in der Regel zu Hause gelassen werden. Sie werden, soweit an­dere Familienmitglieder nicht vorhanden sind, von der NS.- Volkswohlfahrt für die Dauer der Abwesenheit d'er Eltern be­treut werden. Nur in ganz besonderen Fällen kann die Mit­nahme von Kleinstkindern gestattet werden. Eine Entscheidung hierüber liegt ausschließlich bei den Organen des Bundes der Saarvereine. Zur Bewältigung des Abstimmungsverkehrs aus dem Reich sind 57 Sonderzüge aus allen Gegenden Deutschlands vorgesehen. Die Sonderzüge aus mittleren und weiten Entfernungen sollen am Freitag oder Samstag vor der Abstimmung im Saargebiet eintreffen und am Montag, teil­weise auch erst am Dienstag, das Saargebiet wieder verlassen. Die Züge aus der Nahzone werden dagegen erst am Sonntag ins Saargebiet fahren und am gleichen Tag abends wieder zu­rückgeführt werden. Bei der Besetzung der Züge wird durch eine straffe Organisation dafür Sorge getragen, dag jeder Mitreisende einen bequemen Platz bekommt. Die Züge werden auch keine übermäßige Länge erhalten, damit die Gewähr für eine ge­nügende Erwärmung auch der letzten Wagen des Zuges gegeben ist. Da die Sonderzüge aus betrieblichen Gründen keine Ge­päckwagen mit sich führen können, ist die Mitnahme von großem Reisegepäck nicht möglich. Die Reisenden sind vielmehr auf die Mitnahme von Handgepäck angewiesen.

Jeder Sonderzug wird von einem vom Bund der Saarvereine ernannten Transportleiter begleitet: daneben wird für jeden Wagen ein Obmann bestellt. Weiter werden seitens der Reichs­bahn den Sonderzügen besondere beamtete Begleiter mitgegeben werden, so daß jede Gewähr für eine reibungslose und zufrieden­stellende Durchführung der Züge gegeben ist.

Zur Durchführung der Reisen werden besondere Fahrausweise, sogenannte Veförderungsscheine, ausgegeben. Sie gelten für die Eesamtstrecke, die der Reisende zurückzulegen hat. Es ist also auch eine etwaige Anfahrtsstrecke zum Sonderzug und die Ab­fahrtsstrecke im Saargebiet vom Sonderzug zum Bestimmungs­bahnhof sowie die gesamte Rückfahrt einschließlich etwaiger Schnellzugszuschlagskosten usw. eingeschlossen.

Die Saarbahnen haben die Anwendung des vorhin bezeich- neten Veförderungsscheines für ihre Bahnen abgelehnt: Schwer- kranke oder Schwerbeschädigte, die mit Rücksicht auf ihren Ge­sundheitszustand fahrplanmäßige Züge benützen können, müssen daher für die (im allgemeinen nur sehr kurzen) Eisenbahnstrecken innerhalb des Saargebietes Fahrkarten nachlösen. Das saarlän­dische Zugbegleitpersonal ist verpflichtet, bei der Nachlösung auch deutsches Geld anzunehmen.

-Anträge auf Ausstellung der Veförderungsscheine sind von den Obmännern und Ortsgruppenleitern des Bundes der Saarver­eine im Benehmen mit dem Abstimmungsberechtigten auszusül- len und dem Transportleiter der einzelnen Züge einzureichsn. Die ausgestellten Beförderungsscheine werden sodann durch die Obmänner den Abstimmungsberechtigten rechtzeitig zugestellt.

Die Entscheidung darüber, in welcher Weise die Reise von den einzelnen Abstimmungsberechtigten auszusühren ist, liegt aus­schließlich bei den Organen des Bundes der Saarvereine. Es hat daher keinen Zweck und bringt nur unnötig Schriftwechsel und Verzögerungen mit sich, wenn sich die Abstimmungsberech­tigten wegen des Fahrausweises usw. an andere Stellen, z. B. die Reichsbahn, wenden.

Mitteilung des SaarbevollmSchiiglen des Reichskanzlers!

Neustadt a. d. Hardt, 24. Dez. Eine Reihe von Industriellen und sonstigen Unternehmern haben in anerkennenswerte Weise in letzter Zeit Anfragen an mich gerichtet, die sich mit einer Ab­sicht namhafter Unterstützungen des Kampfes an der Saar befaßen.

Ich bringe auf diesem Wege den beteiligten Kreisen Dank und Anerkennung zum Ausdruck. Die in Frage kommenden Beträge werden dem KontoSaar-Hilfswerk bei der Bezirkssparkasse Neustadt-Hardt" zugeführt.

