Nr. 1
Aus dem Nagold=, Enz* und Albtat
3. Januar 1949
Rückblick und Ausblick auf die Aufgaben des Kurortes Bad Liebenzell
Die erste Arbeitssitzung des neugewählten Ge- meinderats gab Bürgermeister Klepser Gelegenheit, den Stadträten einen kurzen Bericht über die im vergangenen Jahr geleistete Arbeit zu erstatten und sie in eingehenden Ausführungen über die vielfältigen Aufgaben, die in kommender Zeit einer Lösung harren, zu unterrichten. In nahezu allen Sitzungen des zu Ende gehenden Jahres stand die Hochwasserkatastrophe, die Beseitigung ihrer Folgen und die künftige Vermeidung neuen Unheils zur Beratung. Jetzt sind die beschlossenen Verbesserungsarbeiten so weit, daß in wenigen Tagen die Korrektion des Abschnitts unterhalb des Monakamer Stegs beendigt werden kann. Jedermann sieht, wie vorteilhaft die Verbesserung geworden ist. Als Abschnitt 2 ist die Ausräumung des Flußbettes vom Pioniersteg entlang den Kuranlagen bis zum Wehr beim Oberen Bad geplant und anschließend soll das Mittelstück an die Reihe kommen. Die Finanzierung des ganzen Unternehmens dürfte nun der Stadt keine so großen Sorgen mehr machen, nachdem der Landtag dem Antrag der geschädigten Gemeinden, die Nagold in Staatsfürsorge zu übernehmen, entsprochen hat. Im Zuge der Korrektionsarbeiten ist die Neuanlage eines Weges auf dem linken Nagoldufer von der Fischerstube bis zum Schwimmbad geplant. Dieser wird als Fortsetzung der Kuranlagen einen auto- und staubfreien Rundgang durch das Tal möglich machen. Am Max-Walz-Weg, dessen teilweise durch Bombensplitter schwer bschädigte Pappeln entfernt werden mußten, soll eine Doppelallee rotblühender Kastanien angepflanzt werden. Ueberhaupt wird die im Herbste schon begonnene Wiederinstandsetzung von Weg und Steg mit Hochdruck weitergeführt, bis Bad Liebenzell, das vor dem Krieg ein Juwel an Sauberkeit war, wieder das Bild eines gepflegten Kurortes erhält.
Nachdem vor wenigen Wochen die Hotels frei wurden, muß der Wiederaufbau des Kurwesens mit aller Tatkraft erfolgen. Leider kann auch im besten Fall im kommenden Jahr nur ein Teilkurbetrieb durchgeführt werden, da nahezu die Hälfte der Fremdenbetten noch durch Flüchtlinge, Evakuierte und sonstige betriebsfremde Verwendung in Anspruch genommen wird. Dadurch gehen der Kurverwaltung allein jährlich etwa 20 000 DM. Kurtaxe, dem Fremdenverkehrsgewerbe mindestens 500 000 DM. Umsätze verloren. Den Ausgleich hie- für muß die neu angesiedelte Industrie erbringen, die sich in recht erfreulicher Weise entwickelt hat. Der Stadtverwaltung entsteht für die Zukunft die äußerst wichtige Aufgabe, sowohl für die Wiedergewinnung und die Verbesserung der Fremdenbetten zu sorgen, als auch der Industrie, die teilweise noch ungenügend untergebracht ist, Entwicklungsmöglichkeiten zu verschaffen. Deshalb betrachtet auch der Gemeinderat die Belebung der Bautätigkeit als ganz vordringlich, denn es müssen sowohl die heute in Fremdenbetrieben untergebrachten Familien baldmöglichst umquartiert werden, wie auch den Wohnungssuchenden geholfen werden muß. Auf alle Fälle aber muß dafür gesorgt werden, daß eine weitere Belegung von Fremdenbetten mit Flüchtlingen unterbleibt, denn dies würde den Untergang des Bades bedeuten.
