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Mit den illustrierten Unterhaltungsbeilagen „Feierstunden" und „Unsere Heimat"
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„Hans-, Sorten- und Landwirtschaft"
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Donnerstag, den 3. März 1827 Fernsprecher Nr 2 S 181. Jahrgang
Churchill über i>eu deutsche« "' „ "
London» 2. März, Die „Times" veröffentlicht das Schluß- kapital aus dem demnächst erscheinenden Buch Churchills über den Weltkrieg. Churchill beendet dieses Kapitel mit folgenden Betrachtungen,
, „Es wird sicherlich nicht die Aufgabe unserer Generation sein, ein endgültiges Urteil über den großen Krieg abzu- gsden. Das deutsche Volk ist besserer Erklärungen würdig als jener Behauptung, daß sein Widerstand durch feindliche Werbetätigkeit unterwühlt worden ist. (?) Wenn diese Werbetätigkeit wirksam war, so lag das daran, daß sie in Deutschland ein Echo erweckte und Besorgnisse kommen ließ, die von Anfang an in ihnen geschlummert hatten. So geschah es, daß, als vier Jahre der Blockade und Kämpfe gegen zahlenmäßige Ueberlegenheit und überragende Hilfskräfte den Lebensgeist des deutschen Volks untergraben hatten, die rebellischen Einflüsterungen zur Meinung von Millionen wurden. Dennoch gibt es im Reich der menschlichen Kraft keine ihrer Entfaltungen in der G e s ch i ch t e?-d i e dem Ausbruch des deutschen Vulkans gleichgekommen wäre. Vier Jahre lang hat Deutschland die fünf Kontinente der Welt zu Land, zu Wasser und in der Lust,bekämpft und ihnen getrotzt. Die deutschen Heere haben ihre strauchelnden Bundesgenossen gestützt. Sie haben auf diesem Kriegstheater mit Erfolg eingegriffen. Sie haben überlegen auf erobertem Gebiet gestanden, und sie haben ihren Feinden mehr als zweimal so viel Blutverluste zugefügt, als sie selbst erlitten laben. Um ihre Stärke und ihren Ersindungsgeist zu brechen uckd ihren Kriegswillen zu schwächen, war es notwendig, alle großen Nationen der 'Menschheit gegen sie im Treffen zu führen. Große Bevölkerungen, un- begrenzteHilfskräfle, maßloserOpfergeist, di.e Seeblockade, all.es kannte 50. Mo narr lang nicht gegen sie a n k o m m e n. Kleine Staaten wurden in dem Ringen niedergetreten, ein mächtiges Reich wurde in unkenntliche Fragmente zerschmettert, und nahezu
§0 Millionen Menschen gingen unter oder vergoss«»! ihr Blut, ehe das Schwert aus ihrer furchtbaren Hand gewunden war. Wahrlich, ihr Deutschen, für di« Geschichte ist das genug!"
Zu guter Letzt fragt Churchill: „War dies nun lxor Ende? Handelt es sich nur um ein Kapital in einer grausamen und sinnlosen Geschichte? Wird eine neue Generation wiederum geopfert werden, um die schwarzen Rechnungen zwischen Galliern und Teutonen zu begleichen? Werden unsere Kinder wieder bluten und in verwüsteten Gebieten seufzen, oder wird aus dem Feuer des Streits jene Versöhnung der drei gewaltigen Kämpfer entstehen, die ihren Genius vereinigt und jedem von ihnen in Sicherheit und Freiheit seinen Anteil gewähren könnte an dem Wiederaufbau des Glanzes von Europa?"
Den Einfluß der hinterlistigen feindlichen Werbetätigkeit, die gerade von England und dem nichtswüodigsn Diarlhclisse am stärksten betrieben wurde, unterschätzt Ldurchill wohlweislich und absichtlich. Die deutsche oberste Heeresleitung beurteilte diese Maulwurfsarbeit bekanntlich mit Recht sehr viel ernster und sie hat während des ganzen Kriegs davor gewarnt und — leider — vergeblich dagegen angekämpft. Gegen diese Gistwaffen versagte schließlich deutsche Strategie und deutscher Mut. Wenn Churchill zum Schluß der allgemeinen Versöhnung das Wort spricht, so ist dies vom allgemeinen, namentlich aber vom englischen Standpunkt aus wahlberechtigt. In einem neuen Weltkrieg würde das Schicksal Englands, das im letzten Krieg einen so schlvere» Stoß erlitten und seine Vormachtstellung in Europa und der Welt verloren hat, wohl endgültig besiegelt sein. Man hätte nur wünschen mögen, daß Churchill auch den Mut gefunden hätte, auf diejenigen hinzuzeigen, die aus Neid, Haß und Verblendung jahrelang aus die Einkreisung Deutschlands und den Weltkrieg hingearbeitet und den Untergang iener 20 Millionen Menschen, die Churchill jetzt beklagt, ver- sebuldet baben.
