Technisches Hilfswerk im Autbau
Zur Abwehr von Katastrophen
BONN. Im Bundesgebiet wird zurzeit das Technische Hilfswerk aufgebaut. In allen Ländern entstehen Landesverbände und in den Städten und Gemeinden Ortsgruppen. Die Mitarbeit im Technischen Hilfswerk soll freiwillig sein.
Die Hauptaufgaben des Technischen Hilfswerkes sind: Abwehr von Katastrophen. Mitwirkung beim technischen Luftschutzdienst und bei der Beseitigung von Notständen, die die Lebensbedürfnisse der Bevölkerung, den öffentlichen Gesundheitsdienst, den lebensnotwendigen Verkehr oder die öffentliche Sicherheit gefährden. Das Technische Hilfswerk soll von unten nach oben aufgebaut werden. Deshalb sind die Koblenzer Hauptstelle und auch die Posten der Beauftragten der Landesverbände vorerst provisorisch besetzt.
Obwohl die Verhandlungen mit den Gewerkschaften über deren Mitwirkung am Hilfswerk bisher erfolglos waren, wird in Bonn erwartet, daß es doch zu einer gemeinsamen Arbeit mit den Gewerkschaften beim Aufbau des Hilfswerkes kommt.
Erweitertes Steuerstrafrecht
Elastisch nach oben und unten
BONN. Zuchthausstrafen bis zu zehn Jahren und Verhängung eines fünfjährigen Berufsverbots für schwere Fälle von Steuerhinterziehung werden vom Bundesfinanzministerium in einer Neufassung der strafrechtlichen Bestimmungen der Abgabeverordnung befürwortet. Der neue Entwurf ist fertiggestellt und soll dem Kabinett in Kürze zur Verabschiedung vorgelegt werden.
Wie gestern aus dem Bundesfinanzministerium verlautet, sollen die strafrechtlichen Bestimmungen durch eine Neufassung an die „Rechtsstaatliche Ordnung“ angepaßt werden. Neben einer Reihe von technischen Änderungen ist eine generelle Erweiterung der Strafmaße nach oben und nach unten vorgenommen worden, um die verschiedensten Arten der Steuerhinterziehung ahnden zu können. Danach wird bei den Fällen, die bisher nur mit Gefängnisstrafen belangt werden konnten, die Möglichkeit von Geldstrafen bestehen, während andererseits bei-besonders schweren Fällen und im Falle der Wiederholung auch Zuchthausstrafen bis zu zehn Jahren verhängt werden können.
Blschofskonferenz beendet
FULDA. Zu einer machtvollen Glaubenskundgebung gestaltete sich am Mittwoch die Schlußfeier der diesjährigen Bischofskonferenz in Fulda. Im Mittelpunkt stand die Predigt des jüngsten Bischofs Deutschlands, Dr. Julius Döpfner von Würzburg. „Wenn die deutschen Bischöfe sich in Fulda versammeln, so geht der Blick über das ganze Deutschland bin, denn es ist gerade eine Aufgabe der Fuldaer Bischofskonferenz, das Gemeinschaftsbewußtsein im deutschen Katholizismus auch über den Schmerzlichen Riß in unserem Land zu stärken und der leidenden und ringenden Kirche in unserem Vaterland und in der weiten Welt des Ostens mit der Kraft des Opfers und des Gebetes zu gedenken“, hob der Bischof in seiner Predigt hervor.
In seinem Schlußwort deutete Bischof Döpfner die Losung des diesjährigen 75. deutschen Katholikentages in Berlin: „Gott lebt“ und sagte „mag auch das Wort des neuzeitlichen Nihilismus, Gott ist tot, heute der Jugend ganzer Völker des Ostens eingehämmert werden, so wissen die Christen doch um die Wahrheit des Wortes Christi“. Anschließend hielt der Kölner Erzbischof. Kardinal Frings, die Schlußandacht._
Rademacher freigelassen. Nürnberg. — Der ehemalige Legationsrat im früheren Auswärtigen Amt, Franz Rademacher, der im März 1952 wegen Beihilfe zum Totschlag von 1300 serbischen Juden zu drei Jahren fünf Monaten Gefängnis verurteilt wurde, ist aus der Haft entlassen worden.
