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'en, freundlichst empfangen. Schon zu dieser Zeit gaben die Zkiegsopfer der Kur- u. Industriestadt das Gepräge. Ueberall sah man die Teilnehmer an der Tagung mit ihren geschmack­vollen Festabzeichen. Um 4 Uhr vereinigte eine Bodenseerund- sahrt die Württemberger trotz des ungünstigen Wetters, das jedoch nach und nach sich besserte, sodaß die gegenüber liegen­den Ufer recht gut zu sehen waren.

Nachdem dann die Stadtverwaltung nach Eintritt der Dunkelheit eine Strandbeleuchtung mit Pcomenadekonzert und Gesangsvorträge« gezeigt hatte, fand im Saalbau der Zeppelin- wohlfahrt ein großes Festbankett statt, bei dem außer den Vertretern der staatlichen und städtischen Behörden der Kriegs- opsertag stand unter dem Protektorat des Stadtschultheißen Ichnitzler auch der erste Gauvorsitzende, Kamerad Kaz -naiec, eine mit Beifall aufgenommene Rede bielt, die es ver­dient hätte, in weitesten Kreisen des Volkes gehört zu werden, Za sie die sozialen und wirtschaftlichen Forderungen der Kriegs­opfer gut zum Ausdruck brachte. Die Quartiere, die nach dieser Veranstaltung ausgesucht werden mußten, wurden von der Ein­wohnerschaft entgegenkommenderweise vielfach als Ineiquartiere Mi Verfügung gestellt, wofür auch an Vieser Stelle unser Dank gesagt sein soll.

Am Sonntag, der glänzendes Wetter und unsere Kamera­den der Vodensee-Ufer brachte, fand dann nach Besichtigung der fiir uns interessanten Zeppelinhallen eine öffentliche Kund­gebung im Riedlepark statt, bei der Kamerad Dr. Schumacher Stuttgart (M.d.L.) eine großangelegte Rede hielt. Der starke Beifall während und nach der Rede bewies, daß er den vielen Anveienden aus den Herzen gesprochen hatte mit seiner Dar­legung und Beantwortung der die Kriegsopfer bewegenden Fragen.

Nach dieser Kundgebung marschierte ein großer Zug zu den Kriegergräbern im alten Friedgof, wo die Gesallenen-Ehrung itattfand. Nach der tiefempfundenen Gesenk, ede des badischen Gauleiters. Kamerad Marquard (Karlsruhe), wurde ein rie­siger Kranz niedergelegt. Diese Veranstaltung war, wie alle vorhergehenden, von den guten Vorträgen der Stadlkapelle und des Gesangvereins Friedrichshafen umrahmt.

Damit war der offizielle Teil des Programms zu Ende. Der Nachmittag, der wieder schönes Weiter brachte, gehörte oem kameradschaftlichen Beisammensein, dem wir Nagolder nur M bald Lebewohl sagen mußten, um die Rückfahrt anzutreten. Diese selbst mit ihren abwechselnden Bildern en schädigte uns jedoch reichlich für den früh n Aufbruch.

Die Teilnehmerzahl des Kriegsopfertages betrug ca. 4000. Zie alle waren sich einig in dem Gedanken, daß sie ihrem Vaterland und ihrem Volke am besten dienen, wenn sie für die Fdeale des Reichsbundes eintreten. Mancher nahm auch nach einigen genußreichen Stunden das Bewußtsein mir nach Hause, aaß er doch nicht so verlassen ist, wie er sich wohl nach vielen körperlichen und seelischen Depressionen, heroorgerusen durch alle möglichen Schikanen bei der Verfolgung seiner berechtigten Ansprüche, fühlt. Und wenn dies nur in einem Falle erreicht ist, dann sind wir dem Erfolg unseres Ausflugs zufrieden.

