Seite 2 Nr. 189

Nagolder TagblatrDer Gesellschafter*

Dienstag, 14. August 1928

Wikingbunds, Abel, Hut in letzter Zeit gegen seine früheren Gesinnungsgenossen Enthüllungen in verschiedenen Zei­tungen veröffentlichen lassen. U. a. beschuldigte er den früheren bayerischen Oberleutnant Braun, der in Buda­pest in Privatstellung ist, des Mords an dem sozialdemo­kratischen Abgeordneten Gareis in München. Ferner behauptete er, der Chef der bayerischen Landespolizei, Oberst v. Seiher, der Oberregierungsrat Bernreuther und der Kriminalkommissar Wenzel hätten 1923 zur Zeit des Ruhreinfalls wissentlich falsche Pässe ausgestellt. Von amt­licher Seite wird dazu erklärt, daß Abel ein politischer Abenteurer sei. Er trat in München unter falschem Namen auf und wurde dort im November 1923 verhaftet und nach längerer Schutzhaft Anfang 1924 nach Berlin aus­geliefert, da er wegen Münzfälschung steckbrieflich verfolgt war.

Oberleutnant a. D. Braun hat sich, als er von der Angeberei Abels erfuhr, sofort der Polizeibehörde in Buda­pest gestellt und um seine Vernehmung gebeten. Er erklärte, er habe mit der Ermordung des Gareis nicht das mindeste zu tun. Dagegen kenne er den Abel, der gegen ihn (Braun) schon wiederholt die Bezichtigung des Mords erhoben habe. Die Münchener Behörden untersuchen den Fall.

Der Hausbesitzertag in Görlitz

Görlitz, 13. August. Gestern wurde hier der 49. Ver­bandstag des Hauptverbandes Deutscher Haus- und Grund- befitzervereine abgehalten. Universitätsprofessor Dr. Iljin sprach über »die Enteignung in Rußland und ihre Bedeu­tung für die Welt", die mit Strömen von Blut durchgeführt worden sei. Woran das Eigentumsbewußtsein der Welt kranke, sei Neid und Habsucht: man sucht Reichtum und Macht durch gesetzwidrigen Umsturz und Blut.

Stadtrat Humar°München begründete die Forder­ungen der deutschen Hausbesitzer an den neuen Reichstag. Vorab müßten alle Gesetze der Zwangswirtschaft im Woh­nungswesen aufgehoben werden. Der geplante Entwurf eines Wohnheimstättengesetzes sei abzulehnen, ebenso Aen« -erungen des Bürgerlichen Gesetzbuchs im Sinn der Schaf­fung eines sozialen Mietrechts. Ms Allheilmittel zur all- mählichen Sozialisierung des Grundeigentums werde von den Bodenreformern die Wegsteuerung der Grundrente empfohlen. Demgegenüber sei auf die Tatsache zu ver­weisen, daß der deutsche Hausbesitz im Rechnungsjahr 1926/27 nicht weniger als 1451,1 Millionen Mark Mietzins­steuer gezahlt habe. Diese Summe übersteige die Einnah­men aus jeder anderen Steuerguelle einschließlich der Zölle. Im Kalenderjahr 1927 habe die Mietzinssteuer.sogar 1569,3 Millionen erbracht. Bei der bisherigen Regelung der Auf­wertung müsse es sein Bewenden haben. Der in der Weimarer Verfassung gewährleistete Schutz des Privat­eigentums und die Vertragsfreiheit müssen eingehalten werden.

Die nächste Tagung findet 1929 in München statt.

Aufforderung an Präsident Calles um Verbleibes im Ami

,^LoM>on, iz August. .Times' meldet aus Mexiko: Heber 100 politische Gruppen haben ein Gesuch unterzeichnet, in dem Präsident Calles, dessen Amtszeit am 1. Dezember

öS. ablSust, aufaesordert wird, zwei Jahre länger im Amte zu bleiben. Der Vorschlag wird dem Kongreß bei jemem Zllfanrmentritk am 1. September unterbreitet werden.

