stimmter SA.-Fllhrer kontrolliert und nach Maßgabe der Kon- trollergebnisfe gejätet, bzw. Maßregelung vorgeschlagen. Beson­derer Wert wurde auf eine Ueberprüfung der Beförderungen ge­legt, um nach nationalsozialistischem Geist, nationalsozialistischer Zuverlässigkeit und nach dem Lebenswandel ungeeignete Ele­mente auszumerzen und dadurch den alten Kämpfern der SA. den Weg frei zu machen. Auch in dieser Hinsicht sind den zustän­digen SA.-Stellen Vorschläge zugegangen. General Daluege betonte, daß seine Maßnahmen der Reorganisation lediglich Grundlagen geben sollen.

Ueber seine Arbeit als Befehlshaber der preußischen Landes­polizei und Führer der Reichspolizei erklärte Daluege ins­besondere im Hinblick auf die Reichsregierung u. a., die reich»- resormerischen Maßnahmen im Polizeiwesen gingen reibungs­los durch das ausgezeichnete Handinhandarbeiten der beteiligten Länderstellen vor sich. Er halte vor allem eine einheitliche zen­trale Führung und einheitliche Abstimmung der vorhan­denen beamtenrechtlichen wie rein polizeirechtlichen Bestim­mungen aufeinander für notwendig. Das erstrebenswerteste Ziel sei eine klar abgegrenzte Stellung der Polizei ohne Ueberschnei- dungen mit den anderen Kompetenzen. Das zweite Ziel der Po­lizeireform sei die Volksverbundenheit, wie es der nationalso­zialistische Staat als Selbstverständlichkeit erheische.

Ersetzung jugendlicher Meiler durch iillere Erwerbslose

Berlin, 16. Juli. Der Präsident der Reichsanstalt für Ar­beitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, Dr. Syrup, der Führer der Deutschen Arbeitsfront, Dr. Ley, der Führer der Wirtschaft, Graf von der Goltz und der Reichsjugendfüh­rer Baldur von Schi rach geben folgendes bekannt:

Bei der Freimachung von Arbeitsplätzen für ältere Arbeits­lose sind in einer Reihe von Fällen auch junge Facharbeiter, die eben ihre Lehre beendet hatten, ja sogar Jugendliche, deren Lehrverhältnis noch nicht abgeschlossen war, ausgefordert wor­den, den Arbeitsplatz zu verlassen um in den Arbeitsdienst oder in die Landhilfe einzutreten. Jetzt wird nochmals daraus hin­gewiesen, daß die Auswechslung Jugendlicher gegen ältere und kinderreiche Erwerbslose keinesfalls unter Benachteiligung der Wirtschaft und unter Gefährdung des notwendigen Facharbei­ternachwuchses vorgenommen werden darf.

Es herrscht heute schon in einer Reihe von Berufen Mangel an gelernten Facharbeitern und an Nachwuchs hierfür. Es liegt daher im Interesse der deutschen Volkswirtschaft und des orga­nischen Aufbaues der werktätigen Bevölkerung, daß die beruf­liche Ausbildung der Jugend in keiner Weise gestört wird. Der vorzeitigen Beendigung des Lehrverhältnisses stehen schon die gesetzlichen Bestimmungen der Gewerbeordnung entgegen. Be­sonders bei qualifizierten Berufen ist die Ausbildung zum Fach­arbeiter keineswegs mit der Lehre abgeschlossen. Zum brauch­baren Facharbeiter reift der Jugendliche erst in den ersten Ge­hilfenjahren heran. Eine vorzeitige Auswechslung würde daher sein berufliches Fortkommen stören. Selbstverständlich ist die Teilnahme am Arbeitsdienst auch für ihn vaterländische Pflicht. Nur muß versucht werden, ihn auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen.

Im übrigen weisen wir nochmals daraus hin, daß die Ent­scheidung für die Freimachung von Arbeitsplätzen, die bisher von Jugendlichen eingenommen wurden, in der Verantwortung des Führers des Betriebes liegt der bei allen diesen Maßnah­men ausschließlich im Vertrauensral beraten wird.