Die Mittel dienen ausschließlich zur Besserung der sozialen Lage für solche Familien, die in den Jahren der Abtrennung in bittere Not kamen (Beseitigung von Elendswohnungen, Be­schaffung von Arbeitsplätzen usw.).

gez. Bürckel,

Saarbevollmächtigter des Reichskanzlers.

Weihnachtsfeier des Führers

im Kreise der ältesten Münchener Parteigenossen

München, 26. Dez. Wie in den ganzen letzten Jahren, so ver­brachte der Führer auch am Heiligen Abend des Jahres 1934 einige Zeit im Kreise von mehr als tausend der ältesten Mün­chener SA.- und SS.-Männer, die er in den großen

Wagnersaar zu einem gemeinsamen Mittagessen eingeladen hatte und die anschließend von ihm beschenkt wurden. Es waren Stun­den herzlichster Kameradschaft und unlösbarer Schicksalsverbun­denheit, die jedem Teilnehmer unvergeßlich bleiben werden. Der Saal war mit Tannengrün festlich geschmückt. lieber die Tische spannten sich Tannengirlanden, aus denen rote Kerzen hervor­flackerten. Saal, Galerien und Nebenräume waren dicht besetzt mit alten Kämpfern, denen die Freude aus den Augen leuchtete, mit dem Führer Weihnachten feiern und einige Stunden frohen Zusammenseins verbringen zu können. Kaum einer ohne das goldene Ehrenabzeichen der Partei, zahlreiche von ihnen ge­schmückt mit dem Vlutorden vom 9. November. _

Obergruppenführer Brückner und Gauleiter Adolf Wagner hat­ten alles aufs Veste gerichtet und die alten Kämpfer, die im wahren Sinne des Wortes schon manchen Sturm erlebt haben, die selbst ein Stück Parteigeschichte und ein Stück Geschichte Deutschlands geworden sind, waren voller Stolz und Jubel, den Führer am Heiligen Abend in ihrem engsten Kreise zu sehen.

, Im Laufe der Weihnachtsfeier richtete der Führer an die alten Kämpfer eine herzliche, kurze, tief zu Herzen gehende An­sprache, in der er immer wieder unterbrochen wurde durch den minutenlangen Jubel der alten Kämpfer. Immer wieder klang aus der Rede das hervor, was in den langen Jahren des Kam­pfes die Bewegung groß gemacht hat und was nun heute Deutsch­land groß machen wird: Unbeugsamer Wille, Kraftbewußtsein und unbeirrbares Weiterschreiten auf dem bisherigen Wege.

Auch beim Verlassen des Saales begrüßte der Führer eine ganze Reihe von alten Parteigenossen. Dann nahm Obergruppenführer Brückner die Bescherung der SA.- und SS.-Männer vor. Glück­strahlend konnte jeder mit einem großen Weihnachtspaket nach Hause gehen.

Stiftung für Oyfer der Arbeit

Berlin, 26. Dez. Am vergangenen Donnerstag trat im Reichs­ministerium für Volksaufklärung und Propaganda der Ehre n- aus schuß derStiftung für Opfer der Arbeit" zur Beschlußfassung über die vor Weinhachten zu bewilligenden Unterstützungen zusammen. Aus dem Bericht des ehrenamtlichen Geschäftsführers ist zu entnehmen, daß der Eingang der^Gesuche mit unverminderte Stärke anhält und der Eeschäftsumfang ver Stiftung immer noch zunimmt. Es gehen je Arbeitstag durch­schnittlich über 40 Gesuche ein. Der Betrag der bisher ein­gegangenen Spenden hat die Summe von fast 8 Millto­nen R M erreicht. Dabei ist mit besonderer Befriedigung und Anerkennung der fortlaufenden Spenden der Beamten, Angestell­ten und Arbeiter der Reichsbahn und der Post zu gedenken, die durch freiwillige Gehaltsabzüge seit Beginn dieses Jahres einen Betrag von mehr als 200 000 RM. der Stiftung überwiesen haben.

Es wurde über rund 2000 Gesuche Beschluß gefaßt, die auf Grund der abgeschlossenen örtlichen Feststellungen zur Entschei­dung fertig waren. Von diesen wurden über 1200 mit einer Unterstützung bedacht. Die bewilligte Unterstützungssumme be­läuft sich auf 319 728 RM. Es entfällt also auf den Einzelfall durchschnittliche eine Bewilligung von 265 RM.

