Entwicklung ihrer Hilfsquellen und in dem Aufbau ihres na­tionalen Lebens Unterstützung gewähren

Sir Samuel Hoare betonte dann, ohne das Wort auszuß re­chen, die Bedeutung der Revisionsfrage für den inter­nationalen Frieden Es müsse irgend ein anderes Mittel als die Zuflucht zu den Waffen gefunden werden, um das natürliche Spiel der internationalen Kräfte auszugleichen. Die Schmie­rigkeiten der Aufgabe seien nicht zu unterschätzen. Nicht jedes Verlangen nach Veränderung verdiene Beachtung. Ein Verlan­gen nach Veränderung mutz durch Tatsachen und durch die freie Erörterung dieser Tatsachen gerechtfertigt werden. Die Berech­tigung eines Anspruches steht nicht notwendigerweise im Ver­hältnis zu den nationalen Leidenschaften, die zu seiner Unter­stützung rvachgerufen werden,' sie können bewußt durch das wach­gerufen werden, was ich als eine der gefährlichsten Erscheinun­gen des modernen Lebens betrachte, durch Regierungspropa­ganda. Zu oft würde die gewünschte Veränderung mehr Unge­rechtigkeit schaffen, als sie beseitigen würde, oder mehr Lei­denschaften erregen als besänftigen. Zu oft wird die künstliche Auspeitschung des Nationalgefühls zur Entschuldigung für die Abschüttelung einer Verpflichtung oder für die Gewaltandro­hung angeführt. Und doch ist die Welt nicht statisch und Ver­änderungen müssen von Zeit zu Zeit vorgeno m- men werden. Die Satzung selbst sieht diese Möglichkeit vor. Aber solche Veränderungen sind nur vorzunehmen, wenn sie wirklich notwendig sind und wenn die Zeit dafür reif ist. Sie müssen herbeigeführt werden durch. Uebereinstimmung, nicht durch Diktat, durch Vereinbarung nicht durch einseitiges Vorgehen, durch friedliche Mittel, nicht durch Krieg oder Kriegsdrohung.

Autzenminister Hoare illustrierte zum Schluß die Ziele des Völkerbundes und die Haltung Englands zu ihnen, sowie zur Frage der besseren Ausnutzung -er wirtschaftlichen Hilfsquellen der Welt. Seine Auffassung gehe dahin, datz es sich gegenwärtig bei dem kolonialen Rohftoffproblem nicht um die Benachteiligung irgend eines Käufers, sondern um die Unmög­lichkeit eines Verkaufes zu lohnenden Preisen handele. Die Fest-, stellungen der Londoner Weltwirtschastskonferenz vom Jahre 1933 könnten die Grundlage für eine Untersuchung bilden, die in diesem Falle auf Rohstoffe aus Kolonialgebieten einschließlich der Protektorate und Mandatsländer beschränkt werden sollte.

Im Einklang mit seinen klaren und unumwundenen Ver­pflichtungen trete der Völkerbund und mit ihm England ein für die kollektive Aufrechterhaltung des Paktes in seiner Gesamt­heit und im besonderen für entschlossenen, kollektiven Wi­derstand gegen alle unprovozierten Angriffs­handlungen.

Der Vertreter Abessiniens spricht

In der Nachmittagssitzunq sprach der Vertreter Abessiniens, Tecle Hawariate. Er erklärte, daß Abessinien seine aus dem Völkerbundspakt hervorgehenden Verpflichtungen achten werde. Innere Aenderungen der Struktur der Völkerbundsmitglieder dürften keinen Vorwand geben, ihre Unabhängigkeit oder Ober­hoheit anzugreifen. Sollte der Völkerbund gewisse Maßnahmen auf politischem- wirtschaftlichem oder finanziellem Gebiet für nötig erachten, würden diese von Abessinien als Vorschläge von Vrüdervölkern betrachtet werden, die in der Zivilisation schon weiter voraus seien. Jede Anregung werde wohlwollend in Er­örterung gezogen, wenn es sich um Vorschläge handele, die ohne irgendwelche Bevorzugung-dem allgemeinen Wohl dienen wür­den. Das abessinische Volk sei in Gefahr, seine nalio- nale Selbständigkeit zu verlieren. Wir lm'm ge­genüber dieser Gefahr obschon man uns Barbaren nennt, eine große Langmut»- Duldsamkeit und Demut bewie­sen. Wir achten alle Nationen, auch die, die sich als unsere Geg­ner bezeichnen. Man werfe Abessinien die Sklaverei vor; diese sei aber nicht von Abessinien erfunden worden. Sklaverei, sei im übrigen ein relativer Begriff und könne auch oft da Anwen­dung finden, wo man es mit freien Menschen zu tun habe, dir z. B. unter dem Joch der Maschine ständen. Auch Abessinien sei sich dessen bewußt, daß die Menschen befreit werden müßten. Durch Gewalt sei Abessinien nicht zu gewinnen. In jeder kriegerischen Aktion würden auch die anderen farbigen Völker eine Gefahr für ihr Bestehen sehen. Sie würden das Vertrauen in die abendländische Zivilisation verlieren.

