Madrider Regierung machtlos

Revolutionäre Kontrollcmsschüsse in Madrider Ministerien Nächtliche Erschießungen

Lissabon, 21. Aug. Von einem hier eingetroffenen unbedingt zuverlässigen Gewährsmann wird über die Zustände in Madrid berichtet: Die Regierung Viral existiere nur noch dem Namen nach. Offenbar läßt man sie noch bestehen, weil das Vorhanden­sein eines Kabinetts, in dem linksbürgerliche Elemente vertre­ten sind, dem Ausland gegenüber als Tarnung des Bolschewis­mus erwünscht ist. In Wirtlichkeit hat die Regierung schon von Anbeginn an unter der zunehmenden Kontrolle der bolschewisti­schen und anarchistischen Elemente gestanden. Jetzt sind in ver­schiedenen Ministerien bereits ganz offen revolutionäre Kontroll- ausschiisse gebildet worden, die die Arbeit der Regierung genau überwachen. Die Regierung hat ihr Selbstbestimmungsrecht da­mit eingebiißt.

Das zeigt sich auch darin, daß trotz ihrer papierenen Erlasse in Madrid noch immer des Nachts zahlreiche rechtsstehende Personen, meistens von anarchistischen Milizsoldaten aus den Wohnungen geholt und an Ort und Stelle oder an einem entlegenen Platz erschossen werden. 2n der Nacht zum Montag betrug die Zahl nach Angaben von Mitgliedern der Miliz zwischen 60 und 70 Personen, die in den letzten Nächten zuvor etwa 50. Die Anordnung der Regierung, das Haussuchun­gen und Verhaftungen nur von Beamten der ordentlichen Polizei vorgenommen werden dürfen, wird von den revolutionären Um­stürzlern, wenn alle anderen Mittel versagen, durch Verkleidung ihrer Leute als Polizeibeamte umgangen. In der Nähe des Madrider Siidbahnhofes sind über 200 aus Andalusien einge- trossene dort gefangen genommene Naionalisten erschossen wor­den. Diese wehrlosen Opfer eines fanatischen, von außen in die spanische Arbeiterschaft hineingetragcnen Hasses sollen mit Hoch­rufen auf das neue Spanien als Helden in den Tod gegangen sein.

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Die Erschießungen in Madrid

Lissabon. 21. Aug. In seiner Abendansprache über den Sender Sevilla erklärte General de Llano, daß nach ihm zugegangenen vertraulichen Mitteilungen in Madrid ungefähr 7000 Erschies- fungen politisch Andersdenkender erfolgt seien. In einer anderen Stadt seien es 1500 gewesen. Komisch mutet es an, so betoins General de Llano, wenn der Madrider Kriegsminister Sarabia in der offiziellen Zeitung der MarxistenTribuna" ankündige, daß er nunmehr das Kriegsrecht anwenden wolle, nachdem schon so viel Erschießungen erfolgt seien.

Saukerungsaklion in Badajoz

Badajoz, 21. Aug. (Vom Sonderberichterstatter des DNB.) Die in Badajoz liegende Standarte 4 der Fremdenlegion ist zur Zeit damit beschäftigt, die gesamte Provinz einer gründlichen Säuberung zu unterziehen und allenthalben die etwa noch vor­handenen marxistischen Widerstandsnester zu vernichten. Dabei ist es angesichts der entsetzlichen Greueltaten, wie Verbrennungen, Kreuzigungen und Martern aller Art, dis in den unter Kommunistenherrschaft stehenden Ortschaften an ber Tagesordnung waren, nicht verwunderlich, daß teilweise recht umfangreiche Erschießungen von Kommunisten vorgenommen werden, um auf diese Weise das Ucbel mit der Wurzel auszurotten. Außer den Städten Villa Nueva de la Se­rena und Don Benito mit seinem wichtigen Flughafen haben die Legionäre am Donnerstag die Ortschaften La Albuera, Al- mendral und Santa Marta sowie Aracena de Huelva erobert. Der Widerstand war überall nur gering. Damit ist in der ge­samten Provinz Badajoz wieder Ruhe und Sicherheit eingetre­ten. Der Eisenbahnverkehr zwischen Merida und Badajoz konnte wieder ausgenommen werden. In der Provinz Badajoz wurden am Donnerstag drei Flugzeuge der Madrider Regierung abge­schossen.

