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Nagolder TagblattDer v-r,rüschafter

Graf Zeppelins" Amerikasahrt

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Südliche Linie

, ^Friedrichshofen. 11. Okt. Gestern herrschten am Boden­see'noch starke Stürme. Heute früh war der Himmel wohl von Wolken bedeckt, aber es war windstill. Allerdings war noch nachts 2 Uhr schwerer Sturm vom Atlantischen Meer gemeldet worden. Trotzdem entschloß sich Dr. Ecken ec. sofort die Fahrt nach Amerika anzutreten. Der eng­lische Fliegermajor Scott, der im Juli 1919 das eng­lische Starrluftschiff R. 34 von England nach Neuyork und zurück geführt hat die erste Ueberquerung des Atlantischen Meers auf dem Luftweg, ist der Ansicht, daß die Nord - linie über Irland und Neufundland zu emp­fehlen sei, wenn das Zentrum des Atlantiks durch ein Tief verlegt sei. Bei günstigen Wetterverhältnissen sei dagegen südlich der Weg über die Azoren vorzuziehen, weil hier gleichmäßige Luftströmungen vorherrschen.

Dr. Eckener teilt diese Ansicht auch, für dis gegen­wärtige Wetterlage konnte sie aber nach Eckeners Erklärung nicht gelten, weil jetzt gerade das über dem Meer liegende Tief bis auf die Höhe von Grönland sich ausgebreitet hat. Um also das Tief nördlich zu umgehen, müßte das Luftschiff so weit nördlich hinaufgehen, wie es um Liese

Jahreszeit nicht mehr rötlich ist. Dagegen besteht die Aus­sicht, daß sich das Tief weiter nach Norden verzieht und damit die Südlinie über die Azoren freigibt.

Aus diesen Erwägungen heraus wählte Dr. Eckener heute die südliche Linie. Der Befehl, das Luftschiff klar zu machen, wurde rasch ausgefühlt und- unter dem jubelnden Abschiedsgruß einer ungeheuren Zuschaurrmenge erhob sich das Luftschiff um 7.50 Uhr in die Lüfte und schlug die Rich­tung auf Basel ein, das 9.33 Uhr erreicht wurde. Zwei Basler Flugzeuge kamen zur Begrüßung entgegen, die Be­völkerung jubelte dem Zeppelin begeistert zu. Um 9.45 Uhr wurde bereits die französische Festung Bel fort über­flogen. Das Luftschiff hat bei dem Flug über Frank­reich eine solch große Höhe genommen, daß es bei dem nebligen Wetter von unten vielfach nicht oder nur undeutlich zu sehen war.

Um 2.30 Uhr nachmittags wurde gefunkt, daß das Luft­schiff nach der Ueberfliegung von Lyon den südlichen Kurs verlassen und in westlicher Richtung auf Kap Finisterre (an der Nordwestspihe Spaniens) zu weitergeflogen sei. Die Stadt Bordeaux wurde also südlich umgangen. Nach den in Friedrichshafen eingekroffenen Funkmeldungen ist an Bord alles wohl, und bei günstigem Rückenwind kommt das Luftschiff sehr schnell vorwärts.

Dr. Eckener hofft, am Sonntag vormittag in Lakehurst zu sein.

Das Luftschiff ..Graf Zeppelin" wurde auf seiner Amerika- Fahrt um Z.Z» Uhr über Sainle Marie de mer an der Küste Der Rohne gesichtet. Den letzten Wettermeldungen zufolge bestehen zwei große Tiefdruckgebiete, eines östlich vom 25. Längengrad bis zur Nordsee und südlich etwa bis zum 4». Breitengrad und das zweite östlich von Neufundland. Süd­lich des 4». Breitengrads zieht sich eine Hochdruckzone von Der Ostküste der Bereinigten Staaten bis Portugal hin.

Die Fahrgäste

An Bord des Luftschiffs befinden sich außer den 40 Mann Besatzung noch 20 Fahrgäste und zwar: Bom Reichsver­kehrsministerium Ministerialdirigent Dr. Brandenburg, der Leiter der Luftfahrkabkeilung, Dr. Denkendorf als Me- teorologe der Zentralstelle für Flugsicherung, Dr. Frieder von der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt, vom Reichsrat der preußische Minister des Innern Grzesinski. als Berteker ausländischer Regierungen der spanische Oberst Herrera und der Führer der Los Angeles, Commander Rosendahl, Graf Branüenstein-Zeppelin, der Schwiegersohn des Grafen Zeppelin, je ein Ingenieur von den Telefunken- und von den Zeißwerken, die praktische Untersuchungen und Arbeiten zur Entwicklung neuer Instrumente ausführen

werden. Die Führung liegt in den Länden von Dr. Eckener, der von den beiden stellvertretenden Führern, Dipl.-Ing. Lehmann und Kapikänleuknant Flemming, unterstützt wird.

