eine Freilassung sei umntzqNch gewesen, da di« Sesseln sonst von der Menge erschlagen worden wären. Auf eine weitere Frage der Vorsitzenden erklärt« der Angeklagte, daß er die Geldcrbeschlag- nahmungen veranlaßt Hab«. Die weitere Entwicklung der Dinge habe er sich lo vorgestellt, daß eine ungeheure nationale Welle in ganz Deutschland loSbrechen würde. Wenn General von Seeckt von sich aus die Absicht hatte, loszuschlagen, dann mußten die Ereig­nisse in München die Entwicklung in Berlin beschleunigen. Auf ver- sch ebene Fragen de» ersten und der zweiten SlaoiSanwaltcS, de- zeichnete cS Hitler als Tatsache, daß die Reichswehr und die Landespolizei im Anmarsch gewesen seien. Hitler stellte zum Schluß noch die Bitte, falls im Verlaus der Verhandlungen dir Oeffentlich- keil ausgeschlossen werden sollte, ihm bel dieftm Teil der V'rhand- lungcn die Möglichkeit zu geben, alle die Ausführungen zu macken, die n chi für die Oefsenllichkcit geeignet seien. Daraus wurden die Der'and'ungen aus Mittwoch Vormittag vertagt. In der mor­gigen Sitzung wird mit der Vernehmung des Zeugen Dr. Weber begonnen werden

Das Reparationsproblem.

Dir Militürkommrssion wird in ei»Earantiekomite«- verwandelt l

Paris, 27. Febr. Die in dem CommuniguK der Bottchafter- konferenz angekündigte Antwort an Deutschland in der Frag« der Militärkontrolle ist dir bisher noch ausstehende Erwiderung aus die deutsche Rote vom S. Januar. in der die deutsche Regie­rung erklärt, daß nach ihrer Ansicht die Ausgabe der interalli­ierten Militärkontrollkommisfion abgeschlossen lei, soweit sie dir Ikommttsionsmitglieder in persönliche Berübrung mit den Dienst­stellen der deutschen Armer bringe, und daß ihr« weitere Tätig­keit keine Besuche bei dieirn Dienststellen mehr erfordere. Was die Ausführungen de« englischen Vertreter» in der heutigen Sitzung anbelangt so glaubt da«Journal de» Döbats" zu wis­sen. daß er in vollem Einvernehmen mit der französischen Re­gierung wenigsten 3 Punkte zur Sprach« gebracht Hab«. Er Hab« insbesondere verlangt, daß eine umfassende Inventur der Rüstungen ausgenommen werde. Man dürfe in dieser Beziehung darauf hmweilen. daß entgegen der Darstellung meh­rerer Blätter bereits 1922 vorgeschlagen worden sei, ein Garan­tiekomitee einzuirtzen für den Fall, daß Deutschland den Forde­rungen hinsichtlich der Abrüstungen nicht völlig Nachkomme.

Ren« Gewaltakte de, Franzosen in »er Pfalz in Aussicht.

Neustadt a. 27. Febr Am 23 Februar waren hier der Vorsitzende des Kreistages. Geh. Rat Dr. Beyersdörfer, uiid der stcllverir. Regierungsdireltor Stähler mit Vertretern ver Presse zu einer Besprechung über dir augenblickliche Lage versammelt Die der Oesfentlicklett übermittelten Berichte enftprechen nicht in allen Teilen den Tatsachen. Zwar ist eine momentane Entspan­nung eingetreten, aber es liegen bestimmt« Anzeichen vor. daß sich die Situation wieder verschärfen wird. So ist zu bemerken, daß die von der Sonderkommission festgesetzten Richtlinien nich, überall und in allen Punkten von den Franzosen eingehalten werden Die in Pirmasens. Landau und auch an anderen Orien vc-rgenommenen Verhaftungen von Bürgern, die sich in der Not­wehr der Separatisten mit Gewalt erwehrten, widersprechen den zwischen den Vertretern des Kreistages und der Senserkommis- sion getroffenen Vereinbarungen und tragen neue Erregung in die Bevölkerung. Zu besonderem Vertrauen in eine loyale Hal­tung der französischen Behörden ist also bis zur Stunde keine Ver­anlassung gegeben und nur die Nachricht, daß die Sonderkom­mission erneut zur Prüfung der Verhältnisse demnächst wieder in der Pfalz eintreifen wird, wirkt einigermaßen beruhigend aus di« allgemeine Stimmung

Millerand znr Lag«.