Der Legionärstag in Mlna

Wllna. 13. August. Marschall Pilsudski ist am Sams- tag nachmittag in Wilna, seiner Vaterstadt, eingetroffen. Der Diktator wurde wie ein Herrscher von den etwa 10 000 ehemaligen Legionssaldaten, die sich in der Stadt eingefun­den hatten, empfangen. In der Kathedrale wurde von Bischof Bandurski eine Messe gehalten. Den Höhepunkt bildete die Rede Pilsudskis auf dem Platz vor der Kathe­drale, die aber nur wenig politisch war. Die Befürchtungen. Pilsudfki möchte den Legionärstag zu einem Staats­streich benützen, um sich als König von Polen auszurufen oder einen Einfall tn Litauen zu machen, haben sich nicht bestätigt. Es war auch wenig wahrscheinlich, daß Pilsudski einen solchen Gewaltstreich wagen werde, denn für alle Fälle hatte Rußland starke Heereskräfte nahe der polnischen Grenze ausgestellt und am Freitag kreuzen 23 russische Kriegsschiffe an der litauischen Küste vor Memel, Die Wil- naer Feier verlief daher ruhia.

Die Legionäre faßten unter anderem eine Entschließung, in der versichert wird, alle Legionäre werden ihre Anstren­gungen vereinigen, die jetzige polnische Verfassung derart zu ändern,, daß das denkwürdig« Werk des Marschalls Pilsudski für immerwährende Zeiten befestigt werde. (Gemeint ist vor allem die Einschränkung der Be­fugnisse des Parlaments.)

Hoovers Programm

San Franziska, 13. August. 3m Stadion der kaliforni­schen Skandard-Ilniversikät fand am Samskag die feierliche Verkündigung der republikanischen Präsidentschaftskandi­datur des früheren Handelsministers Herbert Hoover statt, nachdem er bereits vom Parkeikongreß in Kansas City zum Kandidaten gewählt worden war. Hoover sprach sich für eine wirksam« Durchführung des Alkoholverboks aus, jedoch sollen Mißstände beseitigt werden. Die dring­lichste Aufgabe seien staatliche Hilfsmaßnahmen für die Landwirtschaft, nicht durch Verabreichung von Skaaksgeldern, sondern durch Erhöhung gewis­ser Zölle, Verbesserung und Verbilligung des Fr achk- verkehrs und Förderung d«r Verkaufs­genossenschaften durch staatliche Unterstützung. Hoover ermahnte, seinen demokratischen Gegenkandidaten Smith (Gouverneur von Nenyork) nicht deshalb anzu- greifen, weil dieser Katholik sei. Die auswärtige Politik müsse dem Frieden und der Abrüstung die­nen, die amerikanische Flotte müsse aber stark bleiben. Hoover sprach sich ferner gegen die Ursprungs­klausel des Einwanderungsgesetzes aus, auf Grund deren bekanntlich im Kongreß Bestrebungen im Gang sind, die deutsche Einwanderung auf die Hälfte des zur Zeit gellenden Einwanderungsankeils herabzusetzen.

Die Beisetzung Raditschs

Agram, 13. Aug. Der kroatische Bauernführer Stefan Raditsch ist gestern beerdigt worden. Die Beisetzung ge­staltete sich zu einer gewaltigen Kundgebung, an der über 100 000 Menschen aus den westlichen Teilen Südslawiens teilnahmen. Im Hof des Bauernheims, wo die Leiche auf­gebahrt war, wurden einige tausend Kränze niedergelegt, darunter eine von dem Bauernführer Guketsch gestiftete Dornenkrone mit den kroatischen Nationalfarben, an dem die Revolverkugel befestigt war, die Raditsch am 20. Juni getroffen hatte. König Alexander hatte durch eine Ab­ordnung von Gardeoffizieren einen Lorbeerkranz aus rei­nem Silber gesandt. Die erste Ansprache auf dem Friedhof hielt der neue Bauernoberführer Dr. M a t s ch e k. der Nach­folger Raditschs. Einer der zehn Redner, Dl. Trum- bitsch. sagte:Kroatien wird auferstehen, und zwar sehr bald." Die Beerdigungsfeier dauerte acht Stunden.

Eine Kundgebung der Internationale

Brüssel, 13. August. In den letzten Tagen fand in Brüssel der Kongreß der sozialistischen Internationale statt, deren Ergebnis in einer Kundgebung zufammengefaßt wurde: Der Nationalismus sei trotz des Kriegs wie­der erwacht und ein Rüstungswettlauf habe begonnen. In gewissen Ländern sei die Demokratie von der Diktatur erdrosselt worden. Der Kapitalismus versuche die Lasten des Kriegs auf die Arbeiterschaft abzuwälzen. Der Kellogg- vertrag sei zu billigen, nicht aber, daß gewisse Nationen Vorbehalte gemacht haben und daß Sowjetrußland aus­geschlossen sei. Die Revolution in China sei zu begrüßen. Aegypten und Indien sollen unabhängig sein: der Suez­kanal soll unter die Aufsicht des Völkerbunds gestellt wer­den. Zu verwerfen sei der italienische Faszismus, die Dikta­tur in Polen und Litauen und der Bolschewismus, dochwerdediesozialistischeJnternationale S o w j e t r u ß l a n d gegen Angriffe des Kapi­talismus verteidigen.

