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MITTWOCH, 2 4. SEPTEMBER 1952
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Tito nimmt Einladung Churchills an
Abschluß-Kommunique zum Eden-Besuch / Besprechungen in Wien
BLED. Marschall Tito hat die Einladung des britischen Premierministers Winston Churchill zu einem Besuch in Großbritannien angenommen, wie der britische Außenminister Anthony Eden gestern auf einer Pressekonferenz mitteilte. Ein Zeitpunkt steht jedoch noch nicht fest.
Wenn Tito nach Großbritannien kommt, wäre es das erste Mal seit seinem Bruch mit dem Kominform seit 1948, daß er sein Land verläßt. Bevor sich Eden auf dem Luftweg nach Wien begab, wurde ein kurzes jugoslawisches Regierungskommunique veröffentlicht, das von „klarer Übereinstimmung in der Beurteilung der allgemeinen Probleme der beiden Länder“ spricht. Weiter heißt es: „Mit Ver-
Tübingen wird Sitz ...
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Regierungspräsidien vorbehaltenen Aufgaben liegt jedoch nicht vor. Durch die jetzt erlassene Verordnung über die Mittelinstanzen behält sich die vorläufige Regierung nicht nur die Organisation der Regierungspräsidien vor, sondern auch das Recht, solche Aufgaben, die bereits auf die Regierungspräsidien übergegangen sind, den Zentralministerien oder anderen Behörden zu übertragen.
Durch zwei weitere Verordnungen werden drei „Oberlandesbehörden“ eingerichtet, und zwar ein Landesgewerbeamt, das ebenfalls nur in beschränktem Umfange die Aufgaben der bisherigen Landesgewerbeämter übernimmt, ferner ein Oberbergamt und ein Geologisches Landesamt. Eine Reihe von Aufgaben und Befugnissen der bisherigen Landesgewerbeämter fallen künftig den Regierungspräsidien zu. Der Sitz dieser drei Behörden ist noch nicht bestimmt worden, doch soll, wie man hört, das Oberbergamt und das Geologische Landesamt in Freiburg errichtet werden.
Stuttgart für Mieterhöhung
43 */o der Arbeitnehmer sind Hausbesitzer th. STUTTGART. Das Stuttgarter Kabinett hat beschlossen, der Vorlage des Bundesrates über die Erhöhung der Mieten bei Altbauten zuzustimmen. Ministerpräsident Dr. Maier teilte in diesem Zusammenhang mit, daß nach neuesten Ermittlungen im Gebiete Nordwürttemberg 43 Prozent sämtlicher Arbeitnehmer Besitzer eines eigenen Hauses seien.
Tillich-Vortrag gestört
Polizei mußte eingreifen STUTTGART. Bei einem Vortrag des Leiters der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit, Emst Tillich. kam es am Montag vor etwa 400 Zuhörern in Stuttgart zu systematischen Störungen und tumultartigen Szenen. Die Polizei mußte schon bald nach Beginn der Versammlung Zwischenrufer aus dem Saal verweisen. Etwa eine Stunde später sah sie sich gezwungen, etwa ein Viertel der Anwesenden aus dem Saal zu entfernen. Die Störungen setzten sich jedoch bis zum Schluß der Veranstaltung fort.
Tillich sprach sich vor allem für eine Stärkung des Westens aus, wenn der kalte Krieg gegen den Osten gewonnen werden solle.
Regierung besucht Wangen
th. STUTTGART. Die Regierung von Baden- Württemberg wird am 8. Oktober der Stadt Wangen im Allgäu einen Besuch abstatten. Bei dieser Gelegenheit soll eine Konferenz mit den Landräten und Oberbürgermeistern von Ravensburg, Tettnang und Wangen und den Bürgermeistern der wichtigsten umliegenden Gemeinden abgehalten werden. Das Programm sieht ferner die Besichtigung der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt füi Milchwirtschaft in Wangen vor.
trauen sehen die beiden Regierungen einer wachsenden Zusammenarbeit entgegen, die nach ihrer Überzeugung nicht nur ihren Staaten, sondern der Sache des Friedens zuträglich sein wird.“ Während einer kurzen Pressekonferenz gab Eden keinen Kommentar zu dem Kommunique, doch verlautete, daß in jeder seiner Unterredungen mit Tito zahlreiche Probleme, darunter die heikle Frage des künftigen Status von Triest und die Verteidigung der freien Nationen Südeuropas erörtert wurden.