General Queipo de Llano erklärte im Rundfunk u. a.: Am Donnerstag sei es den nationalistischen Truppen gelungen, die Stadt Guadalcanal in der Sierra Morcna einzunehmen. Vor dem Einmarsch der Streitkräfte der Militärgruppe hätten die Roten ein Haus in Brand gesteckt, wobei 43 Personen den Feuertod erlitten hätten. Der General kündigte weiter Vergeltungsmaßnahmen an den Familien marxistischer Partei­gänger an, falls in San Sebastian Geiselmorde stattfinden soll­ten.

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Lebendig verbrannt

London, 21. Aug. Zwei englische Bergwerksbeamte, die vier Wochen lang von den Marxisten in Nerva im Rio Tinto-Aebiet gefangen gehalten worden waren, sind in Gibraltar eingetrof­fen und haben dem Sonderberichterstatter desDaily Telegraph" über ihre Erlebnisse berichtet. Sie schilderten u. a., wie die kom­munistischen Arbeiter in der Nacht vor ihrer Flucht vor den nationalistischen Truppen 17 Gefangene, darunter zwei lljäh- rige Knaben, in einem Schlachthause niedermetzelten. Ein natio­nalistischer Soldat wurde auf einem Traktor festgebunden, mit Benzin übergossen und im Mittelpunkt der Ortschaft lebendig verbrannt. Die übrigen Gefangenen wurden dadurch getötet, daß man Dynamitpatronen in ihr Gefängnis schleuderte. Beim Einmarsch der nationalistischen Truppen m die Ortschaft wurde kein einziger Schuß abgegeben.

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Ist das NeulralM?

28 französische Flugzeuge in Madrid gelandet

Lifjabon, 21. Aug. Auf dem Madrider Flugplatz Bara-as landeten am Donnerstag ein -reimotoriges französisches Bre- guit-Wibauld-Verkehrsflugzeug, das sofort mit den spanischen Farben bemalt wurde, sowie 28 Kampflugzeuge mit französi­scher Besatzung und angeblich je sechs Maschinengewehren.

Marxistische Freiwillige aus Frankreich in Barcelonas

Paris, 21. Aug. Wie dasEcho de Paris" aus Barcelona mel­det, sollen dort 100 französische Freiwillige eingetroffen sein, die vom französischen Comits L Rassemblement Populaire unter dem Vorsitz von Victor Basch angeworben sein sollen. Diese Frei­willigen seien unter Führung eines Mitgliedes des antifaschi­stischen Ueberwachungsausschusses in der katalanischen Haupt­stadt eingetroffen.

Wieder 1758 Spanienfküchtlinge in Eein a gelandet

Mailand, 21. Aug. Mit den deutschen Dampfern Monte Sar- miento und Baden sind wiederum 1750 Flüchtlinge verschiedener Staatsangehörigkeit aus Spanien in Genua eingetroffen. 800 Reichsdeutsche sind mit einem Sonderzug am Abend in die Hei­mat weitergefahren.

Hockey-Sport in Würtemberg sieht ein besonderes Ereignis in Ulm vor. Gegen den Ulmer Fußballverein tritt die Olympiamannschaft von Afghanistan zu einem Freundschafts­spiel an.

