Meine politische Nachrichten "
Ein Württemberg«! als Leiter der Personalabteilung des Ausw. Amts.
' Zum Leiter der Personalabteilung des Ausw. Amts ist Vor bisherige Leiter der Presseabteilung der Reichsregierung. Geh. Legationsrat v. Stohrer, ernannt worden. Der erst 41jährige neue Ministerialdirektor ist ein Stuttgarter, er ist hier 1883 als Sohn des späteren Generals v. Stohrer geboren. Seit 1909 war er in diplomatischen Diensten in Sofia, London, Brüssel und seit 1913 auf dem wichtigen Posten in Madrid als zweiter Sekretär der Botschaft. Hier hat er über die Kriegszeit sich sehr erfolgreich betätigt. 1919 wurde er als Legationsrat ins Ausw. Amt berufen und 1923 zum Leiter der Presseabteilung der Reichsregierung ernannt. Nun ist ihm als Nachfolger des Min.Dir. Gneist die außerordentlichen Takt und Menschenkenntnis erfordernde Stellung des Personal- Referenten des Ausw. Amts übertragen worden.
Der Landbund gegen die Steuerpolitik der Reichsregierung.
Berlin, 8. August. Vertreter sämtlicher Landbundorganisationen nahmen in Berlin zu der Lage der deutschen Landwirtschaft in einer Entschließung Stellung, in der sie gegen die Steuerpolitik der Reichsregterung protestieren. Die Behandlung, die die Zollvorlage bisher durch die preußische und andere Länderregierungen erfahren habe, habe zu einer Verschleppung der Entscheidung über dieses für das Schicksal der gesamten deutschen Landwirtschaft ausschlaggebende Gesetz geführte Die Resolution schließt mit einer Verurteilung der Londoner Verhandlungen, die bisher das Sachverständigengutachten mit seinen wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen für das deutsche Volk in unerhörter Weise verschlechtert hätten.
Et» polnisch-russischer Grenzzwischenfall.
Warschau, 8. Aug. Auf die Grenzstation, das Städtchen Stolbc« an der Warschau-Brest-Litowsk-Moskauer Haupt, strecke führte eine über die Cowjetgrenze eingedrungene Bande einen bewaffneten Ileberfall aus. Die Bande war hundert Mann stark und hatte 8 Maschinengewehre, dazu Gewehre und Handgranaten. Drei Stunden lang dauerte die „Eroberung" des Erenzortes. Die Post, die Banken, die Bahnstation wurden ausgeraubt, zehn Polizisten und neun Privatpersonen getötet. Als aus dem Nachbarkreis Horo- deja eine Manenschwadron zu Hilfe kam, zog sich die Bande geschickt gegen die Grenze bei Kolosowo zurück. Nach einer Meldung einer amtlichen Agentur wurden die verfolgenden Ulanen bei Kolosowo von dem Salvenfeuer der sowjetrussischen Grenzwache empfangen. Nach Meldungen der Ostagentur befindet sich das Standquartier der Bande in Minsk. Sie war militärisch ausgebildet, wurde mit Lastautos zur Grenze befördert und hier mit Waffen und Munition versehen.
Die gesamte Presse ist erregt und beschuldigt die Sowjetregierung der Mittäterschaft. Sie erklärt die Situation an den Ostgrenzmarken für unhaltbar und fordert ein energisches Auftreten der Regierung, da Polens Bevölkerung in den Ostmarken terrorisiert werde.
, Kleine Chronik.
„Der Bevollmächtigte des Reichspräsidenten-.
Dieser Tage fuhr ein gut gekleideter Mann auf der Strecke Augsburg-Schwabmünchen und zeigte bei der Fahrkartenkon- trolle einen auf den Namen Ernst von. Bollenberg, Bevollmächtigter des Reichspräsidenten, lautenden amtlich abgestempelten Ausweis vor, der ihn auch berechtigte, eine Begleitperson mitzunehmen. Der Beamte verständigte die Polizei zur Prüfung des ihm gefälscht scheinenden Ausweises. Ein Polizeibeamter brachte den angeblichen Baron vor den Richter, dem er er-
^Wrt«, er Hab« Äe^ FaVttke» km Auftrag de^ ReiHsprüDeWH» zu inspizieren. Bei der Vernehmung erklärte der Pseudobaron zu dem thn vernehmenden Richter: „Sie werden der erste sein, der abgebaut wird!" Nach seiner Verbringung ins Untersuchungsgefängnis stellte sich heraus, daß der Pseuoobaron ein Metzgergeselle aus Dillingen ist. Wie er zu den ordnungsgemäß und echt abgestempelten Papieren gekommen ist, ist noch nicht aufgeklärt.
