«VN Vem Gemekttdeprästdenten, daß er einen Aufruf erlaffe, in dem er sein Bedauern über die angeblichen Vorfälle ausspreche u. eine Entschuldigung vorbrächte, da sonst ein« Strafexpedition nach Pontetresa unternommen werden würde. Die Fasz-sten erklärten: Wir find 350 Bewaffnete nnd werden, wenn e^ notwendig sein wird, bis zum Sankt Gotthard marschieren. Endlich wurde der Gemeindepräsi­dent freigelaffen, nachdem er gezwungen worden war. eine Erklärung zu unterzeichnen, in der er bestätigt, im Grunde seines Herzens Italiener zu sein. Nach seiner Rückkehr be­gab er sich nach Bellinzona, wo er der Kantonalregierung seinen Bericht übergab, den diese an den Vundesrat weiter­leitet«. Wegen dieses Vorfalls wurden die italienischen Grenzen und Gendarmeriekorps an der schweizerischen Grenze verstärkt, um einen Angriff der Faszisten auf schweizerisches Gebiet zu verhindern. Auf der Brücke zwi, scheu italienisch- und schweizerisch Pontetrela wurde eine Kette gespannt. Die Brücke wird von Karabinieris bewacht.

Annahme de, PeHiousgrsetzes.

Pari«. IS. April. Der Senat hat gestern das Penstonsgesetz und den Sonderentwurf betr. di« Pensionen der Staatsarbeiter in der von der Kammer angenommenen Fassung genehmigt.

Rücktritt der Regierung i« Belgrad.

Pari», 13 . April. Havas meldet aus Belgrad, daß die Regierung gestern zurückgetreten sei. um soweit wie mög- lich zur Klärung der politisch-parlamentarischen Lage bei- zutragen. Die Lage kompliziere sich dadurch, daß verschie­dene Gruppen und Abgeordnete das Programm abgeän­dert hätten, auf das sie sich -ei ihrer Wahl festgelegt hät­ten, ohne vorher die Zustimmung der Wählerschaft nachzu­suchen. Die Regierung sei Überzeugt, daß nur durch Neu- wählen Abhilfe zu schaffen sei.

Siegesfeier der Republikaner.

Athen, 14. April. Die Republikaner feierte r ihren Sieg bei der Volksabstimmung durch ein« reiche Illumina­tion der Stadt. Ministerpräsident Papanastastu sagte in einer Ansprache, es handle sich hier nicht um den Sieg einer Partei, sondern um einen Sieg des Landes selbst. Er forderte das Volk auf, die politischen Meinungsverschie- oenheiten zu vergessen und den politischen Gegnern von gestern die Bruderhand entgegenzustrecken, damit die Na­tion wie eine große Familie wieder an die Arbeiten gehen und entschlossen auf dem Wege des Fortschritts und des "'''hren Friedens voranschreiten könne.

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Beschränkung der Einwanderung k« Amerika.

Paris, iS. April. Nach einer Havasmeldung aus Washington hat das Repräsentantenhaus die Bestimmung de» Gesetzentwurfes betr. die Einwanderung, gegen die der japanische Botschafter protestiert hatte, weil ste den Japanern die Einwanderung nach den Vereinigten Staaten praktisch unmöglich macht, angenom­men. Ein Paragraph sieht vor, daß, abgesehen von wenige« Ausnahmen, kein« Ausländer nach den Bereinigten Staaten zu­gelassen werden, wenn sie nicht dt« Vorbedingungen für die Er­werbung des amerikanischen Staatsbürgerrechts erfüllen. Das Repräsentantenhaus nahm den Vorschlag Johnsons an, in dem das Kontingent der jährlich nach de« Bereinigten Staaten zuzu- lassenden Ausländer auf r Pro-, festgesetzt wird. Als Grundlage der Berechnung dient die Zahl der Ausländer gleicher Staats­angehörigkeit, di« i« de« Bereinigten Staaten bet der Volks­zählung von 189V ansässig waren.

Der Doppelgänger des Herrn Emil Schnepfe.

Roman von Earl Schüler.

Geben Sie mir sofort mein« Sachen heraus!" befahl er dem Kellner. Der lachte ihm ins Gesicht.

Immer mit die Gemütlichkeit," antwortet« er höhnend.Es würde mir interessieren mal zu hören, mit wem wir eigentlich det Verjnügen haben? Fritze, lauf doch mal zu dem Blauen an die Eck«, er soll mal Herkommen und ihm seine Fleppen visi­tieren."