Er verlange von den versammelten Vertretern der ganzen Welt feierlich die Entsendung einer Untersuchungs­kommission an Ort und Stelle, die aufgrund der Tatsachen die objektive Wahrheit feststellen solle.

Eine große Sehnsucht

Roman von Marie Blank-Eismann.

gg Nachdruck verbo

Unsere Unterredung dürfte nunmehr beendet sein, Herr von Falkenberg. Ich lasse Ihnen die offizielle Kündigung der Hypothek noch durch meine Buchhaltung zugehen und ersuche Sie, den gesetzlichen Termin der Rückzahlung ein­zuhalten, da ich mich sonst gezwugen sehen würde. Schloß Falkenberg zur Versteigerung zu bringen."

Wieder erfolgte eine steife, förmliche Verbeugung, die Harald nicht mehr erwiderte.

Er achtete auch nicht darauf. Daß Schillings das Zim-' mer verließ.

Er faß regungslos da und starrte vor sich hin.

Nichts anderes vermochte er zu denken» als daß Regina um seinetwillen das Elternhaus verlassen hatte. Und doch war sie ihm nicht wieder begegnet.

Dann mußte sie erfahren haben, daß er sich mit Vera am Sterbebett des Vaters- hatte trauen lassen.

Regina arme, arme Regina!

Wie ein Wimmern klang es, wie ein schmerzliches Wei­nen, das umso erschütternder war, weil es aus dem Munds eines Mannes kam.

Aber Veras Gesicht zeigte kein Mitleid, als sie über die Schwelle ihres Zimmers trat und Harald ganz in sich zu­sammensinken sitzen sah. Mit harter Stimme herrschte sie ihn an.

Ich habe alles gehört fliehen Haft du mit der an­deren wollen? Dann hättest du mich also ebenso schändlich dem Skandal preisgeben können, wie es diese Overhöf mit Schillings getan hat?"

Harald richtete sich langsam aus und schaute Vera an. Doch er sprach nicht.

Umso leidenschaftlicher fuhr Vera fort:

Glaube nur nicht, daß ich jetzt ein Interesse an Schloß Falkenberg habe und dir die Summe übergebe, die: zur

Nach der Rede des abessinischen Vertreters sprach der austra­lische Vertreter Bruce. Der Versammlung liege eine äußerst ernste Frage vor, die nicht nur die direkt beteiligten Staaten betreffe. Sie werfe vielmehr auch Probleme auf, die das ganze seit dem Weltkrieg zur Aufrechterhaltung des Friedens errich­tete Gebäude gefährdeten. Wenn die Krise, in die der gegenwär­tige Streitfall den Völkerbund gestürzt habe, nicht gelöst wer­den könne, so müsse er die Frage aufwerfen, ob man weiter an diesem System festhalten könne.

Lavms uud Hoares UnlerreMügen

Paris soll sich entscheiden

Paris, 11 Sept. Die langen Unterredungen, die der franzö­sische' Ministerpräsident am Dienstag vormittag und nachmittag mit dem englischen Außenminister hatte, werden mit Genug­tuung begrüßt, lieber den Verlauf dieser Unterredungen gehen die Ansichten zwar etwas auseinander. Während die einen be­haupten, der englische Außenminister habe Laval vor die Alter­native gestellt, zwischen Ser römischen Freundschaft und der fer­neren Beteiligung Englands an der kollektiven Sicherheit in Europa zu wählen, wollen die anderen wisse». Sir Samuel Hoare habe sich darauf beschränkt, den italienisch-abessinischen Streitfall als den Prüfstein für den Völkerbund hinzustellen, und Lurchblicken zu lassen, daß die englische Regierung ihre zu­künftige europäische Politik je nach dem Ausgang der augenblick­lichen Verhandlungen einstellen werde.