Otto Bauer-Wien führte aus, die Hoffnungen des Proletariats von 1918 seien nicht in Erfüllung gegangen; der K a p it a l i s m u s sei heute stärker denn je, was wohl daran liege, daß der Kapitalismus eine starke Stütze bei der Bauernschaft gefunden habe. Wenn aber die Landwirtschaft mehr und mehr industrialisiert werde, dann werde auch diese Stütze fallen.

Gegendie Kundgebung stimmten die englischen Sozia- , listen wegen Sowjetrußlands. Sie Erklärten, die englischen I Sozialisten verwerfen jede Diktatur, auch die des I Proletariats.^

Württemberg

Stuttgart. 13. Aug. Verbot der Verwendung geflickter Sicherungen. Für alle Abnehmer elek­trischen Stromes ist es von Wichtigkeit zu erfahren, daß das Wurtt. Innenministerium die Feuerpolizeiordnung geän- dert und dabei die Vorschriften über die Instandhaltung der elektrischen Starkstromanlagen neu erlassen hat. Gefährlich ist die Verwendung geflickter Sicherungen. In den nunmehr geltenden ministeriellen Vorschriften ist diese Verwendung ausdrücklich verboten und unter Strase gestellt worden Wer sich vor Schaden und Strafe bewahren will, prüfe sofort seine elektrischen Anlagen auf das Vorhandensein geflickter Sicherungen, entferne diese und vermeide künftig unbedingt die Verwendung von solchen. ^

Cannstatt, 13. Aug. Tödlicher Unfall. Heute früh gegen 9 Uhr wurde beim Viadukt von einem abwärts fah­renden Straßenbahnwagen ein 8jähriges Mädchen erfaßt und ein Stück weit geschleift. Das Kind war sofort tot. "

Obertürkheim, 13. Aug. Einweihung der Frie­denskirche. Am Sonntag nachmittag wurde die Frie­denskirche der Methodistengemeinde an der Uhlbacherstratze feierlich eingeweiht.

Tübingen. 13. Aug. Von der Universität. Dem Assistenzarzt an der Klinik für Gemüts- und Nervenkrank­heiten der Universität Tübingen, Dr. Heiden ha in, ist die Lehrberechtigung für Psychiatrie und Neurologie an der medizinischen Fakultät erteilt worden.

Nachts wurde aus dem vor dem Hauptbahnhof stehen­den Omnibus der Linie LustnauDerendingen ein Geld­betrag von etwas über 100 Mark aus der Geldtasche ent­wendet, die der Führer auf seinem Sitz hatte liegen lassen, während er sich für kurze Zeit entfernt hatte.

kleingartach OA. Brackenheim, 13. August. Groß­feuer. In der Stadtpfarrscheuer war in der Nacht zum Samstag ein Brand ausgebrochen, wodurch zwei Wohn­häuser und zwei Scheuern, sowie ein großer Anbau mit Mosterei vernichtet wurden. Das Vieh konnte gerettet werden. Der Schaden ist bedeutet. Brandgeschädigt sind Karl Hein, Friedrich Bildmann, Karl Sachsenheimer und Jakob S.

Hall, 13. August. Erschwerte Amtsunterschla- gung. Der 51 Jahre alte verh. Landwirt und frühere Landpostbote Friedrich Hirth von Honkling Gemeinde Unterrot OA. Gaildorf, wurde wegen fortgesetzten Ver­brechens der erschwerten Amtsunterschlagung in Tateinheii mit Urkundenvernichtung und Urkundenfälschungen zu der Zuchthausstrafe von 1 Jahr 4 Monaten, abzüglich 2 Monate Untersuchungshaft, sowie zu der Geldstrafe von 100 Mark und Traguna der Kosten verurteilt. Der Angeklagte, der durchaus geständig war, hat inzwischen sämtliche verun­treuten Beträge wieder ersetzt, sodaß niemand einen Scha­den erleidet.

