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Nagolder LagvlattDer Gesellschafter"

Montag, 17. Oktober 182?

Schwenningen, 16. Okt. Gegen die Zusammen­legung der südwestdeutschen Arbeitsämter haben sich der Industriellenverband Schwenningen und die Uhrenindustrie entschieden ausgesprochen.

Tuttlingen, 16. Okk. Reit- und Fahrkurnier. Das vom Verband der Läntll. Reit- und Fahrvereine ge­leitete und vom Reikerverein Tuttlingen veranstaltete Tur­nier war ein voller Erfolg. Die beachtenswerten sportlichen Leistungen wurden von etwa 5000 Zuschauern mit großem Beifall ausgenommen- Sieger in der Dressurprüfung und im Jagdspringen war Rittmeister Remlinger, Reiter- Regt. 18 gegen Oberleutnant von Langsdorfs vom Inf.-Regt. 14, der die 2. und 3. Plätze belegte. Weitere Sie­ger waren: Frl. E. Schüler und die Zerren Creyauf- müller, Rudy, van der Weck und Werner, Tutt­lingen, Neher und Pfisterer, Talheim, sowie Wacht­meister Mayer. Aeiker-Aegk. 18 und Unteroffizier Heck, Anf.-Regk. 14.

Wangen i. A., 16. Okt. Reichskuratoriums- Sitzung der deutschen m i l ch w i r t s ch a f t l i ch e n Forschungsanstalten in Wangen i. A. Im Rathaussaal in Wangen im Allgäu tagte das Reichskura­torium für die deutschen milchwirtschaftlichen Forschungs­anstalten, und zwar für die Forschungsanstalt mit Zweig­stelle in Königsberg und für die süddeutsche Forschungs­anstalt in Weihenstephan mit Zweigstelle in Wangen i. A., ferner für das Prüfungsamt für Milchgeräte in Halle. Im Verlauf der bedeutsamen Sitzung trugen die Anstaltsdirek­toren die Vorschläge vor für die bestehenden und geplanten Forschungsanstalten. Landesökonomierat Dr. Teichert- Wangen i. A. hielt einen Vortrag über den Einfluß der Forschungsanstalten für die milchwirtschaftliche Praxis. So­dann fand die Etatsberatung statt. Das Reich stellt für sämtliche Forschungsanstalten 120 000 <^l zur Verfügung, wobei allerdings die Löwenanteile auf die Anstalten in Kiel und Weihenstephan fallen. Das Kuratorium stellt an die Forschungsanstalten für die Zukunft die Forderung, daß sie sich mit bestimmten Fragen der Praxis beschäftigen sollen, und zwar wurden namentlich gewünscht: Versuche über Verbesserung der Molkenbutter, über eine bessere Verwer­tung der Molkenrückstände, über die bessere Verwertung von Kasein, Studien über die Rationalisierung der Milch­wirtschaft, die Beseitigung der zahlreichen Käsefehler usw., dann namentlich aber auch über die Wirkung der Silo- Milch auf den Ausfall der Käse. Des weiteren wurde be­sprochen eine Beteiligung der Forschungsanstalten an der AusstellungDie Ernährung" in Berlin. An den Bera­tungen nahmen Vertreter der Regierungen des Reichs, Preußens, Bayerns und Württembergs, sowie der ein­schlägigen staatlichen Anstalten dieser Länder teil.

Bon der bayerischen Grenze, 16. Okt. Gesundheit s- beter. In einer Gemeinde des Bezirks Zusmarshausen war eine Bauerntochter an tuberkulöser Drüsenentzündung erkrankt und stand in Behandlung eines Arztes. Nach einem operativen Eingriff, der rasch vernarbte, erklärte er das Kind für geheilt. Aber Nachbarn und Vetter und Ba­sen erklärten, für Dräsenerkrankungen helfe nachhaltig nur Sympathie: sie drangen so lange auf die Eltern ein, bis Kiese einen Sympathiedokkor aus einem Nachbarort herbei­riefen. Dieser kam auch drei Nächte hintereinander zur Zeit des abnehmenden Monds. Jedesmal nachts um 2 Uhr wurde das Mädchen in warme Tücher gewickelt, in den Garten binauSgetragen und unter einen Apfelbaum geleK:

dort .betete' der weise Mann längere Zeit mit ihm. Während der drei Tage trug das Mädchen ein Halstuch ununterbrochen, das dann einer toten Frau mit ins Grab gegeben werden mußte. Weit und breit war damals keine Frau gestorben. Man fuhr deshalb mit dem Tuch nach Augsburg, wo es ein Leichenwärter einer Toten in den Sarg legte. Das alles geschah im Mai. Das Kind ist wie­der völlig gesund und man streitet sich jetzt darüber, wer ihm geholfen hat, der Arzt oder der Schmierendokkor. Der weise Mann wollte für seine Tätigkeit nichts annehmen, hat stch aber doch einen Zehnmarkschein in die Tasche schieben lassen. Das wurde bekannt und er erhielt wegen Gaukelei einen Strafbefehl über 30 Mark oder 6 Tage Hast.

