qierung zu sprechen und erklärt, es Hude sich nur auf die bedenklichen Lücken in der britischen Verteidigungsorganisation bezogen. Es sei schon vor einiger Zeit vorbereitet worden und kein Teil seines Inhaltes sei durch den geplanten Berliner Besuch britischer Minister veranlagt worden oder habe Bezug darauf gehabt. T-' britische Wunsch nach einem kollektiven Fnedens- system sei so lebhaft wie je. Dieser Wunsch sei tatsächlich das wesentliche der Denkschrift und verdiene weit größere Beachtung als gewisse vereinzelte Absätze, die in gekürzter oder zusammengezogener Form den Leser vielleicht verwirrt hätten. Auch „Daily Telegraph" beschränkt sich in seinem Leitaufsatz auf eine Rechtfertigung der erhöhten Mehrausgaben, wobei das Blatt auf Rußland, Amerika und Japan verweist und dann aber die Hingabe der Regierung an Abrüstung und Frieden hervorhebt.
General Hamitton gegen das Weißbuch
London. 7. März. „Times" veröffentlicht einen Brief des schottischen General Sir James Hamilton, der im Weltkriege den Oberbefehl über die britischen Truppen auf Ealipoli geführt hatte. Der Brief besteht aus einem einzigen Satz:
„Darf ich mir, nachdem ich seit dem Versailler Vertrag ständig in bescheidener und unvollkommener Weise für Frieden und Versöhnung gekämpft habe, die Freiheit nehmen zu sagen, daß es das schlechteste Stück Arbeit ist, das seit vielen Jahren für den Frieden geleistet worden ist, wenn die ganze Schuld an der Aufrüstung unter Ausschluß anderer Länder auf Deutschland geschoben wird?"
Ward Pr'ce über das englische Weißbuch
London, 7 März. Der Sonderberichterstatter der „Daily Mail", Ward Price, schreibt seinem Blatt aus Berlin, daß die augenblickliche Kühle, die zwischen Großbritannien und Deutschland entstanden sei, bald vorllbergehen werde. Die britische Regierung habe nicht begriffen, daß die Deutschen sehr empfindlich seien gegenüber einer Art und Weise, mit der ihnen die Schuld für die Erhöhung der europäischen Rüstungen zugeschoben werde. Diese Erhöhung der Rüstungen habe nicht in Deutschland, sondern in anderen Ländern, und zwar schon vor mehreren Jahren begonnen, als Deutschland vollkommen entwaffnet war, und Hitler die Macht ergriff. Deutschland habe bestimmt die Absicht, ausreichend zu rüsten, um sich gegen einen Angriff zu sichern: aber es beabsichtige auch, sich in ein freundschaftliches und friedliches Verhältnis zu England und Frankreich zu setzen. Um so schmerzlicher sei es, wenn jemand, auf dessen Freundschaft man Wert legt einen öffentlich anklage, daß man den Weltfrieden bedrohe. Wenn ein Vorwand notwendig sei. um eine Erhöhung der Rüstungen zu begründen, warum sei dann nicht auf die umfangreichen Rüstungen von Sowjctrußland hingewiesen worden? Diese seien zweifellos verantwortlich für viele deutsche Vorbereitungen, denn wenn auch Rußland vielleicht keine Gefahr für Großbritannien sei, glaubten einige Leute in Deutschland, daß es eine Gefahr für Deutschland bilde.
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Um Henderson. In arbeiterparteilichen Kreisen Englands herrscht nach einer Rede Hendersons vor der Wehrhausfraktion der Eindruck, daß Henderson nicht die Absicht hat, den Vorsitz der Abrüstungskonferenz niederzulegen. Henderson habe die Ansicht vertreten, daß ein solcher Schritt von den Gegnern der Abrüstung als eine Bestätigung ihrer Ansicht angesehen werden würde, daß die, Abrüstungsver- fuche nutzlos und zum Fehlschlag verurteilt seien.