Der Wohnungsbau muß auf genossenschaftlicher Grundlage mit Förderung des Staates in Gang gebracht werden. Die sich in Vorbereitung befindlichen Verordnungen der Regierung berechtigen zu der Hoffnung, daß ein Weg zur Verwirklichung gefunden werden kann. Die Stadt hat die zunächst nötigen Bauplätze zur Verfügung, zur Gewinnung weiteren Baugeländes sind Verhandlungen mit der Staatsforstverwaltung eingeleitet.
Zur Finanz läge der Gemeinde konnte berichtet werden, daß der Steuereingang recht befriedigend ist; es sind keine 5% Steuerrückstand vorhanden. Vom 1, Januar k. J. ab erhält die Gemeinde auch die Gewerbesteuer ganz oder wenigstens zu 90%, sodaß angesichts des regen gewerblichen Lebens eine wesentliche Steigerung zu erhoffen ist. Wenn dann der zu erwartende Finanzausgleich zwischen Land und Gemeinden keine besonderen Ueberraschungen mehr bringt, darf mit einem Ausgleich des Haushalts gerechnet werden. Bei der Stadtverwaltung sind in letzter Zeit drei Arbeitskräfte ausgeschieden; als Ersatz kommt nur eine Neueinstellung in Frage.
Wie seither schon wird der Gemeinderat dem Schulwesen besondere Aufmerksamkeit schenken. Nach der Zurruhesetzung des Oberlehrers Mast, dem der Bürgermeister in einem Gemeindeabend den Dank der Gemeinde für seine langjährige Arbeit aussprach, wird Dr. Dürr auch die Schulvorstandschaft übernehmen. Ein weiterer verheirateter, aber noch imständiger Lehrer wird in nächster Zeit aufziehen. Der Bürgermeister spricht der Elternschaft besonderen Dank dafür aus, daß *!e der von der Stadt und der evang. Kirche ausgehenden Parole der Wahlenthaltung bei der Schulwahl nahezu restlos Folge geleistet und dadurch eine Zersplitterung des Schulwesens vermieden hat (es wurden nur 29 Stimmen, davon 27 für die christliche Gemeinschaftsschule abgegeben). Dr. Dürr hat sich zur Betreuung des Volksbildungswerks zur Verfügung gestellt; dieses wird in Bälde mit seiner Arbeit beginnen.
Die Feuerwehr hat der Stadtverwaltung und Ihrem Kommandanten seit der zwangsweise durchgeführten Verringerung ihrer Mannschaftsstärke
großen Kummer gemacht. Eine kürzlich durchgeführte Besprechung läßt erhoffen, daß hier eine Besserung eintritt. Zum stellvertretenden Kommandanten wurde der aas Kriegsgefangenschaft zurück- gekehrte Maurermeister Richard Schaible vorgeschlagen. Ueberaus erfreulich ist, daß die Wasserversorgung der Stadt, nachdem vor einigen Wochen ein großer Rohrschaden behoben wurde, trotz der großen Trockenheit gat ist. Als nächste Aufgabe auf diesem Gebiet ist der endgültige Anschluß des Giashrunnens durchzuführen. Für die weitere Zukunft dient der Kohlbrunnen als Reserve.
