nach London von Deutfchland angenommen worden sei. Er hoffe, daß es weiterhin niöglich 'ein werde, eine Vereinbarung zu treffen, die eine billige Behandlung für die britischen Von'os- inhaber und Kaufleute vor dem 1. Juli sicherstcllen würde. Trotz­dem könne aber die britische Regierung die Annahme des dem Unterhaus vorliegcndeMTSeictzes nicht verschiebe». Zwei Punkte seien nach Ansicht der britischen Regierung für eine befriedigende Vereinbarung wesentlich: 1. Da»; eine volle Bezahlung des Dienstes der Dawes- und Hounganleihe, die gesetzliche» Vor­rang haben, erfolgt, und 2. daß mit Bezug auf andere Fraaen zwischen englischen und anderen Gläubigern keine Unterschei­dung zu Ungunsten englischer Interessen stattsinde Chamberlain bemerkte weiter er hoffe, daß so wenig Eingriffe in den Händel wie möglich stattsinde» würden und daß die Regierung, falls die Derhandlrlnge» scheitern, sich nur mit den Anleihen befassen ! brauche. Was die Dawes- und Pounganleihe betreffe, so werde j unter der Vorlage vorgeschlagen werden, eine Verordnung zu veröffentliklien die vorsieht, baß 2V v. H. des Wertes der deut­schen Einfuhr mit dem Zoll zusammen für das Clearingamt ein­gezogen werden. Mit Bezug auf andere Anleihen als die Dawes- und Ssounganleihe schlage die deutsche Regierung vor, für ihren Dienst dreiprozentige Fundierungsbonds für die von den briti­schen Gläubigern vorgeschlagenen Anleihen auszckgeben, und die Gläubiger würden bereit sein, diese Fundierungsbonds anzu­nehmen, vorausgesetzt, dag die Bedingungen befriedigend sind und daß keine unbillige Unterscheidung stattfinde.

Zar Milhige Frankreich

Straßenunruhen in Lorient

Paris, 25 Juni. In mehreren französischen Provinzstädten kam es am Samstag zu Zwischenfällen, die zum Teil sehr scharfes Eingreifen der Polizei und Gendarmerie notwendig machten. Die ernstesten Zwischenfälle ereigneten sich in Lorient, wo Kom­munisten und Marxisten gegen die Abhaltung einer Kundgebung der Feuerkreuzler protestierten. Polizei, berittene Gendarmerie, mobile Garde und Marinefeuerwehr mutzten eingreifen, um die Ruhestörer zu verdrängen. Die Volksmenge ging gegen die be­rittenen Polizeimannschaften mit Wurfgeschossen, vor allem mit Steinen, Tischen und Stühlen vor. Ein Leutnant der Mobil­garde erhielt einen Ziegelstein mitten ins Gesicht. Auch ein Polizeikommissar wurde im Gesicht verletzt. Die Polizeimann- schaften hielten zunächst zwei Stunden lang in dem Hagel der gegen sie geworfenen Geschosse aus, um zu versuchen, durch Kalt­blütigkeit ein Anschwellen der Zwischenfälle zu verhüten. Man zog Marinefeuerwehr hinzu, aber die Menge zerschnitt die Schläuche und griff die Feuerwehrmannschaften an. Als fchließ- lich Fahnenmasten, die für ein am Sonntag stattfindendes Fest errichtet worden waren, von den Demonstranten zu Fall gebracht wurden und über der berittenen Polizeitruppe zusammenstürzten, lieg der Präfekt den Ordnungsdienst gegen die Menge vergehen. Vis gegen 1 Uhr nachts dauerte der Kampf. Die Polizei be­hauptete schließlich die Straße. Ueberall sind Bänke und Baum- fchutzgitter umgerissen worden Nach einer abschließenden Mit­teilung der Polizei wurden bei den Unruhen am Samstag ver­letzt: der mit der Leitung des Ordnungsdienstes betraute Polizei­kommissar, ein Kommissar der Sicherheitspolizei und drei wei- " tere Ordnungsbeamte, ferner der Kapitän der Marinefeuerwehr und ein Obermaat sowie ein Leutnant und fünf Mann der Garde Mobile.

