Seite 2 Nr. 1ÜV

NagolLer TagblattDer Gesellschafter"

Montag. 30. April 1928

Seite 3

an der Schaffung einer neuen Partei gearbeitet, um das ägyptische Volk zu zersplittern und den beherrschenden Einfluß der Nationalisten zu brechen. Die neue Partei will angeblichdie Unabhängigkeit Aegyptens in ruhiger Ent­wicklung" anstreben-, ihre Agenten verfügen über reiche Geldmittel. Der Grundsatz der englischen Politik war seit Jahrhunderten: Trenne und herrsche!

Amerika und England in Persien

London, 29. April. Wie derDaily Telegraph" meldet, übergab die persische Regierung den Gesandten der Mächte, die an den sogenannten Kapitulationsverträgen mit Persien beteiligt sind (dieKapitulationen" enthalten die Bevor- rechtung- der betr. Ausländer, namentlich bei Rechtsstreit), eine Note, nach der die Kapitulationen am 10. Mai ab geschafft werden sollen. Als Rechtssicherheit für die Ausländer bietet Persien u. a. an, daß ausländische Rechts­anwälte als Rechtsberater ernannt, ein besonderes Schieds­verfahren für Handelsstreitfälle eingerichtet werden solle. DerDaily Telegraph" hält diesen Ersatz für ungenügend, auch Italien, Holland und Amerika würden kaum zu­stimmen. (England, das gegenwärtig auf gespanntem Fuß mit Persien steht, möchte wohl Verwicklungen mit Persien herbeiführen.)

Der Präsident der Bereinigten Staaten Coolidge hat dem SchahvonPersien anläßlich des zweiten Jahres­tags seiner Thronbesteigung ein herzliches Glück­wunschtelegramm gesandt. Der Glückwunsch hat im Hinblick auf die englisch-persische Spannung besondere politische Bedeutung.

Nach einer Meldung aus Teheran ist der Schweizer Bankdirektor Dr. Wälder zum Generalschatzmeister Per­siens ernannt worden. Aus dem Erlös des Verkaufs von Staatsländereien und eines Teils der Kronjuwelen soll eine Persische Staatsbank gegründet werden, als deren Leiter der deutsche Bankier Lindenblatt ausersehen sein soll.

Tsinanfu wieder in Händen der Nordlruppen

London. 29. April.Times" berichtet aus Schanghai: Das nationalistische Hauptquartier erhielt heute die Nach­richt, daß Nordkruppen Tsinanfu wieder genommen haben und daß heftige Kämpfe zwischen Tsinanfu und Taianfu im Gang seien. Letzteres war von den Nationalisten nicht ein­genommen worden.

Mrllemberg

Die Iubiläums-Gartenbauausstellung in Stuttgart

Stuttgart, 29. April. Am Samstag vormittag 11 Uhr fand die Eröffnung der Iubiläumsgartenbauausstellung in der Gewerbehalle in Stuttgart statt. Die Gewerbehalle war in einen unvergleichlichen Blütengarten verwandelt. Garten­architekt Paul G r o tz - Stuttgart, der mit der Anordnung und Durchführung der Ausstellung betraut war. hat diese Aufgabe in ausgezeichneter Weise gelöst und hat unter Mit­wirkung des Vorstandes des Gartenbauoereins, Gartenbau­inspektors P. Ehmann - Stuttgart, in die große Halle ein farbenprächtiges Gesamtbild hineingezaubert. Im Erd- geschah der Halle zeigen 28 Aussteller in abwechslungs­reichem Farbenspiel ihre zum Teil seltenen Erzeugnisse. Auf der Galerie qeiyt die städtische Earteninspektion einen Aus­schnitt aus einem in voller Bllltenprachr sich vesinvenvei» Garten, dessen Mittelstück durch eine Originalplastik von Professor Janssen-Stuttgart geziert ist. Auf der linken Galerieseite findet der Kakteenliebhaber einzigartige Samm­lungen von Kakteen und Succulenten. Das Mittelstück dieser Seite wird beherrscht durch prächtige Pflanzen, die besonders auch durch ihre gute Aufstellung und großes So» timent aus den Beschauer wirken. Die gegenüberliegende Seite der Galerie zeigt eine reichhaltige Ausstellung gärt­nerischer Bedarfsartikel, an die sich die reichhaltige Aus­stellung des Gemüsebauoereins Groß-Stuttgart und Um­gebung anschließt. Auf derselben Seite befinden sich noch verschiedene Kojen, in welchen die Gartenkunst und Garten­architektur zu Wort kommt. Durch den dem Haupteingang gegenüberliegenden Ausgang des Erdgeschosses kommt man in eine neue Halle, in welcher vier Aussteller künstlerischen Blumenschmuck und Bindereien zeigen, darunter je ein Zelt mit dem MottoEhrentag einer Künstlerin" undDas Heim der Mutter am Muttertag". In einem weiteren Saal werden von der Wilhelmgärtnere: Cannstatt prächtige und seltene Warmhauspslanzen und von den vereinigten Nelken- ruichtern wundervolle Nelkenblumen zur Schau gebracht. Im Freien erblickt man eine große Gruppe schönster Ko­niferen und Nadelhölzer, ferner tadellos gezogene Obst­bäume und Ziersträucher. In einem anschließend auf­gestellten neuartigen Gewächshaus trifft der Besucher noch einmal auf eine außerordentlich umfangreiche Sammlung wertvoller und seltener Kakteen, die sich zum Teil in schöner Blüte befinden. Jeder Blumen- und Pflanzenfreund wird von dem Besuch dieser prächtigen Ausstellung aufs höchste befriedigt sein.

