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Nagolder Tagblatt .Der Sejelljchafler-

Montag, 27. August 1828

Mrllemberg

Slnllgark, 25. August. Beih i lfe zur F ° r d e r n n g von Gemeindesaatgutäckern. Die Abg. M e r n- waa und Körner (Bauernbund) haben folgenden An­trag beim Landtag eingebracht: .Der Landtag wE be­schließen, die Staatsregierung zu ersuchen zum owecn oer Förderung von G e m e i n d e s a a k g u t a ck e r n o e r Landwirkschaftskammer besondere Mittel Mr Verfügung zu stellen, um Landwirten solcher Gemeinden, die zur Vermehrung der Gekreideerkrage und zur V rs r gung kleinbäuerlicher Betriebe mit bestem Gaakgut s - dere Saakqukäcker anlegen, eine entsprechende Beihüfe ge- währen zn können-' - Ein weiterer Antrag des Dauern- bunds geht dahin, das Skaatsminisiermm zu ersuchen, znr Wiederinstandsetzung. Verbesserung und Neugrundung mm

Molkerei-Genossenschaften außer den vom

Reich bereitgestestten Mitteln, im Bedarfsfall weitere Dar lehen zu verbilligtem Zinsfuß aus Landesmikteln zur fügung zu stellen-

Savpkmaun Köhl besichtigte die Bosch-Werke. Auf der Durchreise zu den Empfangsfeierlichkeiten m Ulm und Nen- Illm besuchte der Ozeanflieger Saupttnann Kohl die R»- berk Bosch AG. in Stuttgart Er besichtigte die Werke in denen die Zündkerzen und ^gnetapparale ^rqestellt werden, mit denen der erste Ost-Westflug über den Atlan­tischen Ozean durch die .Bremen' erfolgreich durchgefuhrt wurde. Auch die neuesten Apparate für das Flugwesen, die für das Luftschiff .Graf Zeppelin' bestimmten Bosch-Er- Zeugnisse und für das Flugwesen wichtige Laboratoriums- innen wurden voraeführk-

' Die Ausstellung .Der Stuhl' findet vom 15- September Ins 24. Oktober im Ausstellungsgebäude aus dem flnterims- tbeaterpiatz statt. Sie wird von der Staat!. Kunstgewerbe- schule Stuttgart mit Unterstützung des württ. Landes­gewerbeamts veranstaltet.

M rhüfluu g von JauSomnnmffkeu. Der Rote Front- kämpfettnmd hatte m EUingen eia Platzkonzert veranstaltet und dabei Sckrfften oervauft. Die Polizei schritt ein und wollte einen Dolchen 15jährigen Verkäufer verhaften. Die Kommunisten nehmen gegen die Polizei Stellung, und der Verhaftete verschwand. Wegen dieser Gefangenenbefreiung wurde eine Untersuchung eingeleitet und auf dem Schloß- platz ans der Straßenbahn heraus eine Kommunistin ver. haftet. Auch der Kommunist Fried wurde verhaftet.

Aus dem Lande

Markgröningen, 26. Aug. Schäferlauf. Der Mark- gröninger Schäferlauf fand unter großer Beteiligung statt. Mit der Uebergabe der Schäferfahne in dem prächtigen Rathaus begann der Tag. Den Höhepunkt bildete der Fsst- zug und daran schloß sich der Wettlauf, aus dem Hermann Schmohl aus Altheim bei Horb und Emma Seybold aus Markgröningen als Schäferkönig und Schäferkönigin hervorgingen. Durch den starken Andrang auf der Tribüne stürzten einzelne Teile ein, es wurde jedoch niemand ernst­lich verletzt. Das Fest wurde durch diesen Zwischenfall nicht gestört.

Tuttlingen. 26. Aug. Diamantene Hochzeit. Die Eheleute Johann Georg Rieb er und Anna Marie, geb. Stengelin, feierten ihre diamantene Hochzeit. Fünf Kinder, 22 Enkel, 2 Urenkel waren zugegen. Der 86jährige Jubilar und die 80jährige Jubilarin schritten aufrecht zum Altar, um ihren Ehebund erneut segnen zu lassen.

