NlsM, M ?? Mt den AüUklagken, die hier mit ihm Stuf Ser An­klagebank sitzen, zusammen den Brand im Reichstag gelegt hat. Vorsitzender: Haben Sie den Reichstag allein angesteckt oder haben Ihnen irgendwelche Leute dabei geholfen? Van der tnbbe schweigt eine Weile und beginnt dann zu lächeln. Endlich antwortet er leise: Nein. Vorsitzender: Sie müssen die Wahrheit sagen. Ist Ihnen bekannt, daß durch Gutachten festgestellt ist. daß Sie allein den Brand gar nicht so legen konnten? Van der Lubbe: Ja Die Bemühungen, Lubbe zu klaren Aussagen zu veranlassen, sind ebenso schwierig wie erfolglos. Rechtsanwalt Dr. Sack: Haben Sie die Kohlenanzünder aus Grund einer Verabredung mit Leu­ten gekauft, die Sie nicht nennen wollen? Lubbe: Nein Dr. Sack: Ist Ihnen die Einstiegstelle zum Reickstag vorher gerecht worden? Lubbe: Nein. Das Gericht wendet sich darauf wieder der Vernehmung Torglers zu.

Sie MeilskW vor desiMkerblind

Genf. 4. Okt. Nach der Rede des deutschen Vertreters von Keller lm Minderheitenausschuß des Völkerbunds, die großen Eindruck machte, entgegnete der französische Ver­treter Verenger, das Deutsche Reich habe die Grund­sätze des Minderheitenrechts nicht nur durch Handlungen, sondern auch durch gesetzgeberische Maßnahmen, durch die Gesetze gegen die Juden verletzt. Diesen Ausführungen trat der schwedische Außenminister Sander (Soz.) sowie der polnische Vertreter Graf Naczynski, der die Verallgemei­nerung des Minderheitenschutzes nach Rasse, Sprache und Religion beantragte, dem Sinn nach bei.

Die Aussprache über die Judenfrage wurde am Mitt­woch mit einem verschärften Angriff auf Deutschland fort­gesetzt. Der griechische Konsul Fran'gulis der erstaun- licherweise als Vertreter der Negerrepublik Haiti auftrat, überbot sich in gehässigen Anspielungen und Verdächti- c.-ngen Deutschlands. Er suchte den Nachweis zu erbringen, daß bei der Schaffung des Mandats von Palästina sämtliche Völkerbundsmächte den Schuh der Juden nicht nur in Palästina, sondern in allen Ländern übernommen hätten. Die öffentliche Meinung der ganzen Welt verlange stürmisch ein sofortiges energisches Einschreiten gegen Deutschland.

Der englische Unterstaatssekretär Ormsby-Core erklärte, die englische Regierung lehne ein Regierungssyskem, das auf d m Rasfegrundsah aufgebaul sei. von vornherein mit größ­te Entschiedenheit ab. Eine derartige Auffassung wäre das Ende des englischen Weltreichs. Die von Dr. Goebbels var der internationalen Presse in Gens vertretene Auf­fassung über denZusammenbruch des Parlamentarismus" st.ye in schroffem Gegensatz zu der Auffassung des englischen Volks. Die Freiheit Englands gründe sich auf dem seit 600 Jahren bestehenden Parlamentarismus. Niemals werde das englische Volk dieses System aufgeben. Die Rassen-These der deutschen Regierung müsse zur Anerkennung der jüdi­schen Rasse-Gemeinschaft in der ganzen Melk führen Die jüt ischen Minderheiten müssen in allen Ländern die gleichen R hie und den gleichen Schuh genießen wie die übrigen Minderheiten. Alle hätten die große Rede des Reichskanz­lers Hitler gelesen und suchten Deutschland in der Behand­lung der Judenfrage zu verstehen.

Der englische Vertreter lehnte sodann die deutschen Ver­besserungsvorschläge für das Beschwerde-Verfahren der Minderheiten ausdrücklich ab, insbesondere den deutschen Vorschlag auf Schaffung eines ständigen Minderheiten-Aus- schuffes und unmittelbare Anhörung der Minderheitenver- treter und bezeichnet^ das bisherige Verfahren als durchaus wirksam und genügend. Jedoch schlug er eine gewisse tech­nische Verbesserung des Verfahrens durch Bekanntgabe der Ablehnung von Minderheitenbeschwerden und Unterrichtung der Minderheiten über die Ablehnung ihrer Beschwerden vor. Zum Schluß beantragte er, d-ast die Völkerbundsver­sammlung dieses Jahr vvn neuem offiziell die große Min- derheiienenkschließun« von 1922 bestätigen solle, in der aus­drücklich für sämtliche Minderheiten der Schutz ihrer Rechte und ihrer Rasse, Religion und Sprache garantiert werde.