Anthony Eden ist gestern zu einem fünf
tägigen Besuch in Wien eingetroffen. Aus unterrichteten Kreisen verlautet, Eden werde mit der österreichischen Regierung die letzten westlichen Schritte besprechen, die Sowjetunion zum Abzug ihrer Besatzungstruppen und zur Unterzeichnung des Staatsvertrages zu bewegen. Edens Besuch verbessere auch die Aussicht auf engere Zusammenarbeit zwischen Österreich und Jugoslawien. Seit Tito 1948 mit dem Kominformblock brach, haben die beiden Staaten nach und nach die meisten ihrer Grenzstreitigkeiten bereinigt. Britische Gewährsleute haben jedoch mit Nachdruck Gerüchte dementiert, daß Eden Österreich die Übernahme der Verwaltung Triests als Lösung des Triest-Konflikts vorgeschlagen werde. Es ist bekannt, daß Österreich seinen einstigen Besitz gerne zurückhaben würde.
DIE MEINUNG DER ANDERN
Galten Edens Vorschläge Triest?
Die Begegnung zwischen dem britischen Außenminister Anthony Eden und dem jugoslawischen Staatschef Tito wird in den Schweizer Zeitungen aufmerksam verfolgt. Die „Basler Nachrichten“ äußern die Vermutung, Eden habe Tito gewisse Vorschläge gemacht. Die Zeitung schreibt:
„Es hält nicht sehr schwer, zu erraten, daß diese Vorschläge, auch wenn Eden betont hat, er sei nicht nach Belgrad gekommen, um Verhandlungen zu führen, dem Problem Triest gegolten haben, das die westlichen Großmächte so rasch als möglich geregelt haben möchten, das aber andererseits für Tito ein so gutes Pfand für einen diplomatischen Kuhhandel darstellt. In London glaubt man zu wissen, daß, realpolitisch ausgedrückt, Eden zur Überzeugung gekommen ist, Tito sei das, was man als .ein gutes Risiko' zu bezeichnen pflegt. In den englischen politischen Berechnungen geht man auf alle Fälle von der Annahme aus, daß Tito auf längere Sicht Jugoslawien beherrschen wird. Er ist damit als die führende Figur eines außerordentlich wichtigen Pufferstaates zwischen dem Mittelmeer und dem sowjetischen Reich für die westlichen Alliierten zu einem Machtfaktor geworden, der wichtiger und wichtiger wird, je mehr er vom Westen diplomatisch, wirtschaftlich und militärisch gestützt und gestärkt wird."
Gemeinsamkeit der Interessen
Die „Neue Zürcher Zeitung" schreibt am Dienstag in einem Bericht über den Staatsbesuch de Gasperis in Bonn:
„Man ist in der Bundesrepublik aufrichtig bemüht, die tragischen Zerwürfnisse der Vergangenheit zu vergessen. Heute besteht zwischen den beiden Ländern eine offenkundige Gemeinsamkeit der Interessen, Ziele und Ideale. Beide Länder sind im Begriff, nach der Katastrophe des zweiten Weltkrieges im Kreise der Nationen wieder den Platz einzunehmen, der ihnen seit jeher zukommt."
Die schwedischen Wahlen
Das Ergebnis der schwedischen Wahlen zeige dasselbe „Abrücken von der Linken“, das in letzter Zeit die politische Entwicklung in Europa charakterisiere, schreibt am Dienstag die „New York Times“. Das Blatt fährt fort:
„Die Wahlen bestätigen aber auch, daß die sozialistische Flut, die viele als einzige Alternative einer utopischen Zukunft betrachten, langsam zurückgeht. Überall in der Welt suchen die Sozialisten einen Ausweg aus dem marxistischen Dogma, das sie gefangen hält.“
Raymond: Kein Krieg mit OGB
Arbeitgeberverbände tagen in Berlin
BERLIN. Der Vorsitzende der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, Dr. Walter Raymond, hat gestern in Berlin eine enge Zusammenarbeit zwischen den deutschen Gewerkschaften und den Arbeitgebern auf dem Gebiete der Produktivitätssteigerung und der sozialen Selbstverwaltung gefordert. Trotz der Gegensätze, die sich bei den Auseinandersetzungen um Mitbestimmungsrecht und Betriebsverfassungsgesetz ergeben hätten, dürfe „zwischen beiden Sozialpartnern kein Krieg“ sein.
Auf der ersten Arbeitgeberveranstaltung in Berlin seit der Auflösung der Arbeitgeberverbände im Jahre 1933 erklärte Dr. Raymond vor maßgeblichen Vertretern der Berliner Wirtschaft, die Arbeitgeber bedauerten es, daß zurzeit auf dem Gebiet einer Neuordnung der Wirtschaft eine „Zusammenarbeit mit dem DGB“ nicht möglich sei. weil „offenbar die grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten über die Wahrung des Eigentumsrechts und die Verantwortung für die wirtschaftliche Leitung der Betriebe nicht überwunden werden können“.
