SCHWÄBISCHES TAGBLATT

16. Juli 194J

Seite 2 / Nr. 83

friedlichen demokratischen Wiederaufbaus ei­ner im geistigen wie materiellen Gefüge be­drohten Welt liegt in dem Geheimnis der per­sönlichen Umwandlung, die in der Kettenreak­tion zur sozialen, nationalen und internationalen Umwandlung von Menschen und Verhältnis­sen führt. Jeder Einzelne ist in solchen Zei­ten wie den gegenwärtigen entweder ein Baustein des Aufbaues oder ein wenn auch' ungewolltes Instrument der Zerstörung.Wir müssen dem Leben der Millionen Menschen in Europa einen neuen ideologischen Inhalt geben erklärte kürzlich der französische Au­ßenminister Schuman. Wir brauchen heute eine Ideologie, die mit dem Christentum ernst macht und die dem gewöhnlichen Menschen wie den Staatsmännern die Einsicht und Kraft gibt, eine neue bessere und dauerhafte Ord­nung zu schaffen._

Dietz verurteilt

FRANKFURT. Der Lebensmittelgroßhänd­ler Fritz Dietz. der vorübergehend Präsi­dent des Landesernährungsamtes Hessen war, wurde am Donnerstag von einem amerikani­schen Militärgericht wegen Mißachtung der Militärregierung durch Verweigerung von Auskünften und Vorenthalten von Dokumen­ten zu zweimal 90 Tagen Haft verurteilt, wo­bei ihm je 60 Tage als Bewährungsfrist an­gerechnet werden, wenn er innerhalb eines Jahres bereit ist, der Dekartellisierungsab­teilung der Militärregierung alle von ihm ge­forderten Auskünfte zu erteilen.

Im September 1948 war gegen die Import- handelsgeseilschaft, die Firma Gebr. Dietz und die Wetterau-Zucirerfabrik ein Dekartel­lisierungsverfahren eröffnet worden. Dietz hatte sich geweigert, über eine 1.6 Millionen- RM-Anleihe, die der Wetterau-Zuckerfabrik 1945 gewährt worden war, Auskunft zu geben und einen von ihm geforderten Kontrakt zur Verfügung zu stellen.

Deutsche Politiker in Hofgastein

HOFGASTEIN. Auf dem zurzeit in Hof­gastein tagenden zweiten Kongreß der Ju­gendsektion der Nouvelles Equipes Inter­nationales, der Arbeitsgemeinschaft christ­licher Parteien in Europa, wurde eine von der französischen Delegation eingebrachte Ent­schließung angenommen, in der das erstmalige Erscheinen einer deutschen Abordnung auf ei­ner Jugendtagung der NEI begrüßt und die Schaffung einesfreien, geeinten und demo­kratischen Deutschlands gefordert wird. Als Vertreter der Jungen Union von Württem- berg-HohenzolIern nimmt deren Landesvor­sitzender Dr. Wilhelm (Tübingen) an der Ta­gung teil, deren Bedeutsamkeit durch die An­wesenheit des Bundeskanzlers Dr. Figl und des Außenministers Dr. Gruber unterstrichen wurde

Riesenschmuggel mit Liebesgaben

. FRANKFURT. Nach einer Mitteilung der US-Militärregierung ist man einem Schmugg­lerring auf die -Spur gekommen, der über an­geblich caritaHve Organisationen in Deutsch­land Geschenkpakete im Werte von vielen Mill. Dollar verschoben hat. Die Schmuggler hätten Kaffee, Zigaretten, Kakao, Schoko­lade, Nylonstrümpfe, Chemikalien und Klei­dung aus zollfrei eingeführten amerikanischen Liebesgabenpaketen auf dem Schwarzen Markt in der US-Zone abgesetzt und von dem Erlös u. a. Kugellager eingekauft, um sie anandere, nicht näher bezeichnete Län­der, zu liefern.

Clay schreibt seine Memoiren

NEW YORK. Der frühere amerikanische Mi- litärgouvemeur in Deutschland, General Lu­cius D. Clay, schreibt gegenwärtig seine Me­moiren, die Anfang nächsten Jahres unter dem TitelEntscheidung in Deutschland er­scheinen sollen. Wie seine Verleger bekannt­geben, vertritt Clay die Ansicht, daß es in Deutschland zwar noch zu mancherlei Zwi­schenfällen zwischen den Alliierten und den Russen, jedoch zu keiner neuen Krise kommen werde, weil bewiesen worden sei, daß die Westmächte sich durch sowjetischen Druck nicht aus ihrer Stellung verdrängen ließen.