Insgesamt ist bisher von der Stiftung seit ihrem durch den Eründungsruf des Führers vom 1. Mai 1933 erfolgten Bestehen eine Unterstützungssumme von 1840 000 RM. zur Bewilligung gelangt. Die monatlichen Unterstützungsbeträge belaufen sich auf rund 80 000 RM. Aus den Hunderten der eingehenden Dank­schreiben ergibt sich, daß viele Not unter den Hinterbliebenen tödlich verunglückter Arbeiter und sonstiger Berufstätiger auf diese Weise gelindert worden ist.

Ziehung der 4. ArbeiiMchaffungMierie

München» 26. Dez. Die öffentliche Ziehung der 4. Arbeits- ebschaffungslotterie ergab: Die 20 Hauptgewinne entfallen mit je 6000 RM. auf jede der beiden Abteilungen folgender zehn Losnummern: 66 542, 1002 751, 1 300 296, 1330 886, 1345 475. 1817 996. 2 306 400, 2 445 732, 2 519 960, 2 970 256. Die 20 Prä­mien zu je 2500 RM. entfallen auf jede der beiden Abteilungen der zehn zuletzt gezogenen 20 RM.-Gewinne. Es sind dies fol­gende Nummern: 412 652, 864 644, 1174 025, 1 440 808, 1 550 946, 2 322 494, 2 460 275, 2 865 087, 2 925 516, 2 990 883. (Nummern ohne Gewähr.) Die Ziehungsliste wird am 2. Januar aus­gegeben.

Flandin und Lava! nach London eingeladen

Verlängerung der Militärdienstzeit in Frankreich? London, 26. Dez. Aus Paris berichtet der französische Mit­arbeiter desDaily Telegraph", daß Sir John Simon am 22. De­zember bei seinem Zusammentreffen mit Ministerpräsident Flan-

dkn und Außenminister Laval die französischen Staatsmänner zu einem baldigen Besuch in London eingeladen habe. Der Korrespondent sagt, beide würden der Einladung gern Folge leisten, doch sei man in französischen Kreisen der Ansicht, daß vor dieser Reise die Saarabstimmung erledigt sein müsse. Voraus­sichtlich würden zu diesem Zeitpunkt auch die französisch-italieni­schen Verhandlungen so weit gediehen sein, datz sie nicht mehr so viel von Lavals Zeit in Anspruch nähmen. Natürlich werde diese kommende Aussprache zwischen Flandin, Laval und den bri­tischen Ministern von den Fragen des Augenblicks beherrscht sein. Alles deute aber daraus hin, daß die Frage der Abrüstungs­konferenz wieder aufgeworfen werden würde. Der Korre­spondent fügt hinzu, entgegen allen amtlichen Ableugnungcn seien die Vorbereitungen zu einer Verlängerung der Militärdienstzeit in Frankreich vom nächsten Frühjahr ab in vollem Gange.

Grotzfeuer in Wuppertal

Wuppertal, 26. Dez. In den Gummiwerken von Vorwerk u. Sohn in Wuppertal-Barmen brach am Heiligen Abend ein Groß- feuer aus. Beim Eintreffen der Wehren stand bereits der ge­samte Vorrat an Gummi und anderen Rohmaterialien in Hellen Flammen. Infolge der großen Hitze zersprangen die Glasfenster der Hofüberdachung und das Feuer griff auf das anschließende mehrstöckige Lager- und Versuchsgebäude über, das den Flam­men zum Opfer siel, während der siebenstöckige Fabrikneubau gerettet werden konnte. Der Sachschaden ist sehr bedeutend. Wie wir von maßgebender Stelle hören, wird der Brandschaden auf etwa 2,5 bis 3 Millionen RM. geschätzt, soll aber durch Ver­sicherung gedeckt sein. Der Betrieb wird nach einigen Umstellun­gen seinen Fortgang nehmen können.

Nm das Schicksal Sirrowiews. Kamenews und Genossen

Moskan^26. Dez. Auf die Veröffentlichung des Volkskommissa­riats des Innern über die Verhaftung von Sinowjew, Kamenew und 13 ihrer Anhänger in Moskau treffen aus allen Teilen der Sowjetunion Entschließungen von Parteiversammlungen ein, die die Todesstrafe für diese ehemaligen Politiker fordern. In der Hauptsache wollen sich die Absender durch diese Forderungen bei der Sowjetregierung einschmeicheln, denn es ist bekannt, daß Si­nowjew und Kamenew und nicht zuletzt auch Trotzki in der Par- tei unter den alten revolutionären Mitgliedern eine zahlreiche Anhängerschaft besaßen. Man glaubt, daß Kamenew und Sinow­jew sowie Federow, Saravow, Wardin, Salutzki und Jewdoki- mow nicht hingerichtet, sondern verbannt werden.