AI Gegründet 1827
Tagesspiegel
Das Reichskabinett trat am 2. März zur Erledigung laufender Angelegenheiten zu einer Sitzung zusammen.
Der Rechtsausschuß des preußischen Landtags hat sich gegen die von den Sozialdemokraten beantragke Abschaffung der Todesstrafe ausgesprochen.
Der Vorstand des Bankbeamtenverbands hat den Schiedsspruch vom 23. Februar im Gehaltsskreik abgelehnt.
Wie verlaukek, wird die Regierung von Südslarvien die diplomatischen Beziehungen zu Sowjetrußland aufnehmen.
In Athen erregt angeblich die Meldung Beunruhigung, Kemal Pascha beabsichtige in nächster Zeit die türkischen Garnisonen in Thrazien auf europäischem Boden zu besichtigen.
Die neue französische Heeresmachj
Frankreich starrt in Waffen
Der französischen Kammer liegen jetzt die Gesetzentwürfe über die Umbildung des Heers und über die Neuordnung des Wehrwesens vor. Nach diesen Gesetzentwürfen gestaltet sich das französische Friedensheer folgendermaßen:
Die Kopfstärke des neuen Heers beträgt 626 000 Mann, nämlich 29 000 Offiziere, 106 000 Kapitulanten, 240 000 weiße Mannschaften mit einem Jahr Dienstzeit, 90 000 Nordafrikaner (braune), 85 000 schwarze und gelbe, diese Farbigen mit zwei- und mehrjähriger Dienstzeit, 19 000 Fremdenlegionäre, 12 000 irreguläre Farbige, 45 000 Gendarmen. Die Wehrmacht zu Lande setzt sich aus drei Hauptteilen zusammen: s) dem weißenHeimatheer, 20 Divisionen und eine gesetzlich nicht festgelegte Zahl von Kavallerie- und Luftdivisionen, sowie eine Generalreserve: b) dem Expeditionsheer, vier farbige Divisionen in Frankreich: c) der K o l o n i a l t r u p p en, eine weiße Depotdioision in Frankreich und 12 bis 13 farbige Divisionen in den überseeischen Kolonien. Von den 20 aktiven Divisionen des weißen Heimatheers steht je eine in einem der 20 Wehrkreise. An der Spitze des Wehrkreises steht ein kommandierender General, dem außer der Division noch die im Wehrkreis liegenden Truppen der allgemeinen Reserve unterstellt sind. Diese enthalten die Korpsarmee- und Heerestruppen außerhalb des Divisionsverbands, sie sollen im ganzen umfassen 22 Tankbataillone, 20 Maschinengewehrbataillone, 20 Kavallerieregimenter, 30 Artillerieregimenter (meist schwere Artillerie), 140 technische Kompagnien (Pioniere, Nachrichten- und Eisenbahntruppen). Von den 20 Kampfdivisionen sind 6 bis 8 V o lld i o i si o n e n in den Grenz bezirken, haben hohen Stand und sind für den Grenzschutz bestimmt; 12 bis 14 im Innern, dienen vornehmlich der Ausbildung und der Ausstellung von Reseroesormationen bei der Mobilmachung, umfassen dementsprechend auch Kaderformationen.