Eine seltene Veranstaltung ist auch die s üdd e ut s ch e Faust- si a llm e i st e r s ch a ft, die in Altenstadt die Eaumeister von Würtemberg, Baden und Bayern zusammenführt. Die Titel wer­den dabei Lei den Männern in drei Klassen und bei den Frauen

vergeben. In der Meisterklaffe der Männer hat es der württ. Meister MTV. Stuttgart mit der TGem. Schweinfurt und dem TV. Brötzingen zu tun, bei den Frauen kämpft TV. Künzelsau gegen MTV. Karlsruhe und TSV. Neuhausen-Nymphenburg, in dessen Reihen auch die Olympiasiegerin Gisela Mauermayer Mitwirken wird.

Einen großen Tag hat der Motorsport aufzuweisen. Neben den großen zwischenstaatlichen Prüfungen in der Schweiz, der bis zum 26. anhaltenden Alpenfahrt und dem Großen Preis der Schweiz im Berner Bemgartenwald (mit dem Start von Mer­cedes-Benz und Auto-Union gegen Alfa Romeo) gibt es noch zahlreiche motorsportliche Veranstaltungen mit regionalem Ein­schlag wie das Hohensyburgrennen, die Motorrad-Bahnrennen in Herxheim, das Ratisbona-Bergrennen bei Kehlheim und bas vierte Wartbcrg-Rennen bei Heilbronn.

Note Seerüftungen an der Ostsee

Königsberg, 21. Aug. Die fieberhaften Angrisfsrüstungen der sowjetruffischen Machthaber erstrecken sich nicht nur aus das Heer und die Luftflotte, sondern auch auf die Verstärkung der Noten Marine, besonders in der Ostsee. Darüber gibt diePreu­ßische Zeitung" in Königsberg folgende Darstellung:

Die sowjetrussischen Werften sind in höchster Tätigkeit. Die Rote Ostseeflotte hat in diesem Jahr besonders umfangreiche Uebungen gemacht, um die Besatzungen der zahlreichen neuen Schiffe auszubilden. An die Spitze der Ostseeflotte ist ein Fach­mann aus der Zarenzeit berufen worden, der Flottenflakoffi­zier (Admiral) Haller, der während des Krieges erster Offi­zier auf dem bekannten russischen LinienschiffSlawa" gewesen ist. An den roten Flottenmanövern waren außer zwei Groß- kampfschisfen aus der Zarenzeit zahlreiche Zerstörer und U-Boote, Minenfahrzeuge und Fliegergeschwader beteiligt.

Die Hauptwerften und Stützpunkte der Sowjetmarine sind Leningrad und Kronstadt. Aber neuerdings werden klei­nere Kriegsschiffe auch in den Häfen am nördlichen Eismeer und selbst auf einer Werft am Onegasee gebaut, von wo sie auf dem neuen von Zwangsarbeitern erbauten Stalinkanal in die Ost­see kommen. Nach der Wiederherstellung der noch modernen Schiffe der Zarenflotte sind zunächst zahlreiche Unterseeboote fertiggestellt worden, sodaß jetzt inehr als 40 rote U-Boote in der Ostsee vorhanden sind. Es handelt sich um U-Boote von starker Angriffskraft. Sie sind 900 Tonnen groß, haben 8 Torpedorohre und 2 Geschütze und sind auch mit Minen ousgestattet. Der Fahr­bereich der neuen Sowjet-U-Boote der KlasseDekabrisll' be­trägt 7000 Seemeilen, das ist zehn Mal die Entfernung von Kronstadt bis Kopenhagen.

Neben die neuen Unterseeboote sind schon in den letzten Jah­ren die Flottillen neuer Torpedoboote getreten. Es handelt sich um dieTaifun"-Klasse von je 470 Tonnen. Diese Fahrzeuge sind in Wirklichkeit schnelle Minenleger, die je 40 Minen an Bord nehmen können. Neuerdings hat die englische Presse berich­tet, daß in den sowjetrussischen Fabriken mächtige Schiffstur- biuen gebaut werden, wie sie bisher in der Sowjetunion nicht bekannt waren. Die englische Presse vermutete, daß es sich dabei um den Bau von Kreuzern und Flottillenführern handelt, und derartige Kriegsschiffe werden von den Sowjetrussen von jeher besonders als Minenleger ausgebaut.