Paris, 26 Febr (Haoas.) Der Präsident der Re­publik. Milterand, besichtigte heute das neu« Gebäude der Pariser Handelskammer, wobei er in Erwiderung auf eine Begrüßungsanipracke an die anwesenden Vorsitzenden der fran­zösischen Handelskammern u a sagte. in keinem Lande bade sich der Uebergang zur friedlichen Arbeit nach der Einstellung der Feind'eligkeiten in einer jo ruhigen Atmosphäre vollziehen kön­nen wie in Frankreich. Zum erstenmal weise der ordentliche Erat einen Ueberichuß aus. Dir zerstörten Gebiete seien mit unerhörter Geschwindigkeit aüfgebaut woroen. Aber für den Schuldner müß­ten Vorschüsse geleistet werden, welch« den größten Teil der Schul, denlaft Frankreich» ausmachten. Es dürsten keine neuen Aus­gaben gemacht werden ohne entsprechen»« Einnahmen und es müßten gewaltige Abstrich« an den Ausgaben zur Konsolidierung der schwebenden Schuld gemacht werden. Regelmäßig würden daher die von der Dank von Frankreich gemachten Vor chüsie zu- rkckgezahlt werden und zwar so schnell als möglich. Damit die Regierung ihr Programm erfüllen könne, werde da» Land grö­ßere Lasten auf sich nehmen müssen, damit es der Regierung er­möglicht werde, die Angriffe gegen den Franken zurückzuwciftn Frankreich verlange werter nichts als das, was ihm geschuldet werde» und wünsch« von Herzen, die Stunde der Verhandlungen herbei,; lsiihren. um die vahiazielend« Bezahlung der sran ös s-chrn knthabeu und die Räumung des Ruhrgebrete» zu verwirklichen. Erzeugen und Sparen sei die ganze Wirtschaftspolitik, dre in die­

sen Worten enthalten sei. Vm dl« fetzige« Sckwt«ri«reite« z, überwinden, soll« jeder an feinem Platz sein und lein« Pfti,Ä erfüllen. Der so teuer erkaufte Sieg dürft nicht in Frage gestellt und beschränkt werden. Die Tugenden, die ihn herbejgeführt hät­ten. würden ihn von selbst festhallen.

Eine belgische KabineftskrisiS.

Paris, 27 Febr. Wie HavaS aus Brüssel berichtet, bat die Kam­mer mit 95 gegen 79 Stimmen di« Ratifizierung drS französisch- belgischen Wirtschaftsabkommens verweigert. An der Abstimmung baden 181 Abgeordnete teilgenommen. Nach der Bekanntgabe deS Stimmenverhältnisses erklärte Ministerpräsident Theun S, da die Regierung di« Vertrauensfrage gestellt habe, werde er dem König die Demission des Kabinetts überbringen.

Ein italienisches Dementi.

Rom. 28 Febr. Das .G'Ornale d'Italia' dementiert auf Grund sicherer Informationen mit Entschiedenheit die Nachricht des .Daily Telegraph', wonach Italien, um Zugeständnisse in Tunis zu er­halten, seine HandftlngSfteideit in Mitteleuropa an Frankreich ver­schachert habe Bekanntlich sind die meisten politischen Dementis nur die schamhaft verschleierte Bestätigung bestimmter Behauptun­gen. So dürste auch obenstchende Auslassung durch des Dementi n ckt entkräft gl werden. Für nnS war es eine ausgcmachft Sache, daß weder Eng'and noch Iialien die Franioftn bei ihrem Versuch, das Rheinland ab,,trennen, aushalien würden, und daß sie sich für ihre freundschaftlich .neutrale' Haltung Kompensationen würden geben lassen, dir einen im Orient, dir andern in der Mittelmeer- politik.

Die fran-öfifche Nnversibänitbest kennt keine Grenzen.

Ludwigshafen 28 Febr Me bekannt w.rd, Hai dir französische BcsatzungSbehörde der Stadt Spevcr zugemutel, den Separatisten die ihnen von der sogenannten .autonomen Regierung' seinerzeit versprochenen EntlossunaSonzüge zu stellen (I)

Deutschland.

Die WirtschaftSkreisr zur Entscheidung über die Aufwertung.