Vom Hohentwiel, 26. Aug. Ausländer-Besuch. Eine große Anzahl französischer und englischer Studenten hatten in Förderung des Friedensgedankens eine Reise nach dem Hegau unternommen. Die Einwohner der umliegenden Ortschaften hatten den fremden Gästen kostenfrei Unter­kunft gewährt. In Bolkertshausen fand auf dem Kirchen­platz eine Friedenskundgebung statt, bei der der französische Professor Dr. Colin und Studienrat Dr Rottirs Ansprachen hielten.

- Oehringea, 26. Aug. Tödlich überfahren. In Finfterrot wurde ein 86jähriger Mann von einem Pforz- heimer Auto überfahren. Er erhielt tödliche Verletzungen.

' kün^lsau, 26. Aug. Zugsverspätung. Wegen eines Schadens an der Maschine erlitt der Frühzug eine Verspätung. Die Reisenden wurden mit dem Postauto nach Waldenburg befördert, wo sie Anschluß an die Züge fanden.

Fragen evangelischer Volksbildung

ep Für den diesjährigen Ferienkurs des Evangelischen Dolksbunds. der vom 20.24. August wie alljährlich in Tr»- dingen unter der Leitung des Landesvorsitzenden Staats- rat O Dr. Mosthaf stattfand, war das ThemaDie evangelische Volksbildung" gewählt worden. Unter den weit über 100 Teilnehmern aus den verfchleden- Sen Gegenden des Landes nahmen auch Pralat H. -vr. Holding er als Vertreter des Evang. Oberkirchenrats, Direktor Bäuerle und Prof. Wilhelm als Vertreter des Württ. Vereins für Volksbildung und Direktor Ile­ge l e von der Württ. Bildstelle an dem Kurs teil. Dom Ev. Presfeverband für Deutschland in Berlin wirkte der Re­ferent für Volksbildung Dr. Bartsch in hervorragender Weise mit. Lebendige, aus der Praxis geschöpfte Sach­kunde bekundeten die Vorträge, die von Stadtpsarrer Schiebe r-Ulm, Dekan Friz-Reutlingen, Dr. B artsch- Verlin, Stadtpsarrer Teufel-Schramberg, Direktor Zie­ge l e - Stuttgart und Stadtpsarrer Kop p-Degerloch aber Volksmusik als Weg zur Volksbildung, christliche Kunst, das Wesen evangelischer Volksbildung, die AusgE der evang. Volksbücherei, Laienspiele, den Film und bo» Rundfunk gehalten wurden. Klar herausgearbsitet wurde in den Vorträgen der neue Begriff der Volks, bildung. die im Unterschied von der älteren Richttmg nicht die Popularisierung von Wissensstoff, sondern Ge- sinnungsbildung und Volksgemeinschaf- aus Grund der Schicksalsgemeinschaft und der göttlichen Lebens- gesetzt anstrebt. Verheißungsvolle Ansätze und Wege einer inneren Erneuerung erblickte man in der Sing- und Laien­spielbewegung. der neuen Büchereiarbeit und einer religiös orientierten Auffassung der bildenden Kunst, sonne in den diese Bestrebungen pflegenden Volkshochschulen. Die Pflicht der evangelischen Kirche, Bolksbrldungsarbeit zu treiben, wurde aus ihrer religiösen Sendung abgeleitet. Auch d em Film und dem Rundfunk mit ihren Massenwirkungen aus die Volksseele Kat sie Beachtung zu schenken und an ihrem Teil zu fördern.

Aus Stadt und Land

Nagold, 27. August 1928.

Es gibt in der moralischen Welt nichts, was nicht gelänge, wenn man den rechten Willen dazu milbringt.