Paris, 25 Juni. In einem Dorfe bei Pontoise kam es zu Zusammenstößen zwischen Kommunisten und Polizei. Die Kom­munisten hatten die Absicht, ein Platzkonzert katholischer Jugend zu stören. Als die Mahnungen des Bürgermeisters zur Ruhe ergebnislos blieben, ging die Polizei gegen die Ruhestörer vor. Diese setzten sich zur Wehj und richteten einen Eendarmerie- wachtmeister und drei Polizisten so zu. daß sie mit schweren Ver­letzungen ins Krankenhaus eingeliesert werden mußten. Auch die Kommunisten hatten mehrere Verletzte zu verzeichnen.

ZugzMmmenslotz bei Paris

Paris, 25. Juni. Ein Zugzusammenstoß, bei denr insgesamt 4V Personen mehr oder weniger schwer verletzt wurden ereignete sich am Sonntag vor Mitternacht in der westlichen Bannmeile von Paris. Kurz vor dem Bahnhof Houilles fuhr ein vollbesetz­ter Perionenzug auf einen leeren Güterzug auf, der infolge ungenügenden Dampfdruckes auf der Strecke lag. Bei dem Zu­sammenstoß schoben sich einige Wagen ineinander, andere sprangen aus den Schienen. Der Maschinist des Personenzuges ist seinen schweren Verletzungen erlegen. Es sind iomit 1 Toter, 3 Schwer­verletzte und 39 Leichtverletzte zu verzeichnen.

Kv/e/ncr^/e, Ko/e/rrcr^/e..

Roman von Käthe Mehner Oop^ritzkt K5 Martin Peuetilwanger, Halle (8aule)

bb RaKdruS verboten.

Rvsomane war von Doktor Brunnenrandts Worten aufs tie-fste erschüttert. Schon oft hatten sie über ihre Mutter gesprochen, aber noch niemals hatte sich Doktor Brunnenrandt so von seiner eigenen Begeisterung hinreihen lassen.

Ein feuchter Glanz lag in ihren Augen, und zaghast klangen ihre Worte, als sie sagte:

Daß ich dich niemals enttäuschen möchte, Onkel! Ob ich jemals die Größe meiner Mutter erreichen werde? Viel­leicht entmutigt es mich auch, immer von euch an ihrem Maßstab gemessen zu werden ... Und daun, schon manchmal stand ein unseliger Stern über meinem Leben. Der Name meiner Mutter war rein, aber an mir hängt ein Makel, den ich in aller Zukunft nicht los werde. Du glaubst nicht, wie manchmal eine Angst in mir nagt, daß es eines Tages kerauskommen könnte, welcher furchtbare Verdacht auf mir ruht. Je höher ich stehe, um so tiefer ist dann der Absturz."

Und wieder, wie schon einmal vor Jahren, gingen in diesem Augenblick ihre Augen weit in die Ferne durch Wände und Türen hindurch wie die einer Seherin.

Aber Doktor Brunnenrandt war heute nicht dazu auf­gelegt, sich von dunklen Gedanken übermannen zu lassen. Er wollte Licht sehen, Glanz und Ruhm für Rosemarie.

Aber Rosemarie, kleiner Angsthase! Wie kannst du nur noch immer so bange sein? Nach diesem herrlichen Er­folg, den du schon bei deinem allerersten Austreten hattest. Die Vergangenheit laß begraben sein! Dein Herz ist lauter und rein, und du bist vor Gott und dir selbst ohne Schuld das ist genug. Ich ich glaube an deinen Erfolg! Nur in einem Punkte laß dich warnen, obwohl diese Warnung unnötig ist, gerade bei dir. Die Männer werden dich um­schwärmen und verehren, wie sie deine Mutter umschwärmt

Der Führer ^«

beobachtet den Deutschlandflug !

