weM durch den ZülleMsatz kaum fühlbar verteuert, ab» jedenfalls verbessert.
Der Vorsitzende des Milchwirtschaftllchen Reichsverban^. Minister a. D.
«- - Sehr, wurde am Mittwoch vom Reichs ernährungsmimster und darauf vom Reichskanzler v. Schlei- ü*er empfangen. Fehr wandte sich gegen den Bemnschungs- zwang, wie er z. B. in Holland Gesetz ist. Die Besprechen, gen erstreckten sich auch auf alle übrigen Fragen der Milch- Wirtschaft. Sowohl der Reichskanzler als auch der Reichs- ernährunasminister brachten den Klagen und Lunfchen Verständnis entgeen. Es wurde zugesichert, daß die bedeutsamsten Fragen, bevor maßgebliche Schritte unternommen werden, in Besprechungen der Fachkreise beraten und ge- klärt werden sollen.
Sprengslsffund
Halle, 4. st-an. Bei einer in Oebles-Schlechtewitz Kr. Merseburg voraenommenen Haussuchung wurden auf dem Heuboden'S3 Sprengstosfpatronen gefunden. Der Besitzer des Sprengstoffs, der komnmnisiische Funktionär Adler, wurde fesigenommen.
Der Kampf in Ostasien
Peking. 4. Jan. Reuter meldet: Nach einer amtlichen Meldung haben die chinesischen Truppen Schanhaikwan mit der Eisenbahn verlassen. Sie ordnen sich gegenwärtig unter dem Schutz eines Panzerzugs in der Nähe von Tschinwairgtan wieder, stn Beantwortung der japanischen Ncsie, di« ihm die Verantwortlichkeit für alle Folgen des Zwischenfalles aufbürdet, macht Tsch a n g h s uc l i a n g die Japaner für alle Ereignisse verantwortlich und ersuchte sie, von mm an all« ihre Mtteilungen an die chinesische Regierung zu richten.
Die japanischen Behörden in Nordchina sollen „Anweisungen" erhallen haben, mit dem Vertreter Tschang- sueliangs zu verhandeln, um den Zwischenfall von Schan- haikwan zu „lokalisieren". Die japanische Abordnung in Genf werde dem Völkerbund davon Mireiiuna machen.
Reuter meldet aus Peking, trotz der Bewegungen chinesischer Truppen in der Provinz Tschili seien die japanischen Militärbehörden überzeugt, daß Tschanghsueliang nicht beabsichtige. zu kämpfen. Die japanisch Gesandtschaft in Peking erklärt, Japan sei bereit, ein Kompromiß mit China einzugehen, falls China es ebenfalls wünsche. Aus Chardin wird gemeldet, daß die Japaner die Stadt Potz r a n i t s ch n a j a, die mandschurische Endstation der ostchinesischen Bahn, besetzt haben.
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reu Gelegenheit zu ernsthafter beruflicher Bildungsarbeit geboten und ihre sonstige sinnvolle geistige und körperliche Betätigung gefördert werden; außerdem soll den jugendlichen Arbeitslosen in Verbindung damit täglich eine gemeinsame warme Mahlzeit gereicht werden. An den Kosten der Maßnahme beteiligt sich das Reich in gewissem Umfang.
In der Besprechung, an der außer den erwähnten Stellen u. a. die kommunalen Spitzenverbände, die Landesverbände der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die Vertreter der behördlichen und freien Wohlfahrts- und Jugendpflege, die kirchlichen Behörden, die Vertreter der Volksbildung, die Träger des Dienstes im freiwilligen Arbeitsdienst, die Turn- und Sportverbände usw. teilgenommen haben, wurde die Einrichtung des Notwerks nach der grundsätzlichen Seite und in den praktischen Einzelheiten eingehend erörtert. Als Ergebnis konnte die Bereitwilligkeit aller beteiligten Stellen festgestellt werden, entweder selbst oder durch ihre örtlichen Stellen nach Kräften an dem Werk mitzuarbeiten. Der weitere Fortgang wird nun der sein, daß in den Bezirken der Arbeitsämter unter Vermeidung jeder überflüssigen Organisation und in engster Anlehnung an bereits bestehende Einrichtungen «ine oder mehrere Arbeitsgemeinschaften. bestehend aus Vertretern sämtlicher an dem Werk interessierter öffentlicher und privater Stellen, sowie kleinere Arbeitsausschüsse, je unter einem geeigneten Vorsitzenden, gebildet werden. Diesen Arbeitsgemeinschaften bezw. Arbeitsausschüssen wird die Aufgabe obliegen, die Durchführung des Werks planmäßig zu gestalten und auch im übrigen die Geschäftsführung zu besorge». Die Gewährung der Beihilfen aus den vom Reich für das Notwerk zur Verfügung gestellten Sondermitteln erfolgt gegebenenfalls durch die Vorsitzenden der Arbeitsämter.