Zum Schluß seiner .Ausführungen berichtete der Bürgermeister in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Kurverwaltung, daß auch diese Gesellschaft alles ihr Mögliche tun werde, um ihre Einrichtungen wieder leistungsfähig zu machen. Zunächst müssen die Kuranlagen wieder instandgesetzt werden, dann aber dürfe der endgültige Ausbau des neuen Kurhauses nicht mehr sehr lange verschoben werden, denn es fehle überall an geeignete Räumlichkeiten für Tagungen und sonstige größere Veranstaltungen. Das neue Haus werde ein Mittelpunkt des Fremdenverkehrs im Nordschwarzwald werden. Bei Zusammenfassung aller Kräfte der ganzen Gemeinde und emer zielbewußten Lenkung weide es im neuen Jahr gelingen, wieder einen Schritt vorwäits zu kommen
Stadtret Weik hatte zu Beginn der Sitzung dem
Calws neuer Bürgermeisl
Im schön geschmückten großen Saal des Rathauses fand am letzten Tag des alten Jahres in Anwesenheit zahlreich geladener Gäste sowie der Beamten, Angestellten und Arbeiter der Stadtverwaltung die Amtseinsetzung von Bürgermeister Reinhold Seeber statt. Als Vertreter der Militärregierung war Commandant Viemont zu der feierlichen Amtshandlung erschienen. Nach dem Vortrag eines festlichen Musikstückes durch ein Streichorchester sprach Landrat Wagner die Begrüßungsworte und würdigte darauf die mannigfachen Verdienste des scheidenden Bürgermeisters Oskar Blessing zuerst als Verbindungsmann mit der Militärregierung im Jahr 1945, später als kommissarisch eingesetzter und am 15. September 1946 mit großer Mehrheit gewählten ordentlichen Bürgermeisters. Zusammenfassend brachte der Landrat zum Ausdruck, daß Bürgermeister Blessing alles getan habe, was im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten lag und dem Wohl der Stadt Calw und seiner Einwohner diente? er sprach ihm dafür seinen Dank als Bürger und als Landrat aus. Auch den ausscheidenden Mitgliedern des Gemeinderats dankte er für ihre Mitarbeit. Darauf wandte sich der Landrat an Bürgermeister Seeber mit dem Hinweis darauf, daß er es nicht leichter haben werde als sein Vorgänger, als Verwaltungsfachmann, gewesener Bürgermeister von drei Gemeinden, vorübergehender Tätigkeit im Innenministerium und bei einem Landratsamt bringe er die Voraussetzungen für sein neues Amt mit. Zu den vordringlich zu lösenden Problemen der Stadtverwaltung zähle die Durchführung der Nagoldkorrektion, Wohnraumbeschaffung und Siedlungspläne* die Trinkwasserversorgung sowie für die Zukunft ein Flußbad und eine Wannenbäderanstalt. Der nun sich anschließenden Verpflichtung durch den Landrat folgte eine Ansprache von Commandant Viemont. in welcher der Dank der Militärregierung an den scheidenden Bürgermeister, der seinen Standpunkt immer mit Festigkeit vertreten habe, zum Ausdruck kam. Den neuen Bürgermeister begrüßte Commandant Viemont in der Hoffnung weiterer guter Verbindung mit der Stadtverwaltung im Zeichen eines neuen Aufbaus und Verständigung der beiden Länder. Den Reigen der
Calwer Stadtnachrichten
Vor 150 Jahren. Der Zufall wehte mir eine Liste auf den Tisch, bevölkerungspolitische Daten anführend. Dieser zufolge wurden im Jahre 1798 in Calw 132 Kinder geboren, 72 Buben und 60 Mädchen. 152 Personen mußten sterben, 17 Männer, 21 Frauen, 5 „ledige Söhne", 6 „ledige Töchter" und 55 Kinder männlichen und 49 Kinder weiblichen Geschlechtes. Konfirmiert wurden 46. Die Ehe wagten im genannten Jahre immerhin 49 Paare. Weiter heißt es hier: „An den Blattern wären im gedachten Jahre 325 Kinder krank. Davon starben 43 und 282 wurden wieder gesund. Es wurden 23 Kindern die Blattern inokuliert; diese genasen alle. 218 Kinder wurden nicht geimpft, und sie wurden auch nicht angesteckt."
Nagolder Stadtchronik
Volksbildungswerk Nagold. Interessenten für einen Anfängerkurs in Stenographie treffen sich am Mittwoch, 20 Uhr, im Volkbildungsheim.