Berlin, 26 Febr. Der Verband des deutschen Bank- und Ban- kicrg.Werkes, der Teuliche Industrie- und HandelSIag die Haupt- grmeinschast dr- deutschen EinzclhandeiS. der RcichSverband der deutschen Industrie und der Zcnlraivcrband des deutschen Groß­handels wurden, veranlaßt durch die jüngst zutage getreten« Rechts- auffassung in der Auswerlungssrage, heute bei der Reichsregierung vorstellig und haben folgendes voigetragcn: Ungeachtet ihrer Stel. lungnahme zu dem Inhalt der dritten Stenernoioerordnung über- Haupt und insbesondere zu der Frage, ob und nach welchen Grund­sätzen hätte aufgewertet werden sollen, eiklären die Spitzenvervändc: Nachdem jetzt dir Regelung der AufwertungSsrage erfolgt ist. muß die Wirtschaft unter den gegenwärtigen Verhältnissen den größten Wett darauf legen, daß die durch die dritte Cteuernotverordnung geschaffene Rechtsgrundlage in der Aufwertungsfrage unter keinen Umständen weder durch die Rechtssprechung, noch durch die Gesetz- gebung erschüttert wird. Dies fordert das Interesse an der Aufstel­lung der Goldbilanzen, an der Ermöglichung der Kreditbeschaffung an ver ordnungsmäßigen Finanzgebarung von Reich. Ländern und Gemeinden und an der dauernden Beruhigung der Wirtschaft über­haupt.

Die thüringische Regierung wünscht dir weitere Beibehaltung der Reichswehrtruppeu.

Berlin, 27. Febr. Einer Lläitermciüung au? Weimar zufolge hat das thüringische StaatSnünisterium beschlossen, seinen Vor­sitzenden. den Minister Dr. Leutheuser, noch Berlin zu lenden, um bei der ReichSrcgierung die Fortdauer des Ausnahmezustandes in Thüringen zu beantragen oder wenigstens die Beibehaltung von Truppen «LS Stüh« der Regierung angesichts der immer noch dr». henden Gefahr kommunistischer Unruhen zu fordern Wie eS weiter in der Meldung heisst, soll die Belegung von Weimar und Erfurt mit ReichSwehrlrnppcn so gut wie gesichert sein.

Ei« Urenkel Bismarcks NcichStagskandidal.

Berlin, 27. Febr. Der deutschnationale Laiidcsparlcitag von Ol­denburg hat. wie die Blätter melden, den Fürsten Otto Bismarck, Urenkel des ersten Reichskanzlers, als deutt'chnaiionolen Spitzen- kandidaten für den Wahlkreis Weser-EmS ausgestellt. Bismarck, der die Kandidatur angenommen hat, steht im 27. Lebensjahr.

Ein Antrag der Dentschnationalen zur ReichspräsiSentenwahl.

Berlin, 27 Febr. Einer Korrespondcnzmelvung zufolge hat die Deuiichnalionaie Reichstagsfrostion einen Antrag eingcbiocht, daß gleichze.lig mit den Reichstogswahlen di« Neuwahl des Reichsprä­sidenten stattfindet.

Aussperrungen in der Berliner Metallindustrie.

Berlin, 26. Febr. In 53 größeren und kleineren Betrieben der Berliner Metallindustrie sind heute Bormittag Aussperrungen vor- genommen worden, wovon etwa 78000 Arbeiter betroffen worden find. Der Grund der Aussperrung liegt in der Weigerung de, Drücker, sich den Vere.nbarungcn zwischen Arbeitgebern und Arbeit- nehmern über die Verlängerung der Arbeitszeit aus 9 Stunden tag- lich zu fügen. De Deutsche Melallarbeiterverband Hot für heut, Nachmittag sein« Funktionäre zu einer Sitzung einberufen, um zur Sibstregierung in Indien onzunehmcn.

Vermischte Nachrichten. >

Schnrefall und starke Kälte im Westen Europa».

^ I^r Wie die Blätter melden, hat in Oberltollen 2n Florenz und Umgebung sind über 10 Zent.ine'er Schnee gesollt« Auch aus ganz Frankreich werden s >rke L>chncefälle und strenge Kälte gemeldet.

Indien soll kein« Selbstregierung erhalten.

London. 27. Febr. Im Oberbaus erk.'ä te der Staaksftkre'är für Indien, ine vrilllche Negierung sei nicht bereit, irgend einen neuen Plan zur Errichtung einer voll verantwortlichen dominiolca Selbstregierung in Indien anzunehmff.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 28. Februar 1924.

Pfalztag in Eatw.

* Wie uns mltgeteilt wird, wird aus Anlaß der Pfalzkunv. gebung in Württemberg auch in Calw eine Issrntliche Feie, abgehastcu. und zwar am Sounlag vormittag um KI 2 Ubr. zu der die ganze Einwohnerschaft eingeladen wir». Oberreallrbrrr Küchle wird dir Ansprache halte». Vorträge de, Stadtkapelle und de»Liederlranz" werden die Frier umrahmen. Am morgige» Freitag wird eine HauSsammlung zu Gunsten der Pfalz. Hilfe veranstaltet werden.