Obersalzberg, 25. Juni. Reichskanzler Adolf Hitler, der sich am Samslag abend in Begleitung seines Adjutanten, Gruppen­führer Brückner, und des Reichsprcsfechefs der NSDAP. Dr. Dietrich nach Haus Wacheufels auf dem Obersalzberg iu Beichte-- ^ gaben begeben hatte, verfolgte am Sonntag von ber Terrasse seines Hauses aus mit größtem Interesse die Flugleisiungen der Deutichlanüflieger im Gebirge. Als Beauftragter des Deutschen Luftsportverbandes war Flugkapitän Bieber anwesend, der die Grüße des Präsidenten Loerzer überbrachts und dem Führer über Einzelheiten des Fluges Bericht erstattete. Gegen 9.30 Uhr er­schien die erste Flugstaffel des Deutschlandfluges vom Flugplatz ' Ainring bei Reichenhall an der Wendemarke am Lockftein bei Berchtesgaden und kam von dort aus kurz zurück durch das Achental In majestätischem Flug bei strahlendem Wetter folgte Staffel auf Staffel und zog vorbei an den Felsenriefen des Hochkalter durch die herrlichen Täler des Berchtesgadener Landes. Auf dem grünen Hintergrund der Täler und bewaldeten Höhen ^ waren die Maschinen vom Haus Wachenfels aus weithin sicht- § bar. Der Führer, der durch ei:e telephonische Verbindungsstelle s von der Leitung des deutschen Fluges jeweils über den Start der Maschinen von den Flugplätzen Prien und Ainring benach­richtigt wurde, verfolgte den Verlauf des sich über mehrere Stunden erstreckenden Eebirgsfluges mit großer Aufmerksamkeit und äußerte sich sehr befriedigend über vie gezeigten Leistungen.

Inzwischen hatte sich auf dem Obersalzberg in unmittelbarer Nähe des Hauses Wachenfels eine nach Tausenden zählende Zu- schauernRnge eingesunden, die dem Führer begeisterte Kund­gebungen bereitete. Während einer Alugpause begrüßte der Führer die aus allen Gauen des Reiches zusammengekommenen Volksgenossen, die begeistert das Deutschland- und das Horst- Wesfel-Lied anstimmten.

Um 15 Uhr nachmittags traf der Flugkapitän Ritter o. Grun- bach, der Führer der 2. Untergruppe, mit seinem Stabe am Haus Wachenfels ein und überbrachte dem Führer einen riesigen Strauß gelber und roter Rosen, die von den teilnehmenden Fliegern während des Deutfchlandfluges mitgefllhrt worden waren. Die mit dem Hakenkreuz und dem Fliegerabzeichen ge­schmückten Bänder trugen die AufschriftIn Dankbarkeit und Verehrung die Teilnehmer des Deutfchlandfluges 1934 dem Führer".

Preisverteilung des Deutschlandfluges

Berlin, 25 Juni. Auf dem Abschiedsessen, das die Teilnehmer an dem Deutfchlandflug 1934 am Sonntag im Marmorfaal an­läßlich der Preisoerkündung vereinte, nahm der Präsident des Deutschen Luftsportverbandes, Loerzer, das Wort. Er gedachte mit großer Anerkennung der an diesen vier Tagen vollbrachten Leistungen. Es habe sich entsprechend dem Willen des Reichs­luftfahrtministers nicht darum gehandelt, Einzelleistungen zu j vollbringen, sondern Gemeinschastsleistungen. Bei diesem Fluge ' hätten sich die Früchte der Arbeit des vergangenen Jahres ge­zeigt. Er selbst habe durch feine Teilnahme an dem Fluge Ge­legenheit gehabt, allertbalben in Deutschland festzustellen, daß es nur eine Stimme des Urteils gab, nämlich Bewunderung und Erstaunen über das, was in so kurzer Zeit möglich geworden sei. Das fei schönster Lohn und höchste Anerkennung für alle Teil­nehmer an diesem Kampf.