Reichenbach a. F., 13. August. Ein Hundertjähri­ger. Die am Sonntag den 19. August stattfindende Jahr­hundertfeier des hier wohnhaften Stationskommandanten a. D. Köhle verspricht ein großes Fest zu werden. Der Jubilar ist im besten Wohlbefinden und alles freut sich mii ihm auf den Jubeltag.

Waldsee, 13. August. Von einem Zechpreller erschossen. Der gutbekannte Gastwirt Bott in Weit- prechts, Gemeinde Wolfegg, fiel einem Verbrechen zum Opfer. Ein in seiner Wirtsstube anwesender zweifelhafter Mensch versuchte, das Lokal zu verlassen, ohne die Zeche begleichen. Als ihn der Wirt zur Rede stellte, zog der Zech­preller plötzlich einen Revolver und tötete ihn durch einen Herzschuß auf der Stelle. Der Täter, der unbekannt war, flüchtete und konnte bis jetzt noch nicht festgenommen wer­den. Sein Begleiter, der sich ebenfalls in dem Lokal auf­hielt, wurde festgenommen. Er behauptet, ihn zu kennen, doch wisse «r seinen Namen nicht.

Ellwangen. 13. August. Vermißt wird seit bereits 4 Wochen der Pferdehändler Leopold Neuburger jr. Er, der seit einigen Jahren auf einer Seite teilweise gelähm! ist, ging unter dem Vorgeben, zum Pferdekauf nach Belgien zu reisen, von hier weg. Man weiß von ihm, wie dieJpf- und Jagstzeitung" meldet, nur soviel, daß er aus einer Nörd- linger Bank Geld abhob und auf dem Frankfurter Pferde­markt noch anwesend war. Seitdem fehlt jede Nachricht und Spur von ihm.

Der Schmied von Murvach.

Roman von Leontine v. Winterseld-Platen.

Copyright btz Brriucr t Tmnp-, Berlin W30.

Nachdruck verbot«.

7. Fortsetzung.

Er reckte die Arme und sprang auf den moosigen Fels-- stern, aus dem er gesessen. Hoch und steil stand er so in der leuchtenden Junisonne, die seine braune Haut mit ihren Strahlen küßte und eine wohlige Wärme durch feine Glieder fluten ließ. Ein froher Trutz lag auf sei­nem Gesicht, denn er war gewiß, daß er etwas finden würde, das alle Makel von seinem Namen wusch. Und wie einer, der lange an Einsamkeit und Wildnis gewohnt ist, ließ er seine Augen prüfend umherschweifen, eine Stätte suchen, wo er des Nachts sein Haupt hinlegen könnte.

' Er bückte sich und kroch tiefer hinein in das Dickicht, wo die Wettertannen ihre Zweige ineinanderwoben wie ine undurchdringliche Hecke. Es war so lautlos still hier auf der Höhe, wo nur das Sonnenlicht verstohlen durch das Astwerk lugte und kleine Vögel zwitschernd durchs Gezweig huschten. Ganz leise hörte man in der Ferne das Rauschen der wilden Lauch, die über Steingeröll und Kiesel fröhlich zu Tal sprang. Aber zwischen dem Rauschen, da klang noch etwas anderes etwas wun­dersam Weiches, Fremdes, das er nicht zu erklären wußte. Er schlich behutsam näher, die Ursache des seltsamen Klanges zu ergründen. Es war ein Kind seiner Zeit dazu ein Landsknecht und wilder Geselle, und glaubte fest a» Nixen und Zwerge, Hexen und Zauberei. So schlug « auch erschrocken ein Kreuz, als er auf einem der Fels­steine plötzlich eine lichte Gestalt sitzen sah, der die Wasser­tropfen im langen Haar blinkten, das wie ein schwarzer Mantel um ihr Helles Gewand flutete. Sie mochte wohl gebadet haben, denn auch die bloßen Füße waren noch naß vom Wasser der Lauch. Sie saß ganz st , die Hände um die Knie gefaltet, und ließ das Haar in der Juni- jonne trocknen. Dabei sang sie mit schwerer, tiefer Stimme

ein Lied, das wundersam hineinklang in das Rauschen der Wasser. Tie tiefen Augen mit den langen, dunklen Wimpern sahen in weite Fernen, als suchten sie dort etwa? Großes, Wunderbares.