Der atomislerte Blitzkrieg
Atomartillerie — neueste US-Waffe — Minuspunkt für Offensivkraft
FRANKFURT. Die Atomexplosionen im Staate Nevada und die lakonischen Kommentare der amerikanischen Sachverständigen lassen erkennen, daß hier eine Waffe besonderer Art die ersten Schritte aus den Laborversuchen in die Praxis getan hat. Offensichtlich hat es sich dabei um eine Dosierung der Ausgangsstoffe gehandelt, die den Einbau in Sondergeschosse auch der Artillerie oder bestimmter beweglicher Raketenwaffen möglich macht. Damit würde die Notwendigkeit entfallen, Bombenflugzeuge einzusetzen, um ein Atomgeschoß an das Ziel zu bringen. An Stelle des Zwanges, sich auf Flächenziele zu beschränken, bei denen auch bei schlechter Trefferlage hohe Wirkung zu erwarten steht, würde jetzt die Möglichkeit gegeben sein, die kleineren Atomgeschosse in einem biegsameren Verfahren den unmittelbaren taktischen Notwendigkeiten anzupassen. Mindestens Bereitstellungen von Angriff- oder Eingreifverbänden, massierte Artillerie und Marschkolonnen würden künftig als angemessene Ziele gelten können. Die bisher rein strategisch wirksame Atomwaffe würde, immer vorausgesetzt, daß der beschrittene Weg zum Ziele führt, zu einem Instrument der Taktik, also der unmittelbaren Gefechtsführung, geworden sein.
Die Folgen einer solchen Entwicklung kön- inen kaum überschätzt werden. Man könnte ihr eine epochemachende Bedeutung insofern zuschreiben, als damit zum ersten Male seit 1940 — dem ersten wirklich modernen Blitzkrieg — die offensichtliche Überlegenheit des Angriffs über die Verteidigung in Frage gestellt sein würde .Wie war es im ersten Weltkrieg? Maschinengewehr und Stacheldraht hatten der Defensive eine Kraft gegeben, die auch mit der stärksten Artillerie niemals ganz gebrochen werden konnte. Erst der
Kampfwagen und vielleicht noch mehr die materielle und moralische Erschöpfung der einen, der deutschen Seite, gaben dem Angreifer den endlichen Sieg.
Kann die taktische Atomwaffe diese Tatbestände umstoßen? Bei aller Zurückhaltung wird man diese Frage bejahen können, selbst dann, wenn beide Seiten im Besitz der taktischen Atomwaffe sind. Die Atomwirkung wird nämlich denjenigen am empfindlichsten treffen, der gezwungen ist, „Masse zu bilden“. Das aber ist in jedem Falle der Angreifer, der an der von ihm gewählten Stelle mit Überlegenheit an Truppen und Kampfmitteln auf- treten muß. Eine Waffe mit großer Flächenwirkung, wie sie die Atomwaffe besitzt, kann gegen solche Massierungen stärkste Wirkungen haben, stärkere jedenfalls als gegen eine Truppe, die in tiefgegliederten Verteidigungsanlagen, günstigenfalls unter Beton, sich der Atomwirkung besser zu entziehen vermag.