Die Außenpol tikerin desOeuvre" glaubt in diesem Zusam­menhang zu wissen, daß der englische Außenminister sich bereit erklärt habe, im Falle eines günstigen Verlaufes dieser Ver­handlungen die enge Zusammenarbeit Englands mit dem Völker­bundspakt und die damit übernommenen Verpflichtungen öffent­lich in Genf und vor dem britischen Parlament noch einmal zu bestätigen.

Zwischen der afrikanischen und der europäischen Sicherheit, so schreibt>»,Jour", mache man in England keinen Unterschied. Laval habe demgegenüber auf die Gefahren hin- gewiesen. die eine zu genaue Anwendung der Grundsätze des Völkerbundspaktes in diesem besonderen Falle mit sich brächten. Er habe es auch erreicht, daß sein englischer Kollege de» Wort­laut seiner heutigen Rede etwas mildern werde. Der franzö­sische Ministerpräsident habe ferner nicht versäumt, dem eng­lischen Außenminister im Zusammenhang mit der künftigen Ein­stellung Englands zum Wlkerbuiiöspakt sehr genaue Fragen zu stellen.

Im »,Echo, de Paris" äußert Pertinax die Ansicht, daß der eng­lische Außenminister die Einstellung Englands sehr deutlich d.n- gelegt und den- französische» Ministerpräsidenten aufgefordert habe, sich nach der einen oder anderen Seite hin zu entscheide». Die Versicherungen, die man franzöfischerseits in allgemeinen Phrasen über die Treue zum Völkerbundspakt abgebe, genügten England heute nicht mehr. Es sei aber wahrscheinlich, daß Laval in geeigneter Form geantwortet und die Forderung Englands, Afrika bei der Anwendung der Völkerbundssatzungen den Vor­rang zu geben, mit dem Hinweis beantwortet habe: Zuerst Europa. Dank der unerschütterlichen Haltung Mussolinis und seiner Verachtung jeder Diplomatie werde die Stunde bald schla­gen, wo sich die französische Regierung entschei­den müsse.

Generalappell der 1« Millionen in Italien

Rom, 11 Sept.Popolo di Roma" bringt eine Aufstellung, wie sich die 19 Millionen, die von dem geplanten Eeneralappeü erfaßt werden sollen, aus die einzelnen faschistischen Organisatio­nen verteilen. Das größte Kontingent stellen die 4 Millionen dar, die eine vormilitärische Ausbildung genossen haben. Ihnen folgen 2 108 090 Dovolaporisten, und 1881 777 eingeschriebene Mitglieder der Faschistischen Partei, 637 000 Jungfaschisten, 66 000 faschistische Universitätsjugend; 230 000 sind in den faschistischen Verbänden öffentlicher Angestellten zusainmengefaßt. Zahlreiche Einzelorganisationen gliedern die übrigen ein. Interessant ist ferner, daß in dieser Aufstellung über die Kräfte, auf die Italien bei dem kommenden Generalappell zählen kann- auch die Frausn- Organisationen mit aufgefiihrt werden, für die die Zahl von über 400 000-angegeben wird.

Ttaldarls an das griechische Volk

Athen, 11. Sept. Wie dieAgence d'Athsnes" mitteilt, richtete Ministerpräsident Tsaldaris eine Botschaft an Las griechische Volk. Nachdem er auf die Vorgänge zu sprechen kam, die den widerrufenen Rücktritt des Kriegsministers

Begleichung der Hypothek notwendig ist. Mir ist es gleich­gültig was aus deinem' Erbe wird. Einmal war ich töricht genug, die die Verwaltung meines Vermögens anzutragen. Aber jetzt sollst du ernennen lernen, wie shr ihr, du und die Deinen, euch getäuscht habt, indem ihr auf mein Vermögen spekuliertet."

Noch viele häßliche Worte brausten über Hamid hin­weg. Er hörte sie kaum. Seine Schläfen hämmerten zum Zerspringen.

Und als ihn Vera so teilnahmslos -dasitzen sah und keine Antwort erhielt, lief sie davon. Spät am Abend kehrte sie erst wieder zurück. Sie fand Harald bewußtlos auf der Ottomane liegend, lieber seine heißen Lippen kamen wilde Fieberreden, so daß sie erschrak und durch die Hotelbedien­steten einen Arzt rufen ließ.

