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Aurlandsecho zur Rheinlandräumung
ZweieNet Stimmen ans Parts.
--- Parts, 2. Juli. Anläßlich Lei Räuinung des Rheinlan- bes hat Briand an den bisherigen französischen Rhein» lanükommiffar Tirard ein Telegramm gerichtet, in dem er Hm im Namen der Regierung dankt und dann fortfährt: „Während der Zeit, die Sie an der Spitze des hohen Komitees verbrachten, hatten Sie reichlich Gelegenheit, der Bevölkerung des linken Rheinufers zu beweisen, daß wenn auch Frankreich an der Verteidigung seiner Rechte festhielt, es doch dem Wunsche treu sein wollte, mit dem Feinde von gestern eine Atmosphäre der praktischen Zusammenarbeit und des moralischen Einverständnisses zu schaffen, wie sie für die Aufrechterhaltung des Friedens unentbehrlich sind. Zur Durchführung dieser Politik haben „Sie sich immer die eifrige Mitarbeit Ihrer alliierten Kollegen gesichert"." Tirard äußerte sich selbst vor seiner Abreise zu einem Mitarbeiter des „Matin": „Während dieser zwölf Jahre habe ich mit ^chlreichen Deutschen gesprochen, alle wiederholten mir, daß die Besetzung, die den nationalen Stolz verletze, das einzige Hindernis für eine Annäherung zwischen den beiden Völkern sei. Die Schranken sind jetzt aufgehoben. Wir wollen nun sehen, was geschieht."
Tine ganz andere Sinnesart verrät der Präsident der Nationalen Liga für die Rettung des französischen Volkes, -er anläßlich der Rheinlandräumung eine Kundgebung veröffentlicht, die ein sehr treffendes Licht auf die Gesinnung der nationalistischen französischen Presse wirft. In der Kundgebung wird u. a. erklärt, daß sich Vertreter der Liga „anläßlich der Aufgabe der Wache der französischen Sicherheit und des europäischen Friedens am Rhein" zum Denkmal der Stadt Straßburg am Konkordenplatz in Paris begeben hätten, um dieses Denkmal mit einem langen Trauerflor »u umgeben, so wie es während der letzten 50 Jahre vor dem Weltkrieg zum Zeichen der Trauer Frankreichs um den Verlust -es Elsaß verhüllt war.
Der Mderhall in Italien.
Ironisch bemerken einige italienische Blätter, daß die Räuinung des Rheinlands von gewissen französischen Kreisen geradezu als nationale Katastrophe aufgefaßt wird. Das „Giornale d'Jtalia" bezeichnet die Räumung als Verwirklichung einer der Forderungen der Politik Mussolinis, der sich seit Jahren für eine Ordnung der Verhältnisse in Europa eingesetzt habe. Mit der Räumung verschwänden die ungerechten Unterschiede zwischen Siegern und Besiegten «nd die unnötigen Belastungen Deutschlands. Die übrigen Blätter stellen die historische Bedeutung des Räumungstags fest, sind sich aber nicht im unklaren darüber, daß das französisch-deutsche Problem damit noch nicht gelöst sei,' insbesondere würden die Ansprüche Deutschlands auf das Saar- gebtet durch die Räumung des Rheinlands nicht beeinträchtigt.
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Eine aufrichtige englische Stimme.
Der „Manchester Guardian" schreibt u. a.: Die Rheinlandräumung ist ein gewaltiges und glückliches Ereignis für Deutschland und für ganz Europa, aber sie ist nichts, dessen man sich rühmen könnte. Daß deutsches Gebiet trotz der unselig«» moralischen und materiellen Garantien Deutschlands 10 Jahre nach dem Kriege noch durch alliierte Truppen besetzt war, daß diese Truppen trotz des Dawesplanes, Locarno und des Beitrittes Deutschlands zum Völkerbund nicht zurückgezogen, sondern als politisches Druckmittel für die Loslösung des RHeinlandes und die Verhinderung einer Bereinigung Deutschlands und Oesterreichs benutzt worden ist, sind schwarze Punkte am kranken Körper Europas. Die Räumung hat zwar eine gefährliche Reaktion verhindert, aber sie ist zu spät erfolgt. Deutschland hat durch die Rhetn- lanöbesetzung den Glauben an den Völkerbund, an die Abrüstung und an das internationale Recht verloren. Es ist kein Wunder, wenn die deutsche Jugend sich der nationalsozialistischen Bewegung anschlicßt, die kräftig und aktiv, aber auch gleichzeitig gewalttätig und barbarisch ist. Deutschlands Geduld ist unter dem Gewicht so vieler Dinge, vor allem aber an der Rheinlandbesetzung, zusammengebrochen.