Gewisse Schutzmöglichkeiten müßten freilich bei entsprechender technischer Entwicklung auch den Panzern zugesprochen werden. Aber es dürfte praktisch nicht gut möglich sein, alles, was zu einem tiefen Durchbruch benötigt wird, ausnahmslos unter Panzer zu setzen. So scheint die Annahme nicht unberechtigt, daß die taktische Atomwaffe ein neues Gleichgewicht zwischen Angriff und Abwehr schaffen könnte. Vorausgesetzt, daß eine Abwehr vorhanden ist, die den angreifenden Gegner zu massierten Bereitstellungen zwingt, könnte sich die neue Waffe als ernstes Hindernis für einen Angreifer erweisen, der seine Hoffnungen und Erwartungen auf die Neuauflage eines Blitzkrieges setzt. Die politische Bedeutung einer solchen Entwicklung liegt auf der Hand. Sie könnte manche den Widerstandswillen lähmende Beklemmung grundlos machen.
Kleine Weltchronik
Französische Bürgermeister besuchen Deutschland. Stuttgart. — Auf Anregung des Vizepräsidenten der internationalen Bürgermeisterunion, Oberbürgermeister Dr. Klett, Stuttgart, werden 30 französische Bürgermeister in der ersten Septemberhälfte eine Studienreise durch die Bundesrepublik unternehmen.
Landesausschuß der katholischen Elternvereinigungen für Elternrecht. Rottenburg. — Der Landesausschuß der katholischen Eltemvereinigungen des früheren Landes Württemberg-Hohenzollern in Rottenburg hat sich in einem Schreiben an die Verfassunggebende Landesversammlung Baden- Württembergs für das Elternrecht ausgesprochen. Die Eltern sollen über die Art der Erziehung und damit auch über FoTm und Geist der Schulen entscheiden, zu deren Besuch die Kinder gesetzlich verpflichtet sind, heißt es in dem Schreiben.
Frau Linse bei Donnelly. Bonn. — Die Frau des vor etwa sechs Wochen von den sowjetzonalen Behörden verschleppten Berliner Rechtsanwalts Dr. Linse wurde am Mittwoch von dem amerikanischen Hohen Kommissar Walter Donnelly empfangen. «
Bergbaukredit freigegeben. Bonn. — Vizekanzler Blücher kündigte gestern an, daß das Amt für gegenseitige Sicherheit (MSA) heute die kürzlich verhängte Blockierung von Gegenwertmitteln in Höhe von rund 5 Mill. DM für Investitionen im deutschen Bergbau aufheben werde.
Grundgesetzänderung gebilligt. Bonn. — Dia alliierte Hohe Kommission hat gestern die Grundgesetzänderung gebilligt, die durch den Lastenausgleich erforderlich wurde.
Ausbau der Mittelweser. Bonn. — Der Ausbau der Weser zwischen Minden und Bremen, der seit dem Kriege eingestellt wurde, soll jetzt wieder in Angriff genommen werden, gab das Bulletin der Regierung gestern bekannt.
Neuer Leiter der Diplomatenschule. Bonn. — Als Nachfolger des zum kommissarischen Personalchef im Auswärtigen Amt ernannten General
konsuls Pfeiffer ist Generalkonsul Kurt von Grävenitz zum Leiter der Diplomatenschula Speyer berufen worden.
Bundesverkehrswacht fordert Verkehrsunterricht. Düsseldorf. — Die Einführung des obligatorischen Verkehrsunterrichts in allen Schulen befürwortet die Bundesverkehrswacht in einer gestern veröffentlichten Entschließung.
Dr. Doris suspendiert. Hannover. — Der erste SRP-Vorsitzende, Dr. Fritz Doris, ist gestern von dem Vorsitzenden des obersten SRP-Ehrenge- richts, Dr. Schrieber, von seinem Amt suspendiert worden.
Lehreraustausch mit England und Frankreich. Hannover. — Die Unterrichtsminister von Großbritannien und Frankreich haben sich nach Mitteilung des niedersächsischen' Kultministeriums bereit erklärt, eine Gruppe von deutschen Studienreferendaren an englischen und französischen Schulen zu beschäftigen.
