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Württemberg

Stuttgart, 3. Februar. Besuch des Generals Kreß o. Kressen st ein bei der württ. Regier­ung. Der zur Zeit in Stuttgart weilende Oberbefehls­haber des Gruppenkommandos 2 General K r e ß v. Kres­senstein stattete heute mittag dem württ. Staatspräsi­denten einen Besuch ab. Um 1 Uhr gab der Staatspräsi­dent zu Ebren des Generals im Staatsministerium ein Essen im engsten Kreise. Der General reist am 7. Februar nach Tübingen weiter.

Verlegung des Stadljubiläums. Bekanntlich wird Stuttgart in der Geschichte als Stadt erstmals im Jahr 1229, und zwar in einer Urkunde des Papstes Gregor IX. genannt. Die Stadt mag vorher schon als bewohnter Ort bestanden haben, jedenfalls hätte sie nach dem Vorgang anderer Städte Anlaß, im Jahr 1929 ihr 700jähriges Be­stehen zu feiern. Nun sind aber zurzeit außerordentlich große, für die wirtschaftliche Entwicklung Stuttgart höchst bedeutsame Arbeiten, wie die Neckarregulierung und der Bau des Reckarkanals. im Gang, Werke, die nicht schon im nächsten Jahr, sondern erst 1930 vollendet werden können. Der Gemeinderat hat es deshalb für zweckmäßig befunden, die Jahrhundertfeier um 1 Jahr bis 1930 zu ver­schieben und sie alsdann mit der Feier der Fertigstellung der Neckarregulierung und der damit im Zusammenhang stehenden anderen Arbeiten zu verbinden. Der Abschluß dieser großen Fluß-, Brücken- und Straßenbauten am Neckar wird dann für die Stadtverwaltung Anlaß sein, auf dem anschließenden weiten Gelände eine umfassende A u s- - stellungDie Straße" zu veranstalten. Mit den Vor­arbeiten zu all dem Geplanten wird demnächst begonnen werden.

Stuttgart. 3. Febr- Ernennungen im 5-ustiz- dienst. Der Staatspräsident hat den Amtsgerichtsrat Na­ge l e in Böblingen zum Amksgerichksdirektor in Göppingen, den Landgerichtsrat Dr. Steidle in Stuttgart zum Ober­landesgerichtsrat, den Amtsrichter Heh von Backnang zum Landgerichtsrat in Stuttgart, den Landrichter Richard Fach in Ravensburg zum Landgerichtsrat in Ravensburg, den Amtsrichter Dr. Gansser in Eßlngen zum Amksgerichts- rat in Ehlingen und den Amtsrichter Dr. Oechßler bei dem Amtsgericht Stuttgart 1 zum Amtsgerichtsrat bei dem Amtsrichter Dr. Gasser in Eßlingen zum Amtsgerichts- Hans Herrmann von Kirchheim seinem Ansuchen gemäß auf eine Landrickfer!^»? in Stuttgart verseht.

Stuttgart. 3. Februar. Zu dem Eisenbahnun­fall bei Holzgerlingen. Die Reichsbahndirektion Stuttgart teilt mit: Dem gestrigen Bericht über den Zu­sammenstoß zwischen einem Personenzug und einem Last­kraftwagen der Schloßbrauerei Haigerloch zwischen Weil im Schönbuch und Holzgerlingen ist noch folgendes nachzu­tragen. Die Ladung des völlig zertrümmerten Wagens, 11 lebende Schweine und 3 Kälber, blieb unversehrt. Die Lokomotive wurde nur leicht beschädigt. Die Aufräumungs­arbeiten waren 10.30 Uhr beendigt. Der Unfall ist dadurch entstanden, daß der Wagenführer, nachdem er den Wagen zum Halten gebracht hatte, unbegreiflicherweise weiterfuhr, während der Zug gegen den Kreuzungspunkt herankam.