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Das britische Kabinett über bie Berliner Note
London, 7. März. Reuter meldet: Die Verschiebung des Besuches Sir John Simons nach Berlin hat zu einer allgemeinen Erörterung der Lage durch das britische Kabinett geführt. Es wird zuversichtlich erwartet, daß der Besuch stattfinden wird, sobald Hitler sich von seiner Unpäßlichkeit erholt hat. Inzwischen sind bereits Vorbereitungen für den Besuch des britischen Ministers in Moskau und Warschau in die Hand genommen worden und sind, wie man glaubt, trotz der Stockung des Berliner Besuches im Gange. Obgleich noch kein Zeitpunkt für die Besuche in Moskau und Warschau festgesetzt worden ist, werden sie voraussichtlich in der nahen Zukunft ausgeführt werden, da in London kein Wunsch besteht, unnötig lange die Reihe von Verhandlungen, die durch die Erklärung von London eingeleitet worden sind, hinauszuziehen. Zu gleicher Zeit wird jedoch behauptet, daß es möglich sein wird, sich an das ursprüngliche Programm, Berlin zuerst zubesuchen, zu halten, und daß man einige Zeit abwarten wird, ob die Ge
sundheit Hitlers sich bessert, bevor die Reise nach Rordofleüropa endgültig unternommen wird.
London, 7. März. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" schreibt, nach der Prüfung der diplomatischen Lage, die durch den Aufschub der Berliner Besprechungen entstanden sei, habe die britische Regierung am Mittwoch Schritte getan, um fe st zu st e l le n, ob Sowjetrußlnnd und Polen noch immer ähnliche Besprechungen in Moskau bezw. Warschau wünschten. Es verlaute, daß die Botschafter beider Mächte sich beeilt hätten, die Versicherung zu geben, daß. soweit ihre eigenen Regierungen in Frage kämen, die Lage sich nicht geändert habe. Der britischen Regierung sei es somit möglich, ihre Absicht be- kanntzugeben, einen Regierungsvertreter nach beiden Hauptstädten zu senden und eine entsprechende Mitteilung werde vor der Unterhausaussprache am nächsten Montag erfolgen. Der Korrespondent bestätigt, daß der britische Botschafter in Berlin beauftragt worden ist, sich zu erkundigen, wann der Führer in der Lage sein dürfte, ein neues Datum für die deutsch-englischen Besprechungen sestzusetzen, falls sie noch gewünscht würden.
Eden geht nach Warschau und Moskau
London, 7. März. Außenminister Simon bestätigte im Unterhaus daß Lordsiegelbewahrer Eden sich voraussichtlich im Anschluß an die Reise nach Berlin nach Warschau und Moskau begeben werde. Diese Mitteilung war durch eine Frage des Oppositionsführers Lansbury über die Aussichten eines englischen Ministerbesuches in Moskau und anderen Hauptstädten hervorgerufen worden. Simon antwortete wörtlich: „Nachdem der Besuch in Berlin vereinbart worden war, erhielten wir die Mitteilung, daß anschließend ein britischer Ministerbesuch in der Sowjetunion und in Warschau besonders begrüßt werden würde. Die englische Regierung hat erwidert, daß sie sich glücklich schätze, diese Einladung anzunehmen, und es ist beabsichtigt, daß der Lordsiegelbewahrer Eden diese Besuche wahrnimmt."
Neue deutsche Rohstoffe
auf der Leipziger Messe
Mehr als in vergangenen Jahren nimmt diesmal das Gebiet der Mode einen beachtlichen Raum im Rahmen der Leipziger Frühjahrsmesse ein. Diese Tatsache dürfte sich in erster Linie daraus erklären, daß die deutschen Textilfabriken gerade im Laufe des letzten Jahres umwälzende Neuerungen herausgebracht haben und daß sie in dem Bestreben, der deutschen Rohstoffbeschränkung einen wirkungsvollen Ausgleich entgegenzusetzen, neue Qualitätserzeugnisse aus den Markt gebracht haben, die jetzt in hohem Maße das Interesse der Messebesucher finden.