Während die Flieger und Gäste sich von ihren Plätzen er­hoben, gedachte Loerzer in teilnehmenden Worten der drei Opfer des Deutfchlandfluges, die für ihre Idee gefallen seien. Es sei j aber nicht Fliegerart traurig den Kopf hängen zu lassen. Der Flieger wie überhaupt der Kämpfer werden durch das Opfer der Kameraden angesvornt zu höheren Leistungen. Loerzer gab dann die Ergebnisse des Wettbewerbes wie folgt bekannt: 1. Gruppe Hannover; 2, Württemberg (Eßlingen): 3. Oberschlesien; 4. Mann­heim: ö. Darmstadt: 6. Oberbayern: 7. Berlin Gruppe Geyer; 8. Berlin Gruppe Christiansen: 9. Bremen: 10. Gruppe Berlin. An- j gehörige der Lufthansa; 11. Danzig Langfuhr: 12. Königsberg;

13. Hamburg-Altona; 14. Ruhr-Niederrhein; 15. Berlin Gruppe Seger; 16. und 17. Berlin Gruppe Mohn; 18. Dresden-, 19, Osnabrück: 20. Magdeburg: 21. Düsseldorf. In später Nacht­stunde erschien jubelnd begrüßt Reichsluftfahrtminister General Göring, um einige Zeit im Kreise der Fliegerkameraden zu ver­bringen. und nahm persönlich die Verteilung des Wander­preises vor.

Neuer Treuhänder der Arbeit für Hessen

Berlin, 25. Juni. Mit Wirkung vom 1. Juli 1934 ist der bis­herige Bankdirektor Franz Joseph Schwarz kommissarisch mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Treuhänders der Arbeit für

und verehrt haben. Aber laß dich nie Hinreißen, einem aus Einsamkeit oder Mitleid die Hand zu reichen! Wenn du nicht eine -große Liebe erleben kannst, dann bringe keinem das ' Opfer der Ehe! Das Leben ist lang, und ein Zurück ist schwer."

Und mein Herz wird nicht sprechen, Onkel. Niemals Bei keinem wieder. Einen habe ich geliebt, der keinen Glau­ben an mich hatte, und ich ich hätte mein Herzblut geben können für ihn. Ach, meine kurze Liebe war nur ein Traum vom Glück, aber ich weiß, daß ich davon zehren werde mein Leben lang."

Armes, liebes Kind!" sagte Doktor Brunnenrandt leise, aber ein Groll war in jhm gegen den Mann, der diesem jungen Weibe, das er liebte, wie er -ein eigenes Kind nicht herzlicher hätte lieben können, das Schönste im Leben ge­nommen hatte die Liebe.

Zart lenkte er das Gespräch auf ein anderes Thema.

Nun ist deine Tante schon lange wieder daheim. Hat sie dir schon geschrieben?"

Rosemaries Augen strahlten aus.

Ach, einen wundervollen Brief habe ich von ihr be­kommen. Sie ist noch heute so begeistert wie damals. Es hat ihr ja alles hier so sehr gefallen. Aber am glücklichsten mar sie, daß wir uns alles einmal vom Herzen herunter sprechen konnten, was sich in der langen Zeit so ang-ehäuft hatte."

Und das war wohl sehr viel?" lachte Doktor Brunnen­randt.

O ja!" Rosemarie nickte.Schade, daß es so kurz war Nun müssen wir wieder lange warten."

In Doktor Brunnenrandt zuckte ein Gedanke aus und nahm blitzschnell greifbare Form an:

Möchtest du die Tante immer hier haben, Rosemarie?"