75. Geburtstag. Generalmajor a. D. von Renner darf am 5. Februar seinen 75. Geburtstag in seltener Frische des Körpers und Geistes feiern. Er ist Veteran von 1870/71. Im Weltkrieg fand er bis Juni 1915 Ver­wendung als Kommandeur des Trains unseres heimischen Armeekorps.

Liegenfchaftsumsähe im Jahre 1927. Die Liegsnschafts- umsätze in Groß-Stuttgart im abgelaufenen Jahr betrugen nach amtlichen Ziffern verteilt auf 2012 Posten RM. 54 119 178.. Davon entfallen auf Verkäufe 1955 Posten mit RM. 53 026 561, auf Tauschgeschäfte 42 Posten mit RM. 147 204, auf Zwangsversteigerungen 15 Posten mit RM. 645 383. Das ist gegenüber den Umsätzen im Jahr 1924 mit 38 000 000 RM.. im Jahre 1925 mit 15500 000 RM. und im Jahre 1926 mit 42 700 000 RM. eine bemer­kenswerte Steigerung. Neben zahlreichen Ein- und Zwei- samilien-, Renten- und Geschäftshäusern sind insbesondere auch viele Bauplätze erworben worden. Besonders bemer­kenswert sind Käufe von Grundstücken zum Bau von klei­neren Einfamilienhäusern, Bauplätze in der Größe von' 4 bis 5 Ar in der Preislage bis zu 10 000 RM. sind dauernd gefragt.

Landesverband württ. Gaswerke. In einer stark be­suchten Versammlung der württ. Gemeinden mit eigenen Gaswerken wurde im Stuttgarter Rathaussaal der Landes­verband württ. Gaswerke gegründet. Der Verband hat zum Zweck die Förderung einer gemeinnützigen Gasver­sorgung Württembergs und die gegenseitige Beratung der Mitglieder beim Betrieb ihrer Gaswerke. Seine Aufgabe besteht vor allem darin, einen möglichst großen Teil Würt­tembergs mit preiswertem Gas zu versorgen. Die Landes­grenze soll bei diesen Bestrebungen keine Rolle spielen. Der Verband umfaßt 44 württ. Städte und Gemeinden und damit über 95 o. H. der gesamten Gaserzeugung Württembergs. Zum Vorsitzenden wurde Dr. Rübling, Direktor des Gaswerks Stuttgart, zum stellvertretenden Vorsitzenden Schultheiß Brandts-Fellbach. zu weiteren Vorstands­mitgliedern Oberbürgermeister Dr. Schwammberger- Ulm und Gaswerksdirektor Wenger - Gmünd, zum Ge­schäftsführer Dr. S t r ö l i n - Stuttgart gewählt.

Vom Tage. Im Gefängnis der Kriminalabteilung des Polizeipräsidiums verübte ein 23 I a. Mann, der wegen mehrerer in der letzten Zeit hier verübter Einsteigdiebstähle festgenommen worden war, Selbstmord durch Erhängen.

Am 1. Februar, nachm. 9X Uhr, hat im Hofe Ehristoph- straße 24 ein unbekannter Mann durch Erschießen Selbst­mord verübt. Der Tote dürfte dem Kaufmannsstand an­gehören, ist 2330 Jahre alt und 1.77 Meter groß.

Bor dem Schöffengericht hatte sich der 28 I. a. verh. Postaushelfer Julius Seiler von Böblingen wegen eines fortgesetzten Verbrechens der erschwerten Amtsunterschla­gung in Tateinheit mit Urkundenfälschung zu verantworten. Er hatte «inen Einschreibbrief mit 3 Dollar Inhalt und eine Postanweisung über 5 -4t nicht zur Ablieferung gebracht, sowie die Bescheinigungen mit dem Namen der Empfänger unterzeichnet und an das Postamt abgeliesert. Wegen dieser Verfehlungen wurde der Angeklagte zu der gesetzlichen Mindeststrafe von 1 Jahr Zuchthaus verurteilt.