Ein Vorschlag der ZeitungLe Monde

DÜSSELDORF. Der Vorsitzende der SPD, Dr. Kurt Schumacher, wandte sich in einem Telegramm an die britische Labourparty, ge­gen die Demontagepolitik der Westmächte und forderte die Labourparty auf, eine deutsche Delegation zur Erörterung der Demontage von deutschen Fabriken zu empfangen. Der ange­richtete wirtschaftliche Schaden sei größer als, der Nutzen, der erreicht werden könnte. Hin­weise auf Reparationen und Sicherheit stün­den im Widerspruch zu den Tatsachen der Be­satzung selbst.

Zu der am kommenden Montag stattfin­denden Tagung der obersten Ruhrbehörde äußerteLe Monde, diese Tagung sei nicht nur für die rheinisch-westfälische Industrie, sondern auch im Zusammenhang mit den Plänen eines westeuropäischen Stahlkartells von besonderer Bedeutung. Der Grundge­danke sei dabei, das Produktionsvolumen der Ruhrstahlwerke für eine bestimmte Anzahl von Jahren festzulegen, und dann zu einer Aufteilung der Exportmärkte zu gelangen.

Schumachers aa Ae Labour party

Besonders für den Absatz der Saar- und der französischen Produktion an Stahl und Eisen, deren Preise wesentlich über den deut­schen lägen, ergäben sich Schwierigkeiten. Von französischer Seite habe man für Ver­käufe von Elsen und Stahl aus saarländischer Produktion in Deutschland die Schaffung ei­ner Kompensationskasse vorgeschlagen, die die Preisdifferenzen ausgleichen sollte. Dieser Vorschlag sei jedoch sowohl von der JEIA als auch von deutscher Seite zurückgewiesen worden. Man lehne es ab, indirekt die saarlän­dische und französische Eisenindustrie zu subventionieren.

Von den deutschen Industriellen werde die Erhöhung der deutschen Produktionsquote auf 14 Millionen t Stahl bei einem Export von 1 bis 2 Millionen t jährlich, gefordert, wobei man jedoch anerkenne, daß ein allge­meines Abkommen möglich sein müsse, das der französischen Stahlindustrie einen Markt für die jährliche Ausfuhr von 1 bis 1% Mil­lionen t sichere..

Paperraserie

o.h. In der Erkenntnis, daß eine Voraus­setzung für die Völkerverständigung das Wis­sen um das Wesen eines anderen Volkes ist hat die französische Militärregierung alles ge­tan, was uns in dieser Hinsicht einen Schritt weiterführen kann. Aber leider ist auch dieser Weg nicht nur mit guten Vörsätzen, sondern offenbar auch mit reichlich viel Steinen papie- renen Anstoßes gepflastert. Das mußten all« die erfahren, die sich um den gegenseitigen Besuch von französischen und deutschen Schü­lern bemüht haben Dafür ein Beispiel.

Die Tochter eines Deutschen, nennen wir ihn Herr X., stand seit längerer Zeit mit einer jungen Französin tat freundschaftlichem Brief­verkehr und hatte diese zu einem Besuch ein- geladen. Herr X. schrieb daraufhin dem Vater der Französin, daß er sich der Einladung sei­ner Tochter in aller Form anschließe.

Zu gleicher Zeit etwa, es war im März die­ses Jahres, erschien in den deutschen Amts­blättern eine Mitteilung der französischen Mi­litärregierung, die den Besuch von Schülern und Studenten regeln sollte. Danach mußte der deutsche Partner die Einladung für da französischen Gast an die Militärregierung richten Mit einer Kopie sollte sich der fran­zösische Schüler von dem Bureau des Univer- sites in Paris eine Bestätigung über den Schul­oder Universitätsbesuch beschaffen, die er an­schließend nach Baden-Baden senden mußte,