Donnelly nach London. Bonn. — Der amerikanische Hohe Kommissar, Walter Donnelly, flog gestern nachmittag nach London.
Thema: Wiederbewaffnung
Labour-Parteitag in der kommenden Woche
LONDON. Der Parteitag der britischen La- bour-Partei, der in der nächsten Woche stattfindet, wird von den Themen „Aufrüstung“ und „Wiederbewaffnung Deutschlands“ beherrscht. Die Mehrzahl der 44 Entwürfe zum Rüstungsprogramm verlangt eine drastische Kürzung der britischen Rüstüngsausgaben. Die 19 Anträge zum Thema Deutschland lehnen sämtliche die Wiederbewaffnung Deutschlands ab.
Unter den 66 Anträgen der Außenpolitik finden sich u. a. Forderungen nach einer Vier- mächte-Konferenz über Deutschland, nach einem Fünfmächte-Friedenspakt, nach Kündigung des Atlantikpaktes und nach einer Preisgabe der Zweiparteien-Außenpolitik. In Parteikreisen wird jedoch darauf hingewiesen, daß die eingebrachten Entschließungsentwürfe keinen zutreffenden Querschnitt der politischen Meinung in' der Labour-Partei darstellt, „weil in erster Linie das Bevan-Lager aktiv ist“.
Gewerkschaften für Stevenson
Neutralität zum erstenmal aufgegeben
NRW YORK. Der Gewerkschaftsverband hat gestern auf seinem Kongreß in New York beschlossen, den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Stevenson zu unterstüt
zen. Der Beschluß wurde einstimmig gefaßt. Es ist das erstemal, daß sich der Gewerkschaftsverband seit seiner Gründung geschlossen hinter einen Präsidentschaftskandidaten stellt und seine Neutralität aufgibt.
Stevenson forderte am Montag vor den 800 Kongreßdelegierten erneut die Abschaffung des Taft-Hartley-Antistreikgesetzes, das „gehässig“ und ein „Symbol des Haders“ sei.
Im auffallenden Gegensatz zu General Eisenhower, der am vergangenen Mittwoch vor den Delegierten sprach und nur einen lauen Empfang erhielt, nahm Stevenson die Herzen der Gewerkschaftler im Sturm. Obwohl er zu Anfang gesagt hatte, er wolle den Rat mißachten, Begeisterungsstürme zu entfesseln, und seine Zuhörer statt dessen lieber zum Nachdenken bewegen, unterbrachen ihn die Gewerkschaftler immer wieder mit lauten Bravo-Rufen.
Europaparlament 1953 möglidi
Von Brentano für unmittelbare Wahlen
BONN. Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bun- destagsfraktion, Dr. Heinrich von Brentano, Vorsitzender des Verfassungsausschusses der parlamentarischen Versammlung der Montanunion in Straßburg, erklärte gestern in Bonn, daß Wahlen zu einem ersten gemeinsamen europäischen Parlament schon im kommenden Jahr möglich sein können. Brentano sprach sich für unmittelbare Wahlen zu diesem Parlament aus.
Kleine Weltchronik
„Bürgerpartei“ für Baden-Württemberg gegründet. Stuttgart. — In Stuttgart ist für das Land Baden-Württemberg eine „Bürgerpartei“ gegründet worden. Die Partei will die Interessen des Mittelstandes vertreten.
Neuer Flugrekord. Frankfurt. — Ein Flugzeug der amerikanischen Luftfahrtgesellschaft „Pan American Airway“ traf am Montag mit 86 Personen an Bord von New York nach einer Flugzeit von 12 Stunden 42 Minuten in Frankfurt ein und stellte damit einen neuen Geschwindigkeitsrekord für Passagierflugzeuge im Non-Stop- Transatlantikverkehr auf.
Minister Niklas 65 Jahre alt. Bonn. — Der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Professor Wilhelm Niklas, feiert heute seinen 65. Geburtstag.
Sowjets erhalten Material über Fall Linse. Berlin. — Die amerikanische Hohe Kommission hat den Sowjets dokumentarisches Material über die Entführung des Wirtschaftsreferenten des Untersuchungsausschusses freiheitlicher Juristen, Dr. Walter Linse, übergeben, wurde gestern offiziell mitgeteilt.
