Warum 3a?
er. Am kommenden Sonntag, den 19. August, wird das deutsche Volk zur Wahlurne schreiten und in einer Volksabstimmung über das Gesetz entscheiden, durch das die Befugnisse des Reichspräsidenten auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler übergehen. Obwohl Adolf Hitler verfassungsmäßig rechtsgültig anstelle des verstorbenen Reichspräsidenten zum Staatsoberhaupt bestellt worden ist, soll das deutsche Volk durch sein Votum diese Maßnahme sanktionieren. Es ist der Wunsch Adolf Hitlers, der Stimme des Volkes Geltung zu geben, wie er es nach dem 12. November 1933 zugesagt hat: Alle Jahre einmal das Volk vor eine Entscheidung zu stellen. Dabei handelt es sich natürlich nicht um einen Wahlkampf alter Art in parlamentarischen Formen, aber doch um eine tief demokratische Handlung. Das Vertrauensverhältnis zwischen Führer und Volk wird damit auf die Probe gestellt. Am 19. August soll das letztere mit Ja oder Nein entscheiden, ähnlich wie bei der Volksbefragung am 12. November 1933, wo die Politik der Reichsregierung und der Austritt aus dem Völkerbund in Frage standen. Damals hat das deutsche Volk mit über 93 v. H. der abgegebenen Stimmen der Reichsregierung das Vertrauen bekundet, und gleichzeitig haben damals in den Reichstagswahlen die Listen der NSDAP. 92 v. H. aller Stimmen vereint.
Adolf Hitler will nicht Diktator sein, nicht ohne das Volk oder gegen das Volk regieren, nicht über dem Volk thronen, sondern: Alles mit dem Volk und alles durch das Volk. Darum ist auch gar nicht daran zu zweifeln, daß der kommende Sonntag für den Führer und Reichskanzler eine einzigartige Vertrauenskundgebung bringen wird. Es gibt aber Leute, die die Meinung vertreten, die Abstimmung sei nicht nötig, die Entscheidung stehe zum Voraus fest, die deshalb aus Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit oder Verdrossenheit einer Stimmenthaltung und einer Wahlfaulheit Vorschub leisten. Das ist falsch, undeutsch und zeigt eine Gesinnung, die abseits der schweren politischen Gegenwart steht. Es sei daran erinnert, daß ereignisschwere Wochen hinter uns liegen, lieber den 30. Juni und die Röhmrevolte hat der Führer im Reichstag ein offenees Bild gegeben. Ein internationales Kesseltreiben setzte gegen Deutschland ein. Da platzten die Schüsse im Bundeskanzleramt in Wien, die Welt fieberte, Italien sandte zwei Armeekorps an die österreichische Grenze, Europa schien am Vorabend neuer kriegerischer Verwicklungen zu stehen. Adolf Hitler hat mit der Abberufung Rieths aus Wien den ersten Sturm in Europa besänftigt. 2n diesen Tagen der Unruhe schloß Reichspräsident von Hinden- burg, der große Feldherr und Staatsmann, seine Augen. Wohl hat die Welt um uns aufrichtige Mittrauer bezeugt, aber doch auch Anlaß und Vorwand zu neuen Anzweiflungen und Unterstellungen genommen, die sich gegen das nationalsozialistische Deutschland und seine Regierung richteten. Die Volksabstimmung am 19. August wird deshalb über den Vertrauensbeweis für den Führer und Reichskanzler hinaus eine Antwort an das Ausland fein.
Die Stimme des deutschen Volkes und die Stimme des Führers klingen in Deutschland zusammen. Es gibt keine Fürsten mehr, die ihre Hausinteressen über die Reichsinteressen stellen, keine Parteiführer mehr, die sich der persön- -lichen Verantwortung hinter Majoritäten entziehen, es gibt keine Volksverführer mehr, die das Volk im Wahlkampf für ihre eigenen Interessen einfangen. E l n Führer hat jetzt die Macht im Staat und zugleich die ganze Verantwortung vor dem Volk, auch vor dem Ausland.