Jnneringen i. Hohen;.. 16. Okt. Von Pferden ge- schleift. Der Gemeinderechner Adolf Klöck wurde von den Pferden geschleift und schwer verletzt.

Aus Stadt undLaud

Nagold, 17. Oktober 1927.

Biete Leute kviLHeven nur, um nicht ummsseud zn er­scheinen und wissen njM, daß DuLdfamteit das Zeichen der höchsten Krlltrrr ist. Carmen Sykoa.

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Dieuftnachrichte«

Im Bereiche des Landesfinanzamtes Stuttgart wurde der Steuerassistent Grüner bei dem Finanzamt Altensteig zum Steuersekretär ernannt.

Die Reichsbahndirektion hat die Bauinspektoren Svring- mann in Horb nach Böblingen (Reichsbahn-Bauamt) als technischen Reichsbahninspektor und Wörner in Nagold, z. Zt. noch in Tuttlingen (Reichsbahn-Neubauamt), nach Weil- derstadt als Vorsteher der Bahnmeisterei und den Reichs­bahnobersekretär Kastler in Giengen (Brenz) nach Calfw (Reichsbahn-Betriebsamt) versetzt.

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Kirchweihsounlag

Land auk lanv ab wurdet gestern die Kirchweihe gefeiert und wo uns der Weg vorbeiführte, tönte uns aus Gasthäusern lustiges Spiel und fröhlicher Gesang entgegen. Seit dem 9. Jahrhundert ist bereits die Sitte eingesührt, des Einweihungs­tages der Kirche zu gedenken. Mit der Zeit hat man aller­dings leider den eigentlichen Zweck dieses Tages vergessen und ihn in einen Volksfesttag verwandelt. Alldieweil nun die Kirchen in den verschiedenen Ortschaften auch zu verschiedenen Zeiten eingeweiht wurden, war den Kirchweihfröhlichen allzuoft Ge­legenheit geboten, ihr Mütchen zu kühlen und wo es ging zu feiern. So hat man in der Mitte des vorigen Jahrhunderts hier zu Lande das Kirchweihfest auf den 3. Sonntag im Okto­ber festgelegt. Kirchweih ist in erster Linie ein Festtag für die ländliche Bevölkerung und es ist wohl angebracht, wenn sich der Bauer nach des Sommers und Herbstes Last und Mühen auch einmal einen schönen Tag verschafft. Da wird aufgetischt, was Keller und Küche nur hergeben wollen, der junge Most wird im großen Krug garnicht mehr alle, die Kuchen und Kränze liegen in langen Reihen auf den Tischen. Sie werden bei vielen an diesem und in den folgenden Tagen das Hauptnahrungsmittel bilden. Verschmäht wird selbstverständlich ein gutes Kirbekraut mit Speck auch nicht und all diese Eßüppig- keiten werden bezwecken, daß Onkel Doktor mehr wie sonst üblich in Anspruch genommen wird. Ost geht es auch auf den Tanz­böden nicht immer so ganz sanftmütig und gefühlvoll her, denn den Burschen kommt es im seligen Uebermut auf eine Rauferei mehr oder weniger nicht an. Felix Dahn hat diesen ländlichen Karneval" so reizend geschildert, wo sogar die älteren Bauern die jugendlichen Raufbolde immer noch anspornen:Buab'n, rauft's, was es kost't, dös zahl' i". Heuer ist uns allerdings nichts von solchenLiebkosungen" zu Ohr gekommen, vielmehr hörten wir nur, daß es überall urgemütlich gewesen sei und der Freund Spezi einen Bombenrausch gehabt hat. Fein, was? wenn heute morgen Hunderte von Nadelspitzen im Gehirnkasten zu arbeiten scheinen, ein ganzes Bataillon Teufelchen uns zwickt und zwackt, die Haare einzeln ausreibt, mit dem Korkzieher, der gestern so viele gute Flaschen entkorkt hat, Boroeriuche an der Schädeldecke anstellt usw. Wer's weiß, wird's wissen!

