Bayern fordert Kündigung des Handelsvertrags mit Finnland

TU. München, 14. Mai. Die bayerische Staatsregierung hat beim Reichskanzler Schritte unternommen, um die Kündigung des Handelsvertrages mit Finnland zu erreichen. Die ans Anregung derGrünen Front" mit den finnische« Wirtschastskreise» ausgenommene» Berhandlnnge« znr Be» Hebung der Schwierigkeiten, die sich für die deutsche Käse, Wirtschaft durch das Zusatzabkommen ergeben habe«, hatte« den Zweck» die prioatwirtschastlichen Abmachungen z« besei­tige». Wie verlautet, sind diese Verhandlungen ergebnislos verlaufen. Daraufhin hat der bayerische Lanümirtschasts- minister Dr. Fehr angeregt, daß die bayerische Staatsregie­rung nunmehr beim Reichskanzler vorstellig werden solle, damit, nachdem alle Möglichkeiten, das Unheil von der bayerischen Milchwirtschaft abznwenden, erschöpft schienen» die letzten Konsequenzen gezogen und der deutsch-finnische Handelsvertrag gekündigt werde.

Dis Luflfahrlpläne vor dem Haushaltsausschuß

Berlin, 14. Mai. Der Haushaltsausschuß des Reichs­tages ernannte den Abg. Freytag-Loringhoven zum Bericht­erstatter für den Haushalt des Auswärtigen Amtes. Der Christlich-nationalen Arbeitsgemeinschaft wurden die Kor­referate bei den Haushalten der Reichspost und des Reichs­tages überwiesen. Trotz Widerspruch des Reichsverkehrs­ministers wurde der Antrag der Wirtschaftspartei, bet der deutschen Seewarte SO 000 Rm. für die Ausschließung der Schiffstagebücher zu streichen, mit großer Mehrheit ange­nommen.

In der weiteren Beratung machte Reichsverkehrsminister von Guerard Angaben über di« Finanzierung des Land­straßenbaues. Er bezeichnete einen einheitlichen Straßenbau­plan für das Reich, der bereits im Ministerium ausgear- beitet sei, als notwendig.

Bei den Ausgaben für die Luftfahrt wies -er Reichs- verkehrsmintster darauf hin, daß unsere Luftfahrtindustrie trotz der Beihilfen auf die Dauer den Wettbewerb mit dem Auslände nicht bestehen könne, wenn ihr nicht ein gewisser Ersatz für die Staatsaufträge geboten werde, die in anderen Ländern das Rückgrat der Industrie bilden. Er hoff«, daß mit den angeforderten 7 Millionen die Gefahr einer weite­ren Verkümmerung unserer Luftfahrtindustrie abgewendet werden könne. Di« Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit des Transasien-Verkehrs verneinte der Minister. Er lehne es ab, den von der Lufthansa mit der chinesischen Luftverkehrsgesellschaft abgeschlossenen Vertrag zu unter­zeichnen. Zu fördern sei dagegen die Linie BerlinKonstan- ttnopelAngoraBagdad mit dem Anschluß nach Indien, dem Osten und vielleicht Australien. Auch die Transozean- ltnie nach Südamerika soll« gefördert werden. Der Haushalt des Verkehrsmintsteriums wurde darauf angenommen. Beim Kapitel Luftfahrt wurde gegen die Stimmen der Sozialdemo­kraten und der Deutschen Volkspartei «in Zentrumsantrag angenommen, der den für die Förderung von Flughäfen ein­gesetzten Betrag von 300 Ovv Mark auf 100 000 Mark herab­setzt. Beim Eisenbahnwesen wurde scharfe Kritik an den Leistungszulagen für Beamte der Reichsbahngesellschaft geübt. Der Minister stellte fest, daß die Retchsbahnverwal- tung Wert auf die Beibehaltung der Leistungszulage« lege. Gegen die Handhabung der Verteilung der Leistungszulagen habe auch er stark« Bedenken. Es müßte« Grundsätze ge­schaffen werden, die di« Besorgnisse wegen etwaiger Korrup­tion zu zerstören geeignet seien. Ein kommunistischer An­trag, der sich gegen die Schließung von Reichsbahnwerkstätten wendet, wurde angenommen, abgelehnt dagegen ein weiterer kommunistischer Antrag, der sich gegen die Tariferhöhung richtet. _