Wie am Sonntag, den 2 März für alle Kreise der württ Be- völkerung wirktamr Kundgebungen zur Platz- und Rheinsraqe staktsinden sollen, so hat da» Kultministerium angeordnet, daß am vorausgehenden Samstag vormittag in der letzten Unter­richtsstunde die reiferen Schüler ver Vol kssch u le. dcr höhe- ren Schulen und der Lehrerbildungsanstalten zu einer einfachen, in geeigneten Fällen gemcinmmen Gedenkfeier ver ammelt werden Den Schülern soll dabei das schwere Schick­sal unserer deutschen Brüder am Rhein und vor allem in der Pfalz vor Augen geführt werden, um sie durch den Hinweis auf die opferwillige Treue unserer Volksgenossen im besetzten Gebiet zum deuljchrn Vaterland« ihrerseits zu hingebender Slaatsgesin- nung und zu gleicher Opserbereitschaft zu begeistern.

Gastspiel der Liliputaner.

* DI« Liliputaner gaben TienStag abend im .Badischen Hof" bei gutem Besuch den .Lustigen Witwer', ein Lustspiel m t Gelang in drei Asten von Max Mauthncr. Max Mauthner, der Leiter der Gesellschaft, schreckt den Text für alle Stücke, und so ist ihr Inhalt stclS auf dle kleinen Künstler eingestellt, die denn auch die lustigen Einfälle und köstlichen Scherze immer in so drolliger und drastischer Art herausbringen, daß die Besucher in die heiterste Stimmung geraten Ganz besondere Heitcrkettserfolg« erzielte wieder der erste Humorist, Herr Ursul, der als Rentier Hcinzclmann seine Vor­liebe für das andere Geschlecht mit unnachahmlicher Komik darstcllte. AusS beste unterstützt wurde er von den Damen Erna. Morena und Marion, und Herrn Salvator. Alles in allem, die kleine Gesellschaft spalte vortrefflich, sodoß das Publikum jeweils starken Beifall spenoete. Nachmittags wurde das reizende Märchenspiel Die Nircnsee', ebenfalls von Mar Mauthner, gegeben. Tie überaus zahlreich erschienene Jugend nahm die sinnigen und humorvollen Darbietungen mit großer Freuoe auf.

Schwerer Automobllunfall-

sSTDj Zuffenhausen, 27. Febr. Ein von Bietigheim kom, mendes Auto fuhr heute nacht in den Straßengraben. Überschlag sich und zerschellt«. Der Biktuatlenhiindlrr Karl Scheut und sein« .Frau von Stuttgart lagen tot unter dem Auto, während der Kaufmann Oskar Krap? davonkommen dürfte Der Chauffeur und ein Herr Lerz aus Bietigheim kamen mit dem Schrecken davon. Die Automobilinftsscn hatten in Bietigheim den Zug versäumt und zur Hein.fahrt ein Auto benützt, das Eigentum einer Dietigheimer Oelfabrik ist.

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(SCB.) Laudenbach OA Mergentheim. 27. Febr. Der Kapu­ziner-Ordensbruder Quirin hatte sich seit Wochen der Mühe unter­zogen, bei der Bergkirche Wasser ausfindig zu machen; medr als 20 Meter lies hat er unter großen Anstrengungen einen Brunnen­schacht gegraben; von dort aus wurde Bshrarbett vorgcnomme» gleichfalls mebr als 20 Meter tief jedoch obne sichtlichen E» solg Nachdem die Arbeit am Freitag vorläufig eingestellt war, ließ sich der Ordensbruder am Samstag Nachmittag in die Tieft hinab, um zu sehen, ob sich n.chl doch Wasser zeige: leider konnte er nicht den gewünschten Erfolg der vielen Arbeit wahrnehmen. Sein Aufzug ging glatt; aber kaum hatte er sich, auf einer Diele sitzend, vom Aufzugsseil gelöst, da glitt er aus und stürzte wieder in di« Tiefe, wo er mit zerschmetterten Füßen und zerbrochenem Rückgrat schmerzlich jammernd lag, bis herbeigeellte Hilfe ihn her- aufzog. Nach einer Viertelstunde erlöste ihn der Tod von seinen großen Schmerzen.

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7 ) Don Nikolaus Gagel.

Na' dem Esten war der Philosoph in der besten Laune; aber je mehr es aus den Abend ging, desto nachdenklicher wurde er.

Um die Zeit der Abendmahlzeit hatte sich fast das ganze Gesinde auj dem Hoj versammelt, um Kragli eine Art Kegelspiel zu spielen, doch Thomas versuchte ver- gebsns, sich mit Jrttcreste am Spiel zu beteiligen; irgend­ein düsterer Gedanke sag ihm wie ein Nagel im Kopse. Wie sehr er auch bemüht war. sich ein wenig auszuheitern es war alles vergebens, und seine Furcht nahm mit der am Himmel aussteigenden Dunkelheit immer mehr zu.