Die letzte französische Parade in Mainz
Mit der Niederholung der Trikolore von dem Schloß zu Mainz, dem Quartier des kommandierenden Generals der Rheinlandarmee, ist das allerletzte Wahrzeichen der Be- fatzungsherrfchaft niedergegangen. Vor dem Schloß hatte das
Infanterieregiment Nr. 8 Aufstellung genommen. Die Truppen zogen dann zum Bahnhof, wo General Guillaumat noch einmal eine Parade abnahm, zu der sich auch die Vertreter der Rheinlandkommission cingefnnden hatten
Unser Bild zeigt General Guillaumat beim Abschreiten -er Front. Ganz rechts im Vordergrund der Vorsitzende der
Rheinlandkommisston Tirard.
Völkerbund und Minderheitenverträge
TU. Berlin, 2. Juli. Nach einer Meldung Berliner Blätter aus London haben 68 englische Parlamentarier an den Ministerpräsidenten Macdonalö das Ersuchen gerichtet, die
Frage der nationalen Minderheiten im September vor der Völkerbundsversammlung zur Sprache zu bringen, da die Minderheitenverträge, die die Bedingung für die Anerkennung Polens und der anderen Staaten durch die Großmächte gewesen seien, sich nicht befriedigend ausgewirkt hätten. Mac-
öonald wird ersucht, namens der britischen Regierung auf dke Tagesordnung der Vollversammlung des Völkerbundes im September 1930 einen Punkt zu setzen, der eine Kommission vorschlägt, die Bericht darüber erstatten soll, welche Aendc- rungen der Minderheitenverträge nötig sind.
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Enthüllung einer Stkesemann-Büste im Auswärtige« Amt. Im Auswärtigen Amt wurde am Meinland-Befreiung, tage eine Büste des verstorbenen Reichsaußenministers Dr. Stresemann mit einer Rede des Reichsaußenministers Dr. Curtius enthüllt. Darauf begab sich eine Abordnung des Auswärtigen Amtes auf den Friedhof, um am Grabe Dr. Stresemanns einen Kranz niederzulegen.
Eine Botschaft
des deutschen Evang. Kirchentags
TU. Nürnberg, 1. Juli. In der Vollsitzung des deut» schen Evang. Kirchentags legte der Ausschuß, dem die Kirchenfrage überwiesen worden war, bas Ergebnis seiner mehrtägigen Beratungen vor. Nach einer Aussprache wurde die vom Ausschuß ausgearbeitete Botschaft einstimmig angenommen.
In der Botschaft, die von der Versammlung stehend angehört wurde, werden folgende Hauptpunkte erwähnt: Die deutsche Reformation sei nicht die Entkirchlichung des Christentums. Sie verwerfe freilich jede Vergöttlichung eines Kirchentums, achte das Eigentum persönlicher Frömmigkeit «nd bekenne sich zum allgemeinen Priestertum. Aber sie habe auch die Kraft zur Kirchenbildung empfangen, und diese sei nicht nur in der Gestaltung von Kirchen und Gemeinden eigener Art bewiesen, sondern auch in der Ausbildung eines neuen geistigen Gottesdienstes. Heute er, wachse der evangelische« Kirche 'm Zusammenbruch unserer Zeit «nd in e»ner völlig veränderte« Lage höchste Verpflich» tung «nd heiligste Verantwortung. Sie habe einer gären» den Welt den wirklichen Gott als die Wahrheit z« verkün» den, in der die Kraft der Erlösung «nd Erneuerung liege. Sie habe gegenüber der Verweltlichung aller Dinge «nd Zwecke z« zeugen von der Bindnng der Gewissen an Gott. Sie habe einem zerrissenen Volk Gemeinschaft z« bieten, die stärker sei als Standes- «nd Berussfordernnge«, als der Kampf der Machtgruppe«. Sie habe auch eine weltumspannende Aufgabe, die über die Grenze der Einzelkirche und des eigenen Volks hinausgehe. Zu solcher Verpflichtung bekennen sich die deutschen evangelischen Kirchen. „Die evangelischen Kirchen stellen sich unter das Gericht und die erneuernde Kraft des Evangeliums." So gehen sie getrost in die Zukunft.