Völkerbundskommissar" für Flüchtlinge aus Deutschland?

Genf. 4. Okt. Gerüchtweise verlautet, von gewisser Seite werde ein Plan verfolgt, für die Flüchtlinge aus Deutschland einen Oberkommissar des Völkerbunds einzusetzen, ähnlich wie seinerzeit für die Flüchtlinge des Weltkriegs ein Ober­kommissar eingesetzt worden ist. Die Schaffung eines sol­chen Postens würde aber nur durch einstimmigen Beschluß des Völkerbunds erfolgen können.

AOßo/i/'

Münchener Kriminalroman von Hans Klingenstein Urheberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Mcmz, Regensburz.

IS. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Der Chef machte eine Pause, zündete eine Zigarette an und fuhr fort:Also, wen haben wir im Vordergrund? Eine Tatsache und einige Personen. Die Tatsache, daß Freund Riedl mit seinen Depots durch die Binsen ist, daß er in der Schweiz sitzt und wir ihn bisher nicht erwischt haben. Wir haben die weitere Tatsache, daß ein gewisser Bogohl bei dieser Flucht eine geheimnisvolle Rolle spielte. Und nun die Personen dieses Dramas. Riedl haben wir nicht. Bogohl haben wir nicht, können wir aber kriegen, denn er bewegt sich in unserer Umgebung. Wen wir aber haben, wer gewissermaßen jeden Augenblick greifbar ist. das ist Cora. Meine Herren, Sie fragen mich, warum Cora? geborene von Hettingen, die Frau von Riedl? Ich kann es Ihnen nicht beweisen, aber- ich wette, daß sie die Schlüsselstellung ist. Nun, Cora entgeht uns nicht. Lassen wir auch Riedl einmal beiseite und versuchen wir uns auf Bogohl zu konzentrieren. Die Verwandlung vom Journali­sten zum Briefträger war kein Kunststück. Aber, bedenken, Sie, um 10 Uhr wickelt dieser Old Shatterhand den Eibl wie einen Rollmops zusammen und verpackt ihn im Kühl­schrank, zwei Stunden später schlägt er einen ausgewach­senen Piloten in Schleißheim knost oul und sperrt ihn in einen Kleiderkasten. Das ist ein Rekord!"

Renner unterbrach:Ich freß einen Besen, es sind zwei, drei, oder eine ganze Bande. Wir kommen immer wieder auf die Frage: woher wußte der Lümmel, das Spannagel hinter Riedl herfliegen wird?"

Der Inspektor konnte diese Frage nicht oft genug stellen und jedesmal senkte sich Spannagels schuldbewußter Scheitel.

Der Chef schmunzelte:Ich glaube, Freund Spannagel könnte Ihnen die Frage beantworten. Wir waren alle einmal verlobt, und jeder Verlobte hat eine Schwäche fürs Telephonieren!"

Ser Anschlag ans Dallsntz

Wien, 4. Okt. Zu dem Anschlag auf Bundeskanzler Dr. Dollfuß wird weiter gemeldet: Der Täter Tertil feuerte gegen 2.30 Uhr nachmittags zwei Schüsse ab, von denen der zweite den Oberarm streifte; der erste war aufs Herz ge­zielt und wäre unbedingt tödlich gewesen, wenn die Kugel nicht an einer Rippe abgeprallt und abgelenkt worden wäre. So streifte der Schuß nur die linke Brustseite. Nerven und Gefäße wurden nicht verletzt.

Tertil hatte im Vorraum des Parlaments auf den Bundeskanzler gewartet, angeblich um ihm zwei Briefe, die er in Händen hielt, zu übergeben. Als Dollfuß in Beglei­tung des Handelsministers Stockinger und eines Kriminal­beamten in der Vorhalle erschien und mit einigen Ab­geordneten sprach, trat Tertil vor. Der Krimialbeamte sprang dazwischen, nahm ihm die Briefe ab, um sie selbst dem Kanzler zu übergeben. Tertil gab darauf die zwei Schüsse ab. Sofort stürzten sich die Abgeordneten auf ihn und ver­prügelten ihn heftig, die Polizei verbrachte ihn dann auf die Wache. Im Verhör gab Tertil zu, daß er in den letzten Tagen schon mehrfach versucht habe, an den Kanzler heran- zukommen.