Herr X. kam pflichtgetreu allen diesen Wün­schen nach. Nach drei oder vier Wochen erhielt er die Mitteilung, daß sich inzwischen die Bestim­mungen geändert hätten. Er müsse sich jetzt selbst von dem französischen Partner die Be­stätigung des Schulbesuches besorgen, was nach 14 Tagen geschehen war. Wieder einige Wochen später bekam er die Aufforderung, noch zwei Kopien der Einladung nachzulie- fem. Zu dieser Zeit, es war inzwischen Mitte Juni geworden, erhielt er aus Frankreich vom Vater der eingeladenen Schülerin die Mittei­lung, daß dieser nach zwei Monaten und wie­derholter Erinnerung vom Bureau des Uni- versites die Einladung zurückerhalten habe, zusammen mit einer Menge anderer Formu­lare und mit der Aufforderung, die Einladung durch den präsumptiven Gastgeber bei der Militärregierung in Deutschland bestätigen zu lassen. Als X.; der nebenbei in dieser Zeit wegen seiner Einladung auch politisch über­prüft war, die zwei Kopien zur Militärregie­rung brachte und um die gewünschte Bestäti­gung nachsuchte, nahm man lediglich die Ko­pien in Empfang mit der Erklärung, die Bestä­tigung sei nicht mehr notwendig.

Bei dieser Gelegenheit erfuhr er auch, daß bereits verschiedene Deutsche auf eine Fort­setzung ihrer Bemühungen verzichtet hatten, wahrscheinlich, weil sie mit dem deutschen Amtsschimmel vollauf beschäftigt waren und nicht noch zusätzlich einen fremden ins Brot setzen wollten

Und jetzt? Nun warten in Deutschland und in Frankreich Familien nicht etwa auf die Reiseerlaubnis, sondern auf die nächste Aufforderung, noch weitere Papiere einzurei­chen. Wie hatte der französische Partner ge­schrieben?Ich hatte nicht mit diesem schlim­men Bürokratismus (triste paperraserie) ge­rechnet. Aber trotzdem sind beide Partner auch jetzt noch optimistisch. Nicht etwa, daß sie hoffen, der Besuch käme noch in diesem Jahre zustande in Frankfeich beginnen die Schulferien bereits am 23. Juli. Sie sind je­doch überzeugt davon, es wenigstens bis 1950 zu schaffen. Aber ob es bei dem bis jetzt ein- geschlagenen Galopp des Amtsschimmels dazu reicht, erscheint uns höchst zweifelhaft. Denn hört man nicht in dem lautmalenden französi­schen Wortpaperraserie förmlich die wach­senden Formularberge auf den Schreibtischen vergnüglich rascheln? Nur schade, daß dabei der gute Wille Deutscher und Franzosen, we­nigstens einen bescheidenen Teil zu einer Ver­ständigung zwischen den beiden Völkern bei­zutragen, auf eine so lange Bewährungsprobe gestellt wird.

Herausgeber: Will Hanns Hebsacker, Dr. Ernst MlUlei und Karl Kirn

Mitglieder der Redaktion Gudruo Boden. Dr beim Gail Dr. Otto Haendie, Dr Helmut Ktecza Joseph Kllngelhöfer und Franz Josef Mayer

Wohieb ist unerschütterlich dagegen

Neue Erklärung zur Südweststaatfrage / Mittel für Kehl > Senkung der Besatzungskosten

FREIBURG. Staatspräsident Leo Wohieb äußerte am Mittwoch- in einem Interview .des Südwestfunks zu einer vorangegangenen Stel­lungnahme von Staatspräsident Dr. Gebhard Müller zur Südweststaatfrage an gleicher Stelle,gewiß wäre es gut, wenn es bald nicht mehr nötig wäre, über das Südweststaat­problem zu diskutieren. Im Augenblick gibt es aber doch noch wichtigere Probleme als' ge­rade die Grenzen im südwestdeutschen Raum. Die Ansicht, daß Nordbaden sich bereits dahin ausgesprochen habe, mit Nordwürttemberg zu­sammenbleiben zu wollen, bezeichnete Wohieb als eineZweckpropaganda bestimmter In­teressenkreise.

Warum soll denn gerade Baden von der Landkarte verschwinden? In der Schweiz gebe es Kantone, die noch kleiner seien als Baden. Die Ausführungen Wohiebs schlossen: Die Stimmen mehren sich auch gerade in Nordbaden, die laut und vernehmlich erklä­ren: Wir wollen bleiben, was wir sind, näm­lich Badener, und wir haben keine Lust, in Zukunft Weisungen aus der schwäbischen Me­tropole entgegen zu nehmen.

Nachrichten aus aller Welt

STUTTGART Herrn. Cuhorst, der Senats­präsident und Vorsitzende des früheren Stutt­garter Sondergerichts, wurde am Donnerstag von der Zentralberufungskammer Nordwürttemberg in Ludwigsburg als Hauptschuldiger mit sechs Jahren Arbeitslager einge3tuft, von denen zwei als verbüßt gelten. Außerdem wurde auf Ver­mögenseinzug bis auf 3000 DM und zehnjährige Berufsbeschränkung erkannt.