Inzwischen ist es weiter Herbst geworden. Der braune Geselle wandert mit seiner Fidel unentwegt durchs Land und wo sein Lied erklingt, verstummt das Lied der Vögel und die grüne Welt verwandelt sich in eine wunderbarste Symphonie der Farben. Schmiegen sich auch am frühen Morgen und des Abends die Nebel so dicht an die Erde, daß Strauch und Hügel, Weg und Steg ausgewischt scheint und man oft nacht­wandlerhaft seinen Weg suchen muß, dieser Farbenzauber setzt sich überall durch. Wenn wir sonst im Jahre die Sonne ent­behren müssen, so schmachten wir nach ihr, gestern in all der ! Schönheit haben wir sie wohl kaum vermißt. Und wer ge- ! nießen wollte, der wanderte in die schöfperische Pracht hinein ! und saugte das Herz voll von der ganzen Süße und Herbheit j des Tages.Ich ging im Walde so für mich hin ... ". j Das ist entschieden etwas herrliches, allein durch Wald und l Felder zu schlendern, genießerisch alles hinnehmend und doch ist es nicht minderschön, wenn eine kleine Gesellschaft sich ver­stehender Menschen sich zusammenfindet. Wir Menschen sind nun einmal auf einander angewiesen und ein Austausch von Gleichgestimmten hat etwas Beglückendes, etwas Erhebendes ' und wenn ein solcher Austausch im Walde geschieht, wo die

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von. lllsbstti Sonattsed

5. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

-Sie dachte viel darüber nach, auf welche Weise sie selbst iesen Wandel herbeischaffen könnte, und ihr Entschluß >ar bald gefaßt. Sie besaß ja soviel Kraft und Ausdauer, inen reichen Schatz an Kenntnissen: sollten o:ese nicht erwertet werden können?

Mutter und Bräutigam wollten zwar anfangs rnchts on ihrm Plänen wissen. Aber endlich fühlten sie sich doch, on ihren Vorstellungen besiegt und stimmten ihrem Dor­aden bei. Ilse wollte eine Stellung suchen, die ihren lenntnissen und Fähigkeiten entsprach. Aber leider hatte ie mit ihren Bemühungen zuerst wenig Erfolg. Derartige Stellen, die für sie gepaßt hätten, waren sämtlich besetzt nd vergeben und so blieb ihr schließlich nichts anderes ,brig. als sich um eine Stellung als Erzieherin zu be- »erben.

Sie hatte zwar kein Lehrerinneneramen gemacht. :ber, was in ihren Augen mindestens auf derselben Stufe tand. das Abiturium. und hoffte mit diesem ebenso wert u kommen. Wie sehr sie sich in dieser Annahme getäuscht >atts, mußte sie bald erfahren. Auf ihre Bewerbungen rhielt sie entweder gar keine Antwort oder einen abichlä- ligen Bescheid, dem stets das Bemerken hinzugefügt war, > man das Lshrerinneneramen verlange. Man hielt rlso die Kenntnisse einer Abiturientin für andere, als sie an ,öHeren Töchterschulen gelehrt wurden: vielleicht war man mch engherzig genug, seine Kinder nicht einer Studentin, rlso einer emanzipierten Frau anvertrauen zu wollen.

Gegenreden und Ratschlägen der guten Tanten setzte ie ihrm alten unerschütterlichen Gleichmut entgegen.

Sie hatte schon daran gedacht, Heinz das Jawort zu- mckzugeben, da sie ihm nichts in die Ehe bringen konnte, md er selbst noch keine feste Anstellung besaß, aber sie nachte in dieser Zeit mehr als früher die Beobachtung, daß

er sie heiß und innig liebe und nichts nach ihrem Reichtum gefragt habe. Ihm von einer Trennung zu sprechen, er­schien ihr darum grausam und hart. Sie waren beide noch jung und konnten warten, bis sich die Verhältnisse gebes­sert hatten.

Von dem Bankier Römer fehlte noch immer jede Spur, trotz der eifrigsten Nachforschungen der Polizei. Wahrscheinlich war er ins Ausland geflohen, das ihn, wir er selbst geschrieben hatte, nicht ausliefern würde. Von dm noch Vorgefundenen Geldern wurden zwei Prozent an die Gläubiger verteilt, eine Entschädigung, die kaum zu rechnen war und auf die Frau Professor Römer von vornherein zu Gunsten Aermerer verzichte. Besonders den armm Prokuristen hatte es schwer getroffen. Er war stellenlos > und bewohnte mit seiner gleichfalls alternden Gattin ein Mansardenstübchen, sich kümmerlich durchs Leben schlagend. Wer wollte auch den alten Mann anstellen, wo es jüngere Kräfte im Ueberfiuß gab und eine allgemeine Arbeits­losigkeit herrschte. Ilse ging oft hin und suchte durch kleine Unterstützungen wenigstens die äußerste Not zu lindern. Hierbei allein empfand sie den Kummer über ihr; eigene Armut, dis es ihr nicht gestaltete, besser und reicher zu unterstützen.