W. v. Humboldt.

Eine Augustwoche

Die dauernde Schönwetterperiode scheint nun endgül­tig gebrochen zu sein, Regen und Sonnenschein haben in letzter Woche in wohltuender Weise abgewechselt. Auch die Tage werden immer kürzer und zeigen uns, daß es nun­mehr dem Herbste zugeht. Noch merken wir es kaum, wie der Sonnenzeiger sich senkt. Aber der unerbittliche Chronos zeigt an, daß die Tage abnehmen und der Sommer sich dem Ende zuneigt. Die Schatten des Abends brechen früh her­ein. Die Sonne sinkt! Bald werden Herbstwinde wehen und die lange dunkle Winterszeit wird uns einhüllen. Es ist das Gesetz der Natur, dem Sonne und Sterne und Men­schenkinder untertan sind, und die Sehnsucht nach Licht und Sonne wird in uns wohnen, wenn die langen Abende kom­men. Aber wir sind denkende Menschen und haben die Er­kenntnis, daß auch wir Kinder des Lichts sind!

War es am Samstag draußen grau und trüb und hat­ten wir uns schon allgemein mit dem Regensonntag ab­gefunden, an dem wir vom Fenster aus dem plätschernden Regen zuschauen wollten, so kam es doch zuguterletzt anders Hatte wohl dichtes Gewölk hin und wieder den Himmel überzogen, so hatte doch der Sonnenschein die Oberhand behalten und das ist für unser Nagold das Wesentlichste, denn dann kommen die Ausflügler zu uns, aus die unsere Geschäftsleute warten. Neben der Unmenge von Autos und Motorädern, waren es besonders die württembergischen und hohenzoller'schen Schreinermeistersöhne, die sich Nagold als Tagungsort herausgesucht hatten. Zwar hatten wir mehr erwartet, wir schrieben, daß wir sie zu Hunderten zählen wollten. Aber auch hier scheint das Sprichwort zur Wahrheit zu werden:Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen". Von einer einheitlichen jugendlichen Begeisterung, die mehr denn nur 80 Meistersöhne hierher hätte führen müssen, war nicht zu viel zu merken und es wird leider auch bei ihnen so sein, wie bei den Meistern selbst, daß sie erst dann unter einen Hut zu bringen sind, wenn ihnen das Wasser an der Gurgel steht. Erst in der höchsten Not werden sie in Wahrheit und in der Tat er­kennen, daß Einigkeit stark macht. Neben der leichtathle­tischen Vereinsveranstaltung des S. V. N. von 1911 e. V. die wie immer sehr regem Interesse begegnete, hatten un­sere Feuerwehrleute eine Abordnung nach Sulz am Eck zur Bezirksfeuerwehrtagung zu entsenden, um dort in sachlicher Beratung und unter kameradschaftlichem Geist sich vorzu­bereiten für ihre Arbeit unter dem Motto:Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr". Der bereits vorliegende Bericht folgt in der morgigen Ausgabe.

Mit dieser Woche ist auch die schöne Ferienzeit zu Ende gegangen. Die Flut der Ferienreisenden strömt in die Hei­mat zurück. Ferienende, Urlaubsende stehen auf den Ge­sichtern geschrieben. Vorbei ist die schöne Ungebundenheit. Lebt wohl ihr Berge, ihr Meereswellen, ihr Wälder und Felder für lange Zeit. Am schwersten haben sich wohl die Kinder von all dem reizvollen Neuen losgerissen. Sie winden sich innerlich unter dem Zwang, der sie wieder in die Schule führt. Wie wird es zu Hause aussehen? All die Bilder verblassen auf der Heimreise und dann kommt aus dem Bahnhof das Zusammenraffen des Gepäcks, das Drän­gen, die Sperre, man ist zu Hause. Vertraut, bekannt und doch so fremd ist alles. Wir sind herausgewachsen aus den Mauern, wo wir die Heimat zu finden glaubten, selbst die Wohnung ist fremd, ihr hat zulange die Seele gefehlt. Doch was nützt das Sehnen und Wünschen. Wir sind wie­der dort, wo die Pflicht uns hält, die uns morgen schon wieder die Arbeit aufzwingt. Gestärkt recken wir die Glie­der, wir sind für den erneuten Lebenskampf gewappnet, denn dort in der Freiheit haben wir die alte Spannkraft wieder gefunden. Nur am Abend denken wir zurück an das Dort", das uns irgendwo in der Welt entzückt hat. Ein schönes Bild, und wenn wir es noch einmal zu sehen be­kommen, werden wir es wieder mit anderen Augen an- blicken und neue Schönheit und Reize an ihm finden.