Stuttgart. 29. April.

Eingaben an den Landtag. Dem Landtag sind in der Zeit vom 19. März bis 18. April 43 Eingaben zugegangen. Oie Zahl der Eingaben hat damit 1469 erreicht.

Der Raubübersall im Eberhardsbau vor dem Schwur­gericht. Am 19. Januar dieses Jahres wurde im Cafe Eberhardsbau in Stuttgart über die Mittagszeit ein frecher Raubüberfall auf den Buchhalter des Cafes verübt. Die Räuber, die bis an die Zähne bewaffnet waren, konnten aber ihr Vorhaben nicht beendigen, da sich der Buchhalter energisch zur Wehr gesetzt hatte. Nun hatten sich die noch jugendlichen Banditen, und zwar der 20 Jahre alte ledige Hausbursche Waizenäcker von Zürich und der 25 Jahre alte ledige Schneider Holzwarth von Löwenstein, sowie der 21 Jahre alte ledige Hausbursche Filsinger von Stuttgart wegen gemeinschaftlichen versuchten schweren Raubes, zusammentreffend mit versuchter Tötung zu verant­worten. Die Tat selbst haben die Angeklagten ohne weiteres zugegeben, bezichtigten sich aber gegenseitig als die Haupt­rädelsführer. Jeder wollte der Verführte gewesen sein. Die zur Tat benutzten Revolver hatten die Angeklagten einige Tage zuvor in einem Waffengeschäft in der Rötebühl- straße gestohlen. Mit einer vorgebundenen Maske waren zwei der Angeklagten in das Büro eingedrungen, während der Dritte den Aufpasser machte. Der Angeklagte Waizen­äcker hatte nach dem Eindringen in das Büro dem nichts­ahnenden Buchhalter mit dem Griff seines Stilettmessers einen Schlag auf den Kopf versetzt um ihn zu betäuben. Als sich der Angegriffene zur Wehr setzte, versetzte ihm Waizenäcker vier Stiche in den Unterleib und ergriff bierauf die Flucht. Der Angeklagte Holzwarth, der sich des Geldes zu bemächtigen suchte, konnte sein Vorhaben auch nicht aus­

führen, da sich der Buchhalter auf ihn stürzte, wobei dem Angeklagten Holzwarth ein Schuß aus seinem bereitgehal­tenen Revolver losging, ohne daß aber hätte festgestellt wer­den können, daß dieser beabsichtigt gewesen wäre. Der Buchhalter hatte noch die Kraft, auch Holzwarth aus dem Büro zu drängen und diesem einen Stoß zu versetzen, daß er rücklings die Treppe hinabstürzte und sich dann ebenfalls aus dem Staube machte. Das Schwurgericht erkannte sehr milde gegen Waizenäcker aus eine Gefängnisstrafe von 3 Jahren, gegen Holzwarth auf eine solche von 2 Jahren 6 Monaten und gegen den Angeklagten Filsinger auf eine Gefängnisstrafe von 2 Jahren. Von der erlittenen Unter­suchungshaft wurde sämtlichen Angeklagten 3 Monate in Anrechnung gebracht.