Bortrilge Mnnzlinger im Bereinshaus

Schon eine Reihe von Abenden hält Grubenschmied Munz­linger-Barmen Vorträge im großen Vereinhaussaal über wichtige Lebensfragen. Der immer besser zunehmende Besuch zeigt, daß für die Zuhörer das rechte Wort gefunden wird. Es kann ja nur erfreulich sein, wenn in unseren Tagen, wo so vieles zur Volksunterhaltung und Belustigung geboten wird, innerhalb des Rahmens der Volkskirche recht viel geschieht, was dem Zweck wahrer innerer Förderung dient und wenn ein liesir- gehendes Bedürfnis sich nach etwas bemerkbar macht, das nicht etwa über die Not und Sorge des Lebens hinwegtäuschk, sondern das stark und zuversichtlich ist. Freilich erfordert die Befrie­digung dieses Bedürfnisses Selbstbesinnung und Einkehr ins Innerste.Der lebendige Glaube ist das große Porial zum Leben" damit können viele sich nicht abfinden oder sehnen sich wenigstens danach, gesunden zu werden von eimm mit­fühlenden Menschen Herzen. Dabei ist es Tatsache, daß es zu wenig Menschen gibt, die suchend nach weinenden Menschen­seelen durchs Leben gehen. Hier gilt Jesu Forderung:Folget mir nach!", d. h auch mit seinen Augen die Menschen sehen, mit seiner Barmherzigkeit sie suchen, mit seiner Liebe sich ihrer annehmen. Dürfen die Vorträge durch Gottes Gnade dazu beitragen, daß Seelen glücklich werden für die Z°il und hoff­nungsvoll für die Ewigkeit, dann haben sie ihren Zweck erfüllt.

Werbewoche des BDA.

Wie in andern Ländern, so wird auch in Württemberg der Verein für das Deutschtum im Ausland (Deutscher Lchul- verein) der sich seit fast einem halben Jahrhundert die Be treuung der deutschen Grenz- und Auslandsschulen zur Aufgabe gemacht hat, in den Tagen vom 2. bis 6. Juli eine Werbewoche veranstalten, um den auslanddeutschen Ge­danken in immer weitere Kreise zu tragen und die nötigen Mittel für die von Jahr zu Jahr größer werdenden Aufgaben des Vereins zu beschaffen. Der VDA. hofft, auch im schwä­bischen Volke offene Herzen und Hände zur Hilfe für die deut­schen Brüder draußen zu finden. Auch in Nagold wird für die Sache des VDA. geworben werden.

KarteUfahrt iSL7

Die große Zuoerlässigkeitsfahrt des Kartells Deutscher Automobil-Clubs startet unter Führung des Automobilclubs von Deutschland in Stettin am 24. Juni und führt, wie schon kurz berichtet, über Hirschberg als erstes Tagesziel, Erfurt, Stuttgart, Franksurt/Main, Cöln nach Hamburg, wo die Pieis- verteilung auf einem Ocean-Dampfer der Hamburg-Amerika- Linie stattfindet.

Die Teilnahmerliste zurKartellfahrt 1927" weist die im Automobil-Sport bekanntesten Namen auf, von denen nur ein­zelne hervorgehoben seien: Caracciola, Rosenberger, Frhr. von Berckhein, Czermak, Dr. Krailsheimer, Walb, Merck, Frhr. Gersonn von Chersburg, Deilmann, Sporckhorst, Hesso Prinz zu Leiningen, Graf Schönfeld, Heußer, Slumph, Butenulh, Höpsner.

Interessant und bezeichnend für die rasche Entwicklung, die der Automobil-Sport nimmt, ist die starke Beteiligung der Damen, unter denen sich ebenfalls die besten Fahrerinnen finden, die Damen: Roehrs, Lüning. Gräfin Einsiedel, Köbke, Merck, Gocht, Mahnkopf AUmers, Freifrau von Thüna, Pix, Porsche, Metz, Körner, Eberhard), Bahr. Vollbrecht.

Die Kolonne von 75 Wagen wird unfern Ort am 27. Juni in der Zeit von 4 bis 7 Uhr passieren.