4. Kapitel.

So lagm die Verhältnisse, als die Familie Römer mit Heinz Walüow in ihrer Mitte eines Abends an dem Tisch im behaglichen Wohnzimmer saß. Im Kamin brannte ein lustiges Feuer, denn die Sonne, die am Tage einen Vor­geschmack vom Frühling gegeben hatte, war untergegangen und hatte di: alte Winterkälte in den Räumen zurückgelas- sen. Das Kaminfeuer aber verbreitete eine behagliche Wärme.

Frau Professor Römer und die alte Großmutter ar- beiteten fleißig an für den Hausstand nötigen Gegenstän­den. Ilse saß mit in den Schoß verschränkten Händen und lauschte eifrig auf Heinz'Bericht über die Fortsetzung des Gelehrtenstreites. Der unbekannte Gelehrte hatte seinen Ansichten in einer treuen Broschüre Ausdruck gegeben. Es war eine Antwort auf Heinz' Erwiderung, aber er wich da­rin nicht um Haaresbreite von dem einmal Gesagten ab.

Brust freier atmet, so ist's noch einmal so schön. Hoher Wald wirkt wie ein Tempel und er liegt vor uns wie ein Heiligtum und wir trinken in ihm die köstliche, frische Waldesluft die wie ein Lebenselixier für uns ist. Und ist man dann wieder zu Hause und hat man von all dem Erleben in sich aufge- fpeichert, so darf man merken, daß man die Spinnweben der Seele im Walde zurückgelassen hat.

Der Schwarzwaldverein hatte sich recht zahlreich mit dem 2 Uhr Zug zusammengefunden, um auf dem bekannt gut be- zeichneten Weg von Calw aus am Schafott vorbei über den Zavelstein den Weg nach Teinach in denHirsch" zu fiuden, wo man bei Tanz und Gesang dem Tag einen schönen Ab­schluß gab. Das Frühschoppenkonzert der Stadtkapelle und das Fußballspiel an der Calwerstraße hatten Freunde gefunden und erfreuten sich eines guten Besuches.

Kivderpflegekurs

Auf den Kinderpflegekurs, der auf Veranlassung des Ju­gendamts von Montag, den 24. Oktober dis Freitag, den 4 November hier abgehalten wird, wird noch einmal besonders hingewiesen. Jeder Kurs umfaßt 11 Doppelstunden und wird von einer Lehrerin des Landesausschusses für Säuglings- und Kleinkinderschutz geleitet. Den theoretischen Vorträgen und Besprechungen schließen sich jedesmal praktische Hebungen an. Der Unterrichtsstoff umfaßt: Bett, Kleidung, Baden, Hautpflege^ Ernährung des Kindes, Beobachtungen der Ernährungsstörun­gen und der sonstigen Störungen im Befinden des Kindes; Hinweise auf die Erkrankungen im Säuglings- und Kleinkin­desaller: Erziehung der Mütter und Mädchen zur rechtzeitigen Heranholung ärztlicher Hilfe; körperliche und geistige Entwick­lung des Säuglings; Pflege und Erziehung des Säuglings und der größeren Kinder. Bei den praktischen Uebungen han­delt es sich vor allem um das Baden und Anziehen des Kin­des, um die Anleitung zur Ausführung ärztlicher Verordnun­gen bei kranken Kindern, um das Neben von Verbänden und das Abschneiden von Mustern für zweckmäßige Kinderkleidung, sowie die Anfertigung von Kinderspielzeug und die Anleitung zur richtigen Zubereitung der Kindernahrung. Ein reiches Pro­gramm, beinahe zu reich für die kurze Zeit und von so großer Wichtigkeit. Hoffentlich finden sich recht viele Teilnehmerinnen zu dieser schönen Lernzeit zusammen! Sie werden es so wenig bereuen, wie alle, die schon einmal einen solchen Kurs mitge macht haben. Schluß der Anmeldungen am 20. Okt. (s. Inserat.)