Stuttgart, 4. Januar.
65. Geburtstag. Staatsrat Edmund Rau feiert heute seinen 65. Geburtstag. Er ist ein Pfarrerssohn aus Dobel im Schwarzwald und war vor dem Krieg Ministerialrat im Ministerium des Innern. Am 6. November 1918 wurde er Staatsrat im Staatsministerium, bald darauf Ministerialdirektor im Ernährungsministerium und im Jahre 1923 wurde er mit der Führung des Arbeits- und Ernährungs- Ministeriums beauftragt. Staatspräsident war er vom April bis Juni 1924, hernach leitete er das Wirtschaftsministerium. 1930 trat er wieder in das Staatsminifterium ein und wurde dann Präsident des Verwaltungsgerichtshofs. Staatsrat Rau ist auch Vorsitzender der Zentralleitung für Wohltätigkeit und des Vereins zur Fürsorge für entlassene Strafgefangene.
Der Berichterstatter der „Herald Tribüne" in Washington meldet seinem Blatt, die Einnahme von Schanhaikwan werde von der amerikanischen Regierung als Beginn eine« neuen Eindringens der Japaner in chinesisches Gebiet betrachtet. Die Regierung habe bereits von neuem bestätigt, daß sie in ihrer bisherigen Politik fortsahren werde, wonach solche Gewinne, die in Verletzung bestehender Verträge gemacht worden seien, nicht anerkannt werden können.
Schanghai. 4. Jan. Von zuverlässiger Seite wirb er- klärt, daß die chinesische Nationalregierung den Zwischenfall von Schanhaikwan zu lokalisieren wünsche. Die Lag« werde jedoch dadurch erschwert, daß, dem Vernehmen nach, der japanisch« Kommandant in Tientsin, General Nakamura, an Schangsühliang folgende drei Forderungen gerichtet habe: 1. Entschuldigung Schangsühliangs und des chinesischen Kommandanten von Schanhaikwan. 2. Unterstellung des chinesischen Bahnhofs von Schanhaikwan unter die Kontrolle der Mrmdschukuo, 3. Neutralisierung des Gebiets von Schanhaikwan. Von chinesischer Seite wird darauf hingewiesen, daß die Annahme dieser Forderungen den Mandschukuobehörden einen Eisenbahnendpunkt innerhalb der Großen Mauer ausliefern würde.
Württemberg
Notwerk der deutschen Jugend
^ Stuttgart, 4. Jan. Am 3. d. M. fand unter dem Vorsitz von Direktor Bu-rkhardt, dem ständigen Stellvertreter des Präsidenten des Landesarbeitsamts Süd Westdeutschland, in Stuttgart gemeinsam mit dem Innen-, dem Kult- und dem Wirtschaftsminrsterium eine Besprechung über die Einrichtung des Notwerks der deutschen Jugend statt, zu dessen Bildung der Reichspräsident am 24. Dezember o. I. auf- gerusen hat und mit dessen Durchführung für Südwest- deutfchland der Präsident des Landesarbeitsamts beauftragt worden ist. Im Rahmen dieses Notwerks soll der arbeitslosen Jugend beiderlei Geschlechts im Alter bis zu 25 Jah-
Reuer Strakosphärenflug. Im Hof des Physikalischen Instituts der Technischen Hochschule wurden gestern vormittag unter Leitung von Prof. Regener wieder zwei untereinander verbundene Ballone in die Stratosphäre aufgelassen. Nachmittags 4 Uhr gingen sie bei Hundersingen, südlich von Münsingen nieder, nachdem sie zuerst in der Richtung Backnang geflogen waren. Der obere Ballon war infolge starker Ausdehnung, wie vorausgesetzt wurde, geplatzt. Die Ballone scheinen nach den Aufzeichnungen der Meßinstrumente eine Höhe von 17 bis 18 000 Meter erreicht zu haben.