In der Villa Berg wird die Wirtschaft mit Kaffeehaus am 1. Mai wieder eröffnet.

6us dem Lande

Eßlingen, 29. April. Die Eßlinger Zeitung, gegründet durch Otto Bechtle, der vor 1)4 Jahren im Alter von 82 Jahren gestorben ist, jetzt im Besitz seines Sohnes Richard Bechtle, kann Ende April aus ein öOjähriges Bestehen zurück- blicken.

Biberach a. R 29. April. Der Waldbesitzer­verband für Württemberg und Hohen- zo Ilern hielt am 27. und 28. dts. Ms., dem 10. Trün- dungskag, seine vierte Gautagung in Biberach unter dem Vorsitz des Grafen Nechberg ab. Forstdirekkor Schmid sprach über die Zwecke des Verbands, Skadtschulkheiß Hamm er-Biberach über die Bedeutung des Walds für die Waldaemeinden. An diesen Vortrag knüpfte sich eine längere Aussprache an, als deren Zusammenfassung ein­stimmig eine Entschließung gesoßt wurde, die sich qe- gen den Mißbrauch und die Auswüchse wendet- die das A r- beikslosenunterskühungsgeseh bei den Saison­arbeitern zum Nachteil der arbeitswilligen Arbeiterschaft ge­zeitigt hak. Zum Schluß sprach Forsk-Domänendirektor Moosmeyer über die Gefahr der Hochmoorbildung auf dem oberschwäbischen Waldboden. Am Samstag wurden die Stadt- und Hospitalwaldungen von Biberach besichtigt.

Aus Stadt und Land

Nagold, 30. April 1928 Es gibt Leute, die ihr ganzes Leben langdie nächste Woche anfangen wollen."

»

Dienstnachrichten

Die Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschafts­verwaltung hat die Wahl des Schultheißen Friedrich Schwarz in Huzenbach, Oberamts Freudenstadt, zum Ortsvorsteher dieser Gemeinde bestätigt.

Die Reichsbahndirektion hat die Reichsbahnobersekretäre Langenbacher in Schramberg nach Calmbach und Quadein Pforzheim-Brötzingen nach Birkenfeld (Württ.) je als Vorsteher des Bahnhofs, Eberwein in Ditzingen nach Calw (Bahnstation), Kenner in Freudenstadt (Bahnbetriebswerk) nach Hochdorf bei Horb versetzt und dem Reicksbahnoberfekretär Grau in Höfen (Enz) die Stellung des Vorstehers des Vaisnyozes vafervsr noer­tragen .

*

Der letzte Aprilsonntag

ist nun auch vorüber und wenn wir mit ihm die Bilanz des berühmten und berüchtigten Aprils ziehen, müssen wir ihn da nicht als besser wie viele seine Vorgänger loben? Rückschläge, hin und wieder Launen sind nun einmal un­vermeidlich. Und wurden zu Beginn, des Monats Ver­sprechungen gemacht, die Freund April nun nicht gehalten hat ,so ist er auch nicht schlechter wie unsere Politiker und Staatsmänner, die nicht nur einen Monat lang, sondern das ganze Jahr hohe und heilige Versprechungen ablegen und . . . wer's weiß, wird's wissen! In der Morgen­frühe des gestrigen Sonntags, als die Wolken noch mit der Sonne kämpften ertönte das Feuerwehrsignal durch die Straßen, um die Wehrmänner zur ersten Jahresübung und zur Neueinteilung zusammenzurufen. Der Reichsbund hatte seine Mitglieder zu einem recht gutbesuchten Ausflug nach Verneck zusammenfassen können und andere wieder waren zur Wahlversammlung in dieTraube" geeilt. Nicht zu vergessen ist ein Ständchen, das der Jselshäuser Musik­verein unter Leitung seines Dirigenten L. Armbrust er- Altensteig, dem früheren Dirigenten der hiesigen Stadt­kapelle anläßlich seines Geburtstages brachte. Das Ge­witter am Nachmittag, oder besser gesagt, die drohende Grimasse eines aufziehenden Unwetters verbunden mit hef­tigem Sturm, der Nagold zeitweise bis hoch über die Häu­ser hinaus in Staubwolken einhüllte, vereitelte manchen Sonntagsnachmittagsausgehplan. Doch wer es hatte er­fassen dürfen und am frühen Morgen ging, ist auf seine Rechnung gekommen, am jungen Morgen, wenn noch die leichte Dämmerung über der Welt liegt und die Vogel­stimmen erwachen, hier ein tastender Vogelruf, dort eine Antwort und um dann auf einmal das schlagartig ein­setzende, jubelnde Konzert des ganzen Vogelchores als Be­grüßung des aufgehenden Tagesgestirnes mitzuerleben. Das ist eines der unendlichen Wunder, die täglich uns allen ge­schenkt werden und nur so wenige, ach so wenige zu nehmen verstehen.

