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17. April 1928.
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Rr. AI Gegründet 1827 Donnerstag, dsn 10 April 1028 Fernsprecher Nr 29 102. Jahrgang
Nach dem „B. T.' werden Mecklenburg-Schlverin, Hamburg und Lübeck das vom Reichsinneaminifterium beav- tragte Verbot des Rotfrontkämpferbanns ablehnen.
Der kanadische Kriegsflieger Roy Brown, der seinerzeit im Krieg den deutschen Fliegerhelden v. Richkhofen abschoß» will von Oilawa nach Greenly Island fliegen, um Beistand zu leisten. — Richkhofen hat bekanntlich 80 feindliche Flugzeuge abgeschossen.
Die amerikanische Luftsahrtgesellschask hak auf den ..Bre- men"-Alng hin Ankerhandlungen über den Ankauf einer «roheren Anzahl von Flugzeugen mit den Innkerswerken begonnen. Damit hat die deutsche Flugzeugindustrie zum erstenmal auf dem amerikanischen Markt festen Fuß gefaßt.
Zm Befinden der Königin von Schweden, die im Süden weilt, ist eine Verschlimmerung eingetreten, so daß von der beabsichtigten Rückkehr nach Schweden Abstand genommen werden muhte.
Das italienische Königspaar hak, begleitet von einem Kriegsschiff-Geschwader» eine Reise nach Tripolis angelrelen.
Für die Wahlen am nächsten Sonntag find für Frankreich und Kolonien endgültig insgesamt 37Z5 Kandidaten eingeschrieben worden.
Am die Freundschafisbeziehungea zwischen Italien «nd Ungarn z« festigen, find italienische Senatoren, Abgeordnete «nd Aeilungsverkreker zum Besuch in Budapest eingelroffen.
*
Pilsudski hak Mussolini durch den Außenminister ZaleM das polnische MMSrkreuz 1. Klaffe überbringen lassen.
Aus dem weg zur llWbarea EnlWdigimg
Me Meinung in England
Die Wirtschasts- und Finanzkreise Englands haben sich — es ist das nicht zum wenigsten das Verdienst des Professors Keynes — säst durchweg daran gewöhnt, die En t- schädigungsfrage unter rein sachlichen Gesichtspunkten zu betrachten. Daher hat die englische Presse zu der offensichtlichen Umstellung Poincares in dieser Sache gar keine Stellung genommen, sondern sich mit der Wiedergabe seiner Wahlrede in Carcassonne begnügt. Erst jetzt bemerkt die „Times" in einem Artikel, daß diese Umstellung Poincares durch den D a w e s a g e n t e n P a r- ker Gilbert herbeigesührt worden sei, der bekanntlich vor seiner Reise nach Rom einige Unterredungen mit Poin- care hatte. Zurzeit ist das Erscheinen einer englischen Ausgabe des Buchs von George P. Auld, des srühern amerikanischen Hauptrechnungsführers der Entschädigungskommission, vielleicht als glücklicher Zufall buchen. Von deut- scher Seite ist ihm wiederholt der, Vorwurf gemacht worden daß er sich allzusehr zugunsten französischer Entschädi- gungswünsche ins Zeug gelegt hatte. Heute wäre es verfehlt, aus diese Richtung in seinem Buch näher einzugehen: ebenst nebensächlich müssen augenblicklich die theoretischen wirtschaftlichen Auslastungen Aulds über die Durchführbarkeit de- Tranfers selbst bei Fehlen eines Ausfuhrüberschusses am sstuten, da sie im Grunde aus einen Angriff gegen die eng' "sche volkswirtschaftliche Schule, voran I. Maynard Key > ucs, hinausgehen. Was man in Deutschland aber anerkem nen muß, ist Aulds Versuch, die Entschädigungs- mit den im Dawesplan getroffener 7 ? "».regeln in Einklang zu bringen. Aul!
Ar deutschen Verpflichtungen zeitlich mit der Laufzei er 1949 mdgjMg rückzahlbaren Daives-Anleihe ober de> c/b Ipatestens 1964 abzudeckenden Reichsbahn- und Jndu w?r>bugatlonen, summarisch also mit dem kapitalisierter »er normalen Jahresleistung von 2,5 Milliarder x , umschrieben und gelangt auf diese Weise untei QUgrundelegung eines sünsprozentigen Zinsfußes zu einen ° U " 6° bnis oon 3 68 Mil! iarden Mark (run!