Ausfälle Barlhous gegen Deutschland

Parks, 16. Juli. Außenminister Varthou begab sich am Sonn­tag in Begleitung des polnischen und des spanischen Botschafters sowie des polnischen und portugiesischen Militärattaches nach Bayonne, um bei der Einweihung von Gedenktafeln für die auf französische^, Seite gefallenen polnischen und vortugiesischen Kriegsfreiwilligen am Kriegerdenkmal in Bayonne die Regie­rung zu vertreten Bei der Feier erklärte er u. a., er habe bei einer Reise an die Front im Jahre 1917 die Disziplin der portu­giesischen Armee feststellen können, die ihre Pflicht erfüllt haben einzig und allein deshalb, um für die Freiheit, Gerechtigkeit und Zivilisation zu kämpfen (!!). Begriffe, die in Schande unter­gegangen wären (!!), wenn Frankreich und seine Verbündeten besiegt worden wären. Frankreich und seine Verbündeten hätten für die Sicherheit und im absoluten Sinne für die Ehre der Welt (!) gekämpft. Der Friedensbegriff lasse sich für den Fran­zosen nicht von der Würde Frankreichs und seiner Sicherheit trennen.

Auf dem Festessen, das der Stadtrat von Bayonne zu Ehren Varthous gab. hielt dieser eine außenpolitische, zum Teil direkt

Um Heimat und Liebe

Roman von Hern». Arnsfeldt Orüeberseüul^ ck. O. Ackermann, Itoirmn-rleutr. ZluliZt.

1 Nachdruck verbotin.

In Spillersdorf läuteten die Abendglocken. Blaue Schat­ten lagen schon über dem Tal, aber hinter den Waldbergen im Westen lag noch der Goldglanz der versunkenen Sonne am klaren Abendhimmel.

Am Tor des Herrenhauses von Hocheeg stand die Haus­frau und blickte ungeduldig nach dem Gatten aus. Das Abendessen war fertig und die Jungens erklärten soeben, vor Hunger beinahe zu sterben.

Frau Hilde lächelte unwillkürlich, als sie an die Droh­ung dachte. Das war doch immer so gewesen bei Hermann und Otto, wenn sie auf Ferien heimkamen damals, als si noch das Gymnasium besuchten, wie heute, wo Otto be­reits Doktor der Medizin war und Hermann dicht vor der Promotion stand.

Na. man sah wenigstens, daß es gut anschlug! Stramm gewachsen und breitschultrig waren beide blonde, blauäugige Rissen wie der Vater.

Der näherte sich jetzt raschen Schritts vom Wirtschafts- Hof her. Frau Hilde lies ihm entgegen.

Gottlob, daß du da bist, Gustav! Die Buben kön­nen es gar nicht mehr erwarten. Sie freuen sich auch schon diebisch auf deine Anerkennung und die Augen, die du machen wirst, wenn du heute unsere verschwenderische Tafel siehst! Otto hat nämlich im Rekabach gefischt und zwanzig Stück Prachtforellen heimgebracht. Worauf sich Hermann natürlich nicht lumpen lassen wollte und auf den Krebsfang auszog auch mit großem Erfolg ..."

Frau Hilde hatte sich an den Arm des Gatten gehängt und schritt munter schwatzend neben ihm her bis sie plötzlich aus seinem Schweigen und den Wolken auf der hohen Stirn merkte, daß er verstimmt war.

Du hast dich geärgert, Gustav?"

aus Deutschland Bezug nehmende Rede. Nach einem Hinweis auf seine Rundreise kam Barthou auf Genf zu sprechen und er­klärte, in Genf habe ich zu Deutschland Nein gesagt, zu Deutschland, das, ohne anwesend zu sein, doch zugegen war und das gerade wegen seiner Abwesenheit mächtig war. Ich habe gesagt, daß jeder seine Verantwortung auf sich nehmen muß. Wir brauchen uns ebensowenig Bedingungen gefallen zu lassen, als wir solche aufzuzwängen haben. Ich habe zu Deutschland gesagt, daß man mit dieser Abwesenheit ein Ende machen muß, die voller Gefahren für die ganze Welt ist. weil jeder seinen Anteil von Verantwortung auf sich nehmen muß. Wir erstreben einen Frieden durch regionale Pakte, die ihren Unterzeichnern garantieren, daß sie gegen jeden Angriff gesichert sind und geachtet werden. Niemand kann wissen, was morgen eintritt. Man kann noch nicht sagen, ob nach Verwirk­lichung jener regionalen Pakte ein neues Zeitalter beginnt, das die Möglichkeit bietet, die Auswirkungen dieser Pakte auf die Abrüstung zu prüfen.

