nähmen " Nach dem Essen fand ein Hauskonzert statt, bei dem Kammersängerin Ursuleac. begleitet von Dr. Richard Strang, sowie die Herren Professor Backhaus, Professor Trümmer, d:e Kammersänger Schlusnus, Bockelmann, Patzak und Michael Raucheisen mitwirkten. Die genannten Künstler brachten deutsche und englische Musik in vollendeter Form zum Vortrag und ernteten, insbesondere auch seitens der englischen Gäste, begeisterten Beifall.
Eden nach Moskau adgereist
Berlin, 27. März. Lordstegelbewahrer Eden ist Dienstagabend mit dem fahrplanmäßigen D-Zug vom Bahnhof tiried- richstraße nach Moskau abgereist. Von deutscher Seite hatten sich zu seiner Verabschiedung auf dem Bahnhof Staatssekretär von Bülow, Ministerialdirektor Dyckhoff, der Chef des Protokolls Traf Bassewitz und Ministerialdirektor Ritter eingefunden. Ferner waren mehrere Mitglieder der englischen Botschaft, an der Spitze Botschaftsrat Newton, erschienen.
Abreise -es englischen Außenministers
Berlin, 27. März. Der englische Außenminister Sir John Simon hat am Mittwoch vormittag Berlin wieder verlassen. Gegen 8.45 Uhr begab sich Sir John Simon vom Hotel Adlon aus zu Fug nach dem englischen Botschaftsgebäude, um sich hier zu verabschieden. In Begleitung des englischen Botschafters Sir Eric Phipps trat Sir John Simon dann die Fahrt zum Berliner Zentralflughafen Tempelhofer Feld an, der Flaggenschmuck angelegt hatte. Eine Abteilung der Leibstandarte Adolf Hitlers war angetreten und erwies den englischen Gästen militärische Ehren. Wenige Minuten vor 10 Uhr traten der englische Augenminister Sir John Simon, sowie der englische Botschafter Sir Eric Phipps und sämtliche Herren der englischen Botschaft auf dem Flughafengelände ein. Von deutscher Seite hatten sich zur Verabschiedung eingefunden Reichsaußenminister Freiherr von Neurath, als persönlicher Vertreter des Führers und Reichskanzlers der Staatssekretär der Präsidialkanzlei. Dr. Meißner, der die Abschiedsgrüße des Führers und Reichskanzlers und dessen beste Wünsche für eine gute Reise übermittelte, Staatssekretär von Bülow, der Chef des Protokolls, Graf Bassewitz, und Ministerialdirektor Dieckhoff. Nach kurzen Worten der Verabschiedung bestiegen Sir John Simon und seine Begleiter das startbereit liegende Sonderflugzeug „Delia" der Imperial Airways, das sie auch nach hier geführt hatte. Nach wenigen Minuten war das Flugzeug in der Ferne verschwunden.
Hannover, 27. März. Der englische Außenminister traf nach seinem Abflug von Berlin um 11.30 Uhr zu einer Zwischenlandung auf dem Flughafen ein. Er wurde vor dem Empfangsgebäude von Oberbürgermeister Dr. Menge, Polizeipräsident Habben und dem britischen Vizekonsul Aue sowie dem Flugamtsleiter Major Homburg begrüßt. Sir John Simon unterhielt sich in angeregter Weise etwa eine Viertelstunde mit den Herren und setzte, nachdem das Flugzeug getankt hatte, nach herzlichem Abschied seinen Flug in die Heimat fort.
Preffestimmen zum Abschluß
der Berliner Besprechungen
Englischer Bericht über das Ergebnis London, 27. März. Reuter meldet aus Berlin: Das Ergebnis der zweitägigen Besprechungen kann dahin zusammengefaßt werden, daß Sir John Simon und Eden Berlin verlassen, mehr denn je davon überzeugt, daß sie Recht hatten mit ihrem Wunsch, dorthin zu gehen.
Weiter berichtet das Reutersche Bureau, im Verlauf der englisch-deutschen Besprechungen seien Abweichungen in der Auffassung offenbar geworden; doch gerade aus dem Grunde seien, wie man erkläre, unmittelbare Verhandlungen wünschenswert, um solche Abweichungen aufzuklären. Die Besuche Edens in Moskau und Warschau würden unter demselben Gesichtswinkel angesehen wie der Berliner Besuch, nämlich als Besuche zu Unterrichtungszwecken. Man sei nicht der Ansicht, daß die Dinge vor der Konferenz von Stresa feste Form annehmen könnten. Die amtlichen deutschen Kreise seien von dem Berliner Besuch ebenso befriedigt wie die britischen Kreise.