Danziger Werbeflug durch das Deutsche Reich. Als im Frühjahr 1919 in Danzig bekannt wurde, daß die alte deutsche Stadt vom deutschen Vaterland losgerissen werden sollte, versammelten sich an die 100 000 auf dem Heumarkt, um ihr Bekenntnis zur Deutschheit ihrer Heimatstadt abzulegen und ihrer Empörung Ausdruck gegen die gewaltsame Abtrennung vom Deutschen Reich Ausdruck zu geben. Aber die Stimmen verhallten ungestört, das Geschick nahm seinen Lauf. Am 10. Januar wirhflich auf dem Heumarkt in Dan- SG wieder die deutsche Juc^nd versammeln. „Danzig bleibt deutsch" ist das Losungswort. Junge Danziger Flieger werden unter dem blauen Wimpel des VDA. von Stadt zu Stadt fliegen und überall die innerste Teilnahme des Reichs- vokks für das Danziger Schicksal zu erregen suchen. In Stuttgart werden die Flieger am 8. Februar eintreffen. Abends findet eine Kundgebung in der Liederhalle statt.
Krankheiisstatistik. In der 51. Jahreswoche vom 18. bis 24. Dezember wurden in Württemberg folgende Fäll« von gemeingefährlichen und sonstigen übertragbaren Krankheiten amtlich gemeldet: Diphtherie 96 (tödlich —; Kindbettfieber 6 (1); Körnerkrankheit 1 (—); Lungen- und Kshlkopstuber- kulose 7 (11); Scharlach 61 (—); Typhus 5 (—-); Spina e Kinderlähmung 1 (—).
Die vergeßliche Menschheit. Nach dem Tätigkeitsbericht der Nachtwach- und Schließdienstgesellschast wurden von der Wachmannschaft im Jahr 1932 Haustüren und Hoftore offen angetroffen und abgeschlossen in 8698 Fällen. Geschäftsräume offen vorgefunden und für Verschluß gesorgt
in 807 Fällen, stecken gebliebene Schlüssel abgeliefert in 1026 Fällen, blind geschlossene Türen in Ordnung gebracht in 298 Fällen, Autogaragen abgeschlossen in 492 Fällen, unverschlossene Scherengitter entdeckt in 443 Fällen. Waren in uuoe'-schlossenen Schaukästen gesichert in 103 Fällen, E- - geschoßsenster offen gefunden und zugemacht in 1837 Fällen, unrechtmäßiges Lichtbrennen festgestellt in 3314 Fällen. Schaufensterbeleuchtung nach Mitternacht brennend gefunden und Abstellung veranlaßt in 242 Fällen, lausende Wasserhahnen zugedreht in 106 Füllen; ferner wurde Wasserrohrbruch festgestellt in 3 Fällen, überhitzte Kessel reguliert in 17 Fällen, Brandausbruch verhütet in 3 Fällen, Feuer gemeldet in 2 Fällen, Kassenschränke offen gefunden und Besitzer benachrichtigt in 26 Fällen, Eindringlinge und verdächtige Personen aus Grundstücken entfernt in 12 Fällen, Schwethapparate und Motors abgeftellt in 83 Fällen.
Die ersten Kundgebungen in Stuttgart. Nachdem der Burgfrieden in der Nacht auf 3. Januar abgelaufen war, veranstalteten die Kommunisten und die Nationalsozialisten bereits am Dienstag abend größere Kundgebungen in der Stadt. Die Kommunisten sammelten sich um 6 Uhr aus dem Marktplatz, von wo aus sie nach einer Ansprache einen Propagandamarsch durch die Straßen unternahmen. Unterdessen hatten sich die Nationalsozialisten am Feuersee gesammelt und marschierten nach dem Karlsplatz, wo die SA- und SS- Formationen Ausstellung nahmen. Nach einer Ansprache des Gruppenführers Südwest, von Jagow, erfolgte ein Vorbeimarsch, worauf sich die Kundgebung auf dem Marktplatz auslöste. Die beiden Kundgebungen verliefen dank der Vorsorge der Polizei ohne Störungen.
Ludendorff spricht in der Skadthalle. Am Sonntag, den 22. Januar sprechen der Führer des Tannenbergbunds, General Erich Ludendorff und seine Frau in einer öffentlichen Versammlung in der Stadthalle Stuttgart über die revolutionäre Freiheitsbewegung.