»Krieg wollen wir führen in Feindesland"

Moskau, 26. Dez. Der am ersten Weihnachtstag in Lhabg- rowsk zusammengetretene Sowjetkongreß des fernöstlichen Ge­bietes sandte an Stalin ein Begrüßungstelegramm, in dem u. a. betont wird, daß der Schutz der fernöstlichen Grenzen in den Händen Blüchers und seiner Roten Armee liege. Wenn de: Feind versuchen sollte, sowjetrussische Städte zu besetzen, so würde er seinen Untergang an den Grenzen der Sowjetunion finden. Wenn wir gezwungen werden. Kireg zu führen, so werden wir ihn in Feindesland tragen. Wir wissen genau, daß unser Pulver trocken sein muß." Mit diesen Worten schließt das Telegramm.

37 Tote bei einer BandenWacht

London, 26. Dez. Nach einer Reutermeldung aus Manila hat sich auf der Philippineninsel Mindanao ein blutiges Gefecht mit räuberischen Banden abgespielt, das 37 Todesopfer forderte. Die Insel wurde von fanatisterten Banden räuberischer Einge­borenen überfallen, die ihre Schlupfwinkel in den Bergen ver­lassen hatten. Bei dem Ueberfall wurden 21 Philippinos getötet, bevor die Polizei eingriff und die Räuber zum Rückzug zwang. Sie wurden schließlich in die Flucht geschlagen und hinterlietzen ihrerseits 16 Tote.

18 Tote bei einem Eisenbahnunglück in Eanada

Mntreal, 26. Dez. Am Dienstag in den späten Abendstunden fuhr der Expreßzug DetroitMonteral infolge schadhafter Wei­che auf einen Ausflüglerzug auf, welcher auf einem Nebengleis das Passieren des Expreßzuges abwartete. Die drei letzten Wa­gen des Ausflüglerzuges wurden zertrümmert, wobei 18 Aus­flügler getötet und 30 mehr oder weniger schwer verletzt wur­den. Die Insassen des Expreßzuges kamen mit dem Schrecken davon.

PttwallungsMorm in Mandschlikua

Tokio, 26 Dez. Die große Verwaltungsreform Mandschukuos ist nunmehr in Kraft getreten. Der Kolonialminister wird aus

-- -in Der Liebe Leid

W-.---.-R R--.--Ü VsHH und Glück

Roman von Robert Fuchs-Liska.

12 NaSdruck »»rbotm.

iLln Mensq. ver so töricht tst. bei diesem Wetter draußen yerumzulaufen, verdient allerdings gar nicht, daß man sich seinetwillen ängstigt. Denn er kann nur den Verstand verloren haben oder rücksichtslos sein. Meinst du denn, man könne ruhig schlafen, wenn der Sturm die Schornsteine herunterwirft und das Dach abdeckt wenn' man noch dazu den Bruder auf der Straße weiß?! Möchte nur wissen, was man dabei finden kann!"

Das Glück, Sine das große, große Glück! Sieh wie gut es ist, datz ich es durchsetzte, du solltest im Winter bei mir hier draußen wohnen. Nun kannst du gleich er­fahren. was mir der Sturm auf den Weg trieb-"

Ich will gar nichts hören. Meine Neugier hält bis morgen stand. Wer aber so leichtsinnig"

Ach, Sinchen, schmäle doch nicht. Tu weißt ja nichts. Aber gut du sollst erst morgen früh alles hören. Ich muß mir sa doch auch erst klar werden!"

Dann drückte er ihr einen schallenden Kuß auf die welke Wange und lief nach seinem Schlafzimmer hinauf.

Wehmütig blickte ihm die alte Jungfer nach, und das spitze Kinn sank ihr im tiefen Nachdenken auf die schmäch­tige Brusi

Was m.chte er nur gefunden haben da draußen? Wie konnte w es wohl meinen!? Morgen? Ach Gott... morgen , ^ wer weiß, was dies Morgen bringen konnte!

Es w>.r, als wälze sich eine schwere Last auf das alte Mäochm und drückte ihr die Schultern nieder. Aelter aus­sehend nd ^ beugter als je stand sie da, in dem schmalen Lichtslreife' oen der Kronleuchter durch die halbofsem Tür au» Just» Arbeitszimmer in den. Vorraum fließen ließ.

Sinchen machte das Licht verlöschen. Und als der Kaum in der Dunkelheit zu versinken schien, fiel ihr ein,

wie sie dabei war und mit neidischen Augen das Erwachen der Liebe ihres Bruders zu der Schreibmamsell beobachtet hatte.