Die Rekruten sollen je zur Hälfte im Mai und im November eingestellt werden. Bei den Divisionen im Innern würden von den drei Kompagnien des Bataillons zwei die Rekruten erhalten, eine im Frühjahr, die andre im Herbst: die dritte, Rahmenkvmpagnie, hat nur Offiziere und Unteroffiziere und nimmt die übenden Reservisten auf. Bon allen Mobilmachungsvorbereitungen und allem Arbeitsdienst iür Verwaltung von Kriegsmaterial, das nicht bei der Truppe lagert, ist die Truppe befreit durch die besonderen höheren M o b i l m a ch u n g s st ä b e — in jedem Wehrkreis ein General als Territorialkommandant mit Stab-, Bezirks- kommnndos und besonderen Mobilisierungsbehördei, mit ihrem planmäßigen Personal an Offizieren, Beamten und angestellten Arbeitern. Im Krieg rückt der kommandierende General mit der aktiven und der sofort neu aufzustellenden Reservedivision seines Wehrkreises aus. der Territorialkommairdant bleibt zurück und leitet die weiteren Neuaufstellungen, den Ersatz, die wirtschaftliche und industrielle Mobilmachung. Vom Dienst zur Aufrechterboltung der Ruhe und Ordnung im Innern wird die Truppe cntlastet durch Vermehrung der Gendarmen von 30 000 auf 45 000 Mann.
Das farbige Expedilionsheer ist zu sofortiger 'Verwendung auf ei,,em europäischen oder außereuropäischen Kriegsschauplatz bereit. Von den 12 bis 13 andern farbigen Divisionen'stehen vier bis fünf in Marokko, drei in Algier, eme in Tunis, eine in Syrien, drei in den übrigen Kolonien.
Vergleichsweise sei angeführt, daß Frankreich 1914 bei dreijähriger Dienstzeit 982 000 Mann unter der Fahne hatte (drei Jahrgänge!), bisher bei anderthalbjähriger 695 000. Der künftig fehlende halbe Jahrgang wird seinem inneren Wert nach ausgeglichen werden durch die Erhöhung der Zahl der Kapitulanten um 30 000, der Gendarmen um 15 000. Die Heeresausgaben werden durch die Reform rund um ein Fünftel erhöht. Die Belastung mit Rüstungsaus- aav-:n beträgt dmin in Frnnkreich je Kopf und Jahr etwa 32 Gix'dmark. in Deutschland rund ll Goldmark, während weit an der Spitze nller Völker Englnnd mit 51 Goldmark marscküerr. Mim rechnet auf volle Durckmbrung der Reform bis 1930. Eine vorherige Räumung des besetzten Gebiets erklärt der französische Generalstab für ausgeschlossen.
Neuestes vom Tage
Die Tagung des Völkerbundsraks
Berlin, 2. März. Außenminister Dr. Skr esc mann wird am Donnerstag abend von San Remo nach Genf zur Tagung des Völkerbundsrats, in der er den Vorsitz führt, abreisen. Am Samstag wird voraussichtlich die deutsche Abordnung von Berlin in Genf eintrejsen und am Sonntag eine Vorbesprechung mit Dr. Stresemann haben. Chamber- tain wird am Sonntag, Briand am Montag früh in Genf erwartet.
Die vorbereitende „Abrüstungskonferenz" des Völkerbunds tritt am 2. März in Gens zusammen.
Wichtige Vorgänge in China
London, 2. Febr. In Peking sind die Verhandlungen zwischen dem britischen Sondergesandten Lampson und der Pekinger Regierung über die britischen Vorschläge vom 3. Februar eröffnet worden, während Botschaftsrat O'Malley von Kiukiang nach Hankau zurückgekehrt ist, um mit 'dem südchinesischen Außenminister Tsch eit die Einzelheiten des Abkommens über die Niederlassung von Kiukiang zu besprechen. Die „Times" berichtet, im Hauptquartier des südchinesischen Generals T s ch a n g k a i s ch e k in Nantschang haben gestern die Besprechungen des Hauptvollzugsausschusses der Nationalistischen Volkspartei (Kuomintang) begonnen, bei denen es sich darum handle, wer die Führung in der Partei erhalte, die Gemäßigten oder die Radikalen. Der Moskauer Sendling Borodin habe sich so etwas wie die Rolle eines Diktators angemaßt. Als sein schärfster Widersacher werde Tschangkaischek selbst bezeichnet, der den russischen militärischen Berater Galen bereits ins Han- kauer Hospital habe verbringen lassen und ihn kaltgestellt habe. Ein noch schärferer Gegner der russischen Bolschewisten sei der südchinesische Befehlshaber der Provinz Hunan, Tangsunkschi.
Im Heer Tschangtsolins soll immer mehr Neigung vorhanden sein, sich mit den Südchinesen zu vergleichen und zwei ungefähr durch den Jangtsestrom begrenzte Interessengebiete von Nord und Süd zu schaffen.