Der Bau zahlreicher U-Boote und Minenleger unterstreicht den Angriffscharakter der Roten Flotte. Cr wird durch die zu­nehmende Verstärkung der roten Kriegshäfen ergänzt. Die pol­nische Presse hat vor kurzem berichtet, daß im Fort Gorki, das Kronstadt vorgelagert ist, riesige unterirdische Flugzeughallen entstanden sind und daß auf der Insel Kotlin ein mächtiger U-Voothafen erbaut worden ist. Bezeichnend ist ferner die An­legung großer Lager für Oel und Benzin. Sie sind so stark auf­gefüllt worden, daß die sowjetrussische Erdölausfuhr in der letz­ten Zeit erheblich zurückgegangen ist. Für die Lager in Ostasten sind sogar amerikanische Rohstoffe eingeführt worden, um die Anhäufung von Vorräten ini europäischen Teil der Sowjet­union nicht durch die Versorgung des Fernen Ostens zu beein­trächtigen.

Man hat Kronstadt dasRote Malta" genannt Hier bereitet sich die Flotte des Weltbolschewismus vor aus den Tag, an dem sie nach dem Willen Stalins und der Komintern i m Dienste der Weltrevolution auslaufen soll. Schließ­lich heißt es nicht umsonst in dem von S. I. Gusjew verfaßten Lehrbuch der Roten Armee:

Schließlich ist auch der Fall nicht ausgeschlossen, daß wir ge­zwungen sein werden, einen revolutionären Krieg mit dem Ziel der schnellsten Entfesselung der Revolution im Westenzu beginnen, und in diesem Fall wird unsere Strategie eine streng angriffsmäßigen Charakter tragen müssen." In Spa­nien sehen wir, wie der Weltbolschewismus am Werke ist, seine Angriffspläne zu Lande und zu Wasser durchzuführen.

Wühlarbeit der Kommunisten in Belgien

Brüssel, 21. Aug. Wie der Standard meldet, macht sich im walonischen Industriegebiet verschärfte Wühlarbeit der Kom­munisten bemerkbar, mit dem Ziel, einen neuen General­streik zu entfachen. Die im Lütticher Kohlenbezirk ausge- brochenen Teilstreiks haben sich in der Zwischenzeit ausgedehnt. Donnerstag abend lagen 26 Gruben still. Wie aus der Provinz Limburg gemeldet wird, kam es am Donnerstag zwischen Gen­darmerie und streikenden Arbeitern eines Kupferwerkes zu Zu­sammenstößen. Die Gendarmerie machte von der Schußwaffe Gebrauch. Verletzt wurde niemand.

Mexiko lehnt Dermiltluugsvorfchlag ab

Mexiko-Stadt, 21. Aug. Die mexikanische Negierung lehnte den Vorschlag Uruguays für eine Vermittlung der lateinamerikani­schen Länder in Spanien mit ber Begründung ab, daß Mexiko in Angelegenheiten anderer Länder, die die mexikanischen Interessen nicht berührten, strikte Neutralität übe.

Die Moskauer Wühlarbeit in Frankreich

Paris, 21. Aug. Die kommunistische Partei veranstaltete im Pariser Vorort St. Denis eine Massenversammlung, auf der der Generalsekretär der Partei Thorez sprach. Er begann mit einem Loblied auf die Volksfront, deren Regierung den Ar­beitermassen Vorteile verschafft habe. Die Zukunft des Landes müsse gesichert werden. Neben der wirtschaftlichen Erneuerung müsse auch die politische Hand in Hand gehen. Wohin der Kurs gehen soll, das verrät Thorez sehr deutlich, wenn er erklärte, die Provokationen der faschistischen Presse müßten ein Ende nehmen und die faschistischen Führer in Gefäng­nisse gesperrt werden. Er gab also genau die Parole aus, die in Spanien mit der Ermordung so sinnlos befolgt wor­den ist. Es sei unstatthaft, daß sich die Dinge in politische Par­teien verwandelte«, die nur den Bürgerkrieg vorbereiten. In