Dollar). Zu 4 v. H. kapitalisiert, würden di> «lugust einsetzeirden Jahresleistungen Deutschland- ^"^en Kapjtalsunrme von 40,6 Milliarden Mar um ^ Milliarden Dollar) entsprechen und damit nui
Esu fünftel unter dem Nennwert der im Londoner liegen"^ Mai 1621 vorgesehenen -l- und L-Bondi
a.Eb'st Immerhin bezeichnend, daß sich sämtliche Meldun und Rom die von der „New York Times soaar von 3 Milliarden (also eine, als anaebtt^ ^Eschen Schätzung liegenden Höchstbetrag Dawesamn^,^! der gegenwärtigen Besprechungen de! ier^°ü ^nten zu eigen machen. Daß die jranzösischen Blät von 100 "der die hierin enthaltene Streichun!
reichs ^r ursprünglichen Forderung Frank
innern hinweggehen. deutet auf einen gewisser
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die AusliM-n^»^ Kopfzerbrechen bereitet, sin!
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Stresemann über die Wirtschaftspolitik
Deutscher Industrie- und Handelstag
Berlin, 18. April. Heute wurde die 48. Vollversamm- lnug des Deutschen Industrie- und Handelstags durch den Vorsitzenden, Geh. Kommerzienrat Mendelssohn, eröffnet. In einer Begrüßungsansprache führte Reichsminister Dr. Stresemann u. a. aus: Eine Mahnung gelte auch heute noch, daß wir Deutschen angesichts der Wirtschaftsnot die Kämpfe um die Staatsform zurückstellen sollen. Während andere Erdteile ihre Wirtschaft um 30 bis 40 v. H. über die Vorkriegszeit gesteigert haben, habe Europa noch nicht einmal den Stand von 1913 erreicht. Die Rückgabe desbeschlagnahmtenEigentumsinAmerika sei namentlich wichtig wegen seiner grundsätzlichen Bedeutung; der Streit der Staaten dürfe nicht den einzelnen Bürger treffen. Die Wegnahme deutschen Privateigentums sei unnobel gewesen. Daß jetzt wenigstens die Ber. Staaten sich von solchen Kriegserschsmungen lossagten, sei ein erfreulicher Beweis, daß die Besinnung zurückkehre. Die D a - weslasten hemmen Verkehr und Industrie. Wenn man einen Aufbau der deutschen Wirtschaft wolle, dann müsse die Wirtschaft in der Lage sein, wieder von ihren eigenen Ueberfchüssen ins Unternehmen etwas hineinzustecken. Das sei auch die beste Steuer- und Sozialpolitik. Drei Viertel unserer ganzen Ausfuhr geht nach Europa. Schon daraus ergibt sich die Gemeinsamkeit des Interesses aller europäischen Völker an einem Wiederaufbau der europäischen Gesamtwirtschast.
Schon die Tatsache, daß wir eines Tags aus dem Dawes- abkommen eine feste Endsumme ohne Transfer allein aus unserer Ausfuhr zu verzinsen haben, nötige uns zur Ausfuhrwirtschaft. Alle Parteien seien der Landwirtschaft in ihrer Not entgegengetommen. Man müsse aber andererseits auch von der Landwirtschaft Verständnis dafür verlangen, daß wir mehr als in der Borkriegszeit zur Ausfuhr gezwungen sind. Darum sei für Deutschland der Gedanke einer wirtschaftlichen Unabhängigkeit und eines Selbst- degnügens eine Unmöglichkeit. Der Schuh des Inlandmarktes finde feine Grenze an der Erhaltung unserer Ausfuhrmöglichkeit. Wir können nur eine Wirtschaftspolitik treiben, wie sie in unseren Handelsverträgen niedergelegt ist. Jetzt handelt es sich nur um provisorische Verträge. Die endgültigen werden zu Beginn des nächsten Jahrzehnts abgeschlossen werden können nach der Revision unseres Zoll-
tacisgesetzes. Die Revision soll nicht in einer Erhöh ungderZollsätze bestehen, sondern in einer Modernisierung des Schema-:-. Wir hoffen, daß uns dann dae Einheitsfchema vorlicgt, das die Weltwirtjchasts- konferenz empfohlen hat und das jetzt im Völkerbund ausgcarüsitet wird. Wir müssen mit Optimismus das Ber tragswerk fortsetzen. Die größte Schwierigkeit bietet uns dir Tendenz vieler Staaten, ihre im Krieg künstlich aufgerich tete nationale Industrie durch hohe Zölle zu schützen. Wenn Deutschland aus dem Ertrage seiner vermehrten Arbeit dic schwere Daweslast abtragrn soll, dann dürfe man nicht ir anderen Ländern eins Wirtschaftspolitik führen, die um durch Zollerhöhungen der Möglichkeit beraubt, die Produkte dieser vermehrten Arbeit abzusctzrn.