Heidenheim. 3. Febr. Todesfall. Nach langem Leiden ist Direktor Dr.-Jng. h. c. Paul Priem im Alter von 62 Jahren gestorben. Direktor Priem ist als junger Ingenieur im Jahr 1890 bei der Maschinenfabrik von I. M. Boith hier eingetreten und 1904 Direktor der Abteilung für Papier- und Holzstvsfmaschinen geworden, die sich be­sonders feit dem Krieg außerordentlich ausgedehnt hat.

Nagoldcr TagblattDer Gesellschafter"

heUbronn. 3. Febr. In den Ruhestand. Durch Entschließung des Kirchenpräsidenten ist Dekan Eytel in Heilbronn seinem Ansuchen gemäß in den Ruhestand ver­setzt worden.

Hall, 3. Februar. Zur Aufwertung der Salz­siedersrenten. In einer vom Haal-Amt einberufenen außerordentlichen Hauptversammlung der Siedersrenten- Berechtigten berichtete Rechtsanwalt Schuster über die bisherige Entwicklung der Streitfrage. Im Februar 1926 habe man sich an das Finanzministerium gewandt, um die Frage endgültig zu regeln. Die Regierung habe aber die Angelegenheit als durch die Inflation erledigt erklärt. Da nicht alle 11 bis 1200 Interessenten einen Prozeß an­strengen konnten, habe man sich entschlossen, 11 Arme herauszusuchen, für die der Prozeß im Armenrecht geführt werden sollte. Am 24. August 1927 fällte das Landgericht Hall das Urteil, daß die Renten zu 50 Prozent aufgervertet werden sollen. Dieses Urteil wurde von beiden Seiten angefochten. Die Berufsverhandlung ist auf 1. März d. I. vor dem Oberlandesgericht in Stuttgart anberaumt. Die Staatsfinanzverwaltung habe sich nun bereit erklärt, die Renten wieder aufzunehmen und zwar in Höhe von 50 o. H. für die Bedürftigen, 35 v. H. für die Nichtbedürftigen. Bon Hall wurde der Gegenvorschlag gemacht, daß sämtliche Renten ohne Unterschied auf 50 v. H. aufgewertet werden sollen. Die Einigungsverhandlungen darüber werden in den nächsten Wochen geführt werden.

Gingen a. Fils. 3. Febr. Römischer Fund. Im Jahre 1912 wurden in der Nähe der Holzwarenfabrik Frank (zwischen Bahnhof und Dorf Gingen) beim Kiesgraben zwei römische Gedenksteine und ein steinerner Altar gefunden, je mit Inschrift. Dies ließ vermuten, daß sich in der Nähe der Fundstelle eine römische Niederlassung einst befunden habe. Nun wurde vor einiger Zeit, etwa 20 Meter von der alten Fundstelle entfernt, der spärliche Rest eines klei­nen römischen Denkmals aus Stubensandstein bei Grab­arbeiten entdeckt. Eine Inschrift fehlt. Der Fund bestätigt aber aufs neue die Nähe einer römischen Siedlung.

Großjchaffhausen OA. Laupheim, 3. Febr Wüten­der Farren. Der 20 I. a. Sohn des Schultheißen Scheffold wurde von einem als bösartig bekannten Zucht- farren gegen eine Türe gedrückt, so daß er zu Fall kam und den Fuß brach, dann ging das Tier mit gesenkten Hörnern auf den Burschen los und verletzke ihn schwer am Unter­leib. Nur dem raschen Eingreifen seines Vaters und eines beherzten anderen Burschen verdankt der Schwerverletzte sein Leben. Sein Zustand ist bedenklich.