der Armee und in der Verwaltung müsse ein wahrer republika­nischer Geist seinen Einzug halten. Die französischen Arbeiter stünden aus Seiten der spanischen Republikaner. Hitler wolle Frankreich einkreisen. Frankreich sei, ganz gleich un­ter welcher Regierung, stets der Todfeind Deutschlands. Die kommunistische Partei solle eine fran­zösische Front schaffen, die von niemandem abhänge und die Unabhängigkeit Frankreichs kraftvoll verbürgen könne. Zum Schluß seiner Ausführungen forderte Thorez vollkommene Frei­heit des Handels mit Spanien. Anschließend wurde eine Ent­schließung angenommen, die von der Regierung Blum so­fortige Aufhebung der Handelssperre gegen das republikanische Spanien fordert.

WaWWon lehnt Vermittlung ab

Washington, 21. Aug. Wie berichtet, hatte der uruguayische Gesandte am Dienstag eine Note überreicht, die ein Eingreifen aller amerikanischen Republiken zur Beilegung des spanischen Bürgerkrieges vorschlägt. Das Staatsdepartement hat diesen Vorschlag abgelehnt.

Für ein arabisches Palästina

Jerusalem, 21. Aug. König Ghasi I halte zu einer Sonder­sitzung in Bagdad den irakischen Ministerpräsidenten, den Au­ßenminister und den englischen Gesandten empfangen. Ghasi I. legte dem englischen Gesandten dringend nahe, in London we­gen einer beschleunigten Lösung der Palästinafrage im arabischen Sinne vorstellig zu werden. Der irakische König wies darauf hin, daß eine derartige, beschleunigte Lö­sung im Interesse der Aufrcchterhaltung der guten Beziehun­gen zwischen den Arabern des Iraks und England notwendig sei.

Vor 158 Jahren wurde Reykjavik Stadt

In diesen Tagen kann die Hauptstadt Islands ihr 150- jähriges Stadtjubiläum begehen. Sie ist in den letzten ^>llyrg>wnten nach dem Kriege zu einem Gemeinwesen auf» geschossen, das ein Drittel der gesamten Bevölkerung Is­lands in seinen Mauern vereinigt.

Vor genau sechs Jahren feierte die alte Sageninsel Is­land das stolze Jubiläum des ersten isländischen Things, zu dem im Sommer 936, also genau vor 1000 Jahren, die uralte Bevölkerung der Insel zusammengeströmt war. Da­mals entstand 50 Kilometer von der Hauptstadt Reykjavik entfernt, auf Thingvalla eine Zeltstadt, die fast größer war, als die Hauptstadt selbst. Das 150 jährige Stadtjubiläum von Reykjavik ist naturgemäß nicht von so stolzen Erinne­rungen umleuchtet. Trotzdem knüpft sich die isländische Ge­schichte unverlierbar an das Werden und Wachsen dieser Jnselstadt, die bis zum Jahre 1800 als kleine Strandsted- lung die einzige Stadt Islands überhaupt war.

Vom Schiff aus gesehen ist auch heute die isländische Kü­ste immer noch das alte Sagenland. Schneebedeckte Berge, tiefe Fjorde, grüne Wiesen, eins cm zerstreut liegende Bau­ernhöfe geben ein Bild der alten Wirkginger-Jnsel Auf dem Lande hat das Leben bis heute wenig Aenderungen erfahren. Die Stadt dagegen kämpft um ihre Geltung und müht sich dis Städtebiloer anderer Länder zu erreichen. Dies ist bei der Natur der Insel nicht immer ganz leicht ge­wesen. Früher baute man auf Island aus Holz. In den letz­ten Jahren trat sehr oft Beton an dessen Stelle. Trotzdem waren diese Bauten alles andere als zeitgemäß. Weder dänische Gartenhausoillen, noch der Stil der nordskandina­vischen Holzhäuser ließen sich in Beton nachahmen. So gibt es noch heute viele Bauten in Reykjavik, die wie Experi­mente wirken und die nur dunkel von der Sehnsucht Is­lands nach eigener Baukultur zeugen.

