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Nummer 6 Fernruf 479

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Berlin, 7. Jan. Am Sonntag vormittag wurde in Berlin die große Saar-Ausstellung eröffnet, die in der Wandelhalle des Reichstagsgebäudes untergebracht ist..Bei der Feier hielt Reichs­minisirr Dr. Göbbels eine Rede, in der er u. a. ausführte:

Allen wirklichen Friedensfreunden bereitete es eine besondere Genugtuung, als vor einigen Wochen die Saarfrage durch die römischen Abmachungen aus der Atmosphäre gefährlicher poli­tischer Ueberhitztheiten herausgenommen und wieder auf die Basis einer vernünftigen und leidenschaftslosen Betrachtung ge­stellt wurde. Die Frage selbst erfuhr damit eine Entspannung, die uns auch für seine endgültige Lösung die besten Hoffnungen gibt, vor allem im Hinblick darauf, daß der Führer des öfteren betont hat, daß es nach Regelung dieser Frage zwischen Deutsch­land und Frankreich keine gebietlichen Streitfragen mehr geben soll. (Lebhafter Beifall.) Wunsch und Wirklichkeit stimmen hier atso in einenr seltenen Maße überein. Es liegt jetzt beim Saarvolk selbst, durch die Abstimmung am kommenden Sonntag eine feste, unverrückbare und unabänderliche Tatsache zu schaffen, die endgültig diesen heiklen und gefährlichen Diskussionsstoff aus der weltpolitischen Debatte verweist. Dazu einen gewichtigen Beitrag Hinzusteuern ist Sinn und Aufgabe der Ausstellung, die wir am heutigen Tage eröffnen.

Am l3. Januar kann die Epoche vieler Jahrhun­derte liquidiert werden, die ihren Ausdruck fand im ewigen Haß und Krieg zweier großer Nationen, die das Schicksal Seite an Seite in den Kernraum Europas gestellt hat. Das ist der wahre und tiefe Sinn dieser Volksabstimmung. So kann das Saargebiet, das ursprünglich als Zankapfel zwischen Deutsch­land und Frankreich gedacht war, in -Wirklichkeit zur Brücke wer-- den, auf der endlich diese beiden Völker zueinander gelangen mögen, um sich stolz und voll Achtung gegenseitig die Hand zu reichen. Es ist die geschichtliche Möglichkeit gegeben, in diesem entscheidungsvollen Augenblick den unseligen jahrhundertlangen Nachbarkampf» der die ganze europäische Geschichte der Neuzeit verwirrt und gefährdet hat, endgültig abzudrosseln und eine neue Linie deutsch-französischer Zusammenarbeit auszunehmen, die ganz Europa nur zum Segen gereichen kann. (Anhaltender stür­mischer Beifall.) Noch einmal ist jetzt die Möglichkeit in die Hände dieser beiden Nationen und die ihrer Staatsmänner ge­legt, im Zeichen einer gemeinsamen Mission zur Begründung eines neuen, geordneten Europas eins Epoche der positiven Zu­sammenarbeit in die Wege zu leiten. (Wiederholter Beifall.) Wenn das gelingt, dann hat auch der Weltkrieg seinen eigent­lichen historischen Sinn erhalten, denn wollte er nicht mehr, als nur die weitere Befehdung dieser beiden Nationen in blutigen Kriegen nach sich ziehen, wo sollte der Sinn dieser fürchterlichen Verzweiflung zu finden sein?

Was an uns liegt, so sind wir gewillt und entschlossen, uns der historischen Stunde, vor der wir stehen, würdig zu erweisen und endgültig die Vergangenheit zu begraben, um eine neue friedliche Zukunft zu beginnen. In der Verständigung liegt die Ordnung, im Krieg liegt Zerstörung und endgültiger Unter­gang. Eine dritte Möglichkeit ist Europa nicht gegeben. Deutsch­land und Frankreich haben die furchtbare Probe des Weltkrieges in Ehren bestanden. Wenn auch der Krieg nicht Freundschaft zwischen ihren Völkern begründet hat, er kann Achtung vorein­ander hinterlassen. Diese Verständigung aber wird nur von Dauer sein und Bestand haben, wenn sie auf der Grundlage gleicher nationaler Lebens- und Ehrgesetze erfolgt.