Zunächst keine Änderung der schwedischen Regierungskoalition erwartet. Stockholm. — In Stockholm wird nicht damit gerechnet, daß auf Grund der Wahlergebnisse vom vergangenen Sonntag eine Änderung in der Regierungskoalition eintritt. Die Regierungsparteien, Sozialdemokraten und Bauernpartei, erlitten bei den Wahlen einen Mandatsrückgang von 6 Sitzen. Die Kommunisten, die schon 1948 die Hälfte ihrer Sitze verloren, haben drei weitere Sitze einge
büßt; am erfolgreichsten war die konservative Partei, die sieben Sitze gewann.
Tschu En-lai: unverbrüchliche Freundschaft mit Moskau. — Mit einem Bekenntnis zur „unverbrüchlichen Freundschaft“ zwischen der chinesischen Volksrepublik und der Sowjetunion verließ der chinesische Ministerpräsident Tschu En- lai am Montag Moskau, wo er vier Wochen lang mit der sowjetischen Regierung verhandelt hatte.
Israel will jetzt mit Sowjetzonenrepublik verhandeln. Jerusalem. — Israel will sich auf diplomatischem Wege um die Aufnahme von Verhandlungen mit der Sowjetzonenrepublik für den Abschluß eines Wiedergutmachungsabkommens bemühen, gab ein Sprecher des israelischen Außenministeriums bekannt.
Neuer libanesischer Staatspräsident gewählt. Beirut. — Das libanesische Parlament wählte gestern Kameel Shamun zum neuen Staatspräsidenten. Der bisherige Präsident Bechari El- Chury war in der vergangenen Woche zurückgetreten, nachdem es wegen Korruptionsklagen gegen Regierungsstellen zu einer Krise gekommen war.
Middleton: Ohne deutsche Soldaten Verteidigung erst am Rhein möglich. Washington. — Der amerikanische Kommentator Middleton schreibt in der „New York Times“ in einem Artikel über die Deutschlandmanöver der NATO, die alliierten Generalstäbler seien übereinstimmend der Auffassung, daß die Verteidigung Westeuropas ohne deutsche Truppen erst am Rhein möglich ist.
(Urheberrechtschutz Hermann Berger, Wiesbaden)
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Schluß Nachdruck verboten
„Nur noch eine Frage“, sagte Nell, „auf welchem Wege ist Frau Lorena nun eigentlich nach Hamburg gekommen? Sie hat darüber so seltsame Auskünfte gegeben.“
„Von Buenos Aires fuhr sie zunächst nach Barcelona, um sich den Überfall, den sie dort vor drei Jahren erlebt hatte, durch die neuen Behörden bestätigen zu lassen. Es glückte ihr auch. Kreuth hat den gleichen Dampfer benutzt, er wollte sich in Barcelona die gefälschten Dokumente beschaffen. Es war ein Zufall, daß sie auf dem gleichen Schiff fuhren. Sie entdeckten es erst, als sie schon mehrere Stunden unterwegs waren. Während der ganzen Fahrt sprachen sie kein Wort miteinander. Von Barcelona aus kam Frau Lorena über Frankreich nach London. Sie gastierte in London und Manchester. Sie nahm dann einen Dampfer nach Kopenhagen, wo sie mit Jul zusammentraf. Von Dänemark aus gelangte sie mit der Bahn nach Hamburg. Hier machte sie den letzten Versuch, Bert für sich zu gewinnen. Sie erreichte es, daß der Fall Körding von neuem auflebte, aber in einer anderen Art, als sie es sich vorgestellt hatte...“
Sie schwiegen eine Weile.
Dann sagte Bert, und sein Blick tauchte in Nells Augen: „Es hätte schlimm für uns ausgehen können.“
„Es war eine verteufelte Sache“, brummte Jörn.
„Ja, Paul“, sagte Bert, „wir haben dir viel zu verdanken.“
Lütgens erhob sich lächelnd: „Entschuldigen Sie, Frau Nell, wenn ich mich jetzt
schon empfehle. In einer Stunde geht mein Zug nach München. Ich möchte meinen Urlaub ausnützen."
30.
An einem Sonntagmorgen im Juli fuhr Bert mit Nell und Jörn nach Bremen hinüber. Es war ein sehr heißer Tag, die Sonne brannte aus wolkenlosem Himmel.
Im Landhause der Enkeworths traf man inzwischen umfangreiche Vorbereitungen. Die ganze Verwandtschaft war geladen. Doch der alte Enkeworth kümmerte sich um nichts, er inspizierte seinen Obstgarten und sah sich jeden Baum an. Es war sein Sonntagvormittags-Vergnügen. Sein rotes, volles Gesicht glänzte vor Wohlbehagen. Irgendwo unter den Bäumen entdeckte er Cora. In ihrem hellen Kleid lag sie im Liegestuhl; sie schien zu schlafen.