Da faßte Just die alte Jungfer um die Mitte und dreht sich wie ein fröhlicher Junge mit ihr herum, daß sich das lavendelfarbene Seidene entsetzt und ärgerlich bauschte.

Das war im Sommer gewesen. Und nun schnob der Herbst um die Villa, rüttelte an den Fensterläden, pfiff über das Dach und heulte durch die Schornsteine ins Haus.

So einsam war es auf dem kalten Trepvenflur und so unheimlich, als berge das Haus setzt einen Toten, und als jammerten verzweifelte Rufe nm das verblichene Leben aus den oberen Räumen der Villa herab.

Es war die Stimme der Nacht, die im Heulen des Win­des klagte und schrillte, als hätte site Unheil und Entsetzen zu verkünden. Sinchen floh auf den schrittdämpfenden Teppichen in ihre Räume.

Und in allen diesen Lauten der erregten Natur ging ein '-iiisagbar^ glücklicher Mann oben auf und ab. Er horchte auf die Stimme des kommenden Winters und baute dabei Blau über Plan» wie warm und weich er sein Glück in d esem Hanse bergen würde, noch ehe der Winter vergangen und d'.e Stürme verlost sein sollten. Und so konnte er '.mm den Morgen erwarten, an dem er mit dem ersten Menschen, mit Schwester Sine, über das Glück reden könne, reden dürfe von allem Süßen, das ihm in dieser einen Nacht so reich und rein geworden war.

Tie alte Jungfer aber saß mit verbissenem Ausdruck vor ihrem altmodischen Sekretär und kramte in den Schieb- laden. Wieder und wieder glättete sie ein zerknülltes Pa- vier und las, was es enthielt an ängstlich zittrigen Schrift- zügen. Dann ging auch sie ruhelos umher, krampfte dir dürren Finger ineinander und wollte ihr starres Hen zwingen zu gütigen Gefühlen. Aber was es in allen den Jahren nicht mehr vermocht hatte, das konnte es auch tzeute nicht. Und so blieb es hart und erbarmungslos, ob- 'aobl sich Sine voller Wehmut an den Tag erinnerte, da sie als achtzehnjähriges Mädchen den spätgeborenen Bruder jubelnd zum ersten Male auf den Arm nehmen durste, sße hätte ihm so gern Glück gegönnt-sie. der x«

einst aus den Händen schlüpfte, ats sie es am sichersten zu halten wähnte. Ihr Auge suchte den Brief auf der Schre'b- platte des Sekretärs. Sie ging hin und las den Namen, den eine angstvolle Frauenhand unter das nun zerknitterte Schreiben gesetzt hatte. Groß und deutlich, damit er ja auch nur zu lesen war . . . und Sine neigte langsam den verwelkten Mund, um diesen Namen zu küssen.

Tann aber siegte die Selbstsucht des Alters. Nein! Sie gönnte den Bruder keinerl Koni.te man nicht auch einsam durch das Leben gehen? Sie, ohne den Bruder, bei >em sie die letzte Zuflucht fand, als das Leben ihr nichts »'ehr zu bieten hatte, denn freudlose, glückarme Tage?! 'sind jener t-üben in dem alten Häuschen würde sie ihm nimmer geben ... ' ^

Als Sine diesen Entschluß gefaßt hatte, begann sie lang, sam den Brief zu zerreißen. Die Lchmtzel streute ,ie einen nach dem andern in das offene Kammfeuer. Und die Flammen beugten sich unter dem Wind, der manchmal tief in den Schornstein herniedersauste, als weigerten sic sich, das Schreiben zu verzehren. Doch wenn eine Pause der Ruhe war, richteten sie sich zornig zankend auf. leckten in den Kuminmantel empor und verschlangen endlich gie­rig dir flackernden Schnitzel.

Da kam auch über Sinchen die Ruhe des Gesaßtsems. Sie saß vor dem Feuer und sah den glimmenden Flocken zu, die die Wärme den Schornstein hinauf, in die Sturm­nacht hinaus trieb.

Und lange später beleuchtete das sterbende Feuer das Gesicht der einsam altgewordcnen Frau ... da war es, als rinn? ein leuchtender Tropfen heiß nach dem bitter ver­zogenen Munde Sinchens hinab.

» » *

_ (Fortsetzung folgt.)

Lichtlose Lampen nur sein, das möcht' ich nicht!

Doch das möcht' ich gerne, hinauf in die Sterne»

Lichtträger sei«.

E. Köhler. ^