In Kanton streikten alle Kaufleute und Arbeiter am 28. Februar 8 Stunden lang zum Zeichen des Widerspruchs gegen die Besetzung chinesischen Gebiets . durch fremde Truppen. Die Fremdenniederlassung in Kanton, Schameen, wird durch ausländisch« Soldaten bewacht
General Mengtschaojueh ist von Suntschuanfang abge- falleti. Der Rest des Heers Tuns in Stärke von noch etwa 24 000 Mann soll daher von Sunkiang zurückgezogen und durch Truppen Tschangischungtschang-s (aus der Provinz Schantung), der den Oberbefehl übernommen hat, ersetzt wenden.
Aus Schanghai wird gemeldet, Wupeifu und der „christ- llche General Fengjuhsiang, der Befehlshaber in der Mongolei, haben sich offen den Kantonesen angeschlvsien.
Württemberg
Stuttgart, 2. März. Wer kennt die Tote? Am 27. Februar d. I. wurde bei Hessigheim OA. Besigheim, eine unbekannte weibliche Leiche aus dem Neckar geländer, die nach der vorgeschrittenen Verwesung zu schließen, schon mehrere Wochen im Wasser lag. Die Tote ist etwa 20 Jahre alt, 1,59 Meter groß, von zierlicher Gestalt, hat dunkelbraune, dichte Haare, kleine, weiße Zähne, oben rechts ein« Zahnlücke. Sachdienliche Mitteilungen zur Feststellung der Persönlichkeit der Toten an das Polizeipräsidium Stuttgart, Büchsenstraße 37, Zimmer 80, erbeten.
Schiedsspruch im Vuchdruckgewerbe. Das Zentralschlichtungsamt in Berlin hat für das Buchdruckgewerbe einen Schiedsspruch gefällt, der den Spitzenlohn vom 1. April bis 30. September d. I. auf 51,50 -4t und vom 1. Oktober ab auf 52,50 -N festgesetzt. Die Regelung gilt bis zum 31. März 1928. Me Buchdruckergehilfenoertretung bei dem Schlichtungsamt hat dem Schiedsspruch zugestimmt.
Vom Tage. In einem Hause der Azenbergstraße stürzte sich ein 22 I. a. Ausläuser in selbstmörderischer Absicht vom 4. Stock in den Hof. Er war sofort tot.
ep. Vortrag Mumm. Der bekannte Re7chstagsabgeord- nete O. M u in m, einer der Führer der christlich-sozialen Bewegung und Vertreter des überparteilichen Kirchlich- Sozialen Bundes, sprach am Dienstag abend hier über die Frage: „Was kann uns retten?". Er erwähnte die christlichen Kreise, die dem öffentlichen Leben meinen als Ehrt- sten fernbleiben zu müssen, zum Bewußtsein ihrer gerade für Christen besonders hohen Verantwortung für die öffentlichen Zustände und Ordnungen. An den großen öffentlichen Aufgaben der Gegenwart: Förderung des Familienlebens, Schutz der Jugend gegen Schmutz und Schulst), Eintreten für eine christliche Jugenderziehung und eine christliche Schule, sozialer Gestaltung unseres Wirtschaftslebens und Beseitigung der Wohnungsnot imissen die Christen politisch erwachen. Im Kirchlich-Sozialen Bund sollen sich die ihr« Pflicht bewußt gewordenen sammeln. Man könne nicht hoffen zu einer Lösung der sozialen Frage zu kommen, wenn man das Christentum ins historische Museum verweise. Der Redner fand bei der großen Zuhörerschaft vielen Beifall.
Vom katholischen Landexamen. Am 28. Februar hat das katholische Landexamcn begonnen, zu dem sich alle 81 Kandidaten, die sich gemeldet hatten, eingesunden haben. Es sollen 30 Kandidaten in dir Konvikte ausgenommen werden.
Gautaq des D.H.V. Am Samstag, den 5.. und Sonntag, den 6. Mürz, findet der 25. Gauiag des Gaus Schwaben im Deutschnationalen Handlungsgehilfen - Verband in Stuttgart statt. Für die Tagung ist eine umfangreiche Festschrift herausgegeben worden, die über Gründung und Wachstum des D.H.V., seine berufs- und sozialpolitische Tätigkeit usw. interessanten Aufschluß gibt. Am Sonntag nachmittag wird in einer öffentlichen Versammlung uni» Kundgebung der Gauvorsteher Behringer einen Bor- trao über . 30 Jabre Berufsstandsarbejt in Württemberg —