BoiWrechulM siir die Flollenkonserenz vertagt

London, 16. Juli. In London wird bestätigt, daß die Vor­besprechungen für die nächstjährige Flottenkonferenz bis zum Oktober d. I. vertagt worden sind. Einer der Gründe für sie Vertagung ist, wie der diplomatische Mitarbeiter desDaily Telegraph" mitteilt, der Mangel an Fortschritten bei den in London bisher gepflogenen Besprechungen. Besonders ausgeprägt sind nach wie vor die Meinungsverschiedenheiten zwischen England und Amerika über die Tonnage von Schlacht­schiffen und Kreuzern. Zwischen England und Frank­reich bestehen Meinungsverschiedenheiten über die Untersee­boote. Der amerikanische Unterhändler Norman Davis und die amerikanische Regierung sind enttäuscht über die bisher erziel­ten geringen Ergebnisse und über die Verzögerung der Ankunft der japanischen Vertretung, die ohnehin nur aus einem Marine­offizier besteht. Ein weiterer Grund für die Vertagung der Vorbesprechungen sind die starken Meinungsverschiedenheiten zwischen Frankreich und Italien.

Generalstreik in San Franzisco

Artillerie greift ein

San Franzisco, 16 Juli. Der Generalstreik ist am Montag in Kraft getreten. Von morgens 3 Uhr ab stockte jeglicher Ver- s kehr auf der Straße. Die Geschäfte sind geschlossen. >

Um Ausschreitungen gleich im Keime zu ersticken, sind weitere Kontingente der Nationalgarde nach San Franzisco zu­sammengezogen worden. Ein Jnfanterieregimeni in Los An­geles erhielt den Befehl, sofort nach dem Streikgebiet aufzubre­chen. Eine Abteilung F e l d a r t i l l e r i e aus Las Limas ist unterwegs nach San Franzisco, ferner mehrere Tanks mit Ma­schinengewehren. Bis.zum Montagabend dürfte die Stärke der in San Franzisco liegenden Nationalgarde etwa 6066 Mann betragen.

Im Lause des Montag ist es bereits zu ziemlich schweren Aus­schreitungen gekommen. Eine Menge von etwa 15VÜ Menschen stürmte und plünderte die Lebensmittelläden in verschiedenen Teilen der Stadt. Etwa 56 Personen drangen in das kommu­nistische Hauptquartier in Haytward ein, schleppten das Mobi­liar hinaus und verbrannten es.

Bürgermeister Rossi ernannte einen aus fünf Persönlichkeiten bestehenden Notausschuß, der die Aufgabe hat, für eine gerecht» Verteilung der noch vorhandenen Lebensmittel zu sorgen. Die Vorräte an frischem Gemüse und Frischfleisch sind bereits er­schöpft. Der Lebensmittelmangel erstreckt sich auch auf die wei­tere Umgebung der Stadt, wo ein eiserner Ring von Streikpo­sten, die mit Lebensmitteln beladenen Lastwagen zurückhält. Mit Maschinengewehren ausgerüstete Polizeiabteilungen be­gannen am Montag den Lastwagenkarawanen einen Weg durch die Streikpostcnlinien zu bahnen.

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Hafenardeiterstreik auch in Neuyork?

Neuyork, 16. Juli. Der Präsident des Seafarers, dem ,echs Hasenarbeitergewerkschaften angehören, erklärte, auch im Neu­yorker Hafengebiet drohe ein Streik, wenn sich nicht die Schiffs- s gesellschasten bereit erklärten, mit den Vertretern der Gewerk- ^ schäften über Lohn. Arbeitszeit und Arbeitsverhältnisse zu ver- - handeln. Bereits am Donnerstag werde eine Gewerkschaft über i den Generalstreik abstimmen.

Ja, wie joden Tag! Wie immer jetzt, seit sie uns die alte Heimat als zum jugoslawischen Reich gehörig erklärt haben! Diese windige Gesellschaft von Knechten und Mäg­den, die ich bezahle und füttere, scheint allen Ernstes zu glauben, dem deutscher Herrn nun nicht mehr gehorchen zu brauchen. Sie machen einfach, was sie wollen!"

Was ist denn schon wieder passiert?" fragte Iran Hilde beklommen.

Den Sluga schickte ich heute morgen mit Korn zur Mühle. Aus dem Rückweg sollte er in Frieder au beim Zim­mermann Sonnbichler die Balken für den Anbau a'm Schweinestall aufladen. Statt dessen kommt der Wagen leer zurück, und der Sluga liegt sternhagelbetrunken da­rauf! Die Zügel hat er einfach um sine Wagenstange ge­schlungen und es den Pferden überlassen, den Heimweg zu finden. Als ich ihn zur Rede stellen will, wird er noch frech, und die ganze Bande ringsum lacht ihm Beifall!"