Eine maßgebende englische Stimme Berlin, 27. März. Nach Abschluß der deutsch-englischen Besprechungen wurde von maßgebender englischer Seite u. a. erklärt: Die Berliner Besprechungen hätten sich auf die vier Probleme Sicherheit, Rüstungen, Völkerbund und Luftpakt erstreckt. Die englischen Vertreter seien über den deutschen Stand
punkt hierzu unterrichtet worden. Der Versuch, eine Verein- Larungzu erzielen, sei von vornherein nichtbeabsichtigt gewesen. Denn nach den wiederholten Erklärungen des englischen Außenministers habe der Besuch ja den Charakter einer Erkundung haben sollen, und außerdem habe es sich nicht um die Herbeiführung einer deutsch-englischen Vereinbarung gehandelt. Es handle sich um ein allgemeines Uebereinkommen, das auch Frankreich, Rußland und andere Länder umfassen solle. Es würde unzweckmäßig sein, diese allgemeine Einigung auf dem Wege über Sonderabkommen zu zweien herbeiführen zu wollen. Dagegen sei es nützlich gewesen, mit zweiseitigen Zusammenkünften zu beginnen. Auch in Berlin habe jetzt eine solche zweiseitige Zusammenkunft stattgefunden. Der englische Außenminister betrachte es nunmehr als seine erste Pflicht, seiner Regierung über die gegenseitigen Auffassungen zu berichten. Simon sei vollkommen davon überzeugt, daß solche unmittelbaren Zusammenkünfte eine sehr gute Methode seien. Natürlich dürfe man nicht vergessen, daß überaus komplizierte Materien zur Erörterung stünden. Jedenfalls sei man, wenngleich eine Vereinbarung naturgemäß nicht vorliege, und auch gewisse Unterschiede der Auffassungen vorhanden seien, an englischer Stelle befriedigt darüber, daß der Besuch stattgefunden habe.
„Times" und „Morningpost" über das Ergebnis
London, 27. März. Wie der Berliner Korrespondent der „Times" bestätigt, sind Simon und Eden der Meinung, daß die Besprechungen der letzten zwei Tage die Auffassung von der Zweckmäßigkeitpersönlich erFühlungnahmebe- stätigt hätten. Ein Versuch, irgend eine Vereinbarung zu erreichen, sei nicht gemacht worden. In der Frage einer Rückkehr zum Völkerbund scheine deutlich gemacht worden zu sein, was Deutschland unter Gleichheit verstehe, ebenso daß keine Aussicht auf Zurückziehung der Entscheidung über die allgemeine Wehrpflicht bestehe. Ausführlich sei von der russischen Gefahr die Rede gewesen
Bei seiner Rückkehr nach London werde Simon wahrscheinlich der britischen Regierung berichten, daß, ungeachtet des Vorhandenseins ernster Meinungsverschiedenheiten, solche direkten Zusammenkünfte der aussichtsreichste Weg zum Erfolg seien. Nach der Rückkehr Edens würden die Ansichten beinahe aller unmittelbar interessierten europäischen Staaten eingesammclt fein. Man hoffe, auf der Zusammenkunft von Stresa, der vielleicht eine größere Zusammenkunft folgen werde, diese verschiedenen Ansichten einander anzupassen. Wenn man die E r- klärungen der deutschen Staatsmänner als Botschaft auffasse, die Großbritannien den anderen Mächten in Stresa überbringen werde, so dabe diese Botschaft folgenden Inhalt: Deutschland sei bereit, an dem Luftpakt teilzunehmen und ebenso an einer Rüstungskonvention, die sich aus volle Gleichheit gründet. Mit anderen Worten, Deutschland weroe auf alle Rüstungen verzichten, aus die die anderen verzichten, werde aber alle Rüstungen beanspruchen, die andere beibehielten.