Mols Hetz Wer die Soor

Die große Saarkundgebung im Verlier Sportpalast

Berlin, 7. Jan. Das ganze deutsche Volk richtete am Sonntag den Blick nach der Saar, Der Rundfunk hatte sein Unterhal­tungsprogramm fast ausschließlich auf diesenTag der Saar" eingestellt. Daneben übermittelte er wiederholt den Hörern in allen Teilen des Reiches die Nachrichten über den Riesenaufmacsch der Deutschen Front auf dem Wackenberg bei Saarbrücken und brachte schließlich am Abend die Reichssendung Saar-Kantate zu Gehör mit der Melodie des Saarliedes. In Berlin jand abends eine gewaltige Saarkundgebung im Sportpalast statt, die sich ebenfalls zu einem erhebenden Bekenntnis zur deutschen : Saar gestaltete. Der Riesenraum war überfüllt. 20 000 Men­schen drängten sich Kopf an Kopf in einer unerhörten Begeiste­rung. Immer aufs neue erhoben sich die Menschenmassen und grüßten mit sreuüigen Zurufen die mehr als 2000 abstimmungs­berechtigten Saarländer, die der Kundgebung beiwohnten. Der Begeisterungssturm erreichte seinen Höhepunkt, als der Stellver­treter des Führers, Rudolf Heß, und Reichsminister Dr. Eöb­bels den Saal betraten.

Reichsminister Rudolf Hetz

führte u a aus:

Für die Ruhe der politischen Entwicklung wäre es ein Glück gewesen, wenn Frankreich den Vorschlag des Führers angenom- ! men hätte, die Saar solle ohne Abstimmung Deutschland an- gegliedert werden durch freundschaftliche Verhandlungen zwischen den beteiligten Staaten. Vielleicht ist es aber gut, wenn der Welt noch einmal in einer so in die Augen springenden Weise wie durch die Abstimmung gezeigt wird, welchem Volkstum

Dienstag den 8. Januar 1S35

Tagesspiegel

Zwischen Laval und Mussolini wurden in Nom am Montag abend fünf Protokolle unterzeichnet. Drei davon beziehen sich auf Kolonialfragen» je eines auf den öster­reichischen Earantiepakt und die Abrüstungsfrage.

*

In acht Kreisstädten an der Saar hat am Montag die Borabstimmung der Saarbewohner begonnen, die am kom- < inenden Sonntag dienstlich an der Abstimmung verhin­dert find.

Mit einem feierlichen Staatsakt wurde die württ. Justiz­verwaltung auf das Reich Lbergeleitet.

Die Vertreter des Danziger Senats haben der polnischen Negierung in Warschau einen Staatsbesuch abgestattet.

*

Bei einem Eisenbahnunglück zwischen Moskau und Lenin­grad soll es über Tote gegeben haben.

die Deutschen des Saargebietes angehören und angehören wollen. Und vielleicht ist es gut für Deutschland und für die ganze Welt, es wird dieser noch einmal sinnfällig gezeigt, wie wider­natürlich manche Teile des Vertrages sind, der nach dem Glauben vieler der gequälten Menschheit Frieden bringen sollte und, weiß der Himmel, voch keinen wirklichen Frieden brachte!

Wir wollen dankbar anerkennen, daß die heutige franzö­sische Regierung sich ehrlich und mit Erfolg bemühte, aus dem Wege zu räumen, was Schroieitgleiten erzeugen und di« Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich hätte ungünstig beeinflussen können. Wir glauben, daß die französische Regie­rung dem Friedensbedürfnis und dem Rechtsempfinden des fran­zösischen Volkes auch in der nächsten Zeit dadurch Rechnung tragen wird, daß sie alles tut, um mit Deutschland gemeinsam nach der Abstimmung die noch abzuwickelnden technischen Einzel­heiten der Wiederangliederung rasch und einwandfrei zu lösen."

Rudolf Heß betonte dann, er sei stolz, noch einmal und weit­hin hörbar sagen zu dürsen, worum es im Kampfe um die Saar für Deutschland geht. In einer historischen Ueberficht wies er auf die Deutschheil der tausendjährigen Geschichte des Landes an der Saar hin, für die selbst französisches Zeugnis streite. Auch die wirtschaftliche Verflechtung mit dem deutschen Mutterlande, die sich einwandfrei zahlenmäßig belegen läßt, spricht klar da­für, daß die Saar zur deutschen Wirtschaftseinheit gehört.

Aber es gehe bei aller Wichtigkeit der Wirtschaft nicht um Kohle, Eisen und Glas es gehe um Land und Men­schen, um Boden, der mit deutschen Blut geweiht, mit deut­schem Schweiß gedüngt ist: über alles um Menschen, die so deutsch sind, als die deutschesten unter uns. Sie wollen zu uns. Wir haben ihnen alle Tore geöffnet. 15 Jahre lang haben diese Deutschen ihr deutsches Wesen mit zusammengebissencn Zähnen verteidigt. Sie haben damit nicht nur ihre Treue zu Deutschland bewiesen, sie haben auch verhindert, daß das Pulver­faßSaar" sich entzündete.