Die Unterdrückung der indischen Freiheitsbewegung

TU. London, 14. Mat. In Scholapnr ist am Dienstag das Kriegsrecht verkündet worden. An alle« wichtige« Pnnk-

te« der Stadt sind Maschinengewehre ausgestellt «nd Barri­kaden errichtet worden. Es ist dies die Antwor auf den Ver­such -er Anhänger Gandhis, in Scholapnr eine Selbstre - gierung zu bilden. Der Vizekönig und die Regierung von Bombay haben Kundgebungen zu den Ereignissen in Scholapnr erlassen, in denen den englischen und indischen Streitkräften die Anerkennung für ihre Haltung ausge­sprochen wird.

Nach englischen Meldungen aus Peschaivgx ist dort di« re­volutionäre Bewegung nunmehr völlig unterdrückt. Die weitere Ausdehnung des Aufruhrs in den Dörfer« wird durch fliegende Kolonnen und anhaltende Lnftbombardements verhindert. Ueber die wahrscheinlichen Wirkungen der letz­ten Erklärung des Vizekönigs sind die Meinungen in Lon­don stark geteilt. Vielfach befürchtet man, daß die bedroh­liche Entwickelung auch durch den Simon-Bericht nicht auf- gehalten iverden kann.

Die All>ndische Berfaffnngskonferenz angekündigt. Der Bizekönig von Indien veröffentlichte in Delhi eine Erklä­rung, in der er darauf hinwies, daß die englische Regierung trotz der unglücklichen Ereignisse der letzten Wochen nicht von ihrer Politik abweichen werde, die die Schaffung-eines Dominienstatuts von Indien zum Ziele habe. Die allindische Konferenz, die sich mit der Frage der zukünftigen indischen Verfassung beschäftigen soll, werde etwa am 20. Oktober in London zusammentreten.

Kleine politische Nachrichten

KommunistischesKampfkomitee« aufgelöst. Das nach dem Verbot des Roten Frontkämpferbunbes in Berlin ge­gründete Kampfkomitee, das seine Veranstaltungen dazu be­nutzte, durch Wort und Tat zur Mißachtung des behördlichen Verbotes und zur Fortsetzung des Roten Frontkämpferbnn- de>s aufforderte, auch offen zugab. Laß der Rote Frvntkümp- ferbnnd weiter bestehe, ist vom Polizeipräsidenten aufgelöst.

Schlägerei zwischen Kommunisten «nd Nationalsozialisten. Di« Nationalsozialisten veranstalteten in Zella-Mehlis eine öffentliche Versammlung, in der der Landtagsabgeordnete Sauckel-Weimar sprach. In der Aussprache ergriff der kom­munistische Reichstagsabgeordnete Pfaff das Wort, der hef­tige Angriffe gegen die Nationalsozialisten richtete. Obwohl ihm das Wort entzogen wurde, sprach er weiter. Als nun die Nationalsozialisten versuchten, den Redner von der Bühne herunterzuholen, kamen Biergläser geflogen. Vor der Bühne entwickelte sich eine wüste Schlägerei, wobei Spazierstöcke eine wesentliche Rolle spielten. Polizei räumte den Saal. Nach den Angaben der Polizei gab es etwa IS20 Leichtverletzte, in der Mehrzahl Kommunisten.

Nenregelnng in der oberschlesische« Schulfrage. In den seit längerer Zeit vor dem Völkerbundsrat schwebenden Ver­handlungen über die Regelung der oberschlesischen Schulfrage ist insofern sine neue Lage geschaffen, als die polnische Re­gierung eine neue Verordnung erlassen hat, nach der die Notwendigkeit des persönlichen Anmeldens der Schulpflich­tigen durch die Erziehungsberechtigten vor dem Ausschuß nicht mehr erforderlich ist und die Anmeldung -um Schul­besuch der Minderheitenschule lediglich schriftlich durch Aus­füllung eines Formulars erfolge» kann. Im Hinblick auf diese Regelung ist beschlossen worden, vorläufig die ober- schlesische Schulfrage nicht auf die Tagesordnung dieser Rats­tagung zu setzen.

