die Hälfte der Besucher verließen, man möchte sagen fluchtartig, den Saal, ob sie genug hatten, ob sie das Programm nicht kannten oder ob sie etwas mißverstanden hatten, das entzieht sich unserer Kenntnis. Lediglich eines nicht, nämlich daß die, die gegangen waren, mit das Schönste versäumt haben, die Sonate in E-Moll für Violine und Klavier, die in ihrer heroischen und männlichen Art die Zuhörer aufs neue für den Wiener Meister gefangen nahm.
Wir wollen als Gäste des Musikvereins mit dem Lob nicht geizen und unserer dankbaren Freude und Befriedigung über das Gebotene Ausdruck geben und doch dürfen wir uns vielleicht eine Frage erlauben. Warum haben wir nicht den Schubert, so wie er im Volke mit seinen bekannten, Liedern lebt, ebenfalls zu hören bekommen, z. V. durch einen Seminaristenchor oder den Chor des Musikvereins selbst das seelentiefe „Heilig ist der Herr", das schlicht gesetzte wundervolle „Wie schön bist du", das reizvolle spielerische Liedlein „Das Wandern ist des Müllers
Lust"? Auch in Anbetracht des Todestages des großen Meisters und des Ernstes, der über dieser Feier schweben sollte, hätte auf die vielen Nicht-Musiker, die sonst nicht da sind, ein solcher Teil des Programmes nicht anziehender für kommende Veranstaltungen gewirkt und wäre da der Boden nicht bester für eine weitere Erziehung unseres Volkes geschaffen und vorbereitet worden? Wir wollen nicht behaupen, aber doch müßen wir unserer Pflicht genügen und es für wahrscheinlicher darstellen, daß die Nicht- Musiker, und das sind wohl die meisten, Musik lediglich mit tiefempfindenden Herzen aufnehmen und nicht mit dem Ohr und den. Verstehen eines Musikus. Kö
Bezirkslehrerverein und Schubert
Herrenberg, 20. Nov. Dem Andenken Franz Schuberts galt u. a. die Versammlung des Bezirkslehreroereins am Samstag. Mit Geschick verstand es der neugewählte Vorstand Hauplehrer Plenske, Tailfingen, und mit viel Objektivität, die Mitglieder für eine schöne Sache zu gewinnen, die sich gerne in, den Dienst der edlen Musika stellen. Eine Veran- tung weiteren Umfangs ist im Blick auf die Winterarbeit unterblieben. Daß der Vorsitzende und der Verein in engstem Kreise in paßendster Form ein hohes Gedächtnis ehrten, berührte sehr angenehm und sympathisch. Die Lehren schast will und darf nicht zurückstehen, wenn ein Fürst aus dem Reich der Töne geehrt wird. Auch der Volksschullehrer lenkt heute seine Gedanken nach dem Geburtshaus im Vorort Lichtenthal, dem heutigen Schubert-Museum, wo im Jahr 1797 ein gottbegnadetes „Kind des Glückes" in die Wiege gelegt wurde. Was in 31 Erden,jahren aus ihm geworden, sich selbst und der Nachwelt geworden, wer mag das im Worte faßen? Wie es ein Schumann tut, so bekennt auch heute bescheidene Ehrfurcht und treues Gefolge: „Die Zeit, so zahllos und so Schönes sie gebiert, einen Schubert bringt sie nicht wi"der.' Womit wir andächtig und anbetend vor der Welt des Großen. Ewigen und vor dem Meer seiner Liebe und Lieder stehen» das ist das wahre Bekenntnis zu seinem Wesen und Wirken. Er ist nicht tot im ew'gen Reich des Schönen, und seine Seele lebt in seinen Tönen.