Adolf Hitler als> Träger der neuen einheitlichen Staatsführung hat durch einen Amnestieerlaß den neuen Abschnitt deutscher Geschichte eingeleitet. Der Gnadenerlaß trifft leichtere Vergehen, auch auf politischem Gebiet, und insbesondere eine Nachprüfung der noch verhängten Schutzhaft. Dadurch wird mancher, der bisher verärgert und mißtrauisch abseits stand, für das neue Reich gewonnen werden. Auch die Maßnahmen zur Bereinigung unserer Beziehungen mit Oesterreich dürfen hier nicht vergessen werden. Adolf Hitler wird die Achtung, die er dem deutschen Volk in der Welt
f draußen schon verschafft hat, mehren und den Kampf um Frieden, Ehre und Freiheit siegreich sortführen. Schon darum kann es am 19. August nur d i e Entscheidung geben: Dein„Ja"demFührer!
Um Heimat und Liebe
Roman von Herrn. Arnsfeldi Orbeberscbul? ä. 0. Konmn-Tenlr. Ztuttgt.
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DleHSe>relllng für Beamte
zur VorSereiltlug der Volksabstimmung
Berlin, 13 Aug Der Reichsminister des Innern hat aus Anlaß der bevorstehenden Volksabstimung folgendes Ersuchen an vie obersten Reichs- und Landesbehörden gerichtet:
Entsprechend dem Wunsche des Führers und Reichskanzlers hat die Reichsregierung angeordnet, daß am Sonntag, oen 19. August 1934. eine Volksabstimmung über das Neichsgesetz vom 1. August 1934 stattfindet. Die Vorbereitung und Durchführung dieser Volksabstimmung muß von allen Volksgenossen, besonders aber von den staatlichen und kommunalen Behörden, mit allen Mitteln unterstützt und gefördert werden. Dabei wird namentlich auch die aktive Mithilfe der Beamten, Angestellten und Arbeiter ves öffentlichen Dienstes erforderlich werden. Ich bitte deshalb soweit es die dienstlichen Erfordernisse zulassen, den Beamten. Angestellten und Arbeitern zu Zwecken der Abstimmungshilfe auf Antrag bis längstens 20. August 1934 Dienstbefreiung ober Urlaub unter Fortzahlung ihrer Eebiihrnisse und ohne Anrechnung auf den Erholungsurlaub zu gewähren.
von Mackensen zum 19. AlWst
Berlin, 13. Aug. Ein Redaktionsmitglied der DAZ. hatte am Sonntag Gelegenheit, mit Eeneralfeldmarschall von Mackensen zu sprechen. Eeneralfeldmarschall von Mackensen lehnte zwar jede Erklärung ab, sofern es sich um eine hochpolitische Angelegenheit handele, denn er sei Soldat und kein Politiker. Er habe sich nie mit Politik befaßt und gedenke es auch in Zukunft nicht zu tun. Zu der Tatsache aber, daß das deutsche Volk über die Frage entscheiden solle, ob der Frontsoldat Adolf Hitler in seiner Person die Aemter des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten vereinigen solle, sagte der Eeneralfeldmarschall: „Es gibt keinen Gegner. Das Ergebnis der Volksabstimmung mit einer ganz überwältigenden Mehrheit der „Ja"-Stimmen steht heute schon fest."
Aprll a« die Steuerzahler
Die Liste der Säumigen wird veröffentlicht
Berlin, 13. Aug. Der Staatssekretär im Reichsfinanzministerium, Reinhardt, veröffentlicht einen Appell zur pünktlichen Entrichtung aller Steuern. Die Einstellung des einzelnen Volksgenossen zum Staat finde ihren Ausdruck in dem Grad des Pflichtbewußtseins und des Verantwortungsbewußtseins gegenüber dem Staat. Eine der wesentlichsten Pflichten beruhe darin, dem Staat die zur Erfüllung seiner Aufgaben erforderlichen Mittel zu geben. Der Grad des Pflichtbewußtseins und des Verantwortungsbewußtseins des einzelnen gegenüber dem Staat bestimme sich infolgedessen im wesentlichen nach seiner Ehrlichkeit bei der Abgabe von Steuererklärungen und nach der Pünktlichkeit in der Erfüllung seiner steuerlichen Verpflichtungen. Diese beiden Eigenschaften stellten die Grundlage wahrer Treue zum Staat und damit zur Volksgemeinschaft dar. Je stärker diese Eigenschaften sich ausprägten, um so größer gestalte sich das Matz, um das die Steuerlast gemildert werden könne und um so besser seien infolgedessen die Voraussetzungen für eine durchgreifende Gesundung der sozialen, wirtschaftlichen und finanziellen Dinge unseres Volkes. Mangel an Ehrlichkeit und Pünktlichkeit in der Erfüllung der steuerlichen Verpflichtungen bedeute Mangel an Treue zum Staat und zur Volksgemeinschaft. Um diesen Mangel aus dem Kreis unsere Volksgenossen möglichst auszuschließen und gleichzeitig die Kraft des Staates zur Erfüllung seiner Aufgaben zu stärken, kündigt Staatssekretär Reinhardt an, daß in Zukunft eine Liste der säumigen Steuerzahler aufgelegt werden wird, und zwar erstmalig im Frühjahr 1936 für das Jahr 1935.