Vom Krankenlager aus teilte Dr. Dollfuß durch Rund­funk gestern abend mit, daß er in drei Tagen die Regie- rungsgeschäfte wieder vom Kanzleramt aus leiten könne. Die Polizei teilt mit: Tertil habe in den Kreisen seiner Kame­raden als Anhänger nationalsozialistischer Ideen gegolten, er sei jedoch nie durch aktive politische Betätigung hervor­getreten. Er habe durch das Verbrechen die Aufmerksam­keit auf seinen Stiefvater Dr. Günther in Schlad-ming lenken wollen, der nach seiner Ansichtallein imstande sei, das Volk in eine bessere Zukunft zu führen". Tertil behauptet, er habe keine Mitwisser.

Wien. 4. Okt. DieReichspost" teilt mit, bei der Haus­suchung bei Tertil seien in einem Ofen verbrannte Reste eines umfangreichen Schriftenmaterials gefunden worden. Es seien umfassende Erhebungen nach etwaigen Mittätern, sowohl in Wien, als auch außerhalb der Hauptstadt ein- geleüet worden. Auch in Salzburg, wo Tertil beim Jn- fanterie-Regt. Nr. 3 diente, wird nachgeforscht, ebenso bei seinem Stiefvater in Schladning, bei dem Tertil sich in der jüngsten Zeit aufgehalten hat.

Verlautbarung von Berlin

Obwohl gestern noch die Wiener amtliche Nachrichten­stelle bekanntgab, daß der Täter bei seiner Vernehmung er­klärt habe, mit der nationalsozialistischen Partei keinerlei Verbindung zu haben, erklärt heute die ganze österreichische Presse, der Täter sei Nationalsozialist. Es kann nicht aus- bleiiben, Laß durch eine derartige Entstellung der tatsächlichen Vorgänge der Streit zwischen Deutschland und Oesterreich von neuem wachgerufen wird. Gegen ein derartiges Be­streben muß entschieden Front gemacht und die Verantwor­tung dafür der Regierung Dollfuß zugeschrieben werden, ohne deren Wissen in der österreichischen Presse eine derar­tige Behauptung nicht erhüben werden kann. Die Geschichte der nationalsozialistischen Partei ist der beste Beweis dafür, daß der Nationalsozialismus derartige Terrorhandlungen verabscheut. Er hat es nicht notwendig, sich eines solchen Mittels zu bedienen, um seinen Siegeszug in der Welt fort­zusetzen.

I

!

i

!

!

mögen diese'auch chß M^berMIMn' lind väterläW-schMs Sorge handeln, ist die Ursache dieser blutigen Gewalttat. Nichts kann besser als diese Schüsse enthüllen, wie weit der germanische Nationalsozialismus, dessen Kräfte über die Grenzen hinausdrüngen, zu gehen entschlossen ist. Von solchen terroristischen Gewaltakten bis zum Krieg ist nur noch ein Schritt. Man hat das im Jahr 1914 erlebt" Diese Hetze paßt natürlich gut in die Mittel zum Kamps für die Nichtabrüstung. Das französische Blatt scheint jedoch vergessen zu haben, daß im Jahr 1914 jener serbische Mör­der aus den politischen Kreisen stammte, die im Dienste der Verbündeten Frankreichs die Waffen aeoen diz Mittelmächte erhoben hatten. " ^

Selbstauslösung der sudekendeutschen NSDAP.

Außig, 4. Okt. In einer Sitzung in Außig hat der Partei- Vorstand der sudetendeutschen NSDAP, beschlossen, die Par­tei auf Grund der Vollmachten des Bodenbacher Parteitags in der ganzen Tschechoslowakei aufzulösen. Sämtliche Partei­mitglieder sind ihrer Parteiverpflichtungen mit dem 4. Ok­tober entbunden.

Scharfes Durchgreifen in Chile

Santiago (Chile), 4. Okt. Die chilenischen Gendarmen sind angewiesen worden, bei Sicht sämtliche bekannten Ver- brecher und alle Personen, die bei Begehen eines Ver­brechens angetroffen werden, sofort zu erschießen. Die Todesstrafe soll in Zukunft in Chile außerordentlich streng gehandhabt werden. Die neuen Maßregeln sind auf die ungewöhnliche Zunahme von Verbrechen zurückzusühren, deren letztes die Ermordung eines Kassierers der englischen Shell-Olex-Erdöl-Gesellschaft war.