In der Schlußsitzung des deutschen Evang. Kirchentags legten die Ausschüsse eine Reihe von Entschließungen vor, die vom Kirchentag angenommen wurden. So spricht der Kirchentag seine schmerzliche Enttäuschung darüber aus, daß eine reichsgesetzliche Regelung der schul rechtlichen Lage bisher nicht gelungen ist, und fordert, daß angesichts der immer unerträglicher werdenden Verhältnisse in manchen Gebieten Deutschlands die Bemühungen darum ununterbrochen fortzusctzen seien. Der Kirchentag verlangt ferner die Einführung des Religionsunterrichts als ordentliches Lehrfach in den Berufsschulen. Als Berichterstatter des sozialen Ausschusses behandelte Reichsminister a. D. Dr. Koch die Frage der Arbeitslosigkeit. Der Kirchentag fordert mit allem Ernst von den verantwortlichen Stellen im Reich und in den Ländern» daß für die Hebung der Not, insbesondere zur Beschaffung von Arbeit, bas Aeußerste getan wird. Er legt allen Glieder» der evangelischen Kirche die sittliche Verpflichtung nahe, di« notwendigen Opfer zu bringen, um den darbenden Volksgenossen durch diese Notzeit hinöurchzuhelfen. Dazu gehöre auch eine Vereinfachung der Lebensführung des ganzen deutschen Volkes. Der Auslandsausschuß stellte fest, daß sich der ständig wachsende Dienst an der deutschen evangelischen Auslandshiafpora von aller nationalistischen Propaganda fernhalte.
«.Fortsetzung. Nachdruck verboten.
: »Gut, so sollst du mich sehen — hin und wieder."
»Ich danke dir, Ekel Ich weiß, was du mir damit
' Und er neigt« sich verehrungsvoll über ihre Hand.
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Er« von Grund hatte ihr Versprechen gehalten. Schon mehrfach hatte fie sich mit Gerhard getroffen. Aber dies« flüchtigen, dem Glück gestohlenen Stunden gewährten seinem sehnenden Verlangen nach ihr doch nur wenig Genüge. ES war, wie wenn sich bei ihm «ach den langen Jahren seiner inneren Einsamkeit ein um so größeres Bedürfnis nach einem vertrauten Sich- lgeben angespeichert hatte. Eke fehlte ihm. Nur zu tief empfand er es.
Um sich darüber fortzuhelfen, stürzte sich Bertsch «n seine Arbeit. Neue Pläne entstanden. DaS Große zog noch Größeres nach sich — ganz Großes, Gewaltiges. Selbst in der Stadt war man betroffen. »Nun aber einmal halt!" hieß es. „Sie übernehmen «ch, lieber Freund." Doch sein Feuergeist rang mit ihrer kaufmännischen Bedachtsamkeit. Und bezwang sie ^schließlich. Ein Riesenprojekt — wohl wahr. Aber doch «icht unausführbar. Und er hatte recht: Im Grunde nur die letzt« Konsequenz des einmal Begonnenen. Gewissermaßen eine Notwendigkeit, wollte man nicht puf halbem Wege stehenbleiben. So trat man denn dem kühnen Gedanken BertschS näher, wenn natürlich zunächst noch mit aller gebotenen ZurüAaltung. Erst ieinmal handgreifliche Unterlagen haben für Durchführbarkeit und Rentabilität! _ _ -
Mt all seiner stählernen Energie kxws sich Gerhard Bertsch auf diese Vorarbeiten und brach sich kLr SLritt. Aber «S konnte itzw dabei
geschehen, daß ihm mitten in den schwierigen statistischen Berechnungen oder Kostenanschlägen plötzlich der Gedanke an Eke kam. Und mit solcher Macht, daß er aufsprang, die Arme weit ausgereckt. Aber die, nach der sie griffen, war ihm fern. Und war sie ivirklich einmal mit ihm zusammen, so war das doch auch nutzt genug für sein Sehnen.
