Italiens Politik

derSicherheit und des Platzes an der Sonne" Mailand. 16. Bug. Der offiziösePopolo d'Jralia betont, für Italien fei Abessinien ein historisches Problem, da Italien jetzt die Politik der Sicherheit und des Platzes an der Sonne verfolge. Es bedrohe nicht die alten Weltreiche, son­dern mache einen Abstecher in Afrika, um die Zusammenarbeit nicht zu stören. Dagegen gehe England von der irrigen Vor­aussetzung aus, daß die italienische Politik gegenüber Abessinien antibritisch sei. Italien habe sich vielmehr für die abessi- nische Lösung entschlossen, um England und Frankreich nicht im Besitze ihrer Kolonien und Mandate zu stören. Italien habe seine Politik nach Abessinien orientiert, nicht uni britische Inter­essen zu stören, sondern im Gegenteil, um nicht für seine Aus­dehnung französische oder englische Kolonien beanspruchen zu müssen. ^

Italiens Presse gegen England

Rom, 1«. Aug. Der Beginn der Pariser Dreier-Besprechungen veranlagt am Freitag die italienische Presse nochmals, ihren Standpunkt eingehend vorzulegen, was geradezu auf eine wei­tere Zuspitzung des e n g i l s ch - i t a l i e u i j u) e n Ge­gensatzes hinausläuft. Das halbamtlicheGiornale d'Italla" sucht unter der UeberschriftVe r t r a g s b r e ch e r" in einem großen Leitartikel zu beweisen, daß gerade das Land, das sich heute zum Ankläger gegen Italien im abessinischen Streit auf­werfe, sich in den gleichen Fragen größerer Vertragsverletzungen schuldig gemacht habe. Der Artikel des Blattes geht auf die Ver­handlungsgrundlage der gegenwärtigen Dreier-Besprechungen, den Vertrag von 1906, ein. Er arbeitet dabei heraus, daß sich der englische Vertragspartner an die wesentlichen Be­stimmungen niemals gehalten habe, die ihm gegenseitige Be­ratungen mit den anderen vertragschließenden Parteien zur Pflicht machen.

Scharfe Sprache derTribuna"

Rom, 16. Aug. Der Leitartikel derTribuna" spricht klar aus, daß das abessinische Unternehmen für Italien nunmehr unbe­dingt zum Abschluß gebracht werden müsse. Dem National­bewußtsein Italiens sei dies durchaus klar. Diese Erkenntnis beginne aber auch, sich einen Weg im internationalen Bewußt­sein zu bahnen. Die Eroberung Abessiniens, unter welcher Form sie auch erfolge, sei es Mandat, Protektorat oder direktes Do­minion, sei für das italienische Volk eine Lebensnotwen­digkeitgeworden. Es handle sich mit anderen Worten um eine Unternehmung, auf die zu verzichten oder die mit einem Kompromiß anzunehmen, das nur die Formen brechen hieße, schlimmer sein würde, als ein Verlieren des Spieles überhaupt. Das Blatt weist darauf hin, daß es heute nur noch zwei Faktoren gibt, die sich dem italienischen Willen entgegensetzen: Nämlich das abessinische Interesse und die englische Opposition.

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Eine Million Soldaten mobilisiert

Rom, 16. Aug. Wie aus einer amtlichen Erläuterung zu den am Mittwoch bekanntgegebene» Mobilmachungen der Jahrgänge 1911, 1913 und 1911 heroorgeht, handelt es sich hierbei nur um die bisher Zurückgestellten, wie einzelne Söhne, Studenten, Fa­milienerhalter und sonst aus wirtschaftlichen Gründen nicht An­geforderte, der bereits seit längerer Zeit unter die Waffen ge­rufenen Jahrgänge. Insgesamt beläuft sich die Zahl der jetzt Einberufenen auf 150 000. Durch diese Maßnahme wird die Zahl der für Afrika mobilisierten italienischen Truppen auf eine Million erhöht.

Militärische Vorsichtsmaßnahmen

London, 16. Aug. WieDaily Telegraph" aus Djibuti meldet, hat die lebhafte Freundschaft der Somali für ihre abessinisLien Nachbarn die französischen Behörden zu ungewöhn­lichen Vorsichtsmaßnahmen veranlaßt, um im Kriegsfälle Sie Ordnung aufrechtzuerhalten.