Einziehung Volks- und staatsfeindlichen Vermögens

Das Staatsministerium hat am 14. September 1933 (Reg.-Bl. Seite 367) eine Verordnung über die Einzig ,ung volks- und staatsfeindlichen Vermögens erlassen. Nach dieser Verordnung sind die in Württemberg befindlichen Sachen und die hier zustehenden oder verwertbaren Rechte der Kom­munistischen und der Sozialdemokratischen Partei Deutjch- j lands und ihrer Hilfs- und Ersatzorganisationen zugunsten s des Lands Württemberg eingezogen. Welche Vereinigungen ! usw. als Hilfs- und Ersatzorganisationen anzufehen sind, hat das Innenministerium Politische Polizei durch Verordnung vom 30. 9. 1933 (Staatsanzeiger Nr. 228 vom 30. 9. 1933) bestimmt.

! Die eingezogenen Sachen und Rechte werden durch be­sondere Beauftragte (Liquidatoren) verwertet. Liquidatoren sind die Vezirksnotare. Die örtliche Zuständigkeit der Liqui­datoren kann bei den Oberämtern, Polizeidirektionen und Polipeiämtern erfahren werden. Die Liquidatoren werden die Gläubiger der von der Einziehung Betroffenen durch Bekanntmachung in den zuständigen Bezirksamtsblättern demnächst auffordern, ihre Ansprüche anzumelden. Die An­meldung der Ansprüche beim Jnnenministerlum Poli- s tische Polizei ist daher zu unterlassen. Wegen der Ueber- nahme von eingezogenen Vermögenswerten haben sich Inte­ressenten an die zuständigen Liquidatoren zu wenden.

Pariser Hetze

Paris, 4. Okt. Die Presse nimmt bei ihrer Besprechung des Anschlages gegen Dollfuß Stellung gegen den Nationalsozialismus und behauptet, unter solchen Umständen wäre essehr gefährlich", abzurüsten. Die fran­zösische Regierung müfte nunmehr tatkräftig dieUnab­hängigkeit Oesterreichs verteidigen". Der sozialistischePo- pulaire" warnt die österreichische Regierung, nunmehr die demokratische Verfassung durch eine faszistische Diktatur zu ersetzen. Dies könnte zum Bürgerkrieg und zur Auslieferung des Landes an die Nationalsozialisten führen. Dann aber wäre der europäische Frieden gefährdet.

Die PariserLiberte" entblödet sich nicht, folgende in­fame Verdächtigungen zu veröffentlichen.Welches auch immer die Nationalität des Angreifers sein mag, so ist be­kannt, wer ihm die Waffe in die Hand gedrückt hat. Der Anschluß, den Hitler um jeden Preis durchsetzen will dadurch, daß er sich aller Widerstrebenden entledigt,

Stuttgart, 4. Oktober.

Der Oberbürgermeister gegen Mohlätigkeitsbälle. Ober­bürgermeister Dr. Strölin wendet sich in einem Ausruf gegen die Abhaltung von Wohlätigkeitsveranstaltungen und spricht die Erwartung aus, daß öffentliche Wohltätigkeit in einer für den Spender und Empfänger gleich würdigen Form betrieben prird.

Bischof hossenfelder in Stuttgart. In einer Kundgebung der Deutschen Christen sprach gestern abend in der Lieder­halle Bischof Hossenfelder. Er betonte, die Deutschen Christen werden nicht dulden, daß theologischer und reli­giöser Liberalismus am Wort Gottes deutelt. Wie die Kirche den Weg zum Ritter und Bürger gefunden hat, so muß sie auch den Weg zum braunen Mann finden. Die Deutschen Christen lassen es nicht zu, daß noch weiterhin ein Blatt um das andere aus der Bibel gerissen wird, bis nur noch der Deckel übrig bleibt. Adolf Hitler ist der größte Mann nach Luther, weil er dem Reich des Eisernen Kanzlers den Inhalt

Aha!" machte Renner, und Aumüller durchbohrte den jungen Mann mit einem vernichtenden Blicke.

Ich könnte mir den Kopf wegreißen!" murmelte Span­nagel. Im Stillen dachte er: Wie er wohl dahinter kam?

Behalten Sie Ihren Kopf lieber oben!" lenkte der Chef ab,aber Ihre Banden-Dheorie, Renner, ist eine glatte Niete. Ich meinerseits bin sicher, dieser Bogohl ist ein Alleingänger. Eine andere Frage aber ist wichtiger: woher stammen seine Beziehungen zur Unterwelt? Wie kommt er zu dem Hochstapler Tambosi? Sie haben den Alten verhört, Renner, als er aus Wien kam?"