Siemens über die Wirtschaft der Reichsbahn
Das Mitglied des Verwaltungsrats der Reichsbahn, Dr. v. Siemens, verbreitete sich über Wirtschaftsfragen der Reichsbahn. Der Antrag auf Tariferhöhung werde nächster Tage an die Reichsregierung gestellt werden. Die Reichsbahn habe aus der Inflationszeit und dem Ueber- gang der Bahnen auf das Reich Bauverpflichtungev übernommen, d?ren Durchführung mehrere Milliarde n in Anspruch nehmen würden. Die meisten Bauabsichten seien bereits stillgelegt. Eine weitere schlimme Erbschaft aridem Krieg sei der starke Verschleiß des Materials. Die Kosten für die Beseitigung der ölten Schäden seien auf etwa 1 Milliarde zu schätzen. Ferner brauche man 100 Millionen in den nächsten Jahren zur Beseitigung anderer technischer Rückständigkeiten. Ein Teil der Arbeiten werde mit neuem Kapital gedeckt werden. Für 19^8 und 1629 sei eine Kapitalaufnahme von je 400 Millionön vorgesehen. Der Voranschlag schließe mit einer Unterbilanz in der Betriebsrechnung von 350 Millionen Mark ab. Die Verwaltung habe aber nur eine Tariferhöhung von 250 Millionen gl. 5 v. H. durchschnittlich vorgeschlagen. Das bedeute für die Wirtschaft nur dieselbe Belastung. als wenn die Arbeiterlöhne um je einen Pfennig die Stunde erhöht würden. Die Politik der Reichsbahn werde dem deutschen Einfluß nicht entgleiten, solange sie die ihr im Gesetz vorgeschriebenen finanziellen Lasten erfüllen könne.
geren Summe. Die Hälfte, d h. 16"Milliarden Mark, wird als durch Reichsbahn- und Industrieobligationen gedeckt angesehen. Auch kann inan sich oorstellen, daß das Reich für die andere Hälfte eigene Schuldverschreibungen herzugeben bereit wäre. Der tote Punkt liegt aber weniger bei der zu bietenden Deckung als bei der Zins- und Til - gungszuweijung. E.n sünsprozentiger Zinsfuß, wie er den Reichsbahn- und Jn-dustrieobligationen beigegeben wurde, müßte nämlich selbst bei langsamster Mobilmachung im Ausgabeweg aus den amerikanischen und englischen Geldmärkten einen erheblichen Kursverlust zur Folge haben. Unter der grundsätzlichen Vorbedingung jedoch, daß die Normaljahreszahlung von 2,5 Milliarden Reichsmark beibehalten wird, wäre nach der Meinung der maßgeblichen Kreise in England selbst bei sechseinhalbprozentigem Zinsfuß und ein Prozent jährlicher Tilgung mit dieser Summe auszukommen; es blieben sogar rund 100 Millionen jährlich übrig, um den Dienst der Anleihe von 1924 und Berwal- lungsunkosten (aber natürlich keine Besetzungsunkosten) zu bestreiten. Die Gewährung eines höheren Zinsfußes auf die gesamte endgültige Schuld wäre einer zusätzlichen Verzinsung, wie sie in London bereits nach dem Vorbild der deutschen und der belgischen Eisenbahnoorzugsanteile und unter Verwertung der im Dawesplan vorgesehenen Wohl- standsmeßzahl erörtert worden ist, vorzuziehen, schon aus dem Grund, weil es sinnwidrig wäre und das Bild des deutschen Reichskredits verzerren würde, wenn zunehmender wirtschaftlicher Aufschwung eine höhere Verzinsung der deutschen auswärtigen Schuld zur Folge hätte.