MÜNCHENMan kann nicht über alles Preußische loswettern, ohne daß die entspre­chende Reaktion auf der Gegenseite eintritt, erklärte der Kreisausschuß Sonthofen des Ho­tel- und Gaststättengewerbes, der sich offiziell von aem Programm der Bayernpartef. das dem Fremdenverkehr abträgig sei, distanzierte.

MÜNCHEN. Der sog.gläserne Zug der 1935 erbaut worden ist, wurde am Donnerstag wieder in Dienst gestellt.

MAINZ. Der aus einer Mainzer Arbeiter­familie stammende ehemalige Polizeipräsident von Berlin, Karl Zörgiebel, der seit Kriegs­ende Landespolizeipräsident von Rheinland- Pfalz war, ist in den Ruhestand getreten.

WIESBADEN. Der Präsident des Frankfurter Wirtschaftsrates, Dr. Erich Köhler, wurde in Wiesbaden als CDU-Kandidat für die Bundes­tagswahlen aufgestellt.

BIELEFELD. Frau Kultusminister Teusch (Nordrhein-Westfalen) wurde zur Vorsitzenden der Bahnhofsmission Deutschlands gewählt.

BERLIN Der persönliche Beauftragte Präsi­dent Trumans beim Hl. Stuhl, Myron Taylor, hatte am Mittwoch eine einstündige Unterredung mit dem katholischen Bischof von Berlin, Kar­dinal Graf Preysing.

LONDON. Der irakische Regent Abdul Illah und der Ministerpräsident von Transjordanien.

'Der badische Landtag ersuchte am Donners­tag auf Antrag der Demokratischen Partei die Regierung, ihn über den gegenwärtigen Stand der Südweststaat-Verhandlungen zu unter­richten. Am Mittwoch stimmte der Landtag einem Antrag der SPD zu, in dem die Regie­rung aufgefordert wird, im Haushaltsplan 1949/50 ausreichende Mittel für die Rückfüh­rung der Kehler Bevölkerung bereitzustellen. Außerdem trat das Haus einstimmig für einen von der kommunistischen Fraktion einge- brachten Antrag ein, wonach die Regierung mit der Militärregierung in neue Verhandlun­gen mit dem Ziel der Herabsetzung der Be­satzungskosten eintreten soll. Die eventuell einzusparenden Summen müßten für den so­zialen Wohnungsbau, sowie für die Unter­bringung der Ausgebombten und Flüchtlinge verwendet werden.

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FREIBURG. Der von Staatspräsident Woh­ieb in seinem Rundfunkinterview angekün­digte Besuch des Staatspräsidenten Dr. Geb­hard Müller in Freiburg wird am Dienstag oder Mittwoch stattfinden.

Taouflk Pascha, befinden sich gegenwärtig in London.

DUBLIN. Der Gründer der gälischen Liga, der Schriftsteller und Professor der irischen Sprache, Dr. Douglas Hyde, der von 1938 bis 1945 erster Präsident Irlands war, ist am Diens­tag im Atter von 89 Jahren verstorben

BERN. Bundespräsident Ernst Nobs, der seit einem Jahr Witwer ist, feierte am Donnerstag seinen 63. Geburtstag und gab bei dieser Gele­genheit seine Verlobung -mit -Fräulein Rosa Hulda Fröhlich aus Buch am Irchel, die -m 44. Lebensjahr steht, bekannt.

ROM. Anläßlich einer Papstfeier, die am mor­gigen Sonntag im Freilichttheater des ehema­ligen Reichssportfeldes stattfindet, wird Pius XII. um 17 Uhr deutscher Sommerzeit über den Rundfunk (Kurzwellen 31,06 und 18,84) eine Ansprache an die Berliner Katholiken richten.

PRAG. Die Handelskammern in der Tsche­choslowakei sind mit der Begründung, sie seien Feinde der arbeitenden Klassen) aufgelöst worden.

PRAG. Die Tschechoslowakei wird von Polen eine Freizone im Hafen Stettin erhalten.

ATHEN. 18 Einheiten der amerikanischen Ostatlantik- und Mittelmeerflotte sind unter dem Kommando des Admirals Sherman zu einem 14tägigen Besuch m griechischen Gewäs­sern eingetroffen.

LAKE SUCCESS. Die Regierung der Südafri­kanischen Union teilte dem UN-Generalsekretär mit, daß sie in Zukunft den Vereinten Natio­nen keine Berichte mehr über die Verwaltung der ehemaligen deutschen Kolonie Südwest­afrika zugehen lassen werde, da sie den UN keinerlei rechtliche Befugnisse über dieses Ter­ritorium zuerkenne.