UnsereFeierstunden"

bringen heute Bilder und Aufsatz aus Kanada, interessante Aufnahmen, wie eine Kapelle im Baumstamm, Flugzeug im Dienst des Rettungswesens, Saarbrücken. Prof. Dr. v. Linde, Prof. Dr. Strauß, ein untergehender Beruf, eine neue Tur- binen-Lokomotive usw. Ganz reizend ist das lustige Geschicht- chen von der Militärrente und wahr, belehrend und immer wieder neu die alte Sage vom Bauern, der das Wetter selber machen wollte.

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Steuerierminkaiender für die Landwirtschaft Juli 1S27 1.8- Juli: Staats- und Gemeindesteuern (Grund-, Gewerbe-,

Gebäude- und Gebäudeeutschutdunassteuer).

5. Juli: Lohnsteuer. Abzusühren sind Steuerbsträge, welche vom

15.30. Juni einbehatten worden sind.

14.18- Juli: Umsatzsteuerabgabe der Voranmeldung und Be­zahlung für 1. April bis 30. Juni 1927.

2». Juki: Lohnsteuer. Abzuführen sind Steuerbeträge, welche vom

1.15. Juli ernbehalten worden sind.

«

Auf ins Montafon! Das Wandern liegt im deutschen Blut. Besonders in der Sommerzeit, in den Ferien, die der Erholung des Leibs und der Seele dienen, zieht es uns hinaus in Gottes herrliche Natur. Nicht jedermann steht dazu ein geeigneter Geldbeutel zur Verfügung. Aber auch mit bescheidenen Mitteln ist es z- B. möglich, ln das überaus anziehende Montafonerkal zu kommen über BregenzFeld­kirch-BludenzSchruns. Bon Schruns (nur 1 Kilometer entfernt) ist der seit einigen Jahren von Württembergern besonders gern besuchte Kurork Tschagguns, am Auf­stieg zur Tilisuna- und Lindauerhütte idyllisch gelegen, in dem sich neuerdings zur Förderung des Fremdenverkehrs ein tatkräftiger Derschönerunosverein alle Mühe gibt, den Sommergästen den Aufenthalt in den einsamen Bergen so angenehm als möglich zu gestalten durch Verbesserung, bzw. Neuhcrstellung von Wegen. Anbringung von Wegzeigern, Ruhebänken usw. Lohnend ist von den nächstgelegenen Höhen der großartige Ausblick in die Gebirgswelk der Alpen mit ihren Schneefeldern und Gletschern, mit ihren Hoch­wäldern und Berqseen, mit ihrer einzigartigen Flora und dem belebenden Bergwild. Bon der Ferne grüßen weiter die Klostertaler- und Lechkaleralpen sowie die Eispracht der Silvretkagruppe. In dem anmutigen, reizend gelegenen Dörflein Tschagguns befinden sich 4 gute bürgerliche Gast­höfe. nur 3 Minuten von der elektrischen Montafonbahn entfernt: auch Privakzimmer stehen genügend zur Ver­fügung. Anfragen über alles Wünschenswerte erteilt unent­geltlich der Berscbönerungsverein Tschagguns-Montafon- Borarlberg, Josef Buherin.

Freudenstadt, 24. Juni. Die Kosten des Bezirks­krankenhausneubaus. Nach der in der letzten Bezirksrats­sitzung vorgetragenen Bauadrechnung über den Neubau des Bezirkskrankenhauses belaufen sich die gesamten Baukosten ein­schließlich Inneneinrichtung, Möbel usw. auf 996 900 ZF 67 In dieser Summe ist bereits ein Betrag von 18 748 ZF für den Umbau des alten Krankenhauses und dos Pförtnerhäuschen inbegriffen. Nicht enthalten sind darin die Grunderwerbungs­kosten mit 19950 .ZF 30 xZ. Die von der Stadtgemeinde im Jahr 1922 aufgebrachten Grunderwerbungskosten sind von der Bezirkskrankenhausverwaltung mit 3 900 ZF aufgewertet worden; dazu sind neue Grundstückskäufe im Betrag von 11 790 ZF getätigt worden. Für den Umbau des alten Krankenhauses etc. insgesamt 271000 ZF. Die gesamten Krankenhausbaukosten (Neubau sowie Umbau des Attbaus) belaufen sich somit auf insgesamt ru> d 1 268000 ZF. Durch Schuldaufnahme sind gedeckt 1050000 ZF, hiefür hat die AmtSkörperschaft jedoch infolge eines Disagios von 87 192.50 .ZF nur in dar erhalten 963 807.50 ZF, so daß noch etwa 300 000 ZF ungedeckt sind. Zur Deckung der restlichen Baukosten soll um die Verwilligung eines Slaatsbeitrazs nachgesucht, der Rest durch weitere Schuld­aufnahme gedeckt werden.