Der KreuzerDumont Duville" wird am nächsten Sonntag in Djibuti eintreffen. Die Stacheldrahtsperren im Hafen werden verstärkt: auch werden Flugzeugschuppen gebaut um zehn neue Maschinen aufzunehmen, so daß insgesamt 14 Flugzeuge dort stationiert sein werden. Auf der Heron-Jnsel sollen vier Ge­schütze von 15 Zentimeter Kaliber aufgestellt werden, um den Zu­gang zum Hafen die Reede und die hinter der Stadt beginnende Wüste zu beherrschen. Die kleine Garnison eingeborener In­fanterie wird durch 1000 Senegalschützen verstärkt werden.

Die Italiener betreiben lebhafte Propaganda und ver­öffentlichen Funksprüche aus Rom über die militärischen Vor­bereitungen Italiens. Nicht nur den Franzosen, sondern sogar dem abessinischen Konsulat werden Abschriften zugestellt. Kauf­leute erzählen, daß in Massaua und Mogadischu lebhafte Tätig­keit herrscht und daß in den Häfen und im Landesinnern Vor­räte von Kriegsmaterial angesammelt werden Sie berichten ferner, daß bei den jungen italienischen Soldaten, die die Hitze und den Wassermangel nicht gewöhnt sind, viele Hitzschläge und tropische Krankheiten Vorkommen, Dis Italiener ihrerseits er­klären, der Gesundheitszustand der Expeditionsteilnehmer sei im allgemeinen gut.

Wehrmacht ehrt Generaloberst von Döhn

Berlin, 16. Aug. Anläßlich des 85. Geburtstages des 1921 verstorbenen Generaloberst von Böhn ließ der Reichskriegs- minister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht am Grabe des he­bekannten Heerführers aus dem Weltkrieg aus dem Invaliüen- stiedhof einen Kranz niederlegen.

Max von Böhn wurde 1904 Generalleutnant und Komman­deur der 18. Division, 1909 General der Jnfanrerie und Gouver­neur der Festung Ulm. Im Jahre 1912 wurde von Böhn in Genehmigung seines Abschiedsgesuches zur Disposition und gleich­zeitig L la suite des Infanterieregiments 76 gestellt. Bei Aus­bruch des Krieges wurde er zum kommandierenden General des 9. Reservekorps ernannt. Am 2. Februar 1917 wurde er zum Oberbefehlshaber der Armeeabteilung zwischen Maas und Mosel und am 11. März 1917 zum Oberbefehlshaber der 7. Armee ernannt. Ordnungsgemäß führte er seine Armee nach dem Zu­sammenbruch in die Heimar zurück. Am 18. Februar 1921 starb der bekannte Heerführer.

Schlußlichter und Rückstrahler au Kraftfahrzeugen

Berlin. 16. Aug. Die Bestimmungen der Reichsstraßenverkehrs­ordnung über die Führung von Schlußlichter» und Rückstrahlern unterliegen, wie NdZ. von unterrichteter Seite erfährt, vielfach unrichtiger Auslegung. Die Rechtslage ist folgende: Kraft­fahrzeuge müssen Schlußlichter führen. Ausgenommen sind lediglich Krafträder mit einem Hubraum bis zu 200 Kubik­zentimeter (Kleinkrafträder), bei denen ein Rückstrahler ge­nügt. Kraftfahrzeuganhänger fallen unter die für Fahrzeuge all­gemein geltenden Bestimmungen. Bei Anhängern genügt der

Rückstrahler. Wo die Führung von Schlußlichtern und Rückstrah­lern an Fahrzeugen vorgeschrieben ist, müssen diese stc:s, also nicht nur bei Dunkelheit, vorhanden icin.

Die auslandsdeulfche Jugend in Mün6 en

München, 16. Aug. Der Besuch der auslandsdcuischen Jugend in München fand am Donnerstag seinen Abschluß mit einer Ge­denkfeier am Malmmal. Aus dem Platz marschierte» nach 20 Ubr 300 Fackelträger der Münchener HI- und des Jungvolks, ei:e« Abordnung des BdM. mit 300 Mädels und nach den 1200 aus. landsdeutschen Jungen 500 Münchener Hitlerjungen auf.

Nach dem Eintreffen des Gauleiters legten Vertreter der aus- landsdeutschen Jugend einen riesigen Lorbeerkranz am Mahnmal nieder. Oberbannführer Ninke, der Führer des Deutschland- lagers, faßte die stolzen Eindrücke, den Dank und das Treue- qelöbnis der jungen Volksgenossen aus fast aller Herren Länder tn bewegte Worte. Gauleiter Adolf Wagner brachte rn einer Rede den Geist der geheiligten Kampjstätten der Bemegu>.F rn tief empfundenen Worten zum Ausdruck Er bat die fugend, in ihre Länder das lebendige Bild von dem jungen m ne-, Reich und mir ihm die feste Zuversicht aus eine glückliche Zu­kunft der deutschen Nation mitzunehmen.