Die Verpflegung

Die Verpflegung der Fahrgäste ist dem Steward Leh­mann übertragen, der schon unter dem Grafen Zeppelin dieses Amtes waltete. Und die Fahrgäste werden in den vier Tagen der Ueberfah-rt in dieser Beziehung recht gut versorgt sein, wie aus folgender Speisekarte ersichtlich ist: 1. Tag: Frühstück: zwei Eier, Kaffee, Brot und Butter. Mittagessen: Nudelsuppe mit Huhn, Kalbsbraaout mit ge­mischtem Gemüse und-Kompott. Abendbrot: Aufschnitt mit Mayonnaisensalat, Brot, Butter und Tee. 2. Tag: Früh­stück: Wurstbrot, Butter und Kaffee. Mittagtisch: Kraft­brühe mit Ei, Sauerbraten mit Nudeln, Kompott oder Käse. Abendtisch: Schinken mit Spargeln, Tee, Butter und Brot. 3. Tag: Frühstück: zwei heiße Würstchen, Kaffee, Brot und Butter. Mittaatisch: Gemüsesuppe, Kalbsfrikassee mit Champignons und Reis. Abendessen: Käse- und Wurst­platte, Tee, Butter und Brot. 4. Tag: Frühstück: Kaffee, Tee, Wurst- und Butterbrot. Mittagtisch: Kraftbrühe mit Einlage, Goulaschtopf. Abendessen: Heiße Würstchen, Tee, Butter und Brot.

Sämtliche Suppen und Fleischgerichte sind von der Fa. Wilhelm Manz in Friedrichshafen unter der Spezial­marke O.M.A.-Fleischkonserven geliefert. Butter, Eeier und Milch stammen vom Risdlich-Hof der Landw.-Abteilung der Zeppelinwerft in Friedrichshafen. Gemüsekonserven, Tee, Kaffee und dergl. sind von den verschiedensten auswärtigen Firmen g e.s ch e n k w e i s e geliefert worden.

Die Luftpost

Das Friedrichshafener Luftpostamt überbrachte schon am Mittwoch dem Luftschiff 11 Postsäcke mit je 30 Kilogramm Gewicht, heute früh wieder vier Säcke, also zusammen 15 Säcke mit zusammen 450 Kilogramm Gewicht. Befördert wurden 66 000 Postkarten und Briefe. Das Zollamt hat die wissenschaftlichen Instrumente, die zur Fahrt mitgenommen werden, zollamtlich vorgemerkt.

Der Norddeutsche Lloyd hat seine während der Flugzeit des Luftschiffs im Atlantik befindlichen zwölf Schiffe an­gewiesen, nach Möglichkeit funkentelegraphische Verbindung mit dem Zeppelin aufzunehmen, um Positions- und Wetter­meldungen zu geben und etwaige Nachrichten von Bord des Luftschiffs in die Heimat weiterzusenden.

Die Meldung vom erfolgten Start desGraf Zeppelin" wurde von allen großen Neuyorker Zeitungen in Sonder­ausgaben auf den Straßen verbreitet. Den Zeitungsver­käufern wurden die Extrablätter buchstäblich aus der Hand gerissen.

Spanisches Interesse an dem Luftschiff

Wenn die Hin- und Rückfahrt glatt vonstatten geht, be­steht Aussicht, daß auf das Gutachten des mitfahrenden spanischen Obersten Herrera hin die spanisch-argentinische Gesellschaft Colon außer der Mietung des L. Z. 127 ein zweites, noch größeres Zeppelinluftschiff für die Verkehrslinie SevillaBuenos Aires in Auftrag gibt. Herrera, der als Aufsichtsratsvorfitzender der Colon an der Amerikafahrt teilnimmt, sagte:Es ist mir wichtig, daß ich mitmachen darf. Wir sind in unseren Bemühungen um das Zustandekommen einer Luftverkehrslinie Sevilla Buenos Aires um einen großen Schritt weitergekommen und dürfen hoffen, daß die Gegenzeichnung der argen­tinischen Regierung das ganze Unternehmen sicherstellt. Für absehbare Zeit ist L. Z. 127 das einzige betriebs­fertige Luftschiff, das diesen regelmäßigen Verkehrs­dienst übernehmen könnte, und ich hoffe, daß der Amerika­flug den Beweis für seine Stabilität und Leistungsfähigkeit auch auf großer Fahrt erbringt."