Falschmünzer festgenomme«.
Die Kriminalpolizei Ulm hat einen Schlosser aus Ulm festgenommen, der falsche 50 -Rcntenpfennigstiicke aus Messing hergestellt hat. Die Falschstücke sind daran erkenntlich, daß sie nicht so sauber geprägt sind, wie die echten Stücke, die Kanten sind teilweise nicht so scharf, am Rand fehlt die Riefelung oder diese ist unregelmäßig.
Falsche Rentenmarlscheine.
In der letzten Zeit sind in der Rheinprovinz, Hessen-Nassau, Hessen-Darmstadt, Bayern, Baden und der Pfalz Nachbildungen von Rentenbankscheinen zu 10 Rentenmark aufgetaucht. Das Wasserzeichen ist durch Aufdruck auf der Rückseite, bei einigen Scheinen auch auf der Vorderseite nachgaahint. Anstelle des Stoffauflaufs ist der rechte Teil der Vorderseite mit einem hellgrau gefärbten Klebemittel übertüncht worden, worauf die Fasern eingestreut sind. Bei den echten Scheinen sind die Fasern im Papier eingebettet. Der Untergrund zeigt ein verschwommenes, unklares Bild. Die Beschriftung weicht an verschiedenen Stellen von dem der echten Scheine ab. Auf die Festnahme der Fälscher von Rentenmarkscheinen und die Beschlagnahme der Platten setzt die Deutsche Rentenbank eine Belohnung bis zu 10 000 Mark aus.
Aus Stadt und Land.
Calw, den 7. August 1924.
Bestätigung.
Die Wahl des Schultheiß Ra use r-Sta mmh e i m zum Oberamtspfleger des Bezirks Calw ist vom Ministerium des Inneren bestätigt worden.
^ " * Ein Denkmal für Maria Hart.
In der ausgezeichneten Zeitschrift „Elsaß-Lothringische Hsimatsstimmen", herausgegeben von Dr. Robert Ernst (Berlin W 30, Postscheckamt Berlin NW 7, Nr. 109 799) veröffentlichen die Führer der Elsaß-Lothringer im Reiche einen Aufruf» der verstorbenen elsaß-lothringischen Dichterin Maria Hart im Schwarzwaldstädtchen Liebenzell, wo sie eine zweite Heimat fand und starb, ein Denkmal zu errichten, das auch gleich ein Denkmal der Treue zur Hei- . mat werden soll. Ein Ausschuß aus drei Organisationen ! „Altelsaßlothringische Vereinigung", „Hilfsbund für die El-faßLothringer im Reich" und „Wissenschaftliches Institut der Elsaß-Lothringer im Reich" übernimmt die Vorarbeiten. Geldbeiträge werden erbeten.
Ltchtbilderoortrag.
Am Mittwoch, den 13. ds. Mts. wird „Der Werwolf" im Saal der Brauerei Dreiß hier zwei Lichtbildervorträge über die Feindbundpropaganda abhalten.
Der Kampf um die gerechte Aufwertung.
Der Württ. Hypothekengläubiger- und Sparerschutzoerband hat am 2. und 3. August in Ulm, Biberach, Buchau und Ravensburg öffentliche Versammlungen abgehalten, die zum Teil außerordentlich stark besucht waren und in denen überall der lebhafte Unwille gegenüber der Haltung des Reichsfinanzministeriums und der wirtschaftlichen Sachverständigen im Aufwertungsausschutz spontan zum Ausdruck kam. Der Verband erhebt schärfsten Protest dagegen, daß das Reichsfinanzministerium, das die unerhörte 3. Steuernotverordnung aus dem Gewissen hat, behauptet, keine Zeit zur Teilnahme an den Sitzungen des
zu Habe«', der Me wichtige Auf*' gäbe hat, eine der allerdringlichsten Fragen der inneren! Politik zu lösen. Der Verband hält es für unbegreiflich, baß sich der Reichstagsausschutz ein derartiges Verhalten gefallen läßt und begrüßt es dankbar, daß die württ. Regierung in dieser Frage einen sehr beachtens- und nachahmenswerten Schritt getan hat. Der Verband verwahrt sich
- «ns das entschiedenste gegen die Gutachten der wirtschaftliche Sachverständigen, fordert mit aller Ent- k daß dar Best'fche Gesetzentwurf, den der Ver
band oer Reichsrsgierung und dem Reichstag unterbreitet Grundlage der Verhandlungen gemacht wird und n -ft*!'- Sparer unter keinen Umständen gewillt
sind, die 3. Steuernotverordnung als endgültige Lösung der Aufwertungsfrage anzuerkennen.
Steuereinzug, Stundung u«d Zwangsvollstreckung.