Aufteilung der Exportmärkte

' Telegramm

Ein Sträußlein für die Dame?

Vor» Hans Joachimi

Die Musik spielt etwas Zuherzengehendes, etwas von Lenz und Liebe oder ähnlichen Imponderabilien, die Paare an den Marmor­tischchen bekommen so was Saelenvolles ins Auge, schauen sich verklärt an, und da' kommt die Blumenfrau ins Cafe. Sie hat ein ermunterndes Lächeln um die Lippen, ein Grüß-euch-Gott-alle-miteinander-Lächeln, sie nimmt einen Strauß aus dem Henkelkorb, und also gerüstet schreitet sie von Tisch zu Tisch wo die Paare sitzen und da3 Seelen­volle in ihren Augen betrachten.

Ein Sträußlein für die Dame? fragt die peripatetische Blumenhändlerin, und sie hält den Männern die Blumen hin. Nein, kein Sträußlein für die Dame, die Herren danken. Verbindlich, gleichgültig, unwillig, hochmütig, auch wohl betreten und zögernd, so oder so, irgendwie danken die Herren. Danke, danke sehr, danke schön, vielen Dank.

Die Blumenfrau nimmt das Lächeln von den Lippen, tut das Sträußlein wieder in den Korb und geht von dannen. Es war kein Ge­schäft zu machen, das der Rede wert wäre. Fünfzigmal vielleicht hat sie ihre Blumen den Herren unter die Nase gehalten wenn es gut ging, hat sie nicht mehr als 48 Körbe zu dem einen hinzubekommen.

Einer Dame einen Blumenstrauß überrei­chen. das iat immerhin ein Bekenntnis, eine Bekundung zarter Empfindungen und Ge­fühle. eine Huldigung ist das, und so etwas tut man nicht gern vor alter Welt. Niemand deckt gern vor den Leuten die süßen Bande auf, die Herz mit Herz verbinden, man läßt es lieber wenn die halbe Stadt zusieht, und morgen weiß es die andere Hälfte auch, man kennt das ja bei der Schnelligkeit der heu­rigen Nachrichtenübermittlung Ja. und dar­um lassen wir die Blumenfrau und die Ge- <gepheit ungenützt vorübergehen.

Die Blumenhändler hätten aber samt und

sonders den Korb schon an den Nagel hän­gen müssen, wenn wir Männer immer so wären, so fein empfindend und schüchtern. Doch eben dies gibt sich im Laufe eines Abends, wie man wohl weiß. Zu später Stunde sind wir in jene angeregte Stimmung geraten, da wir nicht länger zaudern, unsere Herzens­angelegenheiten vor einem weiteren Kreise zu enthüllen. Der sich langsam summierende Konsum lieblicher Musik und gehaltvoller Getränke bringt dies so mit sich. Da haben wir keine Bedenken mehr, das gefällige An­gebot der Blumenfrau anzunehmen und lei­denschaftliche Gefühle in der Oeffentlichkeit durch einen größeren Abschluß in frischen Blumen zu bezeugen. Ein Sträußchen für die Dame? fragt die Blumenhändlerin, und wir nehmen eins oder womöglich zwei, auch das ist schon dagewesen, es kommt uns nicht mehr' darauf an.

So verhält es sich, es mußte mal gesagt werden. Wir sind so feinfühlend, wir Män­ner. darum ....

Aber machen Sie das mal einer Frau klar!

Ich kann nicht russisch nuscheln

Anekdoten um Schauspieler

Hans Moser erhielt vom Kulturoffizier ein Angebot, vor russischen Soldaten in Wien ein Gastspiel zu geben. Der beliebte Schauspieler ist durch seine humorvolle Art bei allen Besatzungstruppen sehr beliebt. Er überlegte lange, wie er diese Aufgabe mei­stern sollte. Als er keinen Ausweg fand, schrieb er an den Offizier:Es tut mir sehr leid aber trotz aller Bemühungen kann ich nicht russisch nuscheln.

Paul Hörbiger, der zurzeit in Deutsch­land weilt, stand auf einer Wiener Bühne und sang das bekannte LiedI hab die schö­nen Madel nit erfunden. Plötzlich rief eine Stimme aus dem Zuschauerraum:Das glaub ich Dir, sonst wären sie besser geworden.