Der diplomatische Korrespondent der „M or n i n g p o st" schreibt, vollständige Informationen über die Berliner Besprechungen lägen noch nicht vor. Aber in London habe gestern eine pessimistische Stimmung geherrscht, besonders wegen des Ostpaktes, der einen wesentlichen Pfeiler des englischfranzösischen Planes bilde. Da Frankreich, England und Italien sich einig geworden seien, daß die Preisgabe Rußlands an die deutschen Wünsche eine gefährliche und kurzsichtige Politik sein würde, mache Hitlers Haltung, so behauptet das Blatt, die Zusammenarbeit mit ihm äußerst schwierig. Im Lichte der Ergebnisse, die Simon heute nach London mitbringe, werde nicht erwartet, daß die jetzigen Verhandlungen zu irgend etwas führen könnten. Die Isolierung Deutschlands und die Bildung eines starken antirevisionistischen Blockes unter Führung Frankreichs und Rußlands, der bereits für alle praktischen Zwecke zustandegekommen sei, werde wohl in der nahen Zukunft offen bestätigt werden.
In französischem Licht
Paris, 27. März. Zum Abschluß der Berliner Verhandlungen lauten die französischen Berichte übereinstimmend dahin, daß keine Lageänderung zu verzeichnen sei, denn der englische Besuch habe nur informatorischen Charakter gehabt. Insofern sei er allerdings nützlich gewesen. Im übrigen stellen die Blätter als Element der Vernunft und der „aufrichtigen Friedensliebe Frankreichs" die Verabschiedung des französisch-italienischen Abkommens von Rom durch den Senat heraus.
„Journal" schreibt: Das Ergebnis der Berliner Verhandlungen sei. daß man Hitler einF.riedensvatent aus
gestellt habe, allerdings muffe man sich über den Begriff Frieden erst einigen. Es gebe den Frieden der Zufriedenen und den Frieden der Unzufriedenen. Auch „Petit Parisien" spricht von einem Friedenspatent, das den Männern des Dritten Reiches ausgestellt worden sei. Man müsse sich fragen, ob dieses Zeugnis berechtigt sei (!). Das Blatt behaupte daß die deutsche Forderung nach Gleichberechtigung zu einer Forderung nach deutscher Ueberlegenheit gegenüber Frankreich geworden sei. „Excelsior" macht aus dem bloßen Jnformationscharak- ter der deutsch-englischen Unterredung bereits einen Mißerfolg und beschreibt ausführlich die Erklärungen, die Sir John Simon in der englischen Botschaft an die Pressevertreter gegeben hat. „Echo de Paris" spricht von einer „unfruchtbaren" Aussprache. Mögen die ehemals alliierten Länder zunächst einmal ihre materielle Macht wieder schaffen und die Liga aller Friedensfreunde bilden, dann werde eine Verhandlung mit Berlin ihre uneingeschränkten Ergebnisse zeitigen Solange diese Richtigstellung nicht vollbracht sei. glaube Deutschland alles ungestraft sagen zu dürfen.
Im „F i g a r o" behauptet d'Ormesson, daß man als Inhaltsangabe der deutsch-englischen Fühlungnahme in Berlin das Motto „Deutschland gegen Rußland" wählen könnte. Der Autor des Artikels verwahrt sich gegen die Unterstellung, er bringe dem sowjetrussifchen System irgend eine Sympathie entgegen, fügt aber hinzu, er fei nicht der Ansicht, daß das Sowjetheer eine Drohung für irgend jemand, auch nicht für Deutschland, bilde. Im übrigen zweifle d'Ormesson, daß im Falle des Ausbruches eines Krieges zwischen Deutschland und Rußland der andere zunächst nicht beteiligte Teil Europas aus einem solchen Kampfe Herausbleiben könnte. Der Frieden in Europa sei etwas Unteilbares. Die gegenwärtige Krise sei eine Krise zwischen Deutschland und Europa.
Die Stimmung in Paris
Paris. 27. März. Der Berliner Sonderberichterstatter von Haoas gibt nach dem Abschluß der Berliner Besprechungen nachstehende Ueberblicke:
Der Führer habe eine große Anstrengung gemacht, um seinen englischen Partnern etwas anzubieten. Er habe die Rückkehr Deutschlands nach Genf angeboten, vorausgesetzt, daß die französische Klage Deutschland nicht in eine demütigende Lage versetze. In der Frage des Ostpaktes habe er Gegenvorschläge gemacht, die den Grundsatz des gegenseitigen Beistandes ausschlössen uns ganz auf ein loses System von Nichtangriffspakten hinausgingen, garantiert durch eine Klausel der Beistandsverweigerung für den Angreifer. In der R ü st u n g s fra g e halte Deutschland an dem Grundsatz fest, daß es seine Sicherheit durch die eigene Macht wahren müsse und deshalb, so behauptet Ha- vas, über ebenso viele Streitkräfte verfügen müsse, wie Rußland an der Westfront mobilisieren könne. Das gleiche gelte für die Militärluftfahrt.