Der säumige Steuerzahler wird ausgenommen, der am 1. Januar 1935 mit Steuerzahlungen aus der Zeit vor dem 1. Januar 1935 rückständig ist ober es im Jahre 1935 hinsichtlich einer Zahlung oder Vorauszahlung zu einer zweimaligen Mahnung kommen läßt. Der Staatssekretär betont, daß es deshalb im Interesse eines jeden Steuerpflichtigen liege, die vorhandenen Steuerrückstände sobald wie möglich, spätestens bis Ende Dezember 1934, restlos zu beseitigen und ab Januar 1935 sie einzelnen Steuerzahlungen stets pünktlich zu entrichten.
1 Die „Habsburger"-3stage
! Der Besuch des österreichischen Vizekanzlers Fürst Star- hembergin Italien und dessen Besprechungen mit Mussolini haben überall in der Welt die Frage aufgeworfen: Was geht hier vor? Namentlich in Frankreich und den Ländern der Kleinen Entente beschäftigt man sich in diesem Zusammenhang mit der Habsburger Frage. In der amtlichen Meldung wird zwar versichert, daß man nur die „Unabhängigkeit Oesterreichs" erörtert habe. Das beruhigt in Paris, aber im Zusammenhang mit den Umtrieben der österreichischen Legitimisten und der Reise des Erzherzogs Otto von Habsburg nach Dänemark und Schweden ist das Rätselraten der Weltpresse groß. Es wird zwar berichtet, daß Otto von Habsburg sich nach einer Braut umsehen wolle, aber das allein beruhigt nicht. Man weiß, daß Starhemberg zu den Habsburgern gehört, wenn er auch deren Wiedereinsetzung als nicht aktuell bezeichnete. Er gilt jedenfalls in der Wiener Regierung als ein Vertreter des „italienischen" Kurses in Oesterreich. Zn Paris und Prag regt sich der Widerstand gegen die Wiedereinsetzung der Habsburger mächtig, und in Slldslawien liegt man auf der Lauer angesichts der Entwicklung der italienisch-österreichischen Beziehungen.
Französische Stimmen zur Habsburger Frage
Die französische Presse verfolgt aufmerksam die Reise des österreichischen Vizekanzlers Starhemberg nach Italien und seine Unterredungen mit Mussolini. Die Blätter nehmen aber im allgemeinen eine abwartende Haltung ein. Man spricht hier sehr viel von der Möglichkeit der Wiedereinsetzung der Habsburger, die angeblich auch Gegenstand eines Meinungsaust rusches zwischen Fürst Starhemberg und Mussolini sein soll, verkennt aber aus der anderen Seite die Schwierigkeiten nicht, die sich einer solchen Maßnahme eingegenstellen.
Das „Petri Journal" weist darauf hin. daß die Tatsache allein, daß man sich mit dem Gedanken einer Wiedereinsetzung der Habsburger als „letzte Rettung vor dem Anschluß" befasse, die innere Schwäche der österreichischen Regierung beweise. Der marxistische „Povulaire" sagt, der Duce sei mit dem österreichischen Vundespräsiüenten Miklas unzufrieden, weil dieser eher den Christlich-Sozialen als den Heimwehren zuneige, während man in Rom eine von den Heimwehren beeinflußte Politik wünsche. Aus alle Fälle hätten die Habsburger in den letzten Wochen einige Erfolge zu verzeichnen. Der „Quotidien" warnt davor, an dem gegenwärtigen Regime in Oesterreich etwas zu ändern. Oesterreich stelle in Mitteleuropa ein Pulverfaß dar. Der erste, der daran rühre, laufe Gefahr, alles in die Luit zu sprengen.