Nördlingen, 3. Febr. Vor dem Schwurgericht in Neu­burg a. D. kommt demnächst die Mordsache Böck-Nörd- lingen erneut zur Verhandlung. Im Jahr 1922 wurde die 80jährige Privatiere Böck in Nördlingen in ihrem Haus überfallen, getötet und ausgeraubt. Das Haus wurde an­gezündet und ging in Flammen auf. Damals erfolgte schon die Aburteilung des Konditors Schöpfer von hier vor deni Bolksgericht in Neuburg. Der Hafner Richard Wagner und der Arbeiter Eduard Benninger von Nördlingen haben in der Verhandlung in Abrede gestellt, sich an der entsetzlichen Tat beteiligt zu haben. Die Verdachtsmomente haben sich inzwischen verdichtet, so daß sich die beiden demnächst wegen Raubmord und Brandstiftung zu verantworten haben wer­den. Sie waren bei Begehung der Tat 16 Jahre alt.

Aus Stadt und Land

Nagold, 4. Februar 1928.

Drein greifen, packen ist das Wesen jeder Meister­schaft. Goethe.

örmtlagsgedanken

Gegen den Strom

Ich gehe mit den andern" mit diesem einzigen Wort, das er einen Handwerksburschen in der Szene von Faust's Spaziergang sprechen läßt, zeichnet Goethe die innere We­sensart einer Unmenge von Menschen. Sie gehen mit den andern, sie haben keine eigene Meinung, keinen eigenen Willen, sie folgen der Laune, dem Herdentriebe, dem Schlagwort, weil sie kein persönliches Leben in sich haben; oder auch sie hängen den Mantel nach dem Wind, um da­bei auf ihre Rechnung zu kommen. Kurzum, sie schwimmen mit dem Strom, ob es sich nun um Mode, Vergnügungs­betrieb, Tagesklatsch oder Zeitmeinung handelt, und sie ge­nießen dabei wohl noch das erhebende Gefühl, sich an dem Fortschritt der Menschheit zu beteiligen.

Die toten Fische schwimmen mit dem Strom, die leben­digen Fische schwimmen gegen den Strom". Damit ist kei­neswegs der Eigenbrödelei oder gar der Eigensucht das Wort geredet, wohl aber der Menschenwürde, dem Verant­wortungsgefühl. das jeder für sich und die Allgemeinheit haben muß. Daß viele den Unrechten Weg gehen, macht den Weg nicht recht. Jeder muß zuletzt für sich selber stehen, mit seinem Gewissen zu Rate gehen und deshalb gegebenen­falls auch den Mut zu einem Nein gegenüber allen andern haben. Dieser Mut ist immer eine seltene Tugend gewesen. Man will sich läckerlick machen und kein Einspänner wer­den. Aber zweierlei gibt es zu bedenken. Ein Nein, das aus dem Verantwortungsgefühl stammt, ist ein wichtiges Stück echter, beseelter Gemeinschaft. UndEin Mann mit Gott ist immer die Mehrheit."

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Feste und Veranstaltungen.

Samstag: 2 Uhr Versammlung der Körperjchaftsbeam-

ten etc. imTrauben"-Saal.

8 Uhr Scherzabend des Turnvereins im Kur­hausWaldlust".

8 Uhr Blumenfest der Museumsgesellschaft imTrauben"-Saal.

Sonntag: 4 Uhr Innungsverfammlung aller Innungen

imTrauben"-Saal.

>45 Uhr Theaterabend des Arbeitergesangver­einsFrohsinn" imLöwen"-Saal.

5 Uhr Generalversammlung des Radfahrer­vereins imSternen".

8 Uhr Scherzabend des Arbeitergesangvereins Frohsinn" imLöwen"-Saal.

8 Uhr Vorträge des Röthig-Quartetts in der evangel. Stadtkirche.

Ausnahme in die Latein- und Realschule.