Aus Stadt und Laub

Nagold. 12. Oktober 1928.

Damit der Lebensgenuß den Seelenfrieden her- beiführe, mutz er von der Vernunft bestimmt und geleitet werden. Löbell.

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Bon den neuen Arbeitsämtern

Am 8. Oktober 1928 fand im Vezirksratssaal des Ober­amts Nagold die 2. Sitzung des Verwaltungsausschusses des Arbeitsamts Nagold unter dem Vorsitz des neuen Vorsit­zenden Dr. Paul statt.

Die bisher in Calw, Freudenstadt, Herrenberg und Horb bestehenden Vezirksarbeitsämter werden in Neben­stellen des Arbeitsamts Nagold umgewandelt. Calw und Freudenstadt verbleiben in den bisherigen Räumen, Vahn- hofstraße 626, Fernruf N. 174 bezw. Kleinrheinstraße 22, Fernruf Nr. 199. Die Nebenstelle Herrenberg wird in der Seestraße 18, Fernruf Nr. 132 untergebracht: Horb ver­bleibt vorläufig noch im Amtskörperschaftsgebäude, Fern­ruf Nr. 350.

Im Anschluß daran wird zur Person des ständigen Stellvertreters des Vorsitzenden Stellung genommen und eine Geschäftsordnung des Verwaltungsausschusses be­schlossen.

Als letzter Punkt der Tagesordnung erfolgte die Be­stellung des geschiiftsfiihrenden Ausschußes aus der Mitte der Beisitzer, auf Grund einer vom Vorsitzenden ausgear­beiteten Vorschlagsliste. Es wurden gewählt:

Als Vertreter der öffentlichen Körperschaften:

1. Landrat Baitinger, Nagold,

2. Stadtschultheiß Eöhner, Calw.

Als Vertreter der Arbeitgeber:

1. Müller Ernst, Möbelfabrikant, Freudenstadt.

2. Hermann Jakob, Gutsbesitzer, Hohenmühringen.

Als Vertreter der Arbeitnehmer:

1. Schmitt Nikolaus, Freudenstadt,

2. Kocher Felix, Herrenberg.

Damit entsendet Calw und Nagold je einen Vertreter der öffentlichen Körperschaften, Herrenberg einen Vertreter der Arbeiternehmer und Horb einen solchen der Arbeit­nehmer. Freudcnstadt als bevölkertster Bezirk mit der größ­

ten saisonmäßigen Arbeitslosigkeit stellt sowohl einen Ver­treter der Arbeitgeber als auch der Arbeiternehmer.

Die Wanderarbeitsstätte Nagold in den Zähren 18251927

Am 1. Oktober 1969 sind in Württemberg von den Amtskörperschaften die ersten 27 Wanderarbeitsstätten in Betrieb genommen worden. Bis 1927 hatte sich ihre Zahl auf 40 erhöht, von denen die Wanderarbeitsstätte Jagst- selb für das Oberamt Neckarsulm 1927 eröffnet wurde. Die Wanderarbeitstütte Nagold ist 1925 von 2566 Wanderern mit 2566 Verpflegungstagen, 1926 von 3339 Wanderern mit 3339 Verpflegungstagen und 1927 von 3202 Wanderern mit 3202 Verpslegungstagen besucht worden.

Liturgischer Gottesdienst

Heute abend 8 Uhr findet in der Kirche ein liturgischer Gottesdienst statt, dessen musikalischer Teil von den Teil­nehmern des hiesigen Organistenkurses bestritten wird. Da­bei wird der Musik natürlicherweise ein breiterer Raum gegönnt werden müssen. Werke von Eoudimel, Kuhnau, Bach und Reger werden zum Erklingen kommen neben den Eemeindegesängen.