Aus aller Welt

Berliner UnsaWatiskik. Im Groß-Berliner Verkehr er­eigneten sich im Monat Mai 1963 Unfälle, das sind 597 Un­fälle mehr als im Monat April. Bei den Unfällen wurden insgesamt 9 männliche und 1 weibliche Person getötet und 630 männliche und 257 weibliche Personen verletzt.

Chambertin und Levinc fliegen nicht zurück. Die Ozean­flieger Chamberlin und Lev ine werden, wie das B. T." meldet, nicht nach Amerika zurückfüegcn. Sie haben sich entschlossen, zusammen mit ihren Frauen auf dem Damp­ferLeviathan" am 12. Jul! nach Newyork zurückkehren.

Nächtlicher Tumult. Als Polizeibeamte nachts etwa 25 junge Burschen, die aus dem Helmholtzplatz im Norden Ber­lins ruhestörend Lärm verübten, zur Ruhe mahnten, wur­den sie von ihnen angegriffen und mußten oondenWaf- sen Gebrauch machen. Einer der Angreifer wurde durch einen Schuß in das Becken schwer verletzt, ein zweiter er­hielt einen Hieb mit dem Seitengewehr über den Kopf und wurde von seinen Genossen schleunigst weggeschafft. Das herbeigerufene Ueberfallkommando nahm 4 Beteiligte fest.

41 000 -tl Geldstrafe wegen Zollhinterziehung. Das Schöffengericht Beuchen verurteilte den Kaufmann Leiczyg aus Königshütte wegen Zollhinterziehung zu 41 000 ^ Geld­strafe. Der Angeklagte hatte in den Monaten April bis Oktober vorigen Jahres 25 Wagen Kartoffeln und Heu nach Deutschland eingeführt unter der falschen Angabe, daß es sich um ostoberschlesische Ware handele, deren Einfuhr nach dem Genfer Abkommen frei sei, während es sich tatsächlich um Kartoffeln und Heu a >s Galizien und Posen handelte.

Schweres Autounglück. In der Nähe des Bahnhofs Kleinow fuhr ein Kraftwagen auf der Chaussee Berlin Hamburg gegen einen Daum und dann in ein Kartoffelfeld. Zwei Insassen, der Besitzer des Kraftwagens, der Direktor einer Filmgesellschaft, Dworski-Berlin, und v. Pitter-Wien wurden aus dem Wagen geschleudert und erlitten schwere Schädelverletzungen. Sie wurden in das Krankenhaus nach Perleberg gebracht, wo v. Pitter seinen Verletzungen erlag. Der Zustand des Herrn Dworski ist sehr ernst. Die bei­den anderen Insassen, darunter Frau Dworski, kamen mit leichten Verletzungen davon.