Die Jagd im Mai

Der Monat Mai bringt uns die Zeit des Aufblühens und Werdens. Die Natur ist eine große Kinderstube. Die Vögel brüten oder atzen schon ihre Brut, die Ricken setzen, die Rottiere gehen hochbeschlagen, die Bachen führen ihre Frischlingsschar und die Fähe hat jetzt kräftig für die Er­nährung ihrer Sprößlinge zu sorgen. Der erste Hasensatz ist schon halbwüchsig und der zweite ist in Aussicht. Des­halb ist aber auch Ruhe im Revier jetzt die erste Bürger­pflicht, wie die in Köthen (Anh.) erscheinende illustrierte Jagdwochenschrift St. Hubertus Der Heger mitteilt. Das Schießgewehr dient nur ausnahmsweise der jagdlichen Ernte, im übrigen aber vorzugsweise der Hege und dem Jagdschutz, der mehr wie je geboten ist. Allem zwei- und vierbeinigen Raubzeug ist streng auf ihr Treiben zu sehen, da dem jetzt die Vertrautheit des Wildes ihr verruchtes Handwerk leicht macht. Sowohl der Wilderer mit der Drahtschlinge wie die streunenden Hunde und Katzen müs­sen rücksichtslos verfolgt werden.

Das Edel- und Damwild hat sich dem Geschlechts nach getrennt. Der Hirsch schiebt sein neues Geweih. Wegen der Empfindlichkeit der noch im Bast steckenden weichen Kolben, meidet er Dickungen und wandert aus den großen geschlossenen Forsten jetzt gern in kleinere Feldgehölze. Das

hochbeschlagene Mutterwild sucht wiesenreichen Niederwald oder Bruchränder auf, um dort ungestört setzen zu können.

Der Rehbock ist am Verfärben, stärkere Böcke haben ihr Gehörn bereits gefegt. Zwar ist in manchen Ländern die Jagd auf den Bock schon freigegeben, doch wird der gerechte Jäger von der Erlaubnis nur unbedingt Gebrauch machen und zuwarten, bis der gute Bock voll verfegt hat und seinen roten Sommerrock trägt. Und auch dann hat er Rücksicht auf die Verhältnisse und seinen Wildstand zu nehmen und Maß zu halten im Abschuß der Böcke

Die Sauen haben gute Zeit. Keiler Ueberläufer su­chen des Nachts die Sommerschläge auf und machen vielen Schaden. Alte Bachen frischen im tiefen Forst und finden dort auch reiche Erdmast. Wer es nicht lassen kann, möge einen Keiler oder einen Ueberläufer schießen.

Beim Auergeflügel ist im allgemeinen die Balz beendet. In hochgelegenen Eebirgsrevieren jedoch erreicht sie zu Anfang des Monats ihren Höhepunkt und flaut erst gegen Mitte des Monats ab.

Der Birkhahn treibt jetzt noch auf den Balzplätzen in den frühen Morgenstunden sein munteres Spiel. Mitte des Monats nimmt das jedoch auch sein Ende. Die Hen­nen beginnen mit ihrem Gelege, für das sie besonders gerne grasreichen Niederwald mit Moosboden wählen.