Der römische Berichterstatter des „Matin" macht darauf aufmerksam. daß man an zuständiger italienischer Seite erkläre, Ser Besuch Starhembergs habe mit oer Frage der Wiedereinsetzung der Habsburger nichts zu tun. Gewissen Gerüchten zufolge sei Ctarhemberg vor allem an einem mit Italien auszuarbeitenden Programm gegen den Nationalsozialismus in Oesterreich interessiert. Vielleicht sei auch die Frage der Nachfolge des österreichischen Bundespräsidenten Miklas angeschnitten worden, der beabsichtigen soll, zurückzutreten. Möglicherweise komme Starhemberg als sein Nachfolger in Frage. Dem „Petit Journal" ist es zweifelhaft geworden, ob Italien und Frankreich noch genau so energisch wie bisher die monarchistische Restauration ablehnten. Das „Echo de Paris" tritt nach wie vor für ine Unabhängigkeit Oesterreichs mit allen Mitteln ein. Die Wiedereinsetzung der Habsburger Erde keine Lösung bringen; im Gegenteil, die österreichische Jugend befinde sich in vollem Aufruhr. Die Jugend, insbesondere die nationalsozialistische, stelle Forderungen sozialer Art. Aufgabe des Auslandes sei es, der Bundesrepublik ihre Unabhängigkeit aufzuzwingen.
Echo der Londoner Presse
„Daily Telegraph" bringt den Besuch mit dem Wunsche Starhembergs in Zusammenhang, die Heimwehr .zu reorganisieren. Der Wiener Korrespondent des Blattes bemerkt, Italien habe von jeher viel zur Finanzierung der Heimwehr beigetragen, und man glaube in Wien, Starhemberg werde versuchen, Mussolini von der Notwendigkeit zu überzeugen, der Heimwehr noch weitere Unterstützung zuteil werden zu lasten. In der „Times" heißt es in Ermangelung einer amtlichen Erläuterung dürfte der Hauptzweck des Besuches sein, darzutun, daß die Zusammenarbeit zwischen Italien. Oesterreich und Ungarn so stark wie je >el. Wahrscheinlich sei auch Herrn von Papens Mission erörtert worden. Ferner sei vielleicht die Frage finanzieller Hilfe erwogen worden.
,/Schütten Sie das Zeug augenblicklich fort! Auf der Stelle! In den Kübel dort, vor meinen Augen! Das ist ja Gift! Glauben Sie, ich werde mir mein Kind von Ihnen -vergiften lasten, damit Sie ungestörter schlafen können?"
Jetzt wurde auch Urfa rabiat und suchte in einem Wortschwall darzutun, daß sie viel mehr von Kinderwartung verstehe als so eine junge Frau, die eben erst ihr Erstes i geboren und noch gar keine Erfahrung habe. >
„Schweigen Sie! Sie haben nur zu gehorchen, nichts weiter!" '
„O, da bitte ich aber sehr! Da werde ich erst den Herrn und die andere Gnädige fragen, die mich angenommen hat! Und das brauche ich mir nicht gefallen zu lassen von einer Deutschen ... wo ich das Kind so gut versorgt habe, ob- ^ wohl es doch noch ein Heide ist! Aber ich habe gleich nicht ^ gehen wollen und ein Kind nähren, das noch nicht einmalr getauft ist . . . das ist jetzt der Dank . . ." Ursa begann vor Zorn zu weinen. I
Margaret aber, die jetzt ganz ruhig geworden war, ! sagte kalt: „Sie werden morgen früh Ihre Sachen packen. und das Haus -verlassen. Ihren Lohn wird man Ihnen für einen Monat bezahlen."
„Recht so!" schrie Ursa erbost, die Hände in die Seiten stemmend, „und das Kind wird verhungern, denn Sie haben -ja keine Milch! Aber das geschieht Euch schon recht! Mag der kleine deutsche Heide nur zugrunde gehen . . .!"
„Er wird nicht zugrunde gehen!" Margaret wies nach der Tür. „Gehen Sie!"
Es lag eine so gebieterische Hoheit in Blick und Ton Margarets, daß die Amme plötzlich alle Dreistigkeit verlor und wie ein geprügelter Hund das Zimmer verlieh.
Margaret setzte sich erschöpft neben das B-ettchen des Kindes und versuchte ihre Gedanken zu ordnen.