Unwetter über Schlesien. Schlesien wurde erneut von einem schweren Unwetter heimgesucht. Außerordentlich schwer betroffen wurde der gesamte Neissegau. In einzel­nen Orten wurde durch wolkenbruchartigen Regen weites Gelände überschwemmt. In Heinzendorf schlug der Blitz in das Dachgeschoß des Getreidebodens, welcher sofort in Flammen aufging. Unweit davon wurde eine Gutsscheune durch Blitzschlag in Brand gesetzt. 42 Masten der elek­trischen Leitung wurden gleichfalls zertrümmert. Auch ver­schiedene Stallungen wurden vom Blitz getroffen, das Vieh konnte gerettet werden. Ebenso wurden das Eulengebirge und die Neuroder Gegend von dem Unwetter heimgesucht. Bei Reichenstein wurde eine Frau vom Blitz getötet. In Haschdors --n Lov^"'>rt vom BOtz erk4>s<men.

Storm's Schimmelreiter

ist in einer reizenden Geschenkausgabe zu 90 xZ gebundm vor­rätig in der Buchhandlung Zaiser, Nagold.

Samstag» 25. Juni LS27

Durch starke Regengüsse wurde die Transbaikälbahn an verschiedenen Stellen in der Nähe von Irkutsk unterbrochen. Bahnhofgebäude und Eisenbahnbrücken wurden zerstört. Der Verkehr mußte eingestellt werden. Die Telegraphen­verbindungen sind unterbrochen. Die Flüsse Angara und Jrkuk sind weit über die Ufer getreten.

Unglück in der Lleophas-Grube. Die im Gerhard-Flöz der Kleophasgrube (Oberschlesien) am Dienstag abends ver­schütteten vier Bergleute wurden Donnerstag nachmittag als Leichen geborgen.

Verschüttet. Am Dienstag abend wurden in der Kleophus- grube bei Kattowitz vier Bergleute verschüttet.

Gülerschuppenbrand in Boulogne für Mer. Nachts brach auf dem Bahnhof von Boulogne sur Mer in einem Güter­schuppen infolge Unvorsichtigkeit eines Beamten beim Han­tieren mit einer Laterne ein Brand aus, der infolge des starken Windes rasch um sich griff. Der angerichtete Schaden wird auf 3 Millionen Francs geschäht.

Meuterei in einem amerikanischen Zuchthaus. Nach be­hördlichen Mitteilungen hat die Verweigerung der Erlaub­nis des Rauchens zu einer Meuterei im Staatsgefängnis in Lansin (Kansas) geführt. 328 Strafgefangene, die in einer unter dem Staatsgefängnis befindlichen Kohlengrube be­schäftigt sind, weigerten sich nach der Erledigung ihres Tagespensums, auszufahren und verschanzten sich im Bergbau, wobei sie 4 Aufseher gefangennahmen. Eine große Anzahl der über Tag arbeitenden Sträflinge wurden durch die bewaffneten Wächter überwältigt. Die Anführer der Meuterei wurden in Einzelhaft gebracht. Die Gefängnis­beamten haben, wie sie erklären, keine Besorgnis um das Schicksal der als Geiseln im Bergwerk festgehaltenen Ge­fangenenwärter. Sie erklären, daß das Rauchen der Feuers­gefahr wegen untersagt werden mußte. Auf dem Gefäng- nishos ist, um die Sträflinge einzuschüchtern, ein Maschi­nengewehr in Stellung gebracht worden.

Wildwest in Würzburg. Ein Raubüberfall auf einen Straßenbahnschaffner wurde abends nach 10 Uhr in Würz­burg verübt. Auf der Strecke BahnhofZellerau sprang auf den Wagen der Elektrischen Straßenbahn während der Fahrt ein Mann auf, hielt dem Schaffner einen Revolver vor und verlangte die Herausgabe des Gelds. Der Täter sprang mit seiner Beute ab und flüchtete. Der Borsall spielte sich so schnell ab. daß der Führer des Wagens von dem Vorgang nichts bemerkte. Als der Räuber verfolgt wurde, gab er mehrere Reoolverschüsse ab. Er entkam.

Acht Laubeneinbrüche eines Fürsorgezöglings. Auf der Erziehungsanstalt Struweshof war am 4. Juni der 17jährige Willi Sch. entwichen, weil seine Angehörigen ihn zu Pfing­sten nicht besucht hatten. Er trieb sich seit diesem Tage in Berlin herum und verübte einen Laubeneinbruch nach dem dem anderen. Gestern konnte der Bursche auf frischer Tat ertapp! und sestgenommen werden. Er gibt acht Einbrüche zu.