Und wie!" brummte der Inspektor.Ich habe ihm so­zusagen die Eingeweide umgekehrt. Er war schon mürbe, als er ankam. Die Flieger haben ihn in Wien bei seiner Landung postwendend in einen offenen Zweidecker gesteckt und sofort wieder nach München zurückverfrachtet. Sie ha­ben ihn unterwegs gründlich durcheinandergeschüttelt. Wir erkannten uns in Oberwiesenfeld auf den ersten Blick. Renner, schrie er mir entgegen, Sie sind unter Larven dis einzig fühlende Brust. Ich flehe Sie an, lassen Sie mir eine halbe Bier und ein paar Regensburger mit Kartoffel­salat besorgen. Der Hunger brennt mir im Gedärm! Tambosi ist trotz seines italienischen Namens ein echter Münchner, ein früherer Schauspieler. Schön, sag ich, also Tambosi, Du sollst es haben. Aber erst raus mit der Sprache! Der Pikkolo bringt das Bier und die Regens­burger, ich stell sie auf den Nebentisch. Tambosi verkehrt die Augen und lechzt mit der Zunge, aber ich bleib hart. Erst reden, dann trinken! Renner, winselt er, das Bier wird heiß, die Wurst wird kalt, wollen Sie diese Gottesgaben verkommen lassen? Erst reden, sag ich. Wer ist der Schofför? Auf Ehre, Renner, ich kenne ihn nicht. Geben Sie mir um Gotteswillen zu trinken! Und wie kommt der Schofför zu Dir? Mein Gott, Renner, sehr einfach. Ich sitze beim Söller im Tal, neben mir läßt sich ein kräftiger junger Mann nieder. Er versteckt sich in einer Illustrierten und schiebt mir auf einmal sachte einen Zettel her, er wolle mich unauffällig sprechen. Sie müssen wissen, Renner, nicht

weit von uns saß einer Eurer Leute in Zivil. Draußen macht mir der Fremde klar, was er will: Ich soll einen g'schwollkopfeten Amerikaner spielen und nach Wien fliegen. Er steckt mir irgend einen Paß in die Tasche, fünfzig Mark bar, die Geschäftsunkosten gehen auf seine Rechnung. Dann haben wir das Ding gedreht. Ich schwöre Ihnen, Renner, er war mir vom Kopf bis zum Fuß fremd. So erzählt der Tambosi. Das glaub ich Dir nicht, alter Freibeuter! sag ich. Pikkolo, trag' das Bier wieder weg! Der Alte stürzte auf, die Augen quollen ihm fast aus dem Gesicht. Seine Hände zitterten und seine Stimme ist ganz heiser. Er wird mir zusammenklappen. Renner, sagt er, Sie ha­ben mich dreimal nach Stadelheim gebracht. Sie sind schuld, daß ich das ehrsame vom Vater vererbte Handwerk eines Kassenschrankknackers ausgab und ein lächerlicher kleiner Hochstapler werden mußte. Dies alles sei Ihnen verziehen, aber geben Sie mir um Gotteswillen jetzt etwas zu trinken. Nein, erst müssen wir fertig sein. Wer ist der Schofför? frage ich noch einmal. Aber Tambosi schüttelt den Kopf. Er ist am Ende. Tambosi weiß nichts, bestimmt weiß er nichts."

Gut", nahm der Polizeirat wieder das Wort,das würde meine Theorie nur bestätigen. In zwei Stunden wissen wir, ob dieser Bogohl wirklich in München ein un­beschriebenes Blatt ist. Bei seiner Kenntnis der Münchner Unterwelt ist es kaum anzunehmen. Und wenn auch! Es gibt in München mit allen orthographischen Variationen Greise, Weiber und Kinder nicht eingerechnet, ca. drei- einhalbtzausend Mayer. Wir werden ihn aus diesen drei­einhalbtausend herausknobeln! Eine andere Frage ist die, wie stehen Riedl und Bogohl? Arbeiten Sie miteinander, gegeneinander? Daß sie sich von der Fliegerei her kennen ist klar. Was Spannagel sonst von Lindau als psychologi­schen Beitrag zu dieser Preisfrage mitbrachte, ist nicht ein­deutig. Tagesbefehl also: Renner setzt sich hinter Bogohl, Spannagel begibt sich wieder einmal in die Höhle des Löwen zu Frau Cora. Ich habe das Gefühl, in ihren zar­ten Händen liegt der Schlüssel zu diesem ganzen Rätsel,"

(Fortsetzung folgt.)