Tahresausklang im Gemeinderat Nagold
Der 1. Beigeordnete Köbele gab dem Kollegium Kenntnis vom Eintreffen der Ernennungsurkunde für Bürgermeister Breitling, was dessen Amtseinsetzung bedeutet. Am 4. Januar wird die Landespolizei die beiden Diensträume im Untergeschoß des Rathauses beziehen. Nagold hat damit wieder eine Polizeiwache. Die Polizei übernimmt den Telefon-Nachtdienst, während die Tagesvermittlungen Sache der
wiener gewählten Bürgermeister Klepser die Anstel- lungsurkuude mit Worten des Dankes für die seitherige Arbeit und der Versicherung, daß der Ge- rceindeial bereit sei, an der Lösung aller für die Gemeinde wichtigen Fragen tatkräftig mitzuarbeiten, übeireicht. Bei den notwendigen Wahlen wurden Stadtrat Weik als erster Stadtrat Michael Lör- cher als zweiter Beigeordneter gewählt. Ortsschulratsmitglieder Weik, Friedrich Lörcher und Gottlob Weiß wuiden wieder bestätige. Der Wohnungsausschuß setzt sich aus den Herren Weik, Baral, Ziol- kowsky, Di. Kohn (Vertretung Willy Krüger) und Frau Dr. Hessenbruch zusammen. Den städtischen Arbeitern und Angestellten wurden Teuerungszu- sch'.äge verwilligt und Dank und Anerkennung für ihre treue Mitarbeit zum Ausdruck gebracht. Obwohl unsere Hebamme nach den Bestimmungen des Fiel ammengesetzes nicht mehr zu den direkten Ge- meindeangestellten zählt, gedachte der Bürgermeister auch der Hebamme, Fräulein Lina Schroth, die heuer 25 Jahre ihr Amt versieht. Stadtrat Baral regte an, daß die frühere Regelung, die Milch ins Haus zu tragen, im Interesse der vielbeschäftigten Hausfrauen wieder aufgenommen werden sollte. Auch einer geordneten Müllabfuhr redete er im Interesse der Sauberkeit das Wort. Mit den Wünschen für eine gedeihliche Entwicklung unseres Ge- meinciewesens im kommenden Jahr schloß der Bürgermeister die Sitzung.
2r in sein Amt eingesetzt
weiteren Redner eröffnete der erste Beigeordnete StR. Schüler mit einem herzlichen Willkomm für Bürgermeister Seeber und mit der Versicherung des Gemeinderats, allzeit bereit zu sein zur Mitarbeit und in vollem Vertrauen mit der Leidenschaft der Sachlichkeit die gemeinsame Arbeit in Angriff zu nehmen. Bürgermeister Blessing sprach er für seine vorbildliche Amtsführung den "Dank aus mit dem Wunsch für eine baldige Wiederherstellung seiner Gesundheit. Für die staatlichen Bezirksbehörden sprach Oberbaurat L ü t z e , für die Oberschule Oberstudiendirektor Dr. Messerschmid, für die Volks- und Mittelschule Rektor Beck, und für die Handels- und Gewerbeschule Oberlehrer R o t h f u ß ; mit ihren Glückwünschen brachten sie gleichzeitig ihre Wünsche nach mehr Raum für ihre Institute zum Ausdruck. Dekan H ö 11 z e 1 entbot herzlichen Willkomm für die evangelische und Stadtpfarrer Winter für die katholische Kirchengemeinde; für die Industrie- und Handelskammer Rottweil fand deren Leiter der Nebenstelle Calw, Herr K r a e m e r , die passenden Worte und für die Gewerkschaften Herr Dagne, der den Dank der Schaffenden an den scheidenden Bürgermeister im besonderen zum Ausdruck brachte und auch als Vertreter des Roten Kreuzes sprach. Nach dieser offiziellen Rednerliste wandte sich Bürgermeister Blessing an die Versammelten und dankte für alle ehrenden und anerkennenden Worte. Er dankte besonders auch seinen Mitarbeitern mit dem Wunsche, ihre treue Mitarbeit auch auf seinen Nachfolger zu übertragen, dem er für seine Arbeit vollen Erfolg wünschte. Als Letzter sprach" dann Bürgermeister Seeber selbst und dankte für die Glückwünsche. Gerne sei er in seine Heimatstadt zurückgekehrt, um mit allen aufbauwilligen Menschen, um deren Unterstützung er bitte, zum Wohle der Stadt und ihrer Einwohner zusammen zu arbeiten. Als Vorsitzender des Gemeinderats wolle er die Marschroute angeben und der erster© solle dann entscheiden. Dem ihm geschenkten Vertrauen wolle er gerecht werden und das Vertrauen seiner Nichtwähler erringen. — Mit einem Musikvortrag wurde darauf die Feierstunde beschlossen.