Es wird auf die Anzeige betr. Aufnahme in Klasse I der Latein- und Realschule hingewiesen. An der Prüfung

_^,_ Samstag. 4. F ebruar 1828

können sich Schüler (innen) aus der 4. oder einer höheren Volksschulklasse beteiligen. Eine besondere Vorbereitung für diese Prüfung ist nicht nötig. Aus der 3. Volksschul­klasse können Schüler (innen) mit einwandfreiem Gesund heitszustand und einem Kenntnisstand von mindestens 6 0 im Durchschnitt zunächst ohne Prüfung zur Probe in Klasse I eintreten.

Zum 8V. Geburtstag von Prälat Frohnmeyer.

Am 5. Februar feiert Prälat Immanuel vonFrähn­ln e y e r fernen 80. Geburtstag. Geboren in Ludwigsbürg erhielt er seine theologische Ausbildung im Tübinger Stift. 1876 wurde er Helfer in Knittlingen, 1881 Professor am Lehrerseminar in Nagold. In die Oberkirchenbehörde trat er im Jahre 1887 mit dem Titel eines Oberkonsisto- rialrats ein. Seit 1905 versah er bis zu seiner Pensio­nierung i. I. 1913 die Prälatur des Reutlinger Sprengels. Besondere Verdienste hat er sich auf dem Gebiet des Volks­schulwesens erworben. In seiner großen Bescheidenheit wünscht der Jubilar, sein Geburtstagssest in aller Stille zu feiern.

UnsereFeierstunden"

Alldieweil das Meißener Porzellan in der ganzen Welt jo bekannt ist, wollen wir unseren Lesern auch einmal ein Bild der Fabrikationsstadt, die Heuer ihr lOOOjähriges Stadtjubiläum feiert, vor Augen führen. Auffallend ist das Wuchtige, Gewal­tige dieser Baulichkeiten, die von einer großen Vergangenheit er­zählen. Das Wunderwerk, den Pariser Eiselturm, will man nun niederreißen, weil sich die Reparaturen als unzulänglich er­wiesen haben. Schließlich ist er ja auch in der heutigen Zeit der Hochbauten kein solch Wunderwerk mehr. Eine rührige Werbetrommel schlägt der Zirkus Sarasani mit dem Besuch seiner Jndianertruppe bei der Witwe des Jugendschriftstellers Karl May. Trotzdem muß man das ganze als theatralischen Kitsch sondersgleichen und geschmacklos bezeichnen, denn was wis­sen die Indianer von Karl May, der wohl die Jugend mit feiner regen Phantasie glühend begeistern konnte, aber doch selbst niemals im Lande der Indianer gewesen ist. Neben anderen aktuellen Bildern und der Fortsetzung des Romane, Die Flucht ins Morgenland" dürfte die ganz reizende Geschichte von den beiden Hunden und dem Aefflein Anklang finden Hundeseele! ein Schimpfwort, und wieviel mehr liegt oft in einem solchen unverstandenen Seelchen darin, wie stolz könnten oft Menschen sein, wenn sie nur etwas von der Hingabe, der Treue und des Uneigennutzes eines solchen Tierchens ihr Eigen nennen könnten. Besonderem Interesse dürfte das Bild und die Abhandlung über Fachwerkhäuser in Schwaben begegnen da auch wir hier einige sehr schöne solcher Bauten aufweisen können.

Die Bevölkerung des Oberamts Nagold nach dem Religionsbekenntnis von 1895 bis 1S2S.

Im nachstehenden geben wir eine llebersicht über die Entwicklung der Religionsbekenntisse in unserem Bezirk. Das Volkszählungsjahr 1919 mußte unberücksichtigt blei­ben, da bei dieser Zählung nach dem Religionsbekenntnis nicht gefragt worden ist. Seit dem 16. Juni 1925 hat bekanntlich keine weitere Volkszählung mehr stattgefunden. Damals ist zum ersten Mal ein Unterschied zwischen Wohn- und ortsanwefender Bevölkerung gemacht worden. Die Be­völkerung des Oberamts Nagold fetzte sich in den einzelnen Volkszählungsjahren hinsichtlich des Bekenntnisses wie folgt zusammen:

Zählungs­

jahr

Be­

völkerung*)

evcmg.

davon waren kathol. isracl.