»Ja!" sagte Dorival zu dem jungen Menschen, den der Kell- »er mit Fritze angeredet hatte,rufen Sie sofort einen Schutz­mann!"

Fritz« bewegte sich nicht von der Stelle. Die Hände in den Taschen, stierte er Dorival groß an. Aber der alte, würdige Mann mit dem Vollbart legte sich ins Mittel.

Kinder, laßt di« Polizei aus dem Spiel," mahnte er. Und zu Dorival gewandt fuhr er fort:

Junger Herr, Sie werden Ihr Wort Hallen und etwas aus­geben. Wenn Sie nicht mittrinken wollen, dann nehmen wir Ihnen das nicht krumm. Rücken Sie mal einen Goldfuchs raus."

Der Mann mit dem Stiernacken hatte sich den Schlaf aus den Augen gerieben und war dann näher an Dorival herangetreten. Gr musterte ihn sehr genau. Linen Augenblick schien es, als ob er ihn mit breitem Schmunzeln, wie einen alten Bekannten be­grüben wollte, aber er zog die schon ausgestreckte Hand wieder zurück und schüttelte enttäuscht den Kopf.

Er steht sehr ähnlich gutes Freund von mir," sagte er zu Wally, die neben ihm stand,habbe geglaubt, ist Zylinderemil."

Für Dorival unterlag es keinem Zweifel, daß mit dem Zy­lindermil sein Doppelgänger Emil Schnepfe gemeint war. End­lich hatte er eine« Mensche« getroffen, der sich von seiner Aehn-

Deutschland.

Rein« Etukgmrg Mische« V-yr. Bolkspartei ««d Zentr««.

Köl«, IS. April. Di«Kölnische Bolkszeitung" meldet au» München: Zwischen den Führern der Bayrischen Bolkspartei und denen des Zentrums haben anläßlich der Tagung des Reichs­parteivorstands des Zentrums in Frankfurt a. M. Verhandlun­gen stattgefunden, die dem Versuch dienen sollten, ein« Einigung zwischen den Parteien herbeizuführen. Diese Verhandlungen find ergebnislos verlaufen.

Berlin, 15. April. Aus den ergebnislos verlaufenen Eini­gungsoerhandlungen zwischen dem Reichszentrum und der Bay­rischen Volkspartei glauben mehrere Blätter schließen zu dürfen, daß man nunmehr mit dem Ausscheiden des Reichsjustizministers Dr. Emminger, der der Bayr. Bolkspartei angehört, aus dem Reichskabinett rechnen müsse. DerVorwärts" will bereits wis­sen, daß Reichskanzler Dr. Marx di« Leitung des Reichsjustiz­ministeriums mit übernehmen wolle. Nach einer Meldung des Berliner Tageblatts" aus München bereitet das Zentrum die Herausgabe einer eigenen Zeitung vor.

Berlin, IS. April. Die Berliner Stempel-Vereinigung der Banken hat, derVosstschen Zeitung" zufolge, beschlossen, die Zinsvergütung für mehr als litägige wertbeständige Anlagen auf 15 Proz. pro Jahr zu erhöhen.

Unterbrochen« Strafvollstreckung.

München» 15. April. Von zuständiger amtlicher Seit« wird mitgeteilt, daß die Strafvollstreckung gegen de« Grafen Anton Arco-Valley von St. Martin auf Grund eines Ministervats- beschlusses vom 13. April 1924 mit Aussicht auf spatere Be­willigung einer Bewährungsfrist unterbrochen worden ist. Graf Arco war bekanntlich wegen der Erschießung Eisners zu lebenslänglicher Festungshaft verurteilt worden. Diese Unter­brechung ist nicht gleichbedeutend mit Strafaufschub.

Vermischtes.

Giftmord.

«erli«. 14. April. Wie die ..Morgenpost" aus Essen meldet, wurde unter dem Verdacht des Giftmordes an sei­nen Eltern der 22jährige Sohn des Fabrikbesitzers Georg Müller verhaftet. Er soll zuerst den Vater vergiftet haben, um die Leitung der Fabrik und di« Verfügung über das väterliche Vermögen zu erhalten und dann eine Kranken­schwester zu heiraten. Als sich die Mutter Müllers dem Plan« widersetzte, soll der Sohn 3 Wochen später auch seine Mutter vergiftet haben. Der Verhaftete bestritt bei seiner Vernehmung jede Schuld. Als er nach der Vernehmung wieder in Hast abgeführt wurde, stürzte er sich aus einem Fenster des zweiten Stockwerks und erlitt einen Schädel- bruch und andere schwere »erl-tzungen.

Explosiv«.