Stadt bleiben. Das Polizeikommissariat bleibt im alten Oberamt. Auf Anregung von Bürgermeister a. D. Maier soll dem Gemeinderat eine Rechnungsübersicht seit Beginn der Währungsreform bis 31. 12. 1948 und gleichzeitig eine Vorausplanung für das nächste Vierteljahr demnächst vorgelegt werden. BM. Breitling zitierte einen Artikel einer außerhalb des Kreises erscheinenden Zeitung, demzufolge das Gespch der Stadt Nagold um Wiederherstellung des Kreises Nagold vom Landtag zurückgestellt wurde. Auch der neue Gemeinderat war sich darüber einig, daß das diesbezügliche Ansuchen Nagolds weiterbetrieben werden muß. Der Beitritt zum Gemeindekulturverband wurde abgelehnt. Die gesetzlich vorgeschriebene Erhebung der Einwohnersteuer betrug bisher jährlich 18 000 RM. Für die Zeit vom Beginn der Währungsreform bis 1. 4. 1949 wird nach der Neuregelung ein Betrag von 27 000 DM. errechnet Der Mindestsatz beträgt 13.50 DM. Der Steuerausschuß wird besondere Verhältnisse berücksichtigen. Der Errichtuncreines Sanitätsgeschäftes durch Herrn. Schaible, onhop. Anstalt, wurde befürwortet, dagegen ist es nach dem Ermessen des Gemeinderats nicht angängig, daß ein Kraftfahrzeuggeschäft den Handel mit Fahrrädern, Reifen usw. aufnimmt. Nach dem Ergebnis der Schulwahlen ist die Christliche Gemeinschaftsschule die für Nagold maßgebende Schulform. Doch ist die Errichtung einer kleinen evang. Bekenntnisschule möglich. Anmeldungen hierfür können bis 17. 1. beim Schulleiter der Volksschule erfolgen. Efie Anmeldung kann bis 14. 2. einmal geändert werden.
Zwei neue Glocken für Neuweiler
Nahezu sieben Jahre sind vergangen, seitdem von den drei Glocken des Neuweiler Gotteshauses zwei abgegeben werden mußten. Diese sieben Jahre hindurch hat die verbliebene Glocke, die außer der Jahreszahl 1456 den Namen der vier Evangelisten trägt, allein die Gläubigen zur Kirche rufen müssen. So ist es nicht verwunderlich, daß bald nach Kriegsende von dem Ortsgeistlichen, Pfarrer Renz, Umschau gehalten wurde, wie der verwaisten Glocke wiederum zwei Schwestern zugesellt werden konnten. Die Gebefreudigkeit der Neuweiler Bürger tilgte die letzte Sorge, nämlich die um die Aufbringung-der erforderlichen Geldmittel. Freiwillige Spenden erbrachten 2230.— DM. und somit fast 372 Mk. je Einwohner. Dieser stattliche Gesamtbetrag reicht nicht nur bei weitem zur Bezahlung des neuen Geläuts aus, sondern läßt noch eine namhafte Summe übrig, die bei innerkirchlichen Erneuerungsarbeiten und Anschaffungen Verwendung finden soll. Die Einholung der geschmückten Glocken vollzog sich vergangenen Mittwoch unter Anteilnahme der gesamten Gemeinde. Bürgermeister Schanz und Pfarrer Renz brachten in bewegten Worten die Freude der Einwohnerschaft zum Ausdruck und sprachen die Hoffnung aus, daß sie über einem- friedlichen Land läuten mögen. Nachdem andern Tags die Zimmerleute des Ortes die Glocken hochgewunden und mit Hilfe des Schmiedes im Glockenstuhl befestigt hatten, läuteten am Abend anläßlich eines Festgottesdienstes erstmals alle drei Glocken gemeinsam und vereinten ihre Stimmen zu dem Dreiklang, der einem echten Geläut das Gepräge gibt, Die beiden Glocken sind aus Weißbronce hergestellt; die größere, mit einem Gewicht von neun Zentnern, zeugt mit ihrer Inschrift vom Opfersinn der Gemeinde: „Ich wurde aus freiwilligen Beiträgen der Gemeinde Neuweiler und Hofstett gegossen", während ihre kleinere Schwester mit dem Spruch versehen ist:
„Nach Krieg und Not und tiefem Fall Ruf ich ins Land mit starkem Schall Nimm, Herr Gott, uns in Deine Hut Schenk uns des güld’nen Friedens Gut."