Schwere Autounfälle. Beim Überqueren von Eisenbahn­gleisen bei Bad Lindewiese (Krsts Neisse) bei dichtem Ne­bel wurde das Auto einer Gastwirtin aus Würbental von einer Lokomotive erfaßt und zerttfikinmert. Die Frau wurde getötet, zwei Mitfahrer wurden leicht verletzt.

Auf der Chaussee MyslowihGieschewald (Schlesien) fuhr ein Auto gegen einen Baum und wurde zertrümmert. Der Chauffeur wurde getötet. Dret'Jnsassen wurden schwer verletzt.

In Armut gestorben ist in Los Angeles der einst be­rühmte Musiker Francis Grie'hson- Er wurde tot vor seinem Klavier gefunden, das seit einigen Jahren sein ein­zigst r Trost in bitterster Armut wtzr. Grierson, der einst als philosophischer Schriftsteller und Kunst- und Literaturkritiker einen Ruf besaß, war ein intimer Freund von Dumas, Wagner, Hugo und Flauberk. Da er weniger auf sein ma­terielles als auf sein geistiges Wohl bedacht war, geriet er in größte Not und war schließlich gezwungen, die Unter­stützung von Wohltätigkeitsvereinen in Anspruch zu nehmen. Noch wenige Tage vor seinem Tod war er gezwungen, eine Uhr, die ihm seinerzeit König Eduard VII. von England zum Gekckenk gemacht hakte, zu versetzen, um nicht hungern zu müssen.

Letzte Nachrichten

Die erste Erklärung de« Quai d'Orsay zur Rede Stresemauns

Paris» 25. Juni. In französischen politischen Kreisen bewahrt man, da der genaue Wortlaut der Rede Strese- manns roch nicht vorliegt, eine starke Zurückhaltung. So viel steht jedoch fest, daß man in den Ausführungen der Stresemanns-Rede kein Hindernis für die Foitsetzung der deutsch-französischen Politik erblickt. Man betont vielmehr, daß zwischen der deutschen und französischen Auffassung, die von Stresemann und Poincare zum Ausdruck gebracht wurde, kein grundsätzlicher und unüberbrückbarer Gegensatz besteht. Mit jeder der einzelnen Ausführungen Strese- manns könne man sich in Frankreich ohne weiteres nicht einverstanden erklären, doch wird mit Befriedigung festge­stellt, daß dort, wo die Auffassungen auseinander gehen, man den ruhigen und nicht verletzenden Ton Stresemauns anerkennen müsse.

Im einzelnen wird ausgeführt, daß die Verträge von Versailles und Locarno sich nicht widersprechen. Eine An­näherung auf Grund des Vertrages von Locarno dürfe die Gegenvcrträge nicht aufheben. Die Herabsetzung der Rhein- landbesatzung würde eine Folge der Annäherungspolitik sein, der Fnedensvertiag seinerseits die Möglichkeit zur Truppenverminderung. Auf französischer Seite sei man der Ansicht, daß Frankreich Deutschland schon eine größere An­zahl von Erleichterungen bereits gewährt habe. Aus den Ausführungen Stresemauns scheint her vorzugehen, daß Deutschland ein schnelleres Tempo in der Annäherungs­politik wünsche.

Die Vertagung der Kamureriiterpellalioue«

Berlin, 25. Juni. Wie die Morgenblätter aus Paris melden, hat die Kammer die Beratungen der Interpellatio­nen über die Außen-, Innen- und Finanzpolitik der Re­gierung bis nach Abschluß der Beratungen über die Wahl­reform verschoben.

Die belgische« Dokumente zur Kriegsschuldfrage

Brüssel, 25. Juni. Die belgische Regierung veröffent­lichte gestern das Dokument, aus dem hervorgehcn soll, daß