Diehzuchtgenoffenschaft Nagold

Am Mittwoch, den 10. Oktober fand in Altensteig eine Jungviehprämiierung der Viehzuchtgenossenschaft Na­gold statt, die von den Züchtern der Genossenschaft recht gut beschickt war. Die Teilnahme zahlreicher Landwirte an der Veranstaltung war ein Beweis des wiederauflebenden In­teresses an der Viehzucht. Mit großer Aufmerkamkeit wurde nicht blos das Richten der einzelnen Tiere verfolgt, son­dern auch die erklärenden Ausführungen des Herrn Tier­zuchtinspektor Dr. Walther, Herrenberg, zum einzelyen Urteil des Preisgerichtes. Fast jedes einzelne Tier wurde nach seinem Zuchtwerte besprochen und seine Vorzüge und Mängel beleuchtet, so daß jeder der anwesenden Landwirte dies und jenes zum Nutzen der eigenen Viehzucht mit nach Hause genommen haben möchte. Von besonderem züchteri­schem Interesse war die zuletzt gemachte Zusammenstellung der Nachkommen einiger Herdbuchfarren, um sich ein Bild ihrer Vererbungstreue machen zu können.

Im Einzelnen erhielten nachfolgende Tierbefitzer Preise für ihre Jungtiere:

1. Für Farrcn: Gemeinde Eültlingen, Gutsbesitzer und Farrenhalter Seeg er in Monhardt, Schuhmacher-

Freitag, 12. Oktober 1928

meister Mast in Altensteig. Eine Anerkennung: Heide! in Egenhausen.

2. Für Rinder von 1 bis 1)4 Jahren: Müller Molker. Eültlingen, S ch l e e h, zumHirsch", Garrweiler' Kalmbach Friedr., Garrweiler. Eine Anerkennung' Dengl er, Wagner, Schönbronn.

3. Für Rinder von 1)4 bis 2 Jahren: Link, Tröl- leshos, Kalmbach Friedr., Garrweiler, Bäuerle Zum­weiler, Koch Adam, Bösingen, Krauß Philipp, Ali- Nuifra, für 2 Stücke. S ch m i d, Spitalverwalter, Nagold Seid, Zumweiler, Schaber, Vösingen für zwei Stücke' Kern. Schuhmacher, Bösingen, Bühler Carl Eültlin' gen, Wurster Georg, Vösingen.

4. Für Rinder über zwei Jahre alt: Schaible

Eaugenwald, R u o f f, zumRößle", Spielberg Link' Trölleshof, Kaiser, Zumweiler, Hertter Philivv' Effringen. Eine Anerkennung: Koch, Schreiner Bösinaen Koch M.. Vösingen. ' ' "

Das Preisgericht bestand aus den Herren Dr Wal­ther, Herrenberg, Veterinärrat Schach,, Rottenbur., und Schultheiß Braun, Liebelsberg.

Der Veranstaltung wohnten auch Herr Landrat Bai­tinger, Herr Eemeinderat Zimmermann. Alten­steig und der Vorstand des landwirtschaftlichen Bezirks- Vereins, Herr Kleiner, Ebhausen bei. "

Im Anschluß an das in derTraube" eingenommene Mittagessen wurden die Preise verteilt. Dr. Metzger.

Radioausstellung

Der in Funkkreisen bekannten Fa. Hugo Monauni Nagold ist es gelungen, im Anschluß an die Funkausstel- lung in Ulm auch in Nagold eine größere Anzahl bewähr­ter Markenfabrikate von Radio-Apparaten, Lautsprechern Batterien und Einzelteilen, sowie statistischem und Bild­material der Sendegesellschaft Südfunk in Stuttgart und sogar Bilderfunkapparate im Rahmen einer Funkschau zu zeigen. Neben Vorführungen von Spezialgeräten ohne An­tenne sollen vor allem auch llebertragungen von Schall­platten auf einen Großlautsprecher vorgeführt werden. Ferner werden in einer Sonderabteilung für Accumula- toren das Neueste auf diesem Gebiete in Telefonbatterien, Auto- und Motorradbatterien und Nickeleisenüattcrien ge­zeigt. Die Ausstellung findet am Samstag, den 13. und Sonntag den 14. Oktober in Nagold, im Saalbau zum Löwen" statt, (s. Anzeige.)