Ergebnisse der schlesische« Sejmwahle«. Die polnische Presse veröffentlicht nunmehr das endgültige Ergebnis der schlesischen Sejmwahlen. Danach hat die deutsche Wahlge- meinschast in den drei Wahlkreisen zusammen 17S 883 Stim­men und IS Mandate erhalten, während die deutschen Sozia­listen 28 480 Stimmen und 1 Mandat erhielten. Insgesamt beträgt die deutsche Stimmenzahl 205 342 oder 84,1 v. H. der gesamten abgegebenen Stimmen. Als nächststärkst« Partei folgt die Korfanty-Gruppe mit 136 701 Stimmen und 13 Mandaten. Die Regierungspartei erhielt 102 767 Stimmen und 10 Mandate, die nationale Arbeiterpartei 41 306 Stim­men und 3 Mandate,- die polnischen Sozialisten haben S2 260 Stimmen und 4 Mandate und die Komunrnisten 27 4S7 Stim­men und 2 Mandate zu verzeichnen. Gegenüber 1028 habe« die Deutschen rund 30 000 Stimmen gewonnen.

Die Nankiugtruppeu geschlagen? Das Hauptquartier Ge­neral Nens hat nach Pekinger Meldungen einen Bericht ver­öffentlicht, wonach di« Nankinger Truppen bei dem Zusam­menstoß mit den Nordarmeen westlich von Hsuchhaufu, dem Eisenbahnknotenpunkt an der TientsinPukauLunghei- Eisenbahn, geschlagen worden sein sollen. Eine Nankinger Division sei vollkommen aufgerieben worden. Die Zahl der zurückgelassenen Toten soll groß sein. Die ganze Front der Nankinger Streitkräste befinde sich in vollkommener Unord­nung.

Ban-enübersall auf eje chinesische Stadt. Eine Räuber­bande von 34000 Mann hat am Montag Mngjaug an der Honan-Hupei-Grenze eingenommen. IS 000 der Bewohner sollen von den Banditen ermordet worden sein. 500 wurden als Geißeln verschleppt.. Der größte Teil der Stadt wurde niedergebrannt und auch >in den benachbarten Dörfern durch Brandstiftung und Plünderung großer Schade» angerichtet.

Wolkenbruch im Südschwarzwald

Im Simonswälder Tal und dem anschließende» Elztal ging am Mittwoch nachmittag ei« heftiger einstündigex Wol­kenbruch nieder, de,» ein mehrstündiger Dauerregen folgte. Die Elz führt infolgedessen riesige Waffermengen, die das etwa 1 Kilometer breite Tal vollkommen unter Wasser geftlst haben. Teilweise steht das Wasser über eine« Meter hoch. Die Felder «nd Wiese« sind vollkommen verwüstet. Zahl­reiche Bäume find entwurzelt. Viele Häuser habe« Schade« gelitten. Kleine Gebäude sind cingcstürzt. Die Elztalbahn kan» nur bis Waldkirch verkehren. Oberhalb von Waldkirch sind zwei Dammrutsche erfolgt, die den Zugverkehr lahmge» legt habe«. Zwischen de« beiden Dammrutschslellen wurde ein Pcrsonenzug eingeschlossen. Seine Passagiere konnte« nicht weiterbefördert werde», da ans de« überschwemmte» Landstratzen kein Verkehr möglich ist. Auch der Telegraphen­verkehr ist vollkomme« unterbrochen.

Die Lage in Vienenburg

Vergrößerung der Trichter in Vienenburg.

In Vienenburg sind keine weiteren Bodensenkungen er­folgt. Dagegen haben sich die Trichter vertieft. Es bildete sich im Trichter auf der Grauhofer Strecke, der jetzt 100 Me­ter Durchmesser hat, am nördlichen Steilhang ein Wasser­sturz, der den Abrutsch des Erdreichs beschleunigte. In

Schacht 3 stieg das Wasser unregelmäßig, aber stetig. In

Schacht 1 ist das Wasser um etwa 100 Meter gefallen. In

Schacht 2 wurde wieder ein Ansteigen beobachtet. Durch­

schnittlich ist hier das Wasser um etwa 0 Meter gestiegen. Infolge des Ansteigens des Wassers in Schacht 2 und S mußten die unterhalb der vierten Dohle in Schacht 3 ausge­führten Sicherheitsarbeiten eingestellt werden. Man versucht, oberhalb der vierten Sohle des Schachtes 3 Stcherhettsvor» kehrungen zu schaffen. Wenn das gelingt, ist Schacht 3 ober­halb der vierten Sohle gerettet.