Es war vielleicht unüberlegt gewesen, was sie getan, und ganz gewiß würde es Wladko tadeln. Aber es ging eben nicht anders. Keine Stunde -länger durfte das Kind -einer so rohen ungebildeten und unzuverlässigen Person anvertraut bleiben. Seine Wartung würde sie selbst übernehmen von heute an. Sie fühlte sich plötzlich gar nicht mehr schwach, sondern mutig und tatkräftig wie einst. Die schwierigste Frage war jetzt die Ernährung des Meinen, denn eine Amme würde sie auf keinen Fall mehr nehmen. Gottlob war es ein außergewöhnlich kräftiges Kind, und wenn sie mit der künstlichen Ernährung erst genau Bescheid wußte, würde schon alles -gehen. Sie und ihre Brüder waren ja auch mit Kuhmilch aufgezogen worden und dabei prächtig gediehen. Nur hatte sie keine genaue Kenntnis von dem, was dabei zu beobachten und zu vermeiden war. Aber in dieser Beziehung würde ihr Frau Volpic, die ober ihr im Hause wohnte, gewiß gerne Auskunft geben . . .
Frau Neza Volpic hatte sich ihr schon beim Umzug in außerordentlich freundlicher Weise genähert,. und es entspann sich daraus ein Verkehr, der aus gegenseitiger Anteilnahme und gelegentlichen zwanglosen kurzen Besuchen bestand. Das heißt, nur die Frauen besuchten sich, denn Herr Volpic, ein kleiner Beamter, galt als „schlechter Patriot", weshalb ihn die Familie Jeglic in Acht und Bann getan hatte.
In Wirklichkeit hatten die Leute im zweiten Stockwerk viel zu viel mit des Lebens Sorgen zu tun, um Zeit für Politik zu finden. Das eben machte sie Margaret sympathisch. Frau Volpic erwartete ihr drittes Kind, als Margaret ins Haus zog. Sie kam dann zwei Wochen vor Margaret nieder und stillte das Kind, ein Mädchen, selbst. Aber sie hatte Margaret einmal erzählt, daß sie ihre ersten beiden Kinder künstlich aufgezogen hatte.
Draußen ging die Flurtür; Jula, das Mädchen, war heimgekommen. Margaret hörte sie «ine Weile mit der
Amme flüstern, dann kam Jula ins Kind-erzimmer. Sie hatte Ursa nie leiden mögen und freute sich über deren Entlassung. Nun bot sie Margaret ihre Hilfe an, denn die gnädige Frau müsse doch unbedingt gleich wieder zu Bett. Sie möge ihr nur sagen, was sie einstweilen bei dem Kleinen zu tun habe, dann werde sie schon alles richtig besorgen.
Margaret dankte ihr freundlich. Aber zu Bett gehe sie nicht, denn sie fühle sich ganz wohlauf und verlasse das Kind keinesfalls.
„Was Sie aber tun sollen, Jula, ist folgendes: Ursas Bett muß entfernt und das meine dafür herübergeschafft werden. Dann gehen Sie hinauf zu Frau Volpic und bitten sie in meinem Namen, für einen Augenblick hsrunterzu-. kommen. Sagen Sie, ich b-e-fän-de mich in größter Verlegenheit und b-e-dürife dringend ihres Rates. Dann laufen Sie rasch nach der Hradi,scher Molkerei um Milch. Der Laden wird doch hoffentlich noch offen sein?"
„Ganz gewiß, gnädige Frau, es ist ja erst sechs vorüber und um diese Zeit kommt immer erst der Gutswagen aus Hradisch mit der Aben-dmilch. Da bekommen wir also gleich ganz frische Milch."
„Gut. Und nicht wahr, Jula, Sie beeilen sich? Die Bet- tenumwechslung hat Zeit. Verständigen Sie also zuerst Frau Volpic und dann besorgen Sie die Milch."
Jula flog förmlich. Sie war glücklich, der Frau einen Dienst erweisen z-u können, denn ihr war „die Deutsche": die immer gut zu ihr gewesen, tausendmal lieber als ihr« Landsmänninnen Lisika und Mila, die nie ein freundliches Wort für sie hatten — besonders seit die Amme im Haus war, diese falsche Person, die sich Liebkin-d machte, indem sie vor Mila und Lisika über die Deutschen schimpften und sich selbst auf die große Patriotin hinausspielte. .
Margaret hatte kaum zehn Minuten auf Frau Volpic zu warten, dann kam diese voll Neugier, Teilnahme und Hilfsbereitschaft. Als sie erfuhr, was vorgefallen war, konnte sie sich nicht genug über die Amme entrüsten.
(Fortsetzung folgt.)