Den Volksgenossen der Saar rief Rudolf Heß zu:Ihr kehrt heim in ein Reich, das Euch würdig empfängt, in ein Reich, dem Ihr wieder mit Stolz angehören dürft." Dies Reich hat Mil­lionen seiner Kinder zu Arbeit und Brot zurückgeführt und es nehme sich in Liebe seiner Aermsten an. Es sei ein Reich, in dem nach einem Wort des Alten Fritz jeder nach seiner Fasson selig werden könne. Jedem stehe es frei, was er glauben will und zu welcher Kirche er gehen will. Der Nationalsozialismus, der der Gottlosenbewegung den schärfsten und erfolgreichsten Kampf angesagt hat, sei gewillt, die beiden christlichen Konfes­sionen in ihrem religiösen Betätigungsfeld zu schützen.Wir sind bereit, den Kirchen zu geben, was der Kirche ist, wenn sie dem Staate geben, was des Staates ist."

Rudolf Heß gab dann ein Bild dieses neuen Staates, seiner wirtschaftlichen Maßnahmen und Erfolge und der Sorge um das Wohl der Volksgenossen. Zu der Lllgenflut, die die Emi­granten über Deutschland geleitet haben, führte der Stellvertre­ter des Führers aus, ihm täten die Propheten rechts und links zwar beinahe leid, aber er könne ihnen versichern, daß sich auch nach dem IS. Januar nichts, aber auch gar nichts von all den mystischen Dingen ereignen wird, die sie prophezeien und daß es in Deutschland gerade so ruhig sein wird, wie vor dem 13. Januar.

Rudolf Heß sprach von der unvergeßlichen Zusammenkunft der Führerschaft Deutschlands. Die Huldigung der deutschen Führer­schaft für Adolf Hitler war der Ausdruck der Treue und des freudigen Gehorsams zu ihm, dem Führer in das neue Deutsch­land der Ehre und Größe. Das deutsche Volk von heute ist eine geschlossene Nation, die hinter einem Führer marschiert und in deren Reihen die Saardeutschen an der Stelle mitmarschieren, wohin Gott sie haben will.

Der Stellvertreter des Führers schloß seine Rede mit der Feststellung: Saardeutsche aus dem Blut und Boden ur- und erzdeutscher Heimat, Ihr werdet an diesem Tage Mann für Mann, Frau um Frau Eure Pflicht tun. Der Führer will es. Die Welt erwartet es. Deutschland weiß es! Deutsch ist die Saar!

Di« Rede des Stellvertreters d«s Führers wurde iu ihrem

Fernruf 479 70. Jahrgang

ganzen Vertaus immer aufs Neue von'stärkstem Beifall, Hände­klatschen und Heilrufen begleitet. Am Schluß erhoben sich die 20 000 Menschen spontan und sangen das Saarlied.

Tie MaWmmW im EMMI

Saarbrücken, 7. Jan. Die Saarabstimmung'hat am Montag um 8.30 Uhr mit der Abstimmung gewisser Gruppen von Ab­stimmungsberechtigten, die am 13. Januar anderweitig stark in Anspruch genommen sein werden, praktisch begonnen. Unter diese Gruppen, für die in den Kreisstädten Wahllokale ein­gerichtet sind, fallen u. a. die Landräte und Bürgermeister, die Personen, die der Polizei und dem Landjägerkorps angehören, die Beamten, Angestellten und Arbeiter der Eisen- und Straßen­bahnen, der Kraftomnibuslinien, des Post-, Telegraphen- und Fernsprechwesens, sowie das Personal der Krankenhäuser und Gefängnisse. Für Saarbrücken-Stadt sind in der Nauwiesener Schule drei Wahlbüros eingerichtet worden.