Lustschiffahrt

Der Ban eines «e«e« englischen Riefenlnftschiffes geplant.

DerDaily Heralb" berichtet in großer Aufmachung, daß England in Kürze mit dem Bau eines neuen Rtesenluftschif- fss beginnen werde, das an Größe, Schnelligkeit und Ak­tionsradius alle anderen bisherigen Luftschiffe übertrete« soll. Außerdem beabsichtige die Regierung, in Cardington eine« fahrbaren Landungsmast zu errichten, durch den die Landnngskosten für Luftschiffe bedeutend herabgesetzt wür­den. Die Konstrukttonspläne für das Luftschiff feien bereits fertiggestellt, der Regierung aber noch nicht zugeleitet wor­den. Der neue fahrbare Landungsmast werde das Luft­schiff in -ie Lage versetzen, bei langsamer Fahrt verankert zu werden. Der Mast werde auf riesig« Räder montiert und durch einen Traktor gezogen, der das Luftschiff an die ge- wünschte Stelle bringe.

T>er SenegalSüdamerika-Flng geglückt.

Der französische Flieger Mermoz, der Montag mittag von Senegal (Afrika) aus zu einem Südamerikaflug gestartet war, ist Dienstag vormittag 10.12 Uhr in der brasilianischen Stadt Natal eingetroffen.

Die Frau auf Borg

Roman von O. Höcker

19. Fortsetzung Nachdruck verboten

Fräulein Llgin," sagte er leise, indem er so förmlich wie möglich zu erscheinen versuchte,ich habe Sie um Verzeihung zu bitten. Meine Kopflosigkeit hat Sie in «ine Lage gebracht, über die ich selbst erröte. Ls bedarf keiner Versicherung, daß ich wieder gutzumachen suchen werde. Ihnen mein tiefes, aufrichtiges Dankgefühl..

Wer spricht von mir!" unterbrach fi« ihn erregt.Ich -in ein junges, unbedeutendes Ding. Sie nur tun mir so leid. Sie ganz allein!"

Ich!" Erstaunt schaut« er st« an.Wie soll ich das ver­stehen I

Sie sagten doch, daß Herr Smith Sie t« Händen bat. Er sieht so schrecklich fälsch aus. Man möchte sich vor mm fürchten. Wenn er nun erfährt, baß wir ihn angeführt ha­ben und er muß es doch erfahren, was dann?^

Das lassen Sie getrost meine Sorge sein, darum sollen Sie sich nicht beunruhigen," tröstete er.Es wird mir über Nacht schon ein Ausweg kommen. Jetzt sollen Sie schlafen, Fräulein Lucy..."

Ich bleib« hier," sagt« Lucy rasch.

Nein, das tun Sie nicht. Sie gehen hübsch t« Ihr Zim­mer und schließen sich ein!"

Und Sie?" Sie war aufgeschnellt. Run lächelte er hu­moristisch.

Ich lege mein müdes Haupt in den Winkel, wo sonst mein Koch schläft. Der Wagen ist geräumiger, als Sie den­ken. Nein, kein Widerspruch!" setzte er in verändertem Ton hinzu.Werden Sie die Kraft haben, morgen am Tag» noch­mals als mein« Frau zu fungieren?" ^

Er fragte ganz leise. ' . / , , ch

Sie faßt» sich gewaltsam. >

Es muß sein," sagte sie energisch.Ich hätte es ja nie und nimmer getan, wenn..."

Nun, wenn?"

Wenn Sie mir nicht so leid getan hätten!" schloß fi« er­glühend mit abgewendetem Gesicht.Ich konnte Sie nicht allein lassen. Doch nun graut mir vor den Folgen!"

Ein fast weiches Lächeln umspielt« seinen sonst so harten Mund.