Ihren Abschluß fand die Gedenkstunde mit einem Vorbeim.nl-b vor dem Mahnmal, woraus die auslandsdeutichen Zungen m ihren Autobussen wieder ms Hochlandlager bei Lenggries ,n Oberbayern zurückkehrten.

Entrechtung der MemeUänder

Aenderung des Wahlgesetzes zum Landtag

Kowno, 16. Aug. Die langerwartete Aenderung des Wahl­gesetzes zum Memelländischen Landtag ist nunmehr durch eine Verordnung des litauischen Staatspräsidenten erfolgt. Die Ab­änderungen laufen für das Memelgebiet im wesentlichen aus folgendes hinaus:

8 3 des bisherigen memelländischen Wahlgesetzes, wonach jeder Wähler nur eine Stimme besitzt, wird gestrichen.

8 1, der die Wahlberechtigung regelt, wird neben den bestehenden drei Absätzen durch einen Absatz 4 erweitert, in dem es heißt: Es können weder wählen noch gewählt werden Per­sonen, denen auf Grund des Staatsschutzgesetzes Sie bürgerlichen Rechte entzogen worden sind (die Entziehung des Wahlrechtes bezieht sich auf die Mitglieder der im Memelgebiet verbotenen Parteien wie Landwirtschaftspartei und Saß- und Neumann- Parteien, denen der Kommandant die Aberkennung des aktiven und passiven Wahlrechtes mitgeteilt hat.

8 5 wird ein neuer Absatz angehängt, der das Wahlrecht weiterhin einschränkt. Außer den im 8 1 bezeichnet.!,, Personen dürfen weiterhin nicht gewählt werden naturalisierre Bürger, Optanten, die für Litauen optiert haben, aber von einem anderen Staat (gemeint ist augenscheinlich Deutschland) die Zu­sicherung besitzen, in dessen Staatsverband wieder ausgenommen zu werden. Das gleiche gilt für Personen, die einer Organisation angchörten. deren gerichtlich festgestelltes Ziel es war. Litauen die Unabhängigkeit oder einen Teil seines Gebiets zu rauben, wenn seit Ablauf des Gerichtsspruches noch keine fünf Jahre vergangen sind. (Gerichtsurteil im großen Memelländer-Prozcß in bezug auf die Saß- und Neumannparteien.) Diese Bestim­mungen erstrecken sich auf die schon gewählten Mitglieder des Landtages, d. h. daß nach der Wahl auf Grund dieser neuen Bestimmungen der gewählte Abgeordnete nachträglich sein Man­dat verliert.

Für die Wahlordnung und Aufsicht sind lediglich die Vor­sitzenden der Wahlkreiskommission und der Stimmbezirke verant­wortlich. Auch die in 8 21 des bisherigen Wahlgesetzes den Wahlkommissionrn eingeräumten Rechten, von Len Behörden Wahlunterstützung zu beantragen, werden ausdrücklich auf die Vorsitzenden der Kommissionen übertragen.

8 39 verbietet es, auf die Liste mehr Kandidaten zu setzen, als Abgeordnete in den Landtag zu wählen sind. (Bei einem eventuellen Vorhandensein bloß einer einzelnen memelländischen Liste kann also durch nachträgliche Streichung und Aberkennung des Mandats eine Mehrheit künstlich verhindert werden.)

8 54 bestimmt, daß jeder Wähler so viele Stimmen hat, wie Abgeordnete zu wählen sind. Er gibt seine Stimme denjenigen Kandidaten, die er sich aus den einzelnen Listen zu­sammensucht.

Ein neuer 8 56 bestimmt, daß die Stimmzettel den Wählern erst am Wahltag unmittelbar vor der Wahlhandlung ausgehän­digt werden. Einen Zusammenhang mit seiner Partei hat er an diesem Tage nicht, da jede Agitation auf Grund des 8 59 am Wahltag verboten wird.

Durch 8 65, neuer Absatz 4, erfolgt die Zählung der Stimmen und die Feststellung des Wahlergebnisses nicht mehr am Wahlort. Der Vorsitzende des jeweiligen Wahllokales zählt nur die geschlossenen Umschläge und bündelt sie. Er sendet sie versiegelt der Wahlkreiskommission zu, die dann das Wahl­ergebnis ermittelt.

Laut 8 75 war früher die Reihenfolge der gewählten Abgeordneten der Lijteiireihenfolge entsprechend. Nunmehr wird die Reihenfolge von der erhaltenen Stimmenzahl abhängig gemacht.