Vereiste Straße. Gestern vormittag gerieten auf der Staatsstraße Hedelsingen—Eßlingen ein Personenauto von Göppingen und ein Motorradfahrer von Köngen infolge Vereisung der Straße ins Schleudern. Das Auto wurde in den Straßengraben geschleudert, so daß es sich einigemal überschlug und stark beschädigt wurde. Der Führer kam mit dem Schrecken davon. Der Motorradfahrer wollte im gleichen Augenblick abbremsen, stürzte aber dabei aus die Straße und zog sich verschiedene Verletzungen zu.
Aus dem Lande
Sornwestherm, 4. Jan. Ehrung von Geheimrat Jakob S i g le. Die Marktgemeinde Türkheim in Bayern, in der die Salamander AG. eine Fabrik mit größerer Wasserkraft unterhält, hat Geheimrat Sigle beim Jahreswechsel zum Ehrenbürger ernannt.
Gundelsheim OA. Neckarsulm, 4. Jan. Lebendig verbrannt. In einem Anfall geistiger Umnachtung übergoß sich eine Frau in Neckarelz mit Spiritus und zündete ihre Kleider an. Brennend lief sie durchs Haus und starb nach wenigen Stunden.
Dischingen OA. Neresheim, 4. Jan. Molkerei. Mol- ker-eiverwalter Miller tritt altershalber demnächst in-den Ruhestand. Als neuer Verwalter ist unter 40 Bewerbern Käsereibesitzer Müller aus dem benachbarten bayerischen Ort Zöschingen gewählt worden. Die hiesige Molkerei ist eine der größten des Lands und aufs modernste eingerichtet. Die Tagesanlieferung beträgt im Winter etwa 5000 und im Sommer bis 6000 Liter Milch, wovon erstklassige Markenbutter erzeugt wird. Aus zehn Ortschaften — württem- bergischen und bayerischen — wird die Milch hier angeliefert. Neun Fuhrleute haben dabei jahraus jahrein Beschäftigung und Verdienst.
Sondelfingen OA. Urach. 4. Jan. Der Täter erhängt aufgefunden. Der 64 I. a. verheiratete Hilfsarbeiter Georg Lutz von Sondelfingen, der den Ueberfall auf den Posiagenten Hörz verübt hatte, ist in einem Tannen- Wäldchen auf Markung Metzingen erhängt aufgefunden worden. Dem Verletzten geht es den Umständen entsprechend gut.
Wendelsheim OA. Rottenburg, 4. Jan. Tödlicher Sturz. Hier wollte Schmiedmeister Johannes Thoma in einem Haus einen Besuch abstatten. Aus bis jetzt noch nicht geklärten Gründen stürzte er die Treppe hinunter. Die Bewohner fanden ihn bewußtlos unter der Treppe liegen. Nach Rottenburg ins Spital verbracht, ist Thoma, ohne noch einmal zum Bewußtsein zu kommen, gestorben. Die Leiche wurde beschlagnahmt.
Rottweil, 4. Jan. Verhaftungen. Im Zusammenhang mit Sprengstoffunden in Rottweil-Altstadt und Zimmern bei Rottweil wurden hier sechs Mitglieder der Kommunistischen Partei verhaftet. Zwei Mittäter, Paul Koch
Dort unten in der Mühle
Roman von Stefan Utsch.
Oopzcrigkt bzc Hans Weidlich, 2vicstau/8s.
Fortsetzung Nachdruck verboten.
Als ich indes auf der Straße stand, wurde ich in der ärgerlichsten Weise belehrt, daß sich meine Pläne doch nicht gerade nach meinem Gusto anließen. Etwa zweihundert Meter vor mir bestiegen die beiden ein Auto und fuhren ab!
Ein solches Raffinement hätte ich tatsächlich dem Brückner nicht zugetraut — nebenbei bemerkt —, aber der Kerl ist verschlagen und listig wie ein Fuchs . . . Was war nun zu tun? In dem Kaff existiert nur ein Autoverleih, und das einzige Taxi hatten die beiden benützt. Kurz entschlossen requirierte ich den ersten besten Wagen, der vor dem Hotel am Bahnhof stand. Der Besitzer schrie wie ein Wahnsinniger hinter mir her — es nützte ihm alles nichts, ich mußte vorwärts . . . Wollte ich doch vor allen Dingen in Gesellschaft der Haushälterin reisen. Wissen Sie, das Weib ist ein besonderer Typ, der mich ungemein fesselt. Ich habe nun eben solche Schwächen.