Es hieß vorsichtig sein, stets beherrscht.
So brachten Bertsch denn diese heimlichen Zusammenkünfte fast noch mehr Pein als Glück. Auch heute empfand er das, wie er mit ihr droben im Wald durch dis Hauberge ging. Als habe er sie zufällig getroffen aus ihrem Wege zum Buchenhof, einem abseits gelegenen Gehöft droben, wohin sie eine Fürsorgepslrcht des öfteren rief. Diesmal kam ja auch noch etwas Besonderes hinzu, das ihn beunruhigte, schon seit mehreren Tagen. Sein verstimmtes Wesen fiel Eke daher bald auf. Fragend sah sie ihn an.
„Was hast du, Gerhard?
„Ach — nichts weiter."
„Sprich doch, bitte!" >
„Nun gut, wenn du es willst — also, was soll eigentlich der Besuch da bei euch im Hause? Der Vetter oder was er ist."
„Natürlich ist's ein Vetter, der Eberhard. Meine Mutter war doch eine geborene Selbach. Aber ich glaube wahrhaftig und sie lächelte ihn plötzlich an. „Nein, Gerhard, daß auch du eifersüchtig sein kannst» das hätte ich im Leben nie gedacht."
Er blieb ganz ernst.
„Du irrst. Eke, Eifersucht kenne ich nicht. Aber trotzdem beunruhigt mich dieser Herr von Selbach.
»Wieso nur?" ^
„Hast du denn nicht auch das Gefühl, daß der Besuch deines Vetters eineu bestimmten Zweck der-
^Durchaus nicht. Eberhard kommt ja fast alle Jahre
z"„T?ä/"di?smal! Er ist doch auf Einladrmg deines
Onkels gekommen?"
»Natürlich, aber —"
„Siehst du. das ist's ja gerade.' De«» LE hat st« cher seine Absichten dabei gehabt."
Eke wurde nun doch nachdenklich.
„Meinst du wirklich?" .. .
„Ganz gewiß. Er hält offenbar etwas von diest» Vetter, der ja wohl der einzige Verwandte ist, »W dem ihr noch Beziebirngen habt?"
„Das ist allerdings richtig."
„Nun da liegt die Sache eben sehr einfach: Es ist vermutlich ein aller Wunsch von deinem Onkel, daß ihr beide euch einmal heiratet, und jetzt, wo er weiß, daß ich —, jetzt will er Ernst machen."
Eke schwieg betroffen. Endlich sagte fie zögernd; „Wenn ich so nachdenke — du könntest am Ende doch recht haben."
„Siehst du!" ^
Aber da warf fie den Kopf wieder doch.
„Nun, und wenn's so ist? Ich habe doch auch noch ein Wort mitzureden."
„So - und die Rücksicht aus den Zustand deines
^Eke von Grund zog die Dräuen rusammen.
„Es gibt da auch Grenzen. Mich opfern deswegen
^Äfteu? firhr es über seine Menen. Aber gleich wurden sie wieder ernst.
Du unterschätzest die Situation doch wohl etwas. Dein Onkel hat auch noch ein anderes Mittel, dich
ö" No^möcht' ich sehen!"
"Er kann dich enterben, wenn du dich weigerst. Und «r wird es!"
"Sprich" da? nicht so leicht hin. Besitz atachk «nab. hängig, gibt Rückgrat." , . .
„Das werde ich auch ohnehin stets haben, und wenn ich bettelarm sein sollte." >
Er schüttelte den Kops.
Da wandte sie sich ihm schnell zn. n-lrate».
„Oder — möchtest du etwa keine Fra» heiraten, die ohne jedes Vermögen ist?" ,
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