Zusammenstoß

Am Samstag stieß auf der Jselshäuserlandstraße ein hiesiges Auto mit einem jugendlichen Radfahrer von Jsels- hausen zusammen. Der Radfahrer mußw bewußtlos vom Platze getragen und ins Krankenhaus geschafft werden. Die Verletzungen sind leichter Natur.

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Auflösung des Mrtschafksverbands katholischer Geistlichen. Zufolge wiederholter Beschwerden des Württ. Industrie­ll nd Handelstags hat das Bischöfliche Ordinariat in Rotten­burg die Auflösung des Wirtschaftlichen Verbands des Ver­eins katholischer Geistlichen in Württemberg veranlaßt. Das Warenlager des Verbands ist 'durch Kauf an eine Ulmer Geschäftsfirma übergegangen.

ü.O. Württembergifche Bauerntage. Der Landwirtschaft­liche Hauptverband Württemberg und Hohenzollern ver­anstaltet in diesem Spätsahr eine Reihe von Bauern­tagen. in denen zu den dringendsten wirtschaftlichen Fra­gen aufklärend Stellung genommen wird. Der erste Bauern- tag findet am Sonntag, den 30. Oktober, in Bad Mer­gentheim statt. Er gilt für die Bezirke Mergentheim, Gerabronn. Crailsheim, Hall und Künzelsau. Auf ihm wird u. a. der aus den Auseinandersetzungen über die Zollfrage bekannte und verdiente Agrarwissenschaftler Privatdozent Dr. Kurt Ritter-Berlin überDie volkswirtschaftliche Bedeutung der deutschen Landwirtschaft" sprechen. Weitere Bauerntage des Landw. Hauptverbands finden statt: am 11. November in Aalen und am 3. Dezember in Ravensburg.

Zur Beikragspflichk bei -er Angeskelttenversicherung. Nach einer Entscheidung des Reichsversich-rungsamts hat ein Angestellter, der im Monat bei verschiedenen Arbeit­gebern beschäftigt, der also Teilbeschäftigter ist, am Schluß des Monats diejenige Beitragsmarke zur Angestelltenver­sicherung zu kleben, die dem Gesamtarbeitseinkommen des Monats entspricht. Bei der Gehaltszahlung kann der An­gestellte von jedem der Arbeitgeber einen verhältnismäßigen Anteil der Arbeitgeberbeitragshälfte als dessen Beitrags­anteil verlangen.

Die Klingel an der Haustür ertönte laut durch das Haus. Ilse horchte auf: Was oder wer konnte das sein?

Nach wenigen Minuten brachte der alte Diener einen Brief und übergab ihn Ilse. Sie warf einen Blick auf den Poststempel uno zuckte leicht zusammen. Er kam von den Grenzen des Reiches, aus Oberschlesien. und auf der Rück-, feite des Umschlages prangte ein großes, goldenes Wappen.

Schnell schnitt sie den Umschlag auf und zog den Brie' heraus: er war mit einer großen, steilen Schrift bedeckt. Sie überflog die erste Seite und stieß dann einen Jubel laut aus:Endlich, endlich!"

Was ist endlich, Ilse?" fragte Frau Römer, die ge­spannt ihrer Tochter Mienrnspisl gefolgt war.

Da sprang Ilse auf und schlang beide Arme um de^ Mutter Hals:

Enolich eine Zusage, Mütterchen, und zwar unter den glänzendsten Bedingungen. Du weißt, daß ich mich aus ein Inserat gemeldet habe. Eine Gräfin Limar auf Tworcau suchte eine Erzieherin für ihre beiden Töchter. Hier ist die Antwort."

Frau Römer, die über diese Nachricht keineswegs st erfreut wie ihre Tochter war, bat sie, den Brief oor^il^en. Und Ilse begann. Der Stil war steif, hochmüti; > oon oben herab:

In Anbetracht Ihres guten Zeugnisses will ich es einmal mit Ihnen versuchen," schrieb die Gräfin.Auf das Lehrerinneneramen lege ich keinen besonderen Wert, wenn nur die nötigen Kenntnisse vorhanden sind. Ich hoffe jedoch bestimmt, daß sie nichts von Ihren eman­zipierten Ideen mit nach Schloß Tworrau bringen wer­den. Meine Kinder sollen gemäß den Traditionen ihrer Vorfahren erzogen werden. An Gehalt bewillige ich Ihnen 1500 Mark und werde es. wenn Sie meinen An­sprüchen genügen, entsprechend erhöhen."

Fünfzehnhundert Mark!" unterbrach Ilse ihr Dor- lesen. Diel; Stelle muß ich annehmen und wenn sie in Hinterpodolien läge."

(Fortsetzung folgt.)