Alles Streben der deutschen Technik ist im Laufe des letzten Jahres dahin gegangen, die neuen deutschen Gewebe soweit zu vervollkommnen, daß sie exportfähig werden und dem auf dem internationalen Markte bereits Vorhandenen ebenbürtig an die Seite aeitellt werden können. Man bat also versucht, auf der
Aus
besten Steinpilzen
entsteht die hervorragende „Knorr Pilz- Suppe"! Auch die übrigen Knorr-Suppen verdanken den reinen, unveröeckten Eigengeschmack ihren natürlichenBestandteilen,seien es nun Erbsen mit Schinken oder Bohnen * mit Speck, Reis mit Tomaten, Grünkern, Spargel, Blumenkohl oder andere Gemüse. 1 Würfel — 2 reichliche Teller — 10 Pfg. Schon seit 50 Jahren:
- gute Suppen!
Der Liebe Leid
und Glück.
Roman von Robert Fuchs-Liska.
82 Rxchrnlck v»rb»t«n
Die Tage, die Sinchen hier leben durfte» waren wenig- stens frei von der Reue. Lebte auch immer noch der Kummer ihrer verschollenen Jugend — die Ruhe hatte sie wenig- stens gefunden, die sie frei machte vor der Furcht, eine Lüge mit hinübernehmen zu müssen in den ewigen Frieden ihres verlorenen Lebens. Justs Zorn begriff sie — wenn der sich auch nur leise äußerte und wenigstens in der Zeit ihrer Genesung einzuschlafen schien.
Sie sah nach dem Kinde hin, das mit der üblichen Tafel Schokolade auf dem Sofa saß — einem Leckerbissen, den „Tante Sinchen" immer bereithielt. Wie kam es nur. daß ihr Herz so ganz anders geworden war, seitdem das neu- gierige Kind einmal den Weg in da salte Wapplerhäuschen gesunden hatte? War nicht mit ihm ein Heller Schein in die alte Vogelstube eingezogen — war ihre Seele nicht ruhiger geworden, seitdem sie mit heiligem Eifer das Kinderherz zu erobern versucht hatte? Bis es sich eines Tages zutraulich an sie schmiegte — bis das Kind zu ihrm alten Gesicht hinaufreichte und verwundert die stillen Tränen fortzuwischen suchte, die über die runzeligen Wangen der alten Jungfer rollten. Und sie erkannte, daß sie an Liebe noch genug befaß, um still an dem Kinde gutzumachen, was sie der Mutter zugefügt hatte.
" Da draußen standen Just und Suse. Sir sahen nach dem Giebelfenster hinauf. Ach fa — die Dachstube dort oben hatte den Schmerz gesehen, den Sinchen so harten Sinnes bitter in die Schale des Lebens der jungen Frau gemischt hatte. Und in dieser Erinnerung sich angstvoll schämend, flüchtete sie zu dem Kinde und barg ihr Gesicht an seinem reinen Herzen.
Da pochte es an die Tür. der Vogelstube und Trudchen
rief: „Papa — Mama — schnell ... kommt doch! Tante Sinchen weint schon wieder."
Die Tür öffnete sich. Suse sah mit lachenden, verwunderten Augen in der veränderten Stube umher. Dann ging sie rasch auf Sine zu. hob sie zu sich empor und legte ihren Arm um den vom Altern und langgetragenen Kum- mer gebeugten Nacken der alten Jungfer.^
„Schwägerin, heute erst fand ich den Weg zu Ihnen, den mein Kind schon lange kennt. Und wenn Trudchen Ihnen — wie Just sagt — nun ein wenig Freude ins Haus trug, so darf ich es Wohl sein, die Ihnen den lang- entbehrten Lebensfrieden vielleicht zurückgeben kann. Möchten Ihr Herz und das meine einander so nahekom- men — wie es dem Keinen Trudchen gelang, Ihren Sinn und Ihr Herz zu gewinnen."
Dann legte sie auf die blumige Tischdecke das Päckchen alter Briefe und das vergilbte Blatt, die sie in der kleinen Kassette gefunden hatte. Und nun sprach auch Just und erklärte der Schwester, was der Zufall hier ans Licht gebracht hätte.
Und dann redete Just weiter: „Du tatest Gerdenring Unrecht, Sine!"-
„Nicht, Just, nicht!" rief sie. „Lege nicht neue Qual auf mich, da ich von der alten kaum genesen bin. Tat ich dir und Suse nicht genug an? Was soll ich nun auch noch ihm angetan haben?