Die memelländischen Abgeordneten müssen sich verpflichten, Treue der Republik Litauen zu halten, die Verfassung der Re­publik Litauen, des Memelstakuts und alle in Memel geltenden, sowohl die memelländischen als auch die Gesetze der litauischen Zentralregierung zu schützen. Die Ablehnung oder bedingte Ab­lehnung dieses Eides zieht den Verlust des Mandates nach sich.

Das Gesetz tritt am Tage oer Veröffentlichung in Kraft.

Die Hochwasterkalasttoyhe am Gelben Nutz

1 7VV VÜV Menschen auf der Flucht

Schanghai, 16. Aug. Die Hochwasserkatastrophe am Unterlauf des Gelben Flusses nimmt immer größere Ausdehnung an. Trotz verzweifelter Abwehrmaßnahmen reißt die ungeheure Flutwelle ständig neue Dämme ein. Regengüsse von ungewöhnlicher Stärke brachten in Nord-Schantung innerhalb von 40 Tagen eine Nie­derschlagsmenge von 67 Zentimeter, so daß noch kein Ende oer Ueberschwemmungen abzuschen ist.

Der Vorsitzende des Ausschusses zur Regulierung des Gelben Flusses teil: mit, daß das überschwemmte Gebiet in West-Schantung etwa 6000 Quadratkilometer umfaßt. Die Verluste an Menschenleben und Material sind nicht rv- zusehen. Die unermüdliche Tätigkeit der Bergungsmannschasien wird durch Sturm sehr erschwert. Nicht weniger als 30 Rettungs­boote kenterken. Dabei ertranken allein über 300 Menschen. In Süd-Hopei sind die Deiche des Han-Flusses gebrochen. 500 Dör­fer wurden überschwemmt. 30 000 Häuser stürzten ein. Ueberall herrscht Hungersnot. Seit Tage» nähren sich Tausende mit Baum­rinde. Die Flüchtlingszahl in Ver Provinz Hanau wird amtlich mit 1 700 000 angegeben. Die Regierung hat, unterstützt von zahl­reichen privaten Gesellschaften, eine großzügige Hilfsaktion cin- geleitet, die im ganzen Lande starkes Echo findet.

Britische Anregung zu einer Rotlenkonserenz

London, 16. Aug. Wie dieTime s" meldet, hat die britische Regierung den übrigen Signatarmächten der Flottenverträge von Washington und London den Vereinigten Staaten. Japan, Frankreich und Italien - vorgeschlagen, entsprechend der in oen früheren Flottenverträgen ausgesprochenen Absicht,

,m Oktober eine Konferenz in London abzuhatten. Zu diesem Zweck sei es nötig, die vorbereitenden Besprechungen mit einzelnen Mächten, besonders Frankreich, Italien uns Sowjctrußlanü sobald wie möglich einzuleiten. Im Hinblick aus das im Ipni abgeschlossene Abkommen Mit Deutzm- land halte üie britische Regierung weitere Besprechungeil nicht für nc>wendig.

Diese Anregungen sollen jedoch nicht eine Einladung zu. einer Konferenz üarslellen. bevor ein weiterer Meinungsausiau?be­wiesen hat, daß ein« Konferenz zu dem vorgeschlagenen Zeitpunkt Zweck hat. D-e Verträge von Washington und London releii Ende 1936 außer Kraft.

Bisher 7« Leicken bei Svada geborgen

Auch eine deutsche Familie umgekommen

Nom, 16. Aug. Es ist noch immer nicht möglich, einwand­freie Zahlenangaben über die Todesopfer bei der Dammbruch- katasrrophe von Ovada zu erhalten. Bis heute sind 70 Leichen geborgen worden, die im Lause des Nachmittags beerdigt werden sollen. Viele Menschen sind kilometerweit gelaufen, um sich auf ein Hausdach zu retten, das dann doch unter ihnen zusammen­brach. Auf diese Weisen fand auch eine deutsche Familie Visentln in der Ortschaft Borgo den Tod. Frau und Kinder retteten sich aus das Dach des kleinen Hauses, wenige Minuten später stürzte das Gebäude zusammen. Der unglückliche Mann sah aus einiger Entfernung dem furchtbaren Unglück zu, das ihm mit einem Schlage seiner sämtlichen Familienangehörigen be­raubte.

Ein Mechaniker hat nicht weniger als 20 Personen vor dem sicheren Tod gerettet, indem er sie einzeln in Sicherheit brachte, da sie allein dem Andrang der Wasserfluten ohnmächtig gegsn- überstanden. Gleichzeitig mit den Bergungsarbeiten wird schon mit üen Wiederaujbauarbeiten begonnen. So macht man sich daran, für die vier weggerissenen Brücken provisorische Flußnbergänge zu schaisen. Nach neueren Angaben sollen etwa 170 Häuser eingestürzt und 275 Familien obdachlos gewor­den sein.