Und heute Nacht, da ging der Regen ohne Unterlaß hernieder, grauer Dunst nebelte vor dem Fenster und mit hängendem Laub standen Bäume und Sträucher, als sei die Sonne für immer verschwunden. Wie wird es heute und morgen sein?

Landeslagung der Schreinermeister­söhne von Württemberg und Hohenzollern

Wohl unser schönes Nagoldtal, die Gastfreunvschaft seiner Bewohner und nicht zuletzt die beiden schönen großen Säle sind es, die Verbände und Vereine immer wieder dazu bewegen, ihre Tagungen in Nagold abzuhalten. Vorgestern u. gestern waren es die Meistersöhne des Schreinerhandwerks von Würt­temberg und Hohenzollern, die sich zur Tagung u. Beratung bei uns eingefunden hatten. Sie streben nach wirtschaftlicher Besserung ihres Standes und unter dem Jahrhunderte alten leuchtenden SchildHandwerk hat goldenen Boden' wollen sie für ihre Existenz, für eine bessere Lebenshaltung, für einen Wiederaufstieg des Handwerks in jeder Beziehung kämpfen.

Schreinermeistersöhne? Was soll das? Diese Frage werden sich wohl die meisten vorgelegt haben. So auch wir, doch dursten wir uns gestern die Aufklärung holen. Der Bund soll nicht einen neuen Verein darstellen, der allein für sich ohne Bindung nur für seinen eigenen Zweck besteht, sondern er soll die Heranwachsenden Meister beizeiten in die Jnnungsarbeit einführen, aus ihm soll neues, arbeitsfreudiges und sowohl fachlich als auch in Allgemeinbildung geschultes Blut in die Innungen kommen. Im engen Anschluß an die Innungen sollen die jungen Leute herangebildet werden zu der schwelest Arbeit, die sie in der Innung erwartet. Die Ziele im einzel­nen sind: Erweiterung der Fach- und Allgemeinbildung, För­derung der Geselligkeit, Kollegialität und des Zusammenge­hörigkeitsgefühls, Pflege des Berufsstolzes und der Berufs­freudigkeit.

In einem Aufruf heißt es weiter:Gerade beim Hand­werk ist es dringend notwendig, daß sich die Jugend züsam- menschließt. Bei den Gewerkschaften ist die Zusammenfassung der Jugend schon längst durchgeführt. Im Handwerk ist es nun auch höchste Zeit, daß die Jugend schon an der Arbeit der Väter interessiert wird, und daß damit ein schon längst

Versäumtes nachgeholt wird. Es ist ein alter Spruch:Wer die Jugend hat, dem gehört die Zukunft!' Wenn Sie diesen Spruch aus das Handwerk anwenden, so können Sie eigentlich mit nicht allzu großer Hoffnung auf die Zukunft schauen, denn Sie muffen feststellen, daß nirgends so wenig für den Nach­wuchs gesorgt wird wie gerade beim Handwerk. Deshalb wollen wir das Versäumte nachholen! Noch ist es Zeit. Ge­rade das Junghandwerk, die angehenden Meister sollen in dem kommenden Existenzkämpfe in der Lage sein, bei Ausfall eines Altmeisters in die Bresche zu springen und die Lücke wieder auszufüllen. In dieser Erkenntnis ist auch unser Bund ins Leben gerufen worden. Einen durchschlagenden Erfolg können wir aber nur dann erzielen, wenn alle Schreinermeistersöhne sich in unserem Bunde zusammenschließen. Wir hoffen und wünschen, daß ihr Schreinermeistersöhne die Notwendigkeit un- seres Bundes erkennt und daß ihr euch unserem Bunde an­schließt zu gemeinsamer Arbeit zu Nutz und Frommen unseres schönen Schreinerhandwerks'.