Mährisch-Ostra«, 12. April. Auf dem Gabriel« Schacht in Karmin ereignete sich bet der Vermauerung eines Flözes eine stark« Explosion von Kohlengas im Innern des eingeschlossenen Flözteiles. Bei der Explosion kamen 13 Arbeiter und ei« Auf­seher ums Leben- 8 Arbeiter wurden schwer verletzt. Ein« Kom­mission ist an di« Unglücksstell« entsandt worden.

Mährisch-Ostra«, 14. April. Nach der vorgestrigen Ex­plosion auf dem Gabriel-Schacht in Karmin sammelten sich in dem betreffenden Schacht aufs neue Explostonsgase an, di« sich gestern nachmittag entzündeten. Eine furchtbare Explosion erfolgte im Förderschacht Nr. 1, die di« ganze Anlage des Förderturms vernichtete und in den umliegen­den Kanzleigebäuden einen Brand verursachten. Alle um-

liegenden Gebäude (Kanzleien, MasHknen-Susev und Wohngebäude) wurden schwer beschädigt. Di« Maschine« im Maschinenhaus blieben aber unversehrt. Auf große End fernungen wurden durch den Luftdruck die Fensterscheiben zertrümmert. Menschenleben hat die gestrige Explosion nicht gefordert, doch wurden durch Glassplitter viele Per- sonen verletzt. Die Möglichkeit einer neuen Explosion ist nicht ausgeschloffen. Der östliche Teil des Grubenfeldes ist in Brand geraten und wird überschwemmt. Die Gabriels- Grube, die der Berg- und Hüttengesellschast gehört, hatte die größte Förderung von allen Gruben und lieferte über 200 Waggons Kohlen täglich. Die Förderung auf der be- troffenen Grube ist für lange Zeit vollständig ausgeschlos­sen. Die Beamten und di« Arbeiterschaft der Grube werden den übrigen der gleichen Gesellschaft gehörenden Gruben zugeteilt werden.

Der Aronstab blüht.

In unseren prächtigen Laubholzwakdungen blüht gegenwärtig eie unserer seltsamsten, zugleich aber auch giftigsten Pflanzen, der Aronstab, wegen der Form seiner Blätter volkstümlich auch Eselsohr und wegen seines urinartigen Geruibes Aasblume be­nannt. Das nieder« Kraut besitzt einen knolligen Wurzelstock, ans welchem pfeilförmig meist drei Blätter herauswachien, zwi­schen denen sich ein Blüten^chaft entwickelt, der einen scharlach­roten, verdickten Dlütenkolben umschließt, welcher der Pflanze ihren Namen Aronstab gegeben bat. Dieser Name tlt eine Er­innerung an den Hohenpriester Aaron, den Bruder des Mose«, der einstmals dem Pharao von Aegypten, um die Wunderkraft seines Gottes zu beweisen, seinen Stab vor die Füße warf, wor­auf sich derselbe in eine Schlange verwandelte. Aus der Blüte entwickeln sich erbsengroße, scharlachrote Beeren. Wenn klein« Fliegen, angezogen durch den merkwürdigen Geruch des Blüten­staubes in diesen eindringen, geraten ste in ein keffelartige» Gefängnis, kn welchem sie solange zurückaebalten werden, bis di« Staubbeutel ihren Blütenstaub entleert haben: dann erst erhalte» die Fliegen ihre Freiheit wieder. Der merkwürdige, ährenartig« Mütenstand des Aronstabes gibt vielfach zu Aberglauben Ver­anlassung Das Volk beurteilt manchmal nach ihm die Menge und Güte des Meines im Herbst und dm Ausfall der Fru-bf-rnt«. Einst legte man den Aronstab unter die Haustüre. Man war der Ansicht, er könne dem Bösen den Eingang in das Haus ver­wehren. Alle Teil« der Pflanze, namentlich die Beeren, sind giftig. Im alten Griechenland bildeten die stärkemehlhaltiae» Knollen ein wichtiges Nahrungsmittel. v. B.

Der kluge Aff*.

In derGartenlaube" wird folgendes Anekdötchen erzählt: Der deutsch« Kaiser Karl V. hatte etnen Affen, der Schach spielt«. Einst hatte ihn dieser VirrhLnder schachmatt gesetzt, und der Kaiser gab ihm in seinem Aerger eine Ohrfeige. Der Affe wollt« natürlich mit einem so groben Gegner nicht mehr weiterspielen, ließ sich jedoch eines Tages wieder hierzu herbei. Al» er nu» eben im Begriff war, seinen Mitspieler wieder matt zu machen, fiel ihm noch zur rechten Zeit die erhaltene Ohrfeige ein. Schnell holte er geshalb «ln Kissen und warf es sich zum Schutze über den Kopf.