Bundestagspräsident Ehlers weiht Mahnmal. Hamburg. — Bundestagspräsident Hermann Ehlers wird am Sonntag in Hamburg das Mahnmal für die 55 000 Hamburger Bombenopfer einweihen.
Salzburg appelliert an Truman. Wien. — Die Festspielstadt Salzburg will bei Präsident Truman gegen die Beschlagnahme vpn 91 Morgen Land protestieren, die von der amerikanischen Armee in der Nähe der Stadt für einen Panzerübungsplatz verwendet werden sollen.
Führungswechsel in Ungarn. Budapest. — Das ungarische Parlament hat gestern auf einer Sondersitzung den Generalsekretär der kommunistischen Partei, Rokosi, zum Ministerpräsidenten gewählt. Der bisherige Regierungschef, Dobi, war zurückgetreten.
Oberster Gerichtshof Japans wird über Wiederaufrüstung entscheiden. Tokio. — Der oberste Gerichtshof Japans wird wahrscheinlich Ende dieses Monats darüber entscheiden, ob die japanische Regierung durch Rüstungsmaßnahmen die Verfassung verletzt.
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Mit der Bildung des Bundesstaates Abessinien- Eritrea hat Negus Haile Selassl seinen späten Lohn für den Widerstand gegen Mussolinis afrikanischen Feldzug erhalten. Eritrea war das entscheidende Sprungbrett für die italienischen Armeen bei ihrem Vormarsch nach Abessinien. Jetzt beendet sein von der UN beschlossener Anschluß für das Reich des Negus die Rolle einet allseitig vom Meer abgeschlossenen Hochlandes. Massaua, das nun zu Abessinen gehört, ist der beste Hafen am Roten Meer.
Hurrarute für Brautpaar Eden
Churchill als Trauzeuge
LONDON. Hurra-Rufe und HändeklatsdMB einer nach Tausenden zählenden Menschen» menge begrüßten gestern , Außenminister Eden und seine Gattin, als sie nach ihrer Trauung das Londoner Hauptstandesamt verließen. Die Vermählung des 55 Jahre alten Außenministers mit der 32jährigen Nichte Churchills bildete den gesellschaftlichen Höhepunkt der Londoner Sommersaison.
Über der seit Stunden ausharrenden Menschenmenge lag eine besonders festliche Stimmung. Sich fortpflanzende Beifallrufe kündigten schon von weitem die Anfahrt Edens an, der als erster am Standesamt eintraf. Kurl nach ihm trafen Churchill und seine Gattin ein. An der 15 Minuten dauernden Trauungszeremonie nahmen nur die engsten Familienmitglieder teil. Unter den Trauzeugen waren Churchill und Edens Bruder. Als das neu vermählte Paar das Standesamt verließ, hatte die Polizei Mühe, die begeisterte Menge zurückzuhalten.
Angriffe gegen Demokraten
Eisenhower wird aktiv
NEW YORK. Noch vor Beginn des eigentlichen Wahlkampfes in den Vereinigten Staaten haben die Republikaner massive Angriff! gegen den demokratischen Präsidentschaftskandidaten, Adlai Stevenson, und dessen „Hintermann“ Präsident Truman gerichtet. Der republikanische Kandidat, General Eisenhower, kritisierte am Mittwoch in heftigen Worten, daß Truman Adlai Stevenson von maßgebenden Militär- und Regierungsbeamten im Weißen Haus über die international! Lage habe informieren lassen.
In einer Presseerklärung sagte General Eisenhower, ein echtes Friedensprogramm dar Vereinigten Staaten müsse sich die Wiederherstellung der Freiheit der „Gefangenen Nationen Europas und Asiens“ zum Ziel setzen. Man müsse den Menschen hinter dem eisernen Vorhang ein gewisses Maß an Hoffnunl geben, daß sie eines Tages frei sein werden.