Herrenberg, 11. Okt. Motorradunfall. Die Nachricht eines Motorradunfalles in der Landeshauptstadt, bei dem eine hiesige Biirgerstochter ernstlich verletzt wurde, erreichte gestern mittag unsere Stadt. Auf einer Rückfahrt von Heil­bronn ereignete sich zwischen Cannstatt und llntertiirkheim das Unglück. Durch das grelle Licht eines Autos geblendet fuhr der Lenker des Kraftrades auf das Bankett und er­litt bei ziemlich schneller Fahrt schwere Verletzungen. Bei der 19jähr. Ella Härter, die auf dem Sozius mitfuhr, wurde nach Urteil des Arztes eine Gehirnerschütterung festgestellt, außerdem starke Kopfwunden, die genäht werden mutzten. Sie wurde in das Katharinenhospital verbracht.

Calw, 11. Okt. Fackeln. Am Abend des Oktobermark­tes begann nach alter Sitte der schöne Jugendbrauch des Fackelns. Auf dem hohen Felsen brannte ein hohes Feuer, weit Uber das Tal hin sichtbar. Eine frohe Jugendschar fackelte hier und stürmte den Berg herab zum Brühl, wo die Fackeln zusammengeworfen werden. Der von lauter Jugendlust hallende, baumumschattete Platz bot im Scheine der Fackeln, Lampions und Feuerwerkskörper ein eigen­artig reizvolles Bild, an dessen Anblick sich eine große Mengenmenge erfreute. Das Fackeln ist ein rechtes Jugend­fest, verbunden mit manchem Streich und Possenspiel, man kann nur wünschen, daß es in seiner ursprünglichen, frohen Form der Calwer Jugend immer erhalten bleiben möge.

kleine Nachrichten ans aller Dell

Der Welfenschatz. Wie weiter berichtet wird, beträgt die Forderung des Herzogs von Braunschweig für den in sei­nem Besitz befindlichen Welfenschatz 10 Millionen Dollar (42 Will. Mk.). Mit dem Verkauf wurde ein Wiener Kunst­händler beauftragt. In Berlin glaubt man aber, daß die Sammlung auch für 20 Millionen Mark nur schwer in Amerika Käufer finden werde, so daß ein Eingreifen der preußischen Regierung im Augenblick noch nicht unbedingt dringend erscheine.

5» Privalposlämker werden Ende Oktober in Berlin eröffnet werden. Die Tätigkeit der privaten Postannahme­stellen wird sich zunächst auf den Verkauf von Wertzeichen aller Art, Brief- und Paketannahme, teilweise auch auf die Telegramm-Annahme beschränken.

Das verpönte Deutschlandlied. Obgleich die Rheinland­kommission nach langem Bemühen von deutscher Seite das Deutschlandlied im besetzten Gebiet endlich gnädigst frei- gegeben hat, wird der Kapellmeister der Kurkapelle in Bad Königstein am Taunus vor das englische Militärgericht in Wiesbaden gezogen, weil er bei der Burgbeleuchtung am 15. September das Deutschlandlied spielen ließ.

Gefälschte Arzneien. Das Große Schöffengericht in Nordhausen verurteilte den Apothekenbesitzsr Hewig m Nordhausen wegen fortgesetzten Betrugs zu 4 Monaten Ge­fängnis und 3000 Mark Geldstrafe. In gewinnsüchtiger Absicht hat Hewig seit nahezu 10 Jahren Arzneien gefälscht, indem er bei Rezepten wertvolle Mittel ausließ oder sie in einem erheblich geringeren Prozentsatz beifügte. Ferner nahm er besonders bei Landkundschaft ganz willkürliche und viel zu hohe Preise.

Prügelei. In der Nacht zum Mittwoch kam es, nach einer Meldung derVossischen Zeitung", auf dem Marr

platz in Marburg an der Lahn zu Ausschreitungen eme

Gruppe von etwa 20 betrunkenen Studenten, die nur Auw hupen, Pfeifen und fürchterlichem Lärm in das Rathaus einzudringen versuchten. Nacktem einige der lungen "ui verhaftet worden waren, wurde der Lärm und die Ruf Burschen heraus" für die Anwohner dermaßen unertrag lich, so daß sie zur Selbsthilfe griffen und Wasserkubel u die Studenten ausgossen. Als auch das nichts fruchtete, z g eine Garde der Marburger Bürger mit Knüppeln Besenstielen gegen die Studenten zu Felde. Bei M ' ren Schlägerei, die nun ein!etz:e, wurde eine Reihe Studenten und Bürgern erheblich verletzt.

Blutiger Mrkshausstreit. In einer Gastwirtschaft m Moosham (Oberpfalz) gerieten drei fremde Kar u