Die Ministerien des Innern und der Finanzen haben Richtlinien für den Einzug, die Stundung und die Zwangsvollstreckung der Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer, der Gebäudeentschuldungssteuer und der Wohnngsbauabgabe der Gewerbebetriebe erlassen. Für die Fragen der teilweisen oder ganzen Stundung, ihrer Dauer, der Bemessung des Zinssatzes, und der Sicherheitsleistung soll die wirtschaftliche Notlage mit Verständnis geprüft werden. Andererseits darf sich niemand der Pflicht entziehen, mit An- spannung aller Kräfte dazu beizutragen, Staats-Wirtschaft und Währung vor dem Zerfall zu bewahren. Schäden, die der Steuerpflichtige erlitten hat,.sind zu berücksichtigen. Vst der Landwirtschaft insbesondere werden Stundungen bi- zu dem Zeitpunkte zu bewilligen sein, in dem größere Einnahmen aus dem Verkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse zu erwarten find. Ein umfassender Nachweis darüber, daß Mittel zur Steuerzahlung nicht flüssig gemacht werden können, wird in der Regel nicht zu verlangen sein. Durch Ablehnung der Stundung darf die Aufrechterhaltung des Betriebs nicht gefährdet werden. Maschinen sind im allgemeinen als unentbehrlich anzusehen, selbst wenn sie vorübergehend stilliegen, ebenso die Zugtiere der Landwirte. Sind mehr Bestände gegenüber der Vorkriegszeit vorhanden, so wird dem Steuerpflichtigen in der Regel zugemutet werden können, diese zu veräußern, nicht dagegen eine Ver« äußerung von Betriebsmitteln zu Preisen, die mehr als. 20 Prozent unter dem Friedenspreise liegen. Stundung aller Steuerbeträge ist denkbar. Andererseits muß der s Steuerpflichtige zur Zeit der Fälligkeit einen angemessenen Teilbetrag zahlen und den Rest in kurzfristigen Teilzahlungen abgetragen. Mit Rücksicht auf den Verzugszuschlag sollen Stundungsgesuche so rasch behandelt werden, daß der Steuerpflichtige im Fall der Ablehnung noch Zeit hat, die Schuld ohne Verzugszuschlag zu zahlen. Der Einzug belangloser Verzugszuschläge kann bei geringfügigen! Fristüberschreitungen unterbleiben. Die für dl« Stundung gegebenen Richtlinien gelten auch für die Zwangsvollstreckung. I
Der August als Jnfektenmonat. ^
Der August kann auch als Jnfektenmonat bezeichnet werden,' denn es wimmelt in dieser Zeit von Schmetterlingen, Hummeln, Fliegen und Mücken, wovon sich besonders die letzteren in sehr lästiger und unangenehmer Weise bemerkbar machen. Die Mückenstiche siitd lange spürbar und geben manchmal sogar dicke Beulen. Dagegen bilden die Blätter des Sauerampfers ein gutes Mittel. Nach Einreiben der Beulen mit den Blätter» dieser Pflanze schwindet das Jucken alsbald und auch die Beule» vergehen nach kurzer Zeit. Der Sauerampfer, der auf Wiesen^ an Wegrändern usw. ja üppig als Unkraut wächst, ist leicht zu bekommen. Offenbar wirkt die im Sauerampfer enthaltene Oxalsäure, die ihm seinen eigenartigen Geschmack gibt, dem ätzenden Saft der Mückenstiche entgegen.
Var Probejahr der Dolorer Renoldift
- Roma« von Fr. Lehne.
Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale T. Ackermann, Stuttgart.
Richard Westermann hatte noch am gleichen Tage, an dem sie Frau Magda Loeser bedient, erzählt, daß ein neuer Hauptmann ins Regiment gekommen sei, ein Baron Em- 'dingen, er schien sehr reich zu sein, da er die Villa des verstorbenen Geheimrats Vrlsmeier gekauft Habe. Er habe 'einen ganz guten Eindruck gemacht, so Hätten die Leuts aus der dritten Kompagnie gesagt, doch Mit dem der ersten 'Kompagnie, dem Hauptmann Bruckhofs, könne er doch micht verglichen werden — der sei der beste von allen — ffür den gingen alle durch das Feuer, weil er trotz seiner «Strenge so gerecht sei und ein Herz für die Leute habe. -Und Dolores freute sich über dieses Lob — einfache Menschen haben oft das richtige Gefühl! ft,
Ungeduldig wartete Herbert Bruckhoff auf Dolores. iMie lange sie heute bliebi Endlich sah er sie in dem schlich- ster. schwarzen Kleid, das er nur an ihr kannte, kommen. «Immer von neuem überraschte ihn ihre vornehme Haltung, ihr anmutiger Gany — einer Prinzessin, einer wundertätigen Fee gleich erschien sie ihm, die sich für eine Zeit in schlechte Gewänder gehüllt, die Sterblichen zu beglücken, um dann mit einem Male wieder zu verschwinden— aber er würde seine Prinzessin, seine Fee schon festhalten! .