Weihnachtsfeier in Wildberg
Die kirchlichen Jugendkreise hatten die Flüchtlinge und Alten des Hauses Saron zu einer Weihnachtsfeier eingeladen. Im weihnachtlich geschmückten Saal des Hauses Saron versammelten sich etwa 150 Personen, .die in froher Erwartung der Darbietungen harrten. Missionar Sziel erzählte, wie er ergreifende Weihnachtsfeiern in Bethlehem und auf dem Karmel erlebt habe, der Mädchenkreis führte einen Engelreigen auf, und ein Krippenspiel ließ das Wunder von Bethlehem an den Augen und Ohren vorbeiziehen. Die Gesangsoli bewältigten in feiner Weise die Töchter der Flüchtlingsfamilie Tümmler hier. Kirchenchor und Posaunenchor erfreuten die Gäste mit den alten, schönen Weihnachtsliedern. Tiefen Eindruck hinterließ der gut vorgetragene und mit innerer Anteilnahme gesungene Chor des Kirchenchors „Das Kreuz von Golgatha, Heimat für Heimatlose". Für das leibliche Wohl war durch Hefenkranz und guten Kaffee, gestiftet vom kirchlichen Hilfswerk und guten Menschen, reichlich gesorgt. Zum Schluß erhielten alle Flüchtlinge noch eine Weihnachtsgabe. Oberlehrer Rentschler schloß die Weihnachtsfeier mit dem Wunsche, daß alle, die sich noch sehnen nach einer Heimat, wo sie Ruhe und Frieden zu finden hoffen, viel Weihnachtsfreude mitnehmen möchten in ihre oft noch so dunkle Zukunft.
Blick in die Gemeinden
Altensteig. Im nahen Göttelfingen fand nach Beendigung der Umbauarbeiten an der dortigen Kirche in Anwesenheit von Dekan Ebbinghaus und Cber- kirchenrat Dr. Eichele die Wiedereinweihung des Göttelfinger Gotteshauses statt.
Aichelberg. Am Hl. Abend durfte die evangel. Kirchengemeinde, zu der auch die Weiler Hüner- berg und Meistern sowie die Parzelle Rehmühle gehören, zwei neue Glocken einholen, die von der Firma B. Grüninger Söhne, KG., Neu-Ulm, gegossen wurden. Im Silvestergottesdiensf. wurden die beiden Glocken ihrer Bestimmung übergeben und haben zusammen mit der verbliebenen Glocke das neue Jahr eingeläutet. Die Freude über die Glocken hat seinen sichtbaren Ausdruck in den freiwilligen Spenden gefunden, durch die die Kosten gedeckt werden können.
Hirsau. Der neugegründete Sportverein hielt am vergangenen Sonntagabend im Hotel zum „Löwen" seine Weihnachtsfeier ab. Nach der Begrüßung durch den Vorstand Albert Westeimann wickelte sich ein reichhaltiges, tadellos durchgeführtes und mit viel Beifall aufgenommenes Programm ab, ^ r au Lotte Braun trug einige Lieder mit ihrer ansprechenden, wohlklingenden Stimme vor, verständnisvoll begleitet von der Kapelle Hennannsdörffer die außerdem durch den Vortrag weiterer Musikstücke ihr Können unter Beweis stellte, zwei schwäbische Schwanke von R. Bader „D'Herengsforell" und „Kurage" ernteten, meisterhaft gespielt, verdienten Beifall, ebenso der von Karl Höslin vorgetragene „Abschied". Vorstand Westermann dankte nach der Gabenverlosung sämtlichen Mitwirkenden und betonte, daß wegen Raummangels keine sportlichen Darbietungen hätten gezeigt werden können, daß das aber im Laufe des Sommers durch ein Sportfest nachgeholt werden soll.
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