Rebhühner find bei ihren Gelegen mehr wie je vor allem herumstreifenden und gefiederten Raubgesindel zu schützen. Es empfiehlt sich, die Nester zeitig feftzustellen, damit sie später nicht unvorsichtig zerstört oder ausgemäht werden.

Alles übrige Wildgeflügel ist jetzt ebenfalls mit dem Brutgeschäft beschäftigt.

Der Fuchs würgt im Mai mehr als in jedem anderen Monate des Jahres, da gilt es, die Heranwachsenden Jun­gen im Bau zu versorgen. Wo er im Revier noch häufiger vorkommt, ist dafür zu sorgen, daß er kurz gehalten und die Baue ausgegraben werden. Ein ausgegrabenes Geheck rettet jetzt noch vielleicht 20 jungen Hasen und manchem Rehkitzchen das Leben.

Deutschlands Wiederaufstieg"

Zu diesem Thema hatte gestern nachmittag die Deutsche Volkspartei in dieTraube" eingeladen. Dem Rufe waren wie bisher bei allen Wahlversammlungen nicht allzuviele ge­folgt. Im Aufträge des derzeitigen zu dieser Stunde verhin­derten Vorsitzenden eröffnete Herr Studienrat Grau die Ver­sammlung und weift nach den üblichen Begrützungsworten auf die aktive Tätigkeit der D. V. P. hin, die sich nicht in frucht­loser Opposition befunden habe und somit nicht wie die Oppo­sition alles Gute selbstverständlich für sich in Anspruch nehme und alles Schlechte auf andere Schultern laden könne, sondern während ihres Wirkens tatsächlich Erspießliches leistete. Er bittet in der späteren Diskussion um Sachlichkeit, ja rücksichts­lose Sachlichkeit aber um Ausschaltung von Gehässigkeit. Herr Hosrat und Reichstagsabg. Bickes spricht bei Beginn seiner Ausführungen über die erhöhte Bedeutung der Wahlen heute im Gegensatz zur Vorkriegszeit. Heute hat jeder einzelne das Recht mitzubestimmen, wie künftig regiert werden soll, jeder ist dafür verantwortlich für das Schicksal des Vaterlandes. Die Ereignisse im Parlament, besonders die Vorkommnisse in den letzten Wochen des Reichstages haben das Recht zur Kritik und auch oft zur abfälligen Kritik gegeben, aber in dem Matze, wie es von vielen Seiten heute gemacht wird, ist es unangebracht