Nun es ist jetzt Zeit, dah wir gehen, Herr Scholar." sagte der grauköpsige Iawtuch, sich erhebend, und mit ihm zugleich stand auch der Kosak Dorosch auf.Gehen nur an die Arbeit."

Thomas wurde wieder, ganz wie am verflossenen Abend zur Kirche geführt, und wieder wurde die Tür hinter ihm zugelchlosten.

Ein Gejühl der Einsamkeit und der würgenden Furcht bemächtigte sich seiner. Er sah sich wieder die dunkeln Hei­ligenbilder in ihren mattglänzenden Umrahmungen an. und den ihm so bekannten schwarzen Sarg, der unbeweglich in drohendem Schweigen in der Mitte der Kirche stand.

Ach. wasl" sagt« er.jetzt kann mich ja doch nichts mehr überrajchen. Nur beim erstenmal kommt eurem da»

alles schrecklich vor; ja, nur beim erstenmal ist es ein wenig schrecklich, aber jetzt sürchte ich mich gar nicht mehr, nein wirklich, nicht mehr im geringsten."

Eiligst begab er sich wieder an den Altar, zog wieder in der Lust einen Kreis um sich, und begann mit lauter Stimme, in dem festen Vorsatz, die Augen nicht vom Buche zu wenden, und auj gar nichts zu achten, die Gebete ab­zulesen.

Er hatte so bereits eine Stunde lang gebetet, und be­gann ein wenig müde zu werden; er räusperte sich deshalb und langte seine Tabaksdose aus der Tasche, um eine Priese zu nehmen, aber bevor er den Tabak in die Nase brachte, bUckle er noch scheu aus den Sarg hin.

Er erstarrte vor Schreck... ,

Die Tote stand vor ihm an der Grenze des magischen > Kreises, und hielt ihre toten, grünlichen Augen durch­bohrend auf ihn gerichtet.

Der Scholar schauerte zusammen und eisige Kälte durch­strömte seinen Körper. Er senkte die Augen aus das Buch und begann noch lauter als zuvor seine Gebete und Be- schwörungen zu lesen. Er hörte dabei deutlich, wie die Tot« mit den Zähnen aufeinanderschlug, und die Arme auseinanderbreilete, um ihn zu fangen. Aber als er schließlich mit einem Auge verstohlen hinblickte, gewahrte er. daß die Tote nicht nach ihm sah, sondern ihn in einer ganz anderen Richtung suchte, ihn also augenscheinlich hin- ter seinem magischen Kreis nicht entdecken konnte.

Die Tote begann ein dumpjes Gemurmel, und schreck-

liche Worte entrangen sich heiser, prasselnd und zischend wie siedendes Pech, ihren toten Lippen. Der Philosoph be. griff mit Entsetzen, daß sie nun auch ihrerseits Beschwö­rungen sprach.

Kaum waren die Beschwörungen verhallt, da fuhr to- bend ein Sturmwind durch d e Kirche, und ein Geräusch erhob sich, als ob eine Unmenge von Vögeln durch den Naum jlog. Der Scholar vernahm, wie eiserne Flügel an die Scheiben und das Gitter der Kirch-nsenster schlugen, wie kratzende Krallen über das Eisen fuhren, und wie eine geheimnisvolle Gewalt mit ungeheurer Kraft dröhnend an das Tor pochte, und es zu zertrümmern versuchte.

Das Herz schlug ihm rasend, aber er fuhr trotzdem fort, mit zusammengeknifsenen Augen die Gebete und Beschwö­rungen zu lesen. Endlich tönte in der Ferne ein heiserer Laut; der erste Hahnenschreil Der Philosoph hielt ermat­tet inne und atmete tief aus.

Als die Ablösung kam. fanden sie ihn mehr tot als lebend vor; er stand, mit dem Rücken an eine Wand ge­lehnt unbeweglich da, und blickte mit stieren Augen aus die eintretenden Kosaken.

Sie mutzten ihn fast nach Hause tragen. Auf dem Guts- Hofe angelangt, schüttelte er sich nochmals vor Entsetzen, und ließ sich dann ein Quart Branntwein geben. Und nach- dem er ihn geleert halte, fuhr er sich über den Scheitel und" sagte:Es gibt allerlei scheußliche-Dinge aus der Weltl Und es passieren so schrecklich Sachen, daß..."

(Fortsetzung solgllj