Theo Lingen saß in einem Landgasthof,

in dessen Nähe Außenaufnahmen gemacht wurden. Dreimal hatte er den Kellner mit der Suppe zurückgeschickt, weil sie ihm nicht heiß genug war. Bevor er einen Löffel voll gegessen hatte, schickte er den Ober zurück. Nun wurde es dem zu bunt und er sagte dem Schauspieler energisch, daß er doch erst ein­mal versuchen solle.Nein, das brauche ich nicht, entgegnete Lingen,solange Sie den Finger in der Suppe haben, ist sie nicht heiß genug.

Eine bekannte Filmschauspielerin, die zum ersten Male von der Großstadt aufs Land kam, fragte Heinz R ü h m a n n ganz entgei­stert, wie es käme, daß es schwarze und weiße Kühe gebe, und was da für ein Un­terschied sei. Rühmann konnte sich eines Schmunzelns nicht erwehren und erklärte der Kollegin:Die weißen Kühe geben die Milch und die schwarzen den Kaffee, dagegen sind die schwarz-weißen Kühe am besten, die ge­ben gleich Milchkaffee.

Willi Forst saß gemütlich bei einer Tasse Kaffee in einem Wiener Restaurant. Plötz­lich saß «ine Dame neben ihm, die ihn an­flehte:Sie müssen etwas für mich tun. Ich bin bestimmt ein vielversprechendes Talent, jeder bestätigt mir dieses, aber ich erhalte nirgends einen Vertrag. Ich werde nicht ein­mal angehört. So kam es, daß ich in furcht­bare Not geraten bin. Helfen Sie mir, Sie können es ganz bestimmt Bitte tun Sie et­was für mich. Forst war überrumpelt wor­den und sah einen Augenblick nachdenklich auf die Tischplatte. Dann traf er seine Ent­scheidung:Herr Ober, bringen Sie bitte der Dame eine Tasse Kaffee und ein Stück Torte auf meine Rechnung.

Unter dem MottoImprovisation zu Goethe eröffnet die Bayerische Akademie der Schönen Künste demnächst in den Räumen des Prinz- Karl-Palais in München eine Goetheausstellung. Ein eigener Saal wird Goethes Beziehungen zu Bayern gewidmet sein

Kulturelle Nachrichten

Das Wintersemester 1949/50 an der Universität Tübingen beginnt am 2. November.

Die Universitätsspruchkammer Tübingen hj» Prof. Jakob Wilhelm Hauer, einen der eifrig­sten Verfechter derDeutschen Glaubensbewe­gung, als Mitläufer eingestuft und in den Rune­stand versetzt.

Beim Angeln im Blue Mountain Unk et® Staate New York ist Hermann W e i 1 , bekann durch 'sein langjähriges Wirken am Hof- u Landestheater in Stuttgart, im Alter von«'® ren ertrunken. Der Baritonist hatte sich v allem in den Heldenpartien der Wagnerope einen Namen geschaffen. Viele Jahre sang er Bayreuth und an der Metropolitan Oper New York.

Die Dichterin Ina Seidel hat den ihr^ e

letzten Jahr verliehenen Raabe-Preis in

icuticii ddUl vcilJCilCJUCii uaawv. * *--

von 1000 DM der Flüchtlingsfürsorge zur

fügung gestellt.

Die Dolmetscherschule Vorbeck in (Baden) hat neuerdings die Welttalfssp®? Esperanto als Pflichtfach in ihren Lehrplan

genommen.

Büh-

Jean-Paul Sartre bearbeitet selbst sem nenstückDie schmutzigen Hände für den Der dänische Komiker Madsen, unter NamenPattachon eine weltberühmte gur im Film, ist am Mittwoch in einem n hagener Krankenhaus gestorben. Seinr Pat war schon 1942 aus dem Leben gesch Die aus dem FilmDas Lied von Berriadetw bekannte Schauspielerin Jennifer J on e s Genua den Filmdirektor David SelzmCR heiratet.

In Genf ist eine bisher unbekannte, auf ^ gemalteGrablegung 'Christi uufgetau . dem großen spanischen Maler el Grecu schrieben wird. . KÜIZ e

Der Deutsche Forschungsrat wird sich in . mit der Bildung einer wirtschaftswissen p^j liehen Kommission befassen, deren Vors Walter E u c k e n aus Freiburg übernenm ^

Einen Dokumentarfilm, der das Leben des ^ tags einer Großstadt zeigen soll una a ^ TitelSo Ist das Leben" tragen wu^lVJjrehe* Kameramann Walter Brandes in Stuttgart