Rosemarie sagte ahnungslos freudig:Ja!" Aber Dok­tor Brunnenrandt merkte, wie sehr es ihr aus dem Herzen kam.

bas Wirtschaftsgebiet Hessen beauftragt worden. Der NSDAP, gehört Schwarz seit 1930 an. Seit Mitte 193t ist er Augehöri- ger der SS. und zurzeit Standartenführer der zweiten SS.« Standarte Hessen-Nassau-Süd.

Argentinienfahrt desGraf Zeppelin"

Das LuftschiffGraf Zeppelin" wird an-, Dienstaa abends m Pernambuco ankommen und im Laufe des Mittwoch nach R i v Weiterfahren, wo es am nächsten Tage, 28. Juni, nachmittags eintrifft. Da in Rio de Janeiro die Ergänzung des Betriebs­stoffes erfolgt, wird das Schiff einige Stunden lang dort liegen bleiben, fodaß die Bewohner der Hauptstadt Brasiliens zum erstenmal den Zeppelin länger als nur erne halbe Stunde bei sich haben werden. In der Nacht wird dann die Weiterfahrt nach Buenos Aires angetreten, nachdem auch Dr. Eckener an Bord gegangen ist. Nach einer Fahrt von etwa 24 Stunden wirdGraf Zeppelin" zum erstenmal am Vormittag des. Juni über Buenos Aires erscheinen und dort aus dem Militär­flugplatz landen. Nach kurzem, in seiner Dauer noch nicht be­stimmten Aufenthalt, beginnt dann die Rückfahrt wieder über Rio und Pernambuco nach Friedrichshafen, wo die Ankunft am 6. Juli nachmittags oder am folgenden Vormittag zu erwarten ist. Aus der Argentinienfahrt wird das Luftschiff eine Art Ju­biläum begehen können. Graf Zeppelin wird voraussichtlich aus der Teilstrecke zwischen Rio de Janeiro und Buenos Aires dabei den 800 000. Kilometer zurücklegen bzw. die halbe Million Seemeilen voll machen.

Abschluß

des Genfer Sicherheitsausschufses

Eens, 25. Juni. Der Sicherheitsausschuß, dem vom Haupt- ausfchuß der Abrüstungskonferenz die Aufgabe zugewiesen wor­den war, die vorbereitenden Schritte zur Erleichterung des Ab­schlusses neuer regionaler Sicherheitsabkommen innerhalb der Konferenz zu unternehmen, hat am Montag durch einstimmige Annahme des Schlußberichtes seine Arbeiten abgeschlossen.

In dem Schlußbericht wird vorerst die Ansicht zum Ausdruck gebracht, daß 1. regionale Sicherheitsabkomme» mit den großen allgemeinen Pakten (Völkerbundspakt und Kellogpakt) im Ein­klang feien und auch mit eventuellen Sonderabkommen der ab­schließenden Staaten mit dritte» Staaten koordiniert werden können; 2. daß solche Abkommen nicht gegen eine Macht oder eine Mächtegruppe gerichtet sind; 3. begrenze der Ausdruck regionale Abkommen" keineswegs die Ausdehnung der Ab­kommen auf weitere Gebiete: 4. werde es als möglich erachtet, daß auch Nichtmitgliedstaaten des Völkerbundes am Abschluß solcher Abkommen beteiligt werden; 5. wird nochmals im be- >onderen auf den Locarnovertrag das durch ein Völkerbunds­komitee ausgearbeitete Vertragsmodell gegenseitiger Hilfe­leistung von, Jahr 1928, das Londoner Abkommen zwischen 12 Staaten über die Bestimmung des Angreifers vom Jahre 1933 und den Balkanpakt von 1934 hingewiesen als für den Ab­schluß weiterer Abkommen besonders geeignete Formen. Als günstige Basis empfiehlt dann der Bericht das sogenannte Ver­tragsmodell D für einen Kollektivvertrag gegenseitiger Hilfe­leistung, welches sehr anpassungsfähig sei und das je nach Um­stand gewisse Abänderungen oder Beifügungen erfahren könne. Es bestehe die Möglichkeit, nach Vorbild des Artikels 3 ves Locarnovertrages Bestimmungen über einen Angriff oder nach Vorbild des Londoner Paktes über die Bestimmung des An­greifers in das Abkommen einzuarbeiten. Auf alle Fälle müßt« ein Abkommen Bestimmungen enthalten, die eine Möglichkeit der friedlichen Regelung von zwischen den Vertragsschließenden auf. tauchenden Streitigkeiten vorsehen.