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lichkeit mit diesem Schnepfe nicht täuschen ließ. Was für ein scharfes Unterscheidungsvermögen besaß doch dieser Stammgast des Berbrecherkellers!

Der Eraubärttge sagte noch einmal ermunternd:

Ra. junger Mann, zeigen Sie mal etwas guten Willen."

Dorival drückte ihm ein Goldstück in die Hand. Gr war froh, mit einem Lösegeld davon zu kommen, denn schon kamen auch au» den vorderen Zimmern einige zweifelhafte Gestalten, die ganz so aussahen, als ob ihnen das Niederschlagen und Aus- plündern eines gut gekleideten Menschen ein wahres Herzens­bedürfnis bedeutete.

Max brachte ihm seinen Mantel und seinen Hut und ver­langte für die Flasche Wein drei Mark. Dorival zahlte ohne Murren und verließ schleunigst das Gastzimmer des Wirtshauses Zum biederen Oldenburger". Der Alt« mit dem Bollbatt stimmte hinter ihm herEin Prosit der Gemütlichkeit" an, und der Thor fiel begeistert ein.

Ein feiner Regen stäubte durch di« Straßen. Dorival sah sich nach einem Auto um, um so schnell als möglich aus dieser Gegend fortzukommen. Aber kein Wagen war zu sehen. Nur von fern« hörte er, aus der Richtung nach dem Alexanderplatz, die Glockensignal« der elektrischen Bahnen, das Pfeifen der Stadt­bahnzüge und die Huppenrufe schnell dahinjagender Automobile.

Eben wollte er im Geschwindschritt dem Alexanderplatz zu­eilen, als ihn jemand am Rockärmel zupft«. Er wandte sich rasch um. Bor ihm stand der klein« Bucklige.

Hab ick Ihnen nich vor Maxen gewarnt?" fragt« er.Wenn der alte Gustav nich dajewesen war', et wär' Ihnen schlecht jejangen."

War das der Mann mit dem grauen Bart?"

JawollN"

Der Man« sah so anständig au». Was treibt er denn?" forschte Dorival.

Di« Hand des Buckligen fuhr leicht und glatt in di« Mantel­kasche Dorival» und hielt chm. als st« wieder zum Bochhei«

kam, seinen Schlüsselbund entgegen. Es war nur ein erläutern­der Handgriff.

Det i» sein Jeschäst," sagt« er. Der alte, würdig« Man» war also ein Taschendieb.

Zeigen Sie den Max an," drängt« der BuckligeIch bi«

Zeuge."

Ich will'» mir mal bis morgeu überlegen," antwortete Da rival.Gute Nacht!"

Er wollt« weitergehen, aber der Bucklig« hielt ch» noch ei«- mal zurück.

Darf ich bitten, dann beugen Sie sich mal ein bißchen zu mir herunter." bat er. »ick habe Ihnen etwas Geheime» zu sagen." Er drehte de» Kopf nach link» und rechts, als ob er fürchte be- ckiuscht zu werden. Wett und breit war niemand zu sehen. Aber Dorival tat dem kleinen, komischen Kauz den Gefallen. Der Bucklige brachte seinen Mind dicht an Dorlvals Ohren.

Wenn Sie mal Papier brauchen, mit Stempeln und allem, kein Mensch tn Berlin macht Ihnen die so fein, wie ich." flüstert« er ihm zu.Wenn Sie mir nötig haben, fragen Sie nach mir bei der Rofinenolga, Sie wissen doch, in der Kaffeklapp« am

Wedding." ^

Schön, schön, ich werde an Sie denken." sagte Dorival, sich aufrichtend,aber genug für heut«. Leben Sie wohl!"

Sie auch, junger Herr. Und vergessen Sie mir nicht!"

Zehn Minuten später saß Dorival in einer Autodroschke und fuhr in schnellem Tempo seiner Wohnung zu. Er betrachtet« seine Akssicht, einen Einbrecher in Sold zu nehmen, als ge»

Am Schloßplatz wollte er nach seiner Uhr sehe«. Seine schön«, goldne Uhr war fort. Das auch noch! Die hatte ihm sicher der Taschendieb mit dem würdigen, «rauen Vollbart ge­stohlen. oder der Bucklig«. Dem hatte er ja zu dem Diebstahl der Uhr eine wunderschöne Gelegenheit geboten, als er sich tief zu ihm herniedergebeugt hatte.

(Fortketzuyg h»lM