„Beruhige dich, Schwester. Wohl trifft auch ihn ein Teil der Schuld. Er gab dich auf, weil er die Ehre seines Namens zu retten hatte. Es scheint den Gerdenrings be- schieden zu sein, daß sie freudlos am Leben zugrunde gehen müssen. Lies — und dann werde noch einmal glücklich. Wie Suse und ich. Versuch's nur, Schwesterchen! Am Ende wirst du mir noch einmal ein zufriedenes altes ML- del."
Und es war das erstemal seit langer Zeit, daß er gegen Sinchen wieder den alten, herzlicheil Ton fand.
Sine war rasch zu dem Tische hingegangen. Sie erkannte die Schrift des Maynes. den sie aus seiner Un?hr»,
Leipziger Messe zu zeigen, was mit den neuen deutschen Fabri- katen erreicht werden kann. Die hier zur Ausstellung gelangten neuen Gewebe sollen nicht nur für den Export, sondern auch im Jnlande werben, und sie zeigen tatsächlich, daß sie wohl dazu berufen sind, die Bresche auszufüllen, die durch eine Beschränkung der Rohstoffeinfuhr im Jnlande entstanden ist.
In erster Linie sind es die neuen Gewebe Vistra, Cellophan, Aceta und Cuprama, die das besondere Interesse der Messebesucher Hervorrufen. „Cuprama" ist der Name der neuesten deutschen Spinnfaser, die von IG. Farben zusammen mit Bemberg hergestellt worden ist. Cuprama enthält fast die gleichen Grundstoffe wie die Bemberg-KunsWde, nämlich Kupfer, Kunstsoinnfajer und Baumwoll-Linters.
Interessant ist die Tatsache, daß sich das Ausland viel rascher als wir selbst den neuen deutschen Rohstoffen zugewendet hat. Das beweisen verschiedene Pariser Stoffneuheiten, so z. B. ori. ginelle Zellglasschals, die aus deutschem Cellophan hergestellt sind. Viel Beachtung finden auch die neuen Cellonmetallstoffe, die im Auslände angefertigt werden, während dis deutsche Industrie dieses Material bisher nur zu Gürteln und Knöpfen verarbeitet hat.
Die Sonderausstellungen für die neuen deutschen Gewebe zeigen offensichtlich, daß sie geneigt sind, der deutschen Mode neue Wege zu weisen. Hier eröffnen sich zum Teil ganz neue Perspektiven für Farbgestaltung und Musterung. Während man in früheren Jahren z. B. häufig gerade der billigeren Stapelware nicht das wertvolle Muster zugestehen wollte, erweist sich jetzt durch einige gelungene Versuche, daß auch in den neuen Textilien, die zum Teil zu niedrigen Preisen hergestellt werden können, durch Wedtechnik und Musterung außerordentlich gelungene Effekte erzielt werden können.
Die deutsche Modeindustrie wird aus der Textilschau insbesondere der neuen Gewebe viele neue Anregungen erhalten. Schon jetzt werden die Sonderausstellungen wirksam durch regelmäßige Modeoorführungen ergänzt.
Beisetzung des Bischofs von Berlin
Berlin, 7. März. In einer überaus eindrucksvollen, würdigen und ergreifenden Feierlichkeit ist der Bischof von Berlin, Dr. Nikolaus Bares, in der Gruft der St. Hedwigs-Kathedrale beigesetzt worden. Seit den frühen Morgenstunden stand die Innenstadt im Zeichen der Trauerfeier. Vor dem Trauerhause, der Bischöflichen Kurie hatte sich die Geistlichkeit der Diözese Berlin versammelt. Die Domherren von St. Hedwig, die auswärtigen Prälaten und Bischöfe, die Familienangehörigen und einige Ehrengäste hatten sich in der Hauskapelle eingesunden, wo der Verewigte ruhte. Der päpstliche Nuntius Orsenigo vqllzog mit Assistenz der Bischöfe feierlich die Exequien. Dann wurde der tote Bischof in seierlichem Zuge zur St. Hedwigs- Kathedrale geleitet. Unmittelbar hinter dem Wagen gingen die Angehörigen, eine große Zahl von Ehrengästen. Den Beschluß des langen Zuges bildeten Abteilungen der Landespolizei, Abordnungen der Reichswehr, Trauergäste aus Trier und Hildeoheim, katholische Jugendverbände, Ordensschwestern und katholische Gesellenvereine. Viele Tausende bildeten Unter den Linden Spalier. Zu Seiten des Sarkophags nahmen der Nuntius, die Bischöfe und Prälaten Platz, vor ihm die große Zahl der Ehrengäste. Der Führer und Reichskanzler hatte als seinen Vertreter Staatssekretär Meißner entsandt außerdem sah man Reichsminister Eltz von Rübenach. Staatssekretär Erauert, von der Landespolizei General der Landespolizei Wecke und Generalleutnant Waldow. Man sah die Botschafter von England, Frankreich und Polen. Das feierliche Requiem zelebrierte Kardinal Bertram unter Assistenz der Domherren Dr. Lichtrn- ber und Heusers. Der Domchor sang ein Requiem von Haller. Nach dem Evangelium hielt der Bischof von Hildesheim, Dr. Mächens, die Trauerrede. An das Requiem schlossen sich die großen Feierlichkeiten der letzten Aussegnung an. Der Sarg wurde dann, geleitet von den Bischöfen und begleitet von der Familie und der Domgeistlichkeit, in die Gruft der St. Hedwigs- Kathedrale getragen.