In einem Lokal hatten in den ersten 45 Minuten nur drei Personen von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht. An langen Tischen sitzen in den drei Schulzimmern die drei Wahlvorsitzen­den, der Schwede Kleberg, der Däne Weinert und der Luxem­burger Fürst, umgeben von ihren vier Beisitzern, die sich aus Vertretern der Deutschen Front und der Rückgliederungsgsgner zusammensetzen. Die beiden feindlichen Parteien werden durch den Vorsitzenden und die neben ihm stehende graugrüne Wahl­urne etwa in Größe eines deutschen Briefkastens getrennt. Die Urne trägt in großen weißen Buchstaben die AufschriftVor- Abstimmung Saarbrücken-Stadt". Die Wahlprüfer sehen die Ab­stimmungsausweise und Personalausweise der Personen, meist Landjäger und Polizeibeamte, ein. Die Stimmberechtigten be­geben sich dann in die Zelle, stecken ihren Stimmschein ungefaltet in einen grüncn Umschlag und übergeben ihn dann dem Vor­sitzenden, der ihn gemeinsam mit dem Abstimmungsausweis des Betreffenden in einen weiteren Umschlag, einen Fensterbrief­umschlag, steckt, auf dem genaue Angaben über den Wahlbezirk und die Bürgermeisterei des Stimmberechtigten gemacht werden. Dieser Umschlag wird vom Vorsitzenden persönlich zugeklebt und mit dem Amtssiegel versehen. Der Stimmschein wird dann in diesen doppelten Briefumschlägen in die Urne gesteckt.

Die voraussichtlich nicht sehr starken Bündel von Stimmschei­nen werden nach Schluß der Vorabstimmung am Dienstag um 20 Uhr herausgenommen werden. Sodann werden sie dem Wahlbezirk überwiesen, dem der betreffende Abstimmungsberech­tigte nach den Aufzeichnungen auf dem Fenster-Briefumschlag angehört. Am Wahlsonntag werden dann die Fensterbrief­umschläge entfernt und von neutralen Beamten die Umschläge mit dem Stimmschein in die jeweilige Wahlurne des zuständigen Abstimmungsbezirks gesteckt werden. Es sind besondere Vorkeh­rungen dafür getroffen worden, daß gerade bei diesem Wahlakt das Abstimmungsgeheimnis unter allen Umständen gewahrt Gird. Man rechnet für Saarbrücken-Stadt mit einer Eesamt- beteiligung von etwa 1200 Wahlberechtigten.

Etwas bewegter steht es in dem Vorabstimmungs-Büro von Saarbrücken-Land, in der Kreissparkasse zu Saarbrücken, aus, wo nur in einem Raum Gelegenheit zur Stimmabgabe geboten ist. Auch hier setzen sich drei Viertel der Stimmbereckz- tigten aus Landjägern und blauen Polizisten zusammen. Man sieht besonders sehr wenig Frauen, die von ihrem Recht zur vor­zeitigen Stimmabgabe Gebrauch machen wollen.

Gleichzeitig finden ab heute morgen in Gefängnissen und Krankenhäusern Vorabstimmungen statt, die unter der Leitung des Norwegers Loederup vorgenommen werden. Alle Saar­brücker Strafgefangenen wurden zur Vornahme dieser Wahlakte nach der Lerchesflur geschasst. Diese Vorwahl kann nach den Abstimmungsbestimmungen drei Tage dauern.

Der erste Abstimmungstag

Saarbrücken, 7. Jan. Am ersten Abstimmungstage für die Beamten des Saargebietes und ihre Angehörigen sowie ferner für die Insassen der Eefangenenanstalten und der Krankenhäuser war die Beteiligung an der Wahl außer­ordentlich schwach. So haben in Saarbrücken z. V. nur 209 Personen abgestimmt. Zur Teilnahme an dieser Vorabstim- mung sind nur die Angehörigen des Landjägerkorps und der blauen Polizei gezwungen, während sie für die übrigen Beamten freigestellt ist. Es hat sich gezeigt, daß die Bevöl­kerung in die technischen Maßnahmen der Abstimmungs­kommission doch ein erhebliches Mißtrauen setzt und lieber erst am Hauptabstimmungstage, am 13. Januar, abstimml.

Es kommt hinzu, daß z. B. von 32 Stimmen in Beckigen und Mettlach fünf für ungültig erklärt worden sind, weil die Abstimmenden entgegen den Bestimmungen der Abstim­mungskommission im Wahllokal selbst ihrer politischen Mei­nung Ausdruck gegeben haben. Als Ausdruck der politischen Meinung wird es schon betrachtet, wenn die Hand zum deutschen Gruß erhoben wird. Besonders tragisch liegt der Fall einer kranken alten Frau, die bettlägerig ist und nur mit Hilfe anderer Personen an der Abstimmung teilnehmen konnte. Sie erklärte, sie sei deutsch geboren und wolle auch deutsch sterben. Daraufhin wurde ihre Stimme für «»gültig erttärt. _ ^