Gesetzt den Fall, daß in bezug der Gesamtschuld und ihrer Verzinsung und Abdeckung zahlenmäßige Einigung herbeigeführt werden kann, verbliebe immer noch die Schwierigkeit, die Schuld in die Hände der amerikani- schen Privatkapitalisten überzuführen. In dieser Hinsicht versagt selbst Auld, da er die Aufbringung der deutschen Jahresleistung von 2,5 Milliarden Mark im Weg der Aufnahme deutscher Anleihen in Amerika wohl für durchführbar hält, damit die Lösung des Transferproblems zu erbringen glaubt, aber niemals an die sofortige Herbeischaffung des dreizehnfachen Betrags gedacht hat. In dieser Richtung dürfte Parker Gilbert vermutlich gewisse Zusagen der amerikanischen Banken erhalten haben, bevor er sich in Besprechungen in London, Paris und Rom emlicß.
Mitteilungen Hiinefelds über den Flug der »Bremen"
Reuyork, 18. April. Die „Canadian Preß" erhielt von der Regievmrgsfunkstation in Point Amour in Ergänzung früherer SchWerungen des Flugs der „Bremen" weitere Mitteitunaen des Frelherni von Hü ne selb. Darnach
stieg die „Bremen" etwa 600 bis 700 Meter hoch, uni die schweren Nobel vor der Noufu-ndliandküste zu überwinden. Als dieser Versuch sich Äs unmöglich herausstellte, stieg die „Bremen" wieder bis aus etwa 20 Meter über dem Meeresspiegel hinab, wo ihr aber durch die Sturmwellen neue Gefahren drohten. Ms die Flieger abermals hochstiegen, bemerkten sie ein« wilde Waldgegend, dann einen Fluß und hierauf einen sehr hohen Berg, bei besten Ueberfliegen sie den Leuchtturm von Greenly Island entdeckten. Während der vier Stunden, Äs die Beleuchtung des Flugzeugs versagt«, die Freiherr von Hüneseld vergeblich auszubessern versuchte, wich die „Bremen" von ihrer Richtung 600 Kilometer nordwärts ab, wie sich beim plötzlichen Aufleuchten der elektrischen Beleuchtung beraus- stellte. Bei Tagesanbruch gelang es der „Bremen", wieder den Westkurs einzuholten, dafür aber wuchs der SftsL zum Orkan an, so daß Köhl und Fitzmmrrice nur mit äußerster Anstrengung ein Hinunteraehen der „Bremen" in See verhindern konnten. Die Gesamkflugzeil der .Bremen" betrug 36!- Stunden.
Nobile in Stolp
Stolp i. p., 18. April. General Nobile hat den Be- juch in Berlin vorläufig verschoben. Gegenwärtig werde« verschiedene Schäden, die das Luftschiff „Jtalio" auf der großen Fahrt nach Stolp erlitten hat, ausgebessert. Nobile hat die Absicht, von Stolp aus verschiedene Probe- sahrten zu machen, aufgegeben. Der endgültige AbstuG nach Spitzbergen dürfte in 8 bis 9 Tagen erfolgen.
Stolp als Etappe
Der Flugplatz Seddin bei Stolp in Pommern ist der nordischste Lust schiff Hafen Europas. Er ist im Krieg entstanden und hatte eine große Halle für Zeppelintuft- schifsc und eine kleinere für die unstarren Parfeval-Lust» schiffe der Luftfahrt-Gesellschaft. Im Versailler Vertrag war die Zerstörung der großen Halle befohlen worde«, ebenso mußte der große Gasometer abgebaut und die Gasanstalt unbrauchbar gemacht werden. Die noch stehend» Parsevalhalle ist im Lichten 184 Meter lang, 35 Mete« inert und 28 Meter hoch, sie reicht also für ParsevÄlufb» schisse von einer Größe bis zu oierzigtausend Kubikmeter eine Größe, die bei der großen Leichtigkeit der Pralluj» schisse (unstarre und Halbstarre, deren Körper durch inner« Ueberdruck prall gehalten wird) genügt, einen Wirtschaft» lichen Verkehr über die Ozean« oder auch Fahrten über die nordpolareu Gebiete zu unternehmen. Dos Gas für die ..Jlalia" kann also nicht in Seddin selbst erzeugt werden, leshalb muß die Gasnachfüllung aus Stahlbehältern erfolgen, in die das Gas unter hohem Druck, 150—200 Ät- uwsphären, gedrückt wird. Die Gasflaschen, die jetzt schon