Akkerjührung der Leiche des Gauleikers Hans Schennn
in das Haus der deutschen Erziehung
Bayreuth. 7. März. In feierlichem Zuge wurde am Donnerstag der Leichnam Hans Schemms vom städtischen Krankenhaus in die Ehrenhalle des Hauses der deutschen Erziehung übergeführt. Den Trauerzug eröffneten Schüler der Bayreuther Mo- torsportschule, ihnen folgte der von alten Parteigenossen und Freunden des Gauleiters flankierte Leichenwagen. Den Sarg deckte die Flagge des neuen Reiches und die Dienstmütze des Verstorbenen. Im Trauergefolge sah man die Angehörigen, die führenden Persönlichkeiten der Bewegung der Bayerischen Ostmark und Vertreter der Wehrmacht. Es folgten dann der Gau-
lichkeit verloren meinte. Den sie betrauert hatte in tiefen Schmerzen, bis aus dem Gram der Haß aufstieg. Der Haß auch gegen die schuldlose Suse. Nur weil sie den Namen trug, der in einem verbitterten Herzen das Echo seneS längst verklungenen Weinens wieder weckte, das sie in den ersten Wochen nach Joachims rätselhaftem Schweigen und Niewiederkommen Nacht für Nacht in den Kisten erstickt hatte. Sie nahm die Schriften und verschloß sie in dem alten Schreibtisch, der schon ihr Jungmädchenzimmer ge-, ziert hatte — — in jener glückseligen Zeit, da er auch da-' mals Joachims Briefe verbergen mußte.
Dann ging sie zu Suse und nahm ihre Hand. Der harte Ausdruck in Sinchens Augen war verschwunden, als sie bat: „Vergeben Sie mir!"
Und Just, der sah, daß Suses Augen feucht tvurden — und der doch nicht wollte, daß diese lieben Augen se wieder weinen sollten — sagte rasch: „Das hat sie längst getan. So laß denn gut sein. Sinchen. Suse meint, du wärest die vom Schicksal bestimmte Hand gewesen, die unsere Liebe ' über das Feuer des Zweifelns, des Hastes und der Hoffnungslosigkeit hielt, auf daß sie die Probe für ein dauerndes Glück bestünde."
Und Suse nahm das alte Fräulein anS HerA und sagte: „Wir waren beide unglückliche Frauen, denn wir sahen oas Liebste verlorengehen, dem unser Herz und damit unser ganzes Wesen gehörte. Ich konnte es mir noch retten. Sie. Aermste, sahen dem Glück nur einen flüchtigen Augenblick ins lachende Angesicht und mußten dann für alle Zeit entsagen. Heute verstehe ich Sie — so vergab ich nicht nur, sondern kann auch vergessen."
Dann küßte der warme, rote Mund herzhaft die Tränen der Reue von den welken Wangen.
Durch alle Tiefen der Rätsel einer Frauenseele gewandert. war Suse restlos glücklich. Und von diesem großen Glück verschenkte sie gern den Ueberfluß.
— Ende.