Es bleibt dabei," sagt« er.Wir setzen die Komödie fort, es bleibt uns auch nichts andes übrig. Noch eine Frage. Wo haben Sie nur in der Geschwindigkeit den Trauring an den Finger gezaubert? Der steht Ihnen ausgezeichnet. Sie find doch nicht etwa schon verheiratet?" sagte er rasch und seine Stimme klang rauh.

Nun mußte sie lachen, ob ihr auch noch bi« Hellen Zähren t« den Augen schimmerten.

Wie kommen Sie auf einen solch schrecklichen Gedanken? Ich heirate überhaupt niemals!" sagte fi« sehr bestimmt.

Er wurde wieder gemütlich.

Das sagen Sie so -uversichtttchl Wenn nun doch «in Mann käme?" neckte er.

Tut nichts. Die Männer taugen alle nicht», das heißt," stotterte sie mit einem verlegenen Blick nach seinem Gesicht,mit Ausnahmen."

Schau, schaul Da bekommt man ja seinen Teilt"

Waltham lehnt« sich über das Rückenpolster ihres Stuh­les.Wo haben Sie denn dies« erstaunliche Erfahrung her?"

Ist auch wahr! Wären die Männer besser, gäbe es keine unglücklichen Ehen, so sagt Mama immer, und was die sagt, das ist wahr. Freilich," setzte sie nachdenklich hinzu,Mama sagt auch, es läge viel Schuld an den Eltern, man müßt« eben di« Buben und Mädchen schon für den Ehestand er­ziehen."

Und bas hat sie bei ihrem Töchterchen glänzend besorgt!" sagte er, und als st« nun in wachsender Verwirrung ab­wehrte, beugte er sich tiefer zu ihrem Ohr:Nun, Sie Man- nerfeindin, wen« nun der Richtige käme gesetzt den Sali.

so ein wütender Frauenhasser, der sich von seiner schlechte^ Meinung gern bekehren lassen möchte"

Erglühend entzog sie ihm die Hand und schnellte vom Stuhl auf.Es ist schon sehr spät geworden. Gut« Nacht, Herr Waltham."

Sie wollte zur Tür«. Doch er stand schon wieder vor ihr. Die Geschichte mit dem blinkenden Ding da sind Sie mir noch schuldig," sagt« er und wies auf den Goldring an ihrem Finger.

Sie wußte in erneuter Verlegenheit kaum, wohin den Blick wenden.Oh, das ist Papas Trauring, er kam auf mich als liebes Vermächtnis. Papa wurde in seiner Krank­heit immer schmächtiger und mußte den Ring enger machen lassen. Sehen Sie, er paßt mir sehr gut." Damit hob sie die Hand.Heute abend hörte ich durch die offene Türe Herrn Smith von Ihrem Ring anfangen. Da habe ich rasch den Reis hervorgeholt und angesteckt." ^

Waltham schmunzelte ordentlich.Sie sind das smarleste kleine Mädchen, das mir je vorgekommen ist. Nein, Sie sind wie soll ich mich nur ausdriicken? Ich bin so wenig an Komplimentemachen gewohnt, was ich Ihnen aber sagen will, das kommt von Herzen. Also Sie sind in meinen Augen viel mehr wert als alle Frauenzimmer. Sie verdienen beinahe, ein Mann zu sein."

Al« st« ihm nun belustigt ihr lachendes Gesicht zeigte, wurde er sich seiner Ungeschicklichkeit erst bewußt. Zuerst wollte er verlegen werden, dann aber geschah das bisher Un­erhörte: John B. Waltham lachte, nicht nur mechanisch, nein, mit Mund und Augen, die Brauen zuckten und sogar die Nasenspitze wackelte: er lachte, daß es den Raum durch­dröhnte, und als er sich notdürftig wieder gefaßt, sündigte er zum zweiten Male gegen sein bisheriges starres Junggesel­lentum.

Er beugte sich über Lucys Hand und ehe diese recht wußte, wie ihr geschah, fühlte sie seine Lippen mit herzlich warmem Druck auf ihrer Rechten. Da riß sie sich aber auch schon los und eilt« mit einem letztenGute Stacht" nach ihrem Schlnfroum. . , ,

(Fortsetzung folgt.)