Nach einer einleitenden Vertretersitzung am Samstag Abend in derWaldlust' war auf gestern morgen in der .Traube' die ordentliche Tagung anberaumt, zu der einschließlich der geladenen Gäste ungefähr 100 Damen und Herren anwesend waren. Zunächst begrüßte der Vorsitzende des Bundes, Kir- ch e r-Stuitgart, die erschienenen Kollegen und die Ehrengäste unter denen vor allem Stadtschultheiß Maier-Nagolv, Ober­meister Gabel-Nagold, Gewerbeschulrat Beutelspacher-Nagold, Gewerbeschulrat Aldinger-Calw und Syndikus Müller-Karls­ruhe zu nennen wären. Der Referent gab zunächst einen klei­nen Ueberblick über die Notwendigkeit des Bundes, die in der Not des Handwerkerstandes begründet liege, des Handwerks, das früher so hoch geachtet dagestanden habe und heute viel­fach so am Boden liege. Die Schreinerinnung sei die erste, die erkannt habe, daß sie sich der Jugend annehmen müsse, um wieder einen Aufstieg zu erleben. Der Bund der Söhne sei dafür bereit, mit der Innung durch Dick und Dünn zu gehen. Stadtschultheiß Maier begrüßt den Bundestag im Namen der Stadt und der Stadtverwaltung und dankt für die Verlegung des Bundestagung nach Nagold. In seinen Ausführungen kommt der Redner auch auf die Absatzstockung im Schreiner­handwerk zu sprechen. Er glaubt, daß es hier an etwas fehle (hohe Spanne zwischen Erzeuger- und Verkaufspreis l) und das müsse wohl an nicht organisierter Abgabe der Produkte liegen. Dies sei ein fruchtbares Gebiet, mit dem sich die Jugend mit ihrer Spannkraft und ihrem Tatendrang beschäftigen solle und müsse. Der Bund solle sich nicht nur mit ideellen sondern auch mit wirtschaftlichen Zielen befassen. Stadtschultheiß Maier gibt hier einzelne Möglichkeiten an die Hand: Permanente Aus­stellung, gemeinsame Verkaufstellen. Es gebe hier wohl Schwierig­keiten zu überwinden, doch seien Schwierigkeiten dazu da, um überwunden zu werden. Die brausende Jugend und das bedäch­tige Alter würde schon den richtigen Weg dazu finden. Als nächster dankt Obermeister Gabel-Nagold im Namen der Nagoldcr Schreinerinnung für die Einladung und erläutert und zerstreut die Zweifel, die über die Notwendigkeit des Bundes be­stehen. Die Tagung möge dazu beitragen, das Handwerk zu heben, auf daß es wieder erblühen möge wie in alten Zeiten. Obermeister Z e e b - Stuttgart überbringt die Grüße des Würlt Schrerner- meisterverbandcs. Alfred Günther-Nagold gibt in einer Begrüßungsansprache seiner Freude über die Verlegung der Tagung nach Nagold Ausoruck und Syndikus Müller- Karlsruhe übermittelt die Wünsche des Badischen Schreiner­meisterverbandes. Wäre auch in Baden bis heute kein Verband der Meistersöhne ins Leben gerufen worden, so zeige doch die Leitung das größte Interesse an einer solchen Bewegung und es würde die Möglichkeit bestehen, daß auch Baden in Bälde einen solchen Bund ins Leben rufen würde zum Wohle des gesamten Handwerks. Gewerbeschulrat Al ding er-Calw freut sich, daß die Bewegung keine Ausbootung alter, bewähr­ter Kräfte bedeute, sondern daß sich der Bund bemühe durch Heranbildung der jungen Meister im Verein mit dem Alter zu