der völligen und unglaublichen Unkenntnis des parlamentari­schen Systems geboren. Das parlamentarische System ist keineswegs ein Kind der Novemberrevolution, es wurde viel­mehr schon einige Monate vor Kriegsende geschaffen, durch das der damalige Kaiser schon mehr eine nur repräsentative Figur wurde. Unser System wurde nach dem Vorbild der westlichen Demokratien aufgebaut, doch hat man unseren Reichstag mit Rechten wie sonst kein Parlament der Welt ausgestattet, um eben einen Wunsch verwirklicht zu sehen: Deutschland, die freieste aller Demokratien. Diese eine Tatsache droht für uns verhängnisvoll zu werden und die D. V. P. arbeitet auf eine Aenderung in diesem Sinne hin. Wir müssen mehr das eng­lische Vorbild uns zu eigen machen, wo z. B. bei finanziellen Fragen das Parlament nicht über die vom verantwortlichen Minister geforderten Beträge hinausbewilligen kann, sondern lediglich Abstriche zu machen in der Lage ist. Auch die Legis­laturperiode unseres Parlamentes ist zu kurz, denn bekanntlich dauert es einerseits unter Anrechnung der üblichen Krisen immer eine geraume Zeit, bis die Kabinette arbeitsfähig sind und die Parteien andererseits im letzten Jahr ihres Wirkens sich ihre Handlungen von agitatorischen Bedürfnissen diktieren lassen. Die Erweiterung der Machtbefugnisse des Reichsprä­sidenten ist wohl erstrebenswert, doch besteht dabei die Gefahr, daß wir eines Tages keinen Hindenburg mehr, der immun gegen jede parteipolitischen Einflüsterungen, an der Spitze des Reiches haben und auch keinePersönlichkeit"" an seine Stelle tritt. Hier könnte sich diese Maßnahme bitter rächen. Hingegen hat dieser in seinem System oft verpönte Reichstag in den letzten Wochen den Beweis abgelegt, daß er zur intensiven, ersprieß­lichen Arbeit ohne Rücksicht auf die einzelnen Parteien zum Wohls des Vaterlandes fähig ist. Die Diskreditierung kommt sowohl von der Linken (Kommunisten), wie von der Rechten (Rat. Soz.), wie der Mitte (Wirtschaftspartei) her. Verwerfliche Beispiele besonders aus der Wirtschaftspartei geben wohl An­laß an dem augenblicklichen Zustand Kritik zu üben; Beispiele dokumentieren aber auch die Schwierigkeit der Mehrheits­bildung im Reichstag. Im folgenden gibt der Referent eine Charakterisierung der einzelnen Parteien, wobei er seine be­sondere Aufmerksamkeit den Deutschnationalen und den Nat.- Sozialisten zuwendet. - Die D. V. P. hat sich nach alter Tradition stets an dem Wahlspruch gehalten, daß das Vater­land über die Parteien zu stellen ist und daß die Partei unter diesem Gesichtspunkt auch gewillt ist, anderen Parteien, die ihr nicht immer wohlgesonnen sind, Konzessionen zu machen, zum Wähle des Ganzen. (Deutschnationale und Flaggenfrage!) Man beliebt heute von einem Fiasko der deutschen bzw. der Stresemann'schen Außenpolitik zu sprechen, obwohl dies völlig unangebracht ist. Eine gewisse Stagnation muß in der letzten Zeit allerdings zugegeben werden, doch sind Rückschläge nicht immer zu vermeiden. Durch die Räumung des nördlichen Teiles des Rheinlandes, durch die Beseitigung des Delegierten-Systems im besetzten Gebiet wurden nicht zu verleugnende Vorteile er­rungen. Der Völkerbund ist auch in unseren Augen nicht die gewünschte ideale Einrichtung, doch wir müssen hinein in die internationalen Organisationen und Konferenzen, um hier durch kluge diplomatische Arbeit Vorteile für das Reich zu erringen Die Politik wird heute nicht mehr durch einzelne Staaten ge­macht, vielmehr durch die großen Zusammenhänge in der Welt­politik bestimmt. Was nun die Steuerpolitik anbelangt, so hat die D. V. P. schon lange um Abstellung verschiedener Mißstände gekämpft, allerdings mit negativem Erfolg. Anträge der D. V. P., die dem Kleingewerbe helfen sollten und die die große Spanne in den Einkommensteuertarifen zu beseitigen fähig waren, wurden abgelehnt. Die D. V. P. wird nicht Nachlassen,

sich für besse folge kann d sie wird ni Mißftände h schiedentlich Mit der Beo zeit angerich keiner Besol sicllung früh gleisungen i springen me die er nicht Vorkommnis! dauern und Gebiet hat d ihre konsequ in Bezug a> im Reiche b« nicht dort f> sondern sie ! der Schulen) mutzt, durch Regierung r eine Besseru Arbeiten a ach wirtscha .sichtet auf g: Vernunft, 6 Ziele, zur s in allzuweit In der T aus, u. a. o nächsten Sa: auf die Zu von Fällen lei deutsche- brochen und Gleichbcrechi gewähre mo der Schulst: rastlosen, ir danken. V< sondern mit wurf auf I wertungsfra schlutz eines Lüge, die d wie es weit Matze zu r französische! und Bedrä sollen. I Beantwortu Wünsche nii dagewesen s griffe der A der D. V. P ladung zur nach reichliö werden.

llnterschr Schultheißen zählenden E ren durch A durch den L sey. Alle schwandorf nisses der schüft und l keine besoni zielen würd meindevertr scheitert. Di oereinfachur das kleine sammengesei waltungsle« heblichen, a eine eigene von höherer lösen, wäre für den La Vorgestern, wieder eine der - - wie von 60 W «0A. Das Wirt zur , Karl Wolf zersplittert.

Letz

Me ,

Paris

seinem Wc gewählt. Kammergru Wahlkreis Umrüsten. - 1 Radikals blikanisch-d, abhängige!

Pi

.. Warst fererlichkeite "ach immer sanken hau

rt. sor

artemenl

nahestehend wird jetzt