Und der Arzt kam.

Während der Untersuchung stand Vera am Fenster -und starrte auf die Straße. Dabei trommelten ihre Finger­spitzen in nervöser Erregung ans dem Fensterbrett irgend­einen Moideschlager.

Doch plötzlich vernahm sie die Stimme des Arztes, die sie aus ihren Grübeleien ausschreckte.

Ein schweres Nervenfi-eber ist zum Ausbruch gekom­men."

Für Augenblicke stand Vera fassungslos da. Ein Grauen schüttelte sie, denn seit ihrer Ehe mit dem leidenden Ma- ronoss hatte sie einen solchen Abscheu vor kranken Menschen bekommen, daß sie deren Nähe stets gemieden hatte.

Sie war auch dem Arzt und dem Zimmerkellner nicht behilflich, als diese den Bewußtlosen nach dem Schlafzim­mer brachten. Sie wich angstvoll noch tiefer ins Zimmer zurück, ließ sich dann in einen Stuhl niedersinken und stützte den Kaps in beide Hände. Dabei hörte sie die Stimme des Arztes wieder an ihr Ohr dringen:

Eine so schwere Erkrankung erfordert, wie ich betonen möchte, eine aufmerksame Wege."

Vera ließ den Arzt nicht zu Ende sprechen, sondern un­terbrach ihn hastig und rief:

'V

Kondylks zur Folge hatten, äußerte er sich zur Frage der Regierungsform. Ministerpräsident Tsaldaris verkündete folgen­des:Ich selbst bin davon überzeugt, daß ein demokrati. sches Königreich die naturgegebene Regierungsform fjji unser Land ist."

Wieder drei Juden in Schutzhaft genommen

Karlsruhe, 11 . Sept. Das Geheime Staatspolizeiamt meldet: Der jüdische Pferdehändler Weil aus Randegg (Kreis Engen) wurde auf Weisung des Geheimen Staatspolizeiamtes in Schutz- Haft genommen. Weil ist ein besonders gewissenloser und be­rüchtigter Rassenschänder, der eine größere Anzahl Mädchen unter Vorspiegelung von Heiratsabsichten verführte und schändete. Jin Lause der letzten Jahre wurde Weil in neun feststellbaren Fällen der Vater unehelicher Kinder, deren Mütter trotz rechtskräftiger Verurteilung des jüdischen Scheusals zur Zahlung von Alimenten bis heute keinen Pfennig erhielten. Beitreibungen waren zweck­los. da der Jude Weil dafür gesorgt hatte, daß das Geschäft uird der Ertrag des Pferdehandels seinen nächsten Anverwandten gehört. Bei der Festnahme wurde Weil von. dem Beamten, der den gewalttätigen, brutalen Charakter des berüchtigten Vieh­juden kannte» daraus aufmerksam gemacht, datz er bei einem Flucht­versuch gegebenenfalls von der Schußwaffe Gebrauch machen müßte. Unter der Vorspiegelung, daß er sich umziehe» wollte, be­nutzte Weck trotzdem die Gelegenheit zur Flucht. Der Beamte gab nach entsprechenden Haltrusen Schreckschüsse auf ihn ab. Da Weil die Flucht fortjetzte, wurde er durch zwei Schüsse leicht ver­letzt. Weil wird nach erfolgter Genesung dem Konzentrations­lager zugeführt.

Das Geheime Staatspolizeiamt meldet weiter: Der Jude -Adolf Rosenthal, Manufaktur- und Konfektionsgeschäft in Wiesloch, Schloßstraße 1. wurde durch das Geheime Staatspolizeiamt wegen rasseschänderischen Treibens in Schutzhast genommen. Nach er­folgter Entlassung wird Rosenthal die Auflage gemacht, ln Zu­kunst nur noch Angehörige jüdischer Rasse zu beschäftigen.

Der Jude und Viehhändler Levy, wohnhaft in Altdorf bei Ettenheim. wurde wegen i.ines betrügerischen Geschäftsgebarens in Schutzhaft genommen.