Rsosevslts Sleuerreformvorlage angenommen

Washington, 16. Aug. Der Senat nahm am Donnerstag die bereits vom Repräsentantenhaus gebilligte Steuerreformvorlage des Präsidenten Nachwelt mitdem Zusatz an, wonach künf­tig die Ausgabe steuerfreier Regierungsbonds verboten sein soll. Abgelehnt wurden Zusatzanträge, die den Steuerzuschlag auf kleine Einkommen von Einzelpersonen erheben wollte. Dagegen bringt die voni Senat angenommene Vorlage eine Erhöhung der Steuern auf große Einkommen von Einzelper­sonen und großen Firmen und eine weitere Erhöhung der Erb­schaftssteuern. Die von kleinen Firmen zu zahlenden Steuern werden herabgesetzt.

Türkischer Beamter spurlos verschwunden

Istanbul, 16. Aug. Der Leiter der Chiffrierabteilung des Außenministeriums in Ankara, Hairlddin, ist. wie die Istan­buler Blätter melden, seit einigen Tagen spurlos verschwunden. Die Presse veröffentlicht eine Bekanntmachung, durch die der Verschollene ersucht wird, sich binnen drei Tagen im Außen­ministerium zu melden, andernfalls gegen ihn gerichtliche Schritte unternommen würden. Eine stichhaltige Erklärung für das Ver­schwinden dieses Diplomaten, der einen der wichtigsten Ver­trauensposten inne hat, ist noch nicht zu finden.

Albanischer General ermordet

Tirana, 16. Aug. In einer albanischen Ortschaft kam es zu einer schweren Bluttat, der General Gjilardi zum Opfer gefallen ist. Hierüber gibt die albanische Telegraphenagentur folgende Meldung aus:

Aus bisher nicht aufgeklärten Gründen wurde der General Gjilardi in der Ortschaft Fieri, wo er sich vorübergehend auf­hielt, ermoroet. Infolge dieser Bluttat kam es in Fieri zu Un - ruhen, die jedoch ausschließlich auf diese Ortschaft beschränkt blieben. Durch rasche Maßnahmen der Behörden wurden die Unruhen vollständig unterdrückt. Zahlreiche Anstifter der Bewegung wurden gefangen gesetzt. In allen Gegenden Albaniens herrscht vollständige Ruhe.

Eine britische Darstellung

Athen, 16. Aug. Ueber die Vorgänge in Albanien wird hier eine Darstellung bekannt, wonach im Bezirk Fieri ein Auf­stand gegen den König ausgebrochen sei. Die Aufständi­schen seien unter der Führung Schewket Verlazzis gegen Tirana marschiert. Dabei sei es zu einem Zusammenstoß mit den Regierungstruppen gekommen. In dem Gefecht seien der Kom­mandant der Regierungstruppen Dschelal Aradas und General Djilardi gefallen. Auf beiden Seiten habe es 60 Tote gegeben.

Garelh Jones von den Banditen ermordet

London, 16 Aug. Nach einer Reutermeldung aus Peiping ist der britische Journalist Kareth Jones, der vor etwa zwei Wochen zusammen mit dem DNB.-Vertreter Dr. Müller von Banditen gefangen genommen worden war, von den Verbrechern getötet worden. Jones war früher Sekretär Lloyd Georges.

Der Banditcnüberfall auf die beiden Pressevertreter erfolgte, wie erinnerlich, in einem abgelegenen Gebiet zwischen Dolonor und Kalgan. Es kam schließlich zu Verhandlungen mit Vertre­tern der lokalen Behörden, die dazu sühnen, daß Dr. Müller zu Verhandlungen über das Lösegeld fretgelassen wurde. Be­sprechungen in Kalgan ergaben völliges Einvernehmen über das zur Befreiung Jones einzuschlagene Verfahren, für dessen vollen Erfolg die Tschachar-Regierung die Garantie übernahm. Später wurde gemeldet, daß Jones nach Jehol verschleppt worden sei. Das nach Paotschang geschickte Lösegeld hatten die Banditen nicht abgeholt. Die Bemühungen, die Freilassung Jones zu er­reichen, wurden dadurch außerordentlich erschwert, daß die Ent­führer Jones schließlich einer anderen Banditengruppe übergaben, die die Lösegeldforderung auf 100 000 Dollar erhöhte. Alle Ver­suche, Jones aus den Händen der Verbrecher zu befreien, sind nun nach der Reutermeldung leider vergeblich gewesen.