Er nahm sie in seine starken Arme und küßte sie, bis sie sich ihm erglühend entwand.
„Wie lang mir die Zeit nach dir geworden ist! Gelt, du lachst, daß ich mich benehme wie ein Primaner —"
h. be^^d i^ch^stvaÄ ^ich.^och, jemand zu
' U^Etwas? Alles, meine Dolly!" Er nahm ihren Kopf in feine beiden Hänve und blickte tief in ihre strahlenden Augen. „Du sollst bald mein Weib werden! Ich habe heute mit dem Oberst gesprochen, daß ich mich verlobt habe, infolge dieser Verlobung aber nicht mehr un Regiment bleiben könne — verzeihe mir, Dolly —/ und wie äkLittend, daß ihr diese Worte weh tun könnten, küßte er ihr die Stirn. ftt-ft^ftft'^
?d„Wie nahm er es auf?" fragte sie leise, sich an ihn schmiegend, als wolle sie ihm durch ihre warme Nähe Entschädigung für das Opfer geben, das er ihr gebracht, ft Er schwieg einen Augenblick und sah vor sich bin.
- Es war ihm sehr überraschend. Natürlich versuchte er, mich von meinem Entschlüsse abzubringen. Er kennt dich ja nicht, mein Liebe —", zärtlich drückte er sie an sich. „Ich werde mein Abschiedsgesuch einreichen, und dann denke ich auf einem großen Rittergut bei Lübeck unterzukommen — ich stehe schon in Unterhandlungen, und bei unseren bescheidenen Ansprüchen ist unser kleines Nest bald gebaut —" « fttV. . -' > - . ft)
- „Ach, Herbert, ich bin so bang — deinetwegen! Wirst du es auch niemals bereuen, um mich in Dürftigkeit und Abhängigkeit zu gehen, du, der es ganz anders gewohnt ist?" , . - , -- ^ .
" Er schloß ihr den Mund mit einem innigen Kuß. v nie wieder davon, meine Dolly, wenn du mich nicht kränken willst! Habe Vertrauen zu mir, und habe mich lieb — weiter verlange ich nichts! Dann freut mich mein Leben wie nie!"
Mit einem Jubelruf fiel sie ihm um den Hals.
„Ich danke dir, o ich danke dir, mein Herbert, mein Geliebter!" ... ft ft: . .,
Wh'angehörens des Untrennbarverbundenseins schritten!' sie in den Frühlingsabend hinein. ft ft
' Er begleitete sie fast bis zum Hause. Sie blieb stehend ft-: „Gehe jetzt, Herbert! Richard Westcrmann scheint da' zu kommen; ich möchte nicht, daß er uns steht!" . -ft Richard stand am Schaufenster und, obwohl es dunkel! tr-ar, starrte er hinein. 's
ft Scherzend rief Dolly ihm zu, als sie ihn erreicht: „Nun,' find Sie heute zufrieden mit meinem Werk? Ich habe, das Schaufenster ganz umgeräumt — doch Sie können jetzt ja gar nichts mehr sehen!" '
MftJch sehe geistig", versetzte er einsilbig. ^
Sie achtete nicht aus l en Doppelsinn seiner Worte.
„Gute Nacht, Richard, es wird Zeit, daß Sie in die! Kaserne kommen; gleich wird Zapfenstreich geblasen!" j
-— Täglich bereitete sich Dolores auf ein Infam-!
mentreffen mit Rita Emdingen vor. Sie hatte die junge! Frau schon einigemale am Laden vorübergehen sehen.) Ebenso hatte sie sie beobachtet, wie sie das Schaufenster sehr eingehend betrachtete, weiter ging, bann wieder uinkehrtL und von neuem stehen llleb, als habe sie die Absicht, Heren» zu kommen. Aehnlich sah ihr das schon: vielleicht fehlt« ih. nur noch der letzte Mut dazu, eine Begegnung herbeiH zvführen! Aber es wäre doch ein prickelndes Gefühl gewesen, der einstigen Freundin, die sich jetzt in einer solches
Lage befand, herablassend zu nahen-sie müßte!
Rita Scharbeck, das Mädelchen mit der kleinen Seele, doch nicht gekannt haben! -
Und Rita konnte unmöglich ahnen, aus welchem Grunde sie, Dolores, sich fteiFiMg „in eine soMLMid