Das ist freilich schlimm. Aber der Sluga war im Krieg, Gustav; der hat die Leute roh und arbeitsscheu gemacht, das wird ja wohl alles wieder besser werden mit der Zeit."

Besser? Schlimmer wird es werden! Tausendmal schlimmer! Es ist auch nicht der Krieg, sondern die nationale Verhetzung, die hier seit Jahr und Tag systematisch be­trieben wird. Heute haben wir in Spillersdorf noch einen deutschen Bürgermeister, und der Bezirksrichter Wsberic ist auch noch so ziemlich deutsch. Aber warte nur, bis sin in Laibach Zeit finden, sich auch noch um die .Kleinigkeiten' zu kümmern! In einem halben Jahr ist Bürgermeisterwahl. Da wirst du sehen, was für einen waschechten Jugoslawen wir bekommen werden! Dann werden wir erst unfern Herrgott kennen lernen, wir Deutschen hier!"

Sie waren ins Haus getreten, das breit und behäbig auf einer Anhöhe lag, von Wiesen, Obstbäumen und einem Blumengarten freundlich umrahmt.

Im Flur und auf der Treppe brannte bereits das elek­trische Licht. Frau Hilde öffnete rechts eine Tür, die nach der Küche führte.

xAuftragen, Lenka, der Herr ist dal" rief sie hinein,

Ernste Lage in San Franziska

Militärische Verstärkungen

Newyork, 16. Juli. Der Generalstreik in San Franziska füllt die Frontseiten der Morgenblätter und verdrängt alle anderen Ereignisse. San Franziska machte schon am Sonntag den Ein­druck einer belagerten Stadt, die niemand zu verlassen wagte, da die Möglichkeit einer Rückkehr ungewiß ist. Die Einstellung des Straßenbahnverkehrs begann frühzeitig. Die Lebensmittel­läden, die ausverkauft hatten, vernagelten ihre Türen und Fenster, eine Vorsichtsmaßnahme, die sich angesichts des Herum- lungerns vieler zweifelhafter Elemente nur allzusehr recht­fertigt Obwohl die Streikenden selbst durch Bildung von Sicherheitsausschüssen Ausschreitungen vorzubeugen suchen, kam es bereits zu verschiedenen Zusammenstößen, die nach An­sicht der Behörden mm Kommunisten eingeleitet werden. In der Nähe des Docks wurde die Nationalgarde mit Steinen be­worfen, worauf sie Feuer gab. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung stehen außer der Polizei, die um 500 Mann vermehrt wurde, und außer der Nationalgarde etwa 1000 Mann Vundes- truppen zur Verfügung. Gouverneur Meriam gab di« Entsen­dung von weiteren 1600 Mann Nationalgarde bekannt, wodurch die Stärke der Nationalgarde in San Franzisko auf etwa 1500 Mann gestiegen ist. Von der Erklärung des Belagerungszu­standes hat der Gouverneur zunächst abgesehen. Er versichert jedoch, daß die Truppen die Lebensmittelzufuhr sichern würden.

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Newyork, 16. Juli. Die Geschäftswelt teilt die Besorgnisse, s daß der Generalstreik in San Franzisko die Streiklage im - ganzen Lande verschärfen werde. Es wird daher allgemein ge­hofft. daß das aus Washington kommende Gerücht sich bewahr- ^ Heike, wonach Präsident Roosevelt persönlich in <Ä»n Fran- ^ zisko eingreifen wolle, um eine Vermittlung herbeizuführen.

Kommunistische Geheimmsammlung bei Wim

Wien, 16. Juli. Am Sonntag abend fand in Kaltenleutgeben bei Wien in einem Walde eine geheime Kommunistenversamm­lung statt, an der etwa 800 Personen teilnahmen. Gendarmerie wurde gerufen, um die Versammlung zu zerstreuen. Die Ver­sammelten setzten sich jedoch zur Wehr, und es kam zu einem erbitterten Kampf. Die Gendarmerie mußte schließlich von der Schußwaffe Gebrauch machen. Nach den vorliegenden Meldungen blieben zwei Mann tot auf dem Platze liegen. Die Zahl der Verletzten ist noch nicht bekannt. Die Kom­munistenoersammlung fand anläßlich des 7. Jahrestages des Justizpalastbrandes statt. Dadurch wird auch die Annahme, daß der schwere Sabotageakt, der das Wiener Straßenbahnnetz fast eine Stunde stromlos machte und in zahlreichen Wiener Ge­meindebezirken das Licht erlöschen ließ, von Kommunisten her­rührt, unterstrichen. Wie inzwischen bekannt wird, fand der Anschlag auf die elektrische Leitung bei Gratwein in Steier­mark statt. Dadurch wurde nicht nur die Wiener Stromversor­gung, sondern, wie jetzt bekannt wird, auch die Versorgung der Stadt Graz für eine Zeit unterbrochen. Nur ein einziger Demonstrant wurde verhaftet.