Heftige Kämpfe in Korea
SEOUL. Im Westabschnitt der koreanischen Front wurde den ganzen Mittwoch über erbittert gekämpft. Mehrere chinesische Angriffe auf den „Bunker Hill", der zusammen mit der seit Tagen schwer umkämpften „Sibirienkuppe“ von amerikanischen Marine- truppen besetzt worden war, blieben im Abwehrfeuer liegen.
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(Urheberrechtschutz Hermann Berger, Wiesbaden) 19. Fortsetzung Nachdruck verboten.
Auch meine Bemühungen um die Westgotenkrone haben jetzt einen neuen, frischen und freudigen Impuls erhalten. Bisher ist allerdings noch nichts erreicht. Die Lorena gastiert seit einigen Tagen mit ihrer Truppe auf einer der großen Variete- Bühnen von Buenos Aires, sie wird allabendlich vom Publikum bejubelt; im übrigen lebt sie ganz zurückgezogen. Morgens macht sie ihre Einkäufe mit einem Taxi — da sie ja keinen eigenen Wagen besitzt — mittags trainiert sie mit ihrer Truppe im Theater, nachmittags empfängt sie ihre Tanzelevinnen und nach der Vorstellung fährt sie sofort heim. Mit Jul ist sie bestimmt noch nicht zusammengetroffen. Sie wird ständig überwacht, ich kenne jeden ihrer Schritte. Sie erhält nur selten Besuch, manchmal kommen Journalisten zu ihr, denen sie ein Interview gibt; hin und wieder erscheint ein alter Bekannter, alles harmlose, unverdächtige Leute.
Nur ein einziger Mann geht, wie seit Jahren, täglich bei ihr ein und aus: ihr Impresario Kastenreuth. Auch den lasse ich überwachen, doch schildert man mir ihn überall als einen sehr ehrenhaften und tüchtigen Menschen, der für eine kleine Anzahl bedeutender Künstler arbeitet.
Indessen ist die Nachricht vom Verschwinden der Krone in die Welt hinaus- gegangen (Bert wußte es; sogar die Bordzeitung seines Dampfers hatte eine Notiz gebracht). Reporter bestürmen mich, die
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näheren Umstände preiszugeben, ich bleibe aber fest. Ich kann mich immer noch nicht entschließen, die Lorena in die Affäre hineinzuziehen. Ich glaube, es liegt auch nicht in deinem Interesse.
In den letzten Tagen hörte ich von einem Menschen, von dem man behauptete, er wäre seinerzeit an Juls Erdölbohrungen am Gran Chaco beteiligt gewesen. Gestern suchte ich ihn auf. Er machte auf mich einen ziemlich merkwürdigen, ich möchte sogar sagen, unheimlichen Eindruck. Nach langem Hin und Her gab er zu, Jul vor einiger Zeit in Buenos Aires gesehen und auch kurz mit ihm gesprochen zu haben. Das Zusammentreffen sei auf der Straße erfolgt. Wo Jul wohne, wisse er nicht.
Du kannst Dir vielleicht vorstellen, lieber Bert, wie freudig mich diese Nachricht stimmte. Ich lasse Jul jetzt überall in Buenos Aires suchen, meine Detektive sind heftig an der Arbeit. Jedenfalls denke ich nicht daran, das Rennen aufzugeben. Ich werde alles daransetzen, die Krone, die mir in Spanien fast das Leben kostete, wieder zurückzuerhalten. Nell macht zwar große Anstrengungen, mir meinen „verrückten Komplex“, wie sie es nennt, auszureden — weil sie von der Zwecklosigkeit meiner Bemühungen überzeugt ist — aber sie hat kein Glück damit. Mein Geist ist wieder frei und spannkräftig, ich habe noch immer das Ziel, das ich mir einmal setzte, erreicht...
Nell läßt Dich herzlich grüßen, sie wünscht Dir Glück und Gesundheit für die kommende Arbeit.