Zusammenfassend könne man feststellen, daß die Berliner Besprechungen es den englischen Ministern erlaubt hätten, den Führer kennenzulernen und zu erfahren, was er für sein Land wolle. Hitler habe in ehrlicher und einleuchtender Form das zusammengefaßt, was er seit drei Monaten in den diplomatischen Besprechungen und öffentlichen Erklärungen dargelegt habe. — Die Pariser Presse, die die deutschen Besprechungen aufmerksam verfolgte, hat von Beginn an eine einseitige Haltung eingenommen, denn man befürchtet französischerseits. die englische Regierung könnte sich von den stichhaltigen deutschen Darlegungen überzeugen lassen und auf der kommenden Dreier-Konferenz in Stresa Frankreich vor die Alternative stellen, zwischen England und Rußland zu wählen.
Sir 2ohn Simon an den Führer
Berlin, 27. März. Der Königl. Britische Staatssekretär des Auswärtigen, Sir John Simon, hat an den Führre folgendes Telegramm gerichtet:
„Beim Verlassen Berlins möchte ich Ew. Exzellenz meinen aufrichtigsten Dank für Ihre Gastfreundschaft und für die freundliche Aufnahme zum Ausdruck bringen, die ich bei Ihnen selbst, den Mitgliedern der deutschen Regierung und der Bevölkerung Berlins gefunden habe. John Simon."
Außenminister Simon in London elnqetroffen
London, 27. März. Außenminister Simon ist am Mittwoch um 16.45 Uhr mit dem Flugzeug auf dem Flugplatz von London eingetroffen.
- l
g
17 Sl»Ldru<i o,rdot«L
Er bummelte langsamen Schrittes durch die Via Reggia, um in feiner Stammkneipe ein Gläschen Chianti zu trinken. Er traute seinen Augen nicht. War das nicht der Leutnant Alfonso Zermatt, der Sohn des Obersten, der in Gesellschaft einer wunderschönen jungen Dame diese altberühmte römische Weinstube verließ? Seit wann hatte Alfonso Amouren? Und man mußte schon sagen: Geschmack hatte er auch. Die war ja bildschön! Er hätte dem jungen Leutnant gern noch einen guten Tag gewünscht, aber Alfonso hatte es offenbar eilig. Vielleicht rief ihn der Dienst; vielleicht wollte man in den Campo, um ein Liebesstündchen zu verträumen? Alfonso war jung und schön. Weshalb sollte er also nicht? Dazu war der Tag heiter und in die Stadt war Ruhe eingekehrt, nachdem dieser verdammte Luigi Toronto tags zuvor die größte Schweinerei angerichtet hatte.
Alfonso hatte es in der Tat eilig. Aber es rief ihn weder der Dienst, noch wollte er im Campo ein Liebesstündchen verträumen. Es schien überhaupt nicht so, als ob er in besonders guter Stimmung sei.
Und so war es in der Tat.
Alle Bemühungen, Gabriela einige Tage in Rom festzuhalten, waren erfolglos geblieben. Das schmerzte ihn. Ach, Alfonsos Herz war angefüllt mit dummen Gedanken. Er liebte Gabriela bis zur Raserei. Und nun wollte sie fort. Nach Ampezzo.
Ganz unvermittelt hatte er sie gefragt: „Gabriela, liebst Du Luigi Toronto?"
„Nein, Alfonso, ich schwöre es Dir bei dem Tode meiner Mutter, ich liebe ihn nicht."
„Aber Du kennst ihn, Gabriela! Weshalb erschrakst Du gestern, als man ihn der Polizei überantwortete? Lprich. Geliebte!" ^ ,
Gabriela aber war ihm hartnäckig ausgewichen. Cs sei nur flüchtige Bekanntschaft, die sie mit ihm in Mailand gemacht hätte.
„Du sprachst nie davon, Gabriela. Erkläre es mir doch. In mir brennt die Eifersucht."
Gabrielas Lippen preßten sich auf den kühn geschwungenen Mund Alfonso Fermatis: „Nur Dich liebe ich Alfonso. Aber bitte, dringe nicht in mich. Vielleicht kommt einmal die Zeit, da ich Dir alles erkläre. Vielleicht schon bald, vielleicht später."