Sonstige

1861

24 770

22 964

1680

8

118

1895

25 078

23 238

1670

6

164

1900

25 385

23 505

1678

1

201

1905

26 125

24 145

1782

2

196

1910

26 614

24 567

1785

8

254

1925

25 939

23 657

1802

5

475

1861 und 1895 bis 1910 ortsanwesende Bevölkerung, 1925 Wohnbevölkerung.

UnterSonstige" sind auch die Angehörigen aller christ­lichen Sekten, Freikirchen, sowie die Religionslosen gezählt.

Von der Bevölkerung des Bezirks Nagold waren dem­nach 1861 92,7 v. H. evangelisch und 6,8 v. H. katholisch. Im letzten Volkszählungsjahr 1925 dagegen waren 91,2 v. H. evangelisch und 7,0 v. H. katholisch. Der evangelische Bevölkerungsteil ist demnach im Oberamt Nagold pro­zentual unaufhörlich zurückgegangen. Die Abnahme ist aber weniger den Katholiken als denSonstigen" zugute gekommen. Unter diesen befinden sich zudem größtenteils Angehörige evangelischer Sekten usw. Im übrigen wäre die Abnahme der Evangelischen im Hinblick aus den lan­gen Zeitraum von 64 Jahren (18611925) recht gering. Jedenfalls gehört unser Bezirk auch heute noch zu den evangelischsten" Oberämtern Württembergs.

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Mittelstand und Wirtschaftspakten Das Jahr 1928 ist ein Wahljahr, denn es finden Landtags-, Reichstags- und Gemeinderatswahlen statt. Die mittelständischen Kreise, also Handwerk, Handel, Landwirtschaft, Haus- u. Grund­besitz sind in allen Parteien zersplittert und stehen vor der Frage was künftig tun. Trotz aller Versprechungen unserer seitherigen Vertreter werden dem Mittelstand fort­gesetzt mehr Lasten aufgebürdet. Er steht, daß sein öffent­licher Einfluß immer schwindet, es kommt ihm täglich mehr zum Bewußtsein, daß er trotz der vielen Mühen unter­gehen muß, daß all sein Schaffen, ihn nicht mehr vor größter Not im Alter retten kann. Der Mittelstand ist genötigt neue Wege zur Verteidigung seiner Existenz zu gehen. Bezüglich der Abwehr dieser Mißstände siehe das heutige Inserat. (Wir wurden um die Aufnahme vor­stehender Zeilen gebeten. Unsere eigene Einstellung hat damit nichts zu tun. D. Schriftltg.)

Calw» 3. Febr. Türkenläuten. Gestern ließ die Bäckerinnung den uralten Brauch, das sogenannte Türken­läuten, wieder aufleben. Um 1 Uhr wurden sämtliche Glocken der Stadt eine Viertelstunde lang geläutet. Der Brauch stützt sich auf eine alte lleberlieferung aus dem Jahr 1683 von der Belagerung von Wien durch die Tür­ken. Das Dokument ist durch den Brand der Stadt Calw im Jahr 1692 verloren gegangen. Ein Bäckergeselle von Calw hörte bei seinen nächtlichen Arbeiten die unterirdi­schen Arbeiten der Belagerer. Er erstattete sogleich An zeige, und die Stadt Wien wurde dadurch gerettet. Kaiser Leopold I. willfahrte dem Wunsche des Bäckergesellen und verlieh der Bäckerzunst zu ihrem Ehrentage ein Ehren geläute. Seit dieser Zeit wird mit Unterbrechung der Brauch ausgeübt. Früher erhielten die Lehrlinge ein klei nes Festessen und die Glocken wurden eine Stunde lang geläutet, jetzt nur noch eine Viertelstunde.

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