Jörn spricht von seiner baldigen Abreise nach Hamburg, die er Dir ja fest versprach. Er kann Dich nicht allein lassen, es ist unmöglich. Doch auf jeden Fall
will er hier noch die Hochzeit erleben.
Du hörst bald wieder von mir, verlaß Dich darauf!“-
Das war Kördings Brief.
Bert atmete tief auf, wie von einem unsäglichen Druck befreit. Es war ihm völlig klar, weshalb Nell sich so rasch für die Heirat mit Peter entschlossen hatte.
Sie wußte genau, daß sie den Mann, den sie liebte, nicht bekommen würde. Sie hatte erfaßt, daß dieser Mann seinem Freunde die Treue hielt.
Und sich von Körding zu trennen, hatte sie nicht den Mut gefunden...
Bert begann noch am gleichen Tage mit seiner Arbeit.
12 .
Ende September erhielt Bert einen zweiten Flugpostbrief seines Freundes Körding aus Buenos Aires. Körding schilderte kurz die schlichten Hochzeitsfeierlichkeiten. Jörn habe sich ihm als Trauzeuge zur Verfügung gestellt.
Die Angelegenheit der Krone sei noch immer im Fluß, ja, das Ganze habe jetzt eine überraschende Steigerung erfahren. Das Gesamtbild gewinne plötzlich ein ganz anderes Aussehen. Man könne von einer neuen Phase sprechen. Gestern wären ihm von einer gewissen Seite her sehr interessante Mitteilungen gemacht worden.
Leider verfüge er augenblicklich über wenig Zeit, in seinem Werke herrsche Hochkonjunktur. Er sei deshalb auch nicht in der Lage, dem Freunde die ziemlich komplizierte Situation so zu schildern, wie er es eigentlich beabsichtigte. Wenn sich die Sache etwas mehr entwickelt habe, würde er alles in einem folgenden Brief nachholen. Andeutungsweise solle Bert wissen, daß er persönlich eine Spur verfolge, die darauf hindeute, daß Jul bald
nach seiner Ankunft in Buenos Aires di* Stadt verlassen habe, um sich nach dem nahen Montevideo zu begeben. Auf dies! Spur sei er durch Vermittlung eines Man" nes gekommen, den er schon im letzten Brief erwähnt habe. Seit gestern stehe ei nun fest, daß man von Montevideo au* den Versuch unternehme, an ihn heranzutreten. Auf welche sonderbare und tastende Art dies geschehe, könne er nicht schildern, das führe zu weit. Er vermute, dan man ihm in kürzester Frist, und zwar in einer sehr versteckten Form, die Krone einem sehr mäßigen Preise anbieten würde. Jedoch denke er nicht daran, sie zum zweitenmal zu bezahlen. Er habe nicht* anderes im Sinn, als den Fuchs erst tu» aus seinem Bau zu locken. Wenn es dann soweit sei, würde er nicht versäumeOi kräftig zuzuschlagen. Er befinde si^J® freudiger Erregung, der Lauf der Sach* befriedige ihn aufs höchste. Das sch<* Verlorengeglaubte komme immer nähe* auf ihn zu. Und eines Tages würde er bestimmt die Krone wieder in den Händejj haben. Bert soll ihm WeidmannsheB wünschen.
Übrigens wisse Nell von allen die#® Dingen nichts, er wolle sie nicht unn ®7" beunruhigen. Jörn bereite jetzt seine Abreise vor, er sei wohl bald in Hamburg *“ erwarten...
Bert ging wieder an seine Arbeit. Do* wenige Stunden später nahm er den Bn® abermals zur Hand. Es war allzu sonderbar, was Körding ihm da geschrieben hatte. Der Freund, verbissen in seine Ide*» das ersehnte Kunstwerk um jeden Pr®* zurückzuerobern, hatte seine alte Besonnenheit verloren, anscheinend ließ er s® mit sehr fragwürdigen Leuten ein.
Fortsetzung foV