„Was soll diese Geheimnistuerei, Gabriela? Es darf zwischen uns nichts geben, was unsere Liebe umdunkelt. Sage mir, wer Luigi Toronto ist?"
„Er ist Student der Medizin in Padua."
„Mehr weißt Du nicht von ihm. Gabriela?"
Sie sah ihn mit ihren schwermütigen Augen bittend an: „Alfonso, weshalb quälst Du mich? Genügt es Dir nicht, daß ich Dich liebe. Dich, ganz allein auf der Welt?"
Alfonso zog das heißgeliebte Mädchen in seine Arme. „Gabriela! Du machst mich zum glücklichsten Menschen der Welt. Aber es darf kein Schatten zwischen uns stehen. Tu weißt, ich b'.n Offizier. Mein Vater ist Oberst und Chef der römischen Polizei. Er ist der Vertraute des Duce. Verstehst Du das alles. Gabriela?"
„Ich verstehe es, Alfonso. Aber ich hoffe, daß Du auch mich verstehst. Gibt es nicht Dinge auf der Welt, die man vor allen Menschen verschließen möchte? Nicht, weil sie uns kompromittieren, sondern nur. weil wir nicht daran erinnert sein möchten."
Alfonso gab sich die erdenklichste Mühe, den Sinn dieser Worte zu erraten, aber es gelang ihm nicht. Viel zu sehr war er im Banne dieser großen Liebe zu Gabriela Paccelli. Was half es ihm auch, noch weiter in sie zu dringen? Er fühlte es, daß Gabriela ihn unsäglich liebte. Mußte es ihm nicht genügen?
So war der Abend über die Stadt hereingebrochen. Ueber dem Forum Romanum stand wie ein Feuerball die untergehende Sonne und stellte dieses Wahrzeichen römischer Antike in ein bezauberndes Zwielicht. Gabriela war fort. Sie saß im Schnellzuge nach Mailand und hoffte, am Morgen Ampezzo zu erreichen. Als er den Bahnhof
eben im Rücken hatte, boten Zeitungsverkäufer wie toll Extrablätter des „Popolo d'Jtalia" aus. Alfonso hörte anfangs nicht darauf, denn viel zu sehr stand er noch unter dem Eindruck des Abschieds von Gabriela. Doch je näher er dem Gewühl der Straßen kam, desto lauter wurden die Stimmen der Zeitungshändler. „Extrablatt.
Extrablatt! Ein neues politisches Attentat in Rom-
Augustus Cechini ermordet..."
Alfonso horchte. Was war das? Er traute seinen Augen nicht. Cechini ermordet? Das war doch Irrsinn .. Cechini, den er noch vor etlichen Stunden am „Restaurants Roma" gesehen hatte ...?
Aber die Zeitunqshändler schrien unaufhörlich „Extrablatt. Extrablatt! Der Chef der römischen politischen Polizei, Augustus Cechini ermordet..."
Alfonso stockte der Atem. Herrgott, das war ja furchtbar! Kurz nach siebzehn Uhr war ihm Cechini guter Tinge begegnet. Er war anscheinend im Begriff, in seiner Stammkneipe ein Fläschchen Chianti zu trinken. Dieser Mensch, auf den der Faschismus in Italien seine größten Hoffnungen setzte, war einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Cechini, der Freund seines Vaters? Unmöglich!
*
Aber es war so. Kaum hatte sich die Erregung über den mißglückten Anschlag Torontos auf Mussolini gelegt, als diese Nachricht wie eine Bombe in die friedliche Abendstunde Roms hineinplatzte.
Cechini hatte gegen achtzehn Uhr das „Restaurants Roma" verlassen, als er von einem jungen Manne angesprochen und nach dem römischen Präsidialgebäude befragt wurde. Ehe noch der Chef der römischen politischen Polizei ihm eine Antwort aeben konnte, hatte der Fremde blitzschnell einen Dolch hervorgezogen und ihn mit furchtbarer Wucht in das Herz Cechinis gestoßen. Ehe auch nur em Mensch den Vorfall bemerkt hatte, war der Fremde verschwunden. Der Mord wurde erst entdeckt, als Passanten in der sonst wenig belebten Straße den kleinen Genueser, mit der bekannten riesigen Hakennase, in einer gro- ' ßen Blutlache auffanden.
(«Fortsetzung folgt.)