Keme Ablieferung von Sprengstoff

Ein Mißerfolg von Dollfuß Wien, 16. Juli. Der Erlaß der Regierung vom »3. dem Todesstrafe für den Besitz von Sprengstoff angedroht un- gleichzeitig Straflosigkeit für die Ablieferung von Sprengmit­teln bis zum 18. Juli zugesichert wird, ist bisher nach Berich­ten aus der Provinz ohne Erfolg geblieben. Entgegen allen Er­wartungen der amtlichen Stellen hat eine Ablieferung vo, Sprengmitteln in großem Umfange nirgends stattgesunden. Insbesondere wird berichtet, daß in den ersten drei Tage» der Laufzeit des Erlasses der Regierung überhaupt keine Spreng­mittel abgeliefert worden sind. Dagegen hat sich die Stim­mung durch die zahlreichen Vorfälle der letzten zwei Tage wie­der allgemein verschärft. In weiten Bevölkerungskreisen herrscht größte Beunruhigung, welche Auswirkungen ein etwaiges Todesurteil haben werde, falls die Regierung nach dem Verlauf der Gnadenfristen ihrer Ankündigung Gebrauch machen sollte. Man befürchtet allgemein, daß ein Todesurteil außerordentlich ernste Folgen auslösen wird.

Es ist bezeichnend für die Methoden, mit denen die Wiener Presse Politik macht, daß sie die schweren Zusammenstöße mit Marxisten am Sonntag in ganz kleiner Aufmachung bringt und

Oben im großen Eßzimmer, das die Mitte des ersten Stockwerks einnahm, warteten die drei Kinder Gustav Hal- menschlags: Otto, Hermann und die hübsche blonde Mar­garet mit den großen blauen Kmderaugen, die immer ver­träumt und wie erstanut in die Welt blickten.

Margaret stand am gedeckten Tisch, den sie den Brüdern zu Ehren mit Vergißmeinnicht und Margariten zierlich ge­schmückt hatte.

Und hier bei seinen Kindern, in diesem behaglichen, etwas altmodisch, aber gediegen möblierten Zimmer, das ihm im­mer wie eine friedliche Insel erschien, vergaß der Vater rasch allen Aerger.

Er kniff Margaret in die Wange.Na, Kleine, was ha­ben wir denn heute getrieben? Ich sah dich ja den ganzen Nachmittag nicht draußen! Und schießt doch sonst wie eine wilde Hummel beständig in Hof und Garten herum!"

O, ich war heute sehr fleißig, Papa! Bin den ganzen Tag still gesessen und habe die Wäsche der Jungens in Ord­nung gebracht. Du weißt ja wenn sie heimkommen, sin!) sie immer abgerissen wie Landstreicher. Da habe ich mich nun darüber gemacht, und jetzt ist alles wieder in bester Ordnung."

Nun, dafür verdienst du aber wirklich einen Kuß, Gre- tel! Erst von mir, dann von den Jungens!"

Bist mein braves Hausmütterchen!" sagte die Mutter undbist unser liebes Nesthäkchen!" die Brüder.

Vergnügt setzte man sich zu Tisch und vergnügt plau­derte man, bis ganz plötzlich wieder die leidige Politik das Hauptthema war. Da wurden alle Gesichter mit einem Male ernst.

Hast du's schon gehört, Papa: Fslders haben Haus und Weingärten verkauft und ziehen nach Linz, wo Frau Fol­ders eine Schwester hat?" fragte Otto.Heute wurde der Kaufvertrag unterzeichnet. Natürlich ist der Käufer ein Slo­wene. Gradischnig heißt er. Soll kein Wort Deutsch können. Auch Bernhard Holden will verkaufen, wie mir Doktor Müller erzählte, und Müller selbst denkt auch stark daran, nach Graz zu ziehen." (Fortsetzung folgt.)