Es gab eine tolle Jagd — über Berg und Tal gings —, ich raste ungesehen einige hundert Meter hinter dem Taxi her. Da verlor ich in Ehrenbreitstem plötzlich die Spur . . . Teufel!! — Ich bekam Herzkrämpfe ... Ich flitzte wie besessen durch die Straßen, fegte rheinaufwärts bis Niedsr- lahnstein — der Wagen war nirgends gesehen worden . . . Er schien vom Erdboden verschluckt zu sein ... Ich raste zurück und setzte über die Schiffsbrücke auf die Koblenzer Hette. Vergebens — ich war mattgesetzt. . . ,
Und nun versuchte ich zuletzt einen meiner Spezialtricks, der sich fast immer bewährt hat! Ich schaltete meinen Geist aus, ließ gewissermaßen das Gedächtnis Feierabend machen — das geht, Herr Graf, die Kunst erfordert allerdings ein ungeheuerliches Trainings —, und steuerte den Wagen einfach ins Blinde. In meinem Unterbewuhtsein herrschte das Verlangen nach dem Taxi, — das genügte . . . Der Wagen fuhr wieder nach Ehrenbreitstem zurück, verließ die Stadt mit mir in nördlicher Richtung, und weiter gings rheinabwärts.
Da meldete sich mein Geist und rief mir ein „Halt" zu. Was du machst, ist Unsinn, das Taxi kann unmöglich diese Richtung emgeschlagen haben! . . . Aber ich schlug diese dummen vorwitzigen Gedanken schon im ersten Moment der Geburt knock out ... Es stellte sich darauf auch sofort bei mir ein Gefühl der Zufriedenheit ein, — ich gab Vollgas und mit neunzig Kilometer flog der Wagen in Richtung Beuel-Bonn.
Ja, ja, der Besitzer des Wagens, — der ehrenwerte Apotheker in L., bekam 18 Protokolle darauf, die er natürlich nicht zu bezahlen brauchte. Wir sind uns später bei einer Flasche Wein einig geworden . . ."
Er hielt einen Augenblick inne und zog bedächtig an seiner Zigarette. Dann fuhr er fort:
„In Honnef hielt ich meinen Wagen an. Vor einer Kneipe stand das Taxi. Der Chauffeur saß drin und trank in aller Gemütlichkeit seinen Schoppen Wein. Ich legitimierte mich und fragte ihn nach dem Verbleib seiner Fahrgäste. „Die sind in einer kleinen Gasse in Ehrenbreitstem ausgestiegen," gab er zur Antwort. „Nachher habe ich sie — als ich am Bahnhofsgebäude vorbeifuhr — in die Halle gehen sehen I" Ich war perplex — das können Sie sich den
ken. Es war klar, sie mußten in den D-Zug nach Frankfurt a. M. eingestiegen sein. Ich eilte hinaus, machte kehrt und fuhr zurück . . . Frankfurt — Frankfurt! — Das Wort brauste in meinem Kopf, schrie wild und schlug um sich wie ein Verrückter.
Vier Pannen hatte ich unterwegs, — und ausgerechnet immer da, wo nur Bäume und Felder zu sehen, aber keine Menschenseele zu entdecken war. Damit hatte ich ja allerdings gerechnet — das geht immer so. — Hat man es eilig, so ist stets die Toilette besetzt! ... ach Verzeihung — ich wollte sagen, dann stellen sich immer zeitraubende Hindernisse ein . . . Sie können verstehen, daß der Wiener D-Zug bereits fünf Stunden die Bahnhofshalle in Frankfurt verlassen hatte, als ich endlich dort eintraf. Aber man braucht ja heutzutage nur zu pfeifen, und es stehen schon die fabelhaftesten Verkehrsmittel zur Verfügung. Ich beauftragte die dortige Polizei, das treue Auto nach L. an den Besitzer zurückzubringen.
Zwei Stunden später saß ich tm Flugzeug, und zum Abendessen war ich in Passau an der österreichischen Grenze. Man kocht da unten übrigens sehr gut, — habe mich an bayrischen Knödel ergötzt . . . Dann wanderte ich seelenruhig auf den Bahnhof — mit einer dicken Havanna im Mund — begrüßte den einlaufenden Expreß, suchte mir die nette Haushälterin auf und gab ihr zu verstehen, daß es ratsam sei, wenn sie sich vorläufig unter meinen bewährten Schutz stellen würde. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als meiner herzlichen Bitte nachzukommen, und ich besorgte ihr in zuvorkommender Weise ein Freiquartier in dem Hotel der deutschen Justitia ...
(Fortsstzung folgt).