arbeiten. Die Ausbilduugsmöglichkeit sei heute so groß, daß es nur an den Beteiligten selbst liege, hiervon Gebrauch zu machen. Dies sei eine gute Aufgabe der Gaubünde, die auf die Ausnützung der Ausbildungsmöglichkeiten hinwirken sollten. Weiter wendet sich der Redner gegen die oft etwas große Aengstlichkeit der Gemeinden (Nagold nahm der Referent in nachdrücklicher Weise aus) in dem Ausbau der Gewerbeschulen im Vergleich zu dem der höheren Schulen. Gewerbeschulrat Beut elf pacher-Nagold erkennt in seinen Ausführungen die Notwendigkeit des Zusammenschlusses an und zeichnet die parallel gehenden Ziele des Bundes und der Gewerbeschule, indem beide tüchtige Schreinermeister und gute Staatsbürger erziehen wollen. Dr. Scherl, Schriftleiter vomWürtt. Hand­werk* versichert vie Unlerstützungsfreudigkeit der Presse gegen­über den Bestrebungen und ist bereit, imWürtt. Handwerk' Platz und Raum für den Bund zur Verfügung zu stellen. Nach Verlesung zweier Schreiben vom Württ. Schreinermeisteroerband und dem Bunde der Metzgersöhne gibt der Vorstand den Ge­schäftsbericht von 1927/28, der von reger Tätigkeit in der Or­ganisation zeugt und jvon Versammlungen, Kursen, Vorträgen usw. berichtet. Siller-Ludwigsburg übermittelt das Ergebnis der vorabendlichen Vertretertagung. Die Neuwahlen ergaben kein wesentlich neues Bild. Lediglich wurden als Schriftführer Müller-Stuttgart, als Kassier Wiedmann-Feuerbach und einige Beisitzer neu gewählt. Von Brandt-Stuttgart wurde anschließend ein interessanter Vortrag über Beizen und Polieren des Holzes und von Bez. Dir. Hey mann von der Stuttgarter Allianz ein solcher über einen Kollektiv-Unfallvertrag des Bundes gehalten. Nachfolgend wurde beschloffen, den Klostergau der besseren Verständlichkeit wegen in Nagoldgau umzutaufen. E'ne Arbeitsgemeinschaft aller Söhneorganisationen begegnete großem Interesse, zumal so die Möglichkeit gegeben ist, in Gegenden, wo nur kleine Berussgruppen bestehen, trotzdem Kurse und zwar gemeinschaftlich abzuhalten. Der Bedienung der Fachpresse durch Aufsätze und Anregungen usw. soll in Zukunft größere Aufmerk­samkeit geschenkt werden. In diesem Sinne wurde ein ernst­hafter Appell an die Versammlung gerichtet. Nach einer Schluß­ansprache des sehr rührigen Vorstandes durfte die Versamm­lung auseinandergehen in dem Bewußtsein, das in ihren Kräf­ten stehende geleistet zu haben.

In den Nachmittagsstunden pflegte man in schöner Werse bei Musik und Tanz gemeinsam mit dem Sühnebund der Metz­germeister gemütliches Beisammensein und am Abend war es den noch hier verweilenden Söhnen möglich, einige Stunden im geselligen Kreise des Sportvereins zu verbringen. Am heu­tigen Montag findet ein Ausflug mit einem Auto der Frrma Benz L Koch nach Baden-Baden statt.

Skeuerkalendcr für September

s. Sept.: Abführung des Lohnsteuerabzugs für die Zeit vom 16.

bis 31. August, bzw. für den ganzen Monat August.

10. Sepl.: Anmeldung und Zahlung der Börsenumsatzsteuer für den Monat August durch Verrechnungsverfahren.

20. Sepk.: Abführung des Lohnfteuerabiugr für die Zeit vom 1. bis 15. AeptMber.