Arbeitsdienst schafft Siedlungsland

Villingen, 11. Sept. Zwischen Villingen und Schwenningen liegt das GewannMoos", ein Moorland. Eine stattliche Fläch«, die aber nicht einmal als Schafweide rentabel war, da dort in der Hauptsache saure Kräuter und Unkraut wachsen. Seit IM sind rund 200 Arbeitsmänner eingesetzt, um diese Fläche zu einem Kulturland zu gestalten. Durch Vau eines Hauotvor- fluters und einer Reihe von Seitengräben wurde zunächst die Entwässerung des. 73 Hektar großen Geländes herbeigeführt. Da­durch wurde ein Stück Land kultiviert, das heute einen Wert von 2000 bis 3000 RM je Hektar hat. Bis jedoch das Land folge­richtig ertragsfähig ist, sind selbstverständlich noch weitere Arbei­ten notwendig. '75 Siedlerstellen mit entsprechendem Gartenland sind geplant. Gemeinschaftlich mit den Siedlern werden die Häuser erbaut, wobei sämtliche Erdarbeiten vom Arbeitsdienst «usgefiihrt werden. Jeder Siedler erhält in nächster Nähe seines Hauses einen größeren Streifen Gartenland und außerdem wird ihm etwa 1 Hektar entwässertes nutzbares Land zur Bewirtschaf­tung zugewiesen.

Pforzheim, 11. Sept. (Tödlicher Unfall.) Am Dienstag abend wollte in der Bilsinger Mühle der Müller ^ Erwin -Seiser mit einem Stück Holz den Riemen her Schwingmühle aus die Scheibe bringen. Dabei ^wuroe er von dein Treibriemen am rechten Hosenbein ersaßt» hochge­rissen und mit rasender Geschwindigkeit herumgeschleudert. Das Bein wurde ihm in der Nähe des.Knies vollständig abgerissen- Beim Aufprall aus den Boden wurde ihm der Schädel zerschmettert. Er war sofort tot.

Die Eindämmung des Studiums der inländischen Nicht­arier an den deutschen Hochschulen hat bereits beträchtliche , Fortschritte gemacht. Von den 91480 inländischen Studie­renden, die nach der letzten Hochschulstatistik (Sommerseme­ster 1934) festgestellt worden waren, waren nur 636 Ange­hörige der jüdischen Glaubensgemeinschaft. Bon den 91480 Inländern gehörten 1316 nicht zur Deutschen Studenten­schaft. Sie sind als Nichtarier im Sinne der deutschen Ge­setzgebung auszufassen.

Selbstverständlich soll er d-i-eise Pflege haben, Herr Dok-! tor. Raten Sie, wohin soll ich den Kranken bringen lassen? Er muß so rasch wie möglich von hier fort."

Der Arzt lächelte diskret» denn er erkannte sofort, daß sich diese schöne Frau ihren Pflichten entziehen wollte. Da er über in seiner -langjährigen Praxis an .solche Vorfälle, gewöhnt war, ordnete Sr alles zur Uebersühnu-ng ln das: Hospital an.

Nervenfleber-

Harald war ärgerlich über sich selbst- als er durch den- Wäger erfuhr, daß er zusammen,gebochen sei.

Gewiß, es waren in den letzten Wochen Ries-rviansor-, derungen an seine Nerven gestellt worden. Doch er hatte- -im Kriege und ans seiner Forschungsreise große Strapazen erlitten, ohne davon krank zu werden. Er schalt sich einen Schwächling, west er den Schicksals! chlägen keinen -Wider­stand geboten hatte. -

Es widerstrebte ihm» an den Wärter Fragen zu, richten, nachdem dieser ihm in seiner Geschwätzigkeit davon berich­tet hatte, daß Vera vergebens an das Krankenlager ge­rufen worden sei. Sie habe sich stets nur telephonisch seinem Befinden erkundigt.

Harald hatte für diesen Bericht nur ein bitteres- Lächeln übrig gehabt.

Hätte er von Vera etwas anderes erwarten sollen.

Sie waren sich Fremde und würden sich ewige Fremde bleiben.

Und Regina war sie hatte ihm das Glück , bereitest wollen, das er für sich ersehnte.

Und doch war sie zu spät gekommen.

Ein schmerzliches Stöhnen entrang sich Haralds- Lippen, so -oft er daran'dachte. Und stundenlang -grübelte er darüve nach, was er tun sollte.

Seine Wicht hielt ihn an Vera gebunden, doch sei» Herz drängte ihn mit aller heißen Sehnsucht eines Lieben­den zu Regina. .

Ost preßte Harald die Hände an dis--Schläfen, dn vei solchen Grübeleien stets aufs neue im Fieber erglühtem ,