Er näherte sich ihr vorsichtig. Als er neben ihr stand, schlug sie lächelnd die Augen auf. Er rieb sich schmunzelnd die Hände.
„Du“, sagte er, „wir bekommen viel Obst in diesem Jahr, so haben wir das lange nicht mehr erlebt.“
Cora schwieg. Sie streckte sich wohlig.
„Ich glaube, mein Deern, du b.-t glücklich.“
„Bin ich auch.“
„Du mußt aber die Zügel fest in die Hand nehmen, Cora.“
„Darauf kannst du dich verlassen.“
„Es ist auch nötig, daß Jörn sich besser im Geschäft durchsetzt. Bert darf ihn nicht dauernd an die Wand drücken.“
Cora schrak auf. Deutlich hörte ie draußen auf der Straße einen Wagen v erfahren. Sie erhob sich hastig. Dann na im sie den Arm des Vaters und ging mit ihm auf das Haus zu, •• —-w—.
Am Nachmittag waren das Haus und der Garten voll von Menschen, es war eine großartige Verlobungsfeier. Um drei Uhr bezog sich der Himmel, es wurde drückend schwül. Cora öffnete eine kleine, versteckte Pforte, die in den Gemüsegarten führte: „Komm, Jörn, hier sind wir allein. Fürchterlich, die vielen Menschen, aber Vater wollte es so.“
Zehn Minuten später betrat der alte Enkeworth zusammen mit Bert den Gemüsegarten.
„Muß ich dir zeigen, mein Junge. Ist mein Stolz. Alles, was wir essen, bauen wir selber.“
Sie gingen durch die Beete. Aber von Jörn und Cora sahen sie nichts.
„Hör mal“, sagte Enkeworth, „als wir das letzte Mal in Hamburg waren, wolltest du mir die Krone nicht zeigen. Man möchte das Ding doch auch mal gesehen haben? Was ist damit eigentlich los?“
„Wir haben sie gerade verpackt, um sie nach Berlin zu schicken.“
„Was sollte sie denn in Berlin?“
„Nell wollte sie einem Museum überweisen.“
„Ach so.“
„Sie kam aber wieder zurück.“
„Versteh ich nicht. Wie meinst du das?“ „Man wollte sie nicht haben."
„Und warum nicht?“
„Die Krone ist eine Fälschung. Keine moderne, sondern eine sogenannte barocke Fälschung. Vor ungefähr 200 Jahren hat sie ein tüchtiger Handwerker nachgemacht. Natürlich haben die Pelayos, die sie besaßen, sie für echt gehalten. Sie ist auch wirklich ausgezeichnet gearbeitet, unzweifelhaft eine Kopie der echten."
„Und wo ist die echte?“
„Verschollen. Um 1700 herum verschwunden.“
„Und deshalb mußte der arme Körding sein Leben verlieren?“
„Schicksal“, sagte Bert und zuckte die Achseln.
„Aber ich denke, wir gehen jetzt ins Haus. Das Gewitter steht über uns. Ah, da haben wir schon die ersten Tropfen.“ *
Um zwei Uhr in der Nacht war allgemeiner Aufbruch.
Die Heikens fuhren nach Hamburg zurück. Jörn saß neben Brake, er schlief fest und tief. Im Rücksitz hatte Nell ihren Kopf an Berts Schulter gebettet, auch sie war eingeschlafen. So sausten sie durch die Nacht. Als sie die Hamburger Elbbrücken erreichten, graute der Morgen.
Dann hielt der Wagen vor dem Hotel an der Alster, in dem Jörn wohnte. Schlaftrunken stieg er aus. Er küßte Nell die Hand.
„Armer Junge“, lächelte Nell, „das gute Leben ist nun bald zu Ende für dich.“
Jörn blinzelte sie an: „Meinst du? Ich glaube, es fängt erst an. Cora ist ein wunderbarer Mensch.“
„Das ist. sie.“
Jörn reichte dem Bruder die Hand in den Wagen hinein: „Ich bin um neun Uhr im Kontor."
„Das kann nicht dein Ernst sein“, antwortete Bert verdutzt, „du mußt dich doch ausschlafen.“
Jörn schüttelte den Kopf. „Du irrst dich. Das neue Leben hat schon begonnen. Gute Nacht.“
Sie sahen die hohe, etwas vorgeneigte Gestalt in der Drehtür verschwinden.
Als sie zwanzig Minuten später das Heiken Haus erreichten, glitzerte der Strom in der Frühsonne.
— Ende —