Ter Bursche im Tannendickicht stand ganz still und wagte nicht, sich zu rühren, das Herz klopfte ihm zum Zerspringen, und er war doch sonst et« mutiger Gesell.

Aber das Unglück wollte, daß ein Tanuenzweiglein seine Nase streifte, so daß er niesen mußte.

Jäh wandte die Frau auf dem Stein den schön« Kopf und konnte einer Röte nicht wehren, die ihr über die Wangen sprang. In Zorn furchte sie die Stirn und sagte herb:

Was belauschst du mich hier, Bursche, aus heimlichem Hinterhalt? Stehst du schon lange hier?"-

Er trat einen Schsitt näher, aus dem Dickicht heraus, st» daß er hoch und frei vor ihr stand auf der Lichtung.

,Hch bin eben erst gekommen, Fraue/r sagte er leise, d'-weil mich Euer Gesang gelockt. Seid Ihr wohl eine der Nixen, die uns in das Wasser ziehend

Sie schüttelte den Kopf und lächelte.

Ich bin ein Mensch von Fleisch und Blut wie du. Ulrich Jlmfelder. Nur, daß ich eben ein wenig badete in der Lauch, wie ich es gerne tue an heißen Svmmer- tagen."

Er war zusammengezuckt, als sie seinen Namen nannte.

Woher kennt Ihr mich, Franc? Ich weiß nicht, daß ich Euch schon einmal sah."

Sie strich mit der Hand durch die Luft.

Namen sind leerer Schall. Und doch weiß ich, daß du leiden mußt, weil du deines Vaters Namen trägst. Gesell."

Er stand noch immer aus demselben Fleck, einige Schritte entfernt von ihr. Die schäbige Mütze hielt er in Demut in der großen, braunen Hand, über sein blonde? Haar strich der weiche Sommerwind.

Sie sah ihn an, wie versunken in seine herbe, stolze Kraft.

Als du bei Eiring Grantner, dem Bürgermeister, warst, um Arbeit batest, sah ich dich. Ich bin des Grant- ners Tochter."

,,Ja, Franc, jetzt fällt mir ein, daß Ihr da cu« Fenster saßet und nähtet. Weil Euch die Haare heute löse über dem Rücken hängen, habe ich Euch nicht erkannt. Ihr dürft es mir nicht verargen."

Sie schien seine Rede nicht gehört zu haben und sah an ihm vorüber ins weite Land.

Und was willst du nun beginnen, armer Bub. wo sie dich in Gebweiler nimmer haben wollen?"

Er zuckte die Achseln.

Es ist ja so viel Fehd jetzt im Land ringsum, da Pud' ich allweil Dienste bei einem Herrn, die Söldner N«b starke Mannen wohl brauchen können."

Er reckte die Arme, daß sich seine Muskeln spannte», als wollte « sagen: So einer bin ich.

Sie wiegt« de» Kopf und sah ihn nachdenklich an.

Es ist schade, daß der Vater so grimmig ist. Geb­weiler hätte einen tüchtigen Waffenschmied bekommen <m dir. Aber was stehst du so starr wie die steinernen Heiligen in der St. Leodegarkirche da unten- Du mußt ja müde werden davon."

Da kam er drei Schritte näher und setzte sich schwer in bas Gras zu ihren Füßen.

Ich weiß nicht, was das ist, müde zu sei«, Fraue. ch bin noch niemals müde gewesen in meinem Leben, he wir den Sturm auf den Hugstein machten, um d« Burgunder freizubekommen, sind wir drei Tage und drei Nächte marschiert ohne Ruh und Rast, dieweil es Eile hatte. Sie waren alle todesmatt zum Umfallen, nur icb spürte nichts. Als mich dann im Nahkampf ein Schwert- Hieb am Haupte traf, sprang das Schwert entzwei, aber Mttn Schädel blieb ganz."

Er lachte und fuhr sich mit der Hand über die Stirn

,Zier ist noch die Narbe davon. Es war ein schöner, wilder Tanz dazumal."

Die warme Junisonne hatte Edula Grantncrs Haar getrocknet. Sie strählte es mit einem Kamm aus Elfen­bein und flocht dann zwei lange Zöpfe, die sie niederhängeu^ ließ auf den Rücken. >

Dann stand sie langsam auf in ihrer ruhigen, ao»j messenen Bewegung, die sie immer an sich hatte.

(Foetsetzicng folgt, l .