Ueberhaupt ist der Gegensatz zwischen Land und Stadt ein Hauptproblem des »ständischen Lebens. Vor hundert Jah­ren waren die meisten isländischen Ortschaften kleine Sied­lungen mit einer Handvoll von Kaufleuten und Beamten. Unzählige Heringstonnen standen am Ufer und während der Hauptfischzeit entwickelte sich in diesen Siedlungen ein derbes Leben, das nur entfernt städtische Formen annahm. Erst Mitte des vorigen Jahrhunderts zeigte sich ein im­mer zunehmender Drang der Jnselbevölkerung, neue Städte zu bauen. Heute lebt über die Hälfte der isländischen Be­völkerung in kleinen Städtchen. Die Jndustriealisierung der Fischerei war der große Motor, der sie schuf. Aber diese neuen Gebilde traten bald in Kampf mit dem Stamm der Alt-Isländer, der von seiner ländlichen Kultur nicht lassen wollte und sich nur schwer an die neuen Lebensformen an­paßte.

Nach dem Kriege nahm auch hier die Entwicklung einen nicht immer gesunden Aufschwung. Junge Mädchen mit Bubiköpfen und mit Seidenstrümpsen in den hohen Gum­mistiefeln wirkten als Packerinnen für die Heringsfänge etwas seltsam. Und die heiseren Erammophonklänge, die aus den kleinen Fischerhütten an den Strand heraustön­ten, wirkten auch nicht gerade übermodern. Heute ist dies anders, Reykjavik ist wirklich eine Jubiläumsstadt gewor­den.

Der rasende Tod

72 588 Stratzenverkehrsunfälle im zweiten Vierteljahr 2388 Personen getötet

Eine lehrreiche und warnende Bilanz und damit eine Waffe im Kampf gegen die Verkehrsunfälle stellt die Uebersicht des Statistischen Reichsamtes über die Straßenverkehrsunfälle im zweiten Vierteljahr 1936 dar. Wenn auch allgemein das zweite Vierteljahr mit dem lebhafteren Verkehr nach den Wintermo­naten ein stärkeres Anschwellen der Unfälle mit sich bringt, so ist doch die Gesamtzahl von 72 500 festgestellten Unfällen im Straßenverkehr für die Berichtszeit eine sehr hohe, sie liegt um 44 v. H. über der Ziffer des ersten Vierteljahres. Besonders stark nahmen die Verkehrsunfälle zu in Ostpreußen, Niederschle­sien, Mecklenburg, Baden und Bayern. Unter dem Reichsdurch­schnitt hielt sich die Zunahme in der Rheinprovinz, in Westfa­len, Oberschlesien, Sachsen, Thüringen und den Großstädten. Für das zweite Vierteljahr liegen zum ersten Mal auch Angaben über die Anzahl der Unfälle vor, an denen ein Kraftfahrzeug beteiligt war. Der Anteil derartiger Unfälle machte 77 v. H. aller Unfälle im Reichsgebiet aus. Die erstmalig vorliegenden Angaben über die Zahl der Unfälle, bei denen Personen getötet oder verletzt wurden bei 53 v. H. aller Verkehrsunfälle zeigen, daß Personen häufiger bei Verkehrsunsällen in Landge­bieten (58 v. H.) als in Stadtgebieten (50 v. H.) zu Schaden kommen. Insgesamt wurden in der Verichtszeit bei Straßenver- kehrsunfiillen 2380 Personen getötet und 49 785 verletzt.

Die vorläufig festgestellten Ursachen zeigen jedem Verkehrs­teilnehmer. wo die schwachen Punkte der Verkehrssicherheit lie-