Rüstungsprogramm in Großbritannien

London, 25. Juni. Ein Sonderkorrespondent desDaily Tele­graph" schreibt: Erweiteruugsprogramme für Heer, Flotte und Luftwaffe werden gegenwärtig von der britischen Regierung er­wogen. Jedes dieser Programme bringt eine wesentliche Er­höhung der nationalen Ausgaben mit sich. Wenn die vorgeleg­ten Pläne unverändert angenommen werden sollten, so würden die Gesamtkosten bei weitem die Summe übersteigen, die das Land gegenwärtig für diese Zwecke ausgeben kann. Die Regie­rung wird daher darüber zu entscheiden haben: 1 . welche Gesamt­summe für die nationale Verteidigung verfügbar sein soll, und 2. wie diese Summe auf die drei Waffengattungen zu verteilen ist. Die Entscheidung wird schwerlich bis zur Zeit der Vor­bereitung der nächstjährigen Voranschläge aufgeschoben werden, sondern dürfte im Laufe der nächsten Wochen fallen. Die Not­wendigkeit der Erhöhung der Mehrausgaben ist auf den Fehl­schlag in Genf zurückzuführen.

Platz genug war in dem großen, eleganten Hause, und für Rosemarie, die so leicht zur Schwermut neigte, war es vielleicht ganz gut, wenn sie einen lieben, verständnisvollen Menschen um sich hatte.

Im Moment sprach Doktor Brunnenrandt -kein Wort mehr darüber, aber er 'beschloß, sich die Sache einmal ge­nau zu überlegen. Vielleicht war hier eine Möglichkeit, Rossmarie, die sonst niemals einen Wunsch äußerte einmal eine ganz große Freude zu machen.

Schmunzelnd erhob er sich, um aus sein Zimmer zu gehen, wo er jeden Mittag ein Stündchen zu ruhen pflegte.

Im übrigen, dah ich es nicht vergesse: Mache dich ein bissel schön, Rosemarie. Heute abend haben wir fürst­lich e n Besuch!"

Rosemarie lachte.

Im Ernst, Kindchen", sagte Brunnenrandt heiter.Du erinnerst dich wohl an Fürst Lueberg? Er hat sich für heute abend angesagt."

Rosemarie brauchte nicht zu überlegen. In ihrer Seele stieg klar und deutlich das Bild eines großen, blonden Man­nes aus, der sie mit ernsten Augen anschaute.

Es ist gut, Onkel! Ich werde mich selbstverständlich sehr schön machen." Aber ihr scherzhafter Ton klang etwas gezwungen.

*

Rosemarie stand vor ihrem großen Schrank und wählte. Sie hatte gar keine Lust, sich heute abend besonders schön zu machen.

Für wen denn? Für den Fürsten? Oh, wenn er wüßte, wie gleichgültig er ihr war! Es war ja so nebensächlich, was sie heute abend anzog. So entschloß sie sich zu einem schlichten boreauxfavbenen Kleid.

Plötzlich mußte sie lächeln, als sie sich erinnerte, wie Tante Berta bei ihrem Hiersein über ihren Kleiderreich­tum gestaunt hatte, wie sie die seinen, teuren Stoffe -fach­